Du kannst ihm nicht entkommen! von Miena ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Du kannst ihm nicht entkommen!   Kapitel 5:   Trust me…   ◊   Alexa konnte einfach nicht glauben, wen sie vor sich stehen sah. Nach zehn langen Jahren stand ihr Vater vor ihrer Nase und stellte sich als Herr Tomoya vor, der ihr neuer Privatlehrer sein sollte. Ungläubig blickte sie ihm in die Augen. Ihre braunen Seelenspiegel hatten jeglichen Glanz verloren. Matt stand etwas ratlos neben Alexa und schaute sie traurig an. Hätte er gewusst, dass sein Privatlehrer Alexas Vater war, dann hätte er sich einen besseren Ort für ihr erstes Treffen nach Jahren ausgesucht. ‚Für Alexa muss es ein verdammter Schock sein‘, dachte der 19-Jährige. Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Schulter, sodass Alexa heftig zusammen zuckte und wieder in die Realität zurückgeholt wurde. Herr Tomoya stand regungslos an seinem Platz. Inzwischen waren mehrere Minuten vergangen, in denen er sich nicht einen Millimeter bewegt hatte. Der Schock saß ihm in den Knochen und man sah ihm an, dass auch er nicht mit solch einer Begegnung gerechnet hatte. Nachdem sich auch Minuten später nichts an der unangenehmen Situation geändert hatte, fasste Matt den Entschluss, dass die beiden wohl etwas Zeit alleine benötigen würden. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich euch beide mal alleine lasse«, sagte er und drehte sich somit um, um wieder ins Haus zurück zu gehen. Nun standen Vater und Tochter vor dem Anwesen und schwiegen sich an. Keiner der beiden wusste, wie er am besten ein Gespräch begann, bis Alexa nach einigen Minuten doch das Wort ergriff. »Wollen wir ein Stück gehen?«, fragte sie und blickte ihm in die Augen. Nickend setzte er sich in Bewegung. Alexa folgte ihm nach einigen Sekunden des Zögerns. ‚Alexa, reiß dich zusammen! Er ist immerhin dein Vater!‘, ermahnte sie sich in Gedanken. Die beiden verließen das Grundstück und machten sich auf den Weg in ein Café. Während des Spaziergangs schwiegen sie sich an. Jeder hing seinen Gedanken nach und bereitete sich mental auf das Gespräch vor, vor dem beide sich nun nicht mehr drücken konnten. Alexas Vater hatte ihr so einiges zu erklären. Nachdem die beiden an dem Café angekommen waren, suchten sie sich einen Platz in der hintersten Ecke, damit keiner sie stören konnte. Als die beiden sich setzten, kam auch schon die Kellnerin und nahm die Bestellungen auf. So schnell sie gekommen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden und ließ die beiden alleine. Alexa seufzte und ergriff als erste das Wort: »Seit wann bist du wieder in den Staaten?« Damian zuckte bei der Frage unwillkürlich zusammen. Er hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde, doch hatte er nicht damit gerechnet, sie als erstes gestellt zu bekommen. Nachdenklich lehnte er sich zurück. Er suchte nach den richtigen Worten. »Ich bin bereits seit 3 Jahren wieder in den Staaten.« Alexa biss sich auf ihre Unterlippe und versuchte, ihre Tränen zurück zu halten. Ihre Hände ballte sie unbewusst zu Fäusten. »3 Jahre?« Nickend schaute Damian seiner Tochter in die wunderschönen, braunen Augen, die sich nun immer mehr mit Tränen füllten. »Es tut mir leid, Lexi, aber ich konnte nicht anders. Damals als ich zurück wollte, sah ich deine Mutter mit einem anderen Mann und da konnte ich einfach nicht zu euch kommen. Ich war 7 Jahre fort gewesen und deine Mutter sah wirklich glücklich aus.« Nun liefen Alexa die Tränen in Strömen ihre Wangen hinunter. »Ich wünschte, du hättest es damals getan, denn dann würde Mama noch leben…« Damian schaute seine Tochter entsetzt an. »Was soll das heißen?« »Du weißt nicht, dass Mama tot ist?« Alexa senkte ihren Blick und wurde zum Ende hin immer leiser, doch ihr Vater hatte jedes einzelne Wort verstanden. Damian stand auf, umrundete den Tisch und nahm seine weinende Tochter in den Arm. Sanft strich er über ihren Rücken und versuchte, sie so zu beruhigen. »Jack hat sie umgebracht, Papa! Der Mann von damals!