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Heroines of War

von

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Sterblich

Unruhig saß Alex im Shuttle und wackelte wie verrückt mit dem rechten Bein, bis Casey ihr eine Hand darauf legte.

„Ruhig“, sagte sie. „Es geht ihnen bestimmt gut, sonst wäre Doktor Lopez sofort mitgekommen.“

Langsam hörte Alex auf zu zappeln. Erst da bemerkte sie wieder, wie tief die Müdigkeit in ihren Knochen steckte. Vor zwei Stunden noch hatten sie dabei geholfen, eine Abbaumine für Element Zero zu verteidigen, die von Battarianern angegriffen worden war. Und als sie gerade wieder an Bord der Rome gewesen waren, hatte der Commander sie umgehend in den Konferenzraum beordert und ihnen von Washingtons Nachricht berichtet.

„Es sieht da unten auf Antibaar übel aus“, hatte er gesagt. „Wir müssen unsere Leute umgehend 'rausholen, und dabei werden Sie alle gebraucht. Sie werden auf Gestalten treffen, die nicht mehr menschlich aussehen und äußerst aggressiv sind. Genaueres kann ich Ihnen leider nicht sagen, die Verbindung zu Lieutenant Washington hat nur kurz gehalten. Stockt eure Vorräte an Munition auf und macht euch bereit, wir werden bald dort eintreffen!“

Und nun saßen sie in den Shuttles und befanden sich bereits im Landeanflug auf Antibaar. Die meisten Marines spekulierten unruhig darüber, was für Kreaturen sie erwarten würden, doch Alex blieb still, bis sie endlich landeten.

„Also gut, Marines!“, sagte Van Hagen, der aus dem Cockpit kam. „Jedes Shuttle durchkämmt ein Gebäude. Ihr werdet von mir angeführt. Bleibt dicht zusammen und schießt auf alles, was sich bewegt und nicht nach unseren Leuten oder Zivilisten aussieht. Bringen wir Washington und die anderen nach Hause!“

Einige brüllten enthusiastisch auf und sprangen mit gezückten Sturmgewehren aus dem Shuttle, Van Hagen voran. Sie befanden sich mitten auf einem Platz, der von drei großen Gebäuden und einer Mauer umsäumt war. Alex sah das Blut und entdeckte einige Leichen, beschäftigte sich jedoch nicht lange damit, weil der LC direkt auf ihr Ziel zu stürmte. Die Eingangstür war nur halb offen, doch sie wurde mühelos ganz aufgedrückt, damit sie alle ohne Probleme durchkamen. Drinnen war es stockdunkel, aber dadurch, dass die fünfzehn Marines, aus denen ihre Truppe gerade bestand, alle gleichzeitig ihre Lampen einschalteten, wurde die Umgebung gut erleuchtet. Alex jagte die Atmosphäre einen Schauer über den Rücken, denn auch wenn sie gut sehen konnten, wirkte alles unheimlich. Man konnte spüren, dass hier etwas schreckliches geschehen war. Sie betraten einen Flur, an dessen Ende bereits zwei unheimliche Gestalten auf sie warteten und kreischten, als sie die Marines entdeckten, doch eine Sekunde später wurden sie von unzähligen Kugeln geradezu durchsiebt.

„Scheiße, waren die hässlich“, witzelte jemand und lachte.

Van Hagen ging wieder voran. „Los, weiter! Sieben gehen mit mir nach links, die anderen nehmen den rechten Weg!“

Alex schloss sich der Gruppe um den LC an. Sie trafen auf weitere dieser Monster, doch keins davon kam auch nur auf Armlänge an sie heran. Die Marines leisteten ganze Arbeit. Sie betraten ein größeres Labor, wo plötzlich ein blaues Licht aufflammte und eine der Kreaturen quer durch den Raum geschleudert wurde.

Van Hagen sagte: „Ah, Washington, toben Sie sich gerade aus?“

Da bemerkte Alex die vier Personen, die in einem Gang zu ihrer rechten standen und auf sie zu kamen.

