Heroines of War von SarahShepard ================================================================================ Kapitel 10: Hinter verschlossenen Türen - Teil 2 ------------------------------------------------ Weil Karens Spind nicht ordentlich gewesen war, mussten Olivia, Holly und sie zur Strafe das Badezimmer reinigen, doch Olivia hatte sich nicht beschwert, um ihnen nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten, denn sie wurde seit dem Beginn der Grundausbildung von ihren beiden Zimmergenossinnen drangsaliert. Dabei war Karen meist diejenige, die sie verbal attackierte, und Holly stand einfach nur daneben und lachte oder gab Kommentare ab. Olivia war sich von Anfang an nicht sicher gewesen, ob sie wirklich als Marine taugte, und Karen hatte das nach bereits einem Tag erkannt und bei ihren Verspottungen meist darauf gezielt. Doch es war eigentlich bisher nur bei Gerede geblieben, wogegen sie sich langsam abhärtete. „Oh, hoppala“, sagte Karen höhnisch, als sie an einen der Duschknöpfe gekommen war und eiskaltes Wasser auf Olivia herabregnete. Mürrisch und ohne ein Wort zu sagen stand sie auf, schaltete die Dusche wieder aus und zog ihr T-Shirt aus, weil sie darunter noch ein Top trug. „Sieh mal einer an, die Grundausbildung scheint sich ja bei dir bezahlt zu machen“, lachte Karen und musterte sie wie ein Stück Vieh. Olivia drehte sich mit dem Rücken zu ihr, woraufhin Karen sie ohne große Mühe mit einer Hand umdrehte und an die Wand drückte. Es war das erste Mal, dass sie Hand an Olivia legte. „Sei doch nicht so schüchtern, Süße, und zeig was du hast“, säuselte sie ihr uns Ohr und zerrte an ihrem Top. Olivia, die schon die ganze Zeit versuchte, sich loszureißen, verpasste ihr einen harten Schlag ins Gesicht, wodurch sie wieder frei war. Karen schrie auf und hielt sich ihre blutende Lippe. „Miststück! Holly, halt sie fest, sie hat eine Lektion verdient.“ Holly zögerte. „Karen, lass -“ „Tu was ich sage oder du bist als Nächste dran!“, drohte Karen und Olivia, die mit erhobenen Fäusten dastand, wurde von ihr in die Ecke gedrängt. Sie versuchte, nach links zu sprinten, wurde jedoch von vier Händen mit dem Gesicht hart an die Wand gedrückt. „Hilfe!“, brüllte Olivia entsetzt. Sie hatten sie so fest im Griff, dass sie nur noch ihren Mund frei bewegen konnte, doch eine von den beiden schien ihr ausgezogenes T-Shirt geholt zu haben, denn es wurde ihr jetzt als Knebel um den Kopf gewickelt. Karen gurrte: „Was machen wir jetzt nur mit dir? Du warst ein sehr ungezogenes Mädchen. Ah, ich habs!“ Sie zog Olivias Hose samt Unterwäsche herunter und gab ihr einen Klapps auf den Hintern. Panische Angst in keimte in Olivia auf. Diese beiden Teufelsweiber würden jetzt wer weiß was mit ihr anstellen und sie konnte sich nicht dagegen wehren, denn Karen allein war schon fast übermenschlich stark und mit Hollys Hilfe war es unmöglich, sich zu befreien. Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie versuchte, eine von den beiden zu treten, doch das beachteten sie nicht einmal. „Was haben wir denn hier?“, fragte Karen und löste sich kurz, um etwas vom Boden aufzuheben. Olivia versuchte ein letztes Mal, sich zu befreien, weil Holly sie jetzt nur noch alleine hielt, doch sie hatte keine Chance. „Karen, denkst du nicht, dass das reicht?“, fragte Holly, als Karen wieder auf sie zukam, und aus den Augenwinkeln sah Olivia, wie Angst in ihren Augen aufblitzte. „Ich wiederhole mich ungern. Tu, was ich sage, oder dir ergeht es genauso! Also halt jetzt die Klappe!