Bubble and Squeak von Nifen ================================================================================ Kapitel 4: IV. -------------- Zu sagen, dass Bartholomew Haltass begeistert über die Ankunft der Stadttaube war, wäre übertrieben gewesen. Aber zum Glück konnte er nach kurzem Überfliegen der respektlosen Zeilen das Ganze getrost seinem Verbindungsmann für Muggelangelegenheiten übertragen, schließlich hatte der Schreiber eben diesen sogar angefordert. „Hey, Zabini!“, brüllte er aus seinem Büro. Blaise Zabini seufzte. So wie sein Chef klang, hatte er schlechte Laune, und Chefs, egal, wie umgänglich sie für gewöhnlich waren, waren bei schlechter Laune in etwa so umgänglich wie brütende Drachenweibchen. Da war es also besser, sich nicht erst noch einen Kaffee zu holen, einen Plausch mit den Kollegen zu halten und dann gemütlich ins Chefbüro zu schlendern, auch wenn alles in ihm geradezu danach schrie. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass er von seinem Chef herzlich wenig hielt und es diesen von Zeit zu Zeit gerne wissen ließ. Schließlich war Blaise in seiner Position gefestigt genug, um zu wissen, dass Haltass ihm nicht mal eben mit der Entlassung drohen konnte. Gute Verbindungsleute wuchsen eben nicht auf Bäumen und noch weniger, die über die notwendige Befähigung verfügten, waren bereit für das Ministerium zu arbeiten, schon gar nicht in dieser wenig prestigeträchtigen und karrierelosen Position. Dass Blaise dennoch diesen Job machte, lag daran, dass er eigentlich gar nicht zu arbeiten brauchte – Mutti hatte schließlich oft genug reich geheiratet und ihrem Sohn ein entsprechendes Treuhandvermögen eingerichtet, über das er mittlerweile frei verfügen konnte – und der Job ausreichend Abwechselung bot, dass er sich nicht langweilte. Wie dem auch sei, gerade hatte er nicht wirklich etwas Besseres zu tun als sich zu seinem Chef zu begeben und vielleicht bedeutete dessen schlechte Laune ja auch einen interessanten Auftrag für ihn. Also ging Blaise zu Haltass ins Büro, doch er schaffte es noch nicht einmal das übliche ‚Sie wollten mich sprechen’ hervorzubringen, als sein Chef ihm schon ein verdächtig bekanntes weißes Blatt vor die Nase hielt. „Da! Lesen Sie! Wie es aussieht, bestellt man Sie einmal mehr zur Pathologie!“ Damit vergrub sich Haltass wieder in eine Akte – von der die ganze Abteilung wusste, dass es ein getarnter Tagesprophet war – und Blaise wusste, dass das Gespräch beendet war und er somit das Büro wieder verlassen konnte. Wieder an seinem Platz angekommen, besah sich Blaise das neue Schreiben. Wie es aussah war Harry Potter wohl bereit, endlich aus seiner Deckung zu kommen. Zumindest teilweise. Und irgendwie freute sich Blaise schon auf die Begegnung. Auch wenn natürlich die Aussicht, dass die Hauselfe kein Einzelmord war, reichlich ernüchternd war. Pünktlich, zur angegebenen Zeit, erschien Blaise in passender Muggelkleidung in der Pathologie. Am Empfang fragte er, genau wie gewünscht, nach Dr. Donaldson und die Empfangsdame erklärte ihm, dass jemand kommen würde, der ihn zu Dr. Donaldson begleiten würde. Doch es war kein Labormitarbeiter oder sonstiger Mitarbeiter der Gerichtsmedizin, der nur wenige Minuten später auf ihn zukam. Es fehlten schlicht der entsprechend weiße oder grüne Kittel. Blaise konnte zunächst nur vermuten, dass es sich um Harry Potter handelte, denn äußerlich hatte der junge Mann nur wenig mit dem Helden der Zauberwelt gemein. Sicher, die Haare waren immer noch schwarz, fielen ihm immer noch in die Stirn – vermutlich um von der verblassten Narbe abzulenken –, aber passé war der dämliche Topfschnitt, den Potter während der Schulzeit immer getragen hatte. Stattdessen folgte er nun dem aktuell üblichen Muggeltrend von etwas fransigem Kurzhaarschnitt und etwas