Strawberry Gashes von Sas-_- (HeartSoulShipping) ================================================================================ Kapitel 1: A bad Dream comes true! ---------------------------------- Seufzend lehnte Kotone sich aus dem Fenster und atmete die warme Frühlingsluft ein. Ah, was für ein wunderschöner Tag! Perfekt, um draußen zu trainieren, oder um ein paar neue Pokémon mit ihrem Freund Hibiki zu fangen. Guter Dinge wandte Kotone sich vom Fenster ab und tanzte leichtfüßig durch ihr Zimmer. Während sie sich um sich selbst drehte und anschließend wieder auf ihr weiches, nachgiebiges Bett fallen ließ, schlich ihr kleiner, rosa Gefährte Feelinara ins Zimmer. Mit einem Satz landete er auf Kotones Bett und schaute sie mit seinen großen, saphirblauen Augen erwartungsvoll an. „Runter von meinem Bett, Skärt! Du weißt doch genau …“ Kotone schob ihr Feelinara wieder hinunter, „… dass du da nichts zu suchen hast!“ Murrend plumpste Skärt zurück auf den Boden. Ohne ein Geräusch von sich zu geben, huschte er wieder aus Kotones Zimmer. Kotone streckte sich noch einmal, richtete sich auf und sprang von ihrem Bett. »Called her over and asked her if she was improving She said: „Feels fine it's wonderful wonderful here« Verwirrt blieb Kotone stehen. Was war denn das? Es war, als hätte sie eine leise Stimme ein Lied singen hören; in ihrem Kopf – so klang es zumindest. Vielleicht hatte Kotone sich das aber auch einfach nur eingebildet, schließlich hatte sie ihr Lebtag noch keine Stimmen in ihrem Kopf gehört. Schulter zuckend verließ Kotone ihr Zimmer und trat in den hell erleuchteten Flur hinaus, auf dem Skärt sich zusammengerollt hatte. Schnurrend blickte Skärt auf, als er seine Trainerin sah. Behände sprang er zurück auf seine Pfoten und flitzte die Treppen hinunter. „Jaaah, du hast Hunger, ich weiß“, kicherte Kotone. Mit federnden Schritten ging sie die Treppe hinunter. Das leise Knarren der alten Dielen begleitete sie. In der Küche angekommen, wartete Skärt bereits unruhig darauf, dass sein Futternapf gefüllt wurde. „Eile mit Weile, Skärt. Wir wollen doch nichts überstürzen, sonst verschluckst du dich wieder an deinem Essen!“, erklärte Kotone ihrem Partner, während sie das Pokéfutter seelenruhig in den Napf füllte. Von einer Pfote auf die andere hopsend, wartete Skärt darauf, dass Kotone fertig wurde. Als es endlich soweit war, machte er sich schmatzend über das Futter her. Kotone konnte es kaum erwarten, aus dem Haus raus zukommen und zu Hibiki hinüber zu gehen, damit sie gemeinsam trainierten. »Hex me told her He dreamt of a devil that knew her Pale white skin with strawberry gashes all over all over« Erschrocken blieb Kotone ruckartig stehen. Schon wieder diese Stimme in ihrem Kopf! Was war denn nur los mit ihr?! Dabei war das doch heute so ein schöner Tag! Wurde sie etwa verrückt? Und was sollte das überhaupt bedeuteten: „He dreamt of a devil that knew her.“ Woher kamen diese Worte nur? Kotone hatte sie noch nie zuvor gehört. Fragend blickte Skärt zu ihr auf, seine blauen Augen starrten Kotone prüfend ins Gesicht. „Hast du das auch gehört, Skärt?“, fragte Kotone unsicher. Das Feelinara legte seinen Kopf leicht schief, was den fragenden Gesichtsausdruck verstärkte. „Anscheinend nicht … Eigenartig, äußerst eigenartig. Ich höre immer zu diese Stimme, Skärt“, seufzte Kotone und ließ sich auf einen Stuhl in der Küche fallen. Eine ganze Weile blieb sie so sitzen, fuhr mit den Händen über die Tischplatte, fühlte das glatte Holz und auch die Unebenmäßigkeiten darin und zeichnete mit leicht zitternden Fingern die Maserungen nach. „Es geht mir doch gut!