Frail von MrsGingerHair ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Es war laut. Viele Menschen waren da und Vorwärts kam man nur, wenn man ein Schlupfloch fand oder ordentlich schob. Das Schlupfloch war wohl aber die bessere Lösung und so hatte es auch bis zu dem Gate ganz gut geklappt. Er hatte in der rechten Hand ein recht großes Pappschild, welches er später hochhalten würde und sie würde ein kleines dabei haben. Falls sie es nicht vergessen hatte, aber sie meinte ja, er würde sie erkennen können. Nun stand er da und schaute auf die riesige Anzeigetafel und suchte ihren Flug. Er wusste, dass sie von Frankfurt flog und genau diesen suchte er jetzt auf der Anzeigetafel. Kurz verglich er die Uhrzeiten. Er hatte noch 15 Minuten bis der Flieger landete und so wie er das sah und kannte, würde es eh etwas länger dauern. Schon abgesehen davon, weil sie ihre Koffer holen, oder erstmal vom Band finden musste! Deshalb hatte er sich erstmal gesetzt und fing an, etwas Zeit auf Twitter zu verbringen über sein Handy. In solchen Momenten konnte man mal versuchen ein oder zwei Antworten auf irgendwelche Tweets zustande zu bringen. Aber das war oft nicht einfach für ihn, denn er wollte die Hälfte nicht beantworten, da die Fragen immer ziemlich persönlich waren. Manchmal waren es aber auch nur Statements, wie sehr irgendein Mädchen ihn liebte, oder wie toll er wäre… Wie sollte er auf sowas Antworten? „Danke, ich find mich auch toll“? Das wäre nicht gut, das würde zu arrogant rüber kommen. Er ließ es folglich einfach, nahm diese Sätze zur Kenntnis, freute sich natürlich über die Bestätigung, antwortete aber nicht. Sein Blick glitt von seinem Handy zu einem der vielen Geschenkläden am Flughafen. Sollte er noch was kaufen? Ein paar Blumen? Ernsthaft überlegte er diese Option, aber das würde komisch kommen, immerhin lief da nichts und eigentlich kannten sie sich auch so gut wie gar nicht. Grade fühlte es sich so an, als ob die Zeit nie vergehen würde… Ständig starrte er auf die Uhr auf seinem Handy, oder auf die Zeitangaben der Anzeigetafel. Es veränderte sich kaum etwas. Schon hatte er die Augen geschlossen, denn ein bisschen Dösen würde ein paar Minuten rum kriegen. Vorher hatte er noch einen Timer gestellt, der nach 10 Minuten anspringen sollte. Als das Handy in seiner Hand vibrierte, erschrak er schon etwas, denn das hatte er gar nicht so früh erwartet. Waren die 15 Minuten schon um? Die Zeit war schnell vergangen… Sogar auf der Anzeigetafel stand, dass ihr Flugzeug gelandet war und man ausstieg. Langsam erhob sich Byou dann und hatte das Schild fest in der Hand, fast schon etwas nervös. Aber wieso sollte er diese Tatsache auch leugnen? Er traf jetzt die, mit der er schon seit knapp einem Jahr telefonierte, ohne zu wissen wie sie aussah. Ohne zu wissen, was sie beruflich machte… Ohne zu wissen, ob sie sich nicht vielleicht sofort gegenseitig die Augen auskratzen würden!? Trotzdem war sich Byou aber irgendwie sicher; Wenn sie schon so lange telefonierten und sich nicht einmal angezickt hatten, würden sie sich auch nicht jetzt plötzlich angiften und angreifen. Da plötzlich wurden seine Augen auf jemanden, schon fast unfreiwillig, gerichtet. So etwas hatte er selten gesehen und das selbst, nachdem er schon nun mit Screw in Europa getourt war. Das Schild hatte er mittlerweile mit beiden Händen vor der Brust gehalten. Er beobachtete die junge Frau genau, die irgendwie versuchte ein Schild in der Hand sichtbar zu tragen, während sie eine Reisetasche schulterte, einen riesen Koffer hinter sich her zog und dann auch noch eine Handtasche über die andere Schulter geworfen hatte. Das musste sie sein. Er war sich ganz sicher und ging auch schon näher zu