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Heroines of War

von

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Puzzlestücke

Lieutenant Washington saß alleine im Konferenzraum und wartete. In ihrem Kopf ging sie noch einmal alle Informationen durch, die sie während des Einsatzes gesammelt hatte, und kam zu den Schluss, dass ihre Theorie plausibel war. Sie hatte bei diesem Mumford von Anfang an ein seltsames Gefühl gehabt und war sich nun sicher, ihn durchschauen zu können. Es fehlte nur noch ein Detail, der letzte Beweis, den der Commander ihr hoffentlich gleich geben würde.

Wie aufs Stichwort trat er durch die Tür. „Tut mir leid, dass Sie warten mussten, aber hier herrscht ja gerade ein großes Durcheinander.“ Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihr gegenüber. „Was ist es, dass Sie mir unbedingt sofort mitteilen wollten?“

„Sir“, setzte sie an, „Ich habe Grund zu der Annahme, dass Doktor Mumford nicht derjenige ist, für den er sich ausgibt.“

„Um wen soll es sich denn ihrer Meinung nach sonst handeln?“, fragte Commander Lance aufmerksam.

„Doktor Vicerus. Der Wissenschaftler, der für die Vorfälle in der Forschungsstation verantwortlich ist.“

Ihr Vorgesetzter sog scharf die Luft ein. „Ich hoffe, Sie haben Beweise dafür.“

„Fangen wir hiermit an“, sagte Washington und rief auf dem Wandbildschirm die drei Videodateien auf, die Webber ihr gegeben hatte, als sie auf die Abholung warten mussten. Der Commander sah sie sich an und nickte. „Soweit so gut. Vicerus war verschwunden und die Krankheit verbreitet. Aber wie kommen sie darauf, dass er auf der Station geblieben ist? Das wäre doch Selbstmord gewesen. Und wo soll er sich die ganze Zeit über versteckt haben?“

„Das weiß ich leider nicht, Commander.“ Als er sie zweifelnd ansah, redete sie hastig weiter. „Aber auf meinem Weg zu der Kommunikationsanlage bin ich auf eine Leiche gestoßen. Jemand, der keine Klamotten mehr trug. Und der Kopf fehlte ebenfalls. Doch es war ein sauberer Schnitt, was nicht zu den Verletzungen passt, welche von den Monstern in der Anlage stammten. Meiner Meinung nach ist er durch menschliche Hand gestorben.“ Washington rief das Bild der Leiche, das sie gemacht hatte, auf den Bildschirm. „Sir, ich vermute stark, dass es sich hier um den richtigen Quentin Mumford handelt. Wahrscheinlich hat unser Gast ihn vor den Kreaturen gerettet und dabei hat Mumford ihm erzählt, dass er abgestürzt war und wir uns auf den Weg nach Antibaar befanden, um ihn zu retten. Vicerus wird eine Chance gewittert und sich seine Identität angeeignet haben, um sich von uns mitnehmen zu lassen.“

Commander Lance nickte mehrmals nachdenklich. „Ja, das klingt alles plausibel. Sein Zustand würde damit auch erklärt werden. Ihm geht es blendend, obwohl er angeblich gebissen worden ist. Webber hingegen liegt auf der Krankenstation. Vielleicht hat er ein Gegenmittel ...“

„Ob er wirklich gebissen worden ist, wissen wir nicht, die Wunde hat sich niemand angesehen“, ergänzte Washington seine Überlegungen.

„Aber es fehlt noch der endgültige Beweis“, erwiderte der Commander.

„Den können Sie mir hoffentlich geben. Ich habe versucht, an Personalakten der Forschungsstation zu kommen, doch der Zugriff ist mir verweigert worden. Allerdings müssten Sie doch die des abgestürzten Schiffes bekommen haben, oder? Da dürfte ein Foto von dem echten Doktor Mumford bei sein.“

Lance aktivierte sein Omni-Tool, tippte kurz darauf herum und ließ dann die entsprechende Datei auf dem Wandbildschirm erscheinen. Das Bild zeigte einen jungen Mann um die dreißig, der ganz anders aussah als der angebliche Quentin Mumford, den sie an Bord hatten.

Ohne noch länger zu zögern, stand der Commander auf und stürmte fast aus dem Raum. Washington folgte ihm.

„Haben Sie eine Ahnung, wo er gerade steckt?“, fragte er, während auf den Rufknopf des Fahrstuhls hämmerte.

„Er müsste noch unten in der Landebucht sein.“

„Gut, dann können wir ihn gleich in die Arrestzelle sperren.“

Sie standen noch zwei Minuten auf dem Gang, bis ihnen auffiel, dass etwas nicht stimmte. Der Commander hämmerte noch einmal auf den Rufknopf, doch es tat sich nichts. Plötzlich fiel auch das Licht um sie herum aus.

„Commander Lance, wir haben ein Problem“, sagte Tyk über die Schiffslautsprecher.

