Blind eyes von Sopschild ================================================================================ Kapitel 5: Das Spiel der Flucht ------------------------------- Linn wusste nicht wie lange sie geschlafen hatte, doch als sie erwachte, fühlte sie sich als wäre sie stundenlang durch den heißen Wüstensand gewandert, ohne Aussicht auf einen kühle Stelle Schatten. Ihre Glieder schmerzten und in ihrem Hals steckte ein dicker Kloss Traurigkeit, den sie nicht herunterzuschlucken vermochte. Mit ihrer unverletzten Hand wischte sie sich über das Gesicht mit dem Ziel die salzigen Spuren der Tränen zu vernichten. Dabei nahm sie den dicken Gips wahr, welcher ihre bei dem Kampf gebrochene Hand schiente. Wann war jemand in ihrem Zimmer gewesen? Wann war Hawkeye gegangen? Sie wusste es nicht und eigentlich war es ihr egal, denn wenn sie ehrlich war, wollte sie ihm so schnell wie möglich nicht wieder unter die Augen treten. Es war nicht so das sie Schuldgefühle empfand das sie ihn geschlagen hatte, eher schämte sie sich für ihre Schwäche, die sie ihm offenbart hatte. Sie fühlte sich ausgeliefert und wenn man es genau nahm, so war Clint doch nichts weiter als ein Fremder für Linn, den sie seit ein paar Tagen kannte. Sie vertraute ihm nicht, war sich nicht einmal sicher ob sie ihn mochte, auch wenn sie den Abend zuvor in seinen Armen lag, so entstand vertrauen doch dort wo man bereit war sich selbst aufzugeben und noch immer waren Linns Schilde auf Abwehr hochgefahren. Sie seufzte und stand von ihrem Bett auf. In letzter Zeit seufzte sie häufig fiel ihr auf. Vielleicht hätte sie einen anderen Weg wählen sollen, doch Linn war und würde auch niemals einer dieser Menschen sein, die einfach aufgaben. Egal wie schwer es werden würde, Linn würde es überstehen. Nur ein Grund, der fehlte Linn nach wie vor. Sie wollte nicht für unsensibel gehalten werden, doch das Argument, die Menschheit zu beschützen, zog bei ihr bei weitem nicht. Sie war keine Heldin, die sich für Andere ohne Überlegung ins Feuer warf. Sie hatte von ihren Mitmenschen zuviel Leid und Abneigung erfahren, als das sie sich ohne nachzufragen für sie aufopferte. Auch wenn S.H.I.E.L.D. das vielleicht denken mochte. Sowieso war Linn viel lieber alleine als unter Menschen. Die Meisten wussten das Geschenk der Stille nicht zu schätzen. Wenn die Menschheit nicht der Grund für Linn war zu S.H.I.E.L.D zu gehen, was war es dann? Vielleicht konnte und wollte Linn sich selbst keine Antwort auf die Frage geben. Tief in sich wusste sie, es gab einen Grund, irgendetwas hatte sie dazu bewegt das Angebot anzunehmen und alles zu riskieren. Ein Grund der noch hinter Nebelschwaden verborgen lag und darauf wartete entdeckt zu werden. Langsam orientierte sie sich in ihrem Gefängniss. Die Trümmer des Tisches waren verschwunden und auch die Scherben die voher überall verteilt lagen hatte man weggeräumt. Linns Mundwinkel zuckten, als sie bemerkte das die Kamera im Raum immer noch defekt war. Eine andere außer dieser konnte sie nicht ausmachen. Vielleicht war das ihre Chance zu verschwinden, wo immer sie auch war. Jetzt wo sie niemand mehr beobachtete, konnte sie in Ruhe die Technik der Türe studieren. Sie legte ihr Ohr an das kühle Metall und lauschte. Was war das? Konnte sie die Stimmen hinter der Türe ausmachen? Leises Stimmengemurmel fand seinen Weg zu ihr, doch konnte sie es nicht verstehen, zu undeutlich klang es. Sie horchte angestrengt. Mit ihren empfindlichen Finger strich sie über das Material und ihre Kuppeln nahmen jede noch so mikroskopisch kleine Vertiefung wahr. Linn konnte spüren wie der Strom durch die Kabel in der Türe floss und die feinen Härchen an ihrem Arm stellten sich auf. Sie konnte