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Heroines of War

von

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Abschiede

2181 CE / Havington, USA, Erde
 

Ellen
 

Aufgeregt schritt Ellen Webber in ihrem Zimmer auf und ab und fragte sich, ob sie etwas vergessen hatte. In wenigen Stunden würde sie ihre Grundausbildung bei der Armee der Allianz der Erde antreten und ihr Zuhause für lange Zeit nicht sehen. Sie beugte sich ein letztes Mal über ihre Reisetasche: Ein paar Shirts, ein kleines Modell eines Allianzschiffes, das ihr Vater ihr einmal geschenkt hatte, und ein digitaler Bilderrahmen mit Fotos von Freunden und Familie. Ellen nickte zufrieden und verschloss die Tasche und verließ ihr Zimmer.
 

„Du gehst jetzt also?“, fragte Maya Webber, als Ellen in die Küche kam.

„Ja, es wird Zeit“, sagte Ellen und streifte sich eine dunkelgrüne Jacke über.

Ihre Mutter hatte ihren Entschluss, zur Allianz zu gehen, gefasst aufgenommen und nicht versucht, es ihr auszureden. Maya Webber hatte selbst eine große Karriere bei der Allianz hinter sich und wäre wohl auch noch dort, wenn Ellens Vater nicht gestorben wäre, als sie noch ein Kleinkind war.

“Wann bist du bloß so erwachsen geworden?”, fragte Maya und musterte ihre Tochter von oben bis unten etwas wehmütig.

Ellen lachte. “Heute, schätze ich. In der Grundausbildung werde ich wohl den letzten Babyspeck verlieren.”

Maya lachte ebenfalls und zog ihre Tochter in eine kurze Umarmung. “Pass gut auf dich auf. Und mach keinen Ärger! Und melde dich regelmäßig!”

Als sie sich lösten, salutierte Ellen lächelnd. “Jawohl, Ma’am.”
 

Norah
 

„Dad, darüber haben wir schon oft genug geredet! Ich bin Volljährig, es ist also meine Entscheidung! Ich gehe!“, sagte Norah laut als ihr Vater erneut zu einem Protest ansetzte. Sie führten diese Diskussion bereits seit einer Woche und Norah bereute es jeden Tag, ihm davon erzählt zu haben.

„Überleg' es dir nochmal. Weißt du eigentlich, wie gefährlich es da draußen ist? Du könntest sterben“, sagte ihr Vater und packte sie hart an ihrem Arm. Norah war überrascht, denn er hatte sonst nie den Anschein erweckt, als würde er sich um sie Sorgen machen. Für ihn war sie eigentlich immer nur eine 'kleine Missgeburt' gewesen, wie er es gesagt hatte, wenn er ihr Ohrfeigen verpasst hatte. Der Alkohol hatte ihr ihren richtigen Vater schon vor Jahren genommen, der Mann vor ihr war nur noch ein Schatten seines früheren Ichs.

Norah schüttelte sich los und sah zu ihrer Mutter, welche auf dem Sofa saß und ihr Gesicht in ihren Händen vergrub.

„Hast du noch irgendwas zu sagen, Mutter?“, fragte Norah trotzig. Ihre Mutter hatte sich immer von ihrem Vater niedermachen lassen und war bei Streitereien stets stumm geblieben, so wie jetzt auch.

Sie sah ihre Tochter noch nicht einmal an.

Kopfschüttelnd wandte Norah sich ab und eilte auf den Flur hinaus und zur Haustür. Sie wollte nur noch raus aus diesem Haus und nie wieder zurückkommen.

Ihr Vater spurtete hinterher und griff erneut nach ihr.

„Was willst du denn da? Du bist doch zu nichts zu gebrauchen, du unfähiges kleines -“

Da reichte es Norah. Sie verpasste seinem Handgelenk einen Handkantenschlag und er jaulte auf. Alex Bruder Ben hatte ihr während seines letzten Heimaturlaubes ein paar nützliche Tricks gezeigt.

