Piraten von Annabeth (Versuch 3) ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- Eine Brise zerrte an meinen Haaren und brachte fein zerstäubte Gischt an Bord. Schreiende Möwen folgten dem großen Segelschiff, während hinter ihnen der Hafen immer kleiner wurde. Der große Kapitän trat neben mich. „Mylady, das Schiff und seine Besatzung wartet auf ihrer Order. Wo hin wollt Ihr Segeln?“, fragte er unterwürfig und verneigte sich. „Segeln sie in Richtung einer schönen, kleinen Insel. Ich erwarte von Ihnen, dass sie das Versprechen meinem Vater gegenüber auch halten“ Ich drehte mich weg und schritt über das sonnenwarme Deck. Über mir hangelten sich die Seeleute von Mast zu Mast und setzten Segel. Von Schifffahrt habe ich wenig Ahnung, mein Bruder würden den Platz meines Vater an der Spitze der Marine einnehmen. Meine Freundin rannte zu mir, das Gesicht rot vor Freude. „Danke für die wundervolle Einladung, es ist fantastisch. Endlich entkomme ich der Etikette meiner Stiefmutter, ihrem ewigen Genörgel und kann Zeit mit dir verbringen. Und natürlich auch mit Michael“ Sie sprach so schnell, dass sie sich fast verhaspelte. Ich lachte nur und strich ihr über die Schulter. Richtig begeistern konnte ich mich nicht, meine Freude wurde von den jüngsten Angriffen der Piraten überschattet. Meine Familie war hoch angesehen, dennoch war unser Name in Verruf geraten. „Mach kein solch trübes Gesicht, deine Sorgen werden bestimmt unbegründet sein. Deine Mutter wird sie schon zur Vernunft bringen“ „Ich vertraue auf meine Mutter, doch meine Schwester war schon immer leicht sinnig, doch so etwas. Einen niederen Dienstboten zu heiraten“ Ich gerat in Rage, stampfte in meine Kabine zurück. Vor dem kleinen Fenster schoss die See vorbei, eine fast endlose Wassermenge, die mir zu manchen Tagen Angst bescherte. Ich sog die salzig Luft in meine Lungen und ärgerte mich über mein enges Korsett. Manchmal verfluchte ich dieses Foltergerät, doch normalerweise hob sie es in den Himmel. Doch bei der Hitze, die in Diesen Breitengraden herrschte, war es tödlich, nicht ausreichend Sauerstoff zu sich zunehmen. Es klopfte, Mira betrat das Zimmer. „Was ist mit dir?“ „Verzeih meinen Ausbruch vorhin, ich hatte mich nicht unter Kontrolle“ Streif erhob ich mich und drehte mich zu ihr. Ihre Augen hatten die Fröhlichkeit von vorhin verloren und stattdessen war ihr Blick sorgenvoll geworden. Ich lachte und schob sie aus durch die Tür. „Ich zieh mich nur schnell um. Warte an Deck“, künstelte ich mit Mühe, doch als das Schloss das übliche `Klick´ von sich gab brach ich zusammen. Meine Welt begann zu bröseln, mir von den Händen zu springen, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich wurde müde von den Anforderungen, die immer höher wurde, ich wurde müde von den ewigen Strömen von Männern, die meine Mutter als geeignete Schwiegersöhne hielt. Ich wollte die gute Erziehung nicht mit einer schlechten Ehe zerstören, wie es meine Schwester getan hatte. Ich hatte ein Ziel, meine Familie an die Spitze zurück zu bringen. Sei es durch eine arrangierte Ehe oder Missachtung der gesellschaftlichen Ordnungen. Ich zog an meinem dicken Rock, den Schichten von Unterröcken. Keuchend stand ich mit dem Reifrock und dem bestickten Oberteil im Zimmer. Mühevoll löste ich die Schnüre der teuren Kleidung und riss mir das Korsett herunter. Der Reifrock, weg damit. Erschöpft stand ich in der engen Kabine, meine Kleidung lag auf dem Boden verstreut herum. Dennoch schob ich mich zu meiner Kiste hinüber und zog eine dunkelblaue Hose, ein weiches Mieder und ein einfaches, grünes Kleid. Ohne größere Probleme zog ich mich an. Tief unten in stießen meine Finger auf etwas hartes. Die beiden Steinschlosspistolen meines Vaters. Er hatte hunderte von ihnen, da würden zwei nicht sonderlich vermisst würden. Knarrend schritt jemand draußen vor der Tür auf und ab. Eilig schob ich mir die Waffen in den Bund der Hose und schob den Rock hinunter. Ich wäre fast mit dem Kapitän zusammen gestoßen. Er errötete, was ich jedoch nicht beachtete. Zugegebener Maßen, er sah gut aus: Kurzes braun-rotes Haar, muskulös, groß, eine gerade Nase und ruhige Augen. Doch für mich blieb er eine der Marionetten meines Vaters, einer der sogar seinen Vater.. Nein, so war er nicht. Die Sonne blendete und ließ mich für kurze Zeit für alle Konturen und Farben blind werden. Sanft legten sich zwei Hände auf meine Schultern. Erschreckt stolperte ich zurück und stieß gegen eine starke Brust. „Mylady, Ihr müsst vorsichtiger werden, beinahe waren wir beide die Treppe hinab gefallen“, sagte der Kapitän in mein Ohr. Verärgert riss ich mich los und stürmte von dannen. Meine Mutter. In Gedanke verfluchte ich sie für das, was sie mit mir vor hatte. Nun ergab auch alles einen Sinn. Der Ausflug, der Vorwand, mir etwas Ruhe zu geben. Wütend trat ich gegen ein Fass. „Hei, hei. Wenn das nicht die Lady ist, wegen der unser Kapitän so vernarrt ist“ Ein hübscher Junge hockte neben dem Fass und sah verschmitzt nach oben. Ich erstarrte. „Du weißt davon? Woher?