Scare me von Reid (Criminal Minds) ================================================================================ Kapitel 8: Klärende Gespräche ----------------------------- Spencer schniefte leise, wand sich ab und wischte sich mit dem Oberarm über die geröteten Augen. Ein feuchter Film aus Tränen blieb auf der blassen Haut zurück und veranlasste ihn zu einem tiefen Seufzen. Eine vorwitzige, dicke Träne schaffte es dennoch, über seine Wange zu rinnen, sein Kinn zu kitzeln und schließlich auf den Kragen seines Hemdes zu tropfen. „Bist du endlich fertig mit den Zwiebeln, ja?“ Derek hob gespielt anklagend eine Braue und löste sich von seiner Position am Herd, um einen prüfenden Blick auf das Werk seines jüngeren Kollegen zu werfen, welcher ob des deutlich hörbaren Spottes ein wenig die Lippen kräuselte. „Ich habe dir gesagt, dass es keine gute Idee ist, mich das machen zu lassen.“ murrte der und begann, sich mit einer Serviette die letzten Tränen aus den Augenwinkeln zu tupfen. Derek schnaubte leise und stieß den schlanken jungen Mann mit dem Ellbogen in die Rippen. „Untertreib mal nicht, du Theoretiker.“ lachte er und seine dunklen Augen blitzten spitzbübisch, als er darauf anspielte, dass Reids Argument, ein eben solcher Theoretiker zu sein nicht gefruchtet hatte. Er wurde dennoch dazu verdonnert, die Zwiebeln zu schneiden. „Du hast es nicht nur gesagt, du hast mir einen deiner Vorträge gehalten. Und diesmal hätte ich vielleicht auf dich hören sollen, wenn du noch länger gebraucht hättest, wären die schönen Ribeye Steaks jetzt vermutlich zäh wie Gummi.“ Mit einem neckenden Zwinkern legte er eine Hand an die schmale Hüfte Spencers, schob ihn sachte beiseite und nahm das Brett mit dem Auslöser ihrer kleinen Frotzelei, um die Zwiebeln in eine bereits gefettete Pfanne zu geben, wo sie sogleich nach einem Zischen zu brutzeln begannen. Ein köstlicher Duft lag über der großzügig geschnittenen Küche, und sogar ein Dr. Spencer Reid musste zugeben, dass ihm das Wasser im Munde zusammen lief. Wäre dieser elendige Tag normal abgelaufen, wobei normal in diesem Falle für seine Verhältnisse dessen stand, hätte er sich den Rest Nudeln vom Vortag mit einem Ei und etwas Schinken aufgebraten, was weniger von seiner Kreativität her rührte, als dem Gedanken, den Inhalt seines spärlich eingerichteten Kühlschrankes noch weiter zu dezimieren. Alles in Allem war er eben ein sehr pragmatischer Mensch. Kochen erfüllte den Zweck der anschließenden Nahrungsaufnahme, sich lange damit aufzuhalten widerstrebte völlig seinen Gewohnheiten. Meist machte er sich nicht einmal die Mühe, es zu tun. Erwiesenermaßen gab es auch eine Menge Tiefkühlprodukte, die den Bedarf an Nährstoffen ausreichend deckten. Hier unterschied der junge Doktor sich ganz eindeutig von Derek Morgan, der mit einer beeindruckenden Leidenschaft zu Gange war. Dies zeigte sich auch in der Art und Weise, wie die beiden Männer lebten. Reids Wohnung war klein und zweckmäßig. Er machte sich nichts aus Dekoration und Stilelementen. Die Dinge, die ihm gefielen, machten einen ganz eigenen Stilmix aus, über den vermutlich jeder Innenarchitekt die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen hätte. Derek hingegen bewohnte ein Haus in sehr modernem Design. Es gab viel Glas, klare Linien und jeder Raum war von Möbeln und sonstigem Inventar nahezu perfekt aufeinander abgestimmt. Der dunkelhäutige Agent musste ein Vermögen investiert haben, aber dieser Ort wirkte keineswegs protzig oder aufdringlich. Im Gegenteil, er lud dazu ein, sich wohl zu fühlen. Irgendwie. „Ich muss aber zugeben, dass ich noch nie so perfekt akkurat geschnittene Zwiebeln gesehen habe. Nicht schlecht, Kleiner.“ Schmunzelnd wendete Derek die beiden Steaks und rührte etwas in den Zwiebeln herum, um zu verhindern, dass sie anbrannten. Reid zuckte leicht die Achseln und konnte ein leichtes Grinsen nicht verwehren. Natürlich hatte er sich gegen diese Zwangsunterbringung gesträubt, sich mit allen Mitteln versucht gegen diese Entführung, wie er es nannte zu wehren, doch Derek Morgan war was das betraf hart wie Granit. Es gab vermutlich keinen zweiten Menschen auf dieser Welt, der es vermochte, derart intensive, anklagende und zugleich sanftmütige Blicke auszuteilen. Eines war zumindest gegeben, in der Gegenwart dieses Mannes konnte man sich sicher sein, dass man jemanden an seiner Seite hatte, der alles dafür tat, das man sich sicher fühlte. Und so würde das Gästezimmer direkt gegenüber des Schlafzimmers des dunkelhäutigen Mannes für die nächsten Tage sein Revier sein. „Woher weißt du eigentlich, wann es gut ist?