den drei Glastüren, die ihn jetzt noch von ihr trennten. Schon hatte er lächeln müssen, als sie sich dann für einige Sekunden angeschaut hatten, während sie immer weiter ging. Doch als sie durch die Tür durch war und die paar Schritte zu ihm an den Rand gelaufen kam, schaute sie immer noch, als ob sie es noch nicht ganz realisiert hatte. „Du bist…“, sie stoppte kurz, schien zu schlucken und schaute sich kurz um. Wie niedlich. Entweder war sie einfach komplett verwirrt und desorientiert, oder sie zierte sich etwas. Aber Byou konnte sich ja denken wieso, immerhin achtete man hier schon sehr darauf, wie man mit anderen Menschen umging. Doch in dem Moment war es dem Sänger schon etwas egal, was die anderen hier dachten und er umarmte die junge Frau als Begrüßung. Sie war sogar ein Stück kleiner als er, was er ja schon etwas erstaunlich fand. Immerhin war er nicht sonderlich groß für den Rest der Welt! Als er sie wieder anschaute, war sie völlig geplättet und hatte dann etwas lachen müssen. „Sorry, ich bin nur völlig kaputt und ausgelaugt“, war dann ihre Antwort gleich und sie ließ ihre Schulter hochzucken, um die Tasche wohl besser tragen zu können. „Das kann man ja gar nicht mit ansehen. Du zierliches Ding mit dem Gepäck“, Byou hatte ihr auch schon die Reisetasche und den Koffer abgenommen, um dann langsam in Richtung Ausgang zu schlendern. Länger als nötig wollte er nicht an diesem vollen Ort sein und da sie ja schon sagte, sie seie kaputt, würde er auch auf direktem Wege in seine Wohnung mit ihr fahren. „Warte warte warte. Nicht so schnell! Für mich ist das hier alles Neuland“, die Stimme hatte ihn sofort abbremsen lassen und er schaute sich zu ihr um. Es wurde ja wirklich immer niedlicher. Wie sie sich umschaute, wohl versuchte jeden Eindruck sich einzuprägen und nichts zu verpassen. Aber das war wirklich schwer und noch heute sah Byou hier Sachen, die neu für ihn waren. Viel langsamer gingen sie nun in Richtung Ausgang, auf einen der großen Parkplätze, wo er auch schon sein Auto ansteuerte, um ihre Sache in den Kofferraum zu verfrachten und sie dann gleich auf den Beifahrersitz. Natürlich hatte er mal so geschaut, was für Europäer wichtig war, was für sie respektvoll war und was nicht. So hatte er zum Beispiel auch mal gelesen, dass man dort, wenn man richtig guten Eindruck machen wollte, den Frauen die Tür aufhielt und hinter ihnen wieder schloss. Diese Geste war ihm zwar nicht fremd, aber er hatte es seltener bei Frauen hier getan. Er wollte ja einen guten Eindruck hinterlassen! „Und, wie war dein Flug?“, fragte Byou dann, damit keine langweilig oder gar peinliche Stille ins Auto kehrte. „Och joa… An sich nicht schlecht. Nur ab Stunde 4 neben einer Frau, die sich fast auf mich gelegt hat weil sie eingeschlafen ist, wurde es dann ein bisschen… Unangenehm.“, erzählte sie dann und er hatte schon leicht lachen müssen. „Und wieso hast du sie nicht geweckt?“, war dann seine Gegenfrage und er sah, wie sie zu ihm rüber schaute. „Sehe ich aus wie eine Person, die fremde Menschen weckt und sagt, sie sollen doch bitte in die andere Richtung schlafen?“, ihre Stimme war absolut sarkastisch und sie meinte es auch nicht böse, dass hatte er heraus gehört. „Ja… Da hast du schon recht. So siehst du nicht aus“, gab er dann zu und schaute kurz zu ihr rüber. Noch immer versuchte sie alles was sie sah regelrecht in sich aufzusaugen. „Wo fahren wir denn jetzt hin?