The Cursed Tower von Sas-_- (A Feast for Shuppet) ================================================================================ Kapitel 1: A Feast for Shuppet ------------------------------ Aufgeregt stürzte Kyouhei aus dem Pokécenter in der Schwarzen Stadt. Heute war es endlich so weit! Eines seiner Ziele war es schon immer, im Schwarzen Hochhaus auf ebenso starke Trainer zu stoßen wie ihn, monatelang hatte er hart dafür trainiert. Heute war es etwas frisch, ein kühler Wind pfiff durch die engen Gassen und umspielte die hohen Wolkenkratzer. Hier fühlte Kyouhei sich wohl, er war eben ein richtiges Stadtkind. Seine Heimatstadt Eventura City war schon groß, aber die Schwarze Stadt… Das war noch mal etwas ganz anderes! Der Weg zum Schwarzen Hochhaus, oder Black Tower wie manche hier sagen, war nicht sehr weit und dennoch rannte Kyouhei so schnell er konnte, weil er es einfach nicht erwarten konnte, dort endlich los legen zu können. Und da war er auch schon, der Black Tower in seiner vollen Größe. Trotz seiner Eile hielt Kyouhei inne. Er hatte den Black Tower schon ein paar Mal gesehen, im Fernsehen zum Beispiel, aber jetzt, wo er so vor ihm stand… Es war einfach umwerfend! Ehrfürchtig ging Kyouhei mit langsamen Schritten auf den Eingang des Black Towers zu. „Heeey, Junge! Mach mal ein bisschen schneller, du bist hier schließlich nicht allein unterwegs!“, blaffte ihn eine raue Stimme von der Seite an. Erschrocken drehte Kyouhei sich um. Vor ihm stand ein Rotschopf, von dem Kyouhei glaubte, ihn schon mal irgendwo gesehen zu haben. „Was glotzt du denn so, Kleiner?! Ich bin Magno und der Black Tower gehört MIR! Ganz recht, solltest du Knirps überhaupt irgendeine Chance haben, was ich übrigens kaum glaube“, abschätzig sah Magno, der Enkel Lauros, auf Kyouhei herab. „Dann bin ICH die ultimative Herausforderung für dich! Aber MICH besiegst du garantiert NICHT, Kleiner!“, lachend stakste Magno davon und verschwand im Black Tower. Zähneknirschend stand Kyouhei einfach nur da und kochte vor Wut vor sich hin. Was bildete sich dieser Fatzke eigentlich ein?! ER war Kyouhei, er hat sich alle acht Orden der Einall Region gesichert UND die Pokémon Liga herausgefordert. Zugegeben, gegen den Champ Warren hatte er zwar dann doch verloren, aber so weit war er immerhin gekommen! „Dem werd ich’s zeigen! Der kann was erleben, denkt er hat es drauf, nur weil er der Enkel von diesem… diesem… doofen Lauro ist!“, zischelte Kyouhei wütend vor sich und betrat den Black Tower. Doch sein Zorn verflog alsbald, als er die Eingangshalle zu Gesicht bekam. Tief schwarz waren die Wände und der Boden bestand aus rot gefliesten Stein, der wie ein Spiegel fungierte. Fasziniert sah Kyouhei sich selbst im Boden an. Wirklich, ziemlich cool! „Junger Mann?“, überrascht zuckte Kyouhei zusammen und sah auf. An der Rezeption, nur ein paar Schritte weiter, stand eine junge Frau in einem blauen Kostüm. Sie sah ihn fragend an. Räuspernd kam Kyouhei eilig auf sie zu. Peinlich, hatte sie tatsächlich gesehen, wie er wie ein Depp sein Spiegelbild auf dem Boden bewundert hatte? „Ich… ich möchte gerne den Black Tower herausfordern!