Heroines of War von SarahShepard ================================================================================ Kapitel 38: Grundsatzdebatten ----------------------------- Nachdenklich saß Ellen an eine Wand gelehnt und starrte an die graue Decke ihres Zimmers. Gefängnis trifft es wohl eher, dachte sie. Vor drei Tagen war sie aufgewacht und hatte den Raum mit dem kleinen, angrenzenden Bad nicht verlassen. Die meiste Zeit lag sie in ihrem Bett oder ging in unruhig auf und ab, um die Zeit zu vertreiben. Sie war zusehends mehr bei Kräften, wenn auch noch nicht wieder vollständig … da. Sie wusste nicht, wie sie es anders beschreiben sollte. Ihr Körper hatte sich vor drei Tagen noch zittrig und schwach angefühlt, vor allem ihre Beine, doch inzwischen konnte sie wieder ohne Probleme gehen. Aber in ihrem Kopf herrschte nach wie vor große Verwirrung über ihre Entführung. Sie konnte sich nicht erklären, wie sie hier gelandet war. Marines waren auf Galatea gelandet und hatten sie mitgenommen. Wage erinnerte sie sich auch noch daran, dass Lauren mit ihr gesprochen hatte. Doch was war bloß danach geschehen? Ellen fuhr sich mit einer Hand über den Kopf. Dort, wo einst ihre braunen Locken gewesen waren, streiften ihre Finger nur noch über kurze Stoppel. Man hatte ihre Haare abrasiert, und Ellen hatte gestern eine feine Narbe an ihrem Hinterkopf ertastet. Man hatte sie anscheinend operiert, doch warum am Kopf? Sie hatte dort keine Verletzungen gehabt, da war sie sich ziemlich sicher. Was hatte dieser verrückte Vicerus bloß mit ihr gemacht? Sie hatte den Wissenschaftler seit ihrem Aufwachen nicht noch einmal gesehen, aber hin und wieder kam eine Frau und untersuchte sie kurz oder verabreichte ihr Medikamente. Die meiste Zeit war Ellen allerdings alleine. Einerseits war sie mehr als erleichtert darüber, denn auch wenn sie noch nicht wusste, wo und warum sie hier war, war sie dankbar für jeden Tag, an dem man nicht Experimente oder sonst etwas an ihr durchführte. Mit Schrecken erinnerte sie sich daran zurück, was Vicerus auf Antibaar angerichtet hatte. Die Stille und die Einsamkeit in diesem karg möblierten Raum machte sie allerdings unruhig. Und jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie Alex, die sich an der Spitze eines Drachenzahns langsam zu einem Husk verwandelte. Ellen schüttelte sich, als sie wieder daran dachte. Jetzt war nicht die Zeit, zu trauern. Es viel ihr jedes Mal schwerer, die Tränen zu unterdrücken, doch sie wollte hier keine Schwäche zeigen. Auch wenn man sie augenscheinlich in Ruhe ließ, war sie sich sicher, dass irgendwo eine Kamera jede Bewegung aufzeichnete. Sirrend öffnete sich ihre Zimmertür und Ellen sprang auf. „Nur die Ruhe, Ellen“, sagte die große, blonde Frau lächelnd, die sie auch schon in den letzten Tagen untersucht hatte. „Ich bringe dir neue Kleidung. Doktor Vicerus möchte dich sehen.“ Nach ihr kam ein großer, bulliger Mann in den Raum. Er hatte kleine Augen und eine Glatze, die an mehreren Stellen tätowiert worden war. Die graue Kampfpanzerung und das Sturmgewehr in seinen Händen ließen keine Zweifel darüber, was seine Aufgabe hier war. Sicherheitspersonal. Wie viele von der Sorte hat Vicerus wohl? Fragte sich Ellen, während sie den kleinen Stapel von der Frau entgegennahm und ins Badezimmer ging, um sich umzuziehen. Bisher hatte sie nur ein Top und eine dunkle Hose gehabt, die neuen Sachen waren in dunklem Blau und erinnerten sie angezogen stark an den Trainingsanzug der Allianz. Sie