„Wir wollten euch nur etwas entgegenkommen“, antwortete Lieutenant Washington, welche vorweg ging. Dahinter entdeckte Alex einen älteren Mann in einem Overall und zwei Marines. O'Malley war deutlich größer und breiter als Ellen und deswegen unschwer zu erkennen. Er stützte seine Kameradin, welche eine Verletzung am Arm und anscheinend Schwierigkeiten beim Gehen hatte. „Ellen, was ist passiert?“, fragte Alex besorgt und ging auf sie zu. Die anderen Marines sicherten den Raum und Van Hagen unterhielt sich mit Washington und über Funk mit den anderen Offizieren über das weitere Vorgehen.

„Eins von diesen Dingern … hat mich erwischt. Hat mich gebissen“, erklärte Ellen schwer atmend. „Mir ist ein bisschen schwindelig, aber … das wird schon.“

„O'Malley, ich übernehme“, sagte Alex und John legte ihr Achselzuckend Ellens rechten Arm um die Schulter.

„Ich hab dich El, stütz' dich ruhig auf mich“, sagte Alex fast zärtlich, während sie langsam vorangingen.

„Danke“, murmelte Ellen schwach. Ihr Kopf hing schlaff nach unten und es viel ihr sichtlich schwerer, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Alex hatte sie noch nie so erlebt und es machte ihr Angst. Was war, wenn sie mit irgendetwas angesteckt worden war? Während des Fluges hatte man ihnen erzählt, woran die Wissenschaftler hier gearbeitet hatten.

Van Hagen räusperte sich einmal und gab dann Anweisungen. „O'Malley, Webber und Doktor Mumford sollen sofort zu den Shuttles gebracht werden. Der Rest bleibt hier und säubert die Anlage, damit das Ermittlungsteam später keine Probleme haben wird. Bleibt in Dreierteams zusammen und sucht jeden Winkel ab!“

Alex führte Ellen aus dem großen Labor raus und durch die zwei Korridore, die sie auf den Hinweg bereits passiert hatten, wobei O'Malley, Washington und der Zivilist ihnen folgten.

„Alex, ich muss mich mal setzen“, sagte Ellen kurz vor dem Ausgang und sackte plötzlich reglos zusammen. Hätte sie nicht einen Arm um Alex Schulter gehabt, wäre sie auf dem Boden gelandet, doch so hing sie halb in der Luft.

„El!“, rief Alex verzweifelt. Washington griff nach der bewusstlosen Ellen, warf sie sich wie einen nassen Sack über die Schulter und spurtete mit ihr zu den Shuttles. Überrascht eilte Alex dem Lieutenant hinterher, die anderen beiden ebenfalls dicht auf.

„Kyle!“, hörten sie Washington rufen, als sie Ellen in einen Sitz geschnallt hatte. „Du sollst sofort abheben. Bring die vier zur Rome und komm dann zurück, um uns abzuholen.“

„Alles klar, Kara.“

Alex wollte sich gerade neben Ellen setzen, als der Lieutenant ihr auf die Schulter klopfte. „Sie kommen mit mir, Private.“

„Aber Sie sagten doch, vier sollen wieder zur Rome …?“, sagte Alex fragend. Wie auf das Stichwort sprang ein weiterer Marine in das Shuttle.

Washington nickte ihr zu, als die Person salutierte. „Private Krieger, Sie wissen was zu tun ist?“

„Ja“, antwortete Lauren. „Doktor Lopez hat mir ein paar Anweisungen für die Erstversorgung gegeben, damit er in Ruhe auf der Rome alles vorbereiten kann.“

„Sehr gut. Zhao, wir gehen!“

Widerwillig folgte Alex ihrer Vorgesetzten und warf von draußen einen letzten Blick in das Shuttle. Lauren hatte diesen bemerkt und sagte: „Keine Sorge, wir kümmern uns schon um sie.“

Alex nickte und folgte Washington, während das Fahrzeug hinter ihnen abhob.
 

