Heroines of War von SarahShepard ================================================================================ Kapitel 13: Verraten und verkauft --------------------------------- Gut gelaunt und vom Essen gesättigt spazierte Lieutenent August durch die SSV Rome. Eigentlich müsste er jetzt auf der Brücke sein und einige Terminals überwachen überwachen, doch er hatte Deirdre überzeugen können, die Schicht mit ihm zu tauschen, weil er sonst zwei nacheinander gehabt hätte. Plötzlich ertönte aus einem Raum in der Nähe Lärm. Neugierig, woher der dieser kam, betrat er die Kantine und entdeckte den ausgelassen feiernden 231. Zug. Sie saßen an zwei Tischen verteilt und lachten, redeten und scherzten, während sie drei Flaschen Whiskey leerten, die ihnen vermutlich der Commander geschenkt hatte. Es war fast eine Tradition, dass Neulinge für ihre erste erfolgreiche Mission alleine von ihrem höchsten Vorgesetzten ein paar Getränke ausgegeben bekamen. Auf der anderen Seite des Raums saß seine eigene Truppe und machten einen finsteren Eindruck, während sie eine anscheinend selbst besorgte Flasche von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit herumgehen ließen. Als einer von den Grünschnäbeln zu ihnen ging und ihnen etwas sagte, was August nicht verstand, stand Corporal Twitch auf und da er ihn um fast einen Kopf überragte, schien der Private sich plötzlich ganz unwohl zu fühlen. „Feiert, solange ihr könnt“, grummelte Twitch. „Euch wird das Lachen schon noch vergehen. Ihr habt es geschafft, dass mal keiner von euch den Löffel abgibt, aber das wird nicht immer so bleiben! Irgendwann wird euch jemand verraten und dann -“ Der Private machte den Fehler, irgendwas zu erwidern, aber August verstand nicht, was es war. Doch plötzlich packte der Corporal ihm an Kragen und hob ihn hoch. „Lass ihn sofort los, Twitch!“, rief August und erst da sah sein Kamerad ihn im Türrahmen stehen. Er ließ den Private fallen und stapfte aus der Kantine. August lächelte seine etwas verängstigten jungen Kameraden an und sagte: „Macht euch nicht's drauß, manchmal ist er einfach ein Stinkstiefel.“ Daraufhin wandte er sich ab und verließ die Kantine wieder. Er spazierte den Flur hinunter, als er hörte, wie ihm jemand folgte. Neugierig drehte er sich um und entdeckte Private Webber. Sie blieb kurz stehen und salutierte. „Webber?“, fragte er überrascht. „Was gibt’s?“ „Sir, ich bin vermutlich nicht dazu berechtigt, Sie danach zu fragen, doch da wir alle zusammenarbeiten müssen, möchte ich es wissen. Was ist Ihnen und ihren Leuten zugestoßen? Das, was Corporal Twitch gesagt hat, lässt vermuten, dass es schlimm war.“ Seine gute Laune verflog schlagartig und er spürte, wie Trauer in ihm aufstieg. „Eine Mission ist fürchterlich schiefgegangen“, sagte er mit belegter Stimme. „Komm, gehen wir ein Stück.“ Webber hatte in beiden Punkten recht. Eigentlich sollte sie nicht unbedingt danach fragen, aber andererseits mussten sie alle einander blind vertrauen können, und das erreichte man meist nur durch Offenheit. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, dann fing August an zu reden. „Uns erreichte ein Notruf von zwei Transportern, die abgestürzt waren. Da wir schon länger keine Einsätze gehabt hatten, beschloss der Commander, dass unsere ganze Truppe runtergehen sollte, um uns mal die Beine zu vertreten und den Verletzten zu helfen. Es gab zwei verschiedene Abstürzpunkte, deshalb mussten wir uns aufteilen. Was für ein Fehler...“ Den letzten Satz sagte er mit einem Schnauben. „Als wir zu den Absturzstellen kam, entdeckten wir keine Transporter menschlicher Bauweise, wie wir es eigentlich angenommen hatten, sondern turianische. Und da begannen einige von uns, den Braten zu riechen, denn seit dem Erstkontaktkrieg mit denen waren die Wogen noch nicht ganz geglättet. Kaum dass der Befehl gegeben wurde, vorsichtshalber die Waffen zu ziehen, waren wir auch schon von denen umringt. Haben Sie schon einmal einen Turianer gesehen, Webber?