“, redete Kyouhei schnell los, er war so aufgeregt und nervös, er konnte es kaum erwarten, die erste Etage des Black Towers zu betreten. „Natürlich, es gibt 10 Bereiche, der Champ des Black Tower ist Magno. Solltest du es bis zum zehnten Bereich schaffen, wird er die letzte Hürde sein. In jedem Bereich gibt es einen Torwächter, ihn musst du zuerst besiegen, um den jeweiligen Chef der Etage herausfordern zu können. Ebenfalls findest du auf jeder Etage einen Trainer, der deine Pokémon heilt. Lediglich der Chef, der Torwächter und der Pokémonheiler gehören zu unseren Mitarbeitern, alle anderen Herausforderer sind Teilnehmer wie du. Hast du alles verstanden?“ „Alles verstanden, klipp und klar, kann’s los gehen??“, angespannt hopste Kyouhei von einem Bein aufs andere. Das wusste er doch alles schon! Diese Frau sollte nicht so viel labern und ihn lieber durch lassen! „Natürlich, es kann losgehen“, sie trat zur Seite und ließ Kyouhei passieren. Hinter der Rezeption befanden sich zwei Aufzüge, Kyouhei wurde zum linken geführt. Die Frau drückte den Knopf und Kyouhei wartete ungeduldig darauf, dass sich die Aufzugtüren öffneten. Nach einer halben Ewigkeit, zumindest kam es Kyouhei so vor, öffnete sich die Aufzugtür mit einem leisen Ping. Und im Aufzug stand… Magno! „Hey, Kleiner auch endlich den Weg in den Black Tower gefunden, was?! Was genau willst du denn hier, mich doch nicht etwa herausfordern, oder??“, erneut wehte Kyouhei Magnos schallendes Gelächter entgegen. „Du wirst schon sehen! Diese Bereiche hab ich in Null Komma Nix durch und dann werd ich dich platt machen!“, Magno hörte auf zu Lachen, jedoch umspielte ein süffisantes Lächeln seine Lippen. „Aber klar doch! Tja, dann wünsch ich dir VIEL Glück, Junge. Du wist es brauchen!“, hämisch grinsend drückte Magno sich an Kyouhei vorbei und rempelte ihn dabei an. Erneut kochte die Wut in Kyouhei auf. Dieser Mistkerl! „Dem werd ich’s zeigen!“, rief er laut aus, als Magno im rechten Aufzug verschwand. „Da wäre ich mir gar nicht so sicher, Magno ist ein wirklich talentierter Trainer. Es wird jedenfalls nicht einfach, ihn zu besiegen“, antwortete die Frau Kyouhei. Zornig funkelte er sie an. Sie zuckte mit den Schultern und ging zurück zur Rezeption. Langsam schlossen sich die Aufzugtüren. Brodelnd ballte Kyouhei seine Hände zu Fäuste. Die Fahrt schien sich hinzuziehen, aber wenn Kyouhei es eilig hatte, dauerte sogar eine Sekunde gefühlte 20 Minuten. „Sssshhhhuuuu…“, gedankenverloren sah Kyouhei auf. Hatte er da etwas gehört? Wahrscheinlich nur irgendein Geräusch, das der Aufzug gemacht hatte. „Schuuuppeeeet“, mit einem überraschten Aufschrei wich Kyouhei an die Aufzugswand zurück. Was zum…?! Neben ihm war auf einmal ein Shuppet aufgetaucht, wie aus dem Nichts! Es schwebte neben ihn und starrte Kyouhei undurchdringlich an. Woher kam dieses Geistpokémon nur her und noch viel wichtiger, was wollte es von ihm?! Kyouheis Verwirrung legte sich allmählich, er beruhigte sich und sah sich das Shuppet genauer an. „Duu… du hast mich ganz schön erschreckt, mein Lieber!“, sprach Kyouhei das stille Shuppet unbeholfen an. Schweigend und starrend schwebte es vor ihm. Ein leises Ping ertönte und die Aufzugtüren öffneten sich. Kaltes, blaues Licht strömte in den Aufzug und spiegelglatt, polierter, blauer Steinfußboden begrüßte Kyouhei, als er vorsichtig, rückwärts gehend den Aufzug verließ. Shuppets schmale Augen folgten ihm ununterbrochen. Dann schlossen sich die Aufzugtüren wieder und Shuppet war verschwunden. „Oh man, was war das denn?! Echt abgefahren, dieser Black