“ Fast hätte ich ihn gepackt und vor Angst geschüttelt. „`Türlich, M`lady. Unser Kapitän hat von Ihnen erzählt. Meinte, bald wäre die letzte Rose vom Ferin unter der Haube!“ Er lachte. Tränen brannten unter meinen Liedern. „Ich, ich will nicht mehr“ Schluchzend floh ich unter Deck. Mira sprang auf und rannte hinter her. Ihr Arme hielten mich fest, hielten mich davon ab, etwas dummes zu tun. „Wusstes du es?“ „Nein, doch deine Mutter deutete etwas in der Art an. Sie will doch nur dein Bestes. Siehs mal positiv, dein Ehemann ist ein großer Admiral und hoch angesehen. Du wirst ihn lieben lernen!“ Ich fühle mich schwach und krank bei diesen Worten. Es würde eine schwere Ehe sein, eine, die niemals mit einem Lachen geschlossen werden würde. Plötzlich wurde mir alles zu viel, ich wollte weg von hier, weg von meinem Zukünftigen, weg von meiner Mutter und weg von den Etiketten. Ein Schrei drang nach unten: „PIRATEN!!! ZU DEN WAFFEN!!! ES SIND PIRATEN!!“ Mit einem Satz hetzte ich zu Tür hinaus und rannte an Deck. Eine kleine Flotte wendiger Schiffe scharrte sich um eine großes, mit blau-grünen Segeln bestückten Dreimaster. Jemand stieß sie in Richtung eines Rettungsbootes. „Flieh, du musst verschwinden!“, flüsterte der Kapitän. Er küsste mich unsanft auf dem Mund. Fast war ich versucht ihn weg zu stoßen, doch ich hielt mich zurück. Michael und Mira eilten auf mich zu, einer der Seeleute machte das Beiboot fertig. Zwei andere halfen etwas mit mussten aber immer wieder zu Kapitän sehen, der nun die Waffen ausgeben ließ und die Männer auf ihre Posten schickte. Vorsichtig stiegen wir drei ein und auf der Ruderer gesellte sich ins Boot. Die zwei Anderen ließen das Gefährt zu Wasser. Salzwasser spritzte auf und eine Welle schwappte gegen die Außenwand des Schiffes, als sie zu neben dem riesenhaften Rumpf auf die Wasseroberfläche klatschten. Der Mann packte die Ruder und trieb sie schnelle in die entgegengesetzte Richtung zu den Piraten. Michael legte auch Hand an die Ruder, wodurch sie schneller wurden. Schon nach einer Stunde waren die Schiffe hinter ihnen so klein, dass man sie fast nicht unterscheiden konnte. Kanonendonner drang aus ihrer Richtung und man konnte zudem das Splittern von Holz und Segeltuch hören. Beunruhigt blickte ich immer wieder zurück, sogar, als die Kampfhandlung soweit entfernt war, dass man nur noch durch schwache Geräusche merkte, dass immer noch gekämpft wurde. Doch nach einer Stunde oder gar zwei, war es still geworden. Seit einer Zeit hatten sie sich nicht bewegt uns warteten auf das jemand käme und sie aufsammele. Die Sonne brannte herab und sie wurden alle unruhiger, wo blieben die Anderen. Dann sah ich ein Schiff. Es hatte blaugrüne Segel. „Oh nein, die Piraten haben gewonnen“ Ich spürte nicht einmal die Tränen, die meine Wangen hinunter liefen, ich spürte nicht die Schlutzer, die meinen Körper erschütterten. Das Schiff kam immer näher, bis es uns bemerkte. Die Flotte, die ihm auf dem Fuße folgte, war stark dezimiert. Wenigsen dazu war er fähig gewesen. Doch dem Hauptschiff hatte er nichts tun können. Gelächter begrüßte sie, als das Ein paar Piraten eine Strickleiter hinab kletterten um den „Ladies“ herauf zu helfen. Unwirsch stieß ich den Ersten, der mich am unzüchtig berührte ins kalte Meer hinab. Die Männer lachten noch lauter. „Es gibt keinen Grund, den armen Grun runter zu stoßen, feine Lady. Das entspricht nicht den Manieren der feinen Lady, möchte ich hoffen. Jemand der meine Männer so behandelt lebt nicht lange“ Ein kräftiger Mann von etwas 20 Jahren stand neben dem Großmast und war augenscheinlich ihr Kapitän. „Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Arthur, doch hier nennt man mich nur Arthur der Kapitän. Toller Name nicht. Wie heißt du?“ Sein Grinsen war eine echte Zumutung, ebenso sein offenes, nicht existentes Hemd, mehr Fetzen als Kleidung. „Samira Ferin“ „Die Tochter des Großen Ferin“ Er lachte. „Hier ist ein Ehrenplatz, direkt neben deinem Zukünftigen“ Er deute auf den Großmast und seine Männer machten Platz für sie. Mit einem starken Tau war der Kapitän des Marineschiffs ans dunkle Holz gefesselt. Ehe sie Reagieren konnte, wurde sie schon vorwärts gestoßen. Grinsende Piraten drängte sie immer weiter, bis sie vor Arthur stand. Sein hämisches Grinsen wurde immer breiter. „Möchte die verehrte Dame noch einen näheren Blick auf meinen Körper werfen, ehe sie..“ Sein Kopf flog von dem Schlag zur Seite. Die Piraten hörten auf zu lachen. Arthur blickte etwas verwirrt drein, musste aber dann doch grinsen. „Habe ich die Lady etwas in Verlegenheit gebracht. Werde ich nun auch ertränkt so wie Grun?“ „Nun ja, auch Euch würde ein Bad nicht schlecht bekommen!