Fatal System Error von Soulhuntress ================================================================================ Kapitel 2: Das Erwachen ----------------------- Langsam öffnete er die Augen… auf seiner Zunge lag ein komischer metallischer Geschmack und er fühlte sich irgendwie schummerig, zudem war er nass … und nackt, ihm war so kalt. Als sich sein Blick langsam klärte erkannte er, dass er in einer Art Glassonde gefangen war, er spürte das brennende Stechen einer Injektionsspritze in seinem Nacken, sein ganzer Körper fühlte sich irgendwie seltsam an, als er kraftlos am metallenen Boden seines gläsernen Gefängnisses kauerte. Er konnte sich nicht erinnern, wie er hierher gekommen war, doch jagten Gedanken durch seinen pochenden Schädel: ein Labor, ein Schreibtisch – sein Schreibtisch… dann eine Auseinandersetzung mit Kollegen… nach dem Streit wurde er verfolgt und gehetzt… und jetzt war er hier. Sein Name war… er versucht sich zu erinnern, irgendwie schien alles wie in einem dunstigen Nebel gehüllt, aber zumindest meinte er sich den Vornamen Duke zuordnen zu können. Duke… Strokman, genau so hieß er. Mühevoll erhob er sich, als er jedoch seinen Rücken straffen wollte, heulte er vor Schmerz auf. Es war, als sei seine Wirbelsäule verkrümmt, er konnte sich nicht richtig aufrichten, nur leicht vornüber gebeugt stehen. Duke biss die Zähne zusammen und streckte seinen Arm aus, um die Glaswand nach etwas wie einer Tür abzutasten, doch dabei kam seine Hand in sein Blickfeld. Die Haut war grünlich verfärbt, hatte Schuppen gebildet, seine Finger waren zu mit tödlichen Krallen gespickten Klauen geworden. Fassungslos starrte Duke Strokman seinen Arm an, ließ dann das erste Mal seit seinem Erwachen den Blick seinen Körper hinab gleiten. Sämtliche Muskeln waren hervorgetreten, da waren selbst Muskeln die in einem menschlichen Körper einfach nicht sein sollten und das gab seiner Erscheinung eine groteske Form… es war noch Haut zu sehen, doch überwiegend an Armen, Beinen und an den Seiten, sowie vermutlich am Rücken hatten sich diese harten dunklen Schuppen gebildet, die primären Geschlechtsorgane waren verschwunden und sein linker Fuß erinnerte ihn an die Pranke eines Reptils. Was hatten sie nur mit ihm gemacht? Panik und Wut drängten die Benommenheit und Verwirrung aus seinem Geist zurück, Duke schrie auf, doch selbst dieser Schrei des Zorns und der Verzweiflung klang nicht mehr menschlich, mehr wie das Aufheulen eines eingesperrten Raubtiers. Wütend schlug er gegen die gläserne Hülle in der er gefangen war, als er mit einem Hieb seiner mutierten Hände die Sicherheitsöffnung seines Käfigs aufschlug. Verwirrt blickte er auf die nun langsam aufschwingende Luke, ein kühler Luftzug strömte in seinen Behälter. Ein Luftzug, der den Geruch von Blut mit sich brachte, geschwängert von dem süßlich-modrigen Aroma von Verwesung und verschiedener Chemikalien… und von Feuer. Mühevoll kletterte Duke aus der Öffnung, wobei er sich kaum auf den seltsam verdreht wirkenden Beinen halten konnte. Schwer nach Luft schnappend sank er auf die Knie, wobei diese Bewegung die lange Nadel aus seinem Rückgrat riss, die ihn mit seinem gläsernen Käfig verbunden hatte. Er schrie abermals auf, dieses Mal vor Schmerzen und fasste sich an die Wunde, aus der nun Blut quoll. Nur langsam gelang es ihm, seine Umwelt nun wahrzunehmen. Duke kniete in einer Pfütze grünlicher Flüssigkeit, die wohl aus der Glasröhre entwichen war, in der er sich befunden hatte. Fünf weitere dieser Röhren standen in der Nähe, eine davon war zerbrochen. Die Splitter des Panzerglases reflektierten die Funken des Computerterminals, von dem beständig dunkelgrauer Qualm aufstieg. Auf dem Boden waren Blutspuren und … für den Bruchteil einer Sekunde hatte Duke das Gefühl, sein Herz würde aussetzen … vor dem Terminal lag eine zusammengesackte Gestalt, etwa in der Größe eines Menschen, überzogen von dunkelgrünen Schuppen. Sie schien schwer verletzt worden zu sein, am Bauch waren Schuppen abgesplittert und aus der Halswunde sickerte noch immer dunkler Lebenssaft. Gelbe Augen starrten ins Leere, Augen einer Echse. "MA-121", murmelte Duke, noch immer nicht dazu in der Lage, sich von der Stelle zu bewegen, "das ist ein MA-121, aber warum ist er hier? Was ist hier nur passiert? … was ist mit