Just maybe von Carameldream (Gruvia) ================================================================================ Kapitel 1: Just maybe --------------------- Juvia hasste den Regen. Er umgab sie ständig. Sie selbst hatte sich bereits daran gewöhnt, dass er ihr ständiger Begleiter war. Er war immer an ihrer Seite. Man könnte meinen, sie müsste glücklich sein, dass er immer bei ihr war, aber der Regen war egoistisch! Er dachte nicht wirklich an ihr Wohl! Sie wollte mit anderen Kindern spielen, doch seine bloße Anwesenheit gestatte es ihr nicht. Er ließ nicht zu, dass ihr jemand sich näherte. Sie wurde einsam. Keiner wollte, ihr zu nah kommen, und diejenigen, die bis zu ihr durchdrangen und sogar ihr Herz berührten, verschwanden auch schon wieder und ließen sie wortwörtlich alleine im Regen stehen. Der Regen an sich schadete ihr nicht. Während er auf sie niederprasselte, versuchte er sie zu beruhigen, aber wie konnte sie das erlauben, wenn es ihr nicht weiter half, die Einsamkeit zu überwinden? Keiner wollte sie, die Regenfrau. Nicht einmal der Regen selbst wollte sie wirklich. Deshalb hasste sie ihn auch so sehr. Master Jose war jemand gewesen, der sie so akzeptiert hatte, wie sie eben war. Natürlich hatte die Wassermagierin durchaus gewusst, dass er es nur auf ihre Stärke abgesehen hatte, als er ihr anboten hatte Phantom beizutreten, aber was hatte sie zu verlieren gehabt? Nichts. Ihre Entscheidung hatte sie auch nie bereut. Die Gilde hatte sie akzeptiert und sie war von den meisten Mitgliedern bewundert und respektiert gewesen. Sie schloss sich den ‚Element Four‘ an und hatte dadurch zu den fünf stärksten Magiern der Gilde gehört, wenn man den Master nicht dazu gezählt hatte. Sie hatte sich wirklich wohl in jener Gilde gefühlt. Es hatte sie aus der Einsamkeit gerettet. Keiner hatte sie weg haben wollen, denn sie und ihre Fähigkeiten hatte man gebraucht. An jenem Tag, wo sie Fairy Tail angegriffen hatten, aufgrund des Auftrags Lucy Heartfilia in ihre Gewalt zu bringen, um sie ihrem Vater zu überbringen, hatte sich ihr Leben erneut verändert. Das hatte sie natürlich nicht kommen sehen. An jenem Tag hatte sie Gray Fullbuster kennen gelernt. Nun, das auch nicht wirklich, denn sie hatten sich ein Gefecht wegen des Auftrags geliefert. Sie erinnerte sich daran, als wäre es erst gestern gewesen. „Sorry, aber es ist egal, ob du eine Frau oder ein Kind bist. Ich werde mich nicht zurückhalten bei jemanden der meinen Nakama Schaden zufügen will.“ Noch nie zuvor hatte sie so einen starken Gesichtsausdruck bei ihrem Gegner gesehen. Diese Worte hatten sofort sich in ihr Herz geschlichen. Sie hatte sich verliebt. Einfach so. Deshalb hatte sie aufgeben wollen, aber er hatte es nicht zugelassen. Sie hatte ihn in ihr Käfig aus Wasser gesperrt, aber diesem war er entkommen, indem er es zu Eis hatte werden lassen und es hatte zerspringen lassen. Noch nie war ihr so etwas untergekommen. Noch nie. „Er hat Juvias ‚Water Lock‘ gefroren und zersplittern lassen. Er und ich…ist das Schicksal?