“, beschwichtigte Kotone sich selbst. Allmählich beruhigte sich ihr Herzschlag wieder. Als Kotone das Gefühl hatte, wieder ganz sie selbst zu sein, stand sie langsam auf und verließ die Küche. Skärt folgte ihr und ließ seine Trainerin nicht aus den Augen. Kotone griff nach dem Türknauf, um ihre Haustür zu öffnen. Doch sie ging nicht auf. Überrascht trat sie einen Schritt zurück, was war denn jetzt los? Erneut griff Kotone nach dem Knauf, drehte und rüttelte an der Tür, aber sie ließ sich partout nicht öffnen. Egal, wie sehr Kotone sich auch abmühte. „Das kann doch nicht wahr sein! Ich hab die Tür doch noch nie abgesperrt! Oder etwa doch?“ Hektisch fing Kotone an, nach dem Haustürschlüssel zu suchen. Sie sah sich genau im Flur um, aber überall wo der Schlüssel normalerweise lag, war er nicht mehr zu finden. Also machte Kotone sich daran, überall zu suchen an. Der Schlüssel blieb unauffindbar. „Das kann doch nicht wahr sein! Wo hab ich den denn schon wieder gelassen?!“, fluchte Kotone verärgert. Hektisch rannte sie die Treppe hinauf und zurück in ihr Zimmer. Vielleicht hatte sie ihn ja in ihrer Tasche gelassen, das kam schon mal vor. Ungeduldig wühlte Kotone in ihrer Handtasche herum, kramte und wühlte, aber weil sie nicht sogleich fündig wurde, packte Kotone die Tasche, drehte sie um und ihr ganzes Hab und Gut purzelte auf ihr Bett. Warum bin ich nur so in Eile? Woher kommt dieses seltsame Gefühl, das mich so in Panik versetzt?!, dachte Kotone, als sie über ihrem Bett kurz inne hielt. Die Wut packte sie – schreiend nahm Kotone alles in die Hand und warf es achtlos zur Seite. Der restliche Inhalt der Tasche fiel aufs Bett, das Eine oder Andere zu Boden, doch das war Kotone egal. Wo war nur der verdammte Schlüssel?! Keuchend ließ Kotone schließlich die Tasche zu Boden fallen. Nichts, kein Schlüssel. Langsam gingen ihr die Optionen aus, wo er sein könnte. Kotone rannte aus ihrem Zimmer wieder hinunter in die Küche. Vielleicht war er ja dort. Sie nahm alles in die Hand, öffnete sämtliche Schränke, drehte Schüsseln herum und schaute sogar in die Mikrowelle und durchsuchte den Müll. Kein Schlüssel. „Uff, warum ist es hier drinnen eigentlich so dunkel? Es scheint doch die Sonne“, wunderte Kotone sich, als sie bemerkte, dass sie kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte. Und warum fällt mir das erst jetzt auf?, kam es Kotone verwirrt. Irritiert warf sie einen Blick aus dem Fenster. Vor Staunen klappte ihr Kiefer nach unten, was zum …?! Es war finsterste Nacht. Keine Sonne und auch kein Frühling. Nichts als kalte Dunkelheit umschloss Kotones trautes Heim. Kotones Herz pochte schmerzhaft gegen ihre Rippen. Unentwegt fragte sie sich panisch, was denn nur los sei. Ihre Hände zitterten unerträglich, als sie aufgeregt den Lichtschalter suchte. Schließlich fand Kotone ihn und schlug eilig auf ihn ein. Aber das Licht ging nicht an. „Nein, nein, nein! Das kann doch gar nicht sein! Es war Tag, helllichter Tag! Das gibt’s doch nicht, dass jetzt Nacht sein soll!“, jammerte Kotone. Sie hörte auf, auf den Lichtschalter einzuprügeln. Ihre Knie schlotterten wie verrückt, als sie aus der Küche stürzte und wieder die Treppe in ihr Zimmer hinaufrannte. In ihrem Zimmer war es ebenso dunkel wie im Rest des Hauses. Kotone begriff nicht, was los war. „Skärt! Skärt, bist du da? Siehst du das? Diese Dunkelheit? Skärt?!“ Kotone hatte sich unter ihre Bettdecke verkrochen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihr Feelinara, seit ihrer Schlüsselsuche, nicht mehr gesehen hatte. Es war wie vom Erdboden verschluckt. „Skärt ist tot“, hauchte eine leise, aber deutlich vernehmliche Stimme. Schreiend schreckte Kotone wieder hoch. „Wer ist da?! Wer hat das gesagt?!