Styling-Gel für die Spitzen. Nicht übertrieben, schließlich stellte Potter einen Polizisten und kein Model dar – abgesehen davon, dass Models eher hochgewachsen und Harry Potter eher normalgroß war –, aber gestylt genug, um den Büroansprüchen eines gepflegten Aussehens zu entsprechen. Der größte Unterschied aber war, dass Potter anstelle der Brille nun Kontaktlinsen trug. Zumindest vermutete Blaise, dass er Kontaktlinsen trug, denn zumindest von einer Brille war nichts zu sehen. Aber als Polizist in der Mordkommission waren Kontaktlinsen vermutlich auch praktischer als eine Brille. Auf jeden Fall musste Blaise anerkennend feststellen, dass diese Nicht-wirklich-Verkleidung äußerst wirksam war, denn hätte er nicht gewusst, mit wem er es zu tun hatte, hätte er Harry nicht erkannt. „Detective Inspector Henry Porter. Schön Sie zu sehen“, stellte sich Harry vor und Blaise musste abermals lächeln. Ähnlicher Name, aber doch unterschiedlich genug, um die meisten im Ministerium in die Irre zu führen. Er beschloss das Spielchen mitzuspielen, zumindest bis sie irgendwo allein und ungestört waren und Tacheles reden konnten. „Blaise Zabini. Freut mich, Sie kennen zu lernen“, erwiderte er. Falls Harry den Namen erkannt hatte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. „Doktor Donaldson wartet im Untersuchungsraum 3 auf uns. Ich werde Sie ihr als forensischer Anthropologe vorstellen. Alles was Sie tun müssen, ist so zu tun, als wären Sie in der Lage aus Oberschenkellänge und Handknochen so wie Körperbehaarung Rückschlüsse über den fehlenden Kopf zu machen.“ „Soweit so schön“, erwiderte Blaise, nicht sonderlich überrascht, dass Harry eine Tarngeschichte für ihn vorbereitet hatte. Schließlich hatten die übrigen Schreiben für gewöhnlich ebenfalls Hinweise und Tarngeschichten für die Leichenabholung enthalten. „Aber was, wenn Doktor Donaldson mir bei der Arbeit zuschauen möchte?“ „Wird sie nicht. Der Doktor hat in zehn Minuten Mittagspause und diese verbringt sie immer mit ihrem Ehemann, der in der Nähe einen Buchladen leitet.“ Natürlich behielt Harry Recht und nach einer kurzen Begrüßung tauschte die Gerichtsmedizinerin den Laborkittel gegen einen leichten Sommermantel. „Aber nichts kaputt machen“, rief sie den beiden Männern noch zu, dann war sie verschwunden. „Detective Inspector? Reichlich beeindruckend, Potter“, sagte Blaise, kaum dass die Schritte im Gang verhallt waren. „Der Name ist Porter und vielen Dank. Ich habe mir einen Posten ehrlich erarbeitet.“ „Was soll der Blödsinn? Willst du hier allen Ernstes Theater spielen? Kostbare Zeit damit vergeuden, so zu tun, als wüsste ich nicht, wer du bist, und als wüsstest du nicht, wer ich bin?“ „Was tut das zur Sache? Wir sind hier wegen wenigstens zweier kopfloser, grüner Leichen, von der eine ein Hauself war.“ „Was das zur Sache tut? Eine Vertrauensbasis schaffen? Eine Basis, auf der es sich besser mögliche Theorien diskutiert, die hoffentlich zur Lösung dieses Falls führen? Ehrlich, ich habe wenig Lust, ständig einen Teil meiner Gehirnzellen dazu abzukommandieren, mich ständig daran zu erinnern, dass ich ja nicht wissen darf, wer mein Gegenüber ist“, erklärte Blaise. Sicher, er hatte nicht erwartet, dass sie sich nach all den Jahren wie verlorene Brüder freudig in die Arme fallen würden – dazu hatten sie sich während der Schulzeit einfach zu wenig gekannt, abgesehen davon, dass Harry mit der Zauberwelt gebrochen hatte und vermutlich alles andere als begeistert war, jetzt mit einem Vertreter selbiger Gesellschaft zusammenarbeiten zu müssen –, aber er hatte nicht erwartet, dass Potter sich so gegen die Wahrheit sperren würde. „Wenn du dir solche Gedanken um deine Gehirnzellen machst, Zabini, kann es ja mit deiner Denkleistung nicht weit her sein“, erwiderte Harry sarkastisch. „Nur für dich und dein Weltverständnis: Ich weiß seit der Hauselfe, dass du unser Kontakt bei der Polizei in London bist. Hat dich deshalb seither jemand von unserer Seite des Zauns belästigt? Nein. Willst du wissen wieso? Weil ich es niemandem gesagt habe. Es war deine Entscheidung, auszusteigen, und das respektiere ich. Aber im direkten Kontakt möchte ich nicht so tun müssen, als hätte ich es mit einem Doppelgänger zu tun oder so...