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Der Aufstand

Das Todesspiel geht zu Ende
von

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Trauer und Zorn

Es war kalt… und dunkel. Eingeengt und auf dem kalten Boden liegend kauerten unzählige Kinder und weinten. Sie hatten sich zusammengekauert und kuschelten sich in ihre zerschlissenen Decken. Einige von ihnen schliefen und wälzten sich von Alpträumen geplagt umher, doch die meisten konnten nicht schlafen. Ein kleiner Junge, gerade mal fünf Jahre alt, weinte leise und musste von einem anderen Kind getröstet werden, das auf seinem Hinterkopf genauso wie alle anderen einen Strichcode tätowiert hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er als erstes Zeichen ein Alpha hatte. „Keine Angst Lambda, Mama kommt sicher bald und dann wird sie uns wieder eine Geschichte erzählen.“ Doch der Kleine weinte nur noch mehr und so blieb Alpha nichts anderes übrig, als ihn tröstend in den Arm zu nehmen. Dabei wurde er von einem älteren Kind ausdruckslos angestarrt, dessen Blick gebrochen war. „Mama wird nicht kommen…sie kommt nie wieder!“ „Halt die Klappe Gamma, Mama kommt ganz bestimmt. Sie hat es versprochen!“ Ein lauter metallischer Knall unterbrach das Gestreite und alle fuhren erschrocken auf. Selbst jene, die zuvor geschlafen hatten, waren aufgeschreckt und umklammerten einander in Todesangst. „Die bösen Menschen! Die bösen Menschen“ riefen Eta und Theta und wichen verängstigt von der Tür zurück. „Sie kommen!“ Langsam öffnete sich die schwere Metalltür und grelles Licht fiel in die Zelle. Geblendet schlossen die Kinder die Augen oder nahmen ihre Hände als Sichtschutz zur Hilfe. Einige schrieen auf und flüchteten sich in die hinterste Ecke der Zelle, da sie glaubten, es seien Wärter, die sie wieder in die Labore bringen und an ihnen schmerzhafte Experimente durchführen würden. Oder noch schlimmer: Sie in die „Arena“ bringen, wenn sie nicht mehr von Nutzen waren und auf Leben und Tod gegen andere kämpfen mussten. Doch dann erklang eine sanfte und liebevolle Stimme, die sie wieder beruhigte. „Habt keine Angst, ich bin es. Tut mir Leid, dass ihr so lange warten musstet.“ Eine dünne Frau mit langen schwarzen Haaren, einem Laborkittel und einen Rosenkranz um den Hals betrat die Zelle und hatte eine Tüte bei sich. Sie kniete sich auf den Boden, legte die Tüte beiseite und breitete ihre Arme aus. „Na, wer möchte denn umarmt werden?“ „Mama!“ riefen die Kinder und all die traurigen und hoffnungslosen Augen leuchteten auf. „Mama!!!“ Sofort wurde die Frau stürmisch von mehreren Kindern umarmt, geküsst und gedrückt. Manche weinten sogar vor Freude und wollten sie gar nicht mehr loslassen. Von allen Kindern aber war es Alpha, der sich am meisten freute und sie gar nicht mehr loslassen wollte. Schließlich, als alle ihre Umarmung und Küsse bekommen hatten, holte die Frau Bonbons aus der Tüte und gab jedem Kind eine Hand voll. „So, möchte jemand von euch eine Geschichte hören?“

„Ja! JAAAA!!!“ riefen die Kinder laut und versammelten sich alle um die Wissenschaftlerin, die nun ein Buch hervorholte. Es war eine Kinderbibel, die ihr selbst als Kind gehört hatte. Sie hätte auch Märchen erzählt, aber diese armen Kinder konnten mit Märchen nichts anfangen. Sie hatten niemals das Tageslicht erblickt, geschweige denn jemals ein Tier gesehen. Und Geschichten über Tiere, Prinzen und Hexen konnten sie nicht über diese Zeit hinwegtrösten, die sie hier eingesperrt waren. Aus diesem Grund hatte Wednesday Weather angefangen, ihnen aus der Bibel vorzulesen. „Also, heute lese ich euch die Geschichte vom kranken Mann vor. Setzt euch gemütlich hin und wenn ihr auch still und brav seid, lese ich vielleicht noch eine zweite Geschichte vor.“ Und so begann sie die Geschichte vom armen kranken Mann vorzulesen, der von Geschwüren übersät war und furchtbare Schmerzen litt. Die Menschen ekelten sich vor ihm und er war gezwungen, immer „Aussätziger“ zu rufen, um die anderen zu warnen, damit sie einen großen Bogen um ihn machen konnten. „Ähm Mama“ meldete sich schließlich schüchtern der kleine Beta. „Was ist Aussatz?“