“ Schweiß rann ihr die Stirn hinunter, doch in ihrem Zimmer blieb es erdrückend still. „Du hast Skärt getötet!“ Kotones Atem beschleunigte sich, sie hatte das Gefühl, bald das Bewusstsein zu verlieren. Wer sagte das, und warum? „Nein, hör auf. Wer bist du? Wieso sagst du so was?!“ Kotone wollte schreien, ihren unsichtbaren Peiniger brüllend zum Schweigen bringen. Aber mehr als ein Flüstern kam aus ihr nicht heraus. Verzweifelt grub Kotone ihre Fäuste in ihre Decke, krallten sich darin fest, als könnte diese ihr Schutz und Halt bieten. „Sieh doch …!“ Plötzlich wurde Kotones Zimmer mit Licht durchflutet. Sie riss ihre Hände hoch, um ihre Augen vor dem gleißend hellen Licht zu schützen. Nachdem Kotone sich endlich an das Licht gewöhnt hatte, nahm sie ihre Hände wieder runter. Es war wieder Tag. Die Sonne schien und Taubsi zwitscherten vor ihrem Fenster. Kotones Herz hämmerte heftig gegen ihre Rippen – einem Vogel gleich, der versucht, aus seinem Käfig zu entkommen –, Kotone schwitzte stark, als leide sie an hohem Fieber. Sie strich sich keuchend mit der Hand über ihre Stirn, aber was war das? Ein metallischer, unangenehmer Geruch stieg ihr in die Nase. Kotone atmete tief ein und rieb ihre Hände aneinander; sie fühlten sich seltsam klebrig und warm an, als ob … Böses ahnend, blickte Kotona ganz langsam auf ihre Hände hinunter. Sie waren voller Blut! Schreiend strampelte und schlug Kotone um sich, bis sie aus ihrem Bett fiel und hart auf dem Boden aufschlug. Sie konnte nicht aufhören zu schreien. Woher kommt nur das viele Blut an meinen Händen?! Kotones Blick fiel auf den Fußboden. Kleine, blutige Pfotenabdrücke sprangen ihr ins Auge. Sie richtete sich heftig atmend auf. Ihr Körper bebte und sie konnte kaum geradeaus laufen. Tränen, brennend heiß, liefen ihre Wangen hinunter, Schluchzer schüttelten Kotones Brustkorb, während sie langsam den Spuren aus ihrem Zimmer folgte. Sich am Geländer festhaltend, stieg sie die Treppen hinunter; eine Stufe nach der anderen, als könnten die Stufen jede Sekunde unter ihren Füßen weg brechen. Die Spuren führten in die Küche. Kotone war sich nicht sicher, ob sie sehen wollte, was der Ursprung all des Blutes war. Sie lugte ängstlich um die Ecke. Die zahnweißen Fließen strahlten im Sonnenlicht, alles wirkte so friedlich, doch der Frieden wurden von roten Flecken gebrochen. Skärt lag seitlich auf dem kalten Küchenfußboden. „Da liegt Skärt nie, es ist ihm zu kühl, das mag er nicht“, flüsterte Kotone leise. Schritt für Schritt ging sie auf das reglose Feelinara zu. Skärts meerblaue Augen starrten leer in die Ferne. Sein weiches Fell war Blut getränkt. Quälend langsam strömte die rote Flüssigkeit wie ein Fluss aus seinem Körper und breitete sich auf den Küchenfließen aus. In seiner Flanke steckte ein großes Küchenmesser. Mit unzähligen Stichen war sein Körper gezeichnet worden, und aus den tiefen, geradezu zerfetzten Wunden, trat ungehindert sein Blut. Schreiend wandte Kotone sich ab. Das hat sie nicht getan! Sie war das nicht! Wer hatte ihr Feelinara nur so zugerichtet?! „Du warst es! Du warst es ganz allein Kotone. Das warst du!