Der Aufstand von Sky- (Das Todesspiel geht zu Ende) ================================================================================ Kapitel 3: Ein alter Verbündeter -------------------------------- Naomi kam wieder zu Bewusstsein, als ein rasender Schmerz durch ihren lädierten Arm fuhr und sie mit einem lauten Schrei erwachte. Sie befand sich in einer Art alten Bunker oder etwas ähnlichem und jemand schiente gerade provisorisch ihren Arm. Das Licht im Bunker war schwach, sehr schwach und sie sah zuerst wieder nur einen schwarzen Schatten mit blutroten Augen. Doch als er sagte „Meine Güte, schreien Sie mal nicht so rum! Davon kriegt man ja Kopfschmerzen!“ erkannte sie die Stimme als Beyond Birthdays Stimme wieder. Und tatsächlich war er es. Beyond Birthday, gekleidet in einer schwarzen Jacke und mit einigen Kratzern im Gesicht. Er schien ein wenig schlecht gelaunt zu sein und er fasste Naomis Arm nicht gerade auf die sanfteste Art an. „Tja, so wie es aussieht, können Sie den Arm für längere Zeit nicht nutzen. Ich hab zwar den Arm wieder gerichtet, aber trotzdem sollten Sie besser aufpassen. Diese Kampffurie in Lederaufzug hat Sie und L ganz schön in die Mangel genommen.“ „Wie… wie geht es L?“ „Der Kerl wird schon wieder. Die Zwillingsschwestern sind auch hier. Sie pflegen den Herrn Meisterdetektiven.“ „Und wieso sind Sie hier?“ „Ihr lieber Freund „Takuya“ hat mich hierherzitiert. Er hat mich so lange genervt, bis ich endgültig die Schnauze voll hatte und mich auf den langen weiten Weg gemacht habe. Ich hätte ja schlecht meine schwangere Schwester oder ihren Ehemann schicken können.“ Naomi setzte sich auf und sah sich ihren geschienten Arm an. Er war fest verschnürt, trotzdem sah sie, dass er angeschwollen war. Diese Kappa hatte ihr echt übel zugesetzt. „Woher wussten Sie, dass wir hier sind?“ „Takuya hat’s erzählt.“ „Und was ist… mit Kappa? Was ist mit ihr? Ist sie etwa… tot?“ „Nein sie ist putzmunter und macht ein Späßchen nach dem anderen. Natürlich ist sie tot, Mann! Diese Furie hat mir ja kaum eine andere Wahl gelassen. Es war aber auch verdammt schwer, sie zu töten. Ihr Blut hat die Wunden ja sofort verschlossen und ich bin stets und ständig mit dem Messer stecken geblieben. Kommen Sie, ich zeig’s Ihnen.“ Er zeigte die Leiche der getöteten Auftragsmörderin und öffnete ihren Anzug. Dabei entblößte er die unzähligen Stichwunden, der er ihr zugefügt hatte. Beyond ging mit dem Finger in eine der Wunden herein und zog ihn wieder heraus. Dabei kam eine dickflüssige dunkelrote Masse zum Vorschein. Naomi gefror das Blut in den Adern, als sie das sah. „Was zum Teufel ist das?“ „Kappa gehörte zum Blood Freezing Project. Ziel war es, das Blut zu einer dickflüssigen Masse zu machen, welches dann in der Lage war, schwerste Verletzungen sofort zu verschließen. Das machte es umso schwerer, sie zu töten. Selbst mit einem Skalpell würde man stecken bleiben. Eine erhebliche Nebenwirkung war jedoch, dass dadurch die Aggressivität enorm stieg und es sogar Versuchsobjekte gab, die daraufhin dem Kannibalismus verfielen. Kappa war die Einzige, bei der das Experiment erfolgreich war und deshalb hat man sie am Leben gelassen. Allerdings war sie seitdem eine cholerische Hexe.“ Damit machte Beyond den Reißverschluss ihres Anzugs wieder zu und legte eine Plane über die Leiche. „Nachher müssen wir ihre Leiche verbrennen.“ „Warum?“ „Na weil es doch sehr verdächtig ist, wenn eine Frauenleiche gefunden wird, deren Blut so dick ist wie Sirup und einen Strichcode auf dem Hinterkopf hat. Manchmal stellen Sie echt dumme Fragen, Frau Misora.