“ Olivia war sich sicher, dass die Angst in Hollys Augen für einen Moment in blanke Panik umschlug, doch danach hatte sie eine neutrale Maske aufgesetzt und Olivia glaubte zu verstehen. Holly hatte genauso viel Angst vor Karen wie sie, doch traute sich nicht, sich ernsthaft zu wehren. Während Karen ihr mit einem Besenstiel sanft auf die blanken Pobacken klatschte, warf sie einen hilfesuchenden Blick zu Holly. 'Hilf mir' versuchte sie ihr damit zu sagen. 'Hilf mir, zu zweit sind wir stärker'. Doch Holly sah ihr einfach nur in die Augen und zeigte keine Reaktion. Grob riss Karen ihr die Hose ganz von den Beinen und irgendwann während der Folter schlug Olivia so hart mit dem Kopf gegen die Wand, dass sie das Bewusstsein verlor und das Ende nicht mehr ertragen musste. Als sie wieder zu sich kam, war sie alleine im Bad. Ihr ganzer Körper schmerzte und sie blutete an verschiedenen Stellen, angefangen bei ihrer Lippe bis weiter nach unten hin … Langsam raffte sie sich auf und schleppte sich zu den Bänken, wo ihre Klamotten noch lagen. Irgendwie schaffte sie es, sich die Trainingsuniform überzuwerfen und verließ das Badezimmer, wobei sie kaum gerade gehen konnte. Sie musste zum Arzt, dachte sie, doch sie würde Hilfe brauchen, um dort überhaupt hinzukommen. Sie ging über den Flur und klopfte an der Tür von Ellens Zimmer. Wenn sie fragen würde, was passiert war, würde Olivia sich irgendetwas ausdenken, denn die Wahrheit war zu erniedrigend. Doch das gar nicht nötig, denn bei Ellen war niemand da. Sie versuchte es auch noch bei Norah, Alex und Lauren, doch niemand öffnete. Anscheinend hatten sie alle den freien Abend genutzt, um mal etwas zu unternehmen. Schluchzend kroch Olivia halb die Treppe herunter. Noch nie hatte sie sich so allein gefühlt, selbst nach dem Tod ihrer Eltern nicht. Als sie endlich an der Krankenstation ankam, stellte sie erleichtert fest, dass dort noch Licht brannte. Bis auf die Knochen durchnässt schleppte sie sich durch die Eingangstür und klammerte sich verzweifelt an einem Tisch fest, denn ihre Knie waren weich geworden und drohten nachzugeben. „Hilfe“, sagte sie mit zittriger Stimme. „Ich brauche … Hilfe.“ Die Ärztin streckte den Kopf aus einer Tür heraus und eilte auf sie zu, als sie Olivia entdeckt hatte. „Meine Güte, was ist passiert?“, fragte sie bestürzt und holte wie aus dem nichts einen Rollstuhl hervor, in den Olivia sich erleichtert fallen ließ, doch dies wurde mit einem brennenden Schmerz in ihrem Schritt quittiert. „Bin … eine Treppe heruntergefallen“, presste Olivia hervor. Die Ärztin würde diese Lüge bald durchschaut haben, doch das war ihr egal. „Ich kümmere mich sofort um sie, Rekrutin …?“, sagte sie fragend und schob sie in ein Behandlungszimmer. „Olivia Schulze“, murmelte Olivia und hievte sich auf die mit einem Laken überzogene Liege. „Okay, Olivia Schulze, ich bin Doktor Dawson. Ich kriege dich wieder gesund, keine Sorge.“ Die Ärztin schob einen mobilen Scanner an die Liege heran und schaltete ihn ein. „Ich werde mir mal ansehen, wo sie überall verletzt sind“, erklärte sie, während mehrere Strahlen Olivias Körper durchleuchteten und ein Bild auf einen Bildschirm erzeugten. „Wo genau ist der Unfall passiert?“ „In unserem Wohnheim.“ „Haben sie Kopfschmerzen?“ „Ein wenig.“ „Tut ihnen etwas besonders weh?“ Erneut durchfuhr Olivia ein stechender Schmerz im Schritt, doch sie sagte stattdessen: „Eine Rippe.“ „Ja, da scheinen sie aber nur eine starke Prellung zu haben“, sagte Doktor Dawson nachdenklich und tippte auf dem Bildschirm vor sich herum. Dann riss sie überrascht die Augen auf, warf einen Blick zu Olivia und dann wieder auf den Schirm. „Darf ich ein paar Untersuchungen an ihnen durchführen?