Weihnachtszeit mal anders von Nightalp ================================================================================ Kapitel 22: 22.12.200X ---------------------- 22.12.20XX Nachdem sie das Mädchen gefunden hatten – bzw. nachdem Xaviers Freund das Mädchen gefunden hatte – hatte es nicht lange gedauert, bis sie auch den Rest herausgefunden hatten. Oder, um es genauer auszudrücken: Bis Holmes den Rest herausgefunden hatte. Es fuchste sie immer noch, dass sie das Mädchen nicht entdeckt hatten. Carter hatte alle Akten zu dem Fall durchsucht und nur eine kurze Eintragung gefunden, die überhaupt auf die Existenz des Mädchens hindeutete. Allerdings hatte der zuständige Beamte es offenbar nicht für notwendig gehalten, sie auch zu verhören, was sie für gleichzeitig sehr merkwürdig und sehr nachlässig hielt. Hätte Xavier sie nicht darauf hingewiesen, dass das Mädchen – Mica - ebenfalls eine starke Mutantin war und ihre Fähigkeit darin lag, sich zu verbergen, sie hätte den zuständigen Beamten ohne zu zögern gefeuert. Allerdings war das nicht das einzige Merkwürdige gewesen. Denn sobald das Mädchen ihnen von ihren Beobachtungen erzählt hatte, hatte Holmes einen kurzen Anruf getätigt und ihnen im Anschluss daran verkündet, wen sie suchen mussten – und wo. Carter schüttelte den Kopf, während sie einen weiteren kurzen Blick auf das Foto in ihrem Schoß warf. Richard Smith sah nicht aus wie jemand, der in Banken einbrach. Genaugenommen sah er auf diesem Foto eher aus wie jemand, dem diese Banken gehörten. Wie Holmes darauf gekommen war, diesen Mann überhaupt zu verdächtigen … Nun ja. Er hatte es ihnen natürlich in allen Einzelheiten dargelegt – mit einer Miene, als spreche er zu einer Gruppe Kleinkinder – und sie dann gedrängt, sich zu beeilen, sonst wäre er oder aber sein Komplize – und der Rest der Bande Krimineller, der er angehörte – schon längst wieder wie vom Erdboden verschluckt. Carter hatte ihn vermutlich einige Sekunden mit offenem Mund angestarrt. Sie war noch niemals jemandem wie ihm begegnet. Xavier war ebenfalls überrascht gewesen, aber mehr von der Schlussfolgerung als von der Tatsache, dass Holmes sie gezogen hatte. Watson hatte ebenso gleichmütig wie immer geblickt und angesichts ihres Erstaunens nur mit den Schultern gezuckt und gemeint: Nach ein paar Jahren gewöhnt man sich daran. Sie schüttelte den Kopf und sah aus dem Autofenster hinüber zu dem riesigen schmiedeeisernen Tor, hinter dem sich die Villa des Anführers der Bande befand. Nach allem, was ihre Beamten in den letzten 24 Stunden zusammen getragen hatten, war es offenbar eine Gruppe, die sich dem Ziel verschrieben hatten, eine Elite – Menschen, die hübscher, klüger, sportlicher oder auch einfach nur reicher als andere waren – zu unterstützen und im Endeffekt die Welt zu beherrschen. Carter fragte sich, warum sie sich überhaupt die Mühe machten. Eigentlich waren es doch die Reichen und Berühmten denen die Welt gehörte. Allerdings war ihnen das offensichtlich nicht genug gewesen und so hatten sie sich zusammen gerottet und mit legalen und illegalen Bemühungen versucht, die Welt in den Abgrund zu stürzen – um dann als strahlende Retter und Sieger daraus hervorzugehen. Ein lauter Knall lenkte sie ab und ihren Blick erneut zu dem Tor hin. Vor einiger Zeit waren Männer der mobilen Einsatztruppe sowie Scharfschützen hineingeschickt worden – sie als Agentin im Innendienst, wie sie es ja offiziell war, hatten natürlich im Wagen warten müssen – und anscheinend lief nicht alles wie geplant. Große Überraschung. Es kostete sie Mühe, nicht von einer Seite zur anderen zu zappeln, aber der spöttische Blick, der sie traf, wann immer sie sich nicht ausreichend kontrollierte, half. Sie mochte diesen Holmes wirklich nicht. Endlich knackte ihr Kommunikationsgerät und der Einsatzleiter teilte ihr mit, dass die Lage unter Kontrolle gebracht und niemand verletzt worden war. Außerdem hatte man Richard Smith festgenommen. Einen Mann, auf den die Beschreibung der zweiten Person passte, hatte man nicht gefunden. „Polizisten.“, sagte Holmes von ihrer Rückbank. Das kratzte an Carters Berufsehre. Bei ihm klang es wie Versager. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)