“ Sie hatte wirklich daran glauben wollen, aber dann hatte er sie mit seinem Eis attackiert. Es hatte keine Wirkung gezeigt, denn ihr Körper konnte von physikalischen Attacken keinen Schaden nehmen. Denn sie war aus Wasser. Schließlich war sie nicht nur die Frau, die Regen brachte, nein, sie bestand auch daraus. Sie hatte zu jenem Zeitpunkt realisiert, dass er der Feind war. Sie hatte sich nicht, so von ihren Gefühlen leiten zu lassen. „Es ist unmöglich für dich, Juvia zu besiegen. Es ist gibt jedoch noch reichlich Zeit für deine Rettung. Ich verlange nach der Überhändigung von Lucy Heartfilia. Wenn du dem Folge leistest, werde ich unseren Master überzeugen, sich zurück zu ziehen.“ Sie hatte ihm nicht schaden wollen, also hatte sie ihm einen Kompromiss angeboten. Das klang doch fair für beide Seiten. Natürlich war es anders gekommen. Sie hatte es doch bereits vorher wissen können. „Oi, höre auf so einen Mist von dir zu geben. Beide Seiten sind bereits zu weit gegangen, um jetzt einfach aufhören zu können. Lucy gehört zu unseren Nakama. Ich werde sie nicht aushändigen, selbst wenn es mein Leben kosten sollte.“ Seine Worte hatten sie so eifersüchtig gemacht. Ihr kühles Wasser hatte angefangen zu kochen. Genauso wie die Eifersucht in ihrem Inneren gebrodelt hatte. Sie würde Lucy nicht vergeben. Denn diese war zu ihrer Liebesrivalin geworden. Das konnte sie nicht ruhelos auf sich sitzen lassen! Würde sie das einfach akzeptieren, dann könnte sie auch gleich aufgeben! „Der Regen ist so deprimierend.“ Bei seinen Worten hatte sie ihre aufgeflammten Gefühle vergessen. Er war wie die damaligen Leute gewesen. Er war genauso wie sie gewesen! Sie brauchte diese Liebe nicht, dass hatte sie entschieden. Es würde ihr nur noch mehr wehtun. Es war unnötig! Schließlich hatte er sie besiegt, indem er alles eingefroren hatte. Selbst die einzelnen Regentropfen, ihre ständigen Begleiter, waren zu kleinen eisigen Kristallen geworden. Doch dadurch hatte sie zum ersten Mal die Farbe des Himmels gesehen. Sie hatte die Sonne gesehen. Es war so ein schöner Anblick gewesen. Noch nie war ihr so etwas unter gekommen. Die Sonne und den wolkenlosen Himmel. Sie hatte diesen wieder sehen wollen. Deshalb hatte sie beschlossen, dass sie Fairy Tail beitreten würde, damit sie der Person nah sein konnte, welche die Wolken bei Seite geschoben hatte aus ihrem Blickfeld. Sie wollte zu Gray Fullbuster, der Eismagier, der sie vom ewigen Regen befreit hatte, ohne große Anstrengung und unbewusst. Denn er war doch anders. So viel Zeit war seit jenem Tag vergangen. Tatsächlich war es ihr wirklich gut in Fairy Tail ergangen. Man respektierte sie und ihre Stärke, ärgerte sich nicht über ihre Art und gab ihr stets das Gefühl, willkommen zu sein. Außerdem war Gray ebenfalls in jener Gilde und sie bekam, ihn nahezu täglich zu sehen. Nur, wenn er auf einem Auftrag mit seinem Team war, da bekam sie ihn natürlich nicht zu Gesicht, was nicht hieß, dass sie ihnen nicht folgte. Des Öfteren tat sie das, aber auch nur wenn sie die Befürchtung hegte, dass Lucy, die immer noch ihre Liebesrivalin war, ihrem Gray zu nah kommen könnte. Nach all der Zeit war ihre Liebe nur gewachsen. Zu Juvias Leidwesen schien er jedoch, nicht besonders ihre Gefühle zu erwidern. Immerhin unternahm er nicht wirklich etwas dagegen, dass Lyon ihr zu nahe trat und um ihre Gunst rang. Überhaupt behandelte der Schwarzhaarige sie wie jeden anderen aus der Gilde. Aber eben nicht wie Lucy. Zu mindestens wirkte es so auf die blauhaarige Wassermagierin. Mit ihr schien