“ Jetzt war Harry wirklich verblüfft. Zabini sollte all die Wochen gewusst haben, wo er war? Und hatte nichts gesagt? „Was glaubt man dann, wer der Kontakt bei der Polizei ist?“ „Ein ehemaliger Mitarbeiter der Spezialeinheit, die für den Schutz des Premierministers zuständig ist. Denn der Premierminister weiß natürlich von seinem magischen Widerpart. Also ist es möglich, dass dort ein winziges Leck entstanden ist und so ein Muggel mehr Wissen über unsere Gesellschaft hat, als allgemein üblich, zumal du freundlicherweise in deinen Briefen immer ein paar offensichtliche Nichtwissensfehler eingestreut hast.“ Hier grinste Harry. „Hey, es macht Spaß, alles zu wissen und dann einen auf unwissend zu spielen.“ „Das glaub ich dir sogar“, erwiderte Blaise. „Wie sieht es nun aus, bekennst du dich zu deiner Identität, zumindest wenn wir unter uns sind, oder beharrst du weiterhin auf diesem Possenspiel einer anderen Identität.“ „Meinetwegen... Aber ein Wort zur magischen Presse und ihr seit euren Kontakt hier los. Denn Muggel können sich versetzen lassen und verschwinden dann für euch unauffindbar.“ Blaise nickte nur, halbwegs zufrieden, einen Waffenstillstand mit diesem Sturkopf geschlossen zu haben. „Also dann“, sagte Harry, offenbar entschlossen, das ganze möglichst schnell hinter sich zu bringen, und das ging am besten mit etwas Professionalität. Er ging zu der Leiche, die auf einer Rollbahre unter einem Abdecktuch lag. „Darf ich vorstellen, das neuste Opfer. Wir konnten zwar Fingerabdrücke nehmen, aber anscheinend ist er ein unbescholtener Bürger und somit in keiner Datenbank erfasst. Weshalb wir ihn noch nicht identifiziert haben. Und sein derzeit auffälligstes Merkmal – die grüne Hautfarbe – wird kaum etwas sein, das Angehörige beim Aufgeben einer Vermisstenanzeige zu Protokoll geben. Zumal ich befürchte, dass er sich die grüne Farbe erst mit seinem Tod zugezogen hat.“ „Dann hast du also eine Idee, was es mit der grünen Farbe auf sich hat?“, fragte Blaise, der die dargebotenen Fakten bislang einfach zur Kenntnis genommen hatte. „Drücken wir es so aus, es gibt einen merkwürdigen Fall von Lebensmittelvergiftung in Wembley, der damit zusammenhängen könnte... Um es kurz zu machen, ich vermute, dass der Täter, wobei ich mich auf das Geschlecht des Täters nicht festlegen will, einen Fluch anwendet, welcher den Kopf seines Opfers in einen Kohlkopf verwandelt. Dabei färbt sich der gesamte Körper grün und am Ende fällt der Kohlkopf vom Hals, was wiederum dazu führt, dass der Mensch sofort tot ist. Im Grunde eine sehr saubere Art des Tötens...“ „Wie bitte? Du willst mir weiß machen, dass jemand bei einem Menschen den Kopf in einen Kohlkopf verwandelt, dann das Gemüse abnimmt, und voilà, wir haben eine Leiche?“ „Exakt. Denn wie sonst würdest du dir erklären, dass die vorhin erwähnte Lebensmittelvergiftung in Wembley auf einen Kohlkopf zurückzuführen ist, der aus Menschenfleisch besteht?“ „Ich glaub mir wird schlecht“, murmelte Blaise, dessen Gesicht sich farblich erschreckend der Leiche anpasste. „Dort drüben ist ein Spülbecken“, erwiderte Harry gelassen. Er hatte oft genug Neulinge bei der ersten Autopsie gesehen, um zu wissen, wo die besten Möglichkeiten im Raum waren, wenn man sich übergeben musste. Blaise jedoch bezwang die aufsteigende Übelkeit und blickte starr geradeaus auf die weißen Wandfliesen. Schließlich wandte er sich wieder Harry zu. „Du verarscht mich doch!