Separate von Cindy (ZoLu) ================================================================================ Kapitel 1: The Loss ------------------- „Hey, ich kann eine Insel sehen.“ Interessiert hob Nami den Blick von ihrem Buch, hoch zu den Lautsprechern der Thousand Sunny, als Zoros Stimme über das Deck hallte. Der Schwertkämpfer hatte sich wieder oben zurückgezogen um den Ausguck zu übernehmen und nebenbei ungestört mit seinen Gewichten zu trainieren. „Eine Insel? Jetzt schon?“ Es dauerte nicht lange, bis auch die anderen Mitglieder der Strohhutbande aus unterschiedlichen Richtungen angelaufen kamen, um sich von Zoros Sichtung zu überzeugen. Tatsächlich steuerten sie auf eine augenscheinlich kleine Insel zu, die auf den ersten Blick unbewohnt aussah, eine felsige Küste, hohe Berge und Wälder erstreckten sich über die gesamte Fläche und nirgendwo stieg Rauch auf, der auf ein Dorf hinweisen könnte. Nachdenklich ließ Nami ihren Blick auf den Log Pose wandern und checkte ihren Kurs. Die Nadel zeigte eindeutig in die Richtung der Insel, auch wenn sie bezweifelte, dass diese ihr Bestimmungsort war. Als ein Paar schwarze Hosen in ihrem Blickfeld auftauchten, sah sie zu dem blonden Koch auf, der wohl ihre Gedanken gelesen hatte und mit den Schultern zuckte, als er ihre Aufmerksamkeit bemerkte. „Es kommt uns gelegen zum Vorräte aufstocken.“, meinte er kurz angebunden und zündete sich eine Zigarette an. Die Leute von Water Seven hatten ihre Bestände zwar großzügig aufgestockt und erweitert, jedoch nicht mit dem gesunden Appetit ihres Kapitäns gerechnet. Eben dieser schlug gerade lautstark die Tür zur Kombüse auf, noch einen großen Knochen mit Fleisch in der Hand und warf seine Arme euphorisch in die Luft. „Wuhu, eine Insel! Auf geht´s in ein neues Abenteuer.“ Die Navigatorin schüttelte leicht den Kopf. Irgendwie bezweifelte sie, dass sie auf dieser kleinen Insel ein echtes Abenteuer finden würden. Andererseits, ihr Kapitän hatte es bisher geschafft aus vielen alltäglichen Dingen etwas Besonderes zu machen. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Franky ließ den Anker der Thousand Sunny in die sanften Wellen an der zerklüfteten Küste fallen, hinderte das Schiff somit daran aufs Meer hinausgetrieben zu werden, während die restlichen Mitglieder der Strohhutbande bereits an Land gingen. Der Cyborg sprang wenige Sekunden später ebenfalls von Bord und gesellte sich zu seinen neuen Nakama. Neugierig ließen sie ihre Blicke über die Umgebung schweifen. Tatsächlich war kein Hinweis auf anderes menschliches Leben zu finden, keine Siedlung, kein Hafen, nur ein paar Vögel beäugten sie mit schiefen Köpfen und großen Augen von den Ausläufern des Waldes aus. Luffy wirkte von allen am Aufgeregtesten, weshalb Sanji den Strohhutträger am Hemdkragen packte, bevor er wie wild loslaufen konnte. Wortlos drückte er ihm einen großen Weidenkorb zum Umschnallen in die Hand. „Wir sind hier für Vorräte, vergiss das nicht. Komm ja nicht zum Schiff zurück, bevor der Korb voll ist. Pack alle Früchte ein, die du kennst. Von denen die du nicht kennst, bring mir ein Exemplar, nicht mehr. Verstanden?“, gab der Koch dem Jungen eine Anweisung, auch wenn es sich bei dem Schwarzhaarigen um seinen Kapitän handelte. Luffy nickte ungeduldig und erweckte den Anschein, als hätte er seinem Smutje gar nicht wirklich zugehört. Zu groß war bereits die Vorfreude etwas Neues zu entdecken. Sehnsüchtig wanderte sein Blick zu dem Wald, der so einladend auf ihn wartete, ihn förmlich zu rufen schien. „Gut...“, ließ es der Blonde dabei bleiben und löste die Hand von dem roten Hemd, drückte in der gleichen Bewegung Zoro, Usopp, Chopper und Franky einen Korb in die Hand, schulterte danach seinen eigenen. „Für euch vier gilt das Gleiche. Sammelt auch Fleisch ein, wenn ihr irgendwelche Tiere findet.