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Walk on the Edge

Arkham City
von

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Gut geblufft

"Warte mal", sagte Ivy und hob die Hände, um den Riddler am weitersprechen zu hindern. "Der Pinguin hat Harley entführt?"
 

"Richtig", erwiderte Edward und nickte bestätigend.
 

"Und jetzt bist du hier, damit ich dir und dem Joker helfe, sie zu befreien?", fragte Ivy erneut und ihre Miene wurde ein wenig skeptischer.
 

"Wieder richtig", entgegnete der Riddler und hantierte gespielt gelangweilt mit seinem Gehstock herum. "Bei drei richtigen Antworten bekommst du eine Gratis-Eintrittskarte für das Naturkundemuseum", fügte er mit einem schelmischen Grinsen hinzu.
 

"Ich war nie ein großer Fan von ausgestopften Tieren." Ivy verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und sah ihr Gegenüber durchdringend an. "Gesetz dem Fall, ich mache bei deinem verrückten Plan mit ...", sprach sie weiter und fixierte den Riddler mit einem eisigen Blick. "Ich hätte gern eine Gegenleistung dafür."
 

Edwards Augen blitzen kurz auf, als er der rothaarigen Venusfliegenfalle einen undeutbaren Blick zuwarf und ein wissendes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er hatte schon damit gerechnet und war natürlich entsprechend vorbereitet.
 

"Rein zufällig habe ich Kenntnis davon, dass es hier in »Arkham City« Jemanden gibt, der Ableger einer seltenen Orchideen-Art aus dem Amazonas hat ..."
 

Während er wie beiläufig mit Ivy sprach, lies er seinen Blick durch die Empfangshalle des Hotels schweifen und verstärkte so den Effekt, dass diese Auskunft in etwa so interessant wie der Wetterbericht von gestern war. Aber ihm entging natürlich nicht, wie Ivys Augen plötzlich anfingen zu funkeln. Sie hatte angebissen!
 

♦ ♦ ♦ ♦ ♦
 

Edward atmete tief ein und aus, nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war und ihm wieder eine frische Meeresbrise um die Nase wehte – auch wenn der Geruch alles andere als angenehm war. Sehr zu seinem Leidwesen hatte er sich schon fast an das modrige Aroma, welches »Arkham City« allgegenwärtig verströmte, gewöhnt. Warum musste Ivys Versteck auch ausgerechnet im alten Hafen-Gebiet liegen, wo die Geruchsbelästigung am Schlimmsten war?
 

Mit einem locker-leichten Schritt verließ er schließlich den Ort des Geschehens und registrierte mit einem nicht zu unterdrücken wollenden, selbstgefälligen Grinsen, dass Ivys Männer, die der ausgeschaltet hatte, immer noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen hatten.
 

Die Männer von Two-Face waren solche Weicheier! Diese Typen hielten wirklich Nichts aus und eigentlich sollte sich der Zwiegespaltene schämen, dass er solche Handlanger hatte. Vermutlich war es Ivy deswegen spielend einfach gelungen, sie auf ihre Seite zu ziehen, mutmaßte Edward. Wenigstens die Männer von Pinguin und Joker verdienten die Bezeichnung »Schläger«, was die Sache mit Cobblepot allerdings nicht einfacher machte.
 

Wenn es Two-Face gewesen wäre, der Harley entführte hätte, wäre die Sache so einfach gewesen, wie einem Kind einen Lolli zu klauen. Dann hätte es Edward auch auf eigene Faust geschafft, Harley zu befreien. Er hätte Dent einfach einen Deal vorgeschlagen und fertig wäre die Sache gewesen. Dann wäre ihm Harley dankbar um den Hals gefallen und er hätte quasi schon einen Fuß im Stahlwerk gehabt.
 

Es war vielleicht nicht der eleganteste Plan, den er je gehabt hatte, aber so langsam aber sicher musste Edward in die Gänge kommen, wenn er den Platz des Jokers einnehmen wollte, sobald der verrückte Clown endlich von der Bildfläche verschwunden war. Es ging ihm dabei allerdings nur zweitrangig um den »Industrial District«. Vorrangig verfolgte er ein ganz anderes Ziel und Cobblepots Plan kam ihm dabei mehr als nur gelegen.
 

