Nur ein Traum von Nugua ================================================================================ Nur ein Traum ------------- Sie stehen einander gegenüber. Sie starren sich an. Ein Hauch von Schwermut liegt in ihrem Blickaustausch; Schwermut, Bedauern und Widerwillen. Sie zögern, als würden sie auf ein unbekanntes Startsignal warten. Doch vielleicht warten sie nicht auf ein Startsignal, sondern auf ein Signal – oder einen Grund – zum Abbruch. Obwohl sie genau wissen, dass es keinen Grund zum Abbruch gibt. Und mit jeder Sekunde, die sie zögern, wird es schwieriger. Conan senkt seinen Blick, um in die gähnende Schwärze des Pistolenlaufs zu starren. Er atmet tief durch. Er setzt ein Grinsen auf; schief, ironisch und unecht. Er hat immer gewusst, dass es eines Tages geschehen würde. Dass er eines Tages sterben würde. Schließlich hatten sie es von Anfang an so geplant. Er atmet noch einmal tief durch. Er strafft seine Schultern. Und nickt seinem Gegenüber zu. Tu es. Shinichi krümmt seinen Finger. Langsam, bedächtig. Der Abzug senkt sich und- „Shi- Shinichi?!“ Plötzlich steht Ran neben ihm. Ran, die ihn mit großen, verständnislosen Augen anblickt. Shhh, Ran. Alles wird gut. „Shinichi, was tust du da?“ Ich korrigiere einen Fehler. Dann löst sich der Schuss. Laut, unbarmherzig, mit einer betäubenden Endgültigkeit, dringt der Knall in seine Ohren. Das Schießpulver tänzelt durch die Luft, es glänzt wie Staub im Sonnenschein. Edogawa Conan schlägt tot auf dem Boden auf. Und seine Brille, die Brille, die ihm monatelang als Maske und Schutzwall gedient hat, zerschellt auf dem Boden. Ran schreit. Ihr Schrei ist so laut, so allumfassend, dass er sich kurzzeitig fragt, ob er ebenfalls schreit. Ob sie beide gemeinsam schreien und ob der Schrei deshalb so laut ist. „Conan-kun!“ Jetzt läuft sie, an ihm vorbei und auf die Leiche zu, ihr Haar peitscht ihm hart ins Gesicht. „Conan-kun ...“ Sie kniet neben dem toten Körper nieder, schüttelt die schmalen Schultern, streichelt das bleiche (blutbesudelte) Gesicht. Shhh, Ran. Du musst nicht mehr weinen. Alles wird gut. Conan ist fort. Ich kann jetzt zurückkommen. Ran reagiert nicht. Sie bricht neben der Leiche zusammen, ein weinendes Häufchen Elend. Und dann verschwindet Ran und sie sind wieder allein. Und dann kommen die Kinder. „Hallo Conan-kun!“ „Conan-kun, wir haben einen neuen Fall!“ „Hey Conan, hörst du nicht? Wir müssen einen Fall lösen! Steh auf, du Faulpelz!“ Sie umringen die Leiche. Sie keuchen und wimmern vor Entsetzen. „Was ist passiert?“ „Da ist so viel Blut!“ „Er hat ein Loch im Kopf!“ Mitsuhiko ist der Erste, der es schafft, sein Entsetzen zu überwinden und kühl zu analysieren, so wie es ihnen von Conan beigebracht wurde. Das ist keine Überraschung, er war schon immer der vielversprechendste Kandidat unter ihnen gewesen. Der Blick des Jungen löst sich von der Leiche, wandert herüber zu Shinichi, bleibt schließlich an der Waffe in seiner Hand kleben. „Conan-kun wurde getötet. Shinichi-nii-san hat ihn erschossen.“ Ayumi fängt an zu schreien; ihr Schrei erinnert ihn so sehr an den von Ran; es schmerzt. „Mörder!“ Genta deutet anklagend auf Shinichi. „Du bist ein Mörder!“ Shinichi schüttelt mitleidsvoll den Kopf. Ich bin kein Mörder. Nur ein Lügner. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)