betrachtete sich im Spiegel und schnaubte. Sollte das ein kranker Scherz von Vicerus sein? Meinetwegen, dachte Ellen. Sie würde vorerst mitspielen und möglichst viele Informationen sammeln, damit sie ihre Flucht planen konnte. In der Grundausbildung hatte man die Rekruten nicht auf solche Situationen vorbereitet, aber ihre Mutter hatte ihr einmal erzählt, dass sie mit ein paar anderen Marines von Turianern gefangen genommen worden war. Sie waren ruhig geblieben, bis die Turianer unvorsichtig geworden waren, und hatten sie schließlich überwältigen können. Ellen bezweifelte, dass es hier ähnlich einfach sein würde, aber sie gab die Hoffnung nicht auf. „Was dauert da denn so lange?“, brummte der bullige Mann und hämmerte gegen die Tür. „Lass sie, Keates“, erwiderte die Frau. „Du bist immer viel zu nett zu den Versuchspersonen, Dora.“ Versuchsperson. Ellen hatte nicht daran gezweifelt, etwas anderes zu sein, doch es zu hören, machte es nicht besser. Seufzend öffnete sie die Tür und kam zurück in ihr Zimmer. Keates stieß sie grob auf den Flur hinaus. „Beweg dich, der Doktor wartet nicht gerne.“ Ellen hätte am liebsten irgendwas gesagt, doch sie blieb ruhig und ging in die Richtung, die Keates ihr vorgab. Von dem Flur, auf dem sie sich befanden, gingen noch weitere Zimmer ab, und die Schilder neben ihnen ließen darauf schließen, dass sich dort weitere … Versuchspersonen befanden. McKinley, J., Bass, H. und noch viele weitere lagen in den Räumen neben ihr, und sie fragte sich, ob sie sie jemals treffen würde. Ein Name stach ihr ins Auge. T'Sera, L. . Vermutlich handelte es sich dabei um eine Asari. Vicerus beschränkte seine Forschung anscheinend nicht mehr nur auf Menschen. Sie bogen nach rechts um eine Ecke und stießen auf einen Fahrstuhl. Der Wachmann hämmerte auf den grünen Rufknopf und die Tür glitt sofort zur Seite, so als hätte sie nur auf Ellen und Keates gewartet. Leise summend glitt der Lift mit ihnen an Bord in die Höhe, bis sie schließlich die oberste Etage erreichten. Keates ab Ellen einen leichten Stoß mit seiner Waffe in ihren Rücken und sie trat auf den kurzen Flur hinaus, an dessen Ende eine breite Tür war. Sie glitt von alleine zur Seite, und Ellen ging mit festen Schritten voran. Sie verspürte Angst, wollte es sich aber nicht anmerken lassen. Das Büro von Doktor Vicerus war ein breiter, imposant gestalteter Raum. Die linke Wand war ein einziges, riesiges Aquarium, in denen sich Fische verschiedenster Farben tummelten. Ein bläuliches Licht ging von dem Becken aus, was den Raum eine seltsame Atmosphäre verlieh. Auf der rechten Seite hingegen gab es mehrere Regale, die mit alten Büchern bestückt waren. Ellen konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal ein Buch aus Papier in den Händen gehalten hatte, denn seit hundert Jahren gab es eigentlich nur noch E-Books. „Wenn Ihnen meine Sammlung gefällt, können Sie sich gerne später ein paar Werke ausleihen“, sagte Doktor Vicerus, der hinter seinem breiten Schreibtisch saß, ohne aufzublicken. Ellen wandte sich zu ihm um. Seit Antibaar hatte er sich kaum verändert. Das freundliche, runde Gesicht, die grauen Haare und die klaren, blauen Augen ließen Ellen erschauern, wenn sie daran dachte, zu was er trotz seines unschuldig wirkendem Aussehens fähig war. „Setzen Sie sich“, sagte er und tippte kurz auf dem Datenpad herum. Als Ellen sich nicht regte, seufzte er. „Sie können es sich einfach, aber auch sehr schwer machen. Wenn Sie sich nicht freiwillig hinsetzen, wird Keates dafür sorgen.