„Damals hatten manche Menschen schreckliche Geschwüre und die anderen glaubten, dass dies eine Strafe von Gott sei, weil sie böse Dinge getan haben. Weil sie Angst hatten, dass sie sich anstecken könnten, mussten sie einen Bogen um sie herum machen.“

„Waren die Aussätzigen böse?“

„Nein, sie waren nur schrecklich krank und niemand konnte ihnen helfen. Genauso wie dem armen kranken Mann. Doch dann hat er gehört, dass Jesus Leute heilte und er hat sich humpelnd auf den Weg gemacht, um sich von ihm heilen zu lassen. Die Leute mieden ihn und jagten ihn fort, aber Jesus hatte keine Angst und er ekelte sich nicht vor dem Mann. Der arme kranke Mann fiel auf die Knie, streckte seine schmerzenden Hände aus und sprach weinend „Oh Herr, willst du mich bitte wieder gesund machen? Du kannst es, wenn du nur willst.“ Und Jesus schickte ihn nicht fort, nein er hatte Erbarmen mit dem armen kranken Mann. Er ging auf ihn zu, legte die Hände sanft auf den wunden Kopf des Mannes und sprach „Ich will, dass du gesund wirst.“ Und siehe da, der Mann war geheilt. Er hatte keine Geschwüre und keine Schmerzen mehr. Er war überglücklich und er wusste nicht, wie er Jesus danken sollte. Doch Jesus ging bereits weiter, denn es gab so viele unglückliche Menschen, denen er helfen wollte. Also ging der Mann nach Hause. Die Menschen waren nie wieder böse zu ihm oder machten einen Bogen um ihn. Er war ein schwacher und kranker Mann gewesen, doch jetzt war er stark und fröhlich.“ Die Bonbon essenden Kinder sahen Wednesday begeistert an und tatsächlich schien diese Geschichte sie aufzumuntern. Eta, die diese Geschichten am meisten liebte, hob ihre Hand und fragte „Wird Jesus uns auch befreien?“

„Das weiß niemand. Wisst ihr, die Menschen waren böse zu Jesus und jetzt ist er wieder im Himmel bei Gott. Aber eines Tages wird er wieder zurückkehren und dann wird es überall schön werden und dieses Institut wird es dann nicht mehr geben.“

„Aber warum kommt er nicht jetzt?“

„Ach weißt du Delta, es gibt so viele Menschen auf der Welt, die genauso traurig und unglücklich sind wie ihr und deshalb kann er nicht allen helfen. Aber wenn ihr immer brav seid und nicht so böse werdet, wie die Wärter, dann wird ganz sicher der Tag kommen, an dem ihr befreit werdet. So, und da ihr so schön zugehört habt, erzähle ich euch noch eine Geschichte. Alpha, welche Geschichte möchtest du denn hören?“

„Die Geschichte von Lazarus!“

„Also gut, dann hört gut zu!“ Und wieder trat gespannte Stille ein und alle Kinderaugen ruhten auf Wednesday Weather, die eine weitere Tüte mit Milchbrötchen an die Kinder reichte. „Lazarus war der Bruder von Maria und Marta und sie waren sehr gute Freunde von Jesus. Die drei lebten in einem fernen Land namens Betanien und sie sorgten immer gut für ihre Freunde, wenn sie zu Besuch kamen. Doch eines Tages wurde Lazarus so krank dass es schien, als müsse er sterben. Maria und Marta waren sehr traurig darüber und sagten „Ach, wenn Jesus hier wäre, dann könnte er Lazarus wieder gesund machen“ Aber Jesus war nicht da, er war in einem anderen Teil des Landes und deshalb schickten Marta und Maria einen Boten zu ihm, der ihm sagen sollte, dass Lazarus krank sei. Der Mann lief den ganzen Tag, kam endlich zu Jesus und richtete ihm die Nachricht aus. Jesus erschrak nicht und er wurde auch nicht traurig. Er sagte ruhig „Die Krankheit ist nicht zum Tode“ Mit dieser Nachricht ging der Bote zu den Schwestern zurück. Doch er fand eine Menge trauernder Menschen vor, die ihm erzählten, dass Lazarus gestorben sei. Noch am selben Tag wurde er in einer dunklen Höhle begraben, mit einem großen Stein davor. Sie waren vor Kummer ganz verzweifelt und weinten. „Wäre Jesus doch nur hier gewesen“ schluchzte Marta. „Ja“ weinte Maria, „Dann wäre Lazarus nicht gestorben“.“