Nachdem der Riddler außer Sichtweite zum Hotel war, warf er die braune Glasflasche, die er immer noch in der Hand hielt, achtlos über die Schulter. Als die Flasche auf der schmutzigen Straße in Scherben zersprang, formte sich wieder sein gewohntes arrogantes Grinsen, denn bei der Flüssigkeit, die sich in der Flasche befand, handelte es sich um nichts Anderes als gewöhnliches Wasser.
 

Aber Poison Ivy musste nicht wissen, dass er geblufft hatte. Er hatte hoch gepokert und gewonnen. Edwards Plan war mehr als nur aufgegangen und er freute sich diebisch darüber, denn eigentlich hatte er mit ein wenig mehr Gegenwehr seitens Ivy gerechnet. Sie hatte sogar eingewilligt, einen weiteren Punkt in seinem Plan abzuhaken, indem sie einen weiteren Mitstreiter holte und zum vereinbarten Treffpunkt am alten U-Bahnhof brachte.
 

Ein Blick auf seine alte, fast schon antike und sehr wertvolle Taschenuhr, die er aus seinem Jackett hervor zog, verriet ihm, dass er etwas mehr als eine halbe Stunde Zeit hatte, bis die große Show losgehen sollte. Von der »Amusement Mile« aus brauchte er knapp fünfzehn Minuten bis zum Treffpunkt. Zeit genug, um auf dem Weg noch einmal den Plan in allen Einzelheiten durchzugehen.
 

Nicht, dass es einen Fehler in seinem genialen Plan gab, aber Vorsicht war bekanntlich die Mutter der Porzellankiste und der Riddler ging lieber auf Nummer Sicher. Es schadete nie, einen Plan B zu haben. Allerdings hatte er den Schlachtplan zur Rettung Harleys in so kurzer Zeit entwickeln müssen, dass es keinen Plan B gab. Er konnte nur darauf hoffen, dass Plan A reibungslos funktionierte.
 

♦ ♦ ♦ ♦ ♦
 

Der Joker war der Erste, der am vereinbarten Treffpunkt erschienen war. Der Riddler war angenehm überrascht, dass der Clown sogar überpünktlich war und mehrere Dutzend Männer im Schlepptau hatte, die schon freudig erregt mit ihren Baseballschlägern, Brechstangen und Schlagringen herum hantierten und es anscheinend gar nicht erwarten konnten, Pinguins Schlägern mal ordentlich die Knochen zu brechen.
 

Auch musste Edward feststellen, dass der Joker doch nicht so dumm war, wie er aussah. Er war immerhin besonnen genug, seine Männer nicht mit Pistolen und Gewehren auszustatten und damit riskierte, dass Jemand von der eigenen Seite tödlich verletzt wurde und so der Plan letztendlich scheiterte.
 

Der Joker selber ging nervös auf und ab und bemerkte den Riddler, der das Szenario von einer Häuserecke aus beobachtete, nicht. Der Clown murmelte unablässig vor sich hin und es machte den Eindruck, als ob er sich selber Mut zusprechen wollte.
 

Der blasse Freak war noch nicht etwa nervös? Edward hob misstrauisch eine Augenbraue und spielte auch weiterhin den stillen Beobachter.
 

Sollte der Joker kurz vor seinem Ende doch noch so etwas wie Gefühle für Harley entwickelt haben und deswegen wie ein eingesperrter Tiger auf und ab gehen?
 

Sollte es tatsächlich möglich sein, dass der gute alte Jack auf seine alten Tage vor einem Coup, bei dem es rein zufällig um seine Lebensgefährtin – oder besser gesagt seinen höchstpersönlichen Fußabtreter – ging, mit den Nerven am Ende war?
 

Es war zwar nicht gänzlich auszuschließen, aber der Riddler glaubte nicht wirklich daran. Dazu hatte er schon viel zu oft gesehen, zu was der selbsternannte »Clown Prince of Crime« fähig war.
 