mir geschehen…?" Erinnerungen flackerten durch seinen gematerten Kopf, während der stechende Schmerz seiner Wunde im Nacken langsam abflaute. Erinnerungen von Experimenten, die an menschlichen Eizellen ausgeführt wurden, Eizellen die mit Reptilien-DNA und einem … Virus mutiert wurden. Und er war einer der Forscher, die so etwas getan haben. Ein weiterer Versuch, auf die Beine zu kommen, der allerdings kläglich fehlschlug. Sein Körper war so verkrümmt, dass er nur auf allen vieren, oder vornüber gebeugt wie ein Affe gehen konnte und selbst das nur unter starken Schmerzen. Noch immer war ihm kalt und in seinem noch verbliebenen bisschen Verstand wuchs etwas wie Schamgefühl, so kroch er zu einem der Spinde in einer der Nischen. Sie waren verschlossen, doch schien das Schloss kein wirkliches Hindernis für seine Muskelmasse zu sein, so dass er die ganze Spindtür ausriss, als er eigentlich nur testweise daran rütteln wollte. Achtlos ließ er die Tür einfach auf den Boden fallen und durchsuchte den Inhalt des Schranks, in dem er allerdings nichts fand, was ihm passte. Das gleiche Problem bei den nächsten beiden, doch im letzten wurde er fündig. Ein weißer Kittel und eine Hose in Größe XXL… die Bilder an einen Arbeitskollegen namens Bob drängte sich in seinem Kopf vor. Bob war ein netter fülliger Kerl mit Schnauzer und Backenbart. Duke Strokman hatte ihn auf Grund des Schnauzers und seiner Fülle immer freundschaftlich 'Walross' genannt. Aber wo war Bob jetzt? Zwar rissen die Ärmel des Kittels auf, als er ihn sich überzog und auch die Beine der Hose, doch fühlte er sich nun wenigstens nicht mehr nackt und Bob würde bestimmt Verständnis haben. Er blickte noch einmal herab auf die herausgerissenen Spindtüren, als ihm der Spiegel auffiel, der auf der Innenseite einer der Türen gewesen sein musste. Das war Mandys Spind. Mandy machte sich vor Operationen immer zurecht wie ein Fotomodell, obwohl man unter dem Atemschutz ohnehin nichts von ihren in sündiges Rot getauchten Lippen sehen konnte. Ohne weiter darüber nachzudenken blickte Strokman in den Spiegel, er wollte eigentlich nicht wissen wie schlimm es um ihn stand, doch eine perverse Neugier hatte von ihm Besitz ergriffen. Ein Dämon gaffte ihm aus dem dunklen Glas entgegen. Die rechte Gesichtshälfte sah aus, als sei sie unter großer Hitze zerflossen und war über und über von diesen dunklen Schuppen bedeckt; das Auge auf dieser Seite glühte ihm in einem grellen Gelb entgegen, die Pupille war nicht mehr als ein vor Aufregung und Stress verengter Strich. Seine Lippen waren weiter nach hinten gezogen und entblößten ein Paar langer spitzer Zähne, die ohne jede Ordnung aus dem Zahnfleisch sprossen. Wenige vereinzelte rote Haarsträhnen lugten noch zwischen den dicken Echsenschuppen auf seinem Kopf hervor, das verbliebene menschliche blaue Auge war blutunterlaufen und von einem tiefschwarzen Ring umkränzte. Der Nasenknorpel, nein, die ganze Nase war verschwunden und zwei lang gezogenen Nüstern gewichen, auch von seinen Ohren war nichts mehr zu sehen. Nach zehn endlosen Sekunden begriff Duke, dass diese Kreatur die er dort sah er selbst war. Erst konnte er nicht anders, als sein Abbild im Spiegel geschockt anzustarren, nicht dazu in der Lage, den Blick abzuwenden. Sie hatten es wirklich getan, sie hatten versucht aus einem erwachsenen Menschen einen Hunter zu machen… Der Schock wich nun dem zerreißenden Gefühl von Wahnsinn, was sich erst in einer Mischung aus Weinen und einem verzweifelten Kichern äußerte und dann zu einem irren und hysterischen Lachen heranwuchs. Und selbst das klang verzerrt durch seinen mutierten Kehlkopf. Mit einem leisen Klirren zerbrach erst der Spiegel unter seinem Klauenfuß, gefolgt von einem Anfall der Zerstörung, in dem er das ohnehin schon geschändete Laboratorium verwüstete. Chris hielt inne, als er nun endlich den oberen Absatz der Treppe erreichte. Hatte er da etwas gehört, etwas von unten? Etwas, das entfernt so geklungen hatte wie ein Lachen? Er kam zu dem Entschluss, dass seine überstrapazierten Nerven ihm einen üblen Streich gespielt hatten und nachdem er nichts weiter hörte schlich er weiter seiner Wege, nichts ahnend was er vor wenigen Augenblicken mit einem ungezielten Schuss befreit hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)