“ Ganz offenbar war Beyond ziemlich schlecht gelaunt, das merkte man ihm sofort an. Kein Wunder, denn er hatte sich ein normales und ruhiges Leben auf dem Land bei seiner Familie vorgestellt und er hatte sich schon mit dem Gedanken angefreundet, bald Onkel zu werden. Und jetzt machte Andrew wieder Stress und aus war es mit der Ruhe. Nicht, dass er L aus eigenen Stücken helfen wollte. Nein, er wollte seine Familie beschützen, auch wenn es hieß, dass er wieder in alte Muster zurückfallen musste. Genau diese Tatsache machte ihn so rasend. Er wollte nicht mehr töten, er wollte nie wieder etwas von den verlorenen Kindern wissen, geschweige denn von jemandem aus Wammys House. Doch kaum hatte er von den Bombenanschlägen und Andrews Forderungen erfahren, kam auch schon Xi alias Takuya in seinen Kopf und bat ihn, Naomi zu beschützen. Nun ja, es war nicht so, dass Takuya ihn großartig zwingen musste. Auch Beyond machte sich Sorgen um Naomi, auch wenn er es lieber nicht zugeben wollte. Es war ihm nicht wirklich leicht gefallen, sein neues Zuhause zurückzulassen, ebenso wie Rumiko, Faith oder die kleine Madeline. Aber er wollte nicht, dass ihnen etwas passierte. Allein schon die Tatsache, dass er L zum Verwechseln ähnlich sah, machte die Sache gefährlich. Was, wenn jemand ihn irrtümlich für L hielt und seiner Familie etwas antat? Das galt es um jeden Preis zu verhindern. Also musste er ein letztes Mal in den Ring steigen und wenn nötig Andrew töten. „Ich hätte nicht gedacht, dich jemals wiederzusehen“ kam es von der anderen Seite des Bunkers, wo L lag und von den Zwillingen gepflegt wurde. „Nachdem du von einer Sekunde auf die andere spurlos verschwunden bist, dachte ich, dass…“ „Lass mich mal eines klarstellen L: Ich tue dies allein, weil ich meine Familie beschützen will, aus keinen anderen Grund sonst. Du brauchst also nicht zu erwarten, dass ich jemals wieder zurückkehren oder mich zu irgendetwas verpflichten werde. Wenn die Sache vorbei ist, hau ich wieder ab und dann auch endgültig.“ „Verstehe…“ murmelte L mit schwacher Stimme. „Also dann, würde mich jemand aufklären, was bis jetzt alles so gelaufen ist?“ L erzählte von seinem Besuch bei Delta, der ihm erzählt hatte, dass Andrew die anderen verlorenen Kinder aufgehetzt hatte, um einen Krieg gegen die Menschen zu führen. Und dann kam er auf Z zu sprechen, die auf Wataris Anweisungen hin Nachforschungen zum Nova Institut betrieb und sich in Henry Lawliets Forschungsteam eingeschlichen hatte. „Unser Ziel ist es jetzt, nach Moskau zu fliegen und meinen Vater zu finden.“ „Soso. Dann will ich jetzt mal Folgendes sagen: Habt ihr allen Ernstes vor, zu viert nach Moskau zu fliegen? Du L kannst keinen Menschen töten noch hast du großartig Kampferfahrung. Frau Misora, die da besser mit einer Schusswaffe umgehen kann, hat einen gebrochenen Arm und unsere beiden Gottesanbeterinnen sind genauso nützlich im Kampf wie ein Messer bei einer Schießerei. Das ist also das Problem: Keiner außer meiner Wenigkeit kann großartig etwas gegen einen kampferprobten Gegner ausrichten. Und wenn ich vier von euch am Bein habe, wird das nur zum Problem.“ „Und was schlägst du vor?“ „Ich kenne eine Kirche in der Nähe. Die Pfaffen haben ja die Pflicht, Flüchtlinge in ihrem Gotteshaus aufzunehmen und da sind Eta und Theta erst einmal in Sicherheit. Was Frau Misora betrifft, kann sie sich selbst entscheiden, ob sie mit uns mitkommt oder sonst wohin geht.