„Ist mir aufgefallen. Was zum Teufel stimmt nicht?“

„Jemand hat sich in das Netzwerk des Schiffes gehackt“, antwortete der Pilot. „Die Lebenserhaltung ist nicht betroffen, aber -“ Mitten im Satz wurde die Übertragung abgebrochen.

„Was ist passiert?“, fragte Washington bestürzt.

„Die Kommunikation wurde wohl auch gehackt, vermute ich. Vicerus ist anscheinend ziemlich gerissen. Sogar die Systeme für die Notfälle müssen offline sein, sonst hätten wir hier zumindest ein bisschen Beleuchtung“, brummte der Commander. Kara konnte hören, wie er sich nach links bewegte, und sie folgte ihm.

„Was werden wir jetzt tun, Sir?“

„Sie gehen über die Leitern nach unten auf das Frachtdeck und suchen diesen Mistkerl. Ich werde kurz auf die Brücke gehen und Ihnen dann folgen.“

Jemand strahlte sie von hinten mit einer Taschenlampe an.

„Commander?“, fragte Private Vonn. „Der Pilot schickt mich. Ich soll Ihnen meine Waffe bringen, damit Sie etwas Licht haben.“

„Sehr gut, geben Sie sie an Lieutenant Washington.“

Dankbar nahm Kara die Pistole mit der aufgesetzten Lampe entgegen.

„Leuchten Sie mal bitte hier her“, sagte der Commander und Washington richtete den Strahl auf das Stück Wand, welches er meinte. Er zog an zwei Griffen und löste die Platte. Dahinter befand sich ein schwarzes, kreisrundes Loch im Boden, welches in die Tiefe führte.

„Machen Sie sich auf den Weg, Washington. Am Ende kommen Sie in der Waffenkammer heraus.“

„Verstanden, Sir.“

Sie schob sich mit den Füßen voran auf die Leiter und begann ihre Abstieg. Dabei behielt die Waffe in der rechten Hand, wodurch sie kaum Probleme hatte, etwas zu sehen. Das Rohr, welches durch das ganze Schiff führte, war breit genug, damit jeder Marine hindurch passen konnte, doch sie fühlte sich trotzdem etwas beengt. Schritt für Schritt ging sie weiter, bis sie schließlich den Fuß von der letzten Stufe nahm und auf solidem Boden stand. Sie leuchtete um sich herum und entdeckte schließlich auf Hüfthöhe die Platte, welche als Ausgang gekennzeichnet war. So leise wie möglich drückte sie diese nach außen und kletterte nach draußen.

Nachdem Kara sich einmal kurz umgesehen hatte, war sie sich sicher, dass Vicerus sich nicht hier versteckt hatte. Sie schlich zu der offen stehenden Tür und lauschte einen Moment, doch es war nichts zu hören. Schließlich betrat sie den Hangar, und was sie dort sah, verschlug ihr den Atem. Das riesige Tor des Hangars stand offen, doch durch den Schutz der Barriere konnte sie sich trotzdem darin bewegen, ohne zu ersticken. Die Helligkeit, die von Antibaar aufgrund von Sonneneinstrahlung kam und sogar den Innenraum des Schiffes ein klein wenig beleuchtete, reichte aus, um erkennen zu können, dass eins der Shuttles fehlte. Vicerus war fort.
 

Drei Stunden später waren alle Systeme der Rome wieder intakt. Kara saß zusammen mit den anderen Offizieren und dem Commander im Konferenzraum, wo sie dabei waren, alle Vorfälle aufzuklären.

„Also haben Sie einen gefährlichen Verbrecher zu uns an Bord gebracht und sind damit für den Systemausfall und den Tod von Langner verantwortlich?“, sagte Van Hagen mit schneidender Stimme, nachdem Kara ihre Erlebnisse zusammengefasst hatte.

„Van Hagen!“, gab Commander Lance scharf zurück. „Es ist keineswegs ihre Schuld. Sie konnte nicht wissen, wer er war, und selbst wenn hätten wir ihn mit an Bord genommen, um ihn zu verhaften. Der Tod von Langner ist tragisch, ja, weil er die Shuttles warten wollte und dabei vermutlich von dem verrückten Wissenschaftler überrascht worden ist, doch dafür trägt keineswegs Lieutenant Washington die Verantwortung.“

Kara war es ein wenig unangenehm, dass der Commander sie so in Schutz nahm, denn es erweckte den Eindruck, sie könne sich nicht selbst verteidigen. Doch so war er immer, denn er trat stets für seine Untergebenen ein, vor allem, wenn sein LC jemanden schikanieren wollte. Van Hagen war keineswegs seine Wahl gewesen.

„Was hat das Oberkommando zu alldem gesagt?“, wollte Lieutenant Dexter, ein glatzköpfiger Mann mit einem kantigen Kinn, wissen.