“ „Keineswegs. Es klingt abstrus und wenig appetitlich, aber es passt. Sogar die Hautfarbe kann als kohlgrün eingestuft werden.“ Harrys Handy klingelte und als er auf dem Display erkannte, dass es Sergeant Smith war, entschuldigte er sich kurz bei Blaise und nahm den Anruf entgegen. „Ja... aha... was?... nein, nein, schon in Ordnung... ja, danke.“ Er steckte das Telefon wieder ein und wandte sich dann mit grimmigem Blick zu Blaise. „Meine Vermutung hat sich bestätigt, wir haben es mit einem Serienkiller zu tun. Essex, Kent, Buckinghamshire und Surrey melden ebenfalls kopflose grüne Leichen.“ „Und das tun sie erst jetzt?“, fragte Blaise verständnislos. Harry schüttelte den Kopf. „Nein, mein Sergeant hat aber heute unsere Kontakte im Gesundheitsamt angezapft und gefragt, ob umliegende Grafschaften vielleicht ähnliche Fälle wie den in Wembley gemeldet haben. Das Gesundheitsamt ist diesbezüglich besser vernetzt, weil dort ja gegebenenfalls rechtzeitig vor Epidemien gewarnt werden muss. Polizeidienststellen halten sich da eher bedeckt. Aber nachdem die entsprechenden Gesundheitsämter rätselhafte Lebensmittelvergiftungen eingeräumt haben – wobei einzig Wembley hinreichend untersucht wurde, um das Menschenfleisch im Kohlkopf zu finden – hat der Sarge einfach gezielt die betreffenden Polizeidienststellen angerufen und nachgefragt. Wir haben also insgesamt sechs Mordopfer, wobei die Hauselfe das erste Opfer war und das hier das letzte. Und das alles innerhalb von weniger als drei Monaten.“ „Scheiße“, entfuhr es Blaise. „Du sagst es. Und so wie es aussieht, haben wir es mit einem Killer zu tun, der reichlich einen an der Klatsche hat.“ „Trifft das nicht auf alle Serientäter zu?“ Harry zuckte mit den Schultern. „In gewisser Weise vermutlich schon. Aber dieser hier ist nicht der übliche Sexuelle-Lust-und-Frust-Verstümmelungs-Serientäter. Solchen Tätern geht es um einen Kick, sie fangen gewöhnlich mit recht großen Abständen zwischen den einzelnen Morden an und dann, gleich einem Süchtigen, brauchen sie den nächsten Kick immer schneller. Dieser Killer aber hier hat erst am St. Patricks Day angefangen, dann aber zügig weitergemordet. Also ist der Kick nicht sein Ziel.“ „Woher willst du wissen, dass die Hauselfe wirklich das erste Opfer war?“, wollte Blaise wissen. „Könnte es nicht auch sein, dass der Täter sich, wie du sagst, zeitlich steigert und wir nun leider mit der ‚Endphase’ konfrontiert sind?“ „Weshalb sollte ein Zauberer oder eine Hexe, der oder die sich zum morden entschließt von Muggeln zu einem einzigen Hauself übergehen, nur um dann wieder zu Muggeln zu wechseln? Das macht keinen Sinn. Mehr Sinn dagegen macht es, zu bedenken, dass Hauselfen von den Familien, an die sie gebunden sind, oft genug als niedere Kreatur angesehen wird. Dienstbar, ja, aber auch entbehrlich. Weshalb ich vermute, dass die Hauselfe nach einer Katze oder Niffler die erste menschenähnliche Kreatur war, an welcher der Täter den Kohlkopffluch ausprobiert hat.“ Blaise sah aus, als wollte er dieser Theorie gerne widersprechen, doch er wusste genau, dass Harry in Punkto Ansehen der Hauselfen in der Zauberwelt Recht hatte. Schließlich kam er selbst jeden Tag im Ministerium an dieser lächerlichen Statue im Foyer vorbei. „Also schön, sechs Opfer, davon fünf Muggel. Haben sie irgendwas gemeinsam?“, wollte er wissen. Harry seufzte. „Das wissen wir noch nicht. Aber vielleicht kannst du uns da weiterhelfen. Abgesehen davon, dass es sicherlich hilfreich wäre, zu erfahren, wie genau dieser Kohlkopffluch aufgebaut ist. Denn es wäre äußerst unvorsichtig, einen Mörder stellen zu wollen, der mit einem einzigen Zauberstabfuchteln und ein paar obskuren Wörtern den Kopf des ihn Verhaftenden in einen Kohlkopf verwandeln könnte, ohne nicht zumindest entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, damit man nicht als Gemüse endet.