Tower…“, murmelte Kyouhei leise und versuchte seine Gelassenheit zurück zu gewinnen. Schließlich hatte er etwas vor! Jaah, aber was eigentlich? Erschrocken blieb Kyouhei stehen. Das konnte doch nicht sein, warum fiel ihm nicht ein, weswegen er hier so hoch gehechtet war? Er wollte hier Kämpfe bestreiten und der Champ werden, aber das war noch lange nicht alles. Endlich, es fiel Kyouhei wieder ein. Magno! Richtig, diese aufgeblasene Gans! Und obwohl Kyouhei genau das dachte, blieben die Wut und der kochende Zorn aus. Als wüsste er nicht, wie sich das anfühlte. Seltsam, das war ihm zuvor noch nie passiert. Immer noch von der Rolle, stolperte Kyouhei von einem bläulichen Raum in den nächsten. Er begegnete zwei Trainern und konnte sie trotz schwacher Konzentration bezwingen. Seine Pokémon hielten sich sehr gut und machten auch nicht den Anschein, dringend ärztliche Hilfe zu benötigen. So machte sich Kyouhei, allmählich wieder ganz der Alte, auf die Suche nach dem Torwächter. Es dauerte nicht allzu lange, die ersten Bereiche waren recht einfach aufgebaut und es gab nicht viele Räume. Der Torwächter war nicht ganz so leicht zu besiegen, aber Kyouhei schaffte es dennoch und nach dem ersten Bereich durfte er ja auch wieder das Pokécenter besuchen. „Ha, nicht schlecht Junge, aber in den oberen Bereichen wird es schon schwieriger, eine Menge Teilnehmer und die Torwächter sind wirklich nicht ohne! Viel Glück!“, Kyouhei bedankte sich knapp und machte sich wieder auf den Rückweg. Das „Viel Glück“ konnte er allmählich nicht mehr hören! Er wurde das Gefühl nicht los, dass ihn hier niemand für voll nahm, aber diesen nervigen Magno, den finden hier alle gaaaanz toll! „Schuuuuu…“, abrupt blieb Kyouhei stehen. Nicht schon wieder! Und da schwebte es auch schon aus einer Wand heraus! Shuppet war zurück, aber Kyouhei erschreckte sich schon lange nicht mehr so sehr, wie am Anfang. Trotzdem irgendwas war anders. Dieses Gefühl, diese aufschäumende Wut, wo war sie hin? Kyouhei fühlte sich geradezu entspannt. Hatte das etwas mit diesem unheimlichen Shuppet zu tun? Anders als beim letzten Mal, blieb Shuppet diesmal in Kyouheis Nähe. Eine Weile blieb Kyouhei einfach dort stehen, wo er gerade war, aber das Shuppet machte keinerlei Anstalten, zu verschwinden. Schließlich, wenn auch zögerlich, machte sich Kyouhei auf den Rückweg zum Aufzug. Das Shuppet folgte ihm hartnäckig. Erst als der Aufzug im Erdgeschoss halt machte, verschwand es urplötzlich in eine der Aufzugwände. Langsam trat Kyouhei aus dem Aufzug, die Frau an der Rezeption drehte sich zu ihm um. „Was ist los Junge, hast du verloren?“, „Hm?“, fragend blickte Kyouhei auf. Er hatte gar nicht zugehört, er fragte sich immer noch, was dieses Shuppet von ihm wollte. „Ich… Was?“, besorgt ging die Frau auf ihm zu. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst so blass aus“, Kyouhei blinzelte, dann rieb er sich mit den Händen übers Gesicht. „Was? Nein, es geht mir gut, wirklich. Da war nur dieses gruselige Shuppet, es hat mich verfolgt. Wie auch immer, ich möchte in den zweiten Bereich. Hier ist mein Passierschein“, Kyouhei hatte sich wieder gefangen, er wühlte den Passierschein aus eine seiner Hosentaschen und reichte ihn der Frau, die ihn immer noch besorgt musterte. „Ein Shuppet? Und sie sind ganz sicher, dass es ein Shuppet war?!