“ Unverhohlener Spott schwang in meiner Stimme mit. Er trat näher an mich heran und sah von oben herab, doch ich hob meinen Blick nicht im Geringsten. Unsanft packte mich einer der Kerle und stieß mich mit dem Rücken gegen den Masten. Mit einem dünneren Seil fesselte man mich neben den Kapitän. Erst als sicher war, dass ich unschädlich gemacht wurde, wandte sich Arthur an meine Begleiter. Der Mann von Marineschiff schloss sich ohne zu zögern den Piraten an. Kein reuevoller Blick ging zu seinem ehemaligen Oberbefehlshaber, keiner an mich, die Tochter seines Brotgebers. Mira versteckte sich fast hinter Michael, der versuchte, eine diplomatische Lösung zu finden. Doch davon schien Arthur nichts zu halten. „Ich sage dir eins. Ich verhandle ungern, also sag mir, bist du bereit dein Lebe zu lassen oder nicht?“ Michael schüttelte den Kopf. „Nein, ich möchte leben. Doch wenn ich mich euch anschließe, muss Mira bei mir bleiben. Zumindest solange es geht“ „Oh, wir haben ein Liebespaar in unseren Reihen!“, rief der Mann, der mich zu Mast gestoßen hatte. Doch die Männer wurden nervöser. „Was machen wir jetzt mit den Gefangenen?“-„Sie sind zu wertvoll“-„Aber ihre Existenz ist gefährlich für uns“ -„HEY! Klappe halten der Kapt`n will was sagen!“ „Nun, wir werden zurück fahren. Diese Beiden hier“ Er deute auf uns „werden vor das Gericht gebracht und ihrer Strafe zugeführt“ Ein Grinsen lief durch die Menge. Alle schienen zu wissen, was uns blühte. „Segel setzten, wir fahren nach Hause“ Jubel lief durch die Männer oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO Zwei Tage hingen wir schon in den Seilen. Schmerzhaft schnitten sie in meine Brust und meinen Bauch. Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und hatte begonnen, mir den Tod zu wünschen. Versorgt wurden wir gut, fast zu gut. Jeden Tag dreimal Essen, mal ein Schluck Rum oder Portwein. Und viel Wasser. Wenn wir mussten, brachten sie uns in ein kleines Zimmer. Sehnlichst wünschte ich mir das Ende der Reise entgegen. Die Hitze machte vor allem dem Marinekapitän zu schaffen, da wir Tag für Tag in der kochenden Hitze standen. Arthur schritt mehrmals täglich um den Masten und redet mit uns, doch meist verwünschte ich ihn solange, bis er genug hatte und wieder ging. Hoch über uns saßen zwei dieser liederlichen Männer im Mastkorb und suchten nach unserm Ziel. In den ersten Tagen standen sie zu Massen um uns herum, doch keiner von ihnen traute sich näher als zwei Schritt an mich heran, nachdem ich einigen nicht unerhebliche Verletzungen zugefügt hatte, bis der Kapitän dies unterband. Dich beiden Steinschlosspistolen drückten sich schmerzhaft in meinen Rücken, doch nie traute ich mich, sie woanders festzubinden. „LAND!! Wir sind da! Holt den Käpt`n!“, schrie der Ausguck. Ich begann zu zittern, ich hatte Angst vor dem, was kam. Irgendwie wusste ich es. „Mylady, ich werde euch beschützen, komme was wolle!“, flüsterte mein Verlobte. Ich hörte ihn kaum durch den Jubel der Piraten hindurch. Fast hätte ich gelacht. Niemand konnte mich beschützen vor dem, was kommen sollte. Mit süffisantem Grinsen trat Arthur vor uns, stellte sich breitbeinig hin. Seine Augen glitzerten vor Freude. „So, nun werdet ihr Beiden den Gesetzten der Piraten zugeführt. Seid froh, dass wir niemanden lange foltern, so wie das Militär es hält. Euer Tod wird schnell kommen und hoffentlich schmerzfrei. Doch ich möchte nicht zu viel verraten“ Hinter ihm stöhnte Mira auf vor Angst. Ich könnte die Tränen sehen, dir ihr über die Wangen liefen und die Sorge um mich. Seltsamer Weise verspürte plötzlich nichts, wie ein leerer Raum in mir, der immer mehr in mir ausbreitete und alles, jedes Gefühle, jede Ängste und jede Erinnerung verfälschte und auslöschte. Mein Leben war eine Lüge. oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO Der Richter, ein Kahlköpfiger mit Tattoos, hatte ihr Urteil kurz nach ihren Ankomme verkündet. `Tod in der Kampfarena´. Eine alte Frau brachte sie zu einem kleinen Haus umgeben von den üblichen Farnsträuchern diese Sphären. Ein Waschhaus. „Warum werde ich..“ Die Alte schüttelte nur den Kopf und schob mich durch die Tür. „Die Piraten wünschen die wahre Lady Samira Ferin zu sehen. Sie müssen gewaschen, frisiert und neu eingekleidet werden“ Das war alles, was ich aus ihr heraus brachte, ehe sie mich in einen Raum bugsierte, indem ein Waschzuber mit heißem Wasser und frische Kleidung lag. Dann verließ sie mich wieder. Schnell entkleidete ich mich und schob zwischen die frischen Sachen meine Hose und die Waffen. Plötzlich trat die Alte wieder ein, Seife und Parfüm im Arm. Verstört nickte sie immer wieder auf die Wanne, bis ich schließlich in heiße Wasser stieg. