Ein Ende bedeutet immer auch einen Anfang von Fhin (Wenn aus Liebe Freundschaft und aus Freundschaft Liebe wird) ================================================================================ Kapitel 82: Prinzessin Lumina ----------------------------- Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lag er auf seinem Bett und starrte an die Decke. Er dachte an Minako und an das, was er heute über die Vergangenheit der Sailorkriegerinnen erfahren hatte. Er wünschte sich, er hätte damals für sie da sein können, ihren Tod verhindern können. Die Mädchen hatten Unvorstellbares durchmachen müssen. Niemals hätte er geglaubt, dass sie in ihrem Leben schon so viel Leid hatten erfahren müssen. Er hatte immer geglaubt, dass ihre eigenen Erfahrungen mit Galaxia und der Zerstörung ihres Planeten so schrecklich gewesen waren, dass ihre Freundinnen es sich nicht mal vorstellen konnten. So wie sie sich verhalten hatten, als er sie kennengelernt hatte, hatte er gedacht, dass sie bisher ein relativ unbeschwertes Leben geführt hatten. Er hatte geglaubt, dass sie sich die Gefahr, die von Galaxia ausgegangen war, nicht einmal vorstellen konnten, weil sie noch nie etwas derartig Schlimmes erlebt hatten. Aber da hatte er sich wohl gründlich getäuscht. Wie schafften diese Mädchen es nur, trotz all dieser Erlebnisse, trotz ihres mehrfachen eigenen Todes, solche Lebensfreude auszustrahlen? So positiv zu sein? Besonders seine Minako war die pure Lebensfreude. Einmal mehr wurde er sich der Unterschiede zwischen ihnen bewusst. Die Mädchen hatten immer auch für sich selbst gelebt. Anders als er und seine zwei besten Freunde. Sie hatten immer nur für ihre Pflicht gelebt, waren sich nie bewusst dessen gewesen, dass auch ihr eigenes Leben einen Wert hatte. Er seufzte. Er vermisste Mina. Sie fetzten sich oft und er machte es ihr manchmal wirklich nicht leicht. Er war schnell genervt und nicht sonderlich romantisch. Er war in vielen Punkten einfach das genaue Gegenteil von Minako. Aber genau deshalb liebte er sie so. Sie ergänzte ihn, glich all seine Schwächen aus, brachte Freude in sein Leben. Wenn er wieder zurück war, würde er ihr irgendeine Freude machen, das nahm er sich fest vor. Sie hatte es bei weitem nicht so leicht gehabt, wie er bisher immer geglaubt hatte. Und er wollte, dass sie glücklich war. Wer weiß, was noch auf sie zukommen würde. Er würde dafür sorgen, dass sie wenigstens mit ihm zusammen glücklich war… Nach einem ausgiebigen Frühstück, begab sich die Gruppe von Sailorkriegerinnen wieder in die riesige Palastbibliothek Euphes. Unter Amys Anweisungen machten sich alle an die Arbeit und wälzten die dicken Bücher, suchten nach jeder kleinen Information, die mit Tsuki in Zusammenhang stehen könnte. Hin und wieder kam ein erstaunliches Detail über das Mondkönigreich zum Vorschein, Dinge, die keiner von ihnen bisher gewusst hatte. Bunny las etwas darüber, dass der Silberkristall einer Legende nach aus den Tränen der ersten Königin des Mondes entstanden war und an dem Tag erlöschen würde, an dem die reine Blutlinie der Mondköniginnen abreißen würde. Solange es eine Erbin gab, würde sie den Silberkristall einsetzen können. Sie seufzte. All diese Informationen, die sie seit dem vorigen Abend in sich aufgenommen hatte, schwirrten in ihrem Kopf. Wer hätte gedacht, dass es so anstrengend sein würde, so eine Recherche zu betreiben. Sie sah sich unauffällig um. Alle sahen konzentriert in ihre Bücher. Amy runzelte hin und wieder die Stirn und machte sich einige Notizen. Ihr schien das Ganze nicht so viel auszumachen. Seiya, der neben ihr saß, starrte ausdruckslos auf das Buch in seinen Händen. Sie bemerkte, dass seine Augen sich nicht bewegten. Las er nicht? Vorsichtig legte sie