Verwechselt von NatsuNoSora (Ein Fehler und du bist tot) ================================================================================ Kapitel 1: Geburtstag --------------------- Geburtstag „Hey Conan“, rief Genta, mit einem kleinen Brief in der Hand. „Hier ist mein Geschenk. Du solltest es lieber jetzt öffnen“, meinte er mit einem Grinsen im Gesicht. Es war der 4. Mai und alle feierten eine große Party. Professor Agasa hatte sie organisiert, da Conan heute 10 Jahre alt wurde. Das Buffet war groß, die Geschenke zahlreich. Conan nahm das Geschenk in die Hand, aber schaute es sich nur an. „Es ist ein Essensgutschein“, sagte Conan nach kurzer Zeit. Alle schauten ihn verwirrt an und als er den Brief öffnete, kam wirklich ein Essensgutschein für eine Portion Aal auf Reis zum Vorschein. Jetzt starrten alle nur ungläubig auf den Gutschein und dann wieder zu Conan. Dieser reagierte nicht, zuckte die Schultern und erklärte mit ruhiger, selbstsicherer Stimme: „Das ist nur eine logische Schlussfolgerung. Da es ein Brief und kein Päckchen war, konnte es nur ein Stück Papier sein. Nun ist die Frage, was für ein Papier. Es könnte eine Karte sein, aber solche Sachen macht Genta nicht. Außerdem hat er die Angewohnheit von sich, auf andere zu schließen. Da er sich zum Geburtstag wahrscheinlich einen Essensgutschein wünschen würde, hat er geglaubt, dass ich auch gerne einen hätte.“ Nun klatschten alle begeistert, außer Kogoro, welcher nur vor sich hin murmelte, dass er es auch gewusst hat. In diesem Moment kam Ran hinein, ebenfalls mit einem Stück Papier in der Hand. Doch dieses war kein Essensgutschein. „Ich habe die Zusage! Das College hat mir die Zusage für mein Lehramtstudium geschickt!“ Erneutes Klatschen. Begeistert stürmte Sonoko auf ihre beste Freundin hinzu und umarmte sie. Die anderen taten es ihr gleich und auch der anwesende Dr. Araide wollte ihr die Hand schütteln. Als Conan dies sah, schob er sich schnell zwischen Ran und den Doktor. „Ich freu mich für dich!“, rief er Ran zu und warf Araide einen bösen Blick zu. Dieser schaute nur verwundert, aber ging wieder zu den anderen. Conan sah auf den Banner, den die Detective Boys für ihn gemalt hatten. Darauf stand in großen Buchstaben: „Ales Gute zum zenten Geburtztag!“ Man sah sofort, dass Genta es geschrieben hatte. Kein anderer machte so banale Rechtschreibfehler. ‚Es sind schon ganze drei Jahre seit meiner Schrumpfung zum Grundschüler vergangen. Ran wird bald studieren und dann noch kaum Zeit für andere Dinge haben. Vielleicht lernt sie auf dem College eine anderen netten Jungen kennen und vergisst mich dann. Tja, ich kanns ihr nicht verübeln. Immerhin lebt sie schon ganze drei Jahre, ohne zu wissen, wer ich in Wirklichkeit bin.‘ Während er seinen trüben Gedanken hinter her hing, sah er sich im Zimmer um. Das Wohnzimmer in der Wohnung der Moris was nicht groß genug, weshalb man die Feier in die Detektei verlegt hatte. Kogoro hatte das am Anfang zwar gar nicht gepasst, doch nach einigem guten Zureden, hatte er sich schließlich von seiner Tochter und den Detective Boys bereitschlagen lassen. Der Banner hing direkt über dem großen Fenster, das raus auf die Straße führte. Davor stand der Professor mit seinen Eltern, die für seinen Geburtstag extra aus den Staaten eingereist