“, fragte sie dann und strich sich ihre Haare zurück. „Ich dachte, wir fahren erstmal zu mir, du kommst ein bisschen an und je nach dem wies dir geht, könnte man ja noch in eine Bar oder eben einfach zu Hause bleiben“, war dann sein Vorschlag, während er durch die Innenstadt fuhr. Es war ein Wunder das sie nicht zwischen die Rush-Hour gerieten und kaum stoppen mussten. „Klingt doch erstmal gut… Ich denke, ich wird ja sehen wies mir geht, wenn ich meine Klamotten bei dir entladen hab“, war dann ihre Antwort und sie schien zu lächeln, zumindest sah das aus dem Augenwinkel so aus. Was ihm nun auffiel war, dass sie wohl fern ab vom J-Rock lebte, oder zumindest nicht seine Band kannte, denn sie hatte ihn weder besonders erkannt noch drauf angesprochen. Aber vielleicht wollte sie auch nicht unhöflich sein? Er wusste es nicht und er wollte auch nicht fragen, denn so war es schon ganz angenehm. Dann hatte es auch nicht mehr lange gedauert, bis sie bei seiner Wohnung waren und zusammen den Koffer die ersten drei Treppen hochschleppten. Die Tür hatte er dann aufgeschlossen und war schon eingetreten. Was er nun beobachtete, zeugte nur wieder davon, wie niedlich das eigentlich alles war. Sie stand tatsächlich noch vor der Tür und schlüpfte aus den Schuhen raus, um diese dann ordentlich vor die Tür zu stellen. Der Braunhaarige hatte laut aufgelacht und schaute in das verwirrte Gesicht der jungen Frau. „Du… Du brauchst das nicht zu machen. Nicht bei mir“, lachte Byou weiter. Ihr Gesicht war einfach unbezahlbar. „Und ich hab schon gedacht, ich räum hier ein Fettnäpfchen nach dem anderen ab…“, sie atmete schon fast etwas erleichtert auf und räumte auch schon ihre Schuhe rein, nachdem Byou es vorgemacht hatte. „Also, ich wusste ja nicht direkt wie du das wollen würdest… Du kannst im Gästezimmer schlafen, im Wohnzimmer oder wir könnten auch den Futon in mein Zimmer legen... Weiß ja nicht“, redete Byou dann vor sich hin und hatte gar nicht so richtig bemerkt, dass sie sich schon längst umsah in der Wohnung. Da er auch nichts Eindeutiges hörte, fing er ebenfalls an in der Wohnung rumzugehen. „Also, du musst mir dann einfach sagen, wie dus gern möchte...heeest“, sie stand direkt vor ihm, hatte sich also quasi angeschlichen und kicherte etwas, weil er sich so erschreckt hatte. „Ich glaub das Gästezimmer wär erstmal in Ordnung, oder?“, war ihre Antwort dann darauf. Schon wurden der Koffer und die Reisetasche in das Gästezimmer gepackt. Viel stand hier nicht drin, eben nur das große Bett, ein Kleiderschrank, ein Nachttisch und ein Wandspiegel sowie ein paar Lampen und ein paar Blümchen. „Okey… Also… Angenommen, wir fahren jetzt noch weg… Wohin?“, mittlerweile saßen sie nun auf seinem Sofa im Wohnzimmer und besprachen erstmal die Lage. „Weil ich ja weiß, dass du kaputt bist, würd ich dich nirgendwo hinschleppen wo’s zu anstrengend wäre oder so. Ich hatte eher an eine nette kleine Bar gedacht, nicht weit von hier“, erklärte der braunhaarige dann und strich sich kurz durch die Mittellangen Haare. „Klingt zwar total verlockend, aber das müssen wir uns mal für einen der anderen Tage aufheben… Ich mein, ich bin zwar nicht todmüde oder so aber…“ „Wär schon schöner die Füße hochzulegen, richtig?“ ein nicken ihrerseits war die Antwort auf seinen Kommentar. Er verstand das vollkommen. Wenn sie geflogen sind fühlte er sich auch oftmals ausgezehrt und angeschlagen und tat dann auch nichts lieber als sich einen gemütlichen Abend auf dem Hotelzimmer zu machen. „Dann werden’s der Fernseher und eine Pizza tun, denk ich mal. Hast du schon Hunger?“, fragte Byou dann und war schon immer aufgestanden. Er hatte schon etwas blöd geschaut, als sie nach seinem Arm gegriffen hatte und mit großen Augen zu ihm aufschaute. „Meister sprach von Essen?