“, ergänzte er. „Was ist mit den Frauen? Sammeln die nichts?“, kam Frankys wenig beeindruckte Frage, während er seine Sonnenbrille zurecht rückte. „DIE FRAUEN TRAGEN NICHTS!“ Sanjis kurzer Wutausbruch brachte die Vögel dazu verschreckt aufzuflattern. „Schon gut, schon gut.“, der Blauhaarige bohrte mit einem Finger in seinem Ohr herum um zu verdeutlichen wie laut der Koch sich geäußert hatte. „Dann mal los.“ Mit diesen Worten wandten sich Sanji, Nami und Franky nach rechts, Robin, Usopp und Zoro gingen nach links und Luffy und Chopper spazierten geradeaus in den Wald hinein. Dass dies der letzte friedliche Moment für lange Zeit sein sollte, wusste dabei keiner von ihnen. Ein fröhliches Lied singend und alle Tiere im Umkreis vertreibend bahnte sich Luffy seinen Weg durch den Wald. Chopper lief geduldig an seiner Seite lang, hatte sich in seine Heavy Point Form verwandelt, mit der er den Korb gemütlicher tragen konnte und ignorierte den Gesang einfach so gut es ging. Erstaunlicherweise hatten sie schon fast beide Körbe voll und Luffy verlor langsam seine Konzentration, kam immer öfter, von Dingen abgelenkt, vom Weg ab und musste von Chopper an ihre ‚Mission‘ erinnert werden. Gerade hatte ein riesiger, besonders farbenfroher Schmetterling es geschafft, das Interesse ihres Kapitäns zu wecken und als Chopper ansetzen wollte Luffy zu bitten vom Baum die Bananenstaude zu holen, brachte eine laute Explosion das Rentier zum Schweigen. Überrascht wandten beide ihre Blicke nach hinten, wo dunkler Rauch aufstieg und den Himmel verfinsterte. „Das kommt von der Sunny...“, flüsterte Chopper entsetzt, drehte sich zu Luffy um, der bereits seinen Korb absetzte, schnell einen Blick hinein warf. „Ich glaube Sanji wird nicht böse sein, wenn wir das später abholen, oder?“, fragte der Schwarzhaarige seinen Freund. Dieser hatte das zusätzliche Gewicht bereits ebenfalls auf dem Boden abgestellt und schüttelte den Kopf. „Definitiv nicht.“ Mit diesen Worten wechselte er in seine Walking Point Form. „Dann los.“ So schnell die beiden Strohhutpiraten konnten, liefen sie zu ihrem Schiff zurück. Es dauerte nur wenige Minuten, in denen Chopper und Luffy die Strecke zurücklegten, doch in dieser Zeit hatten zwei weitere Explosionen die Erde buchstäblich erschüttert. Der Geruch von Schießpulver und verbranntem Holz füllte die Luft völlig aus, verschlechterte ihre Sicht und brachte Chopper dazu angewidert die Nase zu rümpfen, aber die Sorge um die Sunny und seine Nakama trieb ihn dazu an den Gestank einfach zu ignorieren. Als die beiden Piraten den Wald hinter sich ließen stoppten sie abrupt ab, musterten die Situation die sich ihnen bot. Das felsige Stück Insel, an dem sie an Land gegangen waren, sah aus wie ein Schlachtfeld. Drei große Krater zierten die Landschaft, überall lagen große und kleine Brocken herum, die sich bei den Explosionen gelöst haben mussten, an manchen Stellen züngelte vereinzelt Feuer, das sich langsam auf den Wald auszubreiten begann, die Luft war schwarz vor lauter Rauch, brannte beim Atmen in der Lunge und mitten in dieser Hölle, umzingelt von dutzenden anderer Piraten, die ihre Schwerter bereits gezogen hatten, entdeckte Luffy seine Crew. Es dauerte keine Sekunde, bis sich der Kapitän mit in den Kampf stürzte, fäusteschwingend auf die Gegner einschlug und sie anschrie, seine Nakama in Ruhe zu lassen. Chopper warf einen zweiten Blick auf die Situation. Etwas stimmte nicht. Das Rentier konnte Zoro und Sanji sehen, die versuchten ein paar Gegner auf Abstand zu halten, Franky und Usopp die mit Fernkampfattacken ihre Widersacher ausschalteten und Nami und Robin, die sich Rücken an Rücken gegen die Angreifer verteidigten. Etwas stimmte nicht. Seit der ersten