die Elektronik der Türe kurzschließen und sie dann manuell per Hand öffnen, doch zuerst musste sie die Verkleidung entfernen, um an das empfindliche Innenleben zu gelangen. Linn brauchte Werkzeug. Nach ihrer Aktion mit dem Messer bezweifelte sie, das man ihr etwas da gelassen hatte, das sie als Werkzeug benutzen konnte, sie ging sowieso davon aus, das sie wohl in nächster Zeit mit den Finger essen durfte. Hoffentlich gab es keine Suppe! Mit flinken Fingern durchwühlte sie den Inhalt ihres Nachtschrankes, doch nichts Brauchbares. Sie wollte schon wieder genervt seufzen, als ihre Finger das Gestell ihrer Brille ertasteten. Fast tat es ihr um sie leid, als sie den rechten Bügel abbrach und mit dem metallenen Ende begann die Schrauben der Türverkleidung rauszudrehen, aber eben nur fast. Vorsichtig, auch wenn sie nicht glaubte das sie Menschen sie draußen hören würden, schließlich fand auch kein Klang seinen Weg in das Innere des Zimmer, legte sie die Verkleidung auf den Boden. Sanft strich sie über die nun offenliegenden Kabel, darauf bedacht keine von diesen zu zerstörren oder versehendlich einen Alarm auszulösen. Das letzte das sie jetzt gebrauchen konnte war eine Horde wütender bewaffneter Agents, die sie in einer doch eindeutigen Situation vorfanden. Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf ihren Gesicht breit, als die Elektronik mit einem leisen Klicken aussetzte. Unter großer Anstrengung und Schmerzen durch ihrer Verletzungen gelang es ihr langsam die schwere Türe aufzuschieben. Sofort schlug ihr eine Welle von Stimmen, Geräuschen und Gerüchen entgegen. Sie schwangte, es war unendlich laut. Tausende von Stimmen, die wild durcheinander redeten. Es war so schwer etwas aus diesem Gemisch zu entnehmen und dann die anderen Geräusche. Irgendwo mussten riesige Maschinen sein, die unaufhörlich stetig vor sich hin rotierten, wie das Drehen eines Helikopterblattes. Es war als würde die gesamte Umgebung unter der Vielzahl von Geräuschen pulsieren. Linn konnte jeden Gang, jeden Gegenstand und selbst jedes Staubkorn ausmachen. Sie befand sich auf einer Art fliegenden Flugzeugträger! In der Ferne kamen Schritter näher und auch wenn sie wusste, das sie noch Zeit bis zu den Zusammentreffen hatte, hechtete sie in die nächste Ecke. Die Schritte zogen vorbei und Linn merkte wie ihre Handflächen feucht wurden und der Gips zu zucken begann. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? Wie immer wusste sie es nicht. Sie schlich weiter, so leise, das sie glaubte sich selbst nicht zu hören. Oder stimmte das nicht? Wurde alles durch ihr eigenes laut hämmernden Herzen übertönt? Sie huschte um die Ecken und versteckte sich vor den umherrirrenden Agents. Es kam Linn vor, als wäre sie gefangen in einem riesigen Ameisenbau. Dann hörte sie Clint's fluchende Stimme, und sie wusste, ihr verschwinden war bemerkt worden. Sie grinste, auch wenn sie wusste, dass die Konsequenten nicht schön sein würden. Plötzlich nahm sie eine andere Stimme wahr, die ihr Interesse weckte. „Ja, Linn Hino ... natürlich … außerordentlich … Herkunft unbekannt … unbekannt … nein … Test sind fast abgeschlossen … zeigen Auffälligkeiten ...natürlich … weitere Tests von Nöten … “ Linn verstand nur Bruchstücke, dafür war das Gewirr an Stimmen um sie zu dicht und schwer. Angestrengt hochte sie, doch das Gespräch war wohl zuende. „Unbekannte Bedrohung … wenn notwendig Befehl zu Eliminierung!