“ „Wieso nur habe ich mir beim Aufwachen nicht einen ruhigen Tag gewünscht?“, murmelte Blaise und näherte sich dann der Leiche. Hastig blickte er noch einmal zu den weißen Fliesen, um alle Gedanken daran, dass jemand den Kopf dieses bedauerlichen Mannes verspeist hatte, zu verbannen, dann zückte er den Zauberstab und rief sich alles, was er über Flüche, Zauber und Arithmantik noch wusste, ins Gedächtnis. Doch schon nach wenigen Sekunden gab er auf. „Zu spät“, sagte er. „Jegliche Signatur des Zaubers ist schon verloschen.“ Harry nickte nur. „Was meinst du, ob ein Fluchbrecher von Gringotts hier noch was lesen könnte?“ Blaise schüttelte den Kopf. „Grundausbildung für alle Mitarbeiter der magischen Strafverfolgung umfasst Signaturlesen. Einbruchszauber, Mordzauber, was auch immer... Da hat man es immer mit verblassenden Signaturen zu lesen, von daher wird dir da ein Gringotts-Fluchbrecher nicht weiterhelfen können. Denn auch die können nur lesbare Flüche brechen und etwa die alten Ägypter haben ihre Flüche auf Langlebigkeit ausgelegt, deshalb sind die heute noch lesbar. Für den Mörder aber reicht es aus, wenn der Fluch lange genug anhält, um den Kopf vom Körper zu trennen.“ „Schade...“ „So frustrierend es klingt, wir werden den Fluch nicht analysieren können, solange wir keine frische Leiche bekommen. Aber wenn du willst, kann ich mir von den Zauselköpfen der Zauberkunstabteilung einen Refresherkurs geben lassen, wie man Signaturen am besten zur Analyse aufschreibt oder anderweitig aufnimmt, so dass du keinen weiteren Ministeriumsmitarbeiter hier dulden musst.“ „Dafür wäre ich dir in der Tat sehr verbunden“, gestand Harry. „Ansonsten, wenn es dazu ein passendes Lehrbuch oder so gibt, kannst du es mir schicken und ich arbeite mich auch in die Materie ein. Für den Fall, dass die Signatur so schnell verblasst, dass ich keine Chance habe, dich zu benachrichtigen.“ Schritte im Gang zeigten ihnen an, dass Doktor Donaldson zurückkehrte. Ohne, dass Harry etwas sagen musste, steckte Blaise augenblicklich seinen Zauberstab ein. „Und, wie steht es an der Schädelrekonstruktionsfront?“, fragte die Gerichtsmedizinerin gutgelaunt. „Kann ich erst sagen, wenn ich alle Notizen, die ich mir gemacht habe, ausgewertet habe“, sagte Blaise ausweichend und unverbindlich. „Wie sieht es aus, darf ich Sie noch zu einem Mittagessen einladen?“, fragte Harry, nun wieder ganz in der Rolle des Detective Inspectors, der dem forensischen Anthropologen förmlich, aber höflich begegnete. „Ich kenne da ein nettes, kleines Lokal, das ausgezeichnetes ‚Bubble and Squeak’ serviert.“ Blaise sah ihn an, als könne er nicht glauben, dass Harry nach allem, was er ihm erzählt hatte, Appetit auf ein Gericht mit Kohl hatte. Dennoch blieb er in seiner Rolle und nickte. Ebenso höflich antwortete er: „Gerne doch.“ Draußen im Gang sagte Harry leise mit einem Grinsen: „Keine Sorge, es gibt auch noch andere Dinge außer ‚Bubble and Squeak’ und ich weiß auch, dass sie heute garantiert nichts mit Kohl auf der Karte haben. Noch nicht mal im ‚Bubble and Squeak’. Abgesehen davon gibt es da einen ruhigen Tisch, wo wir ganz ungestört reden können.“ Überrascht sah Blaise ihn an. „Das Lokal gehört meinem Cousin und einem Freund von ihm. Ich bin dort Stammgast und sie wissen, dass ich meine Ruhe haben will.“ „Dein Cousin? Nachdem, was die anderen gesagt haben, würdest du dich nicht mal tot freiwillig mit ihm unterhalten“, murmelte Blaise. „Und dass das Ganze auf Gegenseitigkeit beruht.“ Harry lächelte geheimnisvoll. „Scheint, als wären deine Quellen nicht mehr auf dem Laufenden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)