Miscast von Rockryu (Wenn die Prinzessin den Prinzen retten soll) ================================================================================ Prolog: Eine männliche Prinzessin? ---------------------------------- Ich habe mich entschlossen, eine neue, kürzere und weniger makabere Version des Prologs hochzuladen. Ich hoffe, er gefällt. *** Der König von Großwaldreich saß in seiner Kammer und rieb sich die Schläfen. Es war gerade mal Mittag und es war heute schon alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte. Die zweite Schwangerschaft seiner Frau hatte ihren Tribut gefordert: Ihr Leben. Nun würden seine Kinder ohne Mutter aufwachsen. Sein ältester Sohn Taiji war mit knapp zwei Jahren zu jung, um sich je an sie erinnern zu können und die Zwillinge… Er machte sich Vorwürfe. Die Hexe, die mit der Überprüfung der Signaturen betraut gewesen war, hatte schon ab dem fünften Monat immer wieder gewarnt, dass die zierliche Frau weder dafür gebaut war, Zwillinge auszutragen, noch gesundheitlich im besten Zustand war, aber niemand, auch nicht er, hatte auf sie gehört. Und nun war seine Frau tot. „Du wirst nicht ewig in Schuldgefühlen versinken können. Du wirst gebraucht.“ Er hatte gar nicht mitbekommen, dass die alte Hexe sein Gemach betreten hatte. Wie immer war sie gnadenlos ehrlich und legte nicht den geringsten Wert auf Formalitäten. Im Moment war er sehr dankbar dafür, denn er fühlte sich nicht gerade majestätisch. „Machst du dir Sorgen um deinen Sohn?“ Ah, da war sie, die andere Sache. Bei der Geburt jedes Königskindes wurden die magischen Signaturen geprüft, eigentlich eine reine Routinesache. Jeder Mensch hatte eine magische Signatur, sie beeinflusste die eigenen magischen Fähigkeiten und die Wirksamkeit von Zauberei auf die Person. Diese Signatur wurde nach einem nicht allzu einfachen Muster vererbt und die meisten Menschen waren „Volk“. Einige Leute wurden als Schelme geboren, sie verfügten über Humor und Glück und beherrschten einige interessant Illusionstricks, außerdem waren sie gegen viele Zauber immun. „Gesinde“ waren Leute, die sich durch Treue und praktische Veranlagung, oft auch durch Expertise auszeichneten und mehr oder weniger zum Dienen geboren waren. Hexen und Zauberer verfügten über starke eigene Magie, in der sie sich allerdings voneinander unterschieden, ganz blickte der König da nicht durch. Die meisten adeligen Männer wurden als Ritter geboren, die Frauen als Damen. Und schließlich gab es da noch die königlichen Signaturen, Prinzen und Prinzessinnen. Diese waren im Bezug auf ihre magischen Eigenschaften auch automatisch Ritter und Damen, aber unter diesen etwas Besonderes. Königskinder wurden immer Prinzen oder Prinzessinnen. Wenn nun allerdings… „Ich verstehe immer noch nicht, wie das passieren konnte“, sagte der König zur Hexe. Sie grinste. Das hatte sie auch getan, als sie die Signaturen seiner Zwillinge geprüft hatte. Zwei prächtige blonde Jungen, sahen sich ansonsten aber absolut nicht ähnlich. „Tja, so was kommt vor. Oder was glaubt ihr, warum die Signaturen überprüft werden müssen? Weil eine Königin Gesinde zur Welt bringen könnte, oder wie?“ „Aber… Prinzessinnen sollten doch Frauen sein, oder etwa nicht?“ Sie hatte ihm feixend verkündet, dass der Erstgeborene der beiden Jungen eine Prinzessin war. Er hatte es für einen schlechten Scherz halten wollen, aber das war nicht ihre Art. „Ja, eigentlich sollten Prinzessinnen Frauen sein und Prinzen Männer. Aber in einem von 800 Fällen sind sie es nicht.“ „Und was bedeutet das jetzt? Was soll ich denn jetzt mit ihm machen?“ „Er ist eine Prinzessin. Seine Aufgabe ist es, dem Land seine Liebe zu schenken und irgendwann einen Prinzen, Ritter oder verdienten Helden zu heiraten. Da diese in den wenigsten Fällen weiblich sind, musst du ihn von der Thronfolge ausschließen. Aber du darfst ihn nicht verstoßen, das Geschick des Landes ist auf subtile Weise mit denen seiner Prinzen und Prinzessinnen verbunden. Und was sie jeweils sind, spielt durchaus eine Rolle. Du musst ihn zur Prinzessin erziehen.“ Lassen, fügte sie im Stillen hinzu. „Und nun soll ich ihn erziehen wie eine Frau?“ „Nein, wie eine Prinzessin, aber er soll sich im Klaren sein, dass er ein Mann ist. Mach dir darüber nicht zu viele Gedanken. Lass ihm einfach ein paar Freiheiten und er wird seinen Weg selbst finden. Die königlichen Signaturen sind stark.“ Als sie seinen sorgenvollen Gesichtsausdruck sah, sprach sie weiter. „Natürlich ist Yoshiki keine gewöhnliche Prinzessin. Er ist etwas Besonderes. Und das prädestiniert ihn dafür, schwere Aufgaben zu meistern. Also hab keine Angst.“ „Das sagst du so leicht. Wie soll ich das nur den Leuten erklären?“ Ihre Augen verengten sich vor Wut. „Ach, DAS ist es was dir Sorgen macht! Liebst du ihn?“ „Was? Warum…“ „Liebst du deinen Sohn, König?“ „Ja, ich liebe ihn. Ich weiß nur nicht, wie ich ihn beschützen soll.“ Sofort wurde ihr Gesicht wieder sanft. „Sei für ihn da und gib ihm einen Erzieher zur Seite, den es nicht stört. Ich rate zu einer Hexe, die wissen, dass so was einfach vorkommt.“ Der König überlegte eine Weile. „Würdest du ihn erziehen?“ „Wenn ihr dies wünscht.“ Auch wenn die Hexe ihre Überraschung gut verbarg, entging sie dem König nicht. „Es würde mich sehr erleichtern“, sagte er ehrlich und fügte nach kurzer Pause hinzu: „Du hattest von Anfang an Recht, wir hätten auf dich hören sollen.“ „Lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern“, brummte sie nur. „Willst du der Prinzessin einen Namen geben?“, fragte er. „Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin.“ „Es sind deine Kinder“, ermahnte sie, schlug dann aber vor: „Sag mir, wie du ihn nennen würdest und ich sage, ob das geht.“ „Den Prinzen wollte ich Toshi nennen“, sagte er zögernd und sie nickte. Das war ein sehr positiver Name. Er bedeutete soviel wie Vorteil, oder Gewinn. „…Yoshiki?“ Er zögerte, aber sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Ein exzellenter Name, der kein Geschlecht initiierte und mit der Bedeutung „exzellentes Holz“ eine wahre Anerkennung für eine männliche Prinzessin darstellte. „Nun denn, feiern wir die Geburt der Königskinder Prinzessin Yoshiki und Prinz Toshi“, beschloss die Hexe und zog eine Flasche Wein unter ihrem Umhang hervor. *** Also, mir gefällt es so besser. LG, Dragon Kapitel 1: Eine ganz normale Burg und ihre gar nicht so normalen Bewohner ------------------------------------------------------------------------- Hurra, es geht schon weiter. Dieses Kapitel ist immer noch Schwachsinn, aber immerhin lustiger als der Prolog. Enjoy! *** Ein wüster Fluch zerriss die Abendstille. Daraufhin war ein lautes Poltern zu hören, eilige Schritte und eine nicht minder wüste Schimpftirade. „hide, du %/*>=, ich habe dir schon (%%*#< tausendmal gesagt, du sollst #^/*\% die Finger von MEINEM Nagellack lassen, ist das so //=*+*# schwer zu verstehen?“ „Jetzt geht das wieder los“, murrte Heath leise, während er mit dem Schürhacken im Kaminfeuer herumstocherte. Prinz Toshi auf dem Sessel davor unterbrach seine Lektüre. „Mittlerweile sollte hide es aber langsam verstanden haben“, murmelte er und las dann einfach weiter. Heath seufzte und kümmerte sich nicht weiter darum. In den wenigen Jahren, die er jetzt Prinz Toshis Knappe war, hatte er zumindest gelernt, dass man sich auf dessen sechsten Sinn für seine „Schwester“ verlassen konnte. Wenn er keinen Grund zum Eingreifen sah, gab es auch keinen. Er stand auf und ging zum Fenster. Wie üblich standen unten vor der Burg Adlerstein ein paar junge Bauernmädchen. Und die wollten definitiv nicht hinein. Kurz nachdem Heath Prinz Toshis Knappe geworden war, waren die Zwillinge nach Burg Adlerstein gezogen. Diese gehörte zwar noch zu Adlerstein, lag aber recht nah an Wildberg, das vom schwarzen Ritter beherrscht wurde. König Taiji – oder besser gesagt, dessen Frau – hatte seinen Geschwistern das Fürstentum Adlerstein gegeben, in der Hoffnung, sie würden dadurch Einfluss auf den schwarzen Ritter nehmen können. Der hatte sich zwar bisher nichts zuschulden kommen lassen, aber er war sehr undurchsichtig und das sprichwörtliche schwarze Schaf auf jeder Feier, vorausgesetzt, er tauchte überhaupt auf. Von diesem war in all den Jahren nichts zu sehen und zu hören gewesen, aber Prinzessin Yoshiki und Prinz Toshi vertrugen sich wunderbar mit den Leuten hier. Unter diesen hatte sich bald die Freizeitbeschäftigung entwickelt, abends vor die Burg zu kommen, um von ihrer Prinzessin entweder mit einem zugegebenermaßen hervorragenden Pianokonzert oder einer amüsanten Lehrstunde zur Verwendung von Schimpfwörtern oder beidem erfreut zu werden. Sie wurden selten enttäuscht. Heath konnte akustisch genau orten, wo Yoshiki seinem besten Freund, beziehungsweise seiner Leibhexe, hinterher jagte. Gleich würden sie hier sein und hide würde hereinstürmen, in der Hoffnung, dass Toshi ihn rettete. Rums! „Toshi, Hilfe, er will mir den Hals umdrehen!“ Rumpel! „=**%# <+*%*)/ hide!“ „hide!“ Krach! „Beruhige dich, Yo-chan. Das bisschen Nagellack ist es nicht wert, das wir neue Möbel kaufen müssen, oder du dich gar verletzt.“ „Woher weißt du von dem Nagellack?“ „Du warst laut genug.“ Und Heath war dankbar, dass er am Fenster stand. Alles in allem ein ganz normaler Abend auf Burg Adlerstein. Heath würde sich ewig weigern, einzugestehen, dass er es vermissen würde, sollte es eines Tages aufhören. Jetzt brauchte er erst mal was zu trinken, aber er würde sich definitiv nicht an Yoshikis Vorräten vergehen, schließlich war er noch nicht so lebensmüde wie hide. Patas „Zimmer“ lag im Erdgeschoss und war eigentlich ein Saal. Es zog hier immer ein wenig, da die Abwässer der Toilette direkt durch ein Loch in der Wand nach draußen geleitet wurden. Der Boden war mit Stroh ausgelegt, an den Wänden hingen Heunetze und neben der großen Wassertränke stand ein noch größerer Schrank. Das große, braune Pferd mit der dichten, langen, lockigen Mähne kaute gemächlich auf etwas Heu herum. Er nahm Heaths Anwesenheit lediglich mit einem kurzen Blick zur Kenntnis. „Nagellack!“ knurrte Heath. Pata kaute ungerührt weiter. „Ich meine… NAGELLACK! Und es sind Männer!“ „Jetzt nimm dir schon was“, gluckste Pata amüsiert, aber immer noch die Ruhe selbst. Der ist kein Streitross sondern ein fauler Ackergaul, dachte Heath, ging zum Schrank und griff zielstrebig etwas Hochprozentiges heraus. Auf Patas Vorräte war Verlass und er würde immer teilen, und sei es, um seine Ruhe zu haben. „hide gehen wohl langsam die Ideen aus“, murmelte der ruhige Hengst und Heath tat so, als hätte er nichts gehört. Pata war eine angenehme Gesellschaft. Er war zwar ein verdammtes sprechendes Pferd, aber immerhin ein schweigsames sprechendes Pferd. Heath verlor so schnell die Nerven in letzter Zeit, stellte Pata derweil fest. Wahrscheinlich war es Schlafmangel. Heath konnte bei Regen nicht schlafen und es hatte sehr oft geregnet in letzter Zeit. Zufrieden des Rätsels Lösung gefunden zu haben, ging Pata selbst zum Schrank um sich etwas zu gönnen. Er war immerhin ein Alkoholgourmet. Noch ein kurzer Blick in die hintere Ecke. Ja, der kleine rote Kater Mo schlief friedlich und würde nichts abhaben wollen. Na denn Prost! Heath hatte sich schon halb durch die Flasche gearbeitet, als sich die Tür zu Patas Zimmer leise öffnete. Von irgendwoher war eine sanfte Pianomelodie zu hören. hide schob sich vorsichtig in den Raum. Heath beachtete ihn nicht. „Heath-chan? Bist du jetzt böse auf uns?“ „Hicks“ „Heath-chan?“ „Hicks“ „Pata! Was hast du ihm gegeben?“ Es war ja nicht so, dass Heath keinen Alkohol vertrug. Aber eine halbe Flasche Süßfelder Sauerkirschenschnaps hätte sogar Pata umgehauen… Na gut, den nicht, aber jeden anderen schon. hide hatte ihn kurzerhand in Prinzessin Yoshikis Bett verfrachtet. Es war einfach das Bequemste und Yoshiki würde nur so lange meckern, bis er Heaths Zustand gesehen hatte. „Hat der Idiot sich etwa zuviel hinter die Binde gekippt?“ Oder gar nicht. Yoshiki mochte zickig und aufbrausend sein, wenn es um seine Freunde ging, war auf ihn Verlass. „Süßfelder“, antwortete hide nur. Yoshiki fluchte. Toshi, der hinter ihm aufgetaucht war, seufzte. „Er ist so reizbar in letzter Zeit.“ „Pata meint, dass er wahrscheinlich zuwenig geschlafen hat. Ich kann ihm vor dem Kater seines Lebens bewahren, aber er wird einige Tage durchschlafen.“ „Mach nur, ich schlaf’ so lange bei To-chan“, meinte Yoshiki, nun wieder quietschvergnügt und machte sich daran, seinen Bruder durch zu knuddeln. Toshi wehrte sich nicht. Zum einen hätte es eh keinen Sinn und zum anderen kuschelte er gern mit seiner Prinzessin. hide hob seinen Stab, um den entsprechenden Zauber zu wirken. Pata hatte sich nach Heaths Zustand erkundigt, was nicht einfach für ihn war, denn auf vier Hufen die Treppen raufzusteigen, war eine wahre Herausforderung. Ihm graute jetzt schon vor dem Abstieg. Aber bis dahin machte er es sich mit Yoshiki, Toshi und hide im Kaminzimmer gemütlich und schaute Mo dabei zu, wie er mit hide spielte. Die Sonne war längst untergegangen und Pata spielte mit dem Gedanken, die ganze Nacht hier zu verbringen. Bei Dunkelheit die Treppen runterzustolpern war keine angenehme Vorstellung. Da flog – mal wieder - krachend die Tür auf. „Yoshiki, du hast Besuch“, vermeldete Burgverwalter Kaoru völlig atem- und respektlos. Er und die ihm direkt unterstehenden Diener, die Zofen Shinya und Toshiya (natürlich hat eine männliche Prinzessin auch männliche Zofen) und die Kammerdiener Die und Kyo (den du frühmorgens lieber nicht in deinem Schlafzimmer haben willst) zeichneten sich unter anderem durch ihre völlige Ignoranz gegenüber Respektspersonen und Titeln aus. Sie taten, was ihnen gesagt wurde, solang sie dafür anständig bezahlt wurden. Andererseits konnte man nur dann für eine Prinzessin wie Yoshiki arbeiten, wenn man sowieso keinen Respekt vor dem Adel hatte oder total verrückt war. Auf Kaoru und seine Truppe traf beides zu. „Welcher {=##*%\ Depp stört uns jetzt noch, wo es doch so }<*+%%/ spät ist“, knurrte Yoshiki und arbeitete sich fluchend und bar jeglicher Eleganz aus seinem Sessel. „Der Depp sagte, dass er Prinz Engelbert heißt und gerade direkt von der Königsresidenz kommt“, bemerkte Kaoru hilfreich. „Und was will er? Ist das etwa wieder einer von den %+~#*, die bei Taiji um meine Hand anhalten und dann hierher weitergeschickt werden?“ „Richtig geraten, Chef. Soll ich ihn wegschicken“ „Spinnst du? Taiji reißt mir den Kopf ab, und wenn nicht, dann tut’s seine Schnalle. Lass das Gästezimmer fertig machen und hol ihn rein.