“ Und damit schaute der BB-Mörder zu Naomi und wartete auf eine Antwort. Diese schien fest entschlossen zu sein, L bis zum bitteren Ende zu folgen. Eine andere Wahl hatte sie ja offensichtlich nicht. Alles war auf der Suche nach ihr und zum FBI konnte sie auch nicht zurück. Und mit ihrem gebrochenen Arm war sie relativ wehrlos gegen die verlorenen Kinder. Das erkannte auch Beyond und nickte. „Damit hätte sich diese Frage auch geklärt. Haben Sie noch Ihr Handy?“ Naomi reichte es ihm ohne großartig nachzudenken und sofort zerbrach Beyond es in zwei Teile. „L, du musst auf so etwas schon achten. Wir können von Glück reden, wenn das FBI das Signal noch nicht geortet hat. Habt ihr wenigstens neue Pässe?“ „Ja. L ist ab jetzt Dathan Penpal und ich Susan Long.“ „Aha, gut dann bin ich ab jetzt Rue Ryuzaki, also wie gehabt. Wir machen noch eine Stunde Pause, dann machen wir uns sofort auf den Weg.“ „Entschuldigen Sie die Frage, aber ich dachte, Sie hassen L. Warum helfen Sie uns dann?“ Beyond steckte mit einem leisen Seufzer seine Hände in die Taschen und sah zu L herüber. Dieser ließ sich von den Zwillingen verarzten und schien noch deutlich Schmerzen zu haben. „Ich hasse L nicht, zumindest nicht mehr. Andrew war damals auf unsere Freundschaft eifersüchtig und hat mich gegen ihn aufgehetzt. Er hat mich dazu gebracht, auch Watari zu hassen und erst vor ein paar Monaten habe ich die Wahrheit erfahren und jetzt kommt mir die Gelegenheit ganz recht, um diesem Mistkerl das Fell über die Ohren zu ziehen. Und von den verlorenen Kindern will ich nicht das Geringste wissen. Ich kann mich sowieso gar nicht mehr an diese Zeit erinnern und ich bin auch froh drum. Es reicht schon, wenn meine Familie der reinste Alptraum war. Ich habe nun eine neue Familie und ich lasse nicht zu, dass sie von verlorenen Kindern bedroht oder von Bomben getötet wird. Wenn es irgendjemand wagen sollte, meiner Familie Schaden zuzufügen, den bringe ich höchstpersönlich um.“ „Sie sind ganz schön offenherzig, obwohl ich doch beim FBI bin.“ „Soweit ich weiß, sind Sie suspendiert und gelten als verrückt. Nichts für ungut, aber im Moment sind Sie keine FBI Agentin. Das hindert mich aber trotzdem nicht daran, Sie zu unterstützen.“ Naomi wusste nicht so wirklich, was sie davon halten sollte, aber offenbar wollte Beyond Birthday ihr auf diese Weise wohl seine Sympathie für sie ausdrücken. „Sag mal Bruder Beta“ sagten die Zwillinge wie immer unisono „was wirst du als nächstes tun?“ „Nach Russland, L’s Vater suchen und ihn in die Mangel nehmen. Das kann ich gut. Wenn wir den haben, werden wir Andrew zu uns locken. Er wird es sich sicher nicht entgehen lassen wollen, den Mörder seiner geliebten Mutter leiden zu sehen. Wie heißt es so schön? Wenn der Prophet nicht zum Berg gehen will, dann muss der Berg eben zum Propheten kommen. Und so wie ich diesen Bastard Andrew einschätze, hat er so etwas auch schon geplant gehabt und wenn wir bedenken, dass Delta uns lediglich auf den Aufenthaltsort zu L’s Vater hingewiesen hat, könnte dies sogar eine Falle von Andrew sein. Zuerst hat er die ermittelnden FBI Agenten aus dem Weg geräumt und sowohl O als auch Watari getötet, um L zu provozieren. Wenn wir die versteckten Hinweise bedenken, die O an dich weitergereicht hat, vermute ich mal, dass er auch Agent Kazan eine Nachricht zukommen ließ. Da er aber nicht wollte, dass ihr auf Eta und Theta aufmerksam werdet, musste er sterben. Dich konnte er nicht töten, L, weil er dich leiden sehen will. Er weiß, wo er dich am meisten treffen kann und jetzt hat er dich in die Ecke gedrängt. Aber eines verstehe ich noch nicht so ganz: Warum zum Teufel ist er dermaßen fixiert auf das Eta-Virus? Normalerweise hat er doch mehr Freude daran, irgendwo ein paar Häuser anzuzünden oder Bomben hochgehen zu lassen. Er liebt die Action und nicht die schleichende Nummer. Irgendwie lässt mich dieses verdammte Gefühl nicht los, dass er noch einen Plan im Hinterkopf hat. Einen, von den nicht mal die verlorenen Kinder etwas wissen. In meinen Augen ist dieses ganze Chaos nichts Weiteres als eine Ablenkung, eine Scharade.