Explosion waren maximal drei Minuten vergangen, bis Luffy und er die Sunny erreicht hatten, doch die sechs mutigen Kämpfer waren so übel zugerichtet, als hätten sie einen stundenlangen Kampf hinter sich. Etwas stimmte nicht. Chopper sah einen Schatten neben sich, der ihn schnell herumwirbeln ließ. Einer der Piraten hatte sich im Schutz des Rauchs an ihn ran geschlichen, das Schwert bereits gezogen und wollte zustechen. Ohne weiter darüber nachzudenken holte das agile Rentier mit den Hinterhufen aus und verpasste seinem Gegner eins mit den kräftigen Läufen auf die Brust. Als die getroffene Stelle sich in Sand verwandelte glaubte das Strohhutmitglied seinen eigenen Augen nicht. ‚Das kann nicht sein‘, schoss es ihm durch den Kopf. ‚Crocodile?‘ Zoro, der inzwischen bereute noch keinen Ersatz für Yubashiri gefunden zu haben, rammte seine verbleibenden Schwerter in den Leib eines der Piraten, sah zu, wie sie in das Fleisch eindrangen und den Körper quasi zerschnitten, doch anstatt zu Boden zu gehen teilte sich sein Gegenüber in mehrere Stücke und schwebte, gewissermaßen unbeeindruckt von dem Angriff, vor dem Schwertkämpfer herum, dessen Augen sich geschockt weiteten. ‚Buggy? Nein, das ist nicht möglich‘ Robin hatte die schützende Sicherheit von Namis Rücken nur kurz hinter sich gelassen, als sie von einer Explosion getroffen wurde. Ein Schmerzensschrei entkam ihr, als sie fiel. „Robin!“ Namis Stimme brachte die Archäologin dazu sich zusammen zu reißen. Das war bereits die vierte Explosion, die eins ihrer Crewmitglieder traf und sie konnte nicht einmal sagen woher der Angriff kam. Mühsam stemmte sie sich hoch, musterte die Gegner so gut es mit den verminderten Sichtverhältnissen ging. Ein Mann fiel ihr ins Auge, der auf Usopp zurannte, die Hand hob und als er den Schützen an der Brust berührte, eine Explosion auslöste. Entsetzt sah Robin zu, wie ihr Nakama zu Boden ging. ‚Ist das... Mr. 5´s Teufelskraft?‘ Luffy hatte von alledem nichts mitbekommen. Er sah nur, wie seine Crew, seine Freunde, seine Nakama verletzt wurden, verletzt von diesen verdammten Piraten, die aus dem nichts aufgekreuzt waren und sich einbildeten sie herauszufordern wegen einem Grund, den er nicht mal wusste. Wütend verpasste er dem nächstbesten Mann in seinem Weg eine Gomu Gomu no Pistole und schickte ihn ein paar Meter zurück, doch alles Kämpfen hatte ihn bisher kaum einen Meter weiter gebracht. Er suchte immer noch den Anführer, um diesen direkt herauszufordern und die Sache so zu klären, wie es sich gehörte. Gerade als der Kapitän ein weiteres Mal ausholen wollte, donnerte eine Stimme von dem Löwenkopf der Sunny herunter, was die Strohhutbande dazu brachte aufzuhorchen. „Hallo und herzlich willkommen in eurem persönlichen Alptraum.“, erklang eine tiefe, bedrohliche Stimme und als Luffy sich ihrem Schiff zuwandte, sah er tatsächlich eine Person auf SEINER Sunny stehen, als würde sie ihm gehören. „Oi, du da, komm runter und kämpf mit mir!“, rief er hinauf. Die Person ignorierte ihn, trat aber zwei Schritte vor und zeigte somit ihr Gesicht. „Mein Name ist Sintos, meines Zeichens Kopfgeldjäger und ich bin heute euer Gastgeber.“ Mit einer Verbeugung, die reichlich unangebracht erschien wenn man die Situation bedachte in der sie sich gerade befanden, stahl sich ein Lächeln auf die kantigen Gesichtszüge des Mannes. Er trug einen 3-Tage-Bart, hatte kurze schwarze Haare und Klamotten, die abgerissener wirkten als man es seinem Tonfall zugemutet hätte. Einen kurzen Einblick auf das wahre Potential bekam die Strohhutbande, als der Mann namens Sintos mit einer geschmeidigen Bewegung der Faust auswich, die Luffy nach ihm geschleudert hatte. „Ich bin dein Gegner. Los, kämpf mit mir!