“ Ellen spürte, wie ihr bulliger Bewacher ihr seine Schrotflinte in den Rücken stieß. Widerwillig trat sie vor und setzte sich auf den Stuhl vor Vicerus Schreibtisch. Sie wog ihre Chancen ab, Keates Waffe zu schnappen und fliehen zu können, doch sie wusste, das die Erfolgschancen dafür bei Null lagen. Vicerus sah endlich auf und musterte sie aufmerksam mit seinen grauen Augen, während Ellen ihn mürrisch zurückstarrte. „Ich nehme an, Sie haben einige Fragen“, sagte er freundlich. „Schießen Sie nur los.“ „Wo bin ich?“, sagte Ellen mit einem finsteren Gesichtsausdruck. Vicerus lehnte sich zurück. „In meiner Forschungseinrichtung. Mehr müssen Sie nicht wissen, den Planeten würden Sie eh nicht kennen, und Sie werden auch nicht viel von ihm sehen. Diese Anlage wurde unterirdisch angelegt.“ Ellen nickte. Ihre Aussichten, fliehen zu können, schrumpften. Sie würde wahrscheinlich nicht einfach aus einem Fenster hüpfen und per Anhalter nach Hause fliegen können. Vicerus stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab und lehnte seine Fingerspitzen aneinander. „Wissen Sie noch, was passiert ist, bevor Sie hier aufgewacht sind? Sie waren bei Ihrer Ankunft hier in einem desolaten Zustand. Die gravierendste Verletzung war eine Schusswunde in Ihrem Rücken. Eigentlich hätten Sie nie wieder laufen können, doch es war mir möglich, Ihre Beine zu retten.“ „Dann soll ich jetzt wohl Danke sagen?“, fauchte Ellen. Vicerus zuckte nur unbeeindruckt mit den Achseln und erwiderte: „Es ist mir egal. Tun Sie, wonach Ihnen ist, ich habe aus Eigennutz gehandelt. Für meine Forschung sind Sie hochgradig interessant, und mein Geldgeber freut sich darauf, mit Ihnen arbeiten zu dürfen, wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin.“ Ellen sprang auf. „Erst entführen Sie mich, dann wollen Sie mich in einem Labor sezieren, und dann werde ich auch noch weiterverkauft? Wie kommen Sie darauf, dass ich da überhaupt mitmache?“, polterte sie erbost und hätte am liebsten irgendetwas nach dem Wissenschaftler geworfen, doch sie spürte die Mündung von Keates Waffe in ihrem Rücken. „Hinsetzen“, brummte er, und Ellen gehorchte widerwillig. „Ich verstehe nicht, was Sie überhaupt von mir wollen, Vicerus“, sagte sie. „Warum ich?“ Vicerus lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Dafür werde ich etwas weiter ausholen“, fing er an und kratzte sich am Kinn. „Seitdem die Menschheit sich in der Galaxie verbreitet, bekommen wir immer wieder eins vorgeführt: Wir sind allen anderen Rassen unterlegen. Sowohl im Bereich der Technologie, aber auch körperlich. Sie als Marine müssten das verstehen. Es gibt kaum eine Rasse, der man in einem Kampf eins gegen eins gewachsen ist. Ich möchte mit meiner Forschung die Evolution der Menschheit ein wenig vorantreiben und unsere Stellung in der Galaxie verbessern.“ „Sie wollen eine Art Supersoldaten erschaffen?“, fragte Ellen ungläubig. „Mehr oder weniger, ja. Darauf ist mein Geldgeber zumindest aus. Mir geht es vielmehr darum, das Potenzial des menschlichen Körpers auszureizen. Wir sind zu mehr fähig, als viele ahnen. Ich untersuche viele Möglichkeiten, und im Bereich der Biotik kommen sie ins Spiel.“ Ellen prustete. „Da haben Sie wohl die falsche Person entführt. Ich bin keine Biotikerin.