Während sie flogen, stellte Lauren sich vor Ellen und nahm ihr vorsichtig den Helm ab. Erschrocken sah sie, dass ihr Gesicht jegliche Farbe verloren hatte und vor kaltem Schweiß glänzte. Im Gegensatz dazu waren ihre Lippen trocken und aufgesprungen, und ihre braunen, lockigen Haare, die sie zu einem Knoten gebunden hatte, waren triefnass. Lauren zog sich ihren linken Handschuh aus und legte eine Hand auf Ellens Stirn, welche kochend heiß war. Danach holte sie einen Scanner hervor, den Doktor Lopez ihr gegeben hatte, und maß die Körpertemperatur ihrer Patientin. Als sie das Ergebnis sah, ließ sie ihn vor Schreck fast fallen, denn er zeigte über 41 Grad an. Sie kramte nervös in der Tasche mit medizinischen Utensilien, die man ihr mitgegeben hatte, und fand den Pen, über den Lopez gesagt hatte, dass die Flüssigkeit darin das Fieber senken würde. Sie wickelte den mit Blut durchtränkten Stofffetzen von Ellens Arm, um eine freie Stelle zum injizieren zu haben, und ihr Blick fiel auf die tiefen Furchen in der Haut, welche ihr eins dieser Dinger verpasst haben musste. Mit zittrigen Fingern verabreichte sie Ellen das Mittel im Pen und verband die Wunde neu, so wie Doktor Lopez es ihr letzte Woche gezeigt hatte. Mehr konnte sie nicht tun, dachte sie.

„Haben sie Antibiotika? Könnte vielleicht nicht schaden“, sagte der Zivilist, welcher ihnen gegenüber saß. Da hätte Lauren sich am liebsten die Hand gegen die Stirn gehauen. Vor Aufregung hatte sie das wichtigste vergessen. Sie holte einen zweiten Pen aus der Tasche und verabreichte Ellen seinen Inhalt.

„Danke“, murmelte Lauren verlegen und wandte sich ihm zu.

„Gib mir die Tasche und setz' dich, Kindchen. Ich kann mich selbst versorgen und deinem schweigsamen Kameraden fehlt eigentlich nichts“, sagte dieser Mumford. Verdattert reichte Lauren ihm die Tasche und setzte sich neben Ellen. Jetzt, wo sie durch das Sitzen wieder etwas zur Ruhe kam, fing sie an, sich große Sorgen zu machen. Sie wusste, dass Patienten Temperaturen in dieser Höhe nicht immer überlebten.

'Halt' durch', dachte sie. 'Bitte … halte durch.'

Kurze Zeit später landeten sie endlich auf der Rome, wo Doktor Lopez sie bereits mit einer Trage erwarte.

„Legt Webber hier drauf“, rief er in das Shuttle und John half Lauren dabei, die Anweisung zu befolgen. Dann machte der Arzt sich sofort auf den Weg zu den Fahrstühlen. „O'Malley, Krieger und Mumford, ihr bleibt hier, ich muss euch untersuchen, bevor ihr den Rest des Schiffes betreten könnt. Die Landebucht ist vorerst eine Quarantänezone, bis wir wissen, ob ihr euch mit irgendwas angesteckt habt“, rief Lopez ihnen über die Schulter zu und verschwand. Lauren wäre ihm am liebsten umgehend gefolgt, doch sie mussten den Befehlen gehorchen.
 

Drei Stunden später hatte Alex als eine der ersten endlich die medizinische Untersuchung überstanden und eilte zu den Fahrstühlen. Sie wollte sofort zu der Krankenstation, um zu sehen, wie es Ellen ging. Etwas schien nicht zu stimmen, denn Doktor Lopez war bereits kurz vor ihr nach oben geeilt.

„Schneller, du verdammtes Ding“, murmelte sie, während sie auf den Lift wartete. Endlich öffneten sich die Türen und sie sprang hinein und hämmerte auf den Knopf für die vierte Etage. Einen Augenblick später war sie da auch schon angekommen und ging mit schnellen Schritten in das Lazarett.

„Krieger, ganz rechter Schrank, unterste Schublade, sofort!“, rief der Arzt, welcher gerade versuchte, Ellen festzuhalten, denn sie zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Alex schien es, als würde die Zeit um sie herum langsamer verlaufen und die Geräusche waren nur noch gedämpft zu hören. Sie sah in Ellens Gesicht. Von ihren Augen war nur noch das Weiße zu sehen. Daneben saß Norah, blass und verängstigt. Lauren reichte Doktor Lopez irgendetwas und er gab ihr die nächsten Anweisungen. Dann wanderte Alex Blick wieder zu Ellen. Sie konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen. Nachdem sie ein paar Schritte zurück gemacht hatte, schloss sich die Tür wieder und von dem Tumult, der drinnen stattfand, bekam man kaum noch was mit. Wie in Trance drehte Alex sich um und ging davon. Als sie um eine Ecke gebogen war, fing sie an zu rennen, bis plötzlich jemand vor ihr stand.