“, schallte die Stimme des Kapitäns über das Schlachtfeld, brachte ein Lächeln auf die Gesichtszüge seiner Crew. Jetzt wo der Strohhut da war konnten sie nicht mehr verlieren. Sintos wand seinen Blick zu dem Fleck, von wo die Faust ursprünglich herkam. Tatsächlich entdeckte er mitten in dem Chaos sein Ziel. ‚Mugiwara no Luffy... Ein würdiges Experiment‘, schoss es ihm durch den Kopf, als er das hitzige Temperament des Jungen sah, seine glühenden Augen und den Willen zu verteidigen, was ihm wichtig war. Er freute sich bereits darauf seinen Geist zu brechen. Mit diesem Gedanken sprang der Anführer der Kopfgeldjäger von der Sunny runter, landete leichtfüßig auf dem felsigen Grund und stand nun seinem Ziel gegenüber, das bereits eine Faust in seine Richtung donnerte, der er aber mit einem Schritt zur Seite ausweichen konnte. Er hatte schon gegen so viele Piraten gekämpft, so viele besiegt, dass es ihm leicht fiel die Attacken seines Gegners vorher zu sagen. Außerdem hatte er das Kampfmuster seines Ziels so gut es ging studiert, große Zerstörungskraft, wenig Agilität. Luffy knirschte mit den Zähnen, als seine Gomu Gomu no Pistole den Gegner verfehlte und sein Arm unverrichteter Dinge wieder zurück schnalzte. Dieser Sintos war flink, aber er hatte schon flinkere Gegner besiegt. Mit neuem Mut holte er zu einer weiteren Attacke aus, ließ sich dabei halb auf den Boden sinken und dehnte sein Bein. „Gomu Gomu no Muchi!“ Doch auch dieser Angriff ging ins Leere und bis Luffy sich wieder aufrappeln konnte, stand sein Gegner bereits vor ihm. Ein kurzes Zucken ging durch den Körper des Strohhuts. Sintos war wirklich schnell. Mit einem Sprung war Luffy auf den Beinen, streckte seine beiden Hände nach hinten. Wenn die anderen Sachen nicht funktionierten, vielleicht... „Gomu Gomu no Bazoo-gh...„ Die Stimme des Strohhutträgers erstickte, als sich eine große Hand um seine Kehle schloss und zudrückte. Anstatt den Kopfgeldjäger fliegen zu schicken entschloss Luffy sich dazu lieber die Hand von seinem Hals zu entfernen, die ihm so unangenehm die Luft abschnürte. Ein leises Röcheln entkam dem Kapitän als er Sintos´ Arm umklammerte und dieser als Antwort seinen Griff verstärkte. Das war nicht gut, das war gar nicht gut. Er bekam keine Luft mehr und würde er den anderen nicht bald loswerden... Luffys Gedanken wurden unterbrochen, als er den Boden unter den Füßen verlor. Sintos hatte den schmächtigen Körper seines Ziels einfach hochgehoben, hielt ihn jetzt ein paar Zentimeter über dem Boden und beobachtete amüsiert, wie die Füße mit den Sandaletten hilflos in der Luft baumelten und Halt suchten. Er wusste er hatte gewonnen in dem Moment, wo sich seine Hand um den Hals des Piraten schloss. Genüsslich beobachtete er, wie verschiedene Emotionen über das Gesicht seines Ziels huschten. Wut, Überraschung, Angst, wieder Wut. Wenn er sich nicht beeilte, verlor der Strohhut noch sein Bewusstsein und das kommende Erlebnis wollte Sintos ihm keinesfalls vorenthalten. Ein halbherziges Kratzen an seinem Arm brachte ihn dazu aufzulachen, lenkte damit auch die Aufmerksamkeit der anderen Strohhutpiraten auf sich. ‚Luffy!‘, schoss es ihnen synchron durch den Kopf. Ihren Kapitän so schnell in einer so prekären Situation vorzufinden war selbst für sie ungewohnt. Natürlich brachte der Gummibengel mit seinen ungestümen Attacken immer wieder sich und andere in Gefahr, aber irgendwas war diesmal anders. Einem spontanen Impuls folgend machte Zoro ein paar Schritte auf Luffy zu, wollte ihm die Hilfe bieten, die er anscheinend brauchte, auch wenn er wusste, dass sein Kapitän seine Duelle allein gewinnen wollte. In den wenigen Minuten, wo er jetzt schon gegen die Angreifer kämpfte war ihm jedoch klar geworden, dass sie hier den Kürzeren zogen, immerhin hatten sie nicht damit gerechnet überhaupt auf