Verwechselt von NatsuNoSora (Ein Fehler und du bist tot) ================================================================================ Kapitel 6: Der Boss ------------------- Vermouth war seit zehn Minuten auf dem Boden gesessen und hatte angespannt meinen Worten gelauscht. Mit jedem von diesem verfinsterte sich ihre Miene mehr und mehr. Als ich geendet hatte, seufzte sie nur. „Tja, da kann man wohl nichts mehr machen, cool kid. Wir müssen dich irgendwie hier raus kriegen.“ Bei diesen Worten blickte ich auf. „Aber nur mit Beweisen von den kriminellen Machenschaften der Organisation. Sonst war das alles hier ja umsonst!“ Vermouth stöhnte genervt auf. „In deiner Situation stellst du noch Bedingungen?“ Als sie jedoch in meine entschlossenen und schon leicht trotzigen Augen blickte, gab sie sich geschlagen. „Wenn es denn sein muss. Lass das mal meine Sorge sein. I already have an idea.“ Doch ich sollte die Idee nicht mehr erfahren. Die Tür wurde plötzlich krachend aufgestoßen und Gin erschien im Zimmer. „Deine Viertelstunde ist rum. Ich bin hier, um den Gefangenen abzuholen. Der Boss will ihn sehen.“ Bei dem Wort Boss erschien es mir, als würde kurz ein hasserfüllter Ausdruck über Vermouths Gesicht huschen. Doch im nächsten Augenblick hatte sie schon wieder ein Lächeln auf dem Lippen. „Wenn dem so ist. Take him. Bye Bye, Shinichi Kudo.“ Mit diesen Worten verschwand Vermouth durch die Tür. Und ließ mich allein mit Gin zurück. Der Blick, den ich von diesem bekam, sprach von purer Mordlust. Seine Unzufriedenheit darüber, dass er sie nicht ausleben durfte, war ihm deutlich anzusehen. „Mitkommen.“ Ich hatte im Moment keine Lust, Widerstand zu leisten, also stand ich gehorsam auf und folgte dem großen Mann. Dieser führte mich durch viele Gänge, Türen und Abzweigungen. Zu viele, um sich den Weg zu merken. Schließlich blieben wir in einer Sackgasse stehen und ich sah mich einer riesigen Eichentür gegenüberstehen. Ich schluckte. ‚Geschmack hat er.‘ Kraftvoll klopfte Gin gegen die Tür. Von der anderen Seite hörte ich tippelnde Schritte. Eine ältere Dame, mit ergrauten Haaren öffnete sie. Über den Rand ihrer Brillengläser blickte sie uns beide an. „Ja?“, fragte sie mit überraschend scharfer Stimme. Doch ihr Gegenüber ließ sich davon nicht einschüchtern. „Ich bin hier, um dem Jungen abzuliefern.“ Mit diesen Worten packte er mich kraftvoll am Arm und zog mich brutal nach vorne. Die alte Dame, die anscheinend so etwas wie die Sekretärin zu sein schien, musterte mich eindringlich und nickte dann. „Der Junge kann reinkommen. Du bleibst draußen“, fügte sie laut an, als Gin hereintreten wollte. Mir selber grub sie ihre Fingernägel in den Arm und zog mich in den Raum. Dem Blonden schlug sie einfach die Tür vor der Nase zu. Im Stillen bewunderte ich ihren Mut. Doch keine zwei Sekunden verlor ich meine Bewunderung. Keine zwei Sekunden später drückte sie mich nämlich zwei Muskelprotzen in die Arme, welche mir ziemlich brutal die Arme auf den Rücken verdrehten. „Das wäre echt nicht nötig gewesen“, murmelte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. Die Sekretärin selber klopfte an die Tür, die in den nächsten Raum führte. Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnete sie diese und sagte in einem höflichen, schon gar unterwürfigem Ton: „Der Gefangene ist hier.“ „Reinkommen“, bekam sie als Antwort. Die Stimme, die diese gab, war bestimmt und klang ungewöhnlich hoch. Sie passte gar nicht zu dem Bild des Bosses, das ich mir gemacht hatte. Die beiden Hühnen schubsten mich vor sich her in das Büro des Boss. Mit einem kurzen Blick sah ich mich um. Der Boden war mit dunklem Parkett ausgelegt, doch anstatt auf Holz zu laufen, lief ich auf Glas. Anscheinend war der Boden zu kostbar, als dass man auf ihn treten durfte, weswegen er durch eine riesige, leicht angeraute Glasscheibe geschützt wurde. Die nahgelegene linke Wand wurde von einem monströsen Bücherregal eingenommen. Beim Vorbeilaufen bemerkte ich mit Erstaunen, dass auch Belletristik wie Sherlock Holmes oder Arsène Lupin vorhanden war. Das war aber auch das einzige, denn schon wurde ich weitergezerrt. Auf der anderen Seite stand eine Sofa-Ecke, mit italienischen Designermöbeln, wie es schien. Auf dem Tisch stand ein Tablett mit Kristallgläsern und verschieden Spirituosen. An den Wänden hangen einige, wertvoll aussehende Bilder. Überrascht stellte ich fest, dass eins der Bilder eine Szene aus Sherlock Holmes zeigte, in der er gerade mit Moriarty am Abhang der Reichenbachfälle rangelte. Die Wand gegenüber der Tür wurde von einem riesigen Panoramafenster eingenommen. Davor stand ein mächtiger Mahagonischreibtisch. Auf diesem verteilt lagen einige Akten, als auch ein moderner Computer mit großem Bildschirm. In der Mitte stand ein kunstvoll verziertet Eimer mit Eis, in dem eine Flasche Champagner, ein Diamant Bleu, lag. Daneben befand sich ein kostbar aussehendes Glas. Hinter dem Schreibtisch stand ein riesiger, schwarzer Sessel, mit der Lehne zur Tür, sodass ich den Insassen nicht erkennen konnte. Die beiden Muskelprotze drückten mich auf einen Stuhl gegenüber, zogen meine Hände unter den Armlehnen hindurch und fesselten sie mir mit Handschellen. Glaubt mir, dass war keine sehr angenehme Position. „Wegtreten. Ich möchte alleine mit ihm sprechen.“ Meine Begleiter nickten, verbeugten sich kurz und verließen schließlich den Raum. Kaum waren sie weg, drehte sich die Person im Stuhl um. Mir verschlug es fast die Sprache. Die Stimme hatte mich so etwas schon vermuten lassen, aber es zu sehen, war dann doch unglaublich. Der Boss der schwarzen Organisation war eine Frau. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)