“, flüsterte ihr die körperlose Stimme ein. Kotone wurde schwarz vor Augen. ::: Sie sah sich selbst; Kotone sah sich selbst aufstehen, zum Fenster gehen und den Kopf hinausstrecken. Sah sich selbst aufs Bett fallen und Skärt in ihr Zimmer kommen. Sah sich selbst das Feelinara vom Bett schieben, und ihm kurze Zeit später aus dem Zimmer folgen. Nun sah Kotone die Küche. Sah zu, wie sie selbst Futter in den Napf tat und Skärt zu fressen anfing. Sah sich selbst in der Küche rückwärts zurückweichen, nach dem größten Messer im Messerblock greifen und auf Skärt zugehen. Überrascht hob das Feelinara seinen Kopf und sah Kotone mit großen, verständnislosen Augen an. Kotone musste mit ansehen, wie sie selbst mit dem Messer nach Skärt ausholte. Schreiend wich Skärt ihr aus, doch Kotone hatte es dennoch erwischt – Blut spritzte. Skärt stürzte in der Küche zu Boden. Kotone sah sich über das Feelinara beugen und mit dem Messer zustoßen – immer und immer wieder. Skärts Schreie erstarben. Seine Stimme erstickte an seinem eigenen Blut. Sein Strampeln und Treten ließ nach und schließlich rührte es sich nicht mehr. Kotone sah, wie sie sich aufrichtete und die Klinge im zerfleischten Leib des Feelinara stecken ließ. Sie ging wieder nach oben und legte sich seelenruhig ins Bett. ::: Heftig strampelnd und kreischend tobte Kotone in ihrem eigenen Bett. Ihre Füße hatten sich in der Bettdecke verfangen und sie trat wild um sich. „Nein, nein!“, schrie sie ununterbrochen. Zwei kräftige Hände packten die ihrigen und drückten sie fest aufs Bett. „Kotone, beruhige dich! Kotone! Ich bin’s, Hibiki! Dein Freund! Es war nur ein Traum, nichts weiter! Nur ein Albtraum – hörst du mich?! Kotone!“ Kotone blieb die Luft weg; sie konnte nicht mehr schreien, sie hörte auf, um sich zu treten, aber ihr Puls raste wie verrückt. Nach und nach erkannte Kotone ihren Freund aus Kindertagen. Hibiki saß auf einem Stuhl neben ihrem Bett. „Alles wieder okay?“, fragte er sanft. „Wo ist … Wo ist Skärt?!“, fragte Kotone heftig keuchend. Sie musste wissen, wie es ihrem Feelinara ging. Jetzt sofort! „Skärt? Skärt geht es gut, schau doch“, sagte Hibiki überrascht und wies in eine Ecke des Zimmers. Dort hatte das Feelinara sich zusammengekauert und beobachtete misstrauisch das Szenario. „Skärt! Skärt, es geht dir gut!“, rief Kotone erleichtert. Ein Stein fiel ihr von ihrem trüben Herzen. Sich aus der Bettdecke kämpfend, versuchte sie aufzustehen, Hibiki drückte sie zurück auf die Matratze. „Noch nicht, du hast furchtbar schlecht geschlafen, Kotone. Wir wollten uns doch heute treffen, weißt du nicht mehr? Und weil du nicht aufgetaucht bist, bin ich zu dir nach Hause und hab dich hier schlafend gefunden. Du hast immer wieder geschrien und um dich geschlagen! Ich hab versucht, dich zu wecken, aber du wolltest einfach nicht aufwachen!“, erzählte Hibiki atemlos. Kotone fiel auf, dass ihr Freund ganz schön blass war. Sie musste ihm einen mächtigen Schrecken eingejagt haben. „Tut mir sehr leid, Hibiki. Ich weiß auch nicht. Ich hatte noch nie so einen furchtbaren Albtraum, Skärt ist … Ich hab … Nein! Ich will nicht darüber reden!“, brach sie bestimmt ihren Satz ab und sank erschöpft zurück in ihr Kissen. „Schon okay, Ko-chan. Das musst du auch nicht. Hauptsache, es geht dir wieder gut“, flüsterte Hibiki sanft und küsste sie zärtlich auf die Stirn. „Du solltest dich ausruhen“, schlug er vor, erschrocken riss Kotone die Augen wieder auf. „Nein! Ich … Ich will nicht noch einmal einschlafen! Vielleicht träume ich dann weiter oder so. Ich will …“, ächzend richtete Kotone sich auf und schwang die Beine über die Bettkante, „… aufstehen und alles vergessen. Und Frühstücken!“ Sie streckte sich, dann legte sie ihre Arme fest um Hibiki. Sie war so froh, dass er bei ihr war und dieser schreckliche Albtraum endlich vorbei war. Kotone öffnete erleichtert ihre Augen und sah zu Skärt hinüber, das sie anklagend anstarrte. Sein blutüberströmter Körper lag zusammengesunken in der Zimmerecke. Sein Maul war zu einem entsetzten Schrei weit aufgerissen. Kotone entfuhr ebenselbst dieser Schrei und wich zurück an die Wand. Hibiki funkelte sie finster aus leuchtend grünen Augen an. „Du hast Skärt getötet!