“, verwirrt sah Kyouhei auf. „Ob ich mir ganz sicher…? Natürlich bin ich mir ganz sicher, ich werd ja wohl noch wissen, wie ein Shuppet aussieht. Bei Gott, dieses Gruselmon hat mich die ganze Zeit über da oben verfolgt. Was schauen Sie denn so? Wissen sie etwas über dieses Pokémon?!“, die Frau schüttelte langsam den Kopf. „Nicht besonders viel, aber es klingt nach dem Shuppet, dass Herr Magno schon eine Weile sucht. Es ist wohl etwas besonderes, ich weiß nichts näheres. Hier, bitte steck deinen Passierschein in den Schlitz neben der Schaltfläche des Aufzugs und drück auf die zweite Etage. Ich muss telefonieren“, eilig verschwand die Frau aus Kyouheis Blickfeld. Was war hier nur los?! Während der Aufzug sich in Bewegung setzte, zog Kyouhei seinen Pokédex aus seiner Hosentasche. Er musste eine Weile suchen, aber ja, da war es. Shuppet. „Ein Pokémon, dass sich von den negativen Gefühlen eines Menschen angezogen fühlt und diese praktisch verspeist, aha. Deswegen hab ich mich so schräg gefühlt und darum hing es mir an den Hacken. Ich bin lecker!“, unwillkürlich musste Kyouhei grinsen, das klang doch recht albern, aber genau so war es anscheinend. Noch etwas fiel ihm auf, das Shuppet in seinem Pokédex sah etwas anders aus als das, dass ihn verfolgt hatte. Eigentlich schienen Shuppet grau zu sein, aber das Shuppet dass er getroffen hatte war bläulich gewesen, wenn nicht sogar türkis. Eigenartig, äußerst eigenartig. Nachdenklich sah Kyouhei von seinem Pokédex auf und… Wäre beinahe zu Tode erschrocken! Das andersfarbige Shuppet schwebte direkt vor seiner Nase, Kyouhei hatte es gar nicht bemerkt, es war einfach da gewesen als er aufgeblickt hatte! „Verdammt, hast du mich erschreckt, musste das sein?!“, fragte Kyouhei das Pokémon aufgebracht. „Shhshhhuuuu…“, es schwebte unbeeindruckt näher an Kyouhei heran. „Heey, bleib mir ja vom Leib! Ich weiß genau, warum ich keine Geistpokémon in meinem Team habe, weil ihr mir unheimlich seid. Ihr… ihr geht durch Wände und… fresst Gefühle, keine Ahnung, äh. Na toll, ich quassel mit einem Pokémon, dass mich noch nicht einmal versteht!“, stöhnte Kyouhei peinlich berührt auf. Hoffentlich befanden sich keine Kameras an Bord! Die Aufzugtüren öffneten sich und Kyouhei stürzte keuchend aus der Kabine in die vermeintliche Freiheit. Und rumpelte gegen jemanden, der überrascht ein paar Schritte zurücktrat. „Wer zum… Ach du bist es, Kleiner! Dich hab ich gesucht, dich und…“, Magno brach mitten im Satz ab. Mit großen Augen sah er über Kyouheis Schulter. Magnos Blick folgend, drehte Kyouhei sich ebenfalls um. Die Aufzugtüren hatten sich bereits geschlossen. Shuppet tauchte aus der Tür auf und schwebte gemächlich auf Kyouhei zu. Mit einem Aufschrei wich er vor dem ihn mehr als nicht geheuren Pokémon zurück. „Monatelang habe ich danach gesucht…“, murmelte Magno leise und starrte das Shuppet fasziniert an. „Es hat eine andere Farbe, weißt du?“, Magno wirkte auf Kyouhei irgendwie verklärt, irgendwie verträumt. „Ach, was du nicht sagst…“, entgegnete Kyouhei sarkastisch. Danach gesucht, heißt das, dass Magno scharf auf ein Shuppet war? Oder ganz besonders auf dieses? Da er ja Shuppets Erscheinung extra erwähnt hatte. „Weißt du, dieses Shuppet existiert genauso lange, wie der Black Tower existiert oder sagen wir lieber, seit der Black Tower in Betrieb genommen wurde, haust dieses Shuppet darin“, neugierig, aber vorsichtig trat Magno auf das Shuppet zu. Shuppet wich nicht zurück, es taxierte Magno genau, doch es machte auf Kyouhei einen argwöhnischen Eindruck. „Und warum wolltest du es so unbedingt treffen?!