Menschen zu treffen und dann auch noch auf welche mit Teufelskräften. Eine Explosion, die Zoro im Rücken traf und ihn von den Füßen riss verhinderte, dass er Luffy zu Hilfe kommen konnte. Was zur Hölle tat dieser verblödete Koch bitte schön hinter ihm? Ein Blick zurück zeigte ihm allerdings, dass Sanji selber genügend damit zu tun hatte sich zu verteidigen und Nami im Kampf zu unterstützen. Zwei der Gegner hatten seine Arme geschnappt und waren nun dabei sich seinen Beinen zu widmen. Etwas langsamer als beim letzten Mal rappelte der Schwertkämpfer sich auf, nahm Wado Ichi Monji, welches er verloren hatte als die Erschütterung seinen Körper traf, wieder in die Hand. Zwar sah die Situation bei Sanji nicht gut aus, aber der Anblick von einem in der Luft baumelnden Luffy schickte ihm Gänsehaut über den Körper, weshalb das Crewmitglied sich entschloss zuerst da zu helfen. Gerade als Zoro einen weiteren Versuch starten wollte, versperrte ihm der Typ mit Buggys Teufelskräften den Weg. Ein ausdrucksstarker Fluch verließ seine Lippen. Wenn die Situation so blieb wie sie jetzt war, kam keiner von ihnen auch nur einen Schritt näher an ihren Kapitän heran. Luffy strampelte immer noch mit den Beinen in der Luft, versuchte irgendwas zu fassen zu kriegen, was ihm weiter helfen konnte. Er spürte, wie er anfing abzudriften, sehr wahrscheinlich durch die mangelnde Luftzufuhr. Das musste er verhindern! Als Sintos die Hand hob, schwenkte Luffys Blick zurück zu ihm. Das gefiel ihm gar nicht. Was hatte der Andere damit vor? Auf einen Schlag oder ähnliches wartend schloss der Junge mit dem Strohhut die Augen, bereitete sich auf den Schmerz vor, vielleicht in der Magengegend, der aber nie kam. Umso mehr verwirrt, als er stattdessen zwei warme, raue Finger an seinen Lippen spürte, öffnete Luffy die Augen wieder, blickte direkt in die von Sintos und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Einen so eiskalten Blick hatte er das letzte Mal bei Crocodile gesehen, genauso durchbohrend und gefühllos, als würden sie bis tief in seine Seele hinab blicken und alle Ängste und Alpträume offen legen. Aber da lag noch etwas anderes in diesen Augen, etwas, was Luffy lähmte und seine Gegenwehr auf ein Minimum sinken ließ. Er hatte das Gefühl einer riesigen Klapperschlange gegenüber zu stehen, die bereit war jede Sekunde ihre tödlichen Giftzähne in ihn zu schlagen, sollte er es wagen sich zu bewegen. Sintos musste Lachen, als er die geweiteten Augen des kleinen Bengels sah, die ihn so ungläubig anstarrten. Dass der Junge bereits in den Fähigkeiten seiner Teufelsfrucht gefangen war, konnte dieser natürlich nicht wissen. Erst langsam, beinahe zögerlich, schob er seine Finger gegen Luffys Lippen, wartete ob dieser sie automatisch öffnen würde, doch nichts geschah. Mit etwas Nachdruck probierte der Kopfgeldjäger es noch mal, diesmal mit Erfolg. Einen Spalt breit öffneten sich die Lippen des Piraten und er schob seine Fingerkuppen in die warme Öffnung, erst zwei, dann drei, schließlich vier. Zum Schluss fünf. Jetzt kam der spannende Teil. Er hatte noch nie einem Gummimenschen seinen Arm den Hals hinunter geschoben. Den Kraftaufwand erhöhend verschwand Sintos´ Hand völlig in Luffys Kehle, so tief bis er den Gegendruck an seiner anderen Hand spüren konnte, die von außen immer noch die Luft abdrosselte. Mehrere, kurz aufeinander folgende Zuckungen erschütterten den Körper des Jungen und der Griff um seinen Arm verstärkte sich rhythmisch pulsierend, er war also noch nicht ohnmächtig geworden, worin er seinen Vorgängern deutlich überlegen war. Der Mann musste leicht lachen. Wahrscheinlich versuchte sein Ziel gerade verzweifelt sich zu übergeben, was aber kläglich misslang. Ohne innezuhalten schob er seine Hand tiefer, immer tiefer in