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Things I Will Never Say

Was Haymitch niemals erfahren dürfte
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Was Haymitch niemals erfahren dürfte:
 

Ehrfürchtig saß das achtjährige Mädchen auf einem rosa Kuschelkissen vor der riesen Fernsehwand im Wohnzimmer der Eltern und spielte mit einer ihrer rosanen Haarsträhnen. Erst letzte Woche hatte sie darum gebettelt, dass sie ihre langen Locken rosa färben durfte, weil Silvana aus ihrer Klasse so damit geprahlt hatte, dass ihre Haare nun golden glitzerten. Aber ihr persönlich hatte Rosa viel besser gefallen. Und sie wollte lieber auffallen, als nur eine Kopie zu sein.

Natürlich hatte ihre Mutter gar nicht gezögert ihr den Wunsch zu erfüllen. Und sie hatte dazu sogar wunderschöne rosa Fingernägel bekommen. Jetzt musste sie nur aufpassen, dass sie sich nicht damit kratzte. Denn die waren wirklich scharf. Aber die Blümchen darauf sahen so schön aus, dass sie sie jedes Mal verzückt ansehen musste. Nur gab es gerade Spannenderes zu sehen.
 

Vorsichtig drehte sie eine Locke um ihren Finger, während ihre Augen die Ernte der 50. Hungerspiele im Fernsehen verfolgten. Dieses Jahr dauerte die Ernte wirklich lange. Das war der Fall, weil es doppelt so viele Tribute gab wie sonst. Eine spannende Idee, fand sie. Wer dachte so sich etwas nur aus? Die Spiele würden toll werden! So spannend. Sie war sowieso ganz aufgeregt, weil es das erste Jubeljubiläum war, das sie sich ansehen durfte.

Bei jedem Tribut gab sie einen Kommentar ab, um ihre Eltern genauestens zu informieren, was sie von ihnen hielt. Denn sie bildete sich ein, so etwas genau zu durchschauen. Sie war ja schließlich schlau und hatte eine fantastische Menschenkenntnis!

Je höher jedoch die Distriktzahlen wurden, desto negativer fielen auch die Kommentare aus. Sie mochte lieber die Karrieredistrikte. Das waren die, die am meisten Aufmerksamkeit bekamen und die auch die besten Tribute hatten. Die gewannen so oft, dass jeder das wusste. Und sie war schließlich nicht dumm. Seit sie vier war, durfte sie die Hungerspiele sehen und favorisierte seitdem Distrikt Eins, weil ihre Mama ihr gesagt hatte, dass daher die ganzen schönen glitzernden Sachen kamen. Natürlich mochte sie dann den Distrikt lieber als die, in denen es nur dreckige Kohle oder stinkende Tiere gab!
 

„Gewinnt niemals“, trötete sie laut, als ein Mädchen als zweiter Tribut aufgerufen wurde und in Distrikt Zwölf auf die Bühne stieg. Sie wirke jetzt schon viel zu ängstlich, obwohl sie versuchte, das zu verbergen. Da hatten die anderen Mädchen aus Distrikt Eins und Zwei aber trotzdem viel entschlossener gewirkt. „Und sie ist nicht hübsch“, kommentierte sie munter weiter. Und davon verstand sie eine ganze Menge. „Noch nicht“, verbesserte ihre Mutter, die ja immerhin Designerin war und wusste, wie die Tribute zurecht gemacht wurden. Bestimmt erkannte sie in jedem Kind schon Potential. Damit gab sich das Töchterchen zufrieden und sie zuckte mit den Schultern, während die Augen wieder den Bildschirm fixierten.

War ihr auch egal, ob das Donner-Mädchen hübsch werden würde oder nicht. Die große Blondine aus Distrikt Eins würde immer noch hübscher sein. Oder auch das Mädchen aus dem Fischereidistrikt, das so lustige Zöpfe gehabt hatte und irgendwie ganz exotisch aussah. Und die waren auch viel besonderer! Jeder wusste, dass die Sponsoren für solche Tribute mehr Geld ausgeben würden. Distrikt Zwölf war lahm und dreckig. Wieso schaute sie überhaupt noch zu, wenn die Tribute sowieso unwichtig waren?
 