“ „Ursprünglich nicht“, erwiderte Vicerus lächelnd. „Aber Ihre Mission auf Antibaar hat Sie verändert. Genauer gesagt, Ihren Körper. Das Gift, mit dem Sie durch den Biss in Berührung gekommen sind, hat Sie zusammen mit dem Mittel, dass ich Ihnen gespritzt habe, stärker gemacht. Zum einen sind Sie widerstandsfähiger und Ihre Wunden heilen schneller. Doktor Maxime war völlig überwältigt von meiner Arbeit, als Sie an Bord der Tokyo waren.“ Zuvor war sie noch skeptisch gewesen, aber jetzt ergriff sie völlige Fassungslosigkeit. Die Ärztin der SSV Tokyo hatte Doktor Vicerus ihre Akte gegeben? Anscheinend hatte er Kontakte in der Allianz, und Ellen fragte sich, wie groß sein Netz war. Schließlich hatte er es geschafft, sie mühelos zu entführen, und dafür brauchte man mehr als eine Ärztin auf einem Schiff. „Ich habe Sie seit unserer Begegnung im Auge behalten. Ein Virus im Netzwerk der SSV Rome hat mir regelmäßig Updates ihrer Akte übermittelt.“ Ellen schnaubte. „Sie werden bei Ihrer Lektüre festgestellt haben, dass ich keine biotische Begabung besitze. So etwas ist eine seltene Gabe und hätte sich schon in der Kindheit zeigen müssen.“ „Das stimmt gewissermaßen. Aber ich erforsche Wege, um genetische Strukturen so zu verändern, dass es möglich wird, solche Potenziale auch noch später zu erhalten, und ich bin mir sehr sicher, dass es mir bei Ihnen gelungen ist. Mit dem Implantat, dass ich ihnen eingesetzt habe, dürfte es Ihnen möglich sein, Biotik zu benutzen. Ich habe es selbst entwickelt und an ihren Körper angepasst. Sie werden keine Verstärker brauchen, weshalb Sie auch keine Stelle zum Einführen für die Röhrchen finden werden. Es generiert die Energie von selbst und aus ihrem Körper.“ Darum also die Glatze, dachte Ellen. Das Implantat sitzt vermutlich in meinem Kopf. Sie hätte es sich am liebsten auf der Stelle herausgerissen. Eine dunkle Ahnung sagte ihr, dass nicht alles von dem, was der Wissenschaftler sagte, Unsinn war. Sie fühlte sich anders seit ihrer Mission auf Antibaar, hatte aber nie gewusst, was genau es war. Trotzdem klang es verrückt, dass sie jetzt über solche Kräfte verfügen sollte. „Gibt es weitere Änderungen, die Sie an mir vorgenommen haben?“, fragte sie mit einem drohenden Unterton. Es viel ihr schwer, nicht aufzuspringen und Vicerus anzuschreien, doch sie war hier eindeutig unterlegen und musste mitspielen, so gut es ging, auch wenn es ihr sehr missfiel. Vicerus lächelte süffisant. „Die eine oder andere vielleicht, aber das werde ich Ihnen zu gegebener Zeit mitteilen, wenn ich es als wichtig erachte. Zuerst werden Sie mir aber Ihre biotischen Kräfte zeigen.“ Er aktivierte sein Omnitool, hielt es in Ellens Richtung und gab einen Befehl ein. „Ihr Implantat ist nun aktiv. Sehen Sie die Vase auf dem Beistelltisch? Bewegen Sie sie.“ Ellen fixierte die Vase und streckte ihren rechten Arm aus. Nichts geschah. „Sehen Sie? Keine Biotik“, frotzelte sie und stand auf. „ Ihr Experiment hat wohl nicht funktioniert. Kann ich gehen?“ „Wenn Sie mit mir kooperieren, gebe ich Ihnen Alexandra zurück“, erwiderte Vicerus unbeeindruckt und musterte sie aufmerksam. Da reichte es Ellen. „ALEX IST TOT!“, brüllte sie, und leuchtend blaue Energie strömte aus ihrem Arm und schleuderte die Vase gegen die Wand, wo sie klirrend zerbrach. Fassungslos und mit aufgeklapptem Mund starrte sie ihre rechte Hand an. Vicerus klatschte begeistert in seine Hände. „Sehen Sie? Sie brauchen nur die richtige Motivation. Ausgezeichnet! Das wird dem Unbekannten sehr gefallen.