Luffy hinein und fing an, nach seiner Seele zu greifen. Als er etwas Kaltes berührte wusste er, dass er sie gefunden hatte. Fest schlossen sich die groben Finger um das Innenleben des Piraten und ohne noch weiter zu zögern, zog er seinen Arm wieder aus dem Jungen heraus, ließ den Körper in der gleichen Sekunde achtlos fallen. Völlig entsetzt beobachtete Zoro die Szene, die sich ihm bot. Er hatte mit vielem gerechnet. Fluchen, Würgen, Schmerzensschreien, Blut, Krämpfen, immerhin hatte er gerade gesehen, wie so ein Möchtegern-Kopfgeldjäger ihrem Kapitän den Arm bis zum Ellbogen in den Rachen gesteckt und wieder herausgezogen hatte. Doch was Luffy tat entzog sich jeglichem Verständnis. Anstatt überhaupt ein Lebenszeichen von sich zu geben, lag der Körper immer noch reglos auf dem Fels, so wie er fallen gelassen worden war, Arme und Beine ausgestreckt, den Mund leicht geöffnet und als Zoro in Luffys Augen sah, konnte er kein Leben mehr in ihnen erkennen. Ein eiskalter Schauer überlief den Schwertkämpfer, denn hätte er nicht deutlich gesehen, wie sich der Brustkorb des Strohhutträgers gleichmäßig auf und ab bewegte, er hätte ihn für tot gehalten. "LUFFY!" Sintos wandte sich zu der Stimme um, die so verzweifelt und ungläubig den Namen seines Ziels gerufen hatte und blickte direkt in das Gesicht von Roronoa Zoro. Ein Grinsen huschte über seine Züge, als er die völlig entgleiste Mimik des Schwertkämpfers in sich aufnahm, der anscheinend beobachtet hatte, was passiert war. Langsam wand er seine Aufmerksamkeit dem leise atmenden Kapitän zu, der bis jetzt immer noch keinen Muskel gerührt hatte, musterte zuerst den Körper des Jungen und anschließend den hellbläulich schimmernden Dampf in seiner Hand, den er aus ihm gezogen hatte. ‚Eine ganz schön große Seele für einen so schmächtigen Körper‘, ging es ihm durch den Kopf, während er die Substanz prüfend zwischen den Fingern rieb. Er liebte es, wenn seine Opfer innerlich schrien. Luffy schrie, schrie so laut er konnte, doch kein Ton verließ seine Lippen, die sich nicht einmal für einen Laut verzogen hatten. Er wollte sich zusammenkrümmen, versuchen den Schmerz einzudämmen, den er der groben Hand in seiner Kehle zu verdanken hatte, doch sein Körper rührte sich um keinen Millimeter. Sein Hals pochte, die Lunge brannte wie Feuer und eine lähmende Angst, die sich von seiner Mitte auszubreiten begann, verlangsamte sein Denken, versetzte ihn in einen immer passiveren Zustand. Mit leerem Blick starrte er in Richtung Zoro, war sein Kopf doch so auf der Seite aufgekommen, dass er den Schwertkämpfer sehen konnte, auch wenn er nicht mal in der Lage war seine Augen zu bewegen und seinen Nakama direkt anzuschauen, stattdessen starrte er einfach stur geradeaus wie eine atmende Puppe. Um sich herum nahm er die Kampfgeräusche wahr, Rufe, Stimmen, seinen Namen, konnte das Krachen von Donner hören, den Nami heraufbeschworen hatte, die kleineren Explosionen von Usopps Schleuder und die größeren von den Kopfgeldjägern, konnte Schwerter blitzen sehen, die gezogen wurden um seine Freunde zu verletzen und er lag hier, völlig regungslos und unfähig irgendjemanden von ihnen zu beschützen. Hätte Luffy gekonnt, er hätte nicht nur geschrien sondern auch geweint. "Oi, Luffy! Verdammt, reiß dich zusammen!" Zoro gab sich Mühe den Lärm des Schlachtfelds zu übertönen, er konnte nicht verstehen, warum ihr Kapitän nicht wieder aufstand und weiterkämpfte. Ohne hinzusehen blockte der Grünhaarige eine Attacke seines Gegners, der ebenfalls ein Schwert schwang, lenkte den Angriff Richtung Boden und nutzte die dadurch entstandene Lücke, um den Körper vor sich wieder zu zerteilen. Zwar hatte Zoro inzwischen begriffen, dass er so nicht gewinnen konnte, aber der Teilungs- und Zusammensetzungsprozess