“ Yoshiki gestattete sich erst ein Seufzen, als Kaoru außer Hörweite war. Er kam nicht besonders gut mit Taijis Königin klar, das beruhte auf Gegenseitigkeit. Aber sie hatten sich arrangiert: Die Königin ließ ihn in Ruhe und er gab seinen Freiern wenigstens eine Chance. Nun ja, bisher waren sie immer von selber wieder abgehauen. Prinz Engelbert wurde ins Kaminzimmer geführt, auf einen Sessel bugsiert und bekam einen Teller mit Essen in die Hand gedrückt, mit den Worten: „Da. Wenn du’s Klo suchst, frag jemand anderen.“ Und schon war Kyo wieder weg. Der fremde Prinz war noch nicht fertig damit, ihm entsetzt hinterher zu starren, da ließ ihn eine weitere Stimme aufschrecken. „Ihr Essen wird kalt.“ Diese Worte stammten von der Hexe, die ihm gegenüber saß. Sie war recht hübsch, hatte einen Edelstein auf der Stirn, die langen Haare waren weißblond und… rosa? Auch die Fingernägel und das Innere des schwarzen Umhangs waren rosa. Und die Stimme klang recht seltsam. Aber der Stab, der am Sessel lehnte, schien ganz normal. In seiner Verwirrung blieb ihm nichts anderes übrig, als zu essen und seine Gastgeber dabei zu betrachten. Auch Prinz Toshi war ganz in schwarz gekleidet und sein langes, blondes Haar fiel ihm lose über die Schultern. Er lächelte ihren Gast aufmunternd an. „Ihr habt sicher eine lange Reise hinter euch. Ich bin Prinz Toshi. Seid willkommen auf Burg Adlerstein, Prinz Engelbert.“ Ein normaler Mensch, dachte Prinz Engelbert erleichtert, aber da er den Mund voll hatte, konnte er nur dankbar lächeln und nicken. Sein Blick fiel auf Prinzessin Yoshiki. Er blinzelte und schaute noch mal hin. Ja, das war tatsächlich ein Mann, auch wenn man sehr genau hinsehen musste, um das zu bemerken. Lange, blonde Locken wallten ihm um die Schultern, das feine Gesicht geschmackvoll geschminkt, die Nägel sorgfältig gepflegt und lackiert, gekleidet war er in einen blauen Mantel, der sich erst bei näherem Hinsehen als solcher entpuppte. Ein wenig geändert und es wäre ein Kleid, dass dem Geschmack jeder weiblichen Prinzessin Ehre gemacht hätte. Aber er war weit genug ausgeschnitten, dass man sehen konnte, dass es sich bei dieser um einen Mann handelte. Darunter trug er schwarze Spitzenstrumpfhosen und flache schwarze Schuhe. Er war zweifelsohne schön und Prinz Engelbert gedachte nicht, seine Bitte an König Taiji zurückzunehmen. Sein Blick schweifte weiter und er hätte beinahe sein Essen ausgespuckt. In der Ecke lag ein Pferd. Ein Pferd! Es hatte eine lange, lockige braune Mähne und grub seine Nase vorsichtig in das Fell einer kleinen Katze, die zwischen seinen Vorderbeinen lag. „Guten Abend, Herr“, meinte es abwesend, aber freundlich, als es seinen Blick bemerkte, bevor es sich wieder der Katze widmete. Auch Toshi hatte seinen Blick bemerkt. „Pata ist ein falladasches Streitross“, erklärte er. „Und ich dachte, das wäre eine Legende“, staunte Prinz Engelbert. „Dachten wir auch, bis wir ihn als kleines Fohlen geschenkt bekamen.“ „Ich habe gehört, die können auch menschliche Gestalt annehmen.“ „Keine Ahnung, Pata jedenfalls hat das noch nie gemacht.“ „Darf ich fragen, wer die Dame ist?“ „Ich bin Prinzessin Yoshiki, du +*)%#%!“ Prinz Engelbert zuckte erschrocken zusammen. Der Kontrast zwischen der eindeutig männlichen, aber sanften Stimme und dem harschen Ton mit dem vulgären Ausdruck war beängstigend und schüchterte ihn ein. „Yoshiki!“, maßregelte ihn Prinz Toshi. „Eigentlich meinte ich die Hexe“, bemerkte Prinz Engelbert kleinlaut. „Ich bin hide, Prinzessin Yoshikis Leibhexe“, meinte sie amüsiert, „und ich bin auch ein Mann.“ Prinz Engelbert schluckte. „Verzeihung.“ Eine Weile herrschte peinliches Schweigen. Schließlich wagte Prinz Engelbert einen neuen Versuch. „Ihr solltet diesen Diener entlassen.“ „Kyo? Der ist doch immer so“, meinte Prinz Toshi. „Was?“ „Er tut seine Arbeit gewissenhaft, ist eben ein wenig übellaunig. Aber deswegen muss ich ihn doch nicht gleich entlassen. Außerdem ist Yo-chan hier für Einstellungen und Entlassungen zuständig.“ „Er hat keinerlei Respekt gezeigt!“ „Ich denke, es ist respektvoll genug, seine Arbeit ordentlich zu machen.“ „Aber so ein Ton! Das geht doch nicht!“ „Uns stört es nicht.“ „Aber solche Umgangsformen sind das schlechteste Niveau, das man haben kann. So jemand gehört nicht in die Umgebung edler Leute!“ Yoshiki hatte sich bisher mit dem Reden zurückgehalten, Smalltalk war nicht seine Sache. Aber hierbei konnte er nicht an sich halten. Er sprang auf und packte den Prinzen am Kragen. „Jetzt hör mal zu, du \##+*//%, ich habe Kyo sicher nicht eingestellt, damit er hier nur buckelt. Meine Diener sollen ihre Arbeit tun und ihr Gehirn benutzen und nicht schleimen. Außerdem ist er mein Freund und wenn du noch ein schlechtes Wort über MEIN Personal sagst, fliegst du hochkant, Freundchen!“ Prinz Engelbert nickte verschreckt, für eine so zierliche Person hatte die Prinzessin erstaunlich viel Kraft. Im Hintergrund konnte man hide leise kichern hören. Aber erst als Prinz Toshi ihm eine Hand auf die Schulter legte und „bitte, Yo-chan“ sagte, ließ er den Gast los, der erleichtert in den Sessel zurückfiel. Das Essen hatte sich derweil gleichmäßig auf dem Boden verteilt. Nach einer Weile des Schweigens fragte Toshi: „Werdet ihr länger hier bleiben, Prinz Engelbert?“ „Oh nein, ich bin nur auf der Durchreise“, log dieser, „ich gehe morgen wieder.“ Der hat sich aber schnell abschrecken lassen, dachte hide. Yoshiki schnaubte achselzuckend und Toshi zwang sich zum Lächeln. Erst hatten sich Yo-chan und hide wegen Nagellack gestritten – mal wieder – und jetzt lag sein Knappe mit einer Alkoholvergiftung in Yo-chans Bett, dieser hatte mal wieder einen Verehrer erfolgreich vergrault, der Boden war mit Essen voll gesaut und er musste dringend schlafen. Alles in allem ein ganz normaler Tag auf Burg Adlerstein. *** Ja, Pata ist in dieser Geschichte ein Pferd. Wen das stört, der muss es ja nicht lesen. Ansonsten sehen wir uns beim nächsten Kapitel. LG, Dragon Kapitel 2: Die Zauberin Georgia Eiyû ------------------------------------ Ich fass es nicht, ich schreibe gerade an Kapitel 5! Ich würde es ja sofort hochladen, aber so schnell kommt animexx nicht mit dem Freischalten hinterher, und ich lade immer erst hoch, wenn das vorherige Kapitel freigeschaltet ist. Nun ja, wer wünsche äußern will, kann das immer noch tun, was noch nicht up ist, kann ich immer noch ändern. Wow, so schnell hab ich noch nie geschrieben, es macht einfach einen Heidenspaß. Euch hoffentlich auch. *** Es war ein angenehm warmer Nachmittag. Heath war aus seinem Alkoholkoma erwacht und redete nun nicht mehr mit Pata (was nicht weiter auffiel, da niemand viel mit Pata sprach. Das beruhte auf Gegenseitigkeit). Shinya bürstete Yoshikis Haar, während er sehnsüchtig auf die hochwertige Sammlung Lippenstifte auf dem Schminktisch schielte. Toshiya sah aus dem Fenster. Plötzlich merkte er auf. „Hey Yosh, wir kriegen Besuch.“ „Schon wieder ein Freier?“, fragte Yoshiki genervt. „N Weib. Mit prächtigen Möpsen, soweit ich das von hier oben sehen kann.“ „Das wäre mal ein Freier, der mir gefiele.“ Die Bewohner der Burg traten in voller Mannschaftsstärke an, um den ungewöhnlichen Gast im Hof zu begrüßen. Kaoru öffnete das Tor und die Frau trat ein. Sie war tatsächlich gut ausgestattet, allerdings nicht überdurchschnittlich. Ihre Haare waren zu einem Zopf hochgesteckt und sie ging auf hochhackigen Stiefeln. Das Kleid war an einer Seite geschlitzt, schulterfrei, großzügig ausgeschnitten (wodurch ihre Oberweite noch größer wirkte) und mit einem Sternenmuster verziert. In einer Hand hielt sie einen golden verzierten Elfenbeinstab mit einem Amethyst auf der Spitze. „Eine Hexe?“, wisperte Heath hide leise zu. „Nein, eine Zauberin. Keine Hexe würde so rumlaufen“, flüsterte hide zurück. Heath unterließ es, hide auf seinen eigenen exzentrischen Kleidungsstil hinzuweisen. „Willkommen auf Burg Adlerstein“, übernahm Yoshiki die Begrüßung. „Können wir euch helfen?“ „Wisst ihr näheres über den Aufenthalt des Drachen?“ „D- Drache?“ „Ja, hier in der Nähe gibt es einen Drachen. Und den will ich aufspüren und erlegen.“ „Er hat sich bisher nicht bemerkbar gemacht. Dürfen wir ihnen trotzdem unsere Gastfreundschaft anbieten?“ Die Zauberin musterte Yoshiki mit etwas, das stark an Ekel erinnerte. „In deinem Bett oder was?“ „Im Gästezimmer natürlich, du Schlampe!“, feuerte er beleidigt zurück. „Annehmbar“, meinte sie nur hochnäsig. „Wie heißt ihr eigentlich“, versuchte Toshi die Situation zu deeskalieren. Ihr Blick fiel zum ersten Mal auf ihn. Ihr Gesicht verzog sich zu einem strahlenden Lächeln und ihr Ton wurde plötzlich viel freundlicher. „Ich bin die Zauberin Georgia Eiyû, Drachentöterin und Herrin des verlorenen Schlosses, mein Prinz. Und ich würde mich freuen, für heute euer Gast zu sein.“ Toshi blinzelte. So gut hatte das mit der Deeskalation noch nie funktioniert. „Ähm, dann zeige ich euch jetzt euer Zimmer. Folgt mir bitte.“ Sie stöckelte hinter Toshi her in die Burg, nicht ohne Yoshiki, der die Szene schockiert verfolgte, noch einen verächtlichen Blick zu zuwerfen. Die Tür fiel klappernd ins Schloss und die Bewohner der Burg verharrte einen Moment schweigend. Dann stieß Pata schnaubend den Atem aus. „Die werf’ ich raus!“, fluchte Kyo und stapfte auf die Tür zu, doch Kaoru hielt ihn zurück und sah fragend zu Yoshiki. „Die wird Probleme machen“, meinte hide sorgenvoll. „Diese Schlampe hat ein Auge auf Toshi geworfen“, knurrte Yoshiki mit geballten Fäusten. „Die hält sich für den Nabel der Welt und respektiert nichts und niemanden“, ereiferte sich Heath und erntete damit verwunderte Blicke. „Besser, die verschwindet so schnell wie möglich wieder“, meinte auch Die, ungewöhnlich ernst. „Strengt eure Köpfe an Leute, wir brauchen einen Grund, sie rauszuwerfen ohne dass sie sich bei Taijis Schnalle beschweren kann“, sagte Yoshiki mit düsterer Stimme und ging ohne ein weiteres Wort in die Burg. Nach einem weiteren Moment der Stille schreckte hide plötzlich auf. „%++#*//!“ „Was ist, hide?“, fragte Die alarmiert. „SOS Leute, mir ist eingefallen, woher ich den Namen kenne!“ „Woher?“, fragte Heath mit einem eindeutigen „will ich es wirklich wissen?“ Tonfall. „Also, bei Yoshikis und Toshis Geburt ist doch ihre Mutter gestorben. Und damit ihnen der weibliche Aspekt der Erziehung nicht verloren geht, hat der König zur Geburtstagsfeier alle sieben weisen Frauen von Großwaldreich eingeladen, um eine Amme unter ihnen auszuwählen. Na ja, eigentlich hat er nur sechs eingeladen, denn bei Georgia Eiyû hat er sich die Mühe gar nicht erst gemacht. Sie ist zwar mächtig, vielleicht die mächtigste der sieben weisen Frauen, aber für diese Aufgabe völlig ungeeignet. Sie hält sich für das Maß der Gerechtigkeit und Menschen wie Yoshiki und mich für Missgeburten.“ „Aber sie ist ein weiblicher Zauberer“, widersprach Toshiya. „Ja schon, aber so selten ist das nicht. Jedenfalls ist Georgia Eiyû arrogant, sehr sogar. Sie war tödlich beleidigt, nicht eingeladen worden zu sein und ist plötzlich mitten ins Fest gerauscht. Sie hat getobt, das würde ein Nachspiel haben und ist wieder abgedampft.“ „Hat sie die beiden nicht verflucht oder so?“, fragte Kaoru. „Das nicht, aber ihr Zorn ist langlebig.“ „Wie kommt es eigentlich, dass sie noch so jung aussieht“, fragte Die. „Zauberer altern anders. Aber das ist jetzt nicht der Punkt. Womöglich ist sie hier, um den beiden etwas anzutun!“ Heath fluchte heftig, packte hide beim Kragen und zog ihn in die Burg. Zurück blieben Kaorus Leute, die sich gegenseitig verwirrte Blicke zuwarfen. „Du magst deine Schwester wohl sehr gerne“, meinte die Zauberin, die sich auf dem Bett des Gästezimmers niedergelassen hatte, freundlich. „Ja…“ In Toshis Hinterkopf klingelten einige Alarmglocken, doch er wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Einerseits schien diese schöne Frau sehr nett, andererseits war sie gemein zu seinem Yo-chan. Und irgendwas an ihr, das er nicht definieren konnte, verwirrte ihn zusätzlich. „Das dachte ich mir. Wieso sonst solltest du ständig ihren Unsinn verhindern oder ausbügeln, ihre Launen aushalten und dich von ihr herumkommandieren lassen.“ „Yo-chan kommandiert mich nicht herum. Und ich passe gern auf ihn auf.“ Jemand anderen hätte er längst rausgeworfen, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Er fühlte sich seltsam benebelt, als würden seine Gedanken durch kalten Honig waten. „Schon gut. Aber hast du nie darüber nachgedacht, mal dein eigenes Ding zu machen? In die Welt zu ziehen, deine Prinzessin zu finden?“ „Yo-chan ist doch meine Prinzessin.“ Jetzt kamen auch noch Kopfschmerzen dazu. Im hintersten Winkel seines Bewusstseins kam er sich wie ein Kind vor, das seinen Spielgefährten vor jemandem, den er bewunderte, verteidigte. „Meinst du nicht, dass eine Prinzessin ihren Prinzen gegenüber etwas verständnisvoller sein sollte?“ Toshi gab sich innerlich einen Ruck. „Das reicht!“ Er rauschte aus dem Raum. Kurz vor der Abzweigung zum Kaminzimmer, also ne ganze Ecke weiter, stieß er fast mit Yoshiki zusammen. „To-chan, Gott sei Dank, dir geht es gut! Hat sie dir was getan? Hat sie dich angemacht? Ich werf’ die Schlampe raus, darauf kannst du dich verlassen!“ Toshi wusste nicht, woher die plötzliche Wut kam. Aber sie schien ihn schier zu verbrennen. „Yoshiki! Ich kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen, als beruhige dich!“ Yoshiki? Wenn Toshi ihn so nannte, dann war etwas definitiv nicht in Ordnung. Und der wütende Tonfall machte ihn ebenfalls wütend. „To-chan, was ist denn jetzt los? Hat die Schlampe dich getreten?“ „Jetzt mach mal halblang mit deiner Eifersucht! Ich kann tun und lassen, was ich will, egal ob es dir passt oder nicht!“ Yoshiki war einen Moment sprachlos. Zum einen kam es nicht oft vor, dass Toshi wütend wurde, aber wenn waren seine Ausbrüche furchterregend. Zum anderen waren seine Anschuldigungen nicht ganz unberechtigt. Und Toshi hatte sich bereits in Rage geredet. „Ich reiß mir hier den Arsch auf, um dich vor Schwierigkeiten zu bewahren, aber wann hast du je Rücksicht auf mich genommen? Bin ich denn für gar nichts anderes gut, außer um auf dich aufzupassen, schöne Prinzessin?“ „Aber To-chan, nein, das verstehst du falsch!“ Yoshikis Wut wich der Verzweiflung. Er konnte sich jeden zum Feind machen ohne mit der Wimper zu zucken, aber wenn sein To-chan wütend auf ihn war, das ertrug er nicht. Dazu kamen nagende Schuldgefühle. „Tut mir leid Yoshiki, aber ich kann dein Verhalten nun mal nur so verstehen, wie es ist.