Sofort unterbrach Lambda und stellte die Frage, ob Lazarus wirklich tot war. Die Wissenschaftlerin nickte und streichelte ihm sanft den Kopf. „Ja, er ist wirklich gestorben, aber die Geschichte geht ja noch weiter: Als vier Tage vergangen waren, kehrte Jesus zurück und betrat das Haus von Marta und Maria. Marta weinte und sagte: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, dann wäre Lazarus nicht gestorben!“ Doch Jesus sagte ihr, dass Lazarus wieder aus seinem Grabe aufstehen würde. Marta müsse nur daran glauben. Er ließ Maria rufen und als sie ihn erreichte, fiel sie auf die Knie und rief genauso wie Marta „Herr, wenn du nur hier gewesen wärst, dann wäre Lazarus nicht gestorben!“ Sie war so unendlich traurig, dass sogar Jesus weinte. Aber dann fragte er, wo Lazarus begraben läge. Er führte sie hin und sagte ihnen, dass alles gut werden würde. Ein paar Männer rollten die Steine beiseite und Jesus begann zum Himmel zu schauen und zu seinem Vater im Himmel zu reden. Dann schaute er ins Grab und rief „Lazarus, komm heraus!“ Es war still, aber plötzlich hörten die Menschen Schritte in dem dunklen Grab. Und dann kam Lazarus heraus. Marta und Maria waren so froh, ihren Bruder wiederzusehen. Sie nahmen ihn an der Hand und gingen mit ihm wieder nach Hause.“ Wednesday sang noch ein Schlaflied und gab jedem der Kinder einen Kuss. Sie würde Morgen zur selben Zeit wiederkommen, aber nicht um ihnen Geschichten zu erzählen. Nein, sie würde diese armen gequälten Seelen endlich befreien und mit ihnen aus diesem schrecklichen Institut fliehen. Dann würden sie nicht immer nur von der Freiheit träumen sondern sie auch am eigenen Leib spüren. Wednesday wusste, dass es gefährlich war und dass sie die Sache wahrscheinlich nicht überleben würde. Aber sie musste es tun. Es war ihre Pflicht, die Kinder mit ihrem Leben zu beschützen. Nachdem sie sichergegangen war, dass alle eingeschlafen waren, verließ sie die Zelle und ging in ihr eigenes Quartier. Sie war müde und erschöpft….
 

Andrews Brust schnürte sich zusammen, als er diese Szene vor seinem inneren Auge sah. Und dann brannte der blinde Hass in ihm auf. Er stand auf einer Empore und vor ihm standen versammelt die verlorenen Kinder. Sie waren so gut wie vollzählig, nur L, Beyond Birthday, Eta und Theta fehlten und Epsilon und Omega waren tot. Außerdem konnte Takuya nicht teilnehmen und Fear und Anne waren in Thailand und weigerten sich, an diesem Treffen teilzunehmen.„Meine lieben Brüder und Schwestern, zu lange haben wir still gehalten und schweigend unser Leben als Außenseiter gefristet, während die Mörder unserer Mutter immer noch auf freien Fuß sind. Sie haben uns alles genommen und jetzt ist es endlich an der Zeit, dass wir uns dafür rächen. Die Menschen haben uns wie Vieh behandelt, uns unsagbare Schmerzen zugemutet und uns gegeneinander kämpfen lassen. Jetzt, da wir frei sind, behandeln sie uns immer noch wie Aussätzige und wir sind gezwungen, uns vor den Männern aus dem Institut zu verstecken. Das muss endlich ein Ende haben!“ Ein gewaltiger Beifallsturm ertönte und manche riefen sogar „Tod den Menschen!“ Andrew hob die Arme, um die Menge zu beruhigen. „Doch das Schlimmste ist, dass unser Bruder Lambda uns alle verraten hat. Er trägt den Namen des Mannes, der unsere Mutter vor zwanzig Jahren ermordet hat: Henry Lawliet. Er hat sich gegen uns gestellt und steht nun auf der Seite der Menschen. L Lawliet ist ein Verräter! Er beschützt die Mörder unserer Mutter, die ihr Leben gegeben hat, damit wir in Freiheit leben können.“