Ohne ihren Vater eines weiteren Blickes zu würdigen trat sie aus der Haustür und knallte sie für vielleicht ein letztes Mal hinter sich zu.
 

Olivia
 

Olivia wandte sich noch ein letztes Mal um und betrachtete den Flur. An den Wänden hingen Fotos von ihr mit ihren Eltern und Verwandten, welche sie melancholisch stimmten, denn ihre Eltern waren vor drei Monaten während ihres Urlaubes auf der Citadel von ein paar Straßenganoven überfallen und getötet worden. Die C-Sec meinte, dass es Raubmord gewesen sei, und sie suchten noch immer nach den Tätern, doch Olivia bezweifelte, dass sie sie jetzt noch finden würden.

Nachdem alle Angelegenheiten geklärt worden waren, lebte Olivia alleine in dem Haus, da sie bereits Volljährig und die Alleinerbin war. Sie hatte keine weitere, nennenswerte Familie, weshalb sie in letzter Zeit auf sich alleine gestellt gewesen war.

Ihr Blick fiel auf ein altmodisch eingerahmtes Bild, welches sie mit Lauren, Alex, Ellen und Norah zeigte. Unwillkürlich musste sie lächeln.

Nein, das stimmte nicht. Alleine war sie eigentlich nie gewesen. Ihre Freundinnen hatten sich rührend um sie gekümmert und waren stets für sie da. Ein Grund mehr, um mit ihnen zur Allianz zu gehen, denn sie waren alles an Familie, was ihr noch geblieben war, und wo sie hingingen, würde sie auch hingehen.
 

Olivia nahm ihre Tasche, drehte sich um und verließ ihr Haus.
 

Lauren
 

„Hast du auch wirklich alles, Schätzchen?“

„Ja, Mom“, antwortete Lauren genervt. „Du hast meine Sachen doch selbst zweimal neu gepackt, nachdem ich gerade alles geordnet hatte.“

Ihre Mutter war stets extrem fürsorglich. Einerseits war es rührend, aber manchmal trieb sie Lauren damit ein wenig in den Wahnsinn.

„Beth, sie wird schon zurechtkommen“, sagte ihr Vater schmunzelnd und warf Lauren einen vielsagenden Blick zu.

Sie standen zu dritt in der Küche ihres großen Hauses und hatten gerade das Frühstück beendet. Durch das Fenster zu dem großen Garten hin konnte man die aufgehende Sonne erkennen, welche den Himmel in ein herrliches Orange tauchte. Lauren sah sich das Naturschauspiel wehmütig an. All das hier würde ihr mit Sicherheit fehlen, wenn sie bei der Allianz war, vor allem aber -

In dem Moment wurde sie von drei kleinen Gestalten umklammert.

„Geh nicht!“, brüllte Kyle, der jüngste der Drillinge. Lyra und Felix, die anderen beiden, stimmten mit ein. Gerührt ließ Lauren sich auf ihre Knie sinken und schloss die drei in die Arme.

„Ihr kleinen Monster werdet mir auch fehlen“, sagte sie.

„Bringst du uns was mit, wenn du wieder zurückkommst?“, fragte Lyra.

Lauren lachte und stand auf. „Versprochen!“

„Ich glaube, wir sollten langsam los“, sagte ihr Vater, nahm ihre Tasche und trat durch die gläserne Küchentür ins Freie. Ihre Mutter trat auf sie zu und umarmte sie. „Sei bloß vorsichtig.“

Beruhigend tätschelte Lauren ihr auf den Rücken. „Bin ich doch immer. Und ich bewerbe mich so früh wie möglich bei den Sanitätern, da kann mir dann auch nichts mehr passieren.“

Laurens Traum war es eigentlich von vornherein gewesen, Ärztin zu werden, doch ihre Abschlussnoten hatten leider nicht für einen Studienplatz gereicht. Als sie sich dann einmal mit einem Karriereberater der Allianz getroffen hatte, hatte dieser ihr erklärt, dass sie sich nach der Grundausbildung bei den Sanitätern bewerben könnte und das ihre Chancen da ziemlich gut stehen würden. Von da an war sie Feuer und Flamme dafür gewesen und hatte sich gerne zusammen mit Ellen, Norah, Alex und Olivia für den Dienst verpflichtet.