er, sich am besten zu verstehen. Das verletzte sie irgendwie. Auch wenn sie insgeheim einsah, dass die Stellarmagierin an dem Eismagier keinesfalls interessiert wirkte. Zu mindestens nicht im romantischen Sinne. Schließlich war Juvia ein Profi, wenn es um das Thema Liebe ging. Deshalb erkannte sie auch, dass ihre Rivalin ihr Auge auf einen ganz anderen Magier der Gilde geworfen hatte. Dennoch konnte sie dem nicht ganz trauen, da es immer noch passieren könnte, dass alles anders käme. Und jetzt? Es waren bereits sieben Jahre vergangen. Zwar traf das auf viele Fairy Tail Mitglieder nicht so ganz zu, aber eigentlich war dem so. Wieder in Fairy Tail war alles nahezu beim Alten. Nichts hatte sich verändert. Zu mindestens war es in ihren Augen so. Die Mitglieder waren um sieben Jahre gealtert und sahen teilweise nun doch ein wenig anders aus, aber das Gefühl in dieser Gilde zu sitzen, war gleich geblieben. Sie hatten sich ihre eigentliche Gilde auch zurückholen können. Mit ein bisschen Gewalt funktionierte bei Fairy Tail ja bekanntlich alles. Seufzend legte Juvia ihren Kopf auf dem Tisch vor sich ab. Es war so deprimierend. Warum bemerkte Gray nichts von ihren Gefühlen? Sie verheimlichte es doch nicht einmal! Langsam fing sie bereits an zu denken, dass er Bescheid wusste und ihr nur nicht wehtun wollte, da er eben nicht dasselbe ihr gegenüber empfand. Wieso konnte er es ihr dann nicht einfach sagen? Sie war doch keine Verrückte! Sie würde es schon verstehen. Das Stalken würde sie sich zwar abgewöhnen müssen, aber es war machbar. Vielleicht könnte sie einfach Lyons zahlreichen Näherungsversuchen nachgeben? Schlechter würde es ihr davon sicherlich nicht ergehen. „Gray-sama…“, nuschelte sie leise. Sollte sie wirklich? „Hhm…was gibt’s?“, kam es plötzlich aus nächster Nähe. Ihr Kopf schoss sofort in die Höhe und ihre blauen Augen richteten sich auf den Magier gegenüber von sich, der sich scheinbar dort niedergelassen hatte und sie ein wenig irritiert ansah. Die Wassermagierin blinzelte ihm nicht minder irritiert entgegen. Seit wann hatte er denn bereits dort gesessen? So etwas fiel ihr doch sonst immer auch auf. So starrte Juvia ihn wortlos an. Hatte sie sich nicht gerade eben für das eine entschieden? Also warum zweifelte sie jetzt an ihrer eigenen Entscheidung? Je eher sie diese Liebe aufgab, desto besser wäre es für sie. „Juvia wünscht sich, dass sie Gray-sama damals lieber nicht gegenüber getreten wäre. Dann ginge es Juvia jetzt nicht so miserabel.“ Sobald die Worte raus waren drehte sie ihren Kopf weg und stand hastig auf. Darauf verließ sie die Gilde bereits in zügigen Schritten, sodass sie schließlich bereits am Rennen war. Während dessen liefen ihr zahlreiche Tränen über ihr Gesicht. Was hatte sie da nur gesagt? Warum hatte sie sich nicht einfach wie immer verhalten? ‚Juvia weiß nicht mehr wie…‘, vermutete sie, als sie mitten auf den Straßen Magnolias zum Stehen kam. ‚Gray-sama wird wohl kaum traurig über Juvias Worte sein…er mag Juvia sowieso nicht…Juvia ist Gray-sama egal…‘ Der sonnige Tag wandelte sich schlagartig. Mit einem Mal fing es an, wie aus den Eimern zu schütten. Wolken waren wie aus dem Nichts am wolkenlosen Himmel erschienen und ergossen sich über ganz Magnolia. Ihr Blick richtete sich in den Himmel, während