„Bringt ihn um!“ rief einer aus der Menge hysterisch und erhob dabei eine Faust. Ein anderer hingegen forderte seine sofortige Festnahme. Sie alle waren wütend und aufgebracht. Nur einer blieb still und das war Delta. Er war mehr der Beobachter und verfolgte das Geschehen mit einem kühlen Interesse. „Brüder und Schwestern, es ist an der Zeit, endlich abzurechnen. Mit den Menschen, die uns das all die Jahre angetan haben, mit dem Mann, der unsere Mutter auf dem Gewissen hat und mit Lambda, der uns verraten hat. Setzen wir gemeinsam das Eta-Virus frei und löschen wir die Menschheit aus!!!“ Ein tosender Beifall brach aus und alle klatschten begeistert. Es war unfassbar, wie schnell die Stimmung umgeschlagen war und wie einfach es gewesen war, die Menge zu überzeugen. Im Grund brauchte es auch nicht viel. Es hatte sich einfach zu viel Wut angestaut, so viel Hass und Verbitterung hatte die Herzen dieser verlorenen Kinder ergriffen. Für sie war ein Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gab. Kein Vorankommen, solange alles beim Alten blieb. „Als wir im Institut lebten, waren unsere Körper gefangen aber dank unserer Mutter war unser Geist frei. Nun sind unsere Körper frei, aber unser Geist ist es nicht, solange wir weiterhin in Angst leben müssen. Diese Zeiten sind jetzt vorbei. Holen wir uns die Freiheit, die uns zusteht. Wenn nötig mit Gewalt!!!“ Nachdem die Menge genug gefeiert hatte, verließ Andrew die Empore und gesellte sich zu Delta, der ein wenig abseits stand, einen Frauenkimono mit weitem Ausschnitt trug und seine langen Haare hochgesteckt hatte. Er trank ein Glas Champagner und hatte einen nichts sagenden Gesichtsausdruck. „Eine nette Rede mein Lieber. Du hast sie auf deine Seite gebracht.“

„Dich scheint meine Rede ja nicht beeindruckt zu haben.“

„Ich halte mich lieber im Abseits und behalte mir meine Meinung vor.“

„Auf welcher Seite bist du eigentlich?“

„Auf meiner eigenen, das wusstest du auch von Anfang an. Mir geht es nur um meine persönlichen Vorteile, das verstehst du ja. Solange auch was für mich dabei herausspringt, werde ich dir helfen. Sag mal, was ist das eigentlich mit Lambda? Stimmt das wirklich?“

„Was macht das für einen Unterschied, ob er ein Verräter ist oder nicht? Allein seine Existenz hätte uns damals allen das Leben gekostet, hätte Mutter uns nicht befreit und allein seinetwegen musste sie sterben. Das werde ich ihm niemals verzeihen. Ich will ihm alles nehmen, was ihm wichtig ist und alles zerstören, was er jemals aufgebaut hat. Er soll leiden, genauso wie Mutter leiden musste. Ich will ihn brechen wie ein Streichholz!“ Und mit einem mörderischen Funkeln in den Augen ging Andrew an Delta vorbei und verließ den Raum. In einem Nebenzimmer warteten Dr. Heian und Molly. Der kannibalische Chirurg klatschte mit einem listigen Lächeln Beifall, welches schon fast sarkastisch zu sein schien, während Molly auf dem Boden saß und immer wieder ein Teppichmesser in den Boden rammte. Sie sah gelangweilt und genervt aus. „Na endlich ist dieses scheiß Treffen vorbei. Ich dachte schon, ich würde vor Langeweile krepieren. Und Dr. Psycho ist auch kein unterhaltsamer Gesprächspartner.“

„Ich kann mich einfach nicht mit deinem vorlauten und vulgären Mundwerk anfreunden, meine Liebe“, antwortete der Chirurg mit einem Lächeln und wandte sich Andrew vor. „Wie gehen wir weiter vor?“ „Wie besprochen. Wir müssen unbedingt an das Eta-Virus rankommen, ohne das läuft gar nichts. Wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist, kommt ihr beide zum Einsatz. Ich brauche nämlich Geld und jemanden mit medizinischem Können. Steven Red war lediglich eine Marionette, die ich nicht länger brauchte. Wie ist sein Zustand?“