“ Mit diesen Worten rauschte Toshi in die Richtung davon, aus der er gekommen war. Yoshiki starrte ihm einen Moment wie betäubt hinterher. Dann rannte er los. „To-chi, warte! Ich würde doch alles für dich tun, wenn du nur etwas sagen würdest. Ich liebe dich doch! Du bist der beste Bruder, den man sich wünschen kann! Du warst immer für mich da! To-chi!“ Heath und hide rannten, die Waffen im Anschlag, die Gänge entlang und die Treppen hinauf. Irgendwo vor sich hörten sie Yoshiki nach seinem Bruder schreien. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät. Yoshiki riss die Tür zum Gästezimmer auf und erstarrte. Toshi lag reglos mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Georgia Eiyû stand dahinter, den Stab über ihm ausgestreckt und mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen. „To-chi! Was hast du mit ihm gemacht, du Schlampe?“ Das Ausbleiben vulgärer Ausdrücke schwächte nicht etwa die Heftigkeit seiner Worte, sondern unterstrich ihren Ernst. „Ich habe ihn schlafen gelegt. Das braucht er, so sehr wie er Ärger mit dir hatte.“ „Du-!“ „Er wird in meinem Reich, dem verlorenen Schloss, schlafen bis die Welt dich vergessen hat, und wenn es 100 Jahre dauert, bis ein Kuss der Liebe ihn wieder erweckt, bewacht von meiner Dornenhecke, die kein Ritter, Schelm, Knecht, Magier oder einfacher Mann je überwinden konnte. Wenn er erwacht, kann er in einer Welt ohne dich sein Glück machen. Und du, missgestaltete Prinzessin, stirbst heute!“ Yoshiki wollte mit einem wütenden Schrei auf sie losgehen, während sie ihren Stab auf ihn richtete, da stürmte Heath in den Raum und warf sich auf ihn. Mit einem Satz war hide an ihnen vorbei und schwang ihr seinen Stab entgegen. Sie erschuf einen Schild gegen seinen Zauber, an dem dieser abprallte und ihn zu Boden warf. Er rappelte sich auf, um weiterzukämpfen, da waren Toshi und die Zauberin auch schon verschwunden. Yoshiki kämpfte sich unter Heath hervor und überblickte die Situation. Dann stieß er einen animalischen Schrei aus und sackte schluchzend in sich zusammen. Heath und hide warfen sich hilflose Blicke zu, normalerweise war das ein Fall für Toshi. „Hey, Yo-chan…“, versuchte es hide, doch es nützte nichts. Yoshiki stieß nur einen weiteren Schrei aus und begann, die Einrichtung zu zertrümmern, etwas, was er nur tat, wenn es ihm wirklich schlecht ging und wovon nur Toshi ihn abhalten konnte. Heath und hide beschlossen, ihn alleine zu lassen und Shinya anzuweisen, schon mal das Verbandszeug bereit zu halten. Auf ihrem Weg durch die Gänge hielt hide noch einmal inne. „Nur gut, dass sie so böse ist.“ „Was?“ „Wenn sie nicht so böse wäre, hätte sie Yoshiki einfach getötet, ohne ihm etwas zu sagen. So aber wollte sie seine Verzweiflung genießen und ihn wissen lassen, welches Schicksal sie ihm zugedacht hatte.* Deshalb waren wir gerade noch rechtzeitig.“ „Verstehe…“ „+*#%%)+/!“ „Das kannst du laut sagen.“ „Grmpf, das meinte ich gar nicht. Wegen dem Schild von der blöden Schlampe hab ich meinen eigenen Juckzauber abbekommen!“ -- *Frei nach Terry Pratchett (Scheibenweltroman Helle Barden, ziemlich am Ende) *** Next Kappi coming soon. Hoffentlich gefällt euch mein eigener Chara, irgendwie wollte ich die Antagonistenrolle nicht mit einem J-Rocker besetzten. LG, Dragon Kapitel 3: Der Drache und der schwarze Ritter --------------------------------------------- Hey ho, es geht weiter. Wäre es eigentlich schon längst, aber da ich einen gewaltigen Schreibflow hatte, liegen nich zwei fertige Kapitel auf meinem Rechner. Mexx wäre nie mit dem Freischalten hinterher gekommen. Nja, dieses und das nächste Kapitel noch, dann sind die geplanten Charakterbeschreibungen zumindest alle up. Die Uni geht wieder los, daher kann jetzt unter Umständen ne Weile Flaute sein. Genug gelabert, enjoy. *** Yoshiki saß auf dem höchsten Turm am Piano und spielte sich seinen Kummer von der Seele. Der Platz war offen, aber überdacht, damit das edle Stück keinen Regen abbekam. Kaoru, Die, Toshiya und Kyo hatten es unter Einsatz aller Kräfte und des eigenen Lebens hier hoch geschafft und waren sich einig gewesen, dass das schlimmer war, als das andere Piano durch den großen Saal zu schieben und sogar schlimmer, als das ganz andere Piano durch die Tür von Yoshikis Gemach zu bekommen. Aber daran dachte er gerade nicht. Er dachte an Toshi und fühlte sich leer und verzweifelt. Das Spielen gab ihm zumindest etwas Halt, daher ignorierte er den Schmerz in seiner Hand, die Shinya gerade erst verbunden hatte. Gerade setzte er kurz ab, um Atem zu schöpfen. Sein Spiel war sehr wild. „Du spielst wundervoll.“ Yoshiki fuhr herum. Auf den Zinnen hockte ein Drache. Ein DRACHE! Hatte die blöde Schlampe nicht so was erwähnt? Warum tauchte der erst jetzt auf, er hätte sie grillen können. Yoshiki rührte sich nicht, während er das Vieh misstrauisch beäugte. Er war etwa zweieinhalbmal so groß wie Pata, und der war ein ziemlich großes Pferd. Seine Schuppen und seine seidige Mähne glänzten schwarz, der wohlgeformte Kopf ruhte auf einem langen, schlanken Hals, der schlanke Körper, an den sich gewaltige Lederschwingen schmiegten, lief in einen langen Schwanz aus, und an den kräftigen vier Beinen schimmerten prachtvolle Klauen. Außerdem schien er sanft zu lächeln. „Guten Abend, Prinzessin.“ Seine stimme war ruhig, tief, dunkel und samtig. Sehr schön, fand Yoshiki. Aber Toshis Stimme war schöner. Irgendwo zwischen klar und rau, und doch so unglaublich sanft. To-chi… Ihm kamen die Tränen. „Du brachst doch keine Angst vor mir zu haben.“ „Ich habe keine Angst vor dir, du =#+**%+ erbsenhirnige Rieseneidechse, ich vermisse meinen Bruder!“, fauchte er den Drachen an. Dieser war beeindruckt. Diese Prinzessin war nicht nur wunderschön und konnte wundervoll spielen, sie hatte auch einen Mut, der nicht nur den Prinzessinnen, die er bisher kennengelernt hatte, fehlte. Niemand hatte es bisher gewagt, so mit ihm zu reden. Ja, diese Prinzessin gefiel ihm ausnehmend gut. „Was ist denn mit deinem Bruder?“ „Diese blöde Schlampe von einer Zauberin hat ihn entführt und wenn ich sie erwische, dann verarbeite ich sie zu Schlampenhackfleisch! Hättest du nicht drei Stunden eher da sein können, dann hättest du sie fressen können!“ „Igitt! Da muss ich euch enttäuschen, Prinzessin, kein Drache hat jemals einen Menschen gefressen, höchstens aus Notwehr gekaut.*“ Der Drache zog eine beleidigte Schnute. „Sie hat gesagt, sie ist eine Drachentöterin“, meinte Yoshiki trotzig. „Was willst du überhaupt hier? Mich entführen? Entführen Drachen nicht Prinzessinnen?“ „Zuweilen…“ „Und warum, wenn sie sie nicht fressen?“ „Drachen mögen menschliche Partner und Prinzessinnen sind die einzigen, die nicht auf Dauer allergisch auf die ganze Bestienmagie reagieren. Prinzen gingen zur Not auch, aber auch nur für einen begrenzten Zeitraum.“ „Du perverses Drecksvieh!“ „Hey, erstens hatte ich gar nicht vor, dich zu entführen, und zweitens kann ich menschliche Gestalt annehmen.“ „Ja, klar.“ „Wirklich!“ „Und was hattest du dann vor, Herr Drache?“ „Ich heiße Gackt Camui.“ „Mir doch egal.“ „Ich lebe schon seit Jahren in der Gegend und wollte mir die Burg endlich mal ansehen. Ich wusste ja nicht, dass hier eine so außergewöhnliche und wundervolle Prinzessin lebt.“ „Willst du mich jetzt so ganz spontan doch noch entführen?“ „Wäre ne Überlegung wert…“ Gackts Augen leuchteten. „Vergiss es, Eidechse!“ „Und wenn ich dir helfe, deinen Bruder zu finden und diese Zauberin zu zerfleischen?“ Yoshiki hielt inne. „Wär’ ne Überlegung wert…“ „Ich verlange auch nichts von dir, nur, dass du mitkommst.“ Ein Lächeln breitete sich auf Yoshikis Gesicht aus. Ein wundervolles Lächeln, wie Gackt fand. „Deal! Ich komme mit dir und du hilfst mir, To-chi zu finden.“ „Deal, Prinzessin. Wie heißt du eigentlich?“ „Heath, Pata, habt ihr Yoshiki gesehen? Ich kann ihn nirgends finden.“ hides sorgenvolles Gesicht erschien in der Tür zu Patas Zimmer, wo die beiden sich gerade betranken. Aber nicht mit Süßfelder. „Du findest ihn nicht?“ Angesichts der Umstände teilte Heath die Sorge absolut. „Ich suche das Außengelände ab“, sagte Pata und trabte für seine Verhältnisse geradezu erstaunlich eilig zur Tür hinaus. Kater Mo flitzte ihm hinterher. „Du die Türme, ich den Keller“, bestimmte Heath und eilte los. Er kam bis zur zweiten leeren Vorratskammer. „Heath! Heath!“ Total abgehetzt kam hide vor ihm zum stehen und hielt ihm keuchend etwas langes, glänzendes Schwarzes vor die Nase. „Was ist das?“ „Drachenhaar.“ Während Heath Patas Satteltaschen packte und die Pfeile von der Armbrust überprüfte, gab hide Kaoru Anweisungen. „Yoshiki wird Toshi suchen wollen, mit oder ohne Drachenproblem, wir werden also länger weg sein. Pass auf, dass meine Bücher nicht einstauben, das könnte böse enden.“ „Kapiert.“ „Und bügele die Galaklamotten, vielleicht brauchen wir sie, wenn wir wiederkommen.“ „Okay.“ „Sieh zu, dass Toshis Kettenhemd geölt ist.“ Heath hatte seins an. „Wird gemacht.“ „Wenn die alte Witwe vorbeikommt, gib ihr die kleine Flasche, die auf meinem Schreibtisch steht, ein paar Taler und einen Korb Gemüse. Die kleine Flasche auf dem Schreibtisch, und nur die, hast du verstanden?“ „Voll und ganz.“ „Und pass ja auf, dass Shinya und Toshiya nicht an Yoshikis Kosmetik gehen.“ „Wenn du mir versprichst, dass im Zweifelsfall die den Ärger kriegen und nicht ich, kann ich’s versuchen…“ „Kommst du, hide?“ Die Hexe, der Knappe und das sprechende Schlachtross zogen zum Tor hinaus. Als relevante Richtung hatte hide Wildberg ermittelt. Bestienmagie war sehr stark und dadurch leicht zu erspüren. Wildberg machte seinem Namen alle Ehre. Es war sehr wild. hide fluchte, als sein Umhang im Gestrüpp hängen blieb. Grummelnd machte er sich daran, ihn zu befreien. „Was weißt du eigentlich über den schwarzen Ritter?“ fragte Heath. „Nicht viel. Er ist angeblich kühl, unberechenbar und streng. Und er hat das Jagen und Holzfällen unter Strafe gestellt.“ „Warum das denn?“ „Anscheinend mag er Tiere und Pflanzen. Aus der Sicht von Hexen, die mit der Natur arbeiten, ist das durchaus eine vernünftige Regelung. Aber keiner mag ihn, weil er sich von niemandem was sagen lässt, auch vom König nicht. Bisher hält er sich an die Gesetze, aber er hat schon Einladungen zum Hof ignoriert und er soll einige Herrschaften sehr brüskiert haben. Außerdem gilt er als sehr exzentrisch. Warum fragst du?“ „Weil er direkt vor uns steht.“ Mit einem Ruck löste sich der Umhang aus dem Gebüsch. Tatsächlich stand da ein Ritter mit einem schwarzen Waffenrock und strengen Gesichtszügen. „Ihr wisst schon“, begann dieser langsam, „was auf meinem Land mit Wilderern… hide?“ „Sugizo?“ „Ihr kennt euch?“ Heath staunte über seine eigenen Nerven. Pata schnaubte. „Er hat mich Yoshiki und Toshi geschenkt.“ hide lachte. „Darf ich vorstellen, Toshis Knappe Heath, Sugizo, ein alter Freund von Yoshiki, Toshi und mir.“ „Wie lange kennt ihr euch?“ fragte Heath interessiert. „Schon ewig. Wir haben als Kinder zusammen gespielt“, erklärte hide. „Hätten wir gewusst, dass er der schwarze Ritter ist, auf den wir ein Auge haben sollen, hätten wir ihn schon längst besucht, aber das hat uns niemand gesagt, weder als er weggegangen ist, noch als wir nach Adlerstein gezogen sind.“ „Ihr lebt auf Adlerstein? Und ich wusste nichts davon?“ Sugizo war empört. hide zuckte mit den Schultern. „Tja…“ „Wo sind eigentlich die siamesischen Zwillinge?“ „Äh…“ „Toshi wurde von einer überheblichen Zauberin entführt und Yoshiki von einem Drachen. Wir suchen gerade nach ihnen“, antwortete Heath für ihn. Sugizo klappte die Kinnlade herunter. Doch er fasste sich schnell wieder. „Ein Drache? Doch nicht etwa dieses Mistvieh, das hier auf meinem Land lebt?“ „Vermutlich…“ meinte hide und reichte ihm die Haare. Sugizo betrachtete sie, nickte grimmig und stapfte los. „Dieses Vieh hat hier zum letzten Mal Unsinn angestellt! Komm hide, ich weiß wo seine Höhle ist und mit deiner Hilfe dürften wir sie auch betreten können.“ Abgelegen hinter Bäumen und Dickicht ragte ein Felsmassiv über den Wipfeln empor. Sugizo stoppte und hide, Heath und Pata, die sich mühselig hinter ihm her gekämpft hatten, atmeten erleichtert aus. Der schwarze Ritter hatte deutlich mehr Erfahrung mit dem ganzen Gebüsch. „So“, meinte er, „hier ist der Bannkreis. hide, mach ein Loch rein.“ „Muss ich mit?“, fragte Pata. Alle sahen ihn fragend an. „Drachen fressen Pferde“, erklärte er. „Och, armer Pata. Bleib ruhig hier“, grinste hide. Der nickte nur dankbar. „Nun denn!“ Entschlossen warf hide seinen Umhang zurück und richtete seinen Stab auf die Luft vor sich. Kurz darauf fing er an, zu knattern wie ein Schlagbohrer und die Luft direkt davor kräuselte sich. Und nach ein paar Minuten hörte er auf. „So, die Öffnung reicht jetzt von dem Baum zu dem Baum, merkt euch das, falls wir doch fliehen müssen.“ Sugizo schnaubte verächtlich und stapfte wieder stramm voran. Heath und hide seufzten gequält. Der kannte wohl keine Gnade, weder für den Drachen, noch für sie. Sie beeilten sich, ihm irgendwie hinterherzukommen. „Was ist, schmeckt dir der Wein nicht?“ „Der ist exzellent. Aber hide, meine Leibhexe, und Heath, To-chis Knappe werden nach mir suchen.“ Die Höhle des Drachen war überraschend wohnlich eingerichtet, wenn nicht sogar wohnlicher als Burg Adlerstein. Die Möbel waren bequem und farblich aufeinander abgestimmt. Die Teppiche, die überall herumlagen oder als Tapetenersatz herumhingen, waren von guter Qualität. Und auf jeder Abstellfläche stand ein Kerzenhalter. Es war angenehm dämmrig und sehr geräumig, schließlich musste das Riesenvieh überall hineinpassen. Yoshiki gefiel es hier. Und ihm gefiel die erlesene Sammlung guter Weine, die Gackt besaß. „Eine Hexe und ein Knappe?“ „Ja, und ein falladasches Streitross.“ „Ich lasse sie abholen. Hexen können Dinge, die auch ich nicht kann. Wir können ihre Hilfe brauchen. Warte einen Moment. You?“ Ein paar ausgesprochen unangenehme bis erniedrigende Minuten zu Fuß später hielt Sugizo plötzlich inne und griff nach seinem Schwert. Dabei konnte sogar Heath sehen, dass sie noch nicht da waren. hide schielte an ihm vorbei. „Bist du sicher, dass du mich nicht zum falschen Bannkreis geführt hast?