“ fragte der junge Statistiker nun und warf einen skeptischen Blick auf das köstlich duftende Fleisch. Er selbst hatte bisher nämlich absolut kein glückliches Händchen bewiesen, wenn es darum ging, die perfekte Garstufe zu erreichen. Egal was er tat, das Endergebnis war eine trockene, zähe Schuhsohle. Um seine Technik jedoch zu perfektionieren fehlte ihm die Geduld, es gab andere Dinge, die er als wichtiger empfand, doch jetzt zeigte er ehrliches Interesse an dem, was Derek hier zauberte. „Wenn sich auf dem Fleisch etwas Flüssigkeit absetzt, wende ich es. Und wenn sich der Vorgang wiederholt, ist es genau richtig. Die Meisten machen den Fehler, dass sie das Steak ständig hin und her drehen, aber das ist Unsinn.“ Spencer nickte leicht. Er hatte bisher auch zu diesen 'Meisten' gehört. Vielleicht würde er sich diesen Tipp zu Herzen nehmen, wenn er das nächste Mal den Kochlöffel zu schwingen gedachte. Nun beschränkte er sich gerne darauf zu assistieren und die Teller zu halten, während Derek ihnen auffüllte. Und so saßen sich die beiden Agents wenig später schweigend an dem großen Glastisch gegenüber und genossen die wirklich leckere Mahlzeit. Offenbar schien der Kniff wirklich zu funktionieren, auch wenn die Portion für den Jüngeren der beiden eindeutig zu groß war, um sie vollkommen zu packen. Zufrieden und gesättigt lehnte er sich zurück und fühlte sich gleich viel kräftiger, als noch wenige Stunden zuvor. „Hat es dir geschmeckt?“ Morgan schob seinen Teller ein Stückchen von sich und blickte mit einem milden Lächeln über den Tisch. „Ja, sehr gut, danke.“ „Schön.“ Derek stand auf, griff nach den Tellern und schüttelte, als Spencer ebenfalls aufstehen wollte, um ihm zu helfen, den Kopf. „Nicht nötig, ich stell die Sachen nur eben in den Geschirrspüler.“ Reid griff nach seinem Wasserglas, nippte daran und folgte seinem Kollegen mit dem Blick in die offene Küche, wo dieser sich daran machte, etwas Ordnung zu schaffen. Wenig später wand er sich wieder um und stützte sich mit den Händen auf der Arbeitsplatte ab, während er den schlanken jungen Mann intensiv musterte. „Hör zu Reid... es tut mir leid, ich hätte dich vorhin im Auto nicht so provozieren sollen.“ „Schon okay. Ich hab auch überreagiert.“ „Ja, das hast du möglicherweise, aber genau das wollte ich immerhin auch. Ich hab nur einen denkbar schlechten Zeitpunkt dafür ausgewählt.“ „Das mit dem... Stalker konntest du nicht wissen.“ Noch immer fiel es ihm schwer, dieses Wort auszusprechen, doch leider war es genau die treffende Bezeichnung. „Ich wusste ja selbst bis ich die Fotos gesehen habe nicht, dass mich jemand beobachtet.“ Er schluckte und nippte erneut an dem Glas. „Aber was soll das heißen, du wolltest, dass ich überreagiere?“ Derek strich sich mit einer Hand über das Gesicht und versuchte offenbar die passenden Worte zu finden. Es dauerte eine Weile, bis er offenbar Erfolg hatte. „Ich hab das Gefühl, dass du dich mir gegenüber ziemlich distanziert verhältst. Und das nicht erst seit dem Unfall mit der Waffe, sondern seit dem Abend, an dem du mich geküsst hast. Und ja, Reid, natürlich weiß ich, dass es ein Versehen war. Aber es war nur ein Kuss, warum musst du da so eine große Sache draus machen?“ Nun war es Spence, der ein wenig Zeit brauchte, um sich zu sammeln. Himmel, ja, diese Sache nagte an ihm. Er musste ständig daran denken, verdammt und auch jetzt spürte er, wie sich die altbekannte Hitze auf seine Wangen legte. „Vielleicht ist es genau das? Ich wusste, dass du mich ständig damit aufziehen würdest. Für mich ist es nunmal eine große Sache, okay?“ Es lag noch viel mehr hinter seiner nun wieder aufsteigenden Wut, so vieles, das unausgesprochen blieb. Auch Derek schien nicht voll und ganz zufrieden mit dieser sehr dürftigen Erklärung. Es stand deutlich in seinem Blick, als er den Tresen umrundete und sich neben Reid stellte, skeptisch auf den jungen Mann hinab blickend, der seinen dunklen Augen trotzig entgegen funkelte. Sie beide wussten, dass es geknistert hatte, in diesem kurzen Augenblick, bevor jeder von ihnen realisiert hatte, was gerade geschehen war, bevor Spencer angefangen hatte zu stammeln und dem tiefen Blick ausgewichen war, dem er unmöglich hätte stand halten können. „Gut, wie du meinst.“ die dunkle Stimme klang leise, aber plötzlich um einiges näher als zuvor. Derek Morgan hatte sich hinabgebeugt, die Hand unter das Kinn seines Kollegen gelegt und dessen Gesicht somit etwas angehoben. Spencer spürte, wie der warme Atem über seine Lippen strich. Er wollte etwas sagen, den Mann von sich stoßen, doch er konnte nicht. Der Teil in ihm, der sehnsüchtig auf das wartete, was unweigerlich geschehen würde, war stärker. Und dann küssten diese weichen Lippen ihn. Vier Sekunden in denen sein Körper schier zu kochen begann, die ausreichten, um ihn zittern zu lassen, doch ehe er verstand, was hier gerade mit ihm passierte, war es schon wieder vorbei. „Jetzt sind wir quitt, Prettyboy.“ vernahm er Morgans Stimme dicht an seinem Ohr. Der Dunkelhäutige richtete sich auf und zwinkerte schelmisch. „Du solltest schlafen gehen. Es war ein langer Tag.“ und damit drehte er sich um und ging. Einfach so. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)