„Haymitch Abernathy.“ Sofort musste sie auflachen. Das klang lustig. „Ein doofer Name“, stellte sie fest und begutachtete dann den Jungen, der nach vorne trat. Er wirkte irgendwie... linkisch. Und sie zog eine Schnute, weil sie im ersten Moment nicht einmal wusste, was sie zu ihm sagen sollte. Sie hatte sich noch nicht entschieden, ob sie den Tribut mochte oder nicht. „Wenigstens weint er nicht“, gab sie dann doch ihr Statement ab und versuchte dabei ganz fachmännisch zu wirken. „Und er sieht gut aus“, stellte sie dann noch viel überraschter fest. Niemand aus Distrikt Zwölf war hübsch. Aber dieser Junge sah für einen so hässlichen Ort wirklich nicht schlecht aus. Sie war beinahe fasziniert von seinen Augen. Aber das sagte sie lieber nicht laut, bevor ihre Eltern über sie lachten…
 

Sie beobachtete, wie eine gutgekleidete Frau die vier Kinder von der Bühne scheuchte und sofort hatte sie Mitleid mit ihr. Arme Frau! Bestimmt würden ihre weißen Spitzenhandschuhe ganz dreckig, wenn sie die Kinder anfasste. Selbst durch den Fernseher wirkten sie noch schmutzig, auch der letzte, gutaussehende Junge, und sie war froh, als der Bericht vorbei war und der Kohledistrikt nicht mehr zu sehen war. Nie, nie, nie würde sie freiwillig dort hin wollen! Arme Betreuerin, die keinen besseren Distrikt bekommen hatte…
 


 


 

„Mommy? Wann kommen die Tribute?“, wollte sie aufgeregt wissen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können und keinen einzigen Wagen zu verpassen, wenn denn dann mal einer auftauchen würde. Zum ersten Mal durfte sie sich die Wagenparade draußen ansehen. Sonst hatte sie sie immer im Fernsehen schauen müssen. Dementsprechend war sie sehr aufgeregt.

Sie seufzte genervt. „Du hast gesagt um Acht! Es ist aber… da... es ist nach Acht!“, jammerte sie und deutete auf ihre glitzernde Uhr, die aus Distrikt Eins stammte und die sie lesen gelernt hatte und seitdem wie einen Schatz hütete. Und obwohl ihr die Uhr so gut gefiel, verzog sie wieder den Mund. Denn Unpünktlichkeit gefiel ihr nicht! Ungeduldig wippte sie mit den Füßen auf und ab, bis ihre Mutter sie deswegen tadelte, weil eine Dame das nicht tat.

Sofort hörte sich damit auf, denn sie wollte ja schließlich eine Dame sein. Aber ihre Mom sagte ja auch, dass man eine Dame nicht warten ließ. Dann waren die Tribute alle doof! Denn hier waren ganz viele Damen, die warteten!
 

Doch als die ersten Wagen auftauchten, war alle Zurückhaltung und jeglicher Ärger vergessen. „Mommy, da! Wie schön“, seufzte sie ehrfürchtig und betrachtete verzückt die glitzernden Gewänder der ersten Tribute. Alles funkelte und das blonde Mädchen aus Distrikt Eins sah aus wie eine Prinzessin. Das mochte sie und die anderen Leute um sie herum auch. Jedenfalls jubelten alle, was sie nur gerecht fand. Natürlich klatschte sie auch eifrig in die Hände.
 

Sie hatte recht gehabt, als der letzte Wagen kam, zeigte sich, dass das Mädchen aus Distrikt Zwölf, was sie nicht hübsch gefunden hatte, immer noch nicht besonders aussah. „Hab ich ja gesagt“, fand sie triumphierend und musterte die hässlichen Kleider, die die Kinder trugen. Grubenlampen… hässlich! Niemand sah darin gut aus. Aber was sollte man anderes aus dem Distrikt herausholen? Sie hatte Mitleid mit dem Stylisten, weil der nie etwas Glitzerndes und Schönes bewerkstelligen konnte.