Sie lösten sich voneinander und Lauren wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Es fiel ihr schwer, denn sie liebte ihre Familie sehr, doch es wurde Zeit, dass sie das Nest verließ und ihren Traum verfolgte.

„Schreib mir, wann immer dir danach ist. Und denk daran, es wäre keine Schande, wenn du die Grundausbildung abbrichst, du kannst jederzeit wieder nach Hause kommen“, sagte ihre Mutter.

Unfähig, etwas zu sagen, nickte Lauren einfach nur und folgte ihrem Vater nach draußen.
 

Alex
 

Alex stieg vom Motorrad ihres Bruders ab und schob das Visier hoch. „Du hättest ruhig ein bisschen schneller fahren können!“, sagte sie grinsend. Er hatte sie zu der Station gebracht, wo ein Shuttle sie bald abholen würde.

„Lieber nicht, Mum bringt mich um“, erwiderte er während er seinen Helm ablegte und ihr ihren abnahm.

Heutzutage war es ziemlich altmodisch, Motorrad zu fahren, doch Alex Bruder Ben hatte schon immer einen Faible dafür gehabt und hegte und pflegte seine Maschine den ganzen Tag, wenn er auf Heimaturlaub war.

„Glaubst du, sie wird mir diesen Schritt jemals verzeihen?“, fragte Alex bedrückt. Es hatte viele Diskussionen gegeben, seit Alex sich für die Allianz verpflichtet hatte, was sie überrascht hatte, weil ihre beiden Brüder Ben und Steve beim Militär waren. Ihr Vater hatte sich relativ schnell wieder beruhigt und tolerierte es ein wenig, doch ihre Mutter hatte in der vergangenen Woche kaum ein Wort mit ihr geredet.

Ben zuckte mit den Achseln. „Na klar. Du bist ihre einzige Tochter, da dachte sie vielleicht, dass du eine perfekte Ehefrau wirst und ganz viele Enkelkinder bekommst, aber irgendwann kriegt sie sich schon wieder ein.“

Perfekt. Dieses Wort stieß ihr übel auf, denn sie hatte während ihrer Kindheit in allem perfekt sein sollen. Die perfekte Ballerina, die perfekte Geigenspielerin, die perfekte Schülerin. Katharina Zhao hatte nichts geringeres von ihrer Tochter erwartet, Ben und Steve hingegen hatten ihre Kindheit voll auskosten dürfen.

Alex schulterte ihre Tasche. „Wir werden sehen. Vielleicht heirate ich einfach einen Kroganer. Die sind die einzigen in der ganzen Milchstraße, die einen größeren Dickschädel haben als sie.“

Außerdem war ihre Mutter ein wenig rassistisch, weshalb eine Partnerschaft mit einem Alien sie wohl noch mehr provozieren und ihre Brüder umso mehr entzücken würde.

Ben lachte laut. „Das würde wohl sogar deine Verpflichtung bei der Allianz übertreffen. Vielleicht findest du ja auch eine nette Asari und bringst blaue Babys mit nach Hause!”

„Zieht ihr wieder über eure Mutter her?“, fragte Ellen grinsend, als sie sich zu den beiden gesellte.

„Hey El, wir haben gerade Ehepartner für mich ausgesucht“, erwiderte Alex.

Ellen dachte einen Moment nach. „Hmm … definitiv ein Vorcha.“ Dafür bekam sie Alex Ellenbogen in die Rippen.

Kurz darauf kamen auch Olivia, Norah und Lauren an.