verschaffte ihm genügend Zeit, um den Kopfgeldjäger zu passieren und einen Sprint in Richtung Sintos hinzulegen. Dieser hatte natürlich mitbekommen, dass der Schwertkämpfer schon versuchte ihn zu erreichen, seit er Luffy an der Kehle gepackt hatte. Mit einer kurzen Handbewegung deutete er seinen Leuten, dass sie ihn gewähren lassen sollten. Eigentlich kam ihm der Grünhaarige ganz gelegen, so konnte er die Seele immerhin verwahren, ohne zu gefährden, dass sie ausversehen wieder in den Körper fuhr. Mit einem Kopfgeld von lediglich 60 Millionen Berry war es unwahrscheinlich, dass sie ihn bald als Ziel ins Auge fassen würden. Bis auf ein paar Schritte ließ Sintos Zoro an sich herankommen, der seine Schwerter bereits gekreuzt hatte, allerdings noch nicht angriff, da er befürchtete sonst Luffy in zwei Hälften zu schneiden. Attacken wie Hyakuhachi Pound Ho kamen also nicht in Frage, solange der Schwarzhaarige reglos am Boden lag und keine Anstalten machte von selber aufzustehen. Dass Sintos ihn allerdings plötzlich so leicht auf Nahkampfreichweite heran ließ, machte den Piraten etwas stutzig, noch dazu passte das verschlagene Grinsen überhaupt nicht und als sein Gegner eine schnelle Handbewegung vollführte, spürte Zoro, wie seine Schwerter schlagartig schwerer wurden. Ein kurzer Blick an seinem Arm hoch zeigte ihm, dass die Klingen mit einer festen weißen Substanz völlig umhüllt und somit stumpf waren. „Was zum-„ Zoro kam nicht dazu, seinen Gedanken zu Ende zu führen, als Sintos die letzte Distanz zwischen ihnen überwand und ihm die Hand auf die Brust presste. Für eine Sekunde erstarrte Zoro, wartete darauf, dass etwas geschah, er vielleicht wie Luffy bewegungslos umfallen würde, aber es passierte nichts. Der Schwertkämpfer ließ seinen Blick an dem Mann hoch wandern, bis sie sich gegenseitig in die Augen sahen. Immer noch lag dieses überhebliche Lächeln auf den Zügen des Anderen und Zoros Augenbrauen zogen sich wütend zusammen, als er merkte, dass man sich über ihn lustig machte. Mit einem Schlag seines stumpfen Schwertes auf den fremden Arm, befreite sich der Pirat von dem ungewollten Körperkontakt, fluchte innerlich über seine nutzlosen Waffen, die er nicht einmal zurück in die Scheide stecken konnte. Zähneknirschend senkte Zoro seine Schwerter Richtung Boden, legte diese schließlich dort ab und ballte seine Fäuste, bereit zum Kampf. Harte Zeiten erforderten harte Maßnahmen. Doch als er sah, wie Sintos jemandem hinter seinem Rücken zunickte, fuhr er schnell herum, bereit zuzuschlagen, allerdings befand sich niemand direkt hinter ihm. Was Zoro dafür noch mehr schockte, als der Gedanke die Präsenz eines Gegners nicht wahrgenommen zu haben, war die Tatsache, dass er der einzige seiner Nakama war, der noch aufrecht stand. In einiger Entfernung konnte er Nami erkennen, die mit geschlossenen Augen auf der Seite lag, den Clima-Takt neben sich und allem Anschein nach das Bewusstsein verloren hatte. Chopper und Usopp zeigten ihm das gleiche Bild, die Körper übersät mit blutigen Wunden und nicht mehr in der Lage weiterzukämpfen. Robin und Franky ging es da etwas besser, zumindest hatte sie die Ohnmacht noch nicht übermannt, allerdings schien es so, als hätte man ihnen Hände und Füße mit der gleichen Substanz zusammengebunden, die auch seine Schwerter unbrauchbar gemacht hatte, was beide Freunde dazu brachte, sich nach einer Lösung suchend auf dem Boden zu winden. Nicht weit von ihnen entdeckte Zoro schließlich Sanji, der von diesem harten weißen Zeug an allen vier Extremitäten auf den Boden gefesselt wurde und lauthals Schimpfwörter hinaus schrie. Als einer der Kopfgeldjäger seine Hand auf den Mund des Kochs legte und der Schwertkämpfer beobachten konnte, wie eben dieses verdammte Teufelszeug daraus entsprang