waren. Conan lächelte bitter. Als er mit einer Schusswunde im Krankenhaus gelegen war, hatten sie anscheinend keine Lust gehabt ihn zu besuchen, aber zu seinem Geburtstag setzten sie sich in den nächsten Flieger. Sie wussten genau, dass es ihn aufregte. Das alles hier. Dass er zum zweiten Mal seinen zehnten Geburtstag feiern musste, obwohl er doch schon zwanzig war! Zwanzig! Unter normalen Umständen hätte er schon längst sein Studium angefangen. Unter normalen Umständen. Aber was war an ihm schon normal? Er war ein zehnjähriger, kleiner Viertklässler, mit dem Verstand eines Erwachsenen. Resigniert schüttelte er diese Gedanken ab und ließ seinen Blick weiter umherwandern. In der Nähe der Tür stand Kogoro mit dem Doktor und unterhielt sich angeregt mit ihm über etwas. Conan schmunzelte. Onkelchen hatte mal wieder einen über den Durst getrunken und redete die meiste Zeit auf Araide ein. Ran stand am anderen Ende des Raumes mit den Detective Boys zusammen. Diese erzählten ihr aufgeregt, wie Conan Gentas Geschenk vom bloßen Betrachten erkannt hatte. Ran lachte und fing nun an ihrerseits etwas zu erzählen. Sein Blick blieb an ihr hängen. Ran. Seine große Sandkastenliebe. Mit einem analysierenden Blick betrachtete er ihr Gesicht. Ihre langen, braunen Haaren fielen ihr glatt über den Rücken, einige Ponyfransen bedeckten ihre Stirn. Die blauen Augen strahlten einen freundlich an und beruhigten einen. Der Mund schien fast immer zu lächeln. Fast. Conan musste an die Momente denken, an denen sich dieses schöne Gesicht vor Trauer verzerrte. Und er kannte den Grund für ihren Trauer. Kannte ihn zu gut. Er war der Grund. Sein ständiges Fehlen als Shinichi Kudo. Wie oft hatte er schon nachts vor ihrer Tür gestanden, während sie sich in ihrem Zimmer die Augen auheulte, sich fragte, wo er blieb. Und jedes Mal war er machtlos. Konnte nichts gegen die Tränen tun. Er hatte es satt. Hatte es satt, machtlos, klein und schwach zu sein. Jedes Mal, wenn er sie weinen hörte, war er kurz davor, ihr alles zu erzählen. Die Tür aufzureißen und zu schreien. „Hier bin ich doch! Hier war ich die ganze Zeit! Ich bin’s, Shinichi! Also hör bitte auf zu weinen…“ Bei diesen Vorstellungen konnte er sie nicht mehr ansehen, wandte beschämt den Kopf zu Boden und verfluchte zum hundertsten Mal sich selber. Allein an diesem Tag. Verfluchte seinen Körper, seine Erscheinung, sein Spiel, dass er mit allen Anwesenden trieb. Verfluchte diejenigen, die ihm das angetan hatten. Wenn er sie jemals in die Finger kriegen sollte, dann…! Doch er hatte keine Zeit mehr, sich auszumalen, was er mit Gin, Vodka und dem Rest anstellen würde, denn nun kam der Doktor auf ihn zu und gratulierte ihm zum Geburtstag. Sofort setzte er ein strahlendes Lächeln auf, obwohl seine Gedanken ganz woanders waren. Keiner schien es zu bemerken. Dachte zumindest er. Ai beobachte ihn schon eine ganze Weile. Sie stand mit Sonoko ein bisschen abseits und unterhielt sich mit dieser über ihre Zukunftspläne. Nicht, dass es sie wirklich interessierte, doch das kurzhaarige Mädchen hatte einfach angefangen, auf sie einzureden. Sie wollte eine Ausbildung in der Firma ihres Vaters machen, um irgendwann den Konzern zu übernehmen. Während ihr Ai mit halbem Ohr zugehört hatte, war ihr das Gefühlsschauspiel auf Conans Gesicht