“, flüsterte er Sugizo zu. Auch Heath beugte sich vor. Vor ihnen auf der Lichtung stand ein Wolf, größer als Pata, der sie aus tiefen, melancholischen Augen ansah. Und auf seinem Rücken saß ein zierlicher Mann mit stark hervorstehenden Wangenknochen und langem, blonden, sanft gelockten Haar. Er trug einen leichten Lederharnisch und einen farbigen Waffenrock und er hatte einen Bogen, ein Messer und einen Speer. „Ein Elfenritter“, stellte hide leise fest. „Eine Hexe und zwei Ritter.“ Der Elf schien mit dem Wolf zu reden. „Diesmal hat der Chef sich verschätzt. Er sagte eine Hexe, ein Ritter und ein Pferd. Und dass seine Gnaden Fürst Sugizo dabei sein würde, hat er auch nicht kommen sehen. Nein, lasst mich raten. Ihr seid euch irgendwo über den Weg gelaufen und habt das Pferd am Bannkreis zurückgelassen.“ „Wer bist du?“, knurrte Sugizo unwirsch. „Ich bin Chachamaru, Drachenritter. Und das ist You. Was der ist, weiß nur er selber. Und der Chef vielleicht. Zu dem wollt ihr, nehme ich an.“ „Ja“, antwortete hide, bevor Sugizo irgendwas sagen konnte. „Na dann kommt“, forderte der Elf sie auf und der Wolf wand sich um. hide und Heath nickten einander zu. Sie folgten ihnen und ließen damit Sugizo keine Wahl als auch mitzukommen. Yoshiki nippte an seinem Wein. Plötzlich schwebte der Kopf des Drachen direkt vor seinem Gesicht. „Du hast mir nicht gesagt, dass der blöde Ritter auch dabei ist“, knurrte er. „W- welcher Ritter?“ „Na der schwarze Ritter, dieser Idiot. Fürst Sugizo von Wildberg.“ „Sugizo? Sugizo kommt her? Den hab ich ja seit mindestens sieben Jahren nicht mehr gesehen!“ Yoshiki sprang auf und rannte Richtung Ausgang. Er würde seinen alten Freund Sugi wiedersehen. Wenn das kein Grund zur Freude war. Der Wolf schritt ruhig auf den Höhleneingang zu. Sugizos Hand zuckte unruhig zu seinem Schwert. Er würde es diesem elenden Drachen zeigen. Er nistete sich auf SEINEM Gebiet ein, wilderte dort, nahm ihn nicht ernst, war arrogant wie eine Horde Zauberer und nun hatte er auch noch SEINE Prinzessin entführt. Das würde er büßen. Er überprüfte noch mal den Sitz seiner Handschuhe. Handschuhe waren sehr wichtig für den Schwertkampf. (Das ist jetzt kein Witz, das stimmt wirklich.) „Sugi-chan!“ Rums! „Yo- Yoshiki?“ Chachamaru und You lachten. Heath und hide lachten auch, wenn auch mehr aus Erleichterung. Sugizo lag auf dem Boden und Yoshiki lag auf ihm und knuddelte ihn glücklich. Gackt streckte missgelaunt seinen Kopf aus seiner Höhle und beobachtete die Szene skeptisch. „Sugi-chan, ich hab dich so vermisst.“ „Yoshiki, ich dachte der bekloppte Drache hätte dich entführt.“ Nun etwas ernster richtete sich Yoshiki um etwa 20° auf. „Er heißt Gackt Camui und er hat mich eingeladen.“ „Du hast dich von diesem Mistvieh einladen lassen?“ „Du hast uns den größten Schreck unseres Lebens verpasst“, sagte hide vorwurfsvoll. „Den Zweitgrößten, der Größte ist für die blöde Schlampe reserviert“, behauptete Yoshiki trotzig und hide konnte ihm nicht widersprechen. „Camui will uns bei der Suche nach To-chi helfen“, erklärte die Prinzessin. „Was habt ihr eigentlich für ein Problem miteinander?“ Er kletterte von Sugizo herunter, der so endlich wieder aufstehen konnte. Verdammt, dachte dieser, als er Yoshiki nun ansehen konnte, wann ist er so schön geworden? „Dein toller Ritter versucht, mich aus meiner Höhle zu vertreiben!“ „Dieser blöde Drache lebt und wildert auf meinem Land!“ „Das ist alles? Ihr benehmt euch wie kleine Kinder“, tadelte Yoshiki. „Damit beleidigst du die kleinen Kinder**“, behauptete hide und Heath verzichtete darauf, sie darauf aufmerksam zu machen, was sie für ein Theater wegen Nagellack veranstalteten. Das wurde immerhin nicht zu einer Dauerfehde. Im Hintergrund kicherte Chachamaru leise vor sich hin, das war sein lustigster Arbeitstag seit langem. Natürlich hatte Gackt auch andere Gefolgsleute als ihn und You, aber You war sein bester Freund und er selbst war der Personalchef und genoss sein vollstes Vertrauen. Dadurch bekam er immer alles aus erster Hand mit. „Camui, würde es dir etwas ausmachen, deine Höhle für eine Lagebesprechung zur Verfügung zu stellen?“ Alle, sogar You erkannten sofort, dass Yoshikis Frage rhetorisch war. „Heath, wo willst du hin?“ „Pata holen.“ --- *Frei nach dem Film Dragonheart (Glaub ich zumindest, ist ne Weile her, dass ich den Film gesehen hab. Jedenfalls ist der Spruch nicht von mir.) **Frei nach dem Film Bernd das Brot – Brot im Orientexpress *** Wer erraten kann, wer im nächsten Kapitel noch dazu kommt, kriegt nen imaginären Keks von mir. LG, Dragon Kapitel 4: Die Mächtigste aller Hexen ------------------------------------- Keiner wollte imaginäre Kekse? Schade. *** Alle waren in Gackts Wohnzimmer versammelt und Sugizo hätte sich eher die Zunge abgebissen als zuzugeben, dass ihm die Einrichtung gefiel. Aber er hatte sich auch den Kommentar verkniffen, wie der Wolf Wein holen sollte, was der Drache ihm aufgetragen hatte. Stattdessen betrachtete er Pata. Das kleine Fohlen, das er gefunden und daraufhin Yoshiki und Toshi geschenkt hatte, da er sich nicht selbst darum kümmern konnte, war zu einem prächtigen Ross herangewachsen. Jedoch klappte ihm die Kinnlade herunter, als er sah, was es jetzt tat. Mit der Geschicklichkeit langjähriger Übung öffnete Pata die Tasche an seinem Brustgeschirr, aus der ein Flaschenhals herausragte. Dann packte er den Korken mit den Zähnen, zog ihn raus und spukte ihn zielgenau gegen hides Hut. Aus einer Satteltasche, die er mit dem Kopf gerade so erreichen kann, zog er so was wie einen hölzernen Strohhalm hervor, steckte ihn zielsicher in die Flasche und begann, gemächlich daran zu saugen. Sugizo roch den Alkohol bis zu sich. „Wein ist mir zu lasch“, erklärte Pata, als er seinen Blick bemerkte. Ein kurzer Blick zu Gackt verriet dem Ritter, dass der Drache genauso verwundert war wie er. Yoshiki hatte einen schlechten Einfluss auf das Pferd. Früher hatten Yoshiki, hide und er im Schlosskeller Wein geklaut und sich mit Bauernjungen geprügelt. Die Prinzessin war ziemlich trinkfest und konnte hart austeilen. Toshi war nie mit dabei gewesen, er hätte nur versucht, sie abzuhalten. Aber wenn es mal Ärger gab, hatte Yoshiki stets alles auf sich genommen, da er als Einziger nicht rausfliegen konnte. Und Toshi hatte dann auch immer zu ihnen gehalten, selbst wenn er hinterher geschimpft hatte. Ein junger Mann trat aus dem Raum, in dem der Wolf verschwunden war. Er war mindestens 1,85 groß, hatte ein hübsches Gesicht, Segelohren und tiefe, melancholische Augen. Kein Zweifel, das war You. Und er brachte Wein. Gackt lächelte ihm zu, legte ihm freundschaftlich seinen langen Schwanz um die Schultern und strich mit der Spitze über seine Wange. Nachdem Yoshiki, hide und Heath gemeinsam die ganze Geschichte von Toshis Entführung erzählt hatten, herrschte einen Augenblick lang schweigen. Dann ergriff Gackt das Wort. „Also, mit mir könnt ihr rechnen. Ich kann ein paar von euch tragen, wohin ihr wollt und ich kann diese ach so tolle Dornenhecke niederbrennen. Dahinzufinden könnte schwieriger werden. Ich hab noch nie irgendwas von dieser Zauberin oder diesem verlorenen Schloss gehört, aber ich könnte mich bei anderen Drachen umhören.“ „Aber ich habe davon gehört“, eröffnete Sugizo triumphierend. „Und ich weiß jemanden, der diese Zauberin schon einmal besiegt hat.“ „Was, echt?“ Yoshiki hibbelte unruhig auf seinem Platz herum und auch alle anderen, sogar Pata und Gackt, schienen überaus neugierig. „Also“, erzählte Sugizo, „in Wildberg, also der Stadt Wildberg, lebt eine freie Hexe mit ihrer Familie. Sie ist die mächtigste Hexe in allen zehn Reichen des Notenbanners. Und ich kenne die Geschichte nicht genau, aber sie hat ihre Familie aus der Gefangenschaft der Zauberin Georgia Eiyû befreit, die zu den sieben weisen Frauen gehört und ziemlich mächtig ist. Warum sie nicht selbst zu den sieben weisen Frauen gehört, weiß ich nicht. Aber ich denke, wir sollten sie besuchen und sie fragen, was sie alles über dieses Weib weiß.“ „Bin ich auch dafür“, sagte hide schnell, „die mächtigste Hexe der zehn Reiche will ich gerne kennenlernen.“ „Aber den Drachen werden wir hierlassen müssen“, stellte Sugizo mit gespieltem Bedauern fest. „Der kann da schließlich nicht einfach durch die Stadt laufen.“ „Tse! Und wie ich das kann“, schnaubte Gackt triumphierend und verschwand in den Raum, aus dem You vorhin gekommen war. Dieser lächelte Chachamaru zu. „Sturmfrei.“ „Oh ja, wurde auch mal wieder Zeit“, grinste dieser. „Weißt du, wo der gute Zuckerberger Weißwein steht?“ Der Gestaltwandler nickte. Pata gluckste und hide grinste breit. Da taten sich ja Abgründe auf. Aber wer wusste schon, was Kaorus Truppe gerade veranstaltete. „Ich denke, so kann ich durch deine tolle Stadt laufen, Ritter.“ Sugizo hätte sich beinahe an seinem Wein verschluckt. Aus dem Nebenraum trat ein Mann, nicht so groß wie You, aber nichtsdestotrotz groß und muskulös, ganz in Schwarz gekleidet und mit teilweise zurückgebundenem, langen schwarzen Haar. Das Gesicht mit den vollen Lippen und den hellen, wachsamen Augen war richtiggehend schön und ein leicht arrogantes, aber einnehmendes Lächeln zierte die Lippen. „Glaubst du mir jetzt, Prinzessin?“, fragte er Yoshiki. „Musstest du so dick auftragen? Ein bisschen weniger Pompös hätte es auch getan“, war die flapsige Antwort, aber sie schien Gackt nicht im Geringsten zu stören. „Ich kann mir meinen menschlichen Körper nun mal nicht aussuchen“, meinte er gespielt bedauernd. „Kann’s dann endlich losgehen?“, fragte Heath ein wenig ungeduldig. Es war sicher an 3 Uhr nachts, als Yoshiki, hide, Heath, Pata, Sugizo und Gackt vor dem Haus der Hexe standen. Es war recht groß, aber ansonsten ein ganz normales Haus mitten in der Stadt. „Wollen wir nicht lieber bis morgen warten?“, schlug Heath vorsichtig vor. „Vergiss es“, sagte Yoshiki nur und schlug fast die Tür ein. An einem Fenster im ersten Stock erschien ein junger Mann mit einer recht abenteuerlichen Frisur. „Was ist denn bei euch kaputt? Hier drin schlafen zwei kleine Kinder!“ „Tut uns sehr leid, junger Herr, aber wir müssen dringend mit ihrer Frau sprechen“, rief Sugizo hinauf. „Fürst Sugizo? Was wollt ihr denn von Melodie?“ „Melodie? Wir wollen zur Hexe Miyavi.“ „Ähm, das bin ich höchst selbst. Worum geht es denn?“ „Die Zauberin Georgia Eiyû hat meinen Bruder entführt“, rief Yoshiki. „Oh! Gebt mir drei Minuten!“ Die Hexe Miyavi verschwand vom Fenster. „Was? Ich wusste nicht, dass die Hexe Miyavi auch ein Mann ist, also sieh mich nicht so an, hide“, verteidigte sich Sugizo. hide lächelte. „Damit wäre auch die Frage geklärt, warum die mächtigste Hexe der zehn Reiche nicht zu den sieben weisen Frauen gehört.“ Drei Minuten später saßen sie tatsächlich alle außer Pata in Miyavis Wohnzimmer. Der Gastgeber trug einen rosa Morgenrock und Heath fragte sich inzwischen, ob alle Hexen so gerne rosa mochten. Zudem schien diese am ganzen Körper tätowiert zu sein und die Frisur war wirklich sehr abenteuerlich. „Also“, berichtete Miyavi, „Als ich ein kleiner Junge war, haben Melodie und ich immer zusammen gespielt. Sie war die einzige, die es nicht gestört hat, dass ich eine männliche Hexe bin. Aber eines Tages war sie verschwunden. Nach einigen Jahren hab ich ihren Eltern wieder getroffen und die hab ich so lange gelöchert, bis sie mir erzählt haben, was aus meiner Freundin geworden ist, nämlich dass sie sie der Zauberin Georgia Eiyû gegeben haben, im Austausch für ihr Leben. Da hab ich mir geschworen, sie zu retten und in Bibliotheken nach Büchern über diese Zauberin gesucht, und alle Leute nach ihr gefragt. Aber nur eine alte weise Hexe konnte mir sagen, wie ich sie finden kann. Außerdem hat sie mich zu ihrem Schüler gemacht. Sie hat mir erklärt, dass die Zauberin Georgia Eiyû über das verlorene Schloss herrscht, das kein anderer Mensch je zu Gesicht bekommen hat, und wenn doch, ist er nicht zurückgekehrt. Außerdem hat sie einen seltsamen Fluch auf sich genommen, der ihre Kräfte stärkt, sie aber allergisch auf Silber reagieren lässt. Wenn sie damit in Berührung kommt, kann sie ihre Kräfte nicht mehr einsetzten. Und in einem Turm im Finsterwald verwahrt sie ihre Zauberbücher und eine Karte, auf der steht, wie das verlorene Schloss zu finden ist. Also hab ich diesen Turm gesucht. Und als ich ihn fand, hatte das Mistding keine Türen. Aber oben war ein Fenster, also hab ich mich in einen Flamingo verwandelt und bin hochgeflogen.“ Ein Flamingo, was ein Verrückter, dachte Heath. Er wusste, dass jede Hexe ein Tier hatte, in das sie sich verwandeln konnte, und manche hatten bei der Wahl mehr Stil, manche weniger. Aber na gut, ein Flamingo war immer noch besser, als eine rosa Spinne… „Was hab ich gestaunt, als dann oben im Turm eine wunderschöne Frau war. Ich hab erst gedacht, es sei die Zauberin, aber dann hab ich meine Melodie erkannt. Was war ich froh, dass ich dieses blöde Schloss nicht erst suchen musste. Aber Melodie meinte, das wird nicht so einfach, da sie an den Turm gebunden sei und nur die Zauberin sie freigeben könnte. Und ich sagte, kein Problem, das kriege ich schon hin. Ich hab mich am Fuß des Turms versteckt und gewartet, bis die Zauberin kam. Dann bin ich aus meinem Versteck gekommen und hab gesagt, sie soll meine Melodie freilassen. Sie hat mich ausgelacht und mich Missgeburt genannt. Und dann haben wir uns duelliert. Sie hat knapp gewonnen, sie ist sehr mächtig und Zauberer sind sowieso bessere Duellanten als Hexen. Ich konnte mich gerade so vor ihrem tödlichen Zauber schützen und bin in einen Dornbusch gefallen. Sie dachte, sie hätte mich umgebracht und wollte rauf zu Melodie. Aber meine liebe Melodie wollte mich rächen und hat gewartet, bis sie oben war und sie dann runtergestoßen. Und ich hab schnell einen silbernen Ring in einen Dolch verwandelt und ihm der Zauberin an die Kehle gehalten, bevor sie sich erholen konnte. Da konnte sie nicht mehr zaubern und war wehrlos. Da hab ich sie gezwungen, Melodie freizugeben und mir ihre wertvolle Karte zum verlorenen Schloss zu geben, damit sie nicht auf die Idee kommt, sich Melodie wiederholen zu wollen. Ich sagte ihr, solang sie uns in Ruhe lässt, ist sie bei mir sicher. So, und jetzt eure Geschichte.“ Kurzes Schweigen. „Du hast die Karte zum verlorenen Schloss?“ Yoshiki war begeistert. „Das ist ja fantastisch! Jetzt können wir der blöden Schlampe in den Arsch treten, ich muss mir nur bei Taiji silberne Fesseln besorgen, dann ist sie fällig. Ich lass aus ihrem Kleid eine Jacke nähen, die ich To-chi schenke und mit den Haaren…“ „Yo-chan, hör auf, du machst mir Angst“, quiekte hide und auch alle anderen Anwesenden starrten ihn entsetzt an, nicht zuletzt Miyavis Frau, die gerade an der Tür erschienen war. „Was denn? Die blöde Schlampe hat mir meinen To-chi weggenommen!