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand sie wieder, meine alten Kleider im Arm. Das Wasser war unangenehm und viel zu heiß. Es brannte auf meiner Haut. Dennoch begann ich, mich abzuschrubben, Unmengen von Seife verschwendend. Erst, als ich mich vollständig sauber fühlte, stieg ich wieder aus dem Zuber. Tücher zu trocknen lagen auf einen separaten Hocker. Meine Haut war nach dem unsanften, heißen Bad und der groben Tücher rot und wund. Die Alte schob sich vorsichtig herein. „Braucht Ihr Hilfe beim ankleiden?“ Ich schüttelten den Kopf, doch sie ging nicht. „Nein, danke“, sagte ich schließlich, als ich merkte, dass sie den Kopf gesenkt hielt. „Ihr solltet Euch beeilen, die Piraten lassen sich nicht lange auf sich warten“ Dann war sie wieder verschwunden. Müde zog ich mich an, machte mir mehr Sorgen um Mia als um mich. Ich hoffte, sie würde ihr Glückfinde, für immer dort sein dürfen, wo sie wollte. Mein Leben würde heute, spätestens Morgen zu Ende sein. Das Kleid war etwas zu weit, sodass es nicht auffiel, wenn ich einen Gürtel tragen würde. Bei dem prunkvollen Kleid lag noch ein lange Umhang, den ich mir, trotz der Hitze, über warf. Die Schuhe, rein weiß, drückten schon beim anziehen, doch ich wollte es durchstehen und wenn ich im Nachthemd kämpfen müsste. Ich trat durch die Tür und lief direkt in Arthur hinein. „Mylady, Ihr seht bezaubernd aus! Kommt, lasst mich Euch führen“, spöttelte er. „Von Euch würde ich mich nicht mal führen lassen, wenn ich die Wahl zwischen Euch und dem Teufel hätte!“ „Manche nennen mich den Teufel der See. Oder auch Frauen bezeichnen mich so“ Er lächelte. Fast, aber nur fast hätte ich meine Beherrschung verloren und ihm ins Gesicht geschlagen. Doch stattdessen nahm ich seinen Arm und ließ mich führen. Düster war es im Schatten der Arenawand. Ich wurde eine Treppe hinunter und einen Gang entlang geschoben. Dann trat ich in den gleisenden Lichtschein der Arena. Über mir grölten die Piraten und in der Mitte stand der Kapitän, an zwei hohe Pfosten gekettet. Erschrocken rannte ich auf ihn zu. Er war ausgepeitscht worden, das Blut rann ihn im Strömen vom Rücken und er zitterte unkontrolliert. „Was habt ihr getan“, schrie ich in Rage „Wir haben ihn seinen Standpunkt klargemacht, da er dachte, er könnte fliehen!“ Arthur lachte. Ich wurde nur wütender. „Beendet es!“, kläffte einer aus seiner Mannschaft. Mit einer Handbewegung verstummten alle. „Ich habe zwei wilde Tiere von dieser Insel für euch. Wenn die Kleine sie besiegen kann, dann seid ihr beide frei. Frei euch uns anzuschließen, wenn nicht, sterbt ihr. Einen Speer, ein Messer, Bogen, 20 Pfeile und Schwarzpulver stellen wir. Was die Kleine damit macht, bleib ihr überlassen“ Alles begann zujubeln und Arthur grinsen wurde eine Zumutung. „Wen nennst du klein?“, schrie ich, gepackt von der Wut. „Dich, verehrte Lady. Wen sonst. Und ich bitte um die Erhaltung des Kleides, soweit möglich“ Dann hoben sich schon die Tore und ich riss den Speer aus dem Boden. Zwei wilde Eber mit Hauer, so lang wie mein Unterarm rannte mit der Geschwindigkeit von Pferden auf mich zu. Doch als ich aus dem Weg sprang, taumelten die schwerfälligen Tier und stolperten mühselig um die Kurve. Der Erste, der mir zu nahe kam, bekam den Speer in die Rippen. Quickend rannte er weiter und der Schaft splitterte und brach. Das schien den Zweiten nur wütender zu machen, da er mich noch schneller anzugreifen schien als zuvor. Genervt warf ich den nutzlosen Stab dem Verwundeten auf die Hinterbeine, sodass er stolperte und stürzte. Schweiß rann über mein Gesicht und das Kleid wurde schwerer und schwerer. Ich rannte zu den beiden Holzpfählen und zerrte panisch an dem, im Holz steckende, Messer. Als ich es endlich losbekam, taumelte ich einige Schritte zurück und das Biest schlug sich fast den Schädel ein. In der Zeit, in der es benommen hin und her schwankte, packte ich den grifffester und schnitt den Saum des Kleides eine Halbe Elle über dem Boden ab. Der Stoff wieder setzte sich meinen Anstrengungen, doch dann ratschte es nur noch und der Saum war weg. Arthur funkelte mich nur an, doch es war mit egal. Doch der Eber hatte sich wieder erholt und rannte wieder an. Ich klemmte mir das Messer zwischen die Zähne, versuchte den salzigen Geschmack auszublenden und griff den Stoff fester. Gerade, als er mich hätte treffen sollen, trat ich zur Seite und schlang den Stoff um seinen Hals. Die kurzen Beine verhedderten sich in den Schleifen und Verzierungen, er stolperte, stürzte erneut. Gerade rechtzeitig erblickte ich den Bogen und kaum einen Meter daneben, den Köcher mit Pfeilen. Ohne zu Zögern rannte ich los. Quietschend und grunzend rappelte sich das Vieh auf und es machte sich zu einem weitern Angriff bereit. Ich hatte schon ein paar Mal Bogenschießen geübt, doch nur mit schlechten Ergebnissen. Obwohl ich mir geschworen hatte, an keine Götter oder Ohmen zu glauben, flehte ich Artemis und Apollo an, sie mögen mir helfen. Doch der erste Pfeil hüpfte nur kurz hoch und die Sehne schnalzte gegen meinen Arm. Auch die nächsten Pfeile waren nicht flugfähig. Es brauchte 7 Pfeile, bis ich den „Bogen raus“ hatte. Doch er wich aus und rannte vor. Ich nahm das Messer aus dem Mund und rammte es ihn bis zu Griff in den Rücken, doch es entglitt meinen Fingern. Der Eber wurde nur noch wütender und er schwang sich herum. Ich warf den Bogen zu Boden und rannte durch die gesamte Arena, direkt auf die Fässer mit Schwarzpulver. „Seht nur, die Kleine will ein Feuerwerk veranstalten!