“, fragte die Ärztin vorsichtig. Olivia seufzte und ließ es geschehen. Danach verfrachtete die Ärztin sie ein Zimmer weiter in ein richtiges Bett. Statt ihrer Uniform trug Olivia eine Art weites, weißes Nachthemd. „Ich muss einmal kurz telefonieren“, murmelte sie. „Hier, nehmen Sie diese hier, dann lassen die Schmerzen bald nach.“ Sie reichte Olivia eine kleine, rote Tablette und verließ das Behandlungszimmer, doch da sie nur auf den Flur ging, konnte Olivia das Gespräch noch hören. „Chief Grayson, kommen sie bitte zur Krankenstation, es gibt hier etwas, was sie sich ansehen sollten.“ „Was ist passiert?“, fragte Grayson. „Rekrutin Schulze ist angeblich die Treppe heruntergefallen, doch es sieht eher nach einer Vergewaltigung aus.“ „Ich mache mich sofort auf den Weg“, antwortete der Chief. Wenig später betrat Grayson polternd die Station. „Wo ist sie?“, fragte er bellend Doktor Dawson, welche immer noch auf dem Flur stand. „Hier“, sagte sie und gemeinsam betraten sie Olivias Zimmer. „Rekrutin Schulze, was zur Hölle ist passiert?“, fragte er und klang besorgt, etwas, was Olivia noch nie bei ihm gehört hatte. „Ich war im Wohnheim und bin auf der Treppe ausgerutscht, Sir.“ „Du musst niemanden decken. Wir wissen, dass du lügst. Wer hat dir das angetan?“, fragte Dawson sanft. Doch Olivia wollte es ihnen nicht sagen. Sie schämte sich zu sehr, weil sie zu schwach gewesen war, um sich dagegen wehren zu können. Und seitdem die Schmerzen durch die Tablette betäubt worden waren, keimte langsam Zorn in ihr auf. Sie könnte Karen melden, ja, aber das war nicht das, was sie mit ihr im Sinn hatte. „Niemand. Ich war alleine und bin die Trep-“ „Bullshit“, spuckte Grayson aus. „Sagen sie uns den Namen, Marine, wir wollen sie doch nur beschützen.“ Aber Olivia ließ sich in ihr Kissen sinken und starrte die Decke an. „Kommen sie, Chief Grayson, wir unterhalten uns nebenan“, sagte Dawson und sie verließen das Krankenzimmer. Sie sprachen zwar mit gedämpften Stimmen, doch sie konnte trotzdem wieder jedes Wort verstehen. „Was machen wir mit ihr?“, fragte Grayson. „Abwarten. Manche Opfer brauchen ihre Zeit, bis sie darüber reden wollen.“ „Aber unter den Rekruten ist ein Vergewaltiger!“, rief der Chief. „Was ist, wenn sie nicht das letzte Opfer sein wird?“ „Stellen sie Wachen auf, aber behalten sie nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen im Auge. Ich habe so ein Gefühl ...“ „Verstehe. Ja, so werden wir es machen. Wann wird sie wieder fit sein?“ Die Ärztin antwortete: „Die meisten Blessuren dürften relativ schnell heilen. Geben sie ihr drei bis vier Tage, vielleicht fünf, dann ist sie wieder dabei.“ „In Ordnung. Lassen sie ihr so viel Zeit, wie sie braucht. Ich werde ihrem Zug sagen, dass sie die Treppe heruntergefallen ist, dann werden sie sie wenigstens nicht auch noch Löchern. Ich muss jetzt dringend mit Major Wells sprechen, und er wird demnächst bestimmt auch noch hier auftauchen.“ „Okay.“ „Gute Nacht, Greta.“ „Bis denn, Chief“, erwiderte Doktor Dawson und die schweren Stiefel von Grayson entfernten sich. Die Ärztin kam wieder zu Olivia ins Zimmer. „Kann ich irgendetwas für dich tun?“, fragte sie in einem sehr besorgten Tonfall. „Könnten sie das Licht ausschalten? Ich möchte ein wenig schlafen.“ „Natürlich“, antwortete sie und plötzlich war das einzige Licht, das Olivias Zimmer noch erhellte, das vom Flur. „Wenn was sein sollte … wenn du etwas brauchst, ob medizinisch oder etwas anderes … mein Quartier ist direkt neben der Station.