und dem Ausbruch des Blonden ein Ende bereitete, indem es sich wie ein Knebel um seinen Kopf wand und erst dann aushärtete, wurde Zoro bewusst, mit was für Gegnern sie es hier zu tun hatten. Leider traf ihn die Erkenntnis zu spät und als der Schwertkämpfer sich auf dem Absatz umdrehte, um wenigstens Luffy aus dieser Situation zu retten, spürte er nur Sekunden später, wie sich etwas um seine Füße schlang, augenblicklich hart wurde und er zu Boden fiel. Fast zeitgleich griff jemand nach seinen Handgelenken und drückte sie ihm auf den Rücken, bis sich auch hier das weiße Zeug auszuhärten begann. Inzwischen wusste Zoro auch, worum es sich dabei handelte. Er hatte es selber am eigenen Leib zu spüren bekommen, als sie auf Little Garden gegen den Kerzenmann Mr. 3 gekämpft hatten. Damals wurden er und seine Nakama ebenfalls von diesem Zeug auf einen riesigen Kerzenständer gefesselt und konnten nur in letzter Sekunde gerettet werden. Als die fremden Hände Zoro wieder losließen, wand dieser sich auf die Seite, fasste Sintos ins Auge, der herablassend auf ihn nieder grinste. Ein Knurren verließ seine Kehle, was den Kopfgeldjäger zum Lachen brachte, immerhin konnte ihm keiner der Crew mehr gefährlich werden, jetzt wo sie entweder besiegt oder gefesselt vor ihm lagen. Obwohl die Situation es so schön anbot, hatte er kein Interesse daran, sie der Marine auszuliefern, es war eh nur noch auf Zoro eine Belohnung ausgeschrieben, die sich jetzt, wo sie den Strohhut in ihrer Gewalt hatten, nicht für sie lohnen würde. Betont langsam schlenderte Sintos zu dem bewegungslosen Kapitän hinüber, und wand seine Hand um den hinteren Teil des Hemdes am Hals des Jungen, das alles begleitet von wildem Fluchen seitens des Schwertkämpfers. Nachdem er genügend Halt hatte, hob er den Kleineren hoch und warf ihn sich über die Schulter, sodass der Schwarzhaarige hinter ihm runter baumelte, nur gehalten von dem dünnen Stoff, der sich gefährlich um seinen Hals spannte. Sintos trug seine erjagte Beute gern selbst nach Hause. Mit einer kurzen Handbewegung deutete er seiner Crew ihm zu folgen und Zoro sah, wie einige Füße an ihm vorbei gingen. Stocksauer auf die Kopfgeldjäger und über seine eigene Unfähigkeit, versuchte der Schwertkämpfer sich aufzurichten, brachte aber seinen Oberkörper nicht wirklich hoch. „LUFFY!“ Luffys Kopf war auf seine Brust gesackt, aber nicht so weit, dass er die Umgebung nicht mehr überblicken konnte. Weiter von sich entfernt sah er seine Nakama am Boden liegen, manche von ihnen bewegungslos und schwer verletzt, andere mit letzter Kraft um ihre Freiheit kämpfend und direkt vor ihm wand sich Zoro, der unnachgiebig versuchte zumindest aufzustehen, mit einer Verzweiflung in der Stimme seinen Namen rief, dass es Luffy fast das Herz zerriss. Doch egal wie sehr er sich auch anstrengte, er versuchte es schon die ganze Zeit, sein Körper wollte einfach nicht auf ihn hören, rührte keinen Muskel. Ein Rucken ging durch den Jungen, als Sintos sich in Bewegung setzte und sein Kopf sackte etwas weiter runter, sodass er Zoro nun wenigstens anschauen konnte, dessen Gesichtszüge bei dem Anblick von Luffys leeren Augen erneut entgleisten. Mit diesem letzten Bild, das sich in sein Gedächtnis brennen sollte, musste der Kapitän der Strohhutbande tatenlos mit ansehen, wie er von seinen Freunden weggetragen wurde, die alles gegeben hatten um ihn zu retten, wo sie doch selber dringend Hilfe brauchten. Panik lag in dem Blick des Schwertkämpfers, als Sintos und seine Bande sich von ihnen entfernten, den leblosen Luffy mitnehmend, dessen Arme und Beine im Takt zu den Schritten des Älteren hin und her schwangen. Lautlos und unbeachtet segelte der Strohhut des jungen Piraten zu Boden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)