“, rief Arthur laut und lachte am lautesten von allen. Der Boden war mit kleineren und größeren Kieseln bedeckt. Ohne lange herum zu überlegen, griff ich mit einer Hand nach einigen und die Andere riss den Deckel des Fasses. Der Gestank von Schwarzpulver stieg mir in die Nase, doch ich nahm meine eine Pistole. Sie war eine Vorderladervariante. Ich füllte die Kiesel und etwas Pulver ein und fuhr herum, gerade noch rechtzeitig. Ein lauter Knall, helles Licht und der Eber starb vor meinen Füßen. Zitternd ließ ich meine Waffe sinken. Es war still, keiner der Piraten schien zu verstehen, woher ich die Waffe hatte. Arthur geschocktes Gesicht war eine Freude für mich, doch Mira und Michael, die kaum drei Schritte neben ihm standen, sahen mich warnend an. Schließlich fand Arthur seine Stimme wieder. „Die Kleine hat es tatsächlich geschafft, die Beiden umzubringen. Doch, Lady Ferin, wollt ihr euch uns anschließen oder sterben?“ „Nein! Schließt euch nicht an Samira. Die werden...“ „Schweig! Du hast nichts zu melden, diese Entscheidung werde nur ich fällen. Beziehungsweise habe ich schön gefällt. Ich mache mit, solange ich mir nichts von wegen `Tochter des Marinechefs´ anzuhören muss. Und ihr sollt mich nicht belästigen, egal in welcher Hinsicht“ „Gut gesprochen, Lady Samira. Ich nehme dich auf und heiße dich willkommen!“ Alles applaudierte und johlte mir zu. Doch mein Verlobter schien als einziger nicht erfreut zu sein. „Dein Leben ist dir also wichtiger als deine Ehre? Ich verachte dich dafür!“, brüllte er wütend. Arthur stieg in die Arena hinab und stellte sich vor ihn. „Ich denke die Antwort ist ja, ihr Leben bedeutet ihr mehr als alles andere! Den Sturkopf kann nichts herum bringen, also verabschiedete euch von eurer Zukünftigen“ Er musterte den Kapitän angewidert. Ich wollte eingreifen, doch da knallten schon die Pistolen. Drei Schützen hatten auf den Gefangen gezielt und ihn sofort getötet. Arthur hatte sich vor mich gestellt, damit ich es nicht sehen musste, dennoch hörte ich die rasselnden Ketten und das leise Stöhnen. Ich zitterte etwas, doch ich ließ mir nichts anmerken. Ohne einen erkennbaren Befehl traten einige Eingeborenen heran und trugen die Toten hinaus. Erst als sich das Tor nach ihnen geschlossen hatte, trat er beiseite und ließ Mira zu mir passieren. Er warf noch einen letzten, verwirrenden Blick auf mich, ehe Miras Körper alles Andere verdeckte. Sie weinte etwas und schlang ihre Arme schmerzhaft fest um mich. „Ich hatte Angst, dass du sterben könntest. Ich will mir nie wieder solche Sorgen um dich machen müssen, es ist schrecklich“ Sie weinte in meine Haare und wurde heftig erschüttert. Ich strich ihr beruhigen über den Rücken und versuchte, sie dazu zubringen aufzuhören. oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO Die sonne ging langsam hinter den Bäumen unter und beschien den großen Platz in der Mitte des kleinen Dorfes. Überall tummelten sich Piraten und unterhielten sich über den gesehenen Kampf, während sich krampfhaft versuchten nicht in meine Richtung zusehen. Ich trug Kleidung von Arthur, was mir etwas unangenehm war, aber er war der einzige, dessen Kleidung wenigstens annähernd passte. Mira tanze nahe dem Feuer mit Michael und lachte so glücklich, dass ich lächeln musste. Daheim hatte niemand so laut und frei gelacht, dort galt es an unschicklich, schon nur seine Zähne beim lächeln zu zeigen. Das Feuer flackerte und erhellte alles im Umkreis von sieben Schritt. Fässer und das Essen stand am den Hausmauern und alles trank und aß, so viel es konnte. Niemand störte es, dass manche der Ärmeren mehr aßen und sich heimlich die Taschen voll stopften, während die Piraten Fass um Fass den guten Portwein wegsoffen, oder gar die herumstreunende Hund und kleinen Kinder, die hie und da Essen von den Tellern stibitzen. Man lachte allerhöchstens über die erschrockenen Gesichter, der Leute, die bestohlen wurden. Plötzlich wurde mir eine Hand auf die Schulter gelegt, eine schwere, schwielige Hand, vor Hitze fast schon glühend. „Iss auch etwas, Samira. Sei nicht so steif, das kannst du dann machen, wenn man dich zu deinem Vater zurück bringt. Hier zählt nur der Spaß den man hat, nicht der gesellschaftliche Stand!“ Er lächelte auf mich herab, doch es lang kein Spott darin sondern etwas anderes, fast schon so als wenn.... „Samira, komm schnell!