“, redete sie dann und irgendwie konnte einem das ja schon Angst machen. Schon bei den Telefonaten hatte sie manchmal diese etwas demolierte Stimme drauf, die ihn schon dort immer etwas irritierte. Doch er fing sich schnell wieder, auch wenn sie schon wegen seines Erstarrens lachen musste. „Ja, ich würd jetzt echt gern was essen. Ich bin kein Fan von Flugzeug essen… Außer die haben diese süßen kleinen Brötchen und die abgepackte Butter“, erklärte sie ihren vorherigen Satz dann und Byou war in die Küche geschlendert, nachdem er den Fernseher angemacht hatte. Ihm war in den letzten Wochen und Monaten aufgefallen, wie viel besser sein Englisch geworden war. Natürlich hatte er nochmal extra etwas gelernt, um sie noch besser zu verstehen und er konnte auch von sich behaupten, schon etwas besser als Tora von Alice Nine zu sein. Darauf war er überaus stolz! Da fiel ihm grade auf, dass im Fernsehen nur Sendungen liefen, die auf Japanisch waren. Ob sie wohl alles verstand? Immerhin lernte sie es ja halbwegs, bruchweise. Aber vielleicht hatte sie ja große Fortschritte gemacht und hatte es dem Sänger einfach nur nicht erzählt? Der Käse war noch immer nicht zerlaufen, aber wieso sollte er auch nach der kurzen Zeit? Langsam ging er wieder in Richtung Wohnzimmer und fand die junge Frau auf seinem Sofa vor, die Beine gemütlich ran gezogen, in Jogging-Hose gekleidet. „Hast es dir wohl richtig bequem gemacht, hm?“, fragte Byou und ließ sich neben ihr fallen. Wirklich fallen, so schwer er nur konnte. „Ja aber natürlich. Was glaubst du denn!?“, war ihre gelassene Antwort und sie drehte den Kopf zu ihm. Sie war dann kurz zusammen gezuckt und schaute zu dem Braunhaarigen rüber. Dieser hatte eine Strähne ihres langen Haares zwischen Daumen und Zeigefinger genommen und zwirbelte es etwas. „Du kannst wirklich gut färben“, fing er dann an zu reden und schaute auch schon in das breit grinsende Gesicht seines Gastes. „Das, mein Lieber, ist eine Naturhaarfarbe“, erwiderte sie dann und irgendwie konnte Byou ihr das nicht so richtig glauben. Er kannte keine Frau, die von Natur aus rote Haare hatte. Wirklich nicht! Er kannte nur welche, die versuchten sich die Haare so zu färben. Manchmal klappte es, manchmal nicht. „Und woher soll ich wissen, dass es die Wahrheit ist?“, er wollte sie schon irgendwie Herausfordern, denn ganz glauben konnte er das immer noch nicht. „Ich weiß nicht ob dir das reicht, oder ob du das kennst, aber, schau dir meinen Rücken an“, plötzlich fing sie an, sich die Jacke auszuziehen und zog ihr Shirt am Rücken etwas runter, sodass man gut Nacken und Schultern sehen konnte. Überall Sommersprossen, ganz viele, diese Körperpartie war überseht damit. Er staunte nicht schlecht und bewunderte das auch. Sowas gab es hier wirklich selten, sehr selten. Aber es war wohl auf der ganzen Welt sehr selten, sodass sie damit wirklich was besonderes war und egal, wie abgedreht er selber aussah, sie würde immer noch viel interessanter sein, wahrscheinlich. „Wow“, gab er dann beeindruckt wieder. „Also glaubst du mir?“, fragte sie dann und er nickte lächelnd darauf, zwirbelte immer noch die Strähne zwischen seinen Fingern. Großartig zu stören schien es sie ja nicht. Von Kazuki wäre er jetzt in die Seite geboxt worden, oder angestupst worden. Für einen Moment konnte der älteste Gitarrist das ertragen, aber nicht für lange. „Wie läufts eigentlich mit deinem japanisch?“, griff er dann seinen Gedanken von vorhin wieder auf. Sie schaute wieder erstmal nur rüber und dann zum Fernseher. „Naja… Es läuft halt. Also, ich versteh einiges, aber nicht alles“, war dann ihre Antwort und er überlegte kurz, ob er das nun prüfen sollte. Aber andererseits wollte er das dann doch nicht, denn immerhin sollte sie sich nicht schlecht fühlen oder gestresst sein. „Musst du mir mal in den nächsten Tagen zeigen, wie weit du bist“ „Ja… Ganz sicher nicht“, ihre Stimme wurde sarkastisch und auch ihr Gesicht verzog sich in diese Richtung. Er sagte dann auch schon gar nichts mehr darauf, zwirbelte die Strähne eine Weile weiter und schaute immer mal wieder zum Fernseher. Plötzlich piepte es dann laut aus der Küche, was sie leicht aufschrecken ließ und ihn breit grinsen. „Ich bin kein Schisser. Das war nur ein Zufall“, verteidigte sie sich gleich und Byou nickte einfach nur großzügig. Schon war er in die Küche gegangen und holte die Pizzen aus dem Ofen, um sie auf zwei separate Holzbretter zu packen, die extra für sowas vorgesehen waren. „Kommst du?