“ Erschrocken zuckte Linn zusammen. Meinte man sie? Warum sollte man sie umbringen? Sie war nur ein blindes Mädchen. Sie würde normale sagen, doch sie wusste das sie es nicht war. Doch sie töten? Sie glaubte nicht irgendjemand jemals einen Grund dafür geliefert zu haben. Sie wusste immer wo die Grenzen gewesen war - vielleicht hatte sie den ein oder anderen Zeh drüber gesetzt, doch nie hatte sie ernsthaft jemanden geschadet, zumindest keinen Menschen. Linn hatte nicht einmal mitbekommen das man Tests mit ihr gemacht hatte. War das legal? Linn war sich ebenso sicher das S.H.I.E.L.D sich nur wenig um Gesetzt und Menschenrechte scherrte, das morgen die Sonne aufgehen würde. S.H.I.E.L.D wusste zwar wer Linn war, aber nicht was sie war. Niemand wusste das, nicht einmal Linn selbst. Vielleicht war das der Grund warum Linn das Angebot angenommen hatte? Suchte sie Antworten? Das tat sie zweifelsohne, doch erst einmal musste sie die richtigen Fragen finden. Erschrocken fuhr Linn zusammen, als sie aus den Gedanken gerissen wurde. Jemand war etwa zwanzig Meter von ihr entfernt in den Gang eingebogen. Warum ließ sie sich nur immer von ihren eigenen Gedanken ablenken? Schnell machte sie hinter sich eine Türe aus und schlüpfte fast lautlos hinein. Linn konnte sich fast lautlos bewegen, auch ein Vorteil ihrer „Gabe“. Manchmal fühlte sie sich wie ein Ninja und dann musste sie selber über sich lachen. Noch jemand war im Raum, sie konnte ihr atmen hören. Die Gestalt stand mit dem Rücken zu ihr und Linn wusste sie hatte sie nicht bemerkt. Grade als Linn die Person auf dem Gang verschwinden hörte, und sie ebenso lautlos und unerkannt verschwinden wollte wie sie gekommen war, ertönte eine Stimme: „Mr. Stark, sie haben Besuch.“ Linn fuhr in sich zusammen und ihr Herz raste. Normalerweise konnte niemand sie so schnell erschrecken. Doch wenn es jemanden gelang, dann starb sie sogleich tausend Tode. Die Gestalt vor ihr drehte sich um und an dem herben Duft, den Statur und der Ausstrahlung erkannte Linn das es sich um einen Mann handeln musste. Aber er hatte nicht gesprochen. Die Stimme schien von überall und nirgens gekommen zu sein. „Danke JARVIS.“ Er wandt sich zu ihr um. „Na wenn haben wir den da?“ Hätte Linn sehen können und hätte der Vergleich einen Sinn für sie ergeben, so hätte sie sich selbst als ein Reh im Scheinwerferlicht beschrieben. „Ich … ähmm...“ Es kam nur selten vor das Linn die Worte fehlten. Ihr Gegenüber musterte sie und blieb schließlich an ihren Augen hängen, die noch immer nicht verdeckt waren. „Sind Sie blind?“, wurde das Offensichtliche gefragt. Er wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, als wollte er sich vergewissern, ob ihre Pupillen wirklich keine Reaktion zeigten. Linn schob seine Hand weg. „Warum fragen Sie Fragen, auf die Sie die Antwort schon wissen?“, entgegnete Linn, ihre Sprachen wiederentdeckt. Sie spürte wie der Mann schief grinste. „Sie können ja mehr als vor sich hin stottern.“ Er hielt ihr seine Hand hin. „Aber jede Frau ist um Worte verlegen wenn sie dem großen Tony Stark gegenüber steht.“ Linn konnte förmlich spüren wie sein Ego aus seinen Poren quoll. „Wie schaffen Sie es sich frei zu bewegen, ohne das ihr Ego sämtliche Räume sprengt?“ „Es ist schwer, aber man tut was man kann.“ Linn ergriff seine Hand. „Und diese junge hübsche blinde Frau ist … ?“ „Nicht interessiert. Aber Sie können mich Linn nennen.“ „Ah … das Frischfleisch. Find ich gut wie Sie Robin Hood den letzten Nerv stehlen.“ Linn grinste und neigte leicht den Kopf. „Man tut was man kann.“, wiederholte sie seine Worte. Draußen auf dem Flur hörte Linn, wie die Soldaten nach ihr suchten. Sie begannen in den Räumen nachzugucken. „Ich muss gehen.“, verabschiedete sie sich. „Was haben Sie denn getan?“ Stark hatte ihr Unruhe mitbekommen. „Ich denke ein paar Leute sauer gemacht.