„Alex, was ist los?“, fragte Shaun besorgt. Ohne ihm zu antworten schlang sie ihre Arme um seinen Hals.

„Warum tun wir das alles hier?“, schluchzte sie in seine Schulter. „Wir könnten hier sterben. Warum tun wir uns das an?“ Als Kinder hatten sie davon geträumt, bei der Allianz Abenteuer zu erleben und böse Schurken zu fangen. Irgendwie hatte Alex dieses Bild nie ganz abgeschüttelt, weshalb Ellens Zustand ihr umso mehr den Boden unter den Füßen wegzog.

Anstatt etwas zu sagen, drückte Shaun sie fester an sich, und so standen sie da, bis Alex sich wieder beruhigt hatte.

„Ist es wegen Webber? Wie geht es ihr?“

„I-ich weiß es nicht.“

„Komm, wir gehen nachsehen“, raunte er in ihr Ohr und wollte sie von sich lösen, doch Alex ließ das nicht zu.

„Nein, bitte … noch nicht.“

Sie fühlte sich, als würde sie ertrinken, und Shaun war gerade das einzige, was ihr halt bot. Eigentlich hatte sie nach außen hin immer stark gewirkt und nicht gewollt, dass jemand sie so sah, doch das war ihr jetzt egal.
 

„Ich denke, eure Kameradin ist vorerst über den Berg. Krieger, ich werde mich jetzt wieder um die anderen kümmern. Holen Sie mich umgehend, wenn die Temperatur wieder steigen sollte oder sie erneut einen Anfall kriegt.“

„Natürlich, Doktor Lopez.“

Der Arzt verschwand und Lauren war alleine mit Norah in der Station, wenn man mal Ellen und Karovsky absah. Letzterer schien zu schlafen oder tat zumindest so.

„Meinst du, wir sollten Maya eine Nachricht schicken?“, fragte Lauren nachdenklich, während sie den Monitor beobachtete.

Norah lachte. „Ellen würde es uns nie verzeihen, wenn wir das hier an ihre Mutter petzen. Du weißt doch, wie sie da ist.“

„Ja, da könntest du recht haben.“ Aus den Augenwinkeln sah Lauren, wie Norah fast zärtlich Ellens Stirn mit einem feuchten Tuch abtupfte. Sie seufzte und rollte mit den Augen.

„Norah Eli, wenn du ihr bald nicht endlich sagst, dass du auf sie stehst, mache ich es. Herrgott, ihr kennt euch seit zwanzig Jahren, da kann das doch nicht so schwer sein!“

„Was?“, fragte Norah verdutzt und wurde rot. „Wovon -?“

„Wovon ich rede? Ich kenne dich ebenfalls seit fast zwanzig Jahren. Natürlich ist mir das nicht entgangen, genauso wenig wie Alex und Oliv.“

Verdattert setzte Norah sich auf einen Stuhl und sah sie mit offenen Mund an.

„Hör mal, ich meine das gar nicht böse. Aber wie wir hier vor Augen geführt bekommen, sind wir nicht unsterblich. Unser Job ist verdammt gefährlich, und es muss nur ein kleiner Fehler passieren, damit wir in einem Sarg nach Hause gebracht werden. Ich glaube, du würdest dir das nie verzeihen, wenn ihr vorher nicht geredet habt.“

Einen Moment lang sahen sie sich schweigend an. Dann fiel Norahs Blick auf Ellen und sie nickte.

„Irgendwann … wenn sie das hier überstanden hat“, murmelte sie.

„Gut. Du solltest dich aber sputen, denn Ellen ist heißbegehrt.“

Irritiert sah Norah sie an, und Lauren zwinkerte ihr zu.

„Du? Aber -?“

Lauren kicherte. „Nein. Aber um O'Malley solltest du dir Gedanken machen.“

Jemand öffnete die Tür und trat ein.