“, rechtfertigte sich Yoshiki. „Wie wäre es, wenn ihr erst einmal die ganze Geschichte erzählt, damit wir entscheiden können, ob wir deswegen unser Wort brechen und euch die Karte geben sollten? Ja, sie ist eine böse Zauberin, aber wir sind das nicht und halten normalerweise unsere Versprechen“, erklärte Melodie. So beschloss Heath, dem ganzen ein Ende zu setzen und begann, die Geschichte zu erzählen. „Sie wollte die Prinzessin töten? Nur weil er ein Mann ist?“, keuchte Melodie außer sich. „Ähm, so scheint es“, meinte Heath vorsichtig. „Das wird sie büßen! Ich hol die Karte.“ Damit rauschte die Frau davon. Miyavi pfiff durch die Zähne. „Ich hab sie selten so wütend erlebt. Aber sie hat recht, jetzt ist das Weib zu weit gegangen.“ „Eindrucksvoll“, bemerkte Sugizo. Kurz darauf kam Melodie mit der Karte zurück. „Miyavi Schatz, du hilfst ihnen doch, oder?“ „Aber sicher, Liebling. Mich juckt es richtig in den Fingern, die Zauberin zu verfluchen.“ Das Lächeln auf dem Gesicht der mächtigsten Hexe der zehn Reiche war strahlend und genauso unschuldig wie sein Tonfall. „Du begleitest uns? Toll!“, fand hide. „Ich pack deine Sachen, Schatz“, meinte Melodie und verschwand wieder. „Lass mal die Karte sehen“, verlangte Yoshiki und griff danach. Eine Weile studierte er sie aufmerksam, dann fluchte er. „Was ist denn, Prinzessin?“, fragte der Drache ruhig und zufrieden. Er liebte es, wenn Yoshiki fluchte. „Das wird kompliziert. Die Lage des Schlosses ist hier verzeichnet, aber um Hinzugelangen, muss man das Siegel öffnen, das sie darüber gelegt hat. Und dazu braucht man alle zehn Schlüssel. Die wiederum befinden sich in den Kronschätzen der Könige der zehn Reiche des Notenbanners. Jeder König hat Einen und weiß nicht, worum es sich dabei handelt, da es für ihn nur jeweils ein Geschenk der siebten weisen Frau des Reiches an einen seiner Vorgänger gewesen ist.“ „Sie ist in allen zehn Reichen eine der sieben weisen Frauen?“, fragte Miyavi ungläubig. „Scheint so…“ „Effektive Methode, die Dinger in Sicherheit zu bringen“, bemerkte Sugizo. „Und was machen wir jetzt?“ Heath fand das nicht lustig. „Die Königshöfe der zehn Reiche abklappern und das Zeug verlangen. Ich bin eine Prinzessin aus den zehn Reichen, ich darf das“, bestimmte Yoshiki. „Und woran erkennen wir das Zeug?“, fragte Heath. „Es ist hier aufgemalt. Außerdem dürfte es eine starke magische Ausstrahlung haben.“ Na Klasse, dachte Heath. Aber wenigstens mit König Taiji würden sie keine Probleme haben. „Ich mache mich sofort auf den Weg.“ Yoshiki sprang auf, wurde aber aufgehalten. „Wir begleiten dich natürlich“, sagte Gackt mit einem Tonfall, als wäre alles andere absurd. „Klar doch. Zwei Hexen sind besser als eine“, behauptete Miyavi. „Was auch für Ritter gilt“, grinste Sugizo. „Aber vorher muss ich mich noch auf der Burg abmelden. Bei der Gelegenheit können wir auch gleich die Reisevorräte anlegen.“ *** Falls es noch niemand bemerkt hat, das hier ist kein Shônen-ai, jedenfalls nicht primär. (Ich weiß noch nicht, wie ich die Angelegenheit mit Sugizo und Gackt enden lasse, also im Bezug auf Yoshiki. Da wäre durchaus sowas drin.) Aber wenn sich jemand ein Pairing ohne Miyavi wünscht, kann er den Vorschlag gerne machen, es ist nichts festgelegt. LG, Dragon Kapitel 5: Eine Königin freut sich... nicht ------------------------------------------- So, das ist das letzte Kapitel, was ich auf Vorrat habe. Ab hier könnte es ein wenig langsamer werden, denn ab dem nächsten Kapitel kommen die gezielt einzeln parodierten Märchen. Ich mag diese Geschichte einfach. es macht unheimlich Spaß, sie zu schreiben. *** Als Prinzessin Yoshiki, die Hexe hide, Knappe Heath, das Pferd Pata, der Drache Gackt, die Hexe Miyavi und Fürst Sugizo um Halb 5 Uhr morgens vor den Toren Burg Wildbergs standen, öffnete ihnen ein großer, kräftiger Ritter. „Du bist in Schwierigkeiten“, war seine Begrüßung an Letzteren, während die bunte Truppe an ihm vorbei hereinkam. Da hallte schon ein wütender Schrei durch den Burghof. „SUGIZOOOO!“ „Ich wusste gar nicht, dass du inzwischen verheiratet bist, Sugi“ grinste hide schadenfroh. „Bin ich nicht“, zischte dieser. Ein Ritter mit einem mörderischen Gesichtsausdruck stürmte auf sie zu und packte Sugizo beim Kragen, alle außer ihm ignorierend. „Wo hast du die ganze Nacht gesteckt, du Idiot? Hättest du uns nicht wenigstens Bescheid sagen können? Wir haben uns verdammt noch mal Sorgen gemacht! Hast du dich etwa schon wieder mit dem Drachen angelegt? Und hast auch nur einen Augenblick daran gedacht, dass hier deine ganze Arbeit an uns hängen bleibt? Ich sage dir, wenn du…“ Die ersten paar Minuten war die Schimpftirade noch lustig (für die anderen), doch nun beschloss Yoshiki grinsend, Sugizo zu retten. Mit den Worten „du hast dich überhaupt nicht verändert, J-kun“ schloss er den perplexen Ritter in die Arme. „Wer ist den das nun wieder?“, knurrte Heath. Langsam nervte es. Zu seiner Überraschung antwortete der Drache. „Ritter J. Ist irgendwie mit Sugizo verwandt und deshalb Mitregent. Der da“, er deutete auf den Ritter, der sie eingelassen hatte, „ist Ritter Shinya und die beiden da“, er wies auf zwei Männer, die vorher niemand bemerkt hatte, „sind der hiesige Polizeichef Ritter Ryuichi und sein Knappe Inoran. Die kamen alle schon mit Sugizo hierher, daher kennen Yoshiki und hide sie wahrscheinlich auch von früher.“ Grinsend tätschelte hide Gackts Kopf, der davon nicht begeistert war. „Schlaues Drachelchen. Brav. Kriegst einen Keks, sobald ich einen hab.“ „Ich mag keinen Süßkram“, maulte das brave Drachelchen beleidigt. Heath brach in schallendes Gelächter aus und Miyavi feixte: „Och, armes Drachilein. Dann eben Salzgebäck.“ Yoshiki und Sugizo sowie dessen Ritter und Pata stimmten in Heaths Lachen ein und Gackt zog eine beleidigte Schnute, während er rot anlief. Die Prinzessin klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und folgte J in die Burg, um sich Reiseproviant geben zu lassen. Der Weg nach Residenzschloss Steingarten war doch recht weit und beschwerlich… na ja, so beschwerlich, wie eine Hauptstraße überhaupt sein konnte. „Ich bin müde und meine Füße tun weh“, beschwerte sich Yoshiki, als sie gerade irgendwo zwischen Grabenseicht und Großpinguinstein waren. „Warum kann ich nicht auf Pata reiten?“ Das hatte ja irgendwann kommen müssen. Heath seufzte genervt. „Weil Pata schon unsere ganzen Vorräte trägt und noch was wäre einfach zu schwer. Und wenn nicht, würdest du dich jetzt beschweren, dass dein Hintern wehtut.“ „Würde ich gar nicht“, zickte Yoshiki. „Ich kann dich tragen“, erbot sich Gackt und hob ihn ohne eine Antwort abzuwarten auf seine Arme. „He, wie trägst du mich denn? Ich bin doch kein Mädchen!“ „Aber eine Prinzessin.“ Die unglaublich süß war, wenn sie sich aufregte. „Trotzdem bin ich ein Kerl! Nimm mich gefälligst huckepack!“ „Nein.“ „Warum nicht, du #%%*+?“ „Weil ich es gerade so schön finde.“ „Du verdammter =//#*)%°!“ Das saß. „Verwöhnte Zicke.“ „Lass mich runter, +#**%=# Machodrache!“ „Vertragt euch“, bat Miyavi, aber hide lachte nur. „Komm Yo-chan, ich nehm’ dich huckepack.“ Mist, vergeigt, dachte Gackt, und der blöde Ritter wird mir das ewig vorhalten. Aber der war viel zu sehr damit beschäftigt, die tolle Aussicht auf Yoshikis Hintern zu genießen, wie Heath argwöhnisch bemerkte. Na das konnte ja was werden, sie waren unterwegs um alle zehn Königshöfe der Notenbannerreiche abzuklappern, die nicht alle gut auf Yoshiki zu sprechen waren, im Schlepptau ein Drache und ein Ritter, die ihm beide an die Wäsche wollten. Hoffentlich ist wenigstens Miyavi verlässlich, dachte Heath, denn von hide und Pata konnte er keine Hilfe erwarten. Zumindest glaubte er das. Die Bediensteten auf Schloss Steingarten wunderten sich nicht über die Gesellschaft, in der sich Prinzessin Yoshiki befand. Dem war alles zuzutrauen. Nur Toshis offensichtliche Abwesenheit wunderte sie. Aber sie fragten nicht nach, sondern leiteten den bunten Haufen gleich zum König weiter. Der begrüßte seinen Bruder freudig. „Yo-chan, schön dass du uns mal Besuchen kommst.“ „Hallo Ta-chan.“ „hide, altes Haus, schön dich zu sehen.“ „Ich fühle mich geehrt, oh großer König Taiji.“ „Na Heath, noch nicht verrückt geworden?“ „Hab mich dran gewöhnt.“ „Na Pata, alles klar?“ „Hm.“ „Sugizo! Lässt du dich auch mal wieder blicken?“ „Yo, lang nicht gesehen, Taiji-kun.“ „Und ihr beide seid?“ „Das sind meine neuen Freunde, der Drache Gackt, und Miyavi, die mächtigste Hexe der zehn Reiche“, erklärte Yoshiki. „Aha… Und wie wird man die mächtigste Hexe der zehn Reiche“, wollte Taiji wissen. „Ganz einfach“, strahlte Miyavi, „man muss sich seine Träume bewahren und immer an sich glauben. Wenn man daran glaubt, dass man alles schaffen kann, dann kann man es auch. Außerdem sind Träume der Ursprung aller Magie. Träume, Glaube und Wille zusammen erschaffen die mächtigsten Zauber.“ „Interessant“, meinte Taiji nicht ganz überzeugt. Aber hide wusste, dass er recht hatte. „Sag Yoshiki, wo ist dein Bruder?“ mischte sich die Königin ein. „Ah, deswegen sind wir hier.“ „Die Zauberin Georgia Eiyû hat ihn ins verlorene Schloss entführt“, erklärte hide. „Und die zehn Schlüssel zu diesem Schloss befinden sich in den Kronschätzen der zehn Reiche des Notenbanners ohne dass die Könige davon wissen“, ergänzte Heath. „Oh…“ machte Taiji nur. Dann fing er sich wieder. „Wie kommt diese #+**%=+ Schlampe dazu, MEINEN Bruder zu entführen?!“ „Man merkt, dass er und Yoshiki Geschwister sind“, flüsterte Miyavi Sugizo zu. „Wir kümmern uns darum, Ta-chan, keine Sorge“, beschwichtigte Yoshiki ihn. „Wir brauchen nur diesen Schlüssel.“ „Und wie seht der aus?“ „Moment…“ Yoshiki kramte in seinem Mantel. „Ah, hier.“ Er entfaltete die Karte, dann ließ er den Blick durch den Raum schweifen. „Sieht so aus, als handele es sich um den roten Klunker am Hals deiner Frau. hide?“ „Ah. Exakt. Das Ding stinkt förmlich nach Magie.“ „Hätt’ ich dir auch sagen können“, schmollte Miyavi. „Aber hide ist meine Leibhexe.“ Yoshiki hatte wie immer das letzte Wort. „Aber… diese Kette gehört zu meinen Herrschaftsinsignien. Sie wurde einer meiner Vorgängerinnen von einer der sieben weisen Frauen geschenkt“, widersprach die Königin. „Eben“, meinte Sugizo nur. „Komm schon, Liebling, es geht um meinen Bruder. Außerdem bist du auch ohne irgendein Juwel meine Königin“, versuchte es Taiji. Seine Königin seufzte nur und löste den Anhänger von der Kette. „Weil es um Toshi geht. Aber sag deinem Bruder, er soll in Zukunft besser auf ihn aufpassen.“ Jeder wusste, dass die Königin sich nicht besonders mit Yoshiki vertrug. Aber solang sie sich nicht zu oft sahen oder in ihre Angelegenheiten einmischten, waren sie vernünftig genug, um einander zu akzeptieren. Schließlich war da nur eine mehr oder weniger unbegründete Antipathie und Yoshiki hatte eingesehen, dass sie seinem Bruder eine gute Frau war. Und diesmal war die Lage zu ernst, um mit ihr zu streiten. „Keine Sorge, wenn ich ihn wiederhabe, lass ich ihn nie mehr aus den Augen.“ „Wie lautet euer Plan?“, fragte Taiji. „Die Königshöfe abklappern und das Zeug einfordern.“ Yoshiki dachte da unkompliziert. „Das wird vielleicht nicht so einfach, wie du glaubst“, gab der König zu bedenken. „Ich krieg das Zeug, und wenn ich mich von allen neun Königen f***** lassen muss!“ „Spinnst du?“, riefen Sugizo und Gackt gleichzeitig. Aber hide grinste mal wieder nur. „So weit kommt es hoffentlich nicht. Aber die Grundidee ist richtig. Man kann jeden Gegenstand kaufen, wenn der Preis stimmt. Und der eine oder andere gibt uns die Sachen bestimmt auch freiwillig, wenn er hört, worum es geht.“ „Kronjuwelen kauft man nicht mit Gold“, warf die Königin ein. „Nein, aber mit Heldentaten zum Beispiel“, meinte Miyavi, „und das kriegen wir hin. Ich zum Beispiel hab schon mal jemanden vor dieser Zauberin gerettet.“ Irgendwie gefiel der Königin die Vorstellung, dass Yoshiki in allen zehn Reichen ein Held war, auch nicht besonders. Aber davon abgesehen konnte sie nichts dagegen sagen. Blieb nur zu hoffen, dass möglichst viele der Könige ihnen die Klunker einfach gaben. Da fiel Taiji noch was ein. „Und was wollt ihr machen, wenn ihr das Schloss gefunden habt?“ Yoshiki knurrte. „Dann reißen wir die Dornenhecke nieder, holen Toshi raus und legen die Schlampe in silberne Ketten, in denen sie nicht mehr zaubern kann, und dann werde ich sie…“ „Habt ihr denn silberne Ketten?“ „Uh… nein?“ „Dachte ich mir. Ich lasse welche schmieden. Kommt wieder hierher zurück, wenn ihr die Schlüssel alle habt und holt sie ab, bevor ihr zu diesem Schloss geht.“ „Das würdest du machen? Danke Ta-chan, du bist der Beste!“ Damit fiel die Prinzessin ihrem Bruder um den Hals und drückte ihn halb tot. Yoshiki und seine verrückte Truppe blieben zum Unmut der Königin noch eine Nacht auf Schloss Steingarten, um sich ordentlich auszuschlafen, schließlich hatten alle außer Miyavi eine ganze Nacht nicht geschlafen. Am liebsten wäre Yoshiki gleich weitergezogen, aber dann war er auf einem Stuhl eingeschlafen. Süß, fanden Sugizo und Gackt unabhängig voneinander. Nach einem recht emotionalen Abschied, bei dem Yoshiki Taiji hoch und heilig versprach, alle fehlenden neun Schlüssel zu beschaffen, brachen sie nach Totental auf, dem Reich von König Kai. *** Hat jemand Lust zu erraten, welches Märchen jetzt kommt und wer die Stars dieses Märchens sein werden? Wenn nicht, dann eben nicht. Ich schreibe es ja so oder so. LG, Dragon Kapitel 6: Die Folgen einer schlechten Wahl ------------------------------------------- Es geht weiter, Juhuu! Dragon präsentiert: Eine Schneewittchenparodie. Cast: The GazettE und eine kleine Gastrolle aus Final Fantasy Ganz fertig ist es noch nicht, aber das ist echt die Maximallänge für ein Kapitel. Insgesamt sind 9 Märchenparodien geplant, und im Moment rechne ich mit 1 1/2 Kapiteln pro Märchen. Dies ist das Erste. Anscheinend hab ich mehr Leser, als ich dachte, daher wird es beim fünften Kommentar (von fünf verschiedenen Personen) ein Special geben. @VampirePsych: Ich weiß nicht genau, wie mir die Idee mit Pata als Pferd gekommen ist. Ich glaube, ich hab überlegt, wie ich Pata einbringe und außerdem was für ein Pferd die haben sollen. Und irgendwie kam das dann zusammen. Hatte sogar überlegt, den Luna Sea Shinya auch zum Pferd zu machen, hab's dann aber gelassen. Wer ist denn dein Favourit für Yoshiki? Wer - und ob überhaupt jemand - die Prinzessin bekommt, steht noch gar nicht fest. Solang es nicht Miyavi ist, könnte es jeder sein. Daher interessiert es mich schon, wen du da favorisieren würdest. Ja, freut mich, dass es dir gefällt. Das hat mich motiviert, dieses Kapitel heute noch fertig zu schreiben. *** Sie waren bereits den ganzen Tag gewandert und sogar Miyavi war inzwischen müde. Aber sie hatten keine Ahnung, wo sie waren, nur, dass das hier schon Totental sein musste. Und es war schon so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sah. „°#+#%)/+!