nicht entgangen. Wenn er dachte, dass ihn niemand sah, setze er die fröhliche Maske des Grundschülers ab und zeigte sein wahres Gesicht. Seine wahren Gefühle. Als sie in beobachtet hatte, war ihr ein leiser Seufzer entwichen. Das gleiche, alte Problem. Es war ein Teufelskreis. Sie wusste was zu tun war. Ohne auch nur ein Wort zu ihrer Gesprächspartnerin zu sagen, wendete sie sich von Sonoko ab und ging zu dem kleinen Jungen rüber. Sonoko unterbrach sich in ihrem Redeschwall und sah dem kleinen Mädchen erstaunt und etwas wütend nach, gesellte sich doch dann zu ihrer Freundin und den Knirpsen. „Wir müssen reden.“ Missmutig schaute er seiner Klassenkameradin ins Gesicht. „Jetzt?“ „Jetzt“, antwortete sie ruhig und ging vor. Leicht genervt blickte er ihr hinterher, folgte ihr jedoch schließlich seufzend aus der Detektei, hoch in die Wohnung, direkt in Kogoros Schlafzimmer. „Und. Hast du mir was wichtiges zu sagen?“ Seine Gegenüber antwortete nicht, sodass er leicht ungehalten wurde. „Wenn du mir nichts zu sagen hast, dann geh ich wie-“ „Du kannst ihr nichts erzählen.“ Verständnislos blickte er sie an. „Es war total unglaublich! Er hat Gentas Geschenk nur angesehen und wusste sofort, was es war!“ Ayumi erzählte Ran gerade, was passiert war, bevor sie angekommen war. Ran hörte ihr interessiert zu und musste unwillkürlich lachen. „Das gleiche hat Shinichi auch bei seinem letzten Geburtstag gebracht. Egal was man ihm schenkte, er wusste schon was es war, bevor er es ausgepackt hatte.“ Bei dieser Erinnerung schweiften ihre Gedanken wieder zu ihm. ‚Shinichi. Wo steckst du bloß? Warum meldest du dich nicht?‘ Frustriert wollte sie den Gedanken wieder abschütteln, als ihr wieder was einfiel. Mit einem leisen Aufschrei schlug sie sich gegen die Stirn und verließ die Detektei. Die Detective Boys starrten ihr überrascht hinterher, doch Sonoko konnte sich denken, was in Ran gefahren war. Ein wissendes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. Schließlich war heute nicht nur der Geburtstag des kleinen Zwergs. Es war außerdem der Geburtstag von jemand ganz besonderem. Mit ihrem Handy in der Hand machte sie sich auf den Weg nach oben, in die Wohnung. Conan lächelte verwirrt. „Wie meinst du das denn?“ Ai blieb völlig ruhig und antwortete: „Genau so, wie ich es sage. Du kannst ihr nichts erzählen. Weder von dir und Conan, noch von der Organisation.“ Obwohl ihr Gegenüber sein Lächeln aufrecht erhielt, las sie aus seinen Augen ab, dass er es nicht echt war. Niemals echt gewesen war. Nicht mehr seit jenem Tag. Jenem Tag, der sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte. „Wieso sagst du mir das? Warum jetzt? Glaubst du, ich weiß das nicht selber?“ Trotz seines aufgesetztem Lächeln, wurde seine Stimme immer ungehaltener. Dieses Gespräch hatten sie schon oft gehabt. Ai könnte es im Schlaf führen. „Wieso ich dir das sage? Um dich von Dummheiten abzuhalten. Du weißt genau so gut wie ich, dass du sie in Gefahr bringen würdest, wenn du ihr auch nur eine Sache erzählen würdest. Warum jetzt? Weil du anscheinend kurz davor stehst, es ihr wieder zu sagen.“ Conans Lächeln verschwand. „Woher willst du das den wissen?