“ „Irgendwie hatte ich da auch so ein Gefühl, zuzutrauen wäre es ihm alle Male“, stimmte L zu und schrie auf, als Eta eine blutende Wunde am Hinterkopf desinfizierte und daraufhin nähte. „Und wahrscheinlich hat es etwas mit meinem Vater zu tun.“ „Was wissen Sie über Ihren Vater?“ „So gut wie nichts. Ich weiß nur, dass meine Mutter Japanerin war. Sie hatte meinen Vater in Deutschland an der Uni kennen gelernt und als sie erfahren hat, was er für ein Mensch war, ist sie mit mir untergetaucht. Mein Vater hat sie aufgespürt und mich dann ins Institut verschleppt.“ „Warum ausgerechnet seinen eigenen Sohn?“ „Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass er ein intelligenter aber absolut grausamer und eiskalter Mensch ist. Warum er unbedingt mich für seine Forschungen ausgewählt hat, kann ich nicht sagen. Ehrlich gesagt möchte ich es auch nicht so gerne wissen.“ Wer würde denn so etwas überhaupt gerne wissen, dachte Naomi und nahm dankend ein belegtes Sandwich an, welches Beyond ihr reichte. L musste es sicher nicht leicht gehabt haben in seinem Leben. Vom eigenen Vater für Experimente missbraucht, von den Leidensgenossen verachtet und gemieden und sein bester Freund gegen ihn aufgehetzt. Kein Wunder, dass sein Rücken aufgrund dieser Last immer weiter nachgab. Eine halbe Stunde verging und L war nun vollständig verarztet. Dank der Schmerzmittel ging es ihm wieder einigermaßen besser und er konnte auch wieder aufstehen. Beyond erklärte ihm den Umgang mit einer Schusswaffe und ermahnte ihn, auch sofort zu schießen. Naomi konnte zwar mit dem anderen Arm noch schießen, aber trotzdem war sie aufgrund ihres gebrochenen Handgelenks nicht ganz so agil wie zuvor. Folglich musste L auch mal seine Prinzipien über Bord werfen und notfalls auch töten. Nachdem die halbe Stunde vorüber war, gingen sie zum Auto. Sie ließen den Wagen, den Naomi „geborgt“ hatte, stehen und fuhren stattdessen mit Beyonds Wagen weiter. Sie steuerten auf direktem Wege zu der Kirche, von der Beyond gesprochen hatte und wurden direkt von Pater Karras empfangen, einen relativ jungen Jesuiten mit südländischer Herkunft. Er sah aus wie ein Boxer und hatte eine Narbe an der linken Augenbraue. „Guten Tag Pater Karras, wir kommen in einer ernsten Angelegenheit vorbei.“ „Haben Sie etwas zu beichten?“ „Nein, aber haben Sie die Nachrichten über den Bombenleger gesehen?“ „Ja. Jetzt wo Sie es sagen, sehen Sie den steckbrieflich gesuchten Personen ähnlich. Brauchen Sie den Schutz der Kirche?“ „Nicht wir aber diese beiden Frauen hier. Das sind Schwester Mary Elizabeth und Schwester Mary John, sie gehören dem Kloster von St. Michael an. Sie sind in Lebensgefahr und wir möchten sie in Sicherheit wissen. Können Sie uns da helfen, Pater?“ Der Priester sah die beiden Rothaarigen mit einem musternden Blick an und fuhr sich über seinen Dreitagebart. „Natürlich werde ich sie hier verstecken, wenn sie in großer Gefahr sind. Aber was ist mit Ihnen?“ „Wir werden den wahnsinnigen Bombenleger stoppen und dafür sorgen, dass er seine gerechte Strafe bekommt. Deswegen können wir die beiden nicht mitnehmen.