Alex wurde langsam nervös und spürte ein unruhiges Kribbeln im Bauch. Sie konnte noch gar nicht richtig glauben, dass gleich das nächste und vielleicht größte Kapitel ihres Lebens beginnen würde. Den Anderen schien es ähnlich zu gehen, denn sie waren ungewöhnlich still, selbst als Ben sich verabschiedete.

„Wenn ich in der Nähe sein sollte, schaue ich mal vorbei!“, versprach er noch und fuhr dann auf seinem Motorrad wieder nach Hause.

„Möchte jemand doch noch kneifen?“, fragte Norah und sah sie aufmerksam an. Für Alex war sie schon immer die inoffizielle Anführerin ihrer kleinen Gruppe gewesen, weshalb es sie auch nicht wunderte, dass diese Frage ausgerechnet von ihr kam.

“Nur wenn du zuerst einen Rückzieher machst!“, sagte Ellen grinsend.

Lauren schüttelte den Kopf. „Wenn ich Ärztin werden möchte, bleibt mir nichts anderes übrig.“

Olivia und Alex verneinten ebenfalls.

In der Ferne konnte man erkennen, wie ein blau lackiertes Shuttle sich rasant näherte und schließlich direkt vor ihnen landete. An der Seite öffnete sich eine Tür und ein Soldat trat heraus.

„Webber, Eli, Schulze, Krieger, Zhao?“, fragte er, während er sie aufmerksam musterte. Sie alle nickten. „Okay, dann nehmt Platz, wir wollen keine Zeit verlieren!“, sagte er harsch und ließ sie ein.

Als jede sich auf einen Sitz gesetzt und angeschnallt hatte, gab der Soldat dem Piloten das Signal zum Starten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2013-11-29T15:26:36+00:00 29.11.2013 16:26
richtig guter stoff daumen hoch
Antwort von:  SarahShepard
06.12.2013 17:48
Dafür gibt es von mir einen Doppel-Daumen ;)
Von:  fahnm
2013-04-14T00:21:52+00:00 14.04.2013 02:21
Super Story.
Sie gefällt mir jetzt schon.^^
Von:  Nightwatcher
2013-03-04T11:17:16+00:00 04.03.2013 12:17
Das ist ein sehr schöner Start für eine Geschichte und ich freue mich schon auf die Fortsetzung! Man kennt schon nach wenigen Seiten die Hauptfiguren und hat einen Einblick in ihr Leben. Wie sie sich weiterentwickeln und sich in der neuen Umgebung verhalten bleibt noch offen.
Ich hab nur ein wenig Bedenken, dass ich durcheinanderkomme, wer noch mal wer war (das hab ich immer, wenn zu viele Charaktere aufeinmal auftauchen), aber das wird sich dann geben, wenn die Geschichte weitergeht.
Du schreibst flüssig und das gefällt mir sehr. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Ach ja, noch eine Anmerkung. Ich kenne mich im Universum von MassEffect so gut wie gar nicht aus. Ich hab den dritten Teil (glaube zumindest, dass der das war) nur angezockt ^^ Aber durch die Nebenbeibemerkungen der Charactere habe ich in etwa einen Überblick der Aliens bekommen und das finde ich gut! Ich mag es, wenn man sich nicht lange mit Erklärungen aufhält (nicht so wie ich) und diese einfach ganz nebenbei in die Geschichte einfließen lässt.
Antwort von:  SarahShepard
04.03.2013 16:31
Vielen lieben Dank für das Feedback :) Freut mich, dass auch Leute, die ME nicht so gut kennen, auch auf diese 'kleine' Geschichte stoßen. Das nächste Kapitel folgt wahrscheinlich schon heute oder in den nächsten Tagen, weil die nächsten drei bereits fertig sind.
Gut, dass du das erwähnst, ich werde in den späteren Kapiteln darauf achten, dass es ja auch noch Menschen gibt, welche die Spiele nicht durchgespielt haben :D


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