“ Jemand packte mich und zerrte mich am Feuer vorbei. Eine Gruppe Piraten standen um eine Kiste herum und die Person die mich zog, war niemand anderes als Grun. Die Männer traten beiseite und ließen den Blick frei auf ein kostbares Säbel, einen silbernen, gebogenen Dolch und eine Pistole. Alles hielt inne, jeder starrte mich an und ich wusste nicht, was zu tun war. „Samira, da du uns angeschlossen hast, nachdem du so mutig gekämpft hast, haben wir gemeinsam beschlossen, dass du als Geschenk diese Waffen bekommst. Benutze sie im Wissen an dein Versprechen!“, rief Arthur laut über das Feuer hinweg.Er lächelte erneut auf diese verstörenden Weise, doch ich wandte mich ab und blickte erneut auf die Waffen. Zitternd hob ich eine Hand und berührte den mit feinen Metallfäden umwickelten Griff des Säbels. Er war eiskalt und lag angenehm auf der Haut. Ich packte ihn fester und zog die Waffe aus der Scheide, ohne ein Geräusch glitt Zoll um Zoll das blanke, mit feinen Mustern überzogene Säbel hervor. Die einschneidige Klinge ähnelte mehr einem Schwert und nur leicht gebogen. „Diese Art von Säbel wird von uns gewöhnlich nicht verwendet, aber für sich schien es perfekt zu sein“ Um seine Worte zu bekräftigen, zog er sein eigenes Säbel, auf dessen Klinge `Grun´ geritzt war. Unten war es deutlich breiter als oben und sehr stark gebogen. Es sah aus, als ob es schon häufig in Gebrauch gewesen wäre, dennoch hatte sich Grun die Mühe gegeben, den Stahl plack zu polieren und das Leder einzufetten. Doch ich war noch zu sehr von der Vorstellung gebannt, eine eigene Waffe zubekommen und achtete kaum auf meine Umgebung, hatte nur Augen für die Geschenke. So war ich erschrocken, als Arthur seine Hand auf meine Schulter fallen ließ. „Jetzt nimm schon, bevor dir die Augen aus dem Kopf fallen!“ Er lachte seltsam dunkel. Der ironische Unterton, der sonst bei seinem Lachen mitschwang, war verschwunden. Vorsichtig streckte ich meine Arme nach vorn und die Piraten reichten mir den Gürtel mit den Scheiden und dem Holster für die Pistole. Immer noch sprachlos, legte ich mir den breiten Lederstreifen um und zog die Schnalle fest. Um mich brandete Applaus auf und ich spürte, wie ich errötete. Arthur lächelte mich nur an und der Ausdruck hatte sich nicht verändert. Ich wurde jedoch erneut aus meinen Gedanken gerissen, als Mira zu mir lief und mich fort zog, um mich mit essen zu versorgen. Verwirrt stolperte ich hinter ihr her und versuchte meinen Kopf in Ordnung zu bringen oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO „Bist du nervös?“, fragte Arthur. Seine Haare waren noch zotteliger geworden, wie ich bemerkte. „Sollte ich?“ „Ich hätte es zumindest nicht von dir erwartet, doch immerhin wollen wir ein Schiff deines Vaters ausrauben. Das sollte einem zu Danken geben, du schamloses Weib“ Er lachte laut. „Immerhin brauche ich keine ständige Hilfe von Anderen, das ist doch was!“ Ich lächelte. Der Geruch von Salz brannte in meiner Nase, doch ich hatte mich schon daran gewöhnt. Die Sonne ging gerade auf und wir konnten die Schatte von zwei Schiffen erkennen, einem schweren, tiefliegendem Handelsschiff und einem schlangenhaften Marineschutzboot. Ausnahmsweise waren wir mit wenig Mannschaft und als einzelnes Schiff unterwegs. Es war zwar gefährlicher, ohne den Feuerschutz der Nebenboote, doch das Hauptschiff war allein viel wendiger und auch bedeutend schneller. Leise bereiteten die Männer die Kanonen vor und füllten ihre Schwarzpulvervorräte auf. Oder wetzten noch ein letztes Mal ihre Säbel und Messer. Seile mit Enterhaken am Ende lagen in regelmäßigen Abständen auf den abgewetzten Deckplanken. Immer näher kamen wir der schlafenden Kogge, die etwas hinter dem Marineschiff mit schlaffen Segeln fuhr. Alles versammelte sich an Deck, außer dem Kanonieren, die unten auf dem Kanonendeck standen und warteten, dass wir nahe genug waren, um eines der Schiffe zu versenken. Ich spürte die Nervosität der Männer um mich herum und versuchte nicht auch selbst meine Konzentration zu verlieren. Die Enterhaken wanderten in die Hände der besten und zielsichersten Männer an Bord. Seile rauschten durch die Luft, der Aufprall der schweren Spitzen war kaum zu hören und ebenso schnell wie sie geworfen hatten, zogen die Männer die Seile stramm. Wir waren dennoch zu weit weg um ohne Probleme hinüber zu gelangen, doch Arthur konnte nicht mehr warten, er schwang beide Beine über die Reling und fing an, sich an einem Seil hinüber zu hangeln. „Idiot, was machst du?“, zischte ich wütend, doch er grinste nur frech und machte einfach weiter. Ohne weiter herum zu überlegen kletterte ich ihm hinterher, versuchte während dessen keine meiner Waffen zu verlieren und unterdrückte mehr als nur einmal einen Fluch. Leichtfüßig landete ich neben ihm und erwischte sein offenes Hemd am Saum. „Bist du noch ganz bei Trost? Du hättest den ganzen Plan fast ruiniert, jetzt bleib hier stehen und beweg dich nicht, bis die Anderen kommen!