eine Hand auf seinen Arm. Er zuckte kurz zusammen und sah auf. Bunny lächelte ihn an. Er erwiderte das Lächeln. Bis eben war er komplett in Gedanken versunken gewesen. So viel hatte er in den letzten Stunden über das Schicksal seiner Freundin erfahren. Es war unglaublich. Er hatte zwar gewusst, dass sie die Prinzessin des Weißen Mondes war, aber was das eigentlich bedeutete, darüber hatte er nie nachgedacht. Für ihn war es immer nur wichtig gewesen, dass sie sein Schätzchen war. Dieses süße, leicht naive Mädchen, in das er sich auf Anhieb verliebt hatte. Was für eine unglaubliche Geschichte sich hinter ihrem liebenswürdigen Mondgesicht verbarg, hatte er damals nicht geahnt. Und selbst als er erfahren hatte, das sie Sailor Moon und Prinzessin Serenity war, war das Ganze so weit weg gewesen, dass er keinen Gedanken daran verschwendet hatte. Selbst die Zukunft, die er angeblich mit ihr haben würde – ihre gemeinsame Tochter – das alles war für ihn etwas so Unglaubliches, nicht Greifbares gewesen, dass er es nie an sich herangelassen hatte. „Alles in Ordnung bei Dir?“, flüsterte Bunny ihm zu. Er nickte und lächelte leicht. „Alles ok. Und bei Dir?“, fragte er zurück. Ihn haute das alles ganz schön um, doch er wusste nicht, wie Bunny das Ganze aufnahm. Machte es sie genauso fertig? Mehr? Oder wusste sie das Meiste schon und konnte es deshalb mit Fassung tragen? „Von so vielen Buchstaben schwirrt mir der Kopf.“, gestand Bunny mit einem verlegenen Lachen. Seiya grinste. Das war typisch für sein Schätzchen. Kakyuu, die das gehört hatte, ergriff das Wort. „Vielleicht sollten wir eine kleine Pause machen.“, schlug sie vor. Bunnys Augen leuchteten hoffnungsvoll auf. Auch die anderen lösten nun ihre Blicke von ihren Büchern. Yaten gähnte herzhaft und Taiki ließ seine linke Schulter kreisen, die ein wenig steif geworden war. „Eine Pause könnte nicht schaden, denke ich.“, stimmte Amy zu. „Klasse!“, rief Bunny aus und sprang auf. Sie streckte sich ausgiebig und seufzte erleichtert. Das lange Sitzen und Lesen hatten sie echt fertig gemacht. Setsuna, die bisher still gewesen ist und ihren Blick nicht vom Buch abgewendet hatte, unterbrach ihre Aufbruchlaune. „Prinzessin.“, sagte sie und sah Bunny mit einem durchdringenden Blick an. Bunny sah sie fragend an. Ruhig legte Setsuna das Buch, welches sie bis eben in der Hand gehalten hatte, auf den Tisch und schob es zu ihr herüber. Neugierig beugte sie sich darüber und betrachtete die aufgeschlagenen Seiten. Es ging um die Beziehung zwischen dem Königreich des Mondes und dem der Erde. Auf der rechten Seite war ein großes Bild, welches laut Text von einem Diplomatenball stammte und die beiden königlichen Familien zeigte. Sie betrachtete die Gesichter der Anwesenden. Sofort sprang ihr eine junge Frau ins Auge, welche auf eigenartig natürliche Weise das Zentrum des Bildes darzustellen schien. Sie strahlte förmlich. Ihr hellblondes Haar reichte ihr weit über den Rücken hinab und das Bunny so vertraute Halbmondsymbol leuchtete auf ihrer Stirn. Sie hatte ein warmes und sanftmütiges Lächeln. Neben ihr stand ein stattlicher Mann mit dunklem, leicht gewellten Haar und stechend blauen Augen. Zwei junge Mädchen standen vor ihnen. Das kleinere von ihnen hatte ähnlich helles Haar wie das ihrer Mutter, doch stach es deutlich ins Silberne. Sie trug ihre Haare so, wie auch Bunny es tat: in zwei langen Zöpfen. Auch auf ihrer Stirn leuchtete deutlich das Symbol des Halbmondes. Das andere Mädchen stach durch ihr langes, dunkeltürkises Haar hervor. Selbst auf diesem Bild konnte Bunny deutlich sehen, dass ihre ganze Erscheinung anders wirkte, als die der anderen beiden Mitglieder der Königsfamilie. Und doch gehörte auch sie eindeutig dazu. Auch auf ihrer Stirn war der Halbmond zu erkennen, auch wenn anders wirkte, schwächer. Bunny starrte das Mädchen an. Auch die anderen hatten sich inzwischen um sie herum versammelt und betrachtete das Bild. „Tsuki?