“, rief er dann und schon hörte er ihre leichten Schritte in die Küche. Die Jogginghose schlabberte etwas, doch es änderte nicht wirklich was an ihrer zierlichen Gestalt, zumal das Oberteil eng anlag. „Bin schon da…“, sie schaute sich nochmal in der Küche um, hatte beide Hände in den Hosentaschen und schaute dann zu Byou. „Ist was?“, er schaute zu der Pizza und dann zu ihr. Sie setzte sich nicht, machte nicht mal Anstalten dazu und er hatte irgendwie erwartet, dass sie sich setzte. „Achso, du isst immer in der Küche? Ich hab nur gedacht wir essen im Wohnzimmer oder so…“, die rechte Hand Strich durch die langen, roten Haare von denen Byou noch immer begeistert war. Er hatte wieder lediglich einen guten Eindruck machen wollen, aber hier hatte er wohl nun falsch gelegen. „Gut, ich dacht schon, ich müsste mich jetzt benehmen“ „Als ob du dich benehmen würdest“, hatte sie schon geantwortet. Er erinnerte sich automatisch an viele Telefonate in denen er immer anzügliche Witze auf ihre Kosten gemacht hatte. Aber wenn er sie so betrachtete, musste er zugeben, dass es eigentlich wirklich viele Komplimente gehagelt hatte. Mit einer Kopfbewegung signalisierte er ihr, dass sie wieder ins Wohnzimmer gehen sollte und er hatte die beiden Bretter zur Hand genommen, um sie mit zu tragen. Automatisch folgte sein Blick dem Wasserfall aus Haaren hinunter, bis zur Mitte ihres Rückens und noch weiter hinaus, auf ihren Hintern. Fast hätte er sich ermahnt, aber sie ahnte es ja eh nicht und wenn doch, es war halt seine Art. „Ist Cassy eigentlich dein richtiger Name?“, fragte der Sänger dann, als sie wieder auf dem Sofa saßen und anfingen, die Pizzen zu essen. „Nee, das ist nicht mein richtiger Name“, antwortete die rothaarige dann und hatte ein großes Stück der Pizza abgebissen. „Und wie lautet dein richtiger Name?“, wollte Byou dann wissen. „Cassair“, der Name war so fremd gesprochen, das Byou nur noch schauen konnte. „Wie bitte?“ „Cassair halt… Also, das ist irisch“, erklärte sie dann und wieder einmal mehr wurde ihm ihre Abstammung bewusst. „Und wo genau gehen wir jetzt hin?“, fragte die rothaarige, die neben dem Sänger schritt hielt. Die Blicke bemerkte er deutlich, aber es störte ihn nicht, denn man sah sie nicht verachtend an. Nein, eher fragend und schon fast bewundernd. „In eine Bar. Eine nette Bar“, war die einzige Antwort des Älteren, die sie immer noch so im dunkeln ließ wie alles andere. Sie liefen von seiner Wohnung in Byous Stammbar, da die Strecke nicht weit war. Er hatte vor ihr die Tür geöffnet und hatte sich nur sehr oberflächlich umgeschaut, ehe er dann die Tür für sie aufhielt, jedoch trotzdem vor ihr reinging und schon direkt die Theke ansteuerte. Eigentlich war es ein Fehler gewesen, sich nicht weiter umzusehen, aber er hatte seinen Gast wohl nicht ewig verstecken können. „Byou~“, hörte er dann plötzlich eine bekannte Stimme, nachdem er Platzgenommen hatte und Cassair dazu. Diese war erstmal damit beschäftigt, die Eindrücke zu verarbeiten und schaute auch schon die Getränkekarte an, sodass Byou sich der Stimme zuwenden konnte. „Was machst du denn hier?“ „Ich hab Urlaub“, antwortete der Sänger stolz und begrüßte Tora, den Gitarristen von Alice Nine. „Und was machst du hier?