“, Magno richtete zur Abwechslung seinen Blick auf Kyouhei. „Es ist so anders als andere Shuppet, sie bleiben für gewöhnlich nicht an einem Ort, dieses aber schon und schau dir doch mal nur seine Farbe an. Manche behaupten, denjenigen den es als würdig anerkennt, geleitet es…“, Magnos Blick blieb auf Kyouhei geheftet. Als würdig anerkennen, geleiten… Sollte das heißen…?! „Ich will aber gar kein Shuppet, und schon gar kein so gruseliges!“, plärrte Kyouhei laut auf. Er hörte sich an wie ein aufgewühltes Kleinkind. Magno zuckte gleichmütig mit seinen Schultern. „Das triff sich gut, ich hätte es gern als Partner. Dieses Shuppet ist einfach der Wahnsinn… Ich habe Monate lang danach gesucht und dir begegnet es gleich am ersten Tag UND folgt dir auch noch! Ich weiß, diese Pokémon werden von negativen Emotionen angezogen, aber egal mit welcher miesen Laune ich hier reingestiefelt bin, es hat sich aufs verrecken nicht blicken lassen! Aber jetzt ist es so weit, Shuppet!“, flink zog Magno einen Pokéball aus seiner Hose. Ein Dragoran tauchte aus dem Pokéball auf. „Los Dragoran, setz Donnerschlag ein!“, mit Siegesgeheul schoss das Dragoran nach vorn und versuchte, seine vor Elektrizität spratzelnde Faust in Shuppets Gesicht zu schlagen. Doch es blieb mitten in der Luft hängen, als hätte jemand die Zeit angehalten. „Oh nein…“, hörte Kyouhei Magno leise flüstern, dann sah er, wie Magnos Dragoran eine Kehrtwende machte und in Richtung Aufzug geschleudert wurde. Kyouhei hatte immer noch nicht ganz begriffen, was da eigentlich vor sich ging und stand wie angewurzelt da. Perplex sah er zu, wie Dragoran gegen die Aufzugtüren gedrückt wurde. Die Türen bekamen Dellen, dann Risse. Ein lautes Krachen schreckte Kyouhei und Magno auf, die Türen hatten nachgegeben und Dragoran verschwand jaulend im finsteren Aufzugschacht. „Dragoran!! Komm wieder hoch, du musst fliegen, Kumpel! Los!!“, panisch rannte Magno zum Schacht und schrie und stierte in die undurchdringliche Finsternis. „Dragoraaaan!“, Kyouhei sah sich nach Shuppet um. Es schwebte hinter Magno und machte einen äußerst zufriedenen Eindruck. Es dauerte ein Weilchen, ehe Kyouhei bewusst wurde, dass es sich bei dem Angriff auf Dragoran um Psychokinese gehandelte haben musste. Ping. Ratternd kam der Aufzug nach oben gefahren, überrascht wich Magno zurück. Das Dach des Aufzugs kam in Sicht, darauf lag Dragoran, seine Glieder völlig verdreht, die Flügel gebrochen, sogar ein Knochen war deutlich zu sehen, da er sich durch die Haut gebohrt hatte und der Hals stand in einem ungesunden Winkel ab. Leblos starrten Dragorans Augen ins Leere. Magno sackte vor der Aufzugkabine zusammen, fassungslos saß er einfach nur auf seinen Knien und blickte aufgelöst auf den Boden. Fröhlich schwebte das Shuppet hinter Magno auf und ab. In der Aufzugkabine stand jemand, ein junger Mann mit langen, grünen Haaren und Cap. „Tut mir sehr leid, um dein Dragoran, junger Mann. Ich kam leider zu spät…“, seufzte der Mann, obwohl seine Stimme mitfühlend klang, redete er auch sehr schnell, ein wenig wie ein Tape, das jemand vorspulte. „W… Wer… Wer sind Sie?