“, fragte sie schließlich leise. „Nicht nur das.“, erwiderte Setsuna und tippte mit einem Finger auf das Buch, wobei sie auf einen jungen Mann deute. Bunny richtete ihre Aufmerksamkeit auf die andere Familie, die dieses Bild zeigte. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn erkannte. Sie sog scharf die Luft ein. „Ma… Mamoru?“, fragte sie fassungslos, als sie in das Gesicht ihres Exfreundes blickte. Er war etwas jünger, als sie ihn kannte, und dennoch war es unverkennbar er. Auch die anderen trauten ihren Augen kaum, als sie dieses Bild betrachteten. „Was hat das zu bedeuten?“, stellte Seiya die Frage, die allen auf der Zunge lag. „Ich bin mir nicht sicher.“, antwortete Setsuna nachdenklich. „Auch ich bin durch die Wirkung des Silberkristalls beeinflusst und mein Leben fand immer zwischen den Dimensionen statt. Ich habe keine Erinnerungen an die vergangenen Königreiche. Auch ich werde wiedergeboren, wenn auch auf andere Weise.“ Sie schloss einen Augenblick die Augen und seufzte. „Also kann ich auch nur Vermutungen anstellen, genauso wie ihr.“ Die anderen sahen sie mit großen Augen an. „H-hast Du denn eine Vermutung?“, fragte Bunny aufgeregt. Dass Setsuna immer so mysteriös sein musste… Setsuna nickte bedächtig. „Tsuki… oder wie sie damals genannt wurde, Lumina… war die älteste Tochter der Königin Purity.“ Sie tippte auf die Frau in dem Bild, bevor ihr Finger zu dem jüngeren der Mädchen wanderte. „Und die ältere Schwester von Serenity… Deiner Mutter.“ Bunnys Augen weiteten sich. Was hatte sie gerade gesagt? Das Mädchen in dem Bild war die ehemalige Königin Serenity? Ihre Mutter Serenity? Und… sie war die Schwester von Tsuki? Nein… Lumina? „Wir können uns zwar nicht hundertprozentig sicher sein, dass es sich hier um Tsuki handelt…“, fuhr Setsuna fort. „… aber ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist.“ Bunny nickte bekräftigend, während sie Setsuna weiter gebannt ansah. Auch die Aufmerksamkeit aller anderen war auf sie gerichtet. „Als älteste Tochter der Mondkönigin war sie vermutlich dem ältesten Sohn des Erdenkönigs versprochen.“ Sie zeigte auf das Abbild Mamorus. „Endymion.“ Bunny sog scharf die Luft ein, Amy starrte sie mit großen Augen an und Seiyas Mund war leicht geöffnet. „Eh? Mamoru war… Tsukis Verlobter??“, fragte Bunny entgeistert. „Das ist nur eine Vermutung.“, erklärte Setsuna. „Aber ich halte es für wahrscheinlich.“ „U-und… wie kommt es, dass er dann in meiner Vergangenheit wieder aufgetaucht ist? Und Tsuki vor 90 Jahren auf der Erde wiedergeboren ist?“ Ihr schwirrte der Kopf. „Ich versteh das nicht.“ „Laut diesem Buch gab es einen schrecklichen Krieg zwischen dem Königreich des Mondes und dem der Erde.“, erzählte Setsuna nun etwas ausholend? „Zwischen Mond und Erde?“, fragte Amy erstaunt. „Ich dachte, die zwei Königreiche waren eng miteinander verbunden?“, hakte Yaten nach, der die ganzen Zusammenhänge nicht richtig verstand. Setsuna nickte. „Ich weiß nicht, was passiert ist. Darüber gibt es hier kaum Informationen. Es heißt, es sei um ein Erbe gegangen… Ich weiß jedoch nicht, was dahinter steckt…“ Sie schloss kurz die Augen, um ihre Gedanken zu sammeln, bevor sie wieder aufsah. „Sicher ist, dass die damalige Mondkönigin dem Krieg ein Ende bereitet hat, indem sie den Silberkristall verwendet hat. Sie starb. Das nächste, was bekannt ist, war, dass ihre Tochter Serenity das Erbe antrat und Königin wurde. Sie heiratete Endymions Cousin Herion.“ Sie sah Bunny an. „Deinen Vater.