„Er ist vor knapp einer Stunde verstorben.“

„Der arme Kerl ist tot. Sein Zustand war ohnehin äußerst kritisch, weil Delta drei Male auf ihn eingeschossen hat.“

„Soll mir recht sein. Steven ist mir mit seinem Gejammer mit seiner Miki sowieso auf die Nerven gegangen.“

„Hast du schon ein neues Ziel im Visier?“

„Natürlich. Wir bereiten das nächste Feuerwerk vor. Europa soll ordentlich was zu feiern bekommen. Sag Anger Bescheid, dass er sich bereithalten soll. Ich habe noch ein paar wichtige Dinge zu erledigen.“ Und damit verließ Andrew nun auch seine beiden Gefolgsleute. Diese sahen ihm schweigend nach und Molly hörte auf, mit dem Teppichmesser zu spielen. „Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie ist er anders als sonst. Er ist nicht mehr so ein eiskalter Dreckskerl wie sonst.“

„Ich muss dir ausnahmsweise Recht geben. Er beginnt, sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Er ist von Rache getrieben. Aber eben das macht ihn so interessant. Denkst du etwa daran, zu deinen Eltern zurückzukehren?“

„Bist du bescheuert? Natürlich nicht. Ich dachte nur, mir fällt’s als Einzige auf.“ Die Aufmerksamkeit der beiden wurde schließlich auf Delta gerichtet, der gerade hereinkam und inzwischen sein Champagnerglas nachgefüllt hatte. Er sprach mit einer Frauenstimme, was darauf schließen ließ, dass seine weibliche Persönlichkeit wieder die Kontrolle übernommen hatte. Mit einem charmanten Lächeln machte es sich „Hainuelle“ auf dem Sofa bequem und nahm eine sehr verführerische Pose ein. Inzwischen hatte Delta Make-up aufgelegt und sah nun noch mehr wie eine Frau aus als vorher. „Na, worüber habt ihr gerade geredet?“

„Über Andrews Pläne. Aber sag mal Delta…“ und damit räusperte sich der Chirurg und ignorierte gekonnt die verführerischen Blicke, die auf ihn gerichtet waren. „Du weißt schon, dass, wenn der Obi vorne zugeschnürt ist, es heißt, du wärst eine Prostituierte?“ „Vielleicht…“ Und damit zwinkerte „Hainuelle“ ihm zu. Normalerweise, wenn „Dorian“ die Kontrolle hatte, war bei ihm der Knoten hinten, so wie er sein musste. Und er benahm sich auch nicht so aufreizend. „Ich sorge mich allerdings ein wenig um L. Ich frage mich, ob ihm überhaupt bewusst ist, was in Andrews Kopf vorgeht und was damals passiert ist, als Mutter starb. Die Sache dürfte unterhaltsam werden. Solange auch für mich was dabei herausspringt… warum folgt ihr ihm eigentlich?“

„Es ist unterhaltsam und man sollte wissen, wen man sich zum Feind macht und wen nicht. Und Andrew Asylum sollte man sich besser nicht zum Feind machen.“ „Wohl wahr, wohl wahr“ stimmte „Hainuelle“ zu und fuhr sich mit ihren grazilen Fingern durchs Haar. „Wie sagt man immer so schön? Die Mutter ist Gott in den Augen eines Kindes. Und es gibt Menschen, die ganze Völker für ihren Gott niedergemetzelt haben. Ist es nicht verrückt, dass Menschen ihresgleichen aus solch niederen Beweggründen so etwas tun? Man sagt, dass solche Menschen wie Tiere sind, dabei töten Tiere allein, wenn es um ihr Überleben geht. Im Grunde ist Andrew nur eine gekränkte und verzweifelte Seele. Fragt sich nur, was er wirklich vorhat. Ist es wirklich Rache? Oder kann es sein, dass er von einem anderen Ziel angetrieben wird? Jedenfalls… ihr zwei müsst mir nachher helfen. Andrew hat mir aufgetragen, ein neues Video zu drehen. Anscheinend hat er seine Pläne kurzfristig geändert. Ich bin wirklich gespannt, was er als Nächstes vorhat.“



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