“, fragte Kyouhei eingeschüchtert. „Alle Welt nennt mich N. Auch ich bin auf der Suche nach diesem Shuppet. Es ist sehr gefährlich, müsst ihr wissen. Ich möchte mit ihm reden…“, achtlos ging N an Kyouhei vorbei, er würdigte ihn keines Blickes, seine gesamte Konzentration richtete N auf Shuppet, das aufgehört hatte umherzuschweben. Schweigend musterten beide einander, analysierten sich und wanden nicht eine Sekunde den Blick vom anderen ab. Kyouhei hatte das Gefühl, als würde sich die Atmosphäre elektrisch aufladen. Spannung lag in der Luft. Und Magno saß immer noch schockiert vor der Aufzugskabine. Wahrscheinlich hatte er N gar nicht realisiert. „Aha, ich verstehe…“, bedächtig drehte N sich zu Kyouhei um. Seine unergründlich tiefgrünen Augen wanderten an Kyouhei auf und ab. „Ich, N war einst ein König. Mein Wunsch war es, den Pokémon die Freiheit zu schenken. Der Champ der Einall Region hat mir meine Fehler gezeigt und mich in meine Schranken verwiesen. Ich dachte, man müsse die Pokémon von den Menschen trennen, um sie glücklich zu machen. Damit lag ich falsch. Und dieses Shuppet… Es gehört niemanden, musst du wissen, junger Trainer. Dennoch bevorzugt es die Nähe der Menschen in diesem Turm so sehr. Ich wollte herausfinden, warum das so ist. All eure… schlechten Gedanken, euer Neid, euer Hass!“, die letzten Worte spuckte N gerade zu aus, „sind der Grund, warum es an diesem Ort verweilt und nicht weiterzieht, warum sollte es auch, wenn es hier doch ALLES findet, was es braucht?! Dieser Ort ist ein verfluchtes Rattennest, ein Brandherd allen Übels!“, verabscheut sah er auf Kyouhei herab. „Und ganz besonders DU! Was für ein schlechter, niederträchtiger Mensch musst du sein, wenn dieses Shuppet deine Gesellschaft so sehr schätzt!“, erschrocken zuckte Kyouhei zusammen. „Nein, nein… ich… ich bin nicht böse! Ich war nur… so schrecklich wütend, auf Magno, weil… ich bin nicht böse!“, schrie Kyouhei mit Nachdruck. N rümpfte seine Nase, er schien Kyouhei nicht glauben zu wollen. „Das Gesamtergebnis spielt hier die Rolle, Shuppet täuscht sich nicht, denn dein schlechter Charakter ist sein Fünf-Gänge-Menu!“, sprachlos schüttelte Kyouhei nur den Kopf. So war das doch gar nicht, warum glaubte dieser seltsame Mann ihm nicht?! „Ich werde euch jetzt verlassen, das was ich wissen wollte, weiß ich nun“, schnellen Schrittes ging er an Magno und Kyouhei vorbei, betrat den Aufzug und wandte sich Magno zu. „Junger Mann, du hast nach diesem Shuppet gesucht, so lange und intensiv. Soll ich dir verraten, warum du es nicht finden konntest?“, langsam sah Magno auf, allmählich schien er N wahr zu nehmen und sein trauriger Blick klärte sich ein wenig. „Warum?“, hauchte er kaum vernehmlich. „Weil du kein schlechter Mensch bist“, sanft blickte N auf Magno herab. „Dein Wunsch, es zu treffen hat dir den Untergang gebracht und das schmerzt mich sehr, doch es liegt nicht in meiner Macht, dir zu helfen. Es tut mir leid. Lebt denn wohl!“, ratternd verschwand der Aufzug mit N in die Tiefe. „Shhssshhhuuu…ppeeeeeet…“, immer noch völlig durcheinander drehte Kyouhei sich zu dem Shuppet um. Doch es war nicht mehr allein! Viele Geistpokémon hatten sich um es versammelt, Nebulak, Alpollo, Gengar und vor allem viele Zwirrlicht. Ihre Augen strahlten förmlich vor kalter Gier und das Licht des Raumes wurde schwächer und schwächer. „Ich… ich… ich hab mich doch nur so… so schlecht benommen, weil ich dieses Shuppet… Warum nur, warum?! Dragoran, es tut mir so leid!