“ Erschöpft ließ sich Ellen wieder auf den Stuhl fallen. Der Einsatz von Biotik hatte sie viel Kraft gekostet. Der Unbekannte? Wenigstens wusste sie nun, wer der mysteriöse Geldgeber von Vicerus war. „Das tut nichts zur Sache“, murmelte sie müde. „ Alex ist tot, und ich werde niemals mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Ich bin ein Marine der Allianz, nicht Ihre Laborratte.“ „Ich könnte einen Klon züchten, der genauso ist wie Alex.“ „Nein, nicht wie Alex. Ein Klon wäre nur eine billige Kopie.“ Ellen wusste zwar nicht genau, wie der Stand im Bereich der Klonforschung war, doch sie war sich sicher, dass solche Wesen niemals an die Originale herankamen. Ihnen mangelte es an den Erinnerungen und Erfahrungen der echten Personen, und das waren doch die Elemente, die einen Menschen ausmachten, oder? Sie würde nur eine leere Hülle erhalten, die äußerlich zwar genauso aussah wie Alex, doch innen drin wäre sie hohl. Alex war tot, und dabei beließ Ellen es. Vicerus stand auf und sah sie einen Moment lang mit verschränkten Armen an, dann marschierte er auf und ab. „Sehen Sie nicht, was für Möglichkeiten sich Ihnen bieten? Und nicht nur für Sie, sondern auch für die gesamte Menschheit? Möchten Sie nicht ein Teil davon sein, wenn wir unsere Spezies zur nächsten Stufe der Evolution führen? Und denken Sie daran, was für unglaubliche Kräfte ich Ihnen gegeben habe. Sie könnten damit so viele Leben retten. Zwar nicht mehr für die Allianz, aber der Weg ist egal, wenn das Ziel das Selbe ist, meinen Sie nicht?“ Ellen schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht darum gebeten, Doktor Vicerus. Forschen Sie so viel an mir herum, wie Sie wollen, aber Sie werden mich nicht dazu kriegen, zu ihrer Soldatin zu werden und mich einer Gruppe von verrückten Terroristen anzuschließen.“ Der Wissenschaftler hielt inne und seufzte. „Dann lassen Sie mir keine andere Wahl. Ich muss in einem Jahr ein fertiges Produkt abliefern und kann keine Zeit damit vertrödeln, zu warten, bis Sie kooperieren.“ Sein Omnitool leuchtete auf und er gab erneut einen Befehl ein. „Stehen Sie auf, Webber“, sagte er, und obwohl sie es nicht wollte, setzte Ellens Körper sich in Bewegung. Verdattert stand sie vor dem Schreibtisch und versuchte, die Situation zu begreifen. „Zusätzlich zu dem Implantat haben Sie einen Chip bekommen, der dafür sorgt, dass sie auf meine Befehle hören. Gehen Sie in Ihre Zelle und ruhen sich aus. Und machen Sie keinen Ärger, bis ich Sie holen lasse.“ Ellen marschierte zur Tür, doch Vicerus ließ sie noch einmal innehalten. „Stopp, ich habe etwas vergessen, dass Sie interessieren dürfte. In zwanzig Stunden wird man in einem Allianzkrankenhaus auf der Erde einen aus ihrer DNA geklonten Körper finden, der seit drei Monaten im Koma an einer Maschine hängt. Es gab einen tragischen Shuttleunfall, und leider sind Akten vertauscht worden, weshalb man erst jetzt bemerkt, dass die vermisste Ellen Webber, Corporal der Allianz, die ganze Zeit auf der Erde war. Und da Sie hirntot sind, wird man wahrscheinlich verfügen, dass man Ihnen den Stecker zieht, wodurch der Klon stirbt und die Suche nach Ihnen aufgegeben wird. Genießen Sie also Ihr neues Leben, Ellen. Und jetzt gehen Sie.“ Ellen verließ das Büro und trat in den Fahrstuhl, obwohl sie mit aller Macht versuchte, dagegen anzukämpfen. Sie wollte zurückgehen und den Wissenschaftler durch die Luft schleudern. Wie konnte er ihr das antun? Und nicht nur ihr, sondern auch ihrer Familie und ihren Freunden. Aber das innerliche Schreien und Heulen half nichts, Doktor Vicerus Chip hatte sie vollkommen im Griff. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)