“, zischte er, doch es war nicht seine Stimme und das waren auch nicht seine Augen. ::: Heftig weinend blickte Kotone auf. Sie lag in der Küche. Skärt beugte sich besorgt über sie und schleckte schnurrend ihre Wangen. „Skärt?“, flüsterte Kotone ungläubig. Sie blickte sich ängstlich um. Es war stockdunkel in der Küche, aber Skärt war am Leben; kein Blut, kein Messer, es war lediglich Nacht. Warum auch immer. Kotone versuchte sich aufzurichten, doch sie stürzte zurück auf den harten unnachgiebigen Küchenboden. Sie fühlte sich unendlich schwach und ausgelaugt, als hätte sie einen Marathon hinter sich. Ihre Beine schlackerten wie Wackelpudding. Kotone zitterte heftig, sie konnte nicht aufhören zu weinen und zu schluchzen. »Watch me fault her You're living like a disaster She said kill me faster with strawberry gashes all over all over« Kotone wusste nicht mehr, wie lange sie wimmernd in der Küche gelegen war, aber irgendwann hatte sie es geschafft, sich am Küchentisch zurück auf die Beine zu ziehen. Skärt war ihr nicht von der Seite gewichen. „Oh, Skärt … Was ist hier nur los, was ist nur los mit mir? Träume ich, oder bin ich wach?! Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht!“ Bebend sank ihr Oberkörper auf der Tischplatte zusammen. Nach einigen Minuten richtete sie sich wieder halbwegs auf. Kotone wollte gar nicht wissen, ob die Beleuchtung funktionierte oder nicht. Sie wankte zu eine der Schubladen und zog eine Kerze und eine Streichholzschachtel hervor. Dann holte sie einen kleinen Teller, stellte ihn auf den Küchentisch und die dicke Kerze darauf. Das flackernde Licht der Kerzenflamme tanzte in der Dunkelheit und schenkte Kotone etwas Sicherheit. Sie brach völlig fertig auf dem Küchenstuhl in sich zusammen, die Hand auf Skärts Rücken. Sie musste spüren, dass er auch wirklich da war und sie durfte ihn nicht noch einmal aus den Augen verlieren. »Turn her over A candle is lit, I see through her Blow it out and save all her ashes for me« Weinend sah Kotone sich in der Küche um, doch auch dieses Mal konnte sie nicht ausmachen, woher dieser unheimliche Gesang kam. „Du musst Feelinara töten!“, flüsterte es in Kotones Kopf. Ihre Hände flatterten wie die zarten Flügel eines Schmetterlings, als Kotone sie auf ihre Ohren presste. „Neeiin … Aufhören!“, jammerte sie verzweifelt. Was war das nur?! Winselnd stupste Skärt seine Trainerin an und kratze mit seiner Pfote an ihrem Bein. „Töte Skärt und ich lass dich frei!“, flüsterte die Stimme weiter. „Wer bist du?!“, schrie Kotone. Mit einem gewaltigen Satz sprang Skärt verschreckt zurück. „Weißt du es immer noch nicht?!“, zischte die Stimme. Ein dunkler Schatten formierte sich im Küchenfenster, welches direkt gegenüber von Kotone lag. Ein grünes, unheimliches Auge funkelte Kotone herausfordernd an und ein mächtiger, blutroter Kiefer bildete sich in der Dunkelheit. Wollene, weiß wabernde Mähne stach aus der Finsternis hervor, welche dieses Wesen umgab. „Du bist … Darkrai!“, flüsterte Kotone leise. Jetzt ergab alles einen Sinn! Jetzt wusste sie, warum sie solch grauenvolle Dinge träumte. Warum sie nicht wusste, ob sie wach war oder nicht. Das war Darkrais Werk! „Ganz recht, und ich werde dich nicht gehen lassen, ehe du Skärt getötet hast!“ Unheilvoll wehte seine kalte Stimme zu Kotone hinüber. „Wieso willst du, dass ich so etwas Schreckliches tue?!