Blind eyes von Sopschild ================================================================================ Kapitel 2: Feuer im Wunderland ------------------------------ „Also,“, begann Linn. „mysteriöser Mann, von dem ich nie etwas hören werde, der für eine Organisation arbeitet, die nicht exestiert. Welche Figur spiel ich in diesem Spiel?“ Sie zog ihre Beine an und saß nun im Lotussitz auf ihrem Stuhl. Ihr Gegenüber verlagerte sein Gewicht und sie konnte hören, wie er kaum merklich schluckte. „Ich komme mit einem Angebot.“ „Er macht ihm ein Angebot, dass er nicht ablehnen konnte.", raunte Linn ihm entgegen und lachte. „Der Pate? Nein? Okay, rede weiter.“, sie machte eine kurze Handbewegung. Eigentlich kamen ihr Gestiken beim Reden komisch vor, doch den Sehenden schienen sie zu gefallen und Linn versuchte sich anzupassen. Sie konnte spüren wie er kurz das Gesicht ärgerlich verzog. Er schien nicht grade ein Mensch von Geduld zu sein. Komisch, er hatte ihr Tage aufgelauert, er sollte mehr Ausdauer besitzen. Vielleicht mochte er es einfach nicht mit Menschen zu reden. Schon gar nicht mit einem Freak wie Linn. Sie konnte es verstehen. Sie würde nicht wütend sein, wenn er einfach gehen würde. Schließlich wusste sie was sie war; ein Krüppel, ein Freak, ein Monster. Trotz ihrer Gedanken lächelte Linn und neigte leicht den Kopf als Clint wieder zum sprechen ansetzte. „ S.H.I.E.L.D steht für „Strategische Heimat-Interventions-, Einsatz- und Logistik-Division““ Linn konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen: „Kürzer ging es nicht?“ Er schnaubte genervt, sein Herzschlag erhöhte sich etwas. „Ich wurde losgeschickt um sie zu beobachten. Bei den Vorfällen von Manhattan vor einem Jahr, waren sie die Einzige, die aus ihrem Büro überlebt hatte. Wir fragten uns warum.“ Ein eisiger Schatten legte sich auf Linns Gesicht und mit einem Schlag war das Lächeln von ihren Lippen verschwunden. Vor einem Jahr in Manhattan hatte sie für eine kleine Firma gearbeitet, die versuchte Menschen mit Behinderungen in das Berufsleben zu integrieren. Linn war als Telefonistin und im Büro tätig gewesen, als plötzlich ihre gesamte Welt zusammenbrach. Mit einem Mal war alles anders. Grade eben stand sie noch an dem Kopierer und fragte sich was sie überhaupt auf die Maschine legte und ob sie vielleicht mal wieder das Papier falsch herum auf den Scanner gelegt hatte, dann erschütterte ein lautes unbarmherziges Beben das Gebäude, das Linn den Atem und ihre Sinne raubte. Es war laut, so unendlich laut. Linn schmiss sich auf den Boden und versuchte mit den Händen an den Ohren ihr Gehör vor dem Schmerz zu verschließen, doch es nützte nichts. Das Beben fraß sich tief bis in ihre Knochen und ließ ihre Zähne klappern. Es war als wäre sie selbst der Ursprung des Bebens. Dann war es vorbei. Was war geschehen? Stand das Haus noch? Es stand noch. Trotz des lauten Pfeifens in ihren Ohren, nahm sie die Schreie und das Stöhnen um sich herum wahr. Es war schrecklich. Überall Zerstörrung und Leid. Sie rappelte sich auf, stolperte über Trümmer und umgestürzte Büromöbel. Waren alle in Ordnung? Plötzlich ran etwas warmes ihren Hals hinab. Blut. Es war ihres. Ihr Trommelfell hatte Schaden genommen. Sie wimmerte, nun war sie tatsächlich sowas wie blind. Ihr Gleichgewichtssinn wollte ihr nicht mehr gehorchen und sie fiel wieder. Auf allen Vieren tastete sie sich vorwärts, ihre ihr bleibenden Sinne bis zum zerreißen gespannt. Auf dem anderen Ohr hörte sie noch, doch nur unter