“, jammernd und sich winden lag Magno auf dem Boden. Nervös blickte Kyouhei sich um, er hatte kein gutes Gefühl bei all diesen unheimlichen Geistpokémon um sich herum! „Heey… Magno, ich weiß, du bist voll traurig und so, aber… ich glaube wir haben ein Problem!“, verängstigt rüttelte Kyouhei Magnos Schulter. Betrübt blickte Magno Kyouhei ins Gesicht. „…und wenn schon…“, flüsterte Magno gebrochen. Völlige Dunkelheit hüllte die beiden plötzlich ein. Nur noch die rot glühenden Augen der Zwirrlicht waren zu sehen und sie kamen immer näher… Ping. Die Aufzugtüren öffneten sich und N trat in die Eingangshalle hinaus. „Miss?“, fragend blickte die Frau an der Rezeption von ihrem Computer auf. „Ich fürchte, sie müssen den Black Tower schließen“, seufzte N. „Ich versteh nicht ganz, mein Herr. Warum denn, überhaupt?! Waren Sie nicht zufrieden?“, verächtlich blickte N auf die aufgebrachte Frau herab. „ICH bin definitiv nicht zufrieden, aber jemand anderes ist es. Viel zu sehr sogar. Sie werden Magno nicht wieder sehen“, Ns Blick trübte sich. „Was… was meinen Sie… ist schon wieder, schon wieder jemand… Ist Magno? Was, aber dass Trainer im Turm verschwunden sind, ist schon Monate her!“, entsetzt stand die Frau auf, N antwortete ihr nicht, schweigend ging er an ihr vorbei. „Ich sagte Ihnen bereits, dass dieser Turm nichts Gutes verheißt, sie, ihr alle, wolltet nicht auf mich hören, jetzt ist es zu spät“, N verschwand nach draußen, zitternd griff die Frau nach dem Telefon, sie musste den Boss sprechen, sofort! Nicht auch noch Magno, das ging zu weit, dieser verfluchte Turm! Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass das Telefon tot war. # Was hatte das zu bedeuten? Eine Gänsehaut machte sich auf ihr breit und ein kalter Schauer kroch über ihren Rücken. Sie konnte etwas hören, angestrengt stand sie still da und lauschte. Schreie! Lauter Schreie, sie hallten durch den Turm, als würden hunderte Menschen um Hilfe rufen und flehen, betteln, wimmern und jammern. Ohne länger nachzudenken, hechtete die Frau zur Ausgangstür, aber die Glastür öffnete sich nicht. Schreiend hämmerte sie mit ihren schmalen Fäusten gegen das bruchfeste Glas, rammte ihre Schulter dagegen, doch auch das nützte nichts. Die Lichter gingen aus und seltsamerweise drang auch von außen kein einziger Lichtstrahl in das Innere des Black Towers. Es sah so aus, als ob der Black Tower in eine Schwarze Wolke gehüllt worden wäre. Gespenstisches Flüstern näherte sich ihr und rote Augen leuchteten in der Dunkelheit auf. Schweigend stand N vor dem Turm, er hatte die Frau an der Glastür gesehen, aber helfen konnte er ihr nicht. N konnte die Schreie im Turm hören, aber noch etwas anderes, etwas, dass ihn wirklich angst machte. Vielstimmiges, niederträchtiges Lachen. Feuerwehrleute und Polizisten stürmten an ihm vorbei und versuchten, in den Turm zu gelangen. Es wurde viel Gerufen, Hektik und Gewusel entstand. Schaulustige sammelten sich um den Turm und verrenkten sich die Hälse. Mitten unter ihnen schwebte, von allen unbemerkt außer von N, ein kleines, blaues Shuppet. „Der Tot ist groß Wir sind die seinen… Wenn wir uns mitten im Leben meinen Lachenden Munds, wagt er zu weinen… …mitten in uns….“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)