Bevor es »Arkham City« gab, war kaum ein Monat vergangen, in dem Edward nicht mitbekommen hatte, dass der Joker seine Wut an Harley ausgelassen hatte. Bei diesen Auseinandersetzungen, bei denen Harley immer den Kürzeren gezogen hatte, war die zierliche Blondine mehrfach bei ihm aufgetaucht und hatte sich bei ihm ausgeheult. Aber egal, wie sehr er ihr auch ins Gewissen geredet hatte, sie war jedes Mal zu ihrem Clown zurückgekehrt.
 

Das Warum konnte und wollte der Riddler nicht verstehen. Harley war so dermaßen blind vor Liebe, dass sie nichts Schlechtes auf den Joker kommen ließ und ihn sogar dann noch in Schutz nahm, nachdem er sie verprügelt hatte.
 

Wenn allerdings Edwards großer Plan, der er bereits seit den ersten Gerüchten über den Gesundheitszustand des Jokers verfolgte, aufging, gehörte das Alles bald der Vergangenheit an.
 

Ein verhaltenes Kichern riss den Riddler aus seinen Gedanken. Er drehte sich ein wenig irritiert um und sah Poison Ivy in Begleitung von Catwoman auf sich zu schlendern. Obwohl schlendern eindeutig der falsche Begriff war. So, wie die beiden Grazien hüftschwingend und – in Selinas Fall – mit hohen Absätzen auf ihn zukamen, kam Edward nicht umhin zu denken, dass die Beiden die Straßen von »Arkham City« für einen Laufsteg hielten.
 

"Willst du kneifen?", fragte Catwoman mit einem hinterlistigen Lächeln auf den Lippen und deutlichem Amüsement in der Stimme.
 

"Mitnichten", erwiderte Edward lapidar und musterte Selina über den Rand seiner Brille mit skeptischem Blick. "Dir ist schon klar, dass du hier nicht auf einem Catwalk bist, oder? Aber Katzen spielen ja gerne im Müll", fügte er mit einem arroganten Grinsen hinzu.
 

"Was für den Einen Müll ist, ist für den Anderen eine Kostbarkeit. Das sieht man ganz deutlich an deinem Kleidungsstil und deiner Unterkunft, Eddie", konterte Selina eisig und funkelte den Riddler an.
 

"Schluss jetzt!", ging Ivy dazwischen, bevor Edward auch nur ein bissiges Wort erwidern konnte und sich das Wortgefecht zu einem handfesten Streit entwickelte. "Ihr könnt euch weiter Nettigkeiten um die Ohren hauen und euch eure gegenseitige Zuneigung demonstrieren, wenn wir Cobblepot unangespitzt in den Boden gerammt haben, okay?" Sie sah auffordernd zwischen den beiden Parteien hin und her. "Ihr gebt euch jetzt die Hände und wenn ich noch mal erlebe, dass ihr euch streitet, helfe ich dem Frieden ein wenig nach, kapiert?"
 

Während Selina ihrer mehr-oder-weniger-Freundin aus den Zeiten der »Gotham City Sirens« einen Blick schenkte, der töten konnte, letztendlich aber nickte, hatte Edward nur einen abschätzigen Blick für Ivy übrig. "Alles was du sagst, Pamela", sagte er sarkastisch, bevor er sich ruckartig abwandte und zielstrebig auf den Joker zuging.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-01-26T13:58:04+00:00 26.01.2014 14:58
"Alles, was du sagst Pamela." Du liebst es oder? :D Ich finde immer mehr Gefallen daran...
Heute werde ich wohl den Sonntag damit verbringen, mal wieder deine FF's zu verschlingen. Die hier gefällt mir ebenfalls wahnsinnig gut. Du unterscheidest die Charaktere mit ihren Eigenarten sehr gut, das bekommen nicht alle Schreiber so hin!
*weiterles* O.O
Antwort von:  ChogaRamirez
26.01.2014 15:30
Ähm, ja ... Ich habe an diesen Satz tatsächlich einen Narren gefressen. Und du wirst ihr sicherlich nicht das letzte Mal gelesen haben. :D
Antwort von: abgemeldet
26.01.2014 15:33
Das dachte ich mir schon :D
Ohje ohje das kann nur noch lustiger werden :D
Antwort von:  ChogaRamirez
26.01.2014 16:20
Wird es. Versprochen. ;)


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