Schmerzen. Ihre Hand ertastete etwas warmes, flüssiges und auch ohne den metallischen organischen Geruch, der in ihre empfindliche Nase stieg wusste sie das es Blut war. Es war nicht ihr eigenes. Sie kroch weiter, zwang sich aufzustehen und schwangte bedrohlich wie ein Betrunkener. Sie wusste die Gestalt vor ihr war tot, denn sie konnte seinen Herzschlag nicht hören. Linns Hände zitterten und sie spürte wie ihr Mageninhalt ihre Speiseröhre hinauf kroch. Sie übergab sich dort wo einst ihr Schreibtisch gestanden hatte. Plötzlich war es still. Unglaublich still. Die Schreie um sie herum hatten aufgehört. Es war als wäre sie in Watte eingehüllt. Als hätte sie sich in ihrem Inneren ein Nest gebaut. Sie saß in ihrem Nest, warm und behütet und ließ die Wahrheit nicht an sich heran. Später wurde ihr bewusst, das sie unter Schock stand. Nur langsam nahm sie das Grauen um sich herum wieder wahr. Es war als schöbe sich der Regenvorhang ihres Unglauben zur Seite und machte den Schrecken platz. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Nasses Blut bedeckte ihre Haut. War es ihres? Sie wusste es nicht. Im wahrsten Sinne des Wortes blind und taub lief sie vorwärts durch Schutt und Asche. Hatte irgendwer überlebt? Und noch bevor sie dieser Frage nachgehen konnte, legte sich eine bittere Gewissheit auf ihren Geist. Sie waren tot. Warum sie nicht? Linns Reflexe waren wie ihr Gehörsinn exellent ausgeprägt. Unbewusst hatte sie das Beben wahrgenommen noch ehe dieses das Haus erreichte und sich rechtzeitig zu Boden geworfen. Es waren ihre Reflexe, die ihr auch ein zweites Mal das Leben retten, als sie hinter sich eine Gestalt wahrnahm die mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zugestürmt kam. Noch nie hatte sie solch ein Wesen wahrgenommen. Wesen. Ein anderes Wort gab es nicht für das Geschöpf. Es war kein Mensch, soviel wusste Linn. Sie warf sich zur Seite und wich seinem Hieb aus. Was ging hier vor sich? Viel Zeit blieb ihr nicht diese Frage zu beantworten, ihr Angreifer schoss auf sie, mit einer Waffe, jedenfalls nahm sie an, dass es sich dabei um eine Waffe handelte, denn sie spürte nur den Luftzug als etwas an ihr vorbei schoss. Im letzten Moment bückte sie sich. Dann war sie umzingelt. Dämliches Trommelfell, das meinte reißen zu müssen! Sie hatte ihre Angreifer erst wahrgenommen, als es fast zu spät war. Ein widerliches Knurren verließ ihre Kehle, Linns Selbsterhaltungstrieb regierte. Das Nächste an das sie sich erinnerte, war wie sie in den Trümmern stand, ihrem Blindenstock in der Hand und zu ihren Füßen die unbekannten Wesen. Tot mit zerschlagenen Gliedern und Leben. Sie wusste noch wie ihr die Tränen in Strömen die Wangen hinab liefen, denn das war das einzige, wozu ihrer Augen gut waren: weinen. Obwohl es die Wesen waren, die sie angegriffen und zu töten versucht hatten, weinte sie nicht nur um ihre toten Freunde, sondern auch um ihre Feinde, denn das was sie getan hatte, war grausam gewesen. Eine Hand umschloss ihre und sorgte für Linns Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Warmes Blut sickerte durch die Finger ihrer Faust. Wann hatte sie sie geballt? Sie löste sie und ihre Fingernägel, die sich so tief und schneident in ihr Fleisch gebohrt hatten, hinterließen blutige Spuren. Linn hob den Kopf. „Ich habe das getan, was ich seit jeher tue: versucht zu überleben. Ich bin in den vielen Jahren wirklich gut darin geworden.