Commander Lance antwortete: „Sie haben eine Fahndung nach Vicerus ausgegeben, doch ich glaube nicht, dass sie ihn so leicht finden werden. Man hat mir seine Akte geschickt. Gilt als einer der klügsten Köpfe der gesamten Menschheit, Experte auf verschiedenen Gebieten und hat ein unglaubliches Talent für Tech, wie wir alle gemerkt haben. Die Sicherungen zu den Schiffssystemen hat er überwunden, als ob sie Luft wären.“

„Der ultimative Schurke“, murmelte Lieutenant August. „Ausgestattet mit allem, was man braucht.“ „Eigentlich hatte er sich der Allianz verpflichtet, doch aus irgendeinem Grund, vermutlich Geld, hat er sich umentschieden“, fuhr der Commander fort.

„Aber warum der Anschlag auf Antibaar? Was wollte er damit bezwecken?“, fragte Lieutenant Perkov.

Sie schwiegen einen Moment, bis Lance wieder das Wort ergriff. „Das wird nur er uns sagen können. Aber was auch immer er als nächstes vorhat, kann nichts gutes sein.“

„Umso wichtiger, dass er schnell gefunden wird. Wenn er so etwas wie auf Antibaar in größeren Siedlungen loslässt, möchte ich mir gar nicht ausmalen, was passieren wird“, sagte Washington.
 

Träge döste Ellen in ihrem Krankenbett vor sich hin. Der Systemausfall war nun schon einen halben Tag her und was es mit dem angeblichen Doktor Mumford auf sich gehabt hatte, hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, weshalb sie auch schon davon wusste.

'Vicerus' dachte sie. 'Diesen Namen werde ich bestimmt nicht zum letzten Mal gehört haben.'

Sie war zur Zeit allein auf der Station, weil die Anderen bei der Trauerfeier von Corporal Langner waren. Eigentlich hätte Lauren Ellen viel lieber noch überwacht, um sicher zu gehen, dass es ihr wirklich nicht mehr schlechter gehen würde, doch Doktor Lopez hatte sie schließlich dazu gebracht, zu gehen, und Ellen war ihm dankbar dafür. Sie brauchte dringend Schlaf, doch das ging nicht, wenn alle fünf Minuten die Temperatur gemessen oder man zum trinken genötigt wurde. Aber es ging ihr soweit wieder gut, dass spürte sie, und sie war sich auch sicher, es überstanden zu haben, was auch immer es gewesen war. Allerdings konnte sie fühlen, dass sich etwas in ihr verändert hatte. Es war schwer zu beschreiben, und immer, wenn sie versuchte, es zu fassen, entwich es ihrer Wahrnehmung. Der Arzt hatte nichts feststellen können, doch sie wusste, dass sie sich nicht irrte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Nightwatcher
2013-08-09T18:45:11+00:00 09.08.2013 20:45
Ich habs ja gewusst, also das mit Quentin! Da wiegt man sich in Sicherheit und BAM haust du wieder was rein. Also wenns kommt dann richtig und alles auf einmal!
Ich finde es gut, wie du auf deine Leserschaft eingehst, aber ich glaub, ich hätte Quentin gut gelassen, wenn er es ursprünglich war, dann wären wir alle überrascht gewesen. Aber so finde ich den Verlauf der Geschichte umso spannender! Ich freu mich schon darauf, wenn es weitergeht! :D

gaaaaaaaaanz liebe Grüße :3
Antwort von:  SarahShepard
12.08.2013 00:09
Über die Möglichkeit habe ich auch nachgedacht, aber so war der Plot-Twist viel größer :D Heute wird es auch endlich weitergehen, wenn nichts dazwischen kommt!
Von:  Takuya
2013-07-27T18:47:18+00:00 27.07.2013 20:47
Mal wieder ein sehr gutes Kapitel :)
Hab ich mir das doch richtig gedacht, dass mit dem Kerle was nicht ganz stimmt, Bin mal gespannt was der noch so im Schilde führt.
Und ich bin auch gespannt wie genau sich Ellens Inneres verändert hat.
Werde auf jeden Fall gespannt auf ein Neues Kapitel Warten!
LG Takuya
Antwort von:  SarahShepard
28.07.2013 01:45
Freut mich, dass dir das Kapitel gefällt! Ich hatte befürchtet, dass die letzten vielleicht nicht ganz so gut werden würden, weil ich sie so schnell geschrieben habe.
Ihr werdet nicht mehr allzu lange warten müssen, aber was genau mit Ellen passiert ist, wird erst später aufgeklärt :P
Von:  dragon493
2013-07-26T16:43:00+00:00 26.07.2013 18:43
Tolles Kapitel
endlich hat sich bestätigt, das er böse ist
Bin sehr gespannt wie es weiter geht
Lg dragon493
Antwort von:  SarahShepard
28.07.2013 01:43
Jaa, eigentlich sollte jemand anderes Vicerus sein und Quentin wirklich nur ein komischer Kauz, doch eure Mutmaßungen haben ihn böse gemacht! Har har :D :D
Von:  fahnm
2013-07-26T00:36:53+00:00 26.07.2013 02:36
Spitzen Kapi
Mach weiter so^^
Antwort von:  SarahShepard
28.07.2013 01:42
Danke, ich werde mich bemühen :)


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