“ Ellen schüttelte den Kopf. „Das sind große Kerle, die meisten etwas größer als wir Menschen, und sie haben breite Kiefer und solche Dinger, die vom Kopf abstehen.“ Er machte mit beiden Händen eine Bewegung von der Stirn aus nach hinten. „Schwer zu beschreiben, man muss sie selbst sehen. Jedenfalls haben sie uns aufgefordert, die Waffen fallen zu lassen und uns zu ergeben, doch einer von uns, Garcia, war so bescheuert, auf sie zu feuern. Von da an war es ein Gemetzel, denn bis wir in Deckung waren, hatten sie bereits zwei von uns erschossen. Und als wir hinter ein paar Felsen kauerten und auf eine Feuerpause warteten, um uns wehren zu können, fing plötzlich einer aus unseren eigenen Reihen an, auf uns zu schießen.“ August Miene verfinsterte sich. „Sein Name ist Bryan Polk. Er war die meiste Zeit ein fähiger, aber unauffälliger Marine, daher waren wir alle umso überraschter. Er entwischte uns und lief zu einen turianischen Freunden, bevor wir ihn abknallen konnten. Wie sich später herausstellte, hatte er bei den falschen Leuten Schulden, und da hat ihm eine abtrünnige Gruppe der Turianer angeboten, sie für ihn zu begleichen und ihm sogar noch ein hübsches Sümmchen zu zahlen, wenn er ihnen dafür seine Einheit auslieferten. Keine Ahnung, was sie mit uns gemacht hätten, wenn wir gefangen genommen worden wären. Zu der Zeit hatten wir Gott sei Dank den Prototypen eines neuen Jägers an Bord, den wir eigentlich nur transportieren sollten, doch der Commander hat ihn sich 'ausgeborgt' um uns den Arsch zu retten. Er hat meiner Gruppe genug Rückendeckung gegeben, damit wir fliehen konnten, doch für die anderen kam jede Hilfe zu spät, als wir da ankamen, waren alle tot. Es war ein schrecklicher Anblick. Ich habe an dem Tag meinen besten Freund verloren, Kara Washington ihre Zwillingsschwester, Johnathan Perkov seine Verlobte ...“ Seine Stimme brach und sie sagten beide einen Augenblick lang nichts. Langsam gingen sie zum zweiten Mal den Korridor der Kantine entlang, doch dort war es inzwischen ruhig. Die Anderen schienen in ihre Quartiere gegangen zu sein. „Was ist aus Polk geworden?“, fragte Ellen und durchbrach die Stille. Diese Frage brachte August ein grimmiges Lächeln auf das Gesicht. „Er ist mit seinen Kumpanen geflohen, doch er hat den Fehler gemacht, abtrünnigen Turianern zu vertrauen. Als die ganze Sache herauskam, hat der Ratsherr der Turianer ein Kopfgeld auf Polk ausgesetzt, um guten Willen zu zeigen, und keine zwei Tage, nachdem das bekannt wurde, wurde unser ehemaliger Kamerad ausgeliefert. Jetzt versauert er in irgendeiner Zelle und wird nie wieder herauskommen.“ Wenn es nach August gegangen wäre, hätte man ihm schlimmere Dinge antun sollen, denn seine Brüder und Schwestern bei den Marines so zu verraten, war unverzeihlich. Das alles war nun schon drei Monate her, und trotzdem hatten viele aus seiner Einheit den Schmerz noch nicht überwunden. Viele sagten, dass Polk froh sein konnte, in einem Gefängnis gelandet zu sein, denn dort würden sie nicht an ihn herankommen, um persönlich Rache nehmen zu können. „Danke, dass sie mir das erzählt haben“, sagte Webber und unterbrach so seine Gedanken. „Ich werde nun zu meinem Wachdienst vor der Waffenkammer erwartet.