“ Sie versuchte sich an einem Lächeln, doch irgendwie wollte es ihr nicht gelingen und so blieb ihr Gesicht in einer fratzenartigen Grimasse stehen, die mit viel Fantasie an ein Lächeln erinnerte. Linn hörte wie Clint ausatmete und dann den Rücken durchdrücken. Es hatte ausgehört zu regnen und der Wind trug den Geruch von Feuer heran. Linn stand auf und öffnete das Fenster um ihn hinein zu lassen. Sie liebte den Geruch von verbranntem Holz fast eben so sehr wie den Regen und manchmal bedauerte sie es, das sie keinen Kamin besaß. „Das ist keine wirkliche Antwort auf meine Frage.“, kam es vom Tisch her. Linn drehte ihren Kopf in die Richtung. „Aber die einzige die du von mir zu diesem Thema hören wirst.“ Da war es wieder: Das freche sarkastische Lächeln, das sich schief auf ihre Lippen legte und herausfordernd ihrem Gegenüber entgegen blitzte. Sie fuhr sich mit einer Hand durch das Haar und merkte, das einige Strähnen noch klamm waren. Linn setzte sich wieder an den Tisch und grinste schief. „Bekomm ich jetzt das Angebot zu hören?“- „Sie haben nicht meine Frage beantwortet, warum sollte ich ihnen das Angebot nennen?“ Die Nachbarn stritten noch immer. Linn wiederstand genervt zu schnauben. „Weil du etwas von mir willst? Du willst mir ein Angebot machen, ich nicht dir, das bedeutet, ich bin grade im Vorteil.“ Linn kicherter leise in sich herein. Irgendwie gefiel ihr das Ganze, es hatte einen gewissen Reiz und wieder spielte sie mit dem Feuer. „Und waren wir nicht schon beim „Du“?“, fügte sie hinzu. Clint knischte mit den Zähnen. Ein widerliches Geräusch, das Linn die Gänsehaut über den Körper jagte und sie schüttelte sich. Das Einzige was schlimme war als knirschende Zähne waren Fingernägel die über eine Tafel kratzten. „Sagen dir die Avengers etwas?“, fragte ihr ehemaliger Verfolger. Bildete sie sich das nur ein oder klang er wirklich etwas aggressiv? „Natürlich New Yorks Helden. Vor einem Jahr konnte man keinen Fernseher anmachen ohne von ihnen zu hören und ich meine, ich höre schließlich nicht nur meinen eigenen Fernseher, sondern auch alle anderen im Umkreis von mindestens einer halben Meile. Das war irgendwie ziemlich nervig.“ Linn spürte wie sich ein Grinsen aus Clints Gesicht legte. „Die Avengers arbeiten für S.H.I.E.L.D. Ich bin hier, um dich für die Organisation zu rekrutieren.“ „Also ist die Kacke am dampfen?“ „Wie bitte?“ „Manhattan ist ein Jahr her. Ihr wusstet seit einem Jahr über mich bescheid, beobachtet mich aber erst seit drei Tagen. Von den Avengers hat man ebenfalls seit einem Jahr nichts gehört. Das du mich grade jetzt ansprichst, sagt mir das Irgendjemand richtige Scheiße gebaut hat oder wird. Also ist die Kacke am dampfen oder nicht?“ Clint biss sich auf die Lippen. „Nicht hier. Nicht jetzt. Ich kann dir jetzt nichts genaueres sagen, ich muss nur wissen, ob du dabei bist oder nicht. Aber denk gut drüber nach, wenn du ja sagst gibt es kein zurück mehr.“ „Also frei nach dem Motto „Rote oder blaue Pille. Nehme die rote Pille und ich führe dich in die Tiefen des Kaninchenbaus“?“ Der Agent nickte. „Es gibt ein gewisses Risiko bei der Sache.“ „Welches Risiko?“ Es schien, als hätte er sich das gesamte Gespräch vor dieser Aussage drücken wollen. „Du könntest dabei sterben.“ „Das ist nicht das Risiko, das ist der Spaß an der Sache. Lass mich meine Zahnbürste einpacken und dann zeig mir das Wunderland Alice.“ Sie hatte ihre Entscheidung getroffen und der Wahnsinn würde beginnen. Oft genug würde sie ihre Worte noch verfluchen, doch bereuen? Niemals! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)