“, fasste Yoshiki die Situation treffend zusammen. „Da hinten ist eine Hütte“, stellte Gackt fest. „Das siehst du?“, wunderte sich hide. „Ich bin ein Drache, ich kann im Dunkeln sehen.“ „Ach, ich Idiot.“ hide schlug sich gegen die Stirn und ließ die Spitze seines Stabes aufleuchten. „Da ist ja wirklich eine Hütte“, murmelte Sugizo. „Zweifelst du etwa an meinen Worten?“ „Ich bin dafür, dass wir da übernachten“, meldete sich Miyavi. „Um den Komfort können hide und ich uns kümmern.“ Er eilte hinüber und öffnete die Tür, die protestierend knarrte. „Wie merkwürdig“, meinte er. Die anderen folgten ihm und sahen ihm über die Schultern. Und es war in der Tat merkwürdig. Die Hütte war alt und offenbar lange unbewohnt. Das Dachgebälk knarrte, alles war voller Staub und Spinnenweben, die Luft roch muffig und überall lagen alte, leere Säcke und halbverfaultes Holz. Aber der große Haufen Stroh in der Ecke schien frisch zu sein. „Da hat jemand Chips und Cola gebunkert“, nuschelte Heath ungläubig. „Igitt!“, bemerkte Gackt. „Dann ist es ja gut, dass wir unsere eigenen Vorräte haben“, lächelte Miyavi. „hide?“ „Bereit. Wo ist dein Stab?“ „Brauch keinen. Los geht’s!“ Miyavi streckte die Hände aus und hide richtete seinen Stab ins Innere der Hütte. Die Luft klärte sich, Staub und Spinnenweben, sowie Schäden in der Holzkonstruktion verschwanden, das morsche Holz formte Betten, Stühle und einen Tisch, die alten Säcke wurden zu Vorhängen und weicher Bettwäsche, aus dem Haufen Stroh formte sich ein schöner Schlafplatz für Pata und auf dem Tisch erschien ein vollständiges Gedeck für sieben Personen, auch wenn es nur sechs Stühle und Betten waren. Pata aß schließlich mit ihnen. „Du kannst Sachen aus dem Nichts erscheinen lassen?“, staunte hide mit einem Blick auf das Geschirr. „Nicht viel“, antwortete Miyavi nur. Einzig die Kiste mit den Chips und der Cola hatten sie gelassen, wie sie war. Wer wusste schon, wem die gehörte. Während des Abendessens überlegte Heath eine Bettenverteilung, bei der Sugizo und Gackt so weit weg wie möglich von der Prinzessin und voneinander waren. Die Beiden ganz Außen, hide zwischen Sugizo und Yoshiki und er und Miyavi zwischen ihm und dem Drachen. Stellte sich nur noch die Frage, wie er sie dazu bringen sollte, das auch zu machen… Erleichtert atmete Prinz Uruha die frische Waldluft ein. Er war in letzter Zeit sehr wenig rausgekommen. Als Jüngster von drei Brüdern war man nun mal derjenige, der immer zuhause rumhocken musste, wenn die anderen zu tun hatten. Prinz Aoi, der Mittlere, war mit dem Inspektionswesen und dem Zeremoniell betraut und daher ständig im Reich unterwegs, und der Älteste, König Kai, hatte seit er verheiratet war auch nicht mehr viel Zeit für ihn. Er selbst hatte eben nur wenig zu tun. Seit Kai ihren alten Freund Ritter Ruki zum Heer- und Polizeichef gemacht hatte, war nicht mehr viel los mit Verbrechensaufklärung, seinem Fachgebiet. Vor Ruki hatte jeder Angst. Sattel- und Jagdmeister Reita hatte ihn heute kurzerhand gegriffen und hierher in den Wald geschleppt. Genau was er jetzt brauchte. Sie waren schon seit sie ganz klein waren beste Freunde, obwohl Reita ein einfacher Mann mit der schlichten Signatur Volk war. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, der engste Vertraute der Königsfamilie zu sein und sein hohes höfisches Amt zu aller Zufriedenheit auszuführen. „Weißt du Rei, du bist echt ne Wucht. Woher wusstest du, dass ich mal raus musste?“, wollte Prinz Uruha ein Gespräch mit seinem Freund beginnen. Doch der antwortete nicht. „Rei?“ „Uruha, hör mir jetzt genau zu!“ Reitas Tonfall jagte Uruha kalte Schauer über den Rücken. Etwas stimmte nicht. Und die schmale Stoffmaske, die Reita immer trug, ließ dessen Gesichtsausdruck undurchschaubar werden. Schluckend nickte der Prinz. „Deine Schwägerin will dich tot sehen. Frag mich bloß nicht wieso. Sie weiß offenbar nicht, dass du mein bester Freund bist, denn sie hat mich beauftragt, dich zu töten und ihr dein… deine Geschlechtsteile zu bringen. Und ich kann nicht einfach zu Kai gehen, denn der weiß, dass ich sie nicht mag. Aber wenn sie merkt, dass ich dich nicht töten werde, findet sie einen anderen Weg. Hör mir jetzt zu! Ich werde so tun, als hätte ich dich getötet und auf eine Gelegenheit warten, sie zu überführen. Solange musst du dich verstecken. Wenn du diesem Pfad folgst und die siebte Abzweigung links nimmst, kommst du zu einer alten Jägerhütte. Ich habe dort etwas zu Essen hingebracht. Warte dort.“ „Reita, ich…“ Uruha wollte das nicht glauben. Immerhin war das die Frau, die Kai liebte. „Jetzt hau schon ab!“ „Aber ich…“ „HAU AB!“ Uruha rannte los. „Rechts oder links, Yo-chan?“, fragte hide. „Ähm… Nehmen wir einfach mal links?“ „Okay, mehr als schiefgehen kann es ja nicht.“ Der Weg war länger als Uruha gedacht hätte, zumal er mehrmals zurück musste, da er glaubte, sich bei den Kreuzungen verzählt zu haben. Sieben war in diesem Fall auch einfach eine bescheuerte Zahl. Aber am Nachmittag fand er die Hütte schließlich. Als er die Tür öffnete, staunte er nicht schlecht. Wow, da hat sich Rei aber Mühe gegeben. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut, dachte er. Aber warum sieben mal Geschirr, sechs Betten und sechs Stühle? Sein Blick fiel auf die Kiste mit den Chips und der Cola. Na, so krank schien er ja doch nicht zu sein. Aber besser als nichts. Er griff sich eine Tüte und eine Flasche und setzte sich. Warum war das verdammte Geschirr so verdreckt? Wenn sich Reita schon solche Mühe gab, hätte er ruhig darauf achten können. Schnaubend suchte sich Uruha einen sauberen Teller, ein sauberes Glas und ein sauberes Messer zum Öffnen der Chipstüte heraus. Die Tüte warf er einfach auf den Strohhaufen in der Ecke. Nach diesem doch recht gewöhnungsbedürftigen Mahl schritt er die Betten ab. Das Erste war zu hart und es lagen schwarze Fusseln auf der Matratze. Auf dem Kissen des Zweiten lag etwas, das wie rosa Haare aussah. Im Dritten waren seltsame Flecken, wie von Nagellack und Lippenstift. Das Vierte war total zerlegen und zerwühlt, als hätte sich jemand unruhig darin herumgewälzt. Das Fünfte war wieder total hart und roch nach Schokokeksen. Aber das Sechste war warm und weich und roch so angenehm nach seinen Lieblingsparfum. Zufrieden schlief er darin ein. Yoshiki fluchte ohne Unterlass. Sie hatten die falsche Richtung genommen und nach einem halben Tag in ein Dorf gekommen, wo man ihnen den Weg gewiesen hatte. aber nun konnten sie glatt noch mal in der Hütte übernachten. Irgendwie hatte es ja schon was von Heimkommen, wie sie so alle todmüde die Hütte betraten. Da Yoshiki den halben Tag geflucht hatte, war er ein wenig heiser und sprach so wenig wie möglich, sie hatten noch genug Vorräte und hier war noch alles so, wie es… Moment! „Ey, wer hat auf meinem Platz gesessen?“, krächzte Yoshiki. „Wer hat meinen Teller mit Chipskrümeln voll gesaut?“, beklagte sich hide. „Mein Messer“, murmelte Heath. „Jemand hat Cola aus meinem Glas getrunken“, stellte Sugizo fest. „Und meinen Teller für die Chipsreste benutzt“, ergänzte Miyavi. „Und mein Bett als Mülleimer benutzt“, murrte Pata. „Also, DAS ist nicht nett“, fand hide und entfernte die Chipstüte von Patas Bett. „Das war wahrscheinlich der, der gerade in meinem Bett schläft“, vermutete Gackt. In Sekunden waren alle bei ihm und betrachteten den hübschen jungen Mann, der selig im Bett des Drachen schlummerte. „Hey, denn kenn ich doch irgendwoher“, meinte hide. „Nicht schon wieder“, murmelte Heath. „Aber klar doch! Das ist Prinz Uruha, der schönste Mann der zehn Reiche. … Äh, jedenfalls sagen das die Leute“, sagte Miyavi. Heath wollte gar nicht wissen, woher er das wusste. Und Sugizo und Gackt fanden, dass Yoshiki noch viel schöner war. „Aber was macht der spät abends in einer normalerweise unbewohnten alten Hütte?“ Und schläft dort im Bett eines Drachen, fügte Heath im Stillen hinzu. „Fragen wir ihn“, beschloss Miyavi, setzte sich an die Bettkante und schüttelte den Prinzen an der Schulter. Verschlafen blinzelte dieser ihnen entgegen. „Hm? Was?“ „Prinz Uruha, richtig? Was tust du hier?“, fragte Miyavi. „Hä? Wer seid ihr? Wo bin ich?“ Der Prinz war noch völlig desorientiert. Doch er sammelte sich von selbst wieder. „Ach ja, Reita hat gesagt, ich soll mich hier verstecken, weil meine Schwägerin mich umbringen will.“ „König Kais Frau will dich töten?“, krächzte Yoshiki ungläubig. „Ja, das meinte zumindest Reita, unser Sattel- und Jagdmeister. Und mein bester Freund. Er schien sehr ernst. Und anscheinend hatte sie ihn eigentlich damit beauftragt. Aber er wollte mich in Sicherheit bringen und dann versuchen, sie zu überführen. Hoffentlich ist er nicht in Schwierigkeiten geraten…“ „Aber warum sollte Königin Scarlet das tun?“ fragte hide. „Keine Ahnung.“ „Hat dieser Reita hier Chips und Cola für dich gebunkert?“ wollte Heath wissen. „Ja, das ist typisch für ihn. Ihr habt nicht zufällig was anderes für mich? Und, äh, wer seid ihr überhaupt?“ Zufrieden trug Königin Scarlet noch ein wenig ihres selbst hergestellten Spezialparfums auf und trat vor ihren Spiegel. Ihr Meisterwerk. Es hatte mehrerer Anläufe gebraucht, den Wahrheitskristall und die Mumienstimme so im Rahmen zu installieren, dass es das gewünschte Ergebnis brachte. Noch einmal rückte sie ihren üppigen (künstlichen) Busen im großzügig ausgeschnittenen Kleid zurecht, bevor sie sich in Pose warf und sprach: „Wahrheitsreflektor 7/5 „Charming Glass“, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Der Spiegel knarrte kurz, dann ertönte eine kratzige, hohle Stimme: „Meine Königin, ihr seid die Schönste hier, aber Prinz Uruha in der Jägerhütte hinter der siebten Abzweigung der Nordstraße, bei den sieben Reisenden, ist noch 3,79mal schöner als ihr.“ Scarlet musste sich arg zusammenreißen, um nicht laut loszuschreien und so den Argwohn ihres Mannes auf sich zu ziehen. Nicht genug, dass dieser nutzlose Jäger mit dem albernen Band im Gesicht versagt hatte, nun hatte sich auch noch der Multiplikationsfaktor erhöht. Es wurde Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. „Also Zusammenfassung“, begann Heath. „Du kannst nicht so einfach ins Schloss zurück, da du nicht weißt, was deine Schwägerin anstellen würde. Der Stein, den wir suchen, ist Teil deines persönlichen Anteils am Kronschatz, über den nur du verfügen kannst. Mit anderen Worten: Wir müssen die Königin überführen und dich an den Hof zurückbringen. Von der Königin vermuten hide und Miyavi aufgrund deiner Schilderungen und ihrem Gespür, dass sie Magie praktiziert, also müssen wir sehr vorsichtig sein und dürfen uns keinen Fehler leisten. Alles kein Problem.“ Er klang nicht gerade begeistert. „Falls es dich tröstet: Ich würde euch den Schlüssel auch so geben, wenn das möglich wäre“, meinte Uruha. „Darum geht’s nicht. Nur darum, dass wir erst beim zweiten Schlüssel und schon in Schwierigkeiten sind“, murmelte Heath. „Wie wär’s damit: Wir gehen jetzt schlafen, und morgen gehen wir zum Schloss und machen uns ein Bild von der Situation, während Uruha hier wartet. Und dann machen wir einen Plan“, schlug Sugizo vor. „Hat irgendwer ne Idee, die schneller geht?“, fragte Yoshiki, auch nicht gerade gut gelaunt. Da dies nicht der Fall war, wurde Sugizos Vorschlag angenommen. Heath half Pata, sein Geschirr anzulegen. Er hätte gesagt, dass das sowieso immer an ihm hängen blieb, aber da er der Knappe war, war es auch so seine Aufgabe. Sie würden Sugizos Plan umsetzen, der noch nicht viel von einem Plan hatte: Zum Schloss gehen und die Situation sondieren. Begeisterung fühlte sich anders an, außerdem hatte Heath sowieso schlechte Laune, da er nicht wirklich geschlafen hatte. Er traute den beiden wildberger Idioten nun mal nicht über den Weg, wenn es um Yoshikis (hoffentlich noch vorhandene, Heath wagte es nicht, etwas anderes in Betracht zu ziehen,) Jungfräulichkeit ging. Tatsächlich hatte Gackt es in Betracht gezogen, in der Nacht in Yoshikis Bett zu schlüpfen, es dann aber selbst als zu dreist befunden. Und Sugizo, der nicht einmal wirklich bemerkt hatte, dass er vor zwei Tagen auf dessen Hintern gestarrt hatte, hatte noch nicht vor, der Prinzessin überhaupt zu zeigen, dass er ihn toll fand. Während Sugizo sein Schwert festschnallte und die beiden Hexen sich über die Möglichkeiten, als Mensch ohne magische magische Signatur Magie zu wirken, unterhielten und der Drache seine Frisur richtete, gab Yoshiki Uruha noch ein paar Anweisungen. „Du darfst niemanden hineinlassen, der unsere Parole nicht kennt, verstanden? Wie lautet die?“ „Ich frage ‚rostiger Nagel’, ihr antwortet ‚Schmutz auf der Schönheit’“, murrte Uruha genervt. „Das ist sehr wichtig, wir wissen nicht, was diese Königin alles kann. Warte %%+#*+/$ hier drin, klar?“ „Is ja schon gut, ich hab’s kapiert. Und jetzt haut schon ab.“ König Kai lief unruhig im Thronsaal auf und ab. Ruki betrachtete ihn skeptisch. „Was ist denn los mit dir? Es gar nicht typisch für dich, so nervös zu sein.“ „Halt die Klappe! Uruha ist schon seit gestern Morgen verschwunden, Reita hab ich seit gestern Abend nicht mehr gesehen und jetzt ist Scarlet auch weg, wie soll ich da bitte nicht nervös sein?“ „Mal ne Frage, warum hast du die blöde Tussi mit dem stinkenden Parfum überhaupt geheiratet?“ „Politik. Nerv nicht, überleg lieber, was wir jetzt machen sollen!“ „Reita hab ich übrigens gefunden. Im Kerker.“ „WAS?!“ „Bitte nicht schreien, das ist mein Part! Scarlet hat ihn dahin bringen lassen, er soll Uruha im Wald vergiftet haben. Er dagegen sagt, sie wollte Uruha töten und noch sei es nicht zu spät, ihn zu retten.“ Kai glotzte Ruki einen Moment lang mit offenem Mund an, dann ließ er sich völlig fertig auf den Thron fallen, vor dem er zufälligerweise gerade gestanden hatte. Allerdings hätte er sich unter den gegebenen Umständen auch auf den Boden gesetzt. „Wo Scarlet jetzt ist, weiß ich nicht“, fuhr Ruki fort, „aber Aoi lässt gerade sein Pferd satteln, um nach ihr und Uruha zu suchen.