Ihr Blick blieb an dem Jungen hängen, der wie bei der Ernte nicht begeistert wirkte. Mitchi oder so, der Hübsche mit dem komischen Namen. Er sah sich um und sie betrachtete ihn stirnrunzelnd. Er wirkte überheblich und desinteressiert, dabei gab es doch nichts Besseres, was ihm widerfahren konnte. War er denn für die ganze Schönheit des Kapitols blind? „Der ist komisch“, gab sie wenig erfreut ihr nächstes Statement über ihn ab. Der sollte sich freuen und winken wie die anderen Tribute. Aber anscheinend hatte er keine Manieren. Dummer Kerl…
 

„Die da vorne waren viel besser“, fügte sie hinzu und musterte wieder den glitzernden Wagen aus Distrikt Eins. „Viel schöner. Alles glitzert“, murmelte sie ehrfürchtig, als ihr Vater leise lachte. „Wenn man genug Druck auf Kohle ausübt, können daraus Perlen werden“, erklärte er ihr zwinkernd und sie sah zweifelnd zu ihm auf. „Glaub ich dir nicht, Kohle ist dreckig. Da werden keine Perlen daraus“, entgegnete sie entschlossen und sah wieder unsicher zu dem letzten Wagen. Oder doch? Ihr Papa war ja nicht dumm. Und wenn der das sagte…? „Wenn ich es dir sage“, lachte ihr Vater und sie beschloss ihm zu glauben. Ihr Papa würde sie schließlich nicht anlügen.
 


 


 

„Du musst still sein, ich kann nichts hören“, tadelte sie ihre Freundin Lavia, die lautstark kicherte, als einer der Jungen aus Distrikt Zwei zu Caesar Flickerman auf die Bühne trat. Manchmal war es schwer sich auf die Interviews zu konzentrieren, wenn jemand neben einem die ganze Zeit lachte. Aber die Interviews alleine zu sehen war auch doof. Deswegen traf sie sich ja schließlich mit ihrer Freundin, um danach über alles zu reden. Nicht währenddessen. „Aber er ist sooo süß!“, giggelte ihre Freundin und sie seufzte. Er war groß, breitschultrig und dunkelhaarig. Hässlich war er nicht. Aber er wirkte irgendwie dumm. So wie jemand, der nur auf Steine hauen konnte, was er ja sicherlich bei sich zu Hause auch tat. Trotzdem musste sie zugeben, dass er echte Gewinnchancen hatte. Immerhin war er ein Karriero. Und von denen vermutlich sogar der Größte und Stärkste.

„Ich will auch später, wenn ich groß bin, bei den Hungerspielen mitarbeiten. Aber dann auch in einem guten Distrikt. Als Stylistin oder so. Wo man schon die hübschen Tribute bekommt“, erklärte sie. Und die Aufmerksamkeit. Das würde ihr gefallen. Lob für ihre herausragende Arbeit zu bekommen. Und mit den richtigen Tributen, die die sich freiwillig meldeten und als Sieger zurückkamen, würde ihr das auch gelingen.

„Man kommt aber nicht leicht da rein. Du kannst nicht einfach sagen, dass du mitmachen willst“, entgegnete das andere Mädchen und sie zog daraufhin beleidigt eine Schnute. „Ich schaffe das aber! Du wirst sehen!“ Und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, würde sie es auch schaffen. Jetzt musste sie nur einen Plan erarbeiten, wie sie ihr Ziel erreichte.
 

Sie schreckte aus den Gedanken auf, als die Interviews fast vorbei waren und sie sämtliche Pläne überdachte hatte, von denen noch keiner brauchbar schien. Ertappt versuchte sie sich daher auf den letzten Tribut zu konzentrieren, den sie Mitchi nannte, weil sie seinen richtigen Namen immer vergaß. Aber der klang doch so ähnlich, oder nicht?