“ Beyond nickte den beiden noch mal kurz zu und sie folgten ihm in eine ruhige Ecke. Dort schärfte er ihnen ein, dass sie sofort weglaufen sollten, wenn der Pfarrer eine linke Tour abziehen sollte. Das mussten sie ihm versprechen und so verabschiedeten sie sich von den Zwillingen. „Wenn die Sache vorbei ist, dann kommen wir euch beide abholen und dann könnt ihr ins Kloster zurück. Versprochen!“ Die Zwillinge, die eigentlich versprochen hatten, stark zu sein, konnten die Tränen nicht zurückhalten und weinten leise. Abschied nehmen fiel ihnen wirklich schwer und sie hatten Angst. Aber Beyond und L waren sich sicher, dass sie an einem Ort wie diesen besser geschützt waren als irgendwo anders sonst und wenigstens hatten sie noch ihren christlichen Glauben, an den sie sich festhalten konnten. Doch als sie gerade gehen wollten, da eilten Eta und Theta zu L und hielten ihn am Arm zurück. „Warte Bruder Lambda. Bevor du gehst, möchte ich, dass du das hier mitnimmst.“ Und damit überreichten sie ihm einen Umschlag. Er trug Wataris Siegel. „Den hier hat Watari uns gegeben. Er ist für Alpha bestimmt und wir möchten, dass du ihm diesen hier überreichst, falls du ihn triffst. Es war Wataris letzter Wunsch.“ L nahm den Umschlag entgegen und steckte ihn ein. „Gut, ich werde seinen letzten Wunsch erfüllen. Ihr passt gut auf euch auf und denkt daran, was Beyond gesagt hat. Wir müssen jetzt weiter.“ Zum Abschied umarmten die Zwillinge L und Beyond. Sie stiegen sofort ins Auto ein und fuhren weiter. L und Naomi kümmerten sich derweil um die Flugtickets. Dazu gebrauchten sie einfach den Laptop von Beyond. Bei ihrer Suche stießen sie dabei aus Versehen auf ein Foto, das sich auf dem Desktop befand und das Naomi zufällig angeklickt hatte. Es war ein Ultraschallbild. Das musste also das Baby von Beyonds Adoptivschwester sein. „Hat das Kind schon einen Namen?“ „Sollte es ein Junge werden, nennen wir ihn Lumis Faith. Der Name wird in der Familie des Vaters vererbt. Wenn es ein Mädchen wird, soll sie Hope heißen.“ „Hope… ein wirklich schöner Name.“ „Er steht für unsere gemeinsame Hoffnung auf ein glückliches Leben als Familie und dass alles besser wird. Den Namen habe ich ausgewählt.“ Der Himmel verdüsterte sich allmählich und es dauerte nicht mehr lange, da begann es zu regnen. Es goss in Strömen und da sie sowieso schon zwei Stunden gefahren waren, machten sie an einer kleinen Raststätte Pause. Naomi tankte den Wagen auf, Beyond setzte sich auf einen Stein und hob den Kopf in Richtung Himmel. Er schloss die Augen und genoss jeden einzelnen Regentropfen auf seiner Haut. „Schon immer habe ich Regen und Unwetter geliebt. Ich hatte dann immer das Gefühl, dass das Chaos in meinem Inneren nach Außen tritt und gleichzeitig all der Schmutz fortgespült wird. Und ich liebe den Geruch, den der Regen hinterlässt.“ L sah ihn mit seinen Pandaaugen schweigend an und setzte sich zu ihm. Er selbst liebte eher den Schnee, allerdings aus einem ganz anderen Grund: Der Schnee erinnerte ihn immer an seine Mutter. Als sie für immer von ihm Abschied genommen hatte, da hatte es auch geschneit. Mutter… warum musste er dann immer an Blut denken, wenn er an sie dachte? Immer, wenn er glaubte, dass eine ganz bestimmte Erinnerung in ihm hochkam, da sah er überall Blut und er hörte, wie sie mit gebrochener Stimme zu ihm sprach. „Es wird alles gut mein Schatz… du brauchst keine Angst haben.“ „Mama, es tut mir Leid! Ich wollte das nicht. Bitte bleib bei mir Mama!!!“ Sofort verdrängte etwas in L diese Szene wieder und er versuchte diese Stimmen zu vergessen. Er wusste selbst nicht, warum er das tat. Wahrscheinlich, weil etwas in ihm Angst vor dieser Erinnerung hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)