“ „Danke“, erwiderte Olivia in einem kühleren Tonfall als beabsichtigt. Die Ärztin verließ ihr Zimmer und ließ die Tür hinter sich zugleiten. Und während sie so im Dunkeln lag, ließ Olivia den Zorn in sich aufkochen und überlegte, wie sie Karen und Holly büßen lassen würde. Ihre Gelegenheit ergriff sie kurz vor dem Ende der Grundausbildung. Kurz nach dem Überfall hatte sie Grayson um Extraeinheiten gebeten, und aus Mitleid, wie sie vermutete, hatte er zugestimmt, und ihr so einige Grundlagen aus verschiedenen Kampfsportarten beigebracht. Olivia hatte wie eine besessene trainiert, um gegen Karen ankommen zu können, und als sie hörte, dass für einen Abend mal wieder ein Ausflug geplant war, ergriff sie ihre Chance. Sie räumte absichtlich ihren Spind falsch ein, denn sie wusste, dass dafür ihr ganzes Zimmer bestraft werden würde. Und wenn sie mit Karen und Holly alleine war, würde ihnen niemand zur Hilfe kommen können, so wie es bei ihr der Fall gewesen war. „Schulze, solche Fehler sollten eigentlich nicht mehr passieren“, brummte Grayson, als er die falsch aufgehängten Uniformen sah. „Sie alle dürfen nachher das Badezimmer schrubben.“ Karen tötete Olivia mit ihrem Blick, traute sich aber nicht, vor dem Gunnery Chief den Mund aufzumachen. Am Abend, als alle anderen ausgeflogen waren, wischte Olivia mit einem Lappen über die Wände des Duschraums. Sie war bereit und wartete darauf, dass Karen ihr zu nahe kam, was nicht lange dauerte. „Hey, Schulze“, sagte sie belustigt und legte eine Hand auf ihre rechte Schulter. „Willst du dich nicht bei uns entschuldigen? Schließlich sitzen wir deinetwegen hier fest. Ich finde, dafür hast du eine Strafe verdient.“ Von da an ging alles blitzschnell. Olivia packte Karens Hand und verpasste ihr einen harten Stoß mit ihrem Ellenbogen in den Magen. Holly stand mit einem entsetzten Gesichtsausdruck bei den Bänken und ließ vor Überraschung ihren Putzeimer fallen. „Ich soll mich bei DIR entschuldigen?!“, brüllte Olivia und stieß Karen zu Boden, als sie wieder aufstehen wollte. Karen rief: „Holly, hör auf so blöd zu glotzen und hilf mir!“ Sie versuchte erneut, sich aufzurappeln, doch Olivia verpasste ihr einen harten Schlag ins Gesicht, woraufhin sie ein Stück von ihr wegkrabbelte und ihre blutende Lippe hielt. Holly eilte herbei und versuchte, Olivia gegen die Wand zu drücken, doch diese wich ihr fast tänzelnd aus und stellte ihr ein Bein, wodurch sie auf den Boden fiel. Olivia stellte einen Fuß auf ihr Brustbein und beugte sich zu ihr hinunter. „Wenn du clever bist, bleibst du liegen und mischst dich nicht ein“, knurrte sie Holly zu, welche sie mit einem ängstlichen Blick anstarrte. Karen, die inzwischen wieder auf den Beinen war, packte Olivia von hinten und warf sie quer durch den Raum. Mit einem Satz war sie dann bei ihr und packte sie am T-Shirt. „Das war sehr dumm von dir“, raunte Karen und drückte sie gegen die Wand. Einer der Duschknöpfe stach Olivia in den Rücken und Wasser strömte aus dem Duschkopf über ihnen. Sie packte Karen ebenfalls am Shirt und schaffte es, sie von sich weg zu schieben und gegen einen anderen Knopf zu drücken, wodurch sie noch mehr durchnässt wurden. Karen trat ihr hart gegen das Schienbein, weshalb Olivia einen Moment ihren Griff löste und sich nur Sekundenbruchteile später auf dem Boden wiederfand. „Das war ja ganz nett, aber der Spaß ist vorbei“, sagte Karen, setzte sich auf sie drauf und hielt ihre Hände fest. Olivia, die sich