“ Linn schlüpfte lautlos aus dem Raum und entkam grade so noch einem Trupp Soldaten. So langsam machten sich ihre Verletzungen wieder bemerkbar. Sie begann zu humpeln, vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen auszubrechen. Trotzdem schlich sie eine Ebene höher und das stetige Rotiernen wurde lauter. Linn kam es vor wie ein Pulsschlag, als stecke sie in einem Organismus und dessen Herz pumpte unaufhörlich Blut duch seine Venen. Sie wusste irgendwie einen Ausweg finden. Sie dachte an die Wortfetzen die sie gehört hatte. Man wollte Tests mit ihr machen, sie war nichts weiter als ein Laborexperiment und wenn sie eine Gefahr darstellte würde man sie töten. Linn war sich sicher die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Plötzlich nahm sie einen Luftzug wahr. Der Wind suchte sich immer seinen Weg nach draußen und so folgte sie ihm. Das sanfte Rotieren wuchs zu einen lauten Dröhnen. Die Konturen um sie herum wurden durch das Echo schärfer, es war als stände sie im Regen. Und wieder fiel ihr ein, das sie sich in der Luft befand, doch wenn es einen Weg heruaf gab, so gab es ihn auch herunter und wenn sie nur der Schwerkraft folgte, auch wenn sie nicht wirklich begeistert von diesem Gedanken war, denn wenn sie ehrlich war, so hing sie doch an ihrem Leben. Dann stieß sie eine Tür auf und durchschritt das Tor zu einer anderen Welt. Natürlich nur bildlich gesprochen, doch sogleich blieb Linn die Luft weg und das hatte nichts mit dem niedrigen Sauerstoffgehalt zutun, der sie plötzlich umgab. Sie war überweltigt von dem was sie wahrnahm. Linn wusste nicht in welcher Höhe sie sich befanden, doch sie konnte trotz des Turbinenlärms die Erde unter sich nicht mehr ausmachen. Der Wind schlug ihr unbarmherzig ins Gesicht und zerrte an ihrer Kleidung. Erst jetzt fiel ihr auf, das sie nur eine Art Schlafanzughose und ein T-Shirt trug. Mit den ganzen Verbänden und ihrer Kleidung musste sie wirken wie eine Verrückte die gegen einen Bären gekämpft hatte, wobei erstes wahrscheinlich sogar stimmte, doch das war nun nicht von belangen. Flach atmete Linn die sauerstoffarme Luft ein und sie merkte wie ihr Lungen zu brennen begannen. Fast hätte Linn laut geflucht, als sie die Jets ausmachte, die überall herum standen. Nicht nur das sie mit festen Spanngurten und Ketten am Schiffsrumpf befestigt waren, sie waren natürlich auch keine gewöhnlichen Flugzeuge, sondern wirkten auf Linn wie auf einem Science-Fiction-Roman, jedenfalls stellte sie sich sie so vor, da sie natürlich noch nie eines gesehen hatte. Aber selbst ein normales Flugzeug hätte sie nicht steuern können. Vielleicht konnte sie sich in einer Ladung verstecken. An der Anzahl der Stimmen, die sie wahrnahm mussten mehrer hundert Menschen auf dem Schiff sein, diese wollten versorgt werden. Sie musste irgendwie an das Flugprotokoll kommen. Es wirkte so, als würde Linn doch noch etwas auf dem Schiff bleiben müssen. Sie begab sich wieder in der Innere und grinste als sie Hawkeyes Stimme hörte, einige Decks unter ihr. „Sie kann nicht weg sein, wir befinden uns verdammt nochmal in der Luft! Findet sie gefälligst!“, seine Stimme wurde zum Ende hin um eine halbe Oktave höher. Lässig schlenderte sie ihm entgegen. Wenn sie schon nicht von dem Schiff kam, so wollte sie doch wenigstens ein wenig Spielen. „Warum? Vermisst du mich etwa?“, lachte Linn und nahm mit Genugtung wahr, wie Clint für das Auge unbemerkt zusammen zuckte. „Wo zum Teufel warst du?!“ „Mir die Beine vertreten.“ „Ich hoffe ihnen hat ihr Ausflug gefallen.“, fragte Fury, der soeben den Raum betrat. „Bedingt, ich hab keinen Popcornstand gefunden.“ „Agent Barton, Miss Hino folgen sie mir in den Konferenzraum.“ „Aye Aye Captain!“, grinsend folgte Linn Furys wehendem Mantel, während Barton neben ihr vor sich hin brodelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)