Wieder fiel ihr der Junge positiv auf, nicht so wie bei der Wagenparade. Nicht, weil er immer noch so seltsam wirkte, sondern weil er behauptete, dass die Tribute dieses Jahr genauso dumm wären wie sonst auch. Und das konnte ja wirklich sein. Der Steinjunge war es auf jeden Fall. Zum ersten Mal nickte sie halbwegs anerkennend. Vielleicht war er doch nicht so doof, der Mitchi! Und er schien zu glauben, dass er die Spiele gewinnen konnte. Nur, das war fast unmöglich. Bei 47 Gegnern konnte doch ein Junge aus Distrikt Zwölf nicht gewinnen…
 


 


 

Sie saß mit geradem Rücken auf ihrem Platz in der Schule und ließ die Augen über den Bildschirm gleiten, die sie immer zu den Hungerspielen in jedem Raum aufstellten, damit keine Sekunde der Spiele verpasst wurde. Das war schließlich wichtiger als der Unterricht! Jeder im Kapitol verfolgte die Hungerspiele. „Alles ist so schön“, seufzte sie und war fast neidisch auf die Tribute, weil sie an diesem schönen Ort waren. Die Umgebung sah ganz bezaubernd aus. „So eine schöne Arena.“ Was ein Glück diese Tribute doch hatten!

Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Arena doch kein so schöner Ort war. Schon am ersten Tag revidierte sie ihre Gedanken, dass sie auch gerne dort wäre. Alles mochte schön aussahen, war aber todbringend. Sogar die niedlichen Tierchen, die so flauschig aussahen und bestimmt einen tollen Muff abgegeben hättem. Jetzt mochte sie gar nichts mehr an der Arena.

Wieso bloß rannte Mitchi dann in den Wald, wo alles lauerte, was gefährlich war? Sie mochte Wälder nicht. Und jetzt auch keine Eichhörnchen mehr…
 


 


 

„Woooahhh!“, machte die Menge und sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können, bevor auch sie „Oooh“, machte. Der Bildschirm zeigte, wie der Junge, Mitchi, gegen drei Karrieretribute kämpfte, die nach dem Vulkanausbruch noch übrig waren, und das sogar ziemlich gut. „Ich mochte ihn sofort“, jauchzte Silvana und ihre Freundin Lavia nickte bekräftigend. „Ich hab auch gleich gesagt, dass ich ihn am hübschesten finde!“ Verwundert mustere sie ihre Freundin. Sie hatte doch den Jungen aus Distrikt Zwei gemocht! Das fand sie jetzt aber arg unfair! Einfach so ihren Favoriten zu klauen! Gut, vielleicht hatte der Junge aus Distrikt zwei Lavia im Interview besser gefallen, als nun tot auf dem Arenaboden. Dafür war der kleine Kämpfer aus Distrikt Zwölf verantwortlich und die Menge auf dem Platz war deswegen schier überrascht.

Sie musste ebenfalls zugeben, dass sie damit nicht gerechnet hatte. Wie geschickt und schlau er war! Also hatte er gar nicht geblufft während seines Interviews. Vielleicht konnte Mitchi ja wirklich gewinnen…
 

Ein kollektives Stöhnen ging durch die Menge, als der dritte und letzte Karrieretribute sich besser zur Wehr setzte als die beiden anderen und nun Mitchi beinahe erledigte.

Erschrocken schlug sie sich die Hände vor den Mund, nur um dann doch erleichtert aufzuatmen. Jemand hatte den Karrierejungen aus Distrikt Vier umgebracht, bevor er Mitchi hatte erledigen können. Erleichterung durchströmte sie. Und sie versuchte die Todesursache des anderen Jungen herauszufinden. Ein kleiner Pfeil?
 