“ „Warum sollte ich auch dich hören?“ „Weil ich mein Hirn etwas öfters benutze als du und außerdem weil ich diese Kogge kenne. Ich bin häufig auf ihr gefahren“ „Na also, wo siehst du das Problem?“ „Du solltest jetzt drüben auf DEINEM Schiff stehen und zusammen mit deinen Männern rüber gehen, wenn das Schiff nahe genug dran wäre“ „Tja, ich bin halt der Kapitän und mache, was ich will, da kann auch mein Kindermädchen nichts dagegen tun!“ Ich wollte gerade etwas sagen, als aus der Kapitänskajüte ein Bär von Mann in Marineuniform trat. Er grinste breit, als er uns auf dem Deck stehen sah. „Was hat uns das Meer denn hier an Deck gespült“ Wie auf Kommando traten hinter Tonnen und Säcken, aus allen Türen und Luken Männer der Marine hervor, Pistolen im Anschlag. „Zwei gegen vierzig, dass ist ja ganz Marinesitte“, knurrte Arthur wütend. „Lady Ferin, kommen sie, euer Vater macht sich schon Sorgen. Er war krank vor Sorge, als er von eurer Gefangenschaft hörte“ „Samira ist nicht...“, fing Arthur an, doch ich senkte meinen Kopf und ging weg von dem Piraten und stellte mich neben den großen Mann. Wütende Blick wurden mir von meinen ehemaligen Kameraden entgegen geschleudert und ich sah schon die Ersten über die Seile herüber klettern. Ich spürte wie die Egos der Soldaten stieg und einige schossen nach den Seilen, doch keiner traf sie. Inzwischen waren vierzehn Piraten angekommen und lösten Pistolen und Wurfmesser von ihren Gürteln. Viele sahen vor allem in meine Richtung. „Mylady, wollten sie nicht lieber nach untern gehen, bevor..“ „..ich sterbe? Macht Euch um mich mal keine Sorge, sie stehen ja neben mir“ Unter dem Knallen der Pistolen zog ich den gebogenen Dolch, wobei die Schuppen der Scheide an meiner Hand kratzte. Ohne auch nur im geringsten zu zögern trat ich einen Schritt vor und rammte ihm den Dolch in die Brust. Er keucht nur kurz auf, was mir sagte, dass ich das Herz getroffen hatte. Ebenso schnell wie ich zugestochen hatte, zog ich den Dolch wieder hervor. Blut rann über die Klinge und tropfte zu Boden. Der kleine Finger war benetzt mit der roten Flüssigkeit, die meine Finger verkleben ließ. Arthur hob nur leicht den Kopf und starrte mir ins Gesicht, wollte mir die Pistolenkugeln durch den Leib jagen, hielt jedoch inne, als er den Dolch sah. Seine Augen glitten ab von mit und hin zu der Leiche des Marinekapitäns. Er lächelte auf eine brutale, verwirrende Weise, sodass es mir kalt den Rücken herab lief. „Gut gemacht, Lady Ferin“, murmelte er so leise, damit nur ich es hören konnte. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln zogen wir beide unsere Waffen und griffen an. Pistolen knallten, Säbel klirrten bei aufeinander treffen und in dieser Hölle starben Soldaten, Piraten und einfache Seeleute. oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO Jubel brandet um uns, als wir als Letzte das Frachtschiff verließen. Fast schon feierlich nahm ich dem Bogen mit dem überlangen Pfeil in die Hand, vorne wurde an den Lumpen mit Öl eine Fackel gehalten und der Stoff fing Feuer. Ich spannte den Bogen, zielte und schoss ab. Der Pfeil zog eine langen Feuerschweif hinter sich her. Als er auf das Deck fiel, entzündeten sich zuerst die Bahnen aus Öl, die die Mannschaft ausgelegt hatten. Für kurze Zeit schien es, als ob auf dem Deck der Kogge ein Symbol geschrieben stünde, doch dann griffen die Flammen nach den Segeln und Tauen. Die Takelage fing Feuer und das Schiff stand für einige Minuten in voller Flamme, es glühte und jedes Seil, Segel und Holzbrett brannte in derselben hell gelben Flamme. Doch dann stürzte der Großmast auf das Deck und das ganze Schiff verlor seine Gestalt. Ich nickte hinüber zu den sich betrinkenden Piraten, die den Sieg über das Marineschiff feierten. Es war mit einem starken Tau an unseres gebunden und auch auf diesem Schiff stapelten sich Fässer mit Pökelfleisch, Rum und andere Schätze aus der Frachte der verbrennenden Kogge. Überall jubelten die Männer prosten sich zu oder betrauerten die verstorbenen Kameraden. Ich ging hinunter und besah mir ein weiteres Mal die neue Fracht. Größtenteils Nahrung, einige Kisten mit Schmuck und jede Menge Bücher, worüber ich mich sehr freute. „Bestaunst du die Schätze, die wir erworben haben?“, Arthur lehnte an der Wand im Schatten der Treppe und während er sprach kam er auf mich zu. „Sag so was doch nicht, das klingt fast, als ob wir das legal bekommen haben“ „Wer sagt denn, dass wir es illegal erworben haben?“ „Meine Güte, wir haben ein Schiff überfallen und das alles hier..