sie ihre Handflächen umdrehte und den Regen darauf fallen ließ. Wie hatte sie es nur die ganze Zeit über vergessen können? Es gab keine Rettung für sie. Sie würde ewig im Regen stehen gelassen werden. Sie war die Regenfrau. Das würde für immer der Fall sein. Die folgende Woche regnete es nahezu ununterbrochen in der Stadt, wo die Gilde Fairy Tail zu finden war. Die Bewohner der Stadt ärgerten sich darüber, wieso der Sommer so regenreich zu sein schien. Kaum einer wusste, von wo der Regen kam, denn obwohl es windig war, schienen die Wolken stets an Ort und Stelle zu bleiben. Das frustrierte nicht wenige. Doch in Fairy Tail war inzwischen allen klar, was den scheinbar endlosen Regen verursachte, denn eine ganz bestimmte Person fehlte in der Gilde. Sie war seit dem einem Tag weder im Gildenhaus noch im Wohnheim aufgetaucht. Ohne Zweifel befand sie sich jedoch noch in Magnolia, weswegen der Regen auch hier war. Auch ahnten nahezu alle, was der Grund des Regens war, niemand traute sich jedoch den Grund anzusprechen. Außer eben die Titania. „Gray.“ Der schwarzhaarige Eismagier wandte seinen Kopf in die Richtung von Erza, die ihn mit einem ernsten Gesichtsausdruck betrachtete. Er hatte nichts ausgefressen und Natsu war auch momentan mit Lucy und Happy auf einem Auftrag. Also warum sah sie ihn jetzt so an? „Es reicht uns allen, Gray. Gehe zu ihr und klärt das endlich. Keiner kann den Regen mehr länger deinetwegen ertragen!“ Darauf zog er verwundert seine Augenbrauen zusammen. Was meinte sie denn jetzt damit? Es war doch nicht seine Schuld! „Ich verstehe dich nicht, Erza…“, erwiderte er schließlich und sah sie deutlich irritiert an. Darauf packte sie ihn an seinem Hemdkragen und schliff ihn bis zum Gildentor. „Du gehst jetzt zu Juvia und ihr sprecht euch über eure Gefühle aus. Sonst hat das nie ein Ende!“ „A-aber wieso denn ich? Kann ni-…“ „Gray…“, gab sie drohend von sich und ließ ihn los, worauf er auch gleich mitten in den Regen lief. Er beschleunigte seine Schritte, um so schnell wie möglich von Erza wegzukommen. Nachdem er mindestens einen fünf-minütigen Lauf hinter sich gebracht hatte, hielt er inne und erschuf sich einen Regenschirm aus Eis. Er musste ja nicht unbedingt noch weiter nass werden, obwohl er ohnehin bereits vollkommen durchnässt war. Jedoch wären weitere Regentropfen auf seiner Haut nur noch unangenehmer. ‚Diese Erza…mir sagen, dass ich Juvia suchen soll. Wie soll ich die denn überhaupt finden? Und dann soll ich noch mit ihr reden…ich weiß gar nicht, was es da zu bereden gibt…‘ Das war gelogen. Er wusste ganz genau, worüber er zu reden hatte. Schließlich hatte er ihre Worte vor einer Woche deutlich vernommen, darauf war sie auch verschwunden und der Regen hatte kurze Zeit später angefangen. Er war kein Idiot wie Natsu. Zu mindestens war er nicht so verblödet wie dieser, da dieser mit einem Mädchen in einem Team war, die ihm eindeutige Signale sendete, die an ihm scheinbar abprallten. Kein Wunder, dass die blonde Stellarmagierin frustriert war. Doch sie war ja nicht das Problem, was schade war, da er mit ihrer Art besser klar kam, als mit der von der Wassermagierin, denn diese war wirklich des Öfteren seltsam drauf. Besonders in seiner Anwesenheit. „Juvia wünscht sich, dass sie Gray-sama damals lieber nicht gegenüber getreten wäre. Dann ginge es Juvia jetzt nicht so miserabel.