“, wimmerte sie und stützte sich schwach auf der Tischplatte ab. Kotones Kräfte schwanden immer mehr. „Weil ich es liebe, jemanden die Dinge zu nehmen, die ihm am Herzen liegen!“ Kichernd löste Darkrai sich in der Dunkelheit auf. Ein eisiger Luftzug strömte durch die Küche und blies die Kerze aus. ::: Kotone schlug die Augen auf und sah die Decke ihres Zimmers über sich. Sie lag in ihrem Bett. Vorsichtig tasteten ihre zittrigen Finger über ihre Wangen. Sie waren nass von ihren Tränen. Kotone richtete sich keuchend auf. War sie wirklich wach? Es fühlte sich zumindest so an. Wieder schien die Sonne in ihr Zimmer und an ihrem Fußende hatte sich Skärt eingerollt und schlief tief und fest. Tränen rollten über Kotone Wangen. Sie war so froh, Skärt unversehrt wieder zu sehen. So froh, dass es ihr so was von egal war, dass er auf ihrem Bett schlief. Sachte stupste Kotone ihren Partner mit ihren Füßen wach. Skärt schaute sie verschlafen an, dann gähnte er ausgiebig und sprang vom Bett und tat so, als wäre er nie darauf gelegen. Kotone fühlte sich furchtbar, doch sie musste aufstehen. Sie musste unbedingt mit Hibiki über das alles reden. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis sie sich angezogen hatte und da sie sich nicht selbst sehen wollte, verzichtete Kotone auf einen Blick in den Spiegel. Ihr Körper schmerzte peinigend, das Laufen wurde schnell zur Qual. Sie musste sich heftig im Schlaf bewegt haben, was aber auch kein Wunder war. Langsam schleppte Kotone sich die Treppen hinunter, Skärt fröhlich hopsend vorne weg. Er hatte Hunger und wahrscheinlich sogar sehr gut geschlafen. Müde füllte Kotone den Futternapf des ungeduldigen Feelinara, dann wandte sie sich in Richtung Tür. Sie stand offen. Ein ungutes Gefühl machte sich in Kotone breit. „Bitte … nichts Schreckliches, nichts Schreckliches! Lass es nichts Schreckliches sein, es ist nur eine offene Tür. Lass es bitte nur eine offene Tür sein!“ Sich an der Wand abstützend, stolperte Kotone langsam auf die offene Tür zu. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, stieß Kotone sie vollends auf. Hibiki lag direkt vor der Tür. Er sah aus, als sei er im Laufen gestürzt, als hätte er versucht, vor etwas oder jemandem zu fliehen. Er lag mit dem Gesicht auf dem Boden, aus seinem Rücken ragte dasselbe Messer, welches einst Skärts toten Körper geziert hatte. ::: „Komm schon, Kotone! Wach auf! Bitte, du musst aufwachen, hörst du mich? Warum … Warum hörst du mich denn nicht?!“ Schluchzend saß Hibiki neben Kotones Bett und hielt ihre schlaffe Hand. Aus Kotones Augen tropften Tränen, ab und zu warf sie sich von einer Seite auf die andere. Ein gequältes Stöhnen ertönte immer wieder aus ihrem schmerzverzerrten Mund. Ihr Gesicht war kreidebleich. „Kotone … Du musst aufwachen! Bitte!“, flehte Hibiki. Weinend sank er vom Stuhl und rutschte kniend zu Boden – den Kopf gegen Kotones Bett gelehnt. Warum, warum gerade sie? Sie hatte doch keinem etwas getan, warum?! Unvermittelt konnte Hibiki ein Lied in seinem Kopf hören. Es hörte sich vertraut an, als hätte er es schon selbst unzählige Male gesungen. »Watch me lose her It's almost like losing myself Give her my soul and let him take somebody else …« Während Hibiki weinend vor Kotones Bett kniete, tauchte ein finsterer Schatten hinter ihm auf. Ein grünes, kaltes Auge funkelte ihn hungrig an. Plötzlich wurde Hibiki schrecklich müde. Verzweifelt blinzelte er und versuchte sich wach zuhalten. Langsam sank sein Kopf neben Kotones aufs Kissen, seine Hand rutschte von ihrer und fiel schlaff zu Boden. „Träum süß, Hibiki …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)