“ „Reita soll…“ „Ich glaub das auch nicht. Und selbst wenn, woher will die das wissen? Ich weiß zwar nicht, warum sie Uruha umbringen wollen sollte, aber ich würde eher Reita glauben.“ Einen Augenblick dachte der König von Totental nach. Dann sprang er auf und eilte nach draußen. Heermeister Ruki folgte ihm eilig. Draußen waren Prinz Aoi und zwei Knechte dabei, die letzten Schnallen am Zaum eines riesigen, unruhigen weißen Hengstes zu schließen. Einige Leute kamen gerade durch das offene Tor, aber Kai achtete nicht darauf. „Aoi!“ Aoi sah sich um. „Was ist denn, Kai? Ich will verdammt noch mal unseren Bruder suchen!“ „Ja, beeil dich gefälligst! Reita und Scarlet beschuldigen sich gegenseitig des Mordes oder versuchten Mordes an ihm, Reita ist im Kerker und Scarlet seit heute Morgen spurlos verschwunden.“ „Reita Uruha ermorden? Das würde ich eher noch der Tunsel… Du sagst sie ist weg?!“ „Scarlet ist weg?“, fragte eine Stimme von der Seite. „Ja doch“, gab Kai genervt in die vage Richtung. „Aoi du musst…“ „&%$)/§!!“ Die fremde Stimme fluchte ziemlich vulgär, und ehe jemand reagieren konnte, schwang sich ein fremder Mann im schwarzen Waffenrock auf den weißen Hengst und trieb ihn an. Das Pferd stand eine halbe Sekunde fast senkrecht, dann preschte es los und war praktisch im nächsten Moment hinter einer Staubwolke verschwunden, die durchs Schlosstor verschwand. Jemand rief: „Sugizo, du Idiot, was soll das werden?“ „Wo kam der den plötzlich her?“, wunderte sich Ruki, immer noch ziemlich überrumpelt. „König Kai?“ An der Spitze einer Gruppe ziemlich auffälliger… Personen stand ein junger… Mensch mit blonden Locken und einem blauen Kleidungsstück. „Wer seid ihr? Und wer war der Mann, der unser Pferd gestohlen hat?“ „Er bringt es bestimmt zurück. Es ist nur so: Wir wissen, wo Prinz Uruha ist. Aber Scarlet weiß es vermutlich auch, deswegen hat er es ziemlich eilig. Keine Sorge, wir kümmern uns um die Sache. Lasst ihr lieber euren Jäger aus dem Kerker.“ Der Mann – es war ein Mann, zumindest die Stimme war eindeutig – lief zu dem Pferd, mit dem er und seine Begleiter gekommen waren und entfernte kurzerhand die vollen Satteltaschen. Dass eine davon empört fauchte, überging er gekonnte. Er schwang sich in den Sattel. „Camui, nimm hide und komm mit. Heath, Miyavi, ihr erklärt dem König die Situation.“ Und schon galoppierte das braune Pferd los. Ein großer, ganz in schwarz gekleideter Mann mit langem Haar warf sich die recht hübsche Hexe mit der pinken Haarsträhne über die Schulter und rannte los. Zum Entsetzten von Kai, Aoi und Ruki hielt er mit dem Pferd mit, dass zwar nicht so schnell war, wie Aois weißer Hengst, aber immerhin ein Pferd war und dementsprechend lief. Zurück blieben ein Mann, der so abenteuerlich aussah, dass man besser nicht darüber nachdachte, und ein Mann, der vergleichsweise normal und ziemlich resigniert wirkte. Ruki fing sich als erster. „Was war das denn?“ „Prinzessin Yoshiki in Aktion“, seufzte der einigermaßen normale Mann. Er trug ebenfalls einen schwarzen Waffenrock, schien darin aber weniger düster auszusehen, als der Pferdedieb. „Das war Prinzessin Yoshiki? Jetzt wundert mich gar nichts mehr“, murmelte Aoi. Die männliche Prinzessin von Großwaldreich war zumindest als solche in allen Reichen des Notenbanners bekannt und Aoi kam genug herum, um allen Klatsch mitzubekommen. Im Hintergrund hörte man eine Satteltasche auf dem Boden kläglich miauen. „Aber warum stiehlt einer ihrer… seiner… ihrer – ach, egal, warum stehlt der Ritter eins von unseren Pferden?“ König Kais Verwunderung wich langsam aber sicher Empörung. Heath seufzte erneut. „Miyavi! Du bist mit erzählen dran, ich hab keine Lust mehr.“ Uruha langweilte sich. Es WAR einfach langweilig, wenn alle einen beschützten und man selbst gar nichts tun brauchte. Da klopfte es an der Tür. „Rostiger Nagel?“, fragte er. Mit Yoshiki wollte sich niemand anlegen. Scarlet hatte die halbe Nacht gebraucht, um sich vorzubereiten. Eine Verkleidung, in der sie niemand, auch nicht Uruha erkannte und ein vergifteter Apfel waren nicht leicht zu beschaffen. Jetzt stand sie vor der Tür und er fragte „rostiger Nagel“? War er schon übergeschnappt? „Äh, eigentlich verkaufe ich Äpfel.“ „Da bist du hier falsch.“ „Och komm, probier wenigstens einen. Kriegst ihn auch umsonst.“ „Nein.“ Scarlet unterdrückte einen Fluch. Sie wusste, dass Uruha Äpfel mochte. Warum lehnte er ab? Hatte er Verdacht geschöpft? „Na schön, dann eben nicht“, meinte sie gespielt resigniert. Nachdem Miyavi seine Schilderungen beendet hatte, war es eine Weile still im Thronsaal. Dann erhob sich Kai. „Hol Reita!“, blaffte er Ruki an. Dieser gehorchte kommentarlos. „Verdammt, warum? Warum will sie ihn tot sehen?“ „Keine Ahnung“, antwortete Miyavi wahrheitsgemäß. Da kam Ruki schon mit Reita zurück. Sie waren gerannt. „Kai“, keuchte Reita, „du musst sie aufhalten! Sie ist völlig durchgedreht! Und du musst den Spiegel zerschlagen.“ „Eins nach dem anderen“, beschwichtigte Miyavi ihn sanft, „um Uruha kümmert sich bereits jemand. Und jetzt erzähl uns, was du weißt.“ „Scarlet wollte mich bestechen, dass ich Uruha töte und ihr seine Geschlechtsteile bringe. Ich hab Uruha versteckt und ihr die Geschlechtsteile eines Ebers gebracht. Sie hat sie genommen und ist damit vor ihren Spiegel… Das Ding spricht! Und sie will Uruha töten, weil der Spiegel ihr sagt, dass er schöner ist als sie.“ Aoi und Ruki packten Kai geistesgegenwärtig an den Schultern, damit er nicht unkontrolliert explodierte. Er glaubte Reita. Scarlet würde bezahlen. Uruha machte das Fenster auf. Es war ziemlich stickig in der Hütte und er langweilte sich zu Tode. Gedankenverloren griff er nach dem Apfel auf der Fensterbank und biss hinein. Im nächsten Moment weiteten sich seine Augen. Er konnte gerade noch denken „was für ein Apfel?“, bevor er mit einem Röcheln zusammenklappte. Scarlet trat hinter der Hausecke hervor, trat die Tür ein, stellte sich triumphierend neben Uruhas Körper und riss sich Kopftuch und Perücke herunter. „Kyahaha, sayônara, Prinz Uruha!“ Da hörte sie schnelles Hufgetrappel näher kommen. Sugizo zügelte den Hengst vor der Hütte und ein Blick durch die offene Tür erklärte ihm die Situation. Und sein eisiger Blick erklärte Scarlet ihre Situation. Von Panik gepackt flüchtete sie durchs Fenster ins Dickicht, wohin das Pferd ihr nicht folgen konnte. Aber Sugizo konnte. Er ließ das Pferd stehen und nahm die Verfolgung auf. Sugizo war ein echter Waldläufer. Die Königin einzuholen, stellte für ihn keine große Herausforderung dar. Schon bald stellte er sie auf einer Lichtung, wo er sie zu Fall brachte und am Aufstehen hinderte, indem er ihr sein Schwert an die Kehle hielt. „Bitte tu mir nichts! Ich will nicht sterben“, flehte sie. „Uruha wollte auch nicht sterben“, knurrte Sugizo. „Aber wenn du schön brav bist, werde ich dich nicht töten. König Kai wird über dein Schicksal befinden. Jetzt steh auf. Schön langsam.“ Der Gedanke an König Kai behagte Scarlet gar nicht. Aber lieber der als der Fremde Ritter, dessen Augen absolute Gnadenlosigkeit versprachen. Das weiße Pferd, das vor der Hütte verwirrt mit den Hufen scharrte, gab einen deutlichen Hinweis darauf, dass Sugizo schon da gewesen war. Yoshiki stieg von Pata und Gackt ließ hide runter. Sie betraten das Gebäude. „Verdammt“, knurrte Gackt. „Oh nein“, murmelte hide. Yoshiki sagte erst mal gar nichts. Dann sprang er vor, riss den schlaffen Körper am Kragen hoch und schrie: „°=%$(/%&#**)§&#! Uruha, du verdammter +*#/(&§?=%$ Idiot!“ Um seine Worte zu unterstreichen, verpasste er dem durchgerüttelten Leib noch eine schallende Ohrfeige. Uruha riss die Augen auf, hustete und spuckte den Apfelbissen aus. Erschrocken ließ Yoshiki ihn los. „…Wow!“, fasste hide treffend zusammen. *** Wünsche betreffend Scarlets Bestrafung werden gern entgegengenommen. Ansonsten: Bis zum nächsten Mal. Kapitel 7: Glück macht den Helden --------------------------------- Es ist faszinierend, wie motivierend Kommentare sein können... Nächstes Märchen: Der Meisterdieb Cast: D'espairs Ray D'espairs Ray könnten etwas ooc geraten, so viel weiß ich nicht über die. @VampirePsych: Danke für deine netten Kommentare. Ich dachte mir, dass du Sugizo favorisierst. hide und Heath wären im Kontext der Story tatsächlich ein wenig absurd, aber das hätte auch seinen Reiz. Ich entscheide, wenn ich ein paar mehr Meinungen dazu habe. Dreiecksbeziehungen wären auch denkbar. Und keine Sorge, Flüche werden hier nicht zu kurz kommen. *** „Geht es dir wirklich gut, Uruha?“ „Zum 100.000sten Mal: Ja, Kai!“ „Ich kann es immer noch nicht fassen“, murmelte Aoi, „Du stirbst, die Tucke gibt dir ne Ohrfeige und du lebst wieder.“ „Sei still! Mein Gesicht tut immer noch weh, der schlägt zu wie eine Gummipeitsche. Und nenn ihn nicht Tucke, er kann nichts dafür, dass er eine Prinzessin ist. Und hör endlich auf, dich an mich zu klammern, Reita.“ „Wenn ich loslasse, fang ich an zu heulen“, widersprach Reita. Uruha seufzte und ließ ihn gewähren. „Wie gedenkst du eigentlich, die Freaks zu entlohnen?“, fragte Ruki an Kai gerichtet. „Weiß noch nicht. Im Moment Essen sie gerade. Außerdem können sie hier so lange Gast sein wie sie wollen und kriegen bei der Abreise alle Vorräte, die sie brauchen. Aber sonst…“ „Und was machen wir jetzt mit Scarlet?“, fragte Aoi. „Du meinst, abgesehen davon, dass wir sie durch die Scherben ihres Spiegels rollen“, warf Ruki ein. „Ihr werdet ihr nichts tun“, bestimmte Uruha. „Lasst sie eine Weile glauben, dass eine grausige Bestrafung auf sie zukommt und dann verbannt sie. Und was den Lohn betrifft: Der Diamantring aus meinem Kronschatz sollte für sie mehr wert sein als für uns.“ „Ist Großwaldreich denn so arm?“, fragte Ruki. „Nein. Das Ding ist ein magisches Artefakt und Prinzessin Yoshiki ist ursprünglich deswegen hergekommen.“ „Wir haben ein magisches Artefakt im Kronschatz und ich weiß nichts davon?“, vergewisserte sich Kai, dass er richtig verstanden hatte. Uruha stöhnte genervt. „Ich erklär’s dir, es ist aber ne lange Geschichte…“ Am nächsten Tag rüstete Yoshikis Truppe zum Aufbruch. Die königlichen Brüder und ihre Freunde standen daneben. „Wollt ihr wirklich nicht mehr bleiben?“, fragte Kai. „Nein“, antwortete Yoshiki. „Wir haben, was wir hier wollten und bei euch ist soweit alles klar. Es gibt keinen Grund mehr, zu bleiben.“ „Verstehe. Du musst deinen Bruder retten.“ „Hat Uruha euch das erzählt?“ Kai nickte. „Ihr könnt immer herkommen. Sugizo!“ Sugizo drehte sich zum König um. Gerade hatte er eine Tasche an Patas Geschirr festgeschnallt. „Was gibt es?“ „Ich habe gehört, die Leute in Großwaldreich mögen dich nicht. Ich kann es nachvollziehen. Du nimmst dir kurzerhand ein Pferd, wenn du eines brauchst – noch dazu eines, von dem wir glaubten, dass nur Aoi es reiten kann – und machst einer durchgedrehten Mörderin solche Angst, dass sie ganz schüchtern und still ist. Und von korrekter Anrede scheinst du auch nichts zu halten, aber…“ König Kai atmete einmal kurz durch, bevor er Sugizo anlächelte. „Du hast das einzig Richtige getan, und alles versucht, meinen Bruder zu retten. Und wer weiß, wie schnell Yoshiki aufgebrochen wäre, wenn du nicht vorgeprescht wärst. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Ritter treffe, der so sehr Ritter ist wie Ruki, aber das scheint nun geschehen zu sein. Sugizo…“ Er trat auf den Ritter zu und umarmte ihn herzhaft. Das sah etwas seltsam aus, da Sugizo doch etwas größer war als der König. „…danke!“ Sugizo lächelte. „Ich hätte nie gedacht, dass ein König das mal zu mir sagen würde. Im Grunde haben wir alle nur Glück gehabt. Die richtigen Leute müssen auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und wenn man es recht betrachtet, war das in diesem Fall recht unwahrscheinlich. Danke lieber dem Schicksal.“ „Daran glaube ich nicht“, grinste Kai. „Ich glaube nur an Tugenden. Und die hast du.“ „Jetzt hört schon auf mit der Gefühlsduselei“, moserte Yoshiki. „Komm Sugi, wir brechen auf.“ Als die Truppe außer Sichtweite war, stellte Aoi fest: „Man sagt vieles über Prinzessin Yoshiki. Aber zwei Dinge stimmen in jedem Fall: Er ist ein Mann und er ist total durchgeknallt.“ „Glück für uns. Nur ein Durchgeknallter würde eine Leiche ohrfeigen“, meinte Ruki. „Ach, Dankeschön“, knurrte Uruha beleidigt. „Wer ist eigentlich der Freak, der so schnell wie ein Pferd laufen kann?“, fragte Reita. „Der? Der ist ein Drache“, meinte Uruha als spräche er über das Wetter. Reita schluckte. „Und der Ganzkörpertätowierte?“ „Die mächtigste Hexe der zehn Reiche.“ „Und der Zyniker?“ „Das ist nur Prinz Toshis Knappe. Übrigens kann das Pferd sprechen.“ „Was? Äh, und die hübsche Hexe? Also, die andere?“ „Prinzessin Yoshikis Leibhexe. Auch ein Mann übrigens.“ „Warum habt ihr eigentlich keine Leibhexen?“, fragte Ruki. „Wir sind keine Prinzessinnen“, antwortete Aoi. „Echt nicht?“ „Ruki!“ „Die sind echt ne krasse Truppe“, murmelte Reita. „Und noch dazu haben sie Glück“, ergänzte Kai. „Ich denke, wir werden bald von ihnen hören.“ „Wohin gehen wir jetzt?“, fragte Miyavi. „Nach Dunkelwald. Dort herrscht König Karyu mit seinem Bruder Prinz Tsukasa.“ „Sind das nicht die, die immer diese zwei Ritter bei sich haben?“, erinnerte sich hide. „Ja. Sie sind mit den beiden aufgewachsen. Hizumi und Zero sind Leibwächter, Berater und Beamte in einem. Normalerweise wäre das nicht möglich, aber offenbar traut sich keiner, den beiden zu widersprechen. Ich bin ihnen einmal begegnet. Sie können sehr furchteinflößend sein, wenn sie wollen, aber eigentlich sind sie ganz nett.“ „Bist du nicht auch mit einigen Königen verkracht?“, fragte Sugizo. „Innerhalb der zehn Reiche nur mit König Aiji. Man weiß auch nie, was der Freak von einem will. Aber sein Anhängsel ist noch schlimmer.“ In Heath kam die Erinnerung hoch. „Wehe einer von euch fragt nach“, zischte er. Die anderen taten ihm den Gefallen. Einige Zeit später schloss Gackt absichtlich zu Sugizo auf. „Hey, Ritter.“ „Was denn, Drache?“ „König Kai hatte Recht.“ „Hä?“ „Du hast mich schon verstanden. König Kai hatte recht. Du bist ein wahrer Ritter.“ „Ist alles in Ordnung mit dir, Drache?“ „Du versuchst nicht mehr, mich zu vertreiben. Dann muss ich auch nicht mehr gegen dich kämpfen. Außerdem ist es die Wahrheit.“ „Wer sagt, dass ich dich ab jetzt auf meinem Land dulde?“ „Yoshiki.