„Was ist passiert?“, fragte Olivia bestürzt und setzte sich auf einen Stuhl.

„Ellen wurde von diesen Dingern gebissen. Das muss irgendeine Reaktion in ihrem Körper ausgelöst haben, denn seitdem hat sie hohes Fieber und hatte eine Art Krampfanfall“, erwiderte Lauren.

Norah fragte: „Bei dir alles okay, Oliv?“

„Ja ja, Blutbild war okay. Sieht wohl so aus, als hätten wir alle nichts angeschleppt. Wird Ellen das überstehen?“

Lauren nickte. „Doktor Lopez hat das Fieber unter Kontrolle gekriegt. Im Moment ist alles in Ordnung.“

„Gott sei Dank. Der Doc sah so ernst aus, da dachte ich schon … wo ist Alex eigentlich? Sie war lange vor mir durch“, fragte Olivia und sah sich um.

Die Tür zur Krankenstation wurde erneut geöffnet und die drei Frauen drehten sich verwundert um und entdeckten Holly.

„Wie geht es ihr?“, fragte sie, während sie eintrat, doch als ihr Blick auf Olivia fiel, erstarrte sie plötzlich und blieb stehen.

„'Tschuldigung, ich störe wohl“, murmelte sie und starrte fast beschämt auf dem Boden.

„Ja“, antwortete Olivia kalt.

Holly stürmte aus der Station, doch Lauren rief ihr noch etwas nach.

„Keine Sorge, sie wird es schaffen!“ Danach wandte sie sich wieder an die anderen beiden. „Wisst ihr, was das zu bedeuten hatte?“

„Das hat bestimmt was mit der Sache zu tun, über die weder Holly, noch Oliv oder Ellen sprechen wollen“, sagte Norah und sah vielsagend zu Olivia. Lauren wusste sehr gut, wovon sie redete. Vor allem der Teamwechsel von Holly hatte viele Fragen aufgeworfen, doch der genaue Grund dafür wurde konsequent verschwiegen.

„Oliv“, setzte Lauren an, „was genau ist zwischen euch dreien passiert? Holly scheint doch sehr nett zu sein, ich kann mir also nicht vorstellen, was-“

„Nett? Pah, das ich nicht lache“, spuckte Olivia aus. Daraufhin schwieg sie eine Weile und schien nachzudenken. Schließlich schilderte sie in groben Einzelheiten, was Karen und Holly ihr während der Grundausbildung angetan hatten und wie sie Ellen an Bord der Rome davon erzählt hatte. Lauren und Norah sahen sie mit aufgerissenen Augen an, unterbrachen sie jedoch nicht. Als sie ihre Erzählung beendet hatte, schwiegen sie alle eine Weile.

„Oh Oliv, ich hatte ja keine Ahnung“, flüstere Lauren mit belegter Stimme.

„Natürlich nicht. Ich wollte eigentlich nicht, dass irgendjemand davon weiß. Immerhin hat Ellen nichts gesagt, nachdem sie es wusste.“

So unpassend es auch in dieser Situation war, musste Norah lächeln. „Sie würde niemals Geheimnisse weitersagen. Wisst ihr noch, als ich beim Schulausflug ins Museum diese teure Vase umgeschmissen habe? Es hat furchtbaren Ärger gegeben, und der Direktor war sich sicher gewesen, dass Ellen wusste, wer dafür verantwortlich war, doch sie hat nichts gesagt und musste dafür in der Schule wochenlang nachsitzen.“

Lauren dachte bei sich, dass noch etwas mehr dahinter steckte. Ellen musste geahnt haben, dass Norahs Vater fürchterlich sauer geworden wäre und seine Tochter wahrscheinlich sogar geschlagen hätte. Ihnen waren die blauen Flecken an ihren Armen und Beinen nicht entgangen, die sie mit der Zeit immer häufiger gehabt hatte.

„Hast du nicht auch mal eine Beule in das Skycar von den Webbers gefahren?“, sagte Olivia. Lauren hatte das Gefühl, dass sich ihre Stimmung etwas aufgehellt hatte.