“ Bunny schluckte. All diese Informationen drangen auf sie ein. In ihrem ganzen Leben hatte sie nicht so viel von ihrem Schicksal erfahren wie in den letzten Stunden. Tsuki die ältere Schwester ihrer Mutter, Mamoru der Verlobte von Tsuki, ihr Vater der Cousin von Mamoru. Was hatte das alles nur zu bedeuten. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und sah auf. Seiya. Er blickte besorgt auf seine Freundin hinab. Wie nahm sie das Ganze auf? Sie sah blass aus… Er machte sich wirklich Sorgen um sie. „Meinst Du, dass das Schicksal von Lumina und Endymion durch den Einsatz des Silberkristalls verändert worden ist?“, fragte nun Amy, die Setsuna ansah, während sie sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an ihr Kinn tippte. „Das ist meine Vermutung.“, bestätigte Setsuna. „Sie werden in den Büchern nicht mehr erwähnt, nachdem Serenity Königin des Mondes geworden ist.“ „Das ist alles sehr verworren…“, sagte Amy nachdenklich. „Es sind nur meine Vermutung.“, erwiderte Setsuna. „Ich kann auch falsch liegen.“ „Nein.“, widersprach Amy. „Ich denke, Du hast Recht. Das alles sind logische Schlussfolgerungen.“ „Nur die Hintergründe bleiben uns verschlossen.“, bedauerte Setsuna. „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass wir hier darüber noch weitere Informationen finden können. Aber wir sollten die Chance nutzen und weiter suchen.“ „Unsere Bibliothek steht euch immer offen.“, warf Kakyuu nun ein. Setsuna nickte. „Ich danke Euch, Kakyuu.“ „Entschuldigt uns kurz, ja?!, sagte Seiya nun nahm vorsichtig Bunnys Hand, um sie von den anderen wegzuführen. Leicht blass und etwas zittrig folgte sie dem leichten Druck, den er auf sie ausübte. Besorgt sahen ihre Freunde ihr hinterher, während Seiya sie aus dem Raum führte. Schweigend gingen sie nebeneinander her, bis Seiya sie auf einen großen Balkon führte, der einen atemberaubenden Ausblick auf den Palastgarten offenbarte. Bunny schien dies jedoch gar nicht so recht wahrzunehmen. Wortlos zog Seiya sie an sich und nahm sie in den Arm. Eine Weile hielt er sie einfach fest und wiegte sie leicht hin und her, bevor er das Wort an sie richtete. „Alles in Ordnung, mein Schätzchen?“, fragte er. Bunny nickte, während sie sich an seine Brust kuschelte. „Das war alles ein bisschen viel auf einmal…“, sagte sie schließlich leise. Er schwieg kurz. „Ist es schlimm für Dich, dass… Mamoru anscheinend mal mit Tsuki verlobt war?“, fragte er und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme leicht gequält klang. Bunny sah überrascht auf. „Nein.“, widersprach sie. „Nein, das ist es nicht. Es bestätigt mich nur noch mehr darin, dass er nicht mein wahres Schicksal sein kann. Es bestätigt mich darin, dass ich keine falsche Entscheidung getroffen habe.“ Sie schloss kurz die Augen, bevor sie Seiya direkt ansah. „Versteh mich nicht falsch. Mein Herz hat mir immer gesagt, dass Du der Richtige für mich bist. Aber ich habe mir natürlich Gedanken darüber gemacht, ob es in Ordnung ist, einfach so mein Schicksal zu ändern. Ich… hoffe, Du verstehst das.“ Seiya gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Natürlich verstehe ich das, Schätzchen.“ Bunny lächelte. Sie war froh, dass Seiya an ihrer Seite war. „Alles, was ich in den letzten Stunden erfahren habe, war einfach etwas viel… Es ist nicht so, als ob irgendetwas davon besonders schlimm für mich gewesen wäre… Ich hatte nur bis vor kurzem quasi keine Ahnung von meinem damaligen Leben oder meiner Familie. Das muss ich nur etwas verarbeiten.“ Sie schmiegte sich wieder an ihn und genoss die Nähe, die er ihr bot. Sie liebte diesen Mann so sehr. Egal was passieren würde oder was sie erfahren würde… Solange er an ihrer Seite war, konnte sie alles ertragen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)