“, fragte er argwöhnisch und betrachtete sie misstrauisch. Ai seufzte. Es gab Tage, an denen sie sich manchmal fragte, ob er sie ignorierte. Sonst würde ihm doch auffallen, dass sie ihn beobachtete. Schon immer beobachtet hatte. Bei dem Gedanken huschte ihr ein bitteres Lächeln übers Gesicht. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn er sie einfach vergessen würde. „Ganz einfach. Du magst ein ausgezeichneter Schauspieler sein – was kein Wunder ist, bei der Mutter – aber kaum sieht einer nicht hin, oder wenn du es zumindest glaubst, kommt dein wahres Gesicht ans Licht. Und das sagt nur eins. Du hast es satt. Die ganze Lügerei, dass du so klein bist, dass sie dich wie einen kleinen Bruder behandelt.“ Ai unterbrach sich kurz und schnitt Conan mit einer Handbewegung das Wort ab, da er anscheinend gerade etwas erwidern wollte. „Nein. Jetzt rede ich. Obwohl ich eigentlich nichts mehr zu sagen habe. Außer einer Sache: Du hast von der Grausamkeit der Organisation keine Ahnung. Wenn du eine hättest, würdest du es nicht mal in Erwägung ziehen, ihr überhaupt etwas zu erzählen.“ „Und woran liegt es, dass ich so wenig Ahnung habe? Hmm?“, meldete er sich schließlich bissig zu Wort. Ai schaute ihn aus großen Augen an. „Du erzählst ja fast nichts! Weder, wo die Organisation ist, noch was sie alles anstellt. Glaub mir, wenn du mit der Sprache rausrücken würdest, hätten wir sie schon lä-„ „Du hast doch keine Ahnung…“ Ihre Worte waren nur geflüstert, doch sie reichten aus um ihn zum Schweigen zu bringen. Ihre Augen waren auf einem unbestimmten Punkt auf den Boden gerichtet, doch sie sah den Teppichboden nicht. Stattdessen zogen Erinnerungen vor ihrem geistigem Auge vorbei. Das chemische Labor, ihre Zelle, Akemi. Immer wieder Akemi. Nach einer längeren Pause, in der keiner von ihnen etwas sagte, schaute sie schließlich auf, direkt in sein fragendes Gesicht. Ihre Augen schimmerten verdächtig. Noch während des Hochgehens wählte sie seine Nummer aus ihren Kontakten aus. Gerade als sie die Tür zur Wohnung erreichte, fand sie sie. Shinichi Kudo. Der Name, des Jungens, den sie so anhimmelte. Und von dem sie keine Ahnung hatte, wo er sich befand. Mit einem Seufzer öffnete sie die Tür, zog ihre Schuhe aus und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Als sie dabei an dem Zimmer ihres Vaters vorbeikam, hörte sie daraus Stimmen. Zuerst wunderte sie sich, erinnerte sich aber, dass Conan zusammen mit Ai nach oben gegangen war. Bestimmt waren es nur die beiden. Ran zuckte mit den Schultern und ging weiter. Bei der nächsten Tür hielt sie an und öffnete sie. Dort ließ sie sich direkt aufs Bett fallen, drückte endlich den grünen Knopf auf ihren Handy und hielt es sich ans Ohr. Nach den verschiedenen Tönen, die bedeuteten, dass seine Nummer gewählt wurde, hörte sie schließlich das regelmäßige Tuten und wartete darauf, dass er abnahm. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass du endlich mal verstehen würdest, was das für Leute sind, nach der ganze Sache… der Sache mit ihr! Doch anscheinend hast du gar nichts kapiert! Kein Stück! Wie kannst du nur-“ Ihr Redeschwall wurde durch das Klingeld von Conans Handy unterbrochen. Zuerst ignorierte er es, doch der Anrufer war hartnäckig. Genervt nahm er es aus seiner Hosentasche und wollte gerade auflegen, als er die Nummer erkannte. Ran Mori. ‚Mist,‘ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)