“ Autsch. Ihre Worte hatten ihm wirklich zugesetzt. Schließlich hatte sie sich ja indirekt gewünscht, dass sie ihm nie über den Weg gelaufen wäre, somit auf seine Bekanntschaft hätte verzichten können. Natürlich störte ihn diese Aussage. So etwas sagte man doch zu keinem! Das würde er ihr wohl klar machen müssen. Aber wo war sie? So kam Gray wieder zu seinem eigentlichen Problem. Er hatte keine verschärften Sinne wie die Dragon Slayer der Gilde. Auch besaß er nicht, die Fähigkeit Magie aufzuspüren. Also überlegte er, an welchem Ort Juvia sich wohl aufhalten würde. Plötzlich hatte er eine Idee. Er hoffte zu mindestens, dass sein Bauchgefühl Recht hatte. Also begab er sich laufend zu jener Stelle, wo einst das wandelnde Hauptquartier von Phantom sie angegriffen hatte. Natürlich stand das Bauwerk nicht mehr dort, jedoch erhoffte Gray sich, sie dort anzutreffen, da sie sich dort zum ersten Mal getroffen hatten. Dort angekommen durchspülte ihn eine Welle der Enttäuschung. Sie war nicht hier. Seufzend trat er näher an das Ufer des Meeres. Seinen Schirm aus Eis warf er bei Seite. Erkälten würde er sich ohnehin nicht, er war kälterem gewohnt. Was jetzt? Wohin sollte er gehen? In jenem Moment wurde ihm klar, wie wenig er über die Blauhaarige doch wusste. Hätte er sie besser kennengelernt, wüsste er ganz bestimmt weitere Orte, wo sie sich hätte aufhalten können. Würde es also etwas bringen durch ganz Magnolia zu eilen? Er würde sie doch ohnehin nicht ausfindig machen können. „G-gray-sama?“ Überrascht drehte er sich um und da stand sie. Wenige Meter hinter ihm stand Juvia Lockser, die ihn vollkommen überrascht ansah. Kurz sah er sie wortlos an. Sie wirkte alles andere, als wäre sie von irgendwo weg gelaufen. Eher wirkte sie, als wäre sie eine völlig normale Spaziergängerin, die einfach Mal beschlossen hatte, am Strand entlang zu laufen. „Juvia, wo bist du gewesen? Alle haben sich Sorgen um dich gemacht.“ „Was macht Gray-sama hier?“, entgegnete sie lediglich, da sie auf die eine Aussage nicht eingehen wollte. Wieso sollte sich jemand um sie Sorgen machen? Sie brachte den Regen. Sie sollten froh sein, sie los zu sein und bald würde sie auch den Regen mit sich mitnehmen. Nur noch ein wenig und dann könnte sie gehen und Magnolia auf ewig verlassen. „Dich suchen, was sonst?“, gab er zurück und wirkte schon fast genervt. Gray konnte wirklich nicht nachvollziehen, wie sie so ruhig sein konnte, wenn alle anderen sich um sie sorgten. Jedoch fielen ihm plötzlich Erzas Worte wieder ein. „Es reicht uns allen, Gray. Gehe zu ihr und klärt das endlich. Keiner kann den Regen mehr länger deinetwegen ertragen!“ Sein Blick wurde prüfender. War das bloß eine Maske, die sie aufgesetzt hatte? Denn der Regen prasselte immer noch auf Magnolia hinab. Ihr konnte es also nicht gut gehen. Wenn er eine Vermutung abgeben müsste, dann ging er sogar davon aus, dass es ihr elend zu Mute war und er machte es dem Anschein nach nur noch schlimmer, denn der Regen schien ein wenig heftiger auf seine nackte Haut zu prallen. Sein Oberteil hatte er also irgendwo verloren. Darum würde er sich jedoch erst später kümmern. Mit einem Mal war er bei ihr und griff nach ihrer Hand und zog sie mit in Richtung von