Norah lachte auf. „Nein, das war doch Alex! Wir waren in der Stadt unterwegs und da war dieser gut aussehende Kerl...“

Sie unterhielten sich noch stundenlang über Sachen aus ihrer Kindheit und Jugend. Es war, als wären sie nicht gerade an Bord einer Allianzfregatte und Ellen gerade nur ein Nickerchen machen würde. Lauren hatte diese unbeschwerten Gespräche vermisst, denn seit dem Beginn ihrer Grundausbildung hatte sich viel verändert, das Verhältnis zwischen ihnen aber offensichtlich nicht.

Doktor Lopez kam wieder auf die Krankenstation und war erstaunt, als er sah, wie die Lauren, Norah und Olivia herzhaft lachten und Karovsky ihnen anscheinend aufmerksam zuhörte, ohne dass sie es bemerkten.

„Meine Damen“, sagte er und ging zu dem Monitor neben Ellens Bett, um ihre Werte zu prüfen. „Schulze, sie sollten zusehen, dass sie Schlaf kriegen, genauso wie Krieger. Eli, sie können auch zurück in ihr Quartier, wenn ich mir ihre Wunde einmal kurz angesehen habe.“

Norah legte sich längs auf ihr Bett und zog das T-Shirt und ihre Hose soweit auseinander, dass die Naht an ihrer Hüfte zu sehen war. Sie war über zehn Zentimeter lang, schien jedoch gut zu verheilen, denn der Arzt nickte zufrieden.

„Sieht gut aus. In einer Woche sind sie wieder wie neu, aber bis dahin sollten sie größere Belastungen vermeiden.“

„Was ist denn mit dem Biss an Ellens Arm? Wird da eine Narbe bleiben?“, fragte Lauren und betrachtete den Verband an besagter Stelle.

„Ich fürchte ja. Die Wunden waren sehr tief.“

„Eine Narbe mehr oder weniger kann sie auch nicht noch weiter entstellen“, frotzelte Alex, die überraschend in der Station stand. Lauren hatte gar nicht gehört, wie sie durch die Tür gekommen war.

„Das habe ich gehört“, sagte jemand mit einer kratzenden Stimme.

Perplex drehte Lauren sich zu Ellens Bett und sah, wie ihre Augen flatterten und sich langsam öffneten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Nightwatcher
2013-08-09T18:31:07+00:00 09.08.2013 20:31
Das ist ein schönes Kapitel. Endlich kann man sich wieder entspannen, zumindest ein wenig.
Antwort von:  SarahShepard
12.08.2013 00:08
Jaa, zwischendurch nehme ich ganz gerne mal ein wenig Tempo raus. :)
Von:  fahnm
2013-07-23T22:39:22+00:00 24.07.2013 00:39
Hammer Kapi^^
Von:  Takuya
2013-07-23T22:24:44+00:00 24.07.2013 00:24
Das war vielleicht eine Aufregung, Hab mir direktgroße Sorgen um Ellen gemacht, aber sie scheint ja mal vorerst über den Berg zu sein, bin froh dass sie am Ende des Kapis wieder aufgewacht ist
Antwort von:  Takuya
24.07.2013 00:28
Ups zu früh abgeschickt, dann halt so. Entschuldige ;-)
Hoffe jedenfalls, dass Ellen keine weiteren Folgen von dem Biss erleidet.
Die sache mit Norah find ich Klasse und wie Lauren sie darauf anspricht
Was mir auch gefällt, dass die Freundinnen trotz der angespannten Situation ein wenig miteinander scherzen können
Freue mich auf mehr, bin gespannt ;-)
Lg Takuya
Antwort von:  SarahShepard
28.07.2013 01:47
Jaa, genau das wollte ich damit zeigen. Es ist viel passiert, aber der Kern der Freundschaft bleibt gleich :)
Von:  dragon493
2013-07-23T14:43:06+00:00 23.07.2013 16:43
tolles Kapitel
Süß das norah auf Ellen steht
Alex kann ihren Zusammenbruch gut überspielen
bin sehr gespannt wie es weiter geht
lg dragon493
Antwort von:  SarahShepard
28.07.2013 01:46
Sehr gut, ich hatte schon fast befürchtet, dass ihr den Teil mit Norah doof finden würdet :)


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