nicht anders zu helfen wusste, biss in ihren Arm, wodurch sich der Griff lockerte und sie ihre Hände befreien konnte. Sie drehte sich und Karen herum, wodurch sie auf ihr saß, und verpasste ihr einen weiteren Schlag ins Gesicht. Etwas brach unter ihrer Faust und Karen heulte auf. Während Olivia ihr weitere Schläge verpasste, hielt sie sich schützend die Hände vor ihr Gesicht und schien zu schluchzen. „Ich – werde – mich – nicht – entschuldigen“, brüllte sie zwischen jedem Hieb gegen ihren Kopf und in ihr entlud sich nicht nur der Zorn wegen der Vergewaltigung, sondern auch die angestaute Trauer über den Tod ihrer Eltern. Mit jedem Schlag nahm ihre Kraft zu, und als der letzte Hieb, der eigentlich einen ihrer Finger brechen sollte, abrutschte und Karens Schläfe traf, lag sie reglos unter ihr, wodurch Olivia sich etwas beruhigte. Es war genug. Sie stand auf und wischte sich Tränen aus ihrem Gesicht. Erst da wurde ihr bewusst, dass sie geweint hatte. Einen Moment lang war nur ihr Schluchzen und das Plätschern der Duschen zu hören. Holly, die immer noch in einer Ecke saß und sie mit großen, verängstigten Augen anstarrte, zuckte zusammen, als Olivias Blick auf sie traf. „Steh auf!“, rief sie ihr zu. „STEH AUF!“ Holly sprang auf und stand in einer Abwehrhaltung vor ihr, doch Olivia hatte nicht vor, ihr etwas zu tun. Sie war auch nur ein Opfer gewesen, wenn auch ein großer Feigling. Doch sie hatte nie Hand an sie gelegt, vermutete sie zumindest. „Hilf mir, sie zur Krankenstation zu bringen“, murmelte Olivia und legte einen von Karens Armen um ihre Schulter, Holly nahm den anderen. Dabei war ihr Gesicht zu sehen, welches an mehreren Stellen angeschwollen war oder blutete. Sie brachten sie schweigend zu Doktor Dawson, welche noch in ihrer Station war. „Oh mein Gott, was ist passiert?“, fragte sie entsetzt und geleitete sie zu einem der Behandlungsräume, wo sie Karen auf der Liege ablegten. „Sie ist die Treppe heruntergefallen“, erwiderte Olivia sachlich. Doktor Dawson sah ihr in die Augen, nickte dann und wandte sich Karen zu. „Ja, die Treppe, okay“, sagte sie und machte sich daran, die neue Patientin zu untersuchen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen verließ Olivia den Raum und blieb kurz neben Holly stehen, welche auf einem Stuhl kauerte und leise weinte. „Du bist schwach“, flüsterte sie leise, aber sie wusste, dass Holly sie gehört hatte. Dann trat sie durch die Tür nach draußen. Vor der Krankenstation wartete Grayson auf sie. Es war ihr ein Rätsel, warum genau er zu dem Zeitpunkt ausgerechnet hier war, denn der Stützpunkt war riesig und sein Quartier lag in einer anderen Ecke. „Ich nehme mal an, sie haben ihre Sache selbst geklärt?“, fragte er in einem rauen Ton. „Ich habe keine Ahnung, wovon sie reden, Sir“, antwortete Olivia und ging an ihm vorbei. „Dieses Mal kommen sie damit durch, Schulze“, rief er ihr nach. „Doch Selbstjustiz ist nicht der richtige Weg, merken sie sich das!“ „Jawohl, Sir!“ Kaum war sie wieder auf ihrem Zimmer brach ihre Fassade und sie weinte. Weinte so laut wie nie zuvor. Sie wusste nicht, was aus ihr geworden war, doch sie war definitiv nicht mehr die Olivia Schulze, die sie vor drei Monaten gewesen war, war nicht mehr das Kind, dass ihre Eltern großgezogen hatten. Wenn sie jetzt hier wären, würden sie sich für sie schämen, da war sie sich sicher, denn aus ihr war ein rachsüchtiges Monster geworden. Und sie hatte das Gefühl, noch weniger in ihre Allianzuniform zu passen als je zuvor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)