“ „Ja, natürlich, gehen Sie ruhig“, erwiderte er. Webber salutierte und machte sie auf zu den Fahrstühlen. Unschlüssig, was er mit seiner freien Zeit machen sollte, stand August einen Moment lang auf dem Flur herum, dann beschloss er, auf die Brücke zu gehen und sich ein wenig mit Tyk, ihrem verschrobenen Piloten zu unterhalten. Pfeifend ging er ebenfalls zu den Fahrstühlen und fuhr nach oben. Dort angekommen musste er nur noch über einen kurzen Gang gehen und betrat dann die Brücke. Sie war fast quadratisch und beherbergte verschiedenste Terminals an den Wänden. An der Stirnseite saß Tyk in einem breiten Sessel und betrachtete mit Adleraugen über riesige Bildschirme das Stück Weltraum direkt vor ihnen. In der Mitte des Raums, auf einem erhobenen Podest, thronte der Commander. Als dieser August erblickte, salutierte der Lieutenent hastig. Daraufhin nickte Lance und beugte sich wieder über das Datenpad, mit dem er sich gerade beschäftigt hatte. „Tyk, altes Haus“, sagte August grinsend und klopfte dem Piloten auf die Schulter. „August“, gab dieser zurück und nickte, nahm aber den Blick nicht von den Bildern der Außenkameras. „Was hälst du von einer Runde Poker heute Abend?“ Der Pilot lachte. „Damit du wieder deinen ganzen Sold verlieren kannst? Gerne doch!“ Erheitert wollte der Lieutenent etwas erwidern, doch plötzlich rief jemand: „Commander, hier kommt gerade eine Meldung rein.“ „Worum geht es?“, fragte Lance und nahm eine steife Körperhaltung an. „Ein größerer Transporter ist auf Antibaar im Amstrong Nebel abgestürzt, aber ein Teil der Besatzung konnte sich anscheinend retten und bittet um Evakuierung. Laut unseren Karten ist dort eigentlich eine unserer kleineren Forschungsstationen, doch die reagieren nicht.“ Der Commander seufzte. „In Ordnung. Wie lange werden wir brauchen, bis wir dort sind?“ „Ungefähr vier Stunden“, rief Tyk und tippte hastig auf mehreren Bildschirmen. „Kann mal jemand Lieutenent Washington auftreiben?“, fragte Lance. „Und gebt den beiden Wachen vor der Waffenkammer Bescheid. Sie sollen sich alle umgehend hier einfinden.“ Es wurde eine Durchsage über die Lautsprecher im Schiff gemacht und kurze Zeit später erschienen erst Washington, dann Webber und O'Malley. Sie stellten sich ordentlich in eine Reihe auf und salutierten kurz. August viel auf, dass die beiden Privates erschöpft aussahen, was kein Wunder war, denn ihr Einsatz war kaum fünf Stunden her. Doch das man jederzeit darauf gefasst sein musste, wieder eine Mission anzutreten, gehörte zum Alltag eines Marines. Der Commander erhob sich aus seinem Sessel und baute sich vor ihnen auf. „Washington, Sie haben mich darum gebeten, mehr Einsatzzeit zu bekommen, damit sie sich auf den N7 – Lehrgang vorbereiten können. Das hier ist nun ihre erste Gelegenheit, auch wenn es vermutlich eine sehr einfache Mission für sie sein wird. Ein Transporter ist auf Antibaar abgestürzt und bittet um Evakuierung. Wenn sie die Überlebenden gefunden haben, machen sie sich auf den Weg zu unserer Forschungsstation dort, um zu überprüfen, warum sie nicht antworten. Wahrscheinlich wird es nur ein technischer Defekt sein. O'Malley und Webber werden sie begleiten.“ „Danke, Sir!“, sagte Kara Washington. „Wann werden wir dort sein?“ „In ungefähr vier Stunden. Seht alle drei zu, dass ihr noch ein wenig Schlaf bekommt, und schaut danach bei Lopez vorbei, er müsste noch ein paar Präperate haben, die euch fitter machen. Achja, vergesst eure Schals und Mützen nicht, es wird verflucht kalt.“ Washington, O'Malley und Webber salutierten und verließen die Brücke wieder. „Commander, warum haben sie Leute von der 231. genommen? Die waren doch gerade erst im Einsatz“, fragte August verwundert. Lance schmunzelte. „Soweit ich informiert bin haben alle außer denen, die hier auf der Brücke Dienst haben und Washington, O'Malley, Webber und Sie heute Alkohol getrunken. Es ist zwar nicht wirklich schwer, ein paar Überlebende einzusammeln, aber man sollte es trotzdem so ernst nehmen, dass man keine angetrunkenen Marines hinschickt. Wir haben ja schließlich einen Ruf zu wahren!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)