« »Scht… beruhige dich, Lexi«, flüsterte er. In diesem Moment kam die Kellnerin und brachte die Bestellungen vorbei. Ohne ein Wort zu sagen stellte sie die Sachen ab und verließ den Tisch. Damian war dankbar darüber, dass sie nicht nachfragte, was los sei. Nachdem sich die 17-Jährige etwas beruhigt hatte, gab er ihr ihre heiße Schokolade. Er wusste, dass eine Tasse Kakao wahrlich Wunder bei seiner Tochter bewirken konnte. Sie nahm die dampfende Tasse entgegen und nahm einen kleinen Schluck davon. Die wohlige Wärme erfasste ihren Körper und ließ eine Gänsehaut auf ihrer Haut entstehen. Alexa nahm noch einen weiteren Schluck und schloss ihre Augen, um den Geschmack vollkommen in sich aufnehmen zu können. Lächelnd beobachtete Damian seine Tochter und stellte zufrieden fest, dass sich diese Tatsache nicht verändert hatte. »Hast du Beweise dafür, dass er sie umgebracht hat?«, stellte er nun als Frage. Verwundert wurde er von Alexa angeschaut, bis sie zu einer Antwort ansetzte                            . »Beweise nicht direkt, aber sie hatten täglich Streit und ich habe gesehen, wie er sie gewürgt hat. Sie bekam sehr schlecht Luft und Mama sagte, ich solle abhauen. Ich habe noch mitbekommen, wie sie sagte, dass er mich nicht bekommen wird.« Über Alexas Rücken jagten kalte Schauer, als sie sich an den Abend zurück erinnerte. Sie wollte das alles vergessen. Sie seufzte und wischte sich ihre Tränen weg. »Ich habe bei der Polizei ausgesagt. Sie suchen ihn bereits seit Wochen, doch bis jetzt ohne Erfolg«, sagte sie mit traurigem Blick. »Deswegen wollte Matt auch, dass du Privatunterricht bekommst«, schlussfolgerte Damian nachdenklich. Alexas Nicken bestätigte ihm seinen Verdacht. »Richtig.«   Nachdem die beiden das Café wieder verlassen hatten, führten sie ihren Spaziergang im Park fort. Damian konnte noch immer nicht wirklich glauben, was in den letzten Monaten alles passiert war. Wie sehr seine Tochter hatte leiden müssen und wie dankbar er Matt war, dass er sie bei sich aufgenommen hatte. »In diesem Park ist es wirklich schön«, kam es von Damian, der einfach nicht wusste, was er sagen sollte. Nickend lief seine Tochter neben ihm her. »Ich komme oft mit Jason hier her. Ich fühle mich hier einfach frei«, erwiderte sie nach einem kurzen Zögern. Noch immer fühlte sie sich komisch in der Gegenwart ihres Vaters. Sie wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte. Sie trat gegen einen kleinen Stein, der im hohen Bogen nach vorne flog und zum Stehen kam. Damian blieb stehen und schaute seine Tochter an. »Bringst du mich zu Mama?« Verwirrt schaute Alexa ihm in seine Augen, bis sie nickte. »Es ist nicht sehr weit von hier.« Die beiden machten sich schweigend auf den Weg zum Friedhof. Alexa war seit der Beerdigung nur einmal dort gewesen, doch mit ihrem Vater konnte sie ein letztes Mal ihre Angst überwinden und zurück zu diesem Ort gehen.   Zehn Minuten waren bereits vergangen. Alexa hatte ihren Vater einen Moment alleine gelassen. Stumme Tränen liefen ihm über seine Wangen bei dem Anblick des Grabes. »Oh, Lia, wie dumm bin ich nur gewesen… verzeih mir bitte!«, flüsterte er und kniete sich vor das Grab seiner Frau. Das braunhaarige Mädchen stand noch immer etwas abseits vom Grab. ‚Papa tut mir so leid… Wie kann ich ihm nur helfen?‘, dachte die 17-Jährige und ging langsam auf ihren Vater zu. Sanft legte sie ihre Hand auf seine Schulter und sah zu, wie sich ihr Vater die Tränen aus dem Gesicht wischte. Er musste jetzt stark sein - für seine Tochter. »Lass uns zu Matt gehen«, sagte Damian in einem ruhigen Ton. Unfassbar, wie schnell er sich wieder gefasst hatte und wieder so wirkte, wie noch vor einigen Stunden, als sie sich das 1. Mal seit so vielen Jahren wieder sahen. Alexa betrachtete das Grab ihrer Mutter und stockte plötzlich. ‚Wo ist Mamas Bild hin?‘, schoss es ihr abermals durch den Kopf und sie kniete sich, wie ihr Vater zuvor, vor das Grab und suchte die nähere Umgebung ab, doch nirgends schien das Bild zu sein. »Was suchst du denn?«, fragte ihr Vater. Er wurde neugierig, denn das Verhalten seiner Tochter war nicht ganz normal. »Das Bild von Mama… es ist weg!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)