Fairy Hills. Er würde sie schon dorthin bringen, wo sie hingehörte. Die Blauhaarige reagierte ziemlich überrascht darauf und verstand zunächst auch nicht, was gerade geschehen war, dann erst fiel ihr auf, wie sie sich aus der Stadt entfernten und eine bestimmte Stelle ansteuerten. In jenem Moment fingt sie an zu zappeln und versuchte sich aus dem Griff des Schwarzhaarigen zu befreien. Auf keinen Fall wollte sie zurück. Sie durfte nicht zurück kehren, denn das würde ihren Entschluss eindeutig ins Wanken bringen, was seine Anwesenheit schon bereits getan hatte. Sie wollte das nicht! Sie musste weg! „Gray-sama, lass Juvia los!“ Obwohl er ihre Worte eindeutig vernommen hatte, ließ er nicht los, er zog sie sogar noch stärker mit. Sie kniff ihre Augen ein wenig zusammen. Es tat weh. Er tat ihr weh! „Ittai…“, entwich es ihren Lippen und mit einem Mal hielt er an und lockerte seinen Griff, ließ sogar vollständig los. Ihr Blick war dabei ein wenig verwundert auf seinen Rücken gerichtet. Was war mit ihm los? „Juvia…das konntest du doch nicht ernst meinen, oder? Du kannst Fairy Tail nicht einfach verlassen“, fing er an und drehte sich kurz darauf in ihre Richtung, „zu mindestens nicht ohne einen triftige Grund.“ Sein Blick war ernst. Das war der Blick, in welchen sie sich damals verliebt hatte. Damals im Regen. Ihr Herz begann Saltos zu schlagen und ihr Gesicht färbte sich rötlich. Wie sie dieses Gefühl vermisst hatte. Er hatte sie daran erinnert. Aber sie durfte das nicht zulassen, egal wie sehr sie es wollte. Am Ende würde es ihr nur noch mehr Schmerzen hinterlassen. „Juvia, warum willst du weg?“, wiederholte er seine Frage. Seine dunklen Augen schienen sie dabei zu durchbohren, was ihr Herzrasen seltsamerweise nur verstärkte. So hatte sie ihn kennen und lieben gelernt. Schade, dass dies bald vorbei sein würde. „Gray-sama mag Juvia nicht. Keiner mag Juvia. Juvia wird immer die Frau bleiben, die den Regen bringt. Sie muss gehen, hier erträgt Juvia es nicht…“ Darauf richtete sie auch ihren Blick zu Seite. Sie wollte und konnte nicht mehr ihm entgegen blicken. Diesem Blick konnte sie unmöglich Stand halten. Auf ihre Worte nahm er ein weiteres Mal ihre Hand und zog sie weiter, weshalb sie ein überraschtes „Gray-sama“ von sich gab. Sie verstand nicht. Sie hatte ihm doch gerade gesagt, dass sie nicht bleiben wollte. Also warum steuerte er erneut den Ort an, wo sie nicht mehr sein wollte, wo sie nicht mehr erwünscht war? „Du bist ein Dummkopf. Keiner will, dass du verschwindest.“ „Huh?“ Er hielt in seinen Bewegungen inne, da sie kurz vor den Toren von Fairy Hills waren. Männern war jeglicher Zutritt untersagt. Das wusste auch er. So würde er sie nicht hinein bekommen, sie seufzte aus dem Grund auch erleichtert aus. Sie glaubte seinen Worten nämlich nicht. Aber auch wenn sie wahr sein sollten, sie würde nicht bleiben. Nicht, wenn eine ganz bestimmte Person sie nicht da haben wollte. „Juvia, du musst bleiben.“ „Nein, Juvia wird gehen!