Das Donner-Mädchen! Sie war gelinde gesagt überrascht und riss die Augen auf, als sie das Mädchen aus Distrikt Zwölf erkannte. Sie hatte gar nicht mehr auf sie geachtet und eigentlich damit gerechnet, dass sie schon tot wäre. Das unscheinbare Ding hatte einen großen Karrieretribut umgebracht. Mit Spuckpfeilen? Sofort verzog sie das Gesicht. Das war ja ekelhaft. Aber effektiv. Und es hatte Mitchi gerettet. Also wollte sie mal nicht so sein…

Mir nichts, dir nichts formten die beiden eine Allianz und sie wusste nicht ganz, was sie davon halten sollte. Aber klug war es vermutlich… und Mitchi schien klug zu sein. Also würde sie das nicht in Frage stellen.

Jetzt kam sie sich außerdem fast ein wenig gemein vor, weil sie so schlecht über das Mädchen dachte. Aber schließlich konnte sie ja nichts dafür, dass das Mädchen hässlich war…
 


 


 

„Ich finde es gut, dass sie weggeht. Maysilee…“, fand sie und sprach den Namen dabei abfällig aus, als sich die Tribute aus Distrikt Zwölf trennten. Sie hatte eine regelrechte Abneigung gegen das findige Mädchen entwickelt. Erklären konnte sie sich das Ganze zwar nicht wirklich, aber es kam ihr gerade recht, dass sich die beiden Tribute nun trennten.

„Der Name ist doof, ihre Haare sind doof und sie ist auch doof“, bewertete sie das Mädchen auf dem Bildschirm, das Mitchi stehen ließ, weil dieser zum Arenarand gewandert war, wo es nicht mehr weiter ging. Das konnte ja jedem passieren. Sie fand den Gedankengang jedenfalls gar nicht so dumm.

Maysilee wohl schon. Sollte sie halt gehen! Mitchi kam auch ohne sie zurecht. Hoffte sie jedenfalls…
 

Nur das Mädchen offenbar nicht ohne ihn. Denn es dauerte nicht lange, bis die Kamera ihren Tod einfing, weil einer dieser schönen Vögel über sie hergefallen war. Sie mochte die Vögel. Sie hatten so schöne Farben wie überhaupt alles in der Arena. Aber die Tribute mochten die Vögel nicht. Wie auch, wenn sie so tödlich waren? Und sie selber mochte die gefährlichen Tiere jetzt auch nicht mehr.

Mit großen Augen verfolgte sie, wie Mitchi zurückkehrte und die Hand des sterbenden Mädchens hielt. Es war… rührend. Und sie spürte fast einen Kloß im Hals. „Gefällt mir nicht“, murmelte sie und sah weg, während die Augen ihrer Eltern am Bildschirm klebten. „Die sollen was anderes zeigen. Was, was nicht traurig ist.“ Denn so toll sie die Hungerspiele auch fand, so hart war es auch manchmal mit anzusehen, wie die Tribute starben. So wie gerade. Dabei hatte sie das Mädchen gar nicht gemocht…
 


 


 

„Du hattest Recht! Ruby wird gewinnen!“, kreischte ihre Lavia ihr ins Ohr, als sich der Kampf zwischen der schönen Blondine aus Distrikt Eins und dem Jungen aus Distrikt Zwölf zuspitzte. Es war der finale Kampf und würde entscheiden, wer der Sieger der 50. Hungerspiele werden würde. Außer den beiden war niemand mehr übrig.

Beide Tribute waren schon schwer verletzt. Und sie fand das Mädchen nun gar nicht mehr hübsch. Aber jemand, dem ein Auge fehlte, war auch einfach nicht besonders nett anzusehen. Sie zuckte zurück, als noch mehr Blut spritze und die Menge die beiden Tribute anfeuerte. Sie fand die Spiele spannend, aber das ganze Blut gefiel ihr nicht! Ruby war eindeutig die Favoritin, während Mitchi… nun, der lieferte lediglich eine gute Show. Aber er war kein Karrieretribut und die waren nun einmal die Lieblinge des Kapitols. Jeder wollte, dass die Blondine gewann. Aber im Stillen drückte sie Mitchi die Daumen, egal, was sie zu Beginn der Hungerspiele gesagt hatte. Jetzt mochte sie halt Mitchi lieber!
 