“, stellte der braunhaarige die Gegenfrage und schaute sich immer wieder zum Gast um. „Trinken, wie du siehst. Abspannen! Versteckst du da jemanden vor mir?“, der Gitarrist lehnte sich über die Theke und Byous Gast zu sehen. Genau das hatte der Sänger vermeiden wollen, denn er ahnte schon, was das wieder anrichtete. Nicht, dass er sich für seinen Besuch schämte, ganz und gar nicht. Aber nicht mal seine eigenen Bandkollegen wussten von seinem Besuch! „Das ist Cassair, eine Freundin von mir die jetzt für 2 Wochen bei mir ist“, erzählte er dem neugierigen Gegenüber. „Stellst du mich nicht vor?“, fragte Tora dann, fast etwas ungeduldig. Kurz tippte Byou die Schulter der jungen Frau an, die sich sofort zu ihm umdrehte und schon wieder strahlte, wie eh und je. „Cassair, ich muss dir jemandem Vorstellen. Das ist Tora, Gitarrist von Alice Nine. Tora, das ist Cassair“, stellte er die beiden vor und schon hatte die Rothaarige ihre Hand dem anderen entgegengestreckt. Beide mussten kurz auflachen, da es sowas von ungewohnt war und trotzdem nahm der schwarzhaarige Gitarrist die Hand an. Zuerst verstand Cassair gar nicht, wieso die beiden so gelacht hatten, aber es dämmerte ihr schnell. „Wieso bist du alleine hier?“, fing Byou dann wieder das Gespräch an und schaute zu Tora rüber, der grade einen Schluck von seinem Drink genommen hatte. „Ich war eigentlich mit Hiroto hier, aber der ist schon vor einer Stunde verschwunden, weil es ihm nicht gut ging. Ich glaub den hat die Grippe gepackt und ich hatte noch keine Lust nach Hause zu gehen. Frei nach dem Motto, man trifft halt immer jemanden“, er schaute Byou dann an. „Du sag mal…“, er wurde abgelenkt von seinem eigentlichen Gespräch, durch die zierliche Stimme und hatte sofort zu ihr geschaut. „Ja?“ „Hilf mir mal. Ich bin noch nicht bis zu den Lebensmitteln vorgedrungen…“, war dann ihre Antwort und deutete auf die Getränke der Karte. Klar, sie kannte die heimischen, alkoholischen Sachen nicht. „Was willst du denn? Also… Soll es süß schmecken, sauer… Stark nach Alkohol?“, fragte Byou dann. Das Licht in der Bar war zwar gedämpft, aber er konnte die rothaarige noch immer gut betrachten, sowie sein übriges Umfeld. „Ich hätt gern etwas Bier-Ähnliches…“, war ihre Antwort dann und Tora hatte laut gelacht. Das war ja nun wirklich etwas Klischee, auch wenn sie nicht grade wie die Vorzeigedeutsche aussah, sondern wirklich eher wie die Irin, die sie ja eigentlich auch war. Byou hatte sich dann kurz die Karte nochmal angeschaut und entschied innerlich, aus dem Bauch heraus und bestellte das Ganze dann zweimal. „Hier gibt’s kein europäisches Bier. Du wirst jetzt ein japanisches trinken. Es ist auf jeden Fall anders als das aus Europa“, erklärte Byou ihr dann. Er wusste das, weil sie in Europa getourt hatten und auch mit allerlei Typischem jedes Landes konfrontiert wurden. Lange hatte es nicht gedauert, da servierte man den beiden schon das Bier und Cassair begutachtete dieses erst etwas skeptisch. „Na dann, auf geht’s. Nicht lang schnacken, Kopf in Nacken“, tönte es aus ihrem Mund und schon hatte sie das Bierglas an den Mund geführt und einen großzügigen Schluck getrunken. Ihr Gesicht schien sich zu Anfang etwas zu kräuseln, hätte Byou beinah gesagt. „Das ist… Wirklich anders“, gab sie dann zur Antwort und stellte das Glas ab. „Schlecht?“, fragte Byou dann, fast etwas besorgt. Er wollte, dass es ihr gut ging, mit allem drum und dran, aber solche Erfahrungen musste man ja trotzdem machen. „Nein nein. Nicht schlecht. Anders. Gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht“, redete sie dann vor sich hin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)