“ Die Wassermagierin sprach schon fast in einem trotzigen Ton. Sie wollte sich nicht überzeigen lassen. Ihr Entschluss stand fest. Nichts und niemand konnte sie davon abhalten! Der Eismagier seufzte. Ihm blieb wohl keine andere Wahl. Eigentlich wollte er nicht ihre Schwäche bewusst ausnutzen, aber wenn sie dadurch ihre dummen Gedanken abschalten würde, wäre es immerhin zu einem guten Zweck. So abgeneigt davon war er schließlich auch nicht. Er hoffte nur, dass es klappen würde, da er keine blassen Schimmer hatte, was er tun sollte, wenn dies nun schief gehen würde. Er holte tief Luft und zog damit die Aufmerksamkeit von ihr auf sich. Sie starten sich für eine wortlos an, die eine ein wenig irritiert und der andere fast schon entschlossen. „Juvia, ich will, dass du bleibst.“ Eine Antwort, ihm darauf zu antworten, bekam sie jedoch nicht, da er nach seinen Worten ihr Gesicht in seine Hände nahm und seine Lippen auf die ihre legte. Er wusste nicht, was sich in ihrem Gesicht wohl abspielte, da er seine Augen geschlossen hatte. Er hatte noch nie in seinem Leben jemanden geküsst. Er wusste nicht, ob er es richtig machte, aber er gab immerhin sein Bestes. Das einzige, was er ausmachen konnte war, dass sie scheinbar erstarrt war. Nun, das verwunderte ihn ein wenig. Sie erwiderte den Kuss nicht. Es wurmte ihn gewaltig, nicht den genauen Grund dazu zu kennen. Schließlich löste er sich von ihr, denn der Sauerstoff war ihm alle gegangen. Da starrte ihm ein immer noch erstarrtes Gesicht entgegen, welches tomatenrot angelaufen war. Wie sollte er das denn jetzt deuten? Er wedelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht. Sie reagierte nicht. Er glaubte bereits eine halbe Ewigkeit dort zu stehen, doch sie regte sich nicht, also ließ er sie dort einfach stehen. Eine andere Möglichkeit blieb ihm ja nicht. Es würde ihm schon keiner Übel nehmen. Am nächsten Tag in der Gilde wurde er lächelnd begrüßt und etliche Magier bedankten sich bei Gray. Durch ihn hatte der Regen endlich ein Ende gefunden. Tatsächlich fand man an jenem Tag keine einzige Wolke am Himmel. Jeder – ohne Ausnahme – genoss die ersten Sonnenstrahlen seit Tagen. Selbst Erza klopfte ihm zufrieden auf die Schulter und ließ ein zufriedenes „Gut gemacht“ von sich hören. Er selbst ließ sich seufzend bei einem Tisch nieder. Der gestrige Tag war wirklich verrückt gewesen. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Immerhin hatte er Juvia geküsst. Eigentlich sollte er nicht mehr darüber nachdenken, denn er hatte sie ja nur geküsst, da er von ihren Gefühlen für ihn Bescheid wusste. Er hatte gehofft, dass ihr dies den Ansporn geben würde zu bleiben, aber irgendwie dachte er nun anders darüber. Seltsamerweise machte die Erinnerung ihn schon fast glücklich. Das irritierte ihn endlos. „Gray-sama!“ Er seufzte und drehte sich in die Richtung der Blauhaarigen. „Lass uns auf ein Date gehen, Gray-sama. Juvia wollte unbedingt mal mit Gray-sama essen gehen und dann könnten wir noch…“ Sie sprach noch weiter, aber er hörte ihr nicht mehr zu, er lächelte lediglich und ließ sich aus der Gilde ziehen. Vielleicht bereute er es nicht, sie geküsst zu haben. Vielleicht war er wirklich froh, dass sie beschlossen hatte zu bleiben. Vielleicht wollte er sie um sich haben. Vielleicht mochte er doch irgendwie ihre Art. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, empfand er nicht anders wie sie. Hand in Hand verließen sie die Gilde, die auf diesen Tag schon so lange gewartet hatte. Begleitet wurden die Beiden vom warmen Sonnenschein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)