 


 

„Gewonnen!“, jubelte jemand. „Distrikt Eins!“, fiel ein zweiter einer und schon brach Siegesstimmung unter den Anhängern der Blondine aus. „Er ist ja gar nicht getroffen“, widersprach sie heftig, doch kaum einer nahm Notiz von der Achtjährigen, deren Augen schreckensstarr auf den Bildschirm gerichtet waren, wo der Tribut aus Distrikt Zwölf am Boden lag. Sie achtete nicht einmal auf ihren abgebrochenen Nagel, den sie in der Aufregung abgerissen hatte.

„Der macht es aber trotzdem nicht mehr länger!“, entgegnete jemand, der sie anscheinend doch gehört hatte. Ihre Mutter legte ihr die Hand auf die Schulter, als sie die Lippen zu einem Schmollmund verzog, bevor sie noch etwas Gemeines sagte, was sie ja nicht durfte. Damen taten das nicht! „Guck ihn dir an, der…“ Doch sie sollte nie erfahren, was mit Mitchi aus der Sicht ihrer Mutter war, denn sie konnte ihren Satz nicht mehr beenden. Sie stockte und verfolgte wie alle anderen die fliegende Axt, die von dem Kraftfeld am Arenarand zurück geschleudert wurde und tief in den Schädel des Mädchens eindrang.

Sie kreischte auf, weil das Blut spritze. Ebenso, wie viele andere, während Ruby zu Boden ging und die Kanone donnerte. Kurz darauf ertönte die Fanfare und kürte den Jungen zum Sieger des Jubeljubiläums. Auf dem Platz war es ganz still, bis schließlich die ersten Jubelrufe einsetzten.

Sie stand eine Zeit lang perplex da und beobachtete, wie der Sieger in ein Hovercraft befördert wurde, bevor sie allmählich realisierte. Mitchi hatte gewonnen! Freudig sprang sie auf und klatschte in die Hände. „Mitchi hat gewonnen!“, rief sie begeistert aus und hätte es selber nicht für möglich gehalten, dass dieser Tribut den Sieg davon tragen würde.
 

„Effie, er heißt Haymitch“, korrigierte ihre Mutter nachsichtig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Socowu
2015-12-05T21:33:52+00:00 05.12.2015 22:33
Der OS ist wundervoll, das hat mir den Abend...bzw die Nacht versüßt, danke :3
Mitchi...Oh Gott. xD
Wie schon die anderen gesagt haben- du hast nen super Schreibstil, das Thema ist originell und gut ausgesucht und Effie, also ihr 8jähriges Ich hast du grandios getroffen.
Danke. ♡
Tschau.
Antwort von:  Fairyannie
26.03.2016 22:40
Danke dir :) Das freut mich wirklich zu hören, auch wenn ich was länger mit der Antwort gebraucht habe :P
Von:  die81
2014-08-18T19:47:55+00:00 18.08.2014 21:47
Das ist ein wirklich schöner OS. Du hast einen tollen Schreibstil. Man konnte die Geschichte wunderbar flüssig lesen. Und du hast das Wesen eine 8 Jährigen super getroffen. Ich fand es gut wie du beschrieben hast wie das Fernsehen sich auf ein Kind auswirkt. Und besonders auf ein Mädchen, dass mit kleinen Eifersüchteleien zu kämpfen hat. Wirklich gut gemacht.

Liebe Grüße die81
Antwort von:  Fairyannie
26.03.2016 22:40
Vielen Dank für dein Lob :) ich hab mich sehr über dein Review gefreut :)
Von: Lorne_Malvo
2013-02-28T22:22:27+00:00 28.02.2013 23:22
Ein Absolut niedlichen OS :3
Klein-Effie ist so niedlich <3 Jetzt nenn' ich Haymitch auch nurnoch Michi :3

Antwort von:  Fairyannie
04.03.2013 21:32
Danke, das freut mich voll, dass sie jemand niedlich findet *-*


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