“ Plötzlich küsste er mich auf den Mund. Fest zog er mich an sich und als ich versuchte mich zu befreien, begann er mich zu umklammern. Nach einigen Minuten ließ er mich los. Zu Glück war es düster hier unten, sodass er mein rotes Gesicht nicht sehen konnte. Ich selbst konnte es nicht fassen. Ein Mann, den ich kaum kannte, hatte mich geküsst, auf den Mund. Ohne Scham blickte er mir direkt ins Gesicht. Seine Augen leuchteten, sogar jetzt konnte ich die Leidenschaft sehen, die er für mich empfand. Ich zitterte und versucht mich zu beruhigen. „Entschuldigung, ich gehe besser“ Er wollte sich gerade abwenden, da sprang ich ihm in die Arme. „Bitte bleib“ Woher diese Worte kamen, wusste ich nicht. Ich wünschte mir einfach jemanden, der mich so liebte, wie ich wirklich war. oOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO Mein Körper fühlte sich schwer an, zu schwer als das ich mich hätte bewegen können. Eine Kalte Haarsträhne fiel mir auf die Nase und zitterte bei jedem meine Atemstöße. Ich bemühte mich meine Augen zu öffnen, doch ich sah nur verschwommene Flecken, die mal scharf und dann wieder unscharf wurden. Er dreht sich um und gab mir sanft einen Kus auf die Wange. Die Hitze seines Atems ließ meine erkaltete Haut prickeln und feine Härchen stellten sich auf. Eine seiner Hände zog die Decke über meine Schultern, wo sie warm und kratzend liegen blieb. „Na, ist die Lady endlich wach?“ Auch wenn es nur als scherz gemeint war, füllte sich mein tauber Körper mit unfassbarer Energie und ich stieß ihn so heftig zurück, dass er aus dem schmalen Bett fiel. Ich spürte meine Muskeln im ganzen Körper vor Kraft pulsieren. Doch mit einem Schlag war dieser Schub weg und ich entspannte mich wieder. „Was zur Hölle sollte das?“, ragte er, mit unbeherrschtem Zorn in der Stimme. „Ich weiß es selber nicht, bitte, verzeih mir. Diese Kraft kam von Nirgendwo her“ Ich zog mich zusammen, schob mich immer tiefer unter die Decke und begann zu weinen. Sanft schob er sich zu mir und legte seine Arme um mich. Die heißen Innenseiten seiner Arme schienen meinen eiskalten Körper aufzutauen. Sein Atem kitzelte auf meiner Kopfhaut und brachte einige Strähnen zum flattern. Ich beruhigte mich langsam und schob meinen Kopf unter sein Kinn. Die Tür wurde mit einem heftigen Ruck aufgerissen. „Käpt´n, Leute von der Marine. Ein riesen Flotte!“ Panische Wellen bäumten sich in mir auf, begannen, alles andere zu überfluten und jeden klaren Gedanken im Ansatz fort zu spülen. Wir waren allein, ein winziger Teil der normalen Flotte, die auf Raubzug ausfuhr. Ausgerechnet jetzt mussten sie kommen. Ohne groß nachzudenken, sprang Arthur aus dem Bett, zog sich an und hetzte dem Seemann hinterher. Langsamer, immer noch den Schock in den Knochen, schob ich die Decke weg und rappelte mich auf. Schnell warf ich mir irgendwas über und schnallte den Gürtel mit meinen Waffen an der Hüfte fest. Dumpf hörte ich die Vorbereitungen auf die Abwehr, Kanonenkugeln wurden hin und her gerollt, Schwarzpulver aus der Kammer geschafft. Als ich an Deck stand, bemerkte ich, dass es neblig war, obwohl es weit nach Morgenanbruch sein musste. Der scharfe Geruch von Schwarzpulver hing in der Luft. Immer wieder dröhnte ein mächtiger Schlag übers Wasser, wenn eine weitere Kugel abgefeuert wurde. Eine schlug unweit meines Standpunktes in die Kapitänskajüte ein. Da war ich wenige Minuten zuvor noch gelegen! Mira rannte durch den Rauch des Gegenfeuers, doch das vorderste Schiff begann nun aus Pistolen zu feuern. Vor meinen Augen wurde meine langjährige Freundin erschossen. Etwas zerfiel in mir, fast, als ob ein Monster, dass tief in meinem Sein eingesperrt war, freigelassen wurde. Von der einen auf die andere Sekunde wurde meine Angst zu Hass, meine Panik zu Mordlust und meine Sorgen zu einer unfassbaren Kraft, einer Kraft die ich vorhin schon gespürt hatte. Ich wurde zielfixiert, brutal und unerbittlich. Ohne auf das Kanonendröhnen, den Pistolenhagel oder die Schreie der Getroffenen zu achten, packte ich einen Enterhaken und schwang in einmal über den Kopf. Arthur stolperte zu mir, eine Wunde an der Schulter blutete übel. „Samira, nein!!“ Ich warf, traf und zog. Das Seil drückte ich ihm in die Hand und fing an zu klettern. Der Rauch war so dicht, dass man mich nicht sah, anders konnte ich es nicht erklären. Ich tötete, nicht darauf achtend, wen oder wie viele. Ich wollte einfach nur Rache, für Mira, für mich und für all die Anderen. Blut rann über meine Arme, mein Eigenes und das der Soldaten. Ein entsetzlicher Schlag riss mich von den Füßen. Das Schiff musste irgendwo hinein gefahren sein. Plötzlich stand jemand über mir und zog mich auf die Füße, versuchte mich, vom Kampf fort zu ziehen. Träge hob ich den Kopf und sah Arthur, aus mehreren Wunden blutend. „Ich werde dich nicht sterben lassen!“, schrie er mir ins Gesicht. Ich lächelte müde. „ACHTUNG!“ Eine Explosion zerriss alles um mich. Schmerz erfüllte meinen Körper. Blut floss in meine Lunge und vermischte sich mit Salzwasser. Ich spürte wie....., nein ich spüre wie ich sterbe. Es ist hier und jetzt, ein absolutes, unendliches Nichts -ENDE- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)