“ Gackt grinste triumphierend. „Grmpf“, machte Sugizo. Dagegen war er machtlos. „Apropos Yoshiki…“, meinte Gackt, nun etwas zurückhaltender. „Du magst ihn, nicht wahr?“ „Was soll das denn heißen? Wir kennen uns schon ewig und sind Freunde, klar mag ich ihn.“ „Komm, gib zu, dass du in ihn verknallt bist. Ich kann’s ja verstehen“, fügte er leiser hinzu. Eine gute Minute wechselten sie nur stumme Blicke, während in Sugizo zwei Erkenntnisse dämmerten: Erstens war er so verliebt in Yoshiki, dass er, wenn Yoshiki sagen würde spring ins Feuer, ohne zu zögern ins Feuer springen würde. Zweitens hatte der Drache dasselbe mit Klingengruben. „…“ „…“ „Schlechter Zeitpunkt“, stellte Sugizo fest. „In der Tat.“ „Lassen wir ihm Zeit.“ „Ist wohl das Beste.“ „Und dann ist es seine Entscheidung.“ „Alles andere wäre absurd. Außerdem würde er sich die Entscheidung von niemandem abnehmen lassen, schon gar nicht von uns. Und wenn doch würde er dafür sorgen, dass wir unseres Lebens nicht mehr froh werden.“ „Und Toshi würde uns schließlich die Kehlen durchschneiden.“ Sie nickten sich zu und gingen wieder dazu über, einander wie Luft zu behandeln. „Miyavi?“ „Was ist denn, Heath?“ „Ich mache mir Sorgen. Wir haben ganz schön Dusel gehabt.“ „Wie man’s nimmt. Wie wahrscheinlich ist es schon, dass man in ein Mordkomplott innerhalb der Königsfamilien gerät? Man könnte in diesem Fall eher von Glück im Unglück reden.“ „So wie ich unser Glück kenne, wird das zur Gewohnheit…“ „Also verlässt du dich doch auf unser Glück?“ „Was?“ „Mach dir keine Sorgen, Heath, und betrachte die Dinge mal von der positiven Seite. Du siehst Schwierigkeiten, weil ein Drache und ein Ritter der Prinzessin an die Wäsche wollen. Ich sehe einen Drachen und einen Ritter, die niemals zulassen werden, dass der Prinzessin etwas passiert. Du siehst einen weiten Weg voller Hindernisse, ich sehe eine schöne Reise mit vielen interessanten Stationen. Okay, das letzte ist etwas übertrieben, aber du verstehst, was ich meine, oder?“ „Schon, ja…“ „Und wir sind ja auch noch da. hide ist ziemlich stark und einfallsreich und du bist ziemlich geschickt und verlierst nicht den Überblick darüber, wie die Leute auf unserem Weg ticken. Und ich, na ja… Ich bin die mächtigste Hexe der zehn Reiche. Wenn wir Toshi nicht retten können, kann es niemand. Und das ist eine feste Regel für jede Geschichte: Jede Aufgabe kann von jemandem gelöst werden. Jede.“ „Vielleicht hast du recht. Trotzdem sollte ich vielleicht pessimistisch bleiben, einfach damit jemand es ist.“ Heath grinste. „Aber es hat geholfen, mit dir darüber zu reden. Danke.“ „Alles in Ordnung, Yo-chan?“ „Ja, ja, alles okay!“ „Du lügst. Ich weiß immer, wenn du lügst, ich bin dein bester Freund.“ „hide…“ „Komm schon, sag’s Onkel hide.“ „Ich will mir gar nicht vorstellen, wie du als Onkel wärst…“ „Yo-chan~“ „Was, wenn jemand uns den Schlüssel nicht geben will? Was, wenn wir die Dornenhecke nicht durchdringen können? Was wenn… To-chi…“ „Yo-chan, was zeichnet diese Truppe insgesamt aus?“ „Wir sind alle total durchgeknallt?“ „Genau! Wir sind durchgeknallt und das bedeutet, wir finden Wege, wo sie sonst keiner sieht. Wenn wir die Dornenhecke nicht durchdringen können, klettern wir eben drüber, so einfach ist das. Und du wirst dich eh von nichts aufhalten lassen. Das einzige, wovor du Angst haben musst, ist, dass du dich zu Dingen hinreißen lassen könntest, die du selbst hinterher hässlich findest. Aber dafür sind wir ja da.“ „Was würde ich nur ohne dich machen, hide-chan?“ „Heulen?“ „hide!“ „Miau!“ Kater Mo arbeitete sich aus einer Satteltasche voller getrockneter Pflaumen. Er hatte schlechte Laune. Sein Fell war total verklebt, die letzten Tage hatten ihn alle ignoriert und er hatte Hunger. Umständlich kletterte er auf den Sattel und begann, sich betont hochnäsig zu putzen. Patas Kopf drehte sich zu ihm. Der warme Atem des Pferdes strich über sein Fell. Schlagartig besserte sich Mos Laune. Er mochte Pata einfach. So ein riesiges Tier, und doch so sanftmütig. Bei ihm fühlte er sich sicher und beschützt. Daher sagte er zu Pata: „Miau~!“ Und Pata war zufrieden. Am Abend standen sie vor der Residenz von Dunkelwald. „Bis zur Residenz ohne Zwischenfälle ist doch schon mal was“, meinte Miyavi fröhlich. „Beschrei’s nicht“, murrte Heath. Yoshiki trat ans Tor und hämmerte dagegen. „He da drin! Aufmachen!“ Nichts rührte sich. „Lass mich mal“, bat Miyavi und klopfte vorsichtig an. „Prinzessin Yoshiki von Großwaldreich und Gefolge begehren Einlass!“, rief er. Eine Klappe in der Tür öffnete sich. „Was begehrt Prinzessin Yoshiki?“, fragte eine Wache. „Eine Audienz bei König Karyu“, antwortete Miyavi freundlich, „möglichst sofort. Wir haben eine lange Reise hinter uns.“ „Ihr werdet gemeldet“, sagte der Wächter und die Klappe schloss sich wieder. „Manchmal bist du einfach zu direkt, Yoshiki“, erklärte Miyavi. Tatsächlich kehrte die Wache nach einigen Minuten zurück und ließ sie herein. Falls sie sich über das seltsame Gefolge wunderte, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Er führte die Gäste über den Hof und in das Hauptgebäude in den Thronsaal. Auch dazu, dass Pata mitkam, sagte er nichts. Schließlich verschwand er wieder auf seinen Posten. König Karyu war… kühler als König Kai, genau wie seine Umgebung. Der ganze Saal war dunkel eingerichtet und die Anwesenden – der König selbst, Prinz Tsukasa und die Ritter Zero und Hizumi – hauptsächlich in schwarz gekleidet. „Manchmal“, begrüßte er seine Gäste, die noch dabei waren, sich umzusehen, „sind Gerüchte schnell wie der Wind, schneller als ein Mensch zu Fuß reisen kann. Es kommen seit gestern Gerüchte aus Totental hier an. Prinzessin Yoshiki von Großwaldreich kennt jeder. Eine männliche Prinzessin. Doch nun heißt es, er sei auf Reisen. Sein Schlag soll Tote aufwecken können und ein Ritter reist mit ihm, der jedes noch so wilde Pferd bezähmen kann und dessen Blick die kältesten Mörder erzittern lässt. Über den Rest seines Gefolges sagt man viel, aber nichts Genaues. Eine Hexe soll dabei sein, einige sprechen sogar von einem Drachen. Doch über den Grund der Reise gibt es nur Spekulationen. Nun kommt er nach Dunkelwald. Was führt ihn wohl her?“ Meine Güte, dachte Heath, was werden die Leute wohl über uns sagen, wenn das hier vorbei ist? Will ich es überhaupt wissen? Am Ende bin ich der größte Schwertkämpfer der Welt oder so was in der Art… „Schön freundlich bleiben“, flüsterte Miyavi Yoshiki zu. Dieser holte Luft. „Die Gerüchte über mich sind bestenfalls übertrieben. Aber es stimmt, dass ich mich auf Reisen befinde. Mein Bruder, Prinz Toshi, wurde von einer Zauberin entführt. Sie brachte ihn in sein Schloss, das hinter einem Siegel versteckt liegt. Ich werde ihn zurückholen, doch dafür brauche ich die Schlüssel. Es handelt sich um Juwelen aus den Kronschätzen der zehn Reiche. Ihr solltet einen großen Amethyst besitzen, der in ein Diadem gefasst ist. Und ich wäre sehr dankbar, wenn ihr die Angelegenheit vertraulich behandeln würdet. Je später die Zauberin erfährt, was ich vorhabe, desto besser.“ Die Dunkelwälder tauschten einige Blicke aus. Der König hob eine Augenbraue. „Und was werdet ihr tun, wenn ich euch diesen Amethyst nicht geben will?“, fragte er lauernd. „Wir brauchen ihn. Wenn nichts anderes mehr hilft, werden wir ihn stehlen.“ Yoshiki hielt nichts von Heuchelei. Frechheit und Diebstahl war das eine, Lügen das andere. „Ach ja? Könnt ihr das denn? Könnt ihr in unsere Schatzkammern einbrechen?“ „Wenn wir es müssen.“ „So… Nun, das lässt sich testen. Wenn ihr die besten Diebe seid, kann ich ihn euch nicht vorenthalten. Esst nun mit uns zu Abend. Heute Nacht stehlt mein Lieblingspferd aus seinem Stall. Wenn ihr es schafft, gebe ich euch eine weitere Aufgabe, und wenn ihr dies auch schafft, eine Dritte. Dann sollt ihr den Amethyst haben.“ Ein Zucken ging über Yoshikis Gesicht, als wollte er die Zähne blecken, doch er sagte nur: „So soll es sein!“ Seine Stimme klang trotzdem wie ein Knurren. Yoshiki und sein „Gefolge“ wurden fortgeführt, um ihr Gepäck in die Unterkünfte zu bringen. König Karyu wand sich an Hizumi: „Mein Lieblingspferd soll gesattelt werden. Zehn Wächter und einer soll die Zügel halten, einer im Sattel sitzen und einer den Schweif halten.“ „Meinst du nicht, du übertreibst es etwas?“, fragte Tsukasa vorsichtig. „Ich meine, sie scheinen das Ding wirklich zu brauchen und für uns ist es nur ein hässliches Erbstück.“ „Hab ich gesagt, dass sie die Prüfungen bestehen müssen, um das Ding zu kriegen? Ich will nur sehen, wie weit sie zu gehen bereit sind… und was an den Gerüchten dran ist.“ „Du kannst echt gemein sein“, murrte Tsukasa. „Das könnte wirklich interessant werden“, überlegte Zero. „Er wird wütend sein, wenn er erfährt, dass du ihn nur testen wolltest“, stellte Hizumi fest. „Aber dafür werden wir vielleicht erfahren, ob einer der Männer tatsächlich ein verkleideter Drache ist. Oder ob das Pferd wirklich sprechen kann“, grinste Karyu. „Dieser $=)&%#+*#?$%+&!!“ Yoshikis Stimme überschlug sich mit einem dreifach geschraubten Salto Mortale in schwindelnden Höhen. „Selbstlosigkeit sieht anders aus, das stimmt“, stellt Miyavi fest, als spräche er über das Wetter. „Der findet das Ganze lustig“, setzte Gackt in einem ähnlichen Tonfall nach. „Ihr seit mir eine große Hilfe“, knurrte Yoshiki. „Drachen stehlen nicht“, meinte Gackt, „sie nehmen sich einfach, was sie wollen.“ „Keine Aufgabe ist unlösbar“, beharrte Miyavi. „Dass wir überhaupt zu Dieben werden müssen, findet keiner von euch schlimm?“, fragte Heath ungläubig. „Also, ich nicht“, meinte hide, „es gibt Schlimmeres.“ „Ich hab gestern erst ein Pferd geklaut, aber da hat der Besitzer nicht damit gerechnet“, murmelte Sugizo betrübt. „Hört schon auf zu Jammern. Überlasst die Sache dem Experten.“ Aller Augen richteten sich auf Pata. „Dein saufendes Pferd kann ja reden, wenn’s nüchtern ist“, bemerkte Miyavi fasziniert. Pata schnaubte beleidigt. „Wer würde sich besser mit Pferden auskennen, als ein Pferd? Ich übernehme die Sache, vertraut mir.“ „Warum sind wir nicht darauf gekommen? Es ist so offensichtlich“, dachte hide laut. „Also schön, Pata“, seufzte Yoshiki, „ich verlasse mich auf dich.“ *** Seht im nächsten Kapitel, wie Pata vorgehen wird. Kapitel 8: Die Hohe Kunst des Stehlens -------------------------------------- Schreibflow... Mal sehen, wie lange er anhält. Warum ist das Kapitel am Ende so ernst geworden? Das war so nicht geplant! @hide_sama: Sorry, dass ich dir erst jetzt antworte, Kapitel 7 hat bereits auf Freischaltung gewartet, als du kommentiert hast... Ja, wenn ich dieses Konzept irgendwo gefunden hätte, wäre ich damit auch skeptisch gewesen. Aber schön, dass es dir doch gefällt. Der Meisterdieb ist eigentlich ein sehr hübsches und irgendwie untypisches Märchen. Keine Prinzessinnen und Könige und so und die Charaktere haben auch mehr individuelle Eigenschaften, als es in Märchen üblich ist. Ließ es mal, dürfte in jedem größeren Sammelband von Grimms Märchen zu finden sein. Vielleicht auch im Internet, da hab ich noch nie geguckt. Mach dir nichts draus, dass du es nicht kennst, ich hab zwei Märchen im Konzept, von denen ich zwar den Inhalt, aber nicht den Namen weiß. Und bei einem Königshaus werde ich improvisieren müssen, weil mir die geeigneten Märchen ausgegangen sind. *** Pata wusste noch nicht so recht, wie er es machen sollte, aber er wollte zunächst Kontakt zu dem Pferd aufnehmen. Heath war so nett gewesen, ihm das Geschirr abzunehmen, das störte ihn jetzt nur. Möglichst leise trottete er über den Hof, wo die letzten Bauern, die Ware hergebracht hatten, ihre Karren abfuhrbereit machten. Mo begleitete ihn. Er betrat leise den Stall. Dort bot sich ein wahrhaft einzigartiger Anblick: Sieben Wächter saßen auf Strohballen um eine Laterne. Und hinter ihnen in einem Stallplatz stand ein prächtiger schwarzer Hengst mit einem – für Menschen nicht sichtbaren, aber für andere Pferde umso deutlicheren – extrem missmutigen Gesichtsausdruck. Der Grund dafür war klar: Er war angebunden, ein ziemlich dicker Wächter hing schlaff in seinem Sattel, ein Bursche saß seitlich hinter ihm und hielt seinen Schweif und ein hagerer Man saß vor ihm und hielt die Zügel. Pata hielt Abstand, um die Wächter nicht auf sich aufmerksam zu machen und machte sich für den Hengst mit einem leisen Schnauben bemerkbar. *Ich schätze, ich muss nicht fragen, wer das Lieblingspferd des Königs ist*, meinte Pata auf Pferdisch, einer Sprache, die für Menschen völlig unhörbar ist. *Nein*, grummelte der Hengst. *Hol mich hier raus.* *Das habe ich vor. Aber vorher muss ich diese Typen außer Gefecht setzten. Hast du vielleicht ne Idee?* *Wenn du ein Mensch wärst, könntest du ihnen Alkohol mit Schlafmittel andrehen. Zu Alkohol sagen die nicht nein. Ich werde nie verstehen, was die Menschen an dem giftigen Zeug finden.* *Gute Idee*, fand Pata. *Warte hier auf mich.* Er schlich sich hinaus. Auf dem Hof fand er das vor, was er erhofft hatte. Ein einzelner Bauer mit einem Handwagen, auf dem nur ein paar persönliche Besitztümer lagen, machte sich gerade auf den Weg. Es war eigentlich gar nicht seine Art, so vorzugehen. Aber im Moment wusste er nichts Besseres. Daher verdrängte er das Unbehagen und sprach den Mann an. „Heda, guter Mann. Warte.“ Der Bauer drehte sich um und sah ein großes braunes Pferd, das mit ihm sprach. „Du hast nicht viel, nicht wahr? Ich könnte dich nicht direkt reich machen, aber ich kann dafür Sorgen, dass du in nächster Zeit keine Sorge um die nächste Mahlzeit haben musst.“ „Sorge um die Mahlzeit hat hier keiner“, meinte der Mann. „Herr Karyu ist ein guter König, trotz seiner Launen. … Aber ich würde gern Medizin für meine kranke Frau kaufen. Und der König kann uns nicht bedingungslos beschenken. Kannst du mir da helfen, Pferd?“ Er wähnte sich in einem schönen Traum, darum wunderte er sich nicht. Es war ein langer Tag gewesen und wenn sein Hirn ihm nun für ein paar Stunden Hoffnung vorgaukelte, wollte er das jetzt genießen. „Wenn du tust, was ich dir sage, wirst du nicht nur ihre Behandlung finanzieren können, sondern ihr auch ein Kleid mit Spitze und einen Ring aus Gold kaufen können.“ „Was soll ich tun?“ „Wenn du mir für heute Nacht deinen Wagen und einen Satz seiner Kleidung leihst und dich in den dort drüben gelagerten Heuballen zur Ruhe legst ohne Fragen zu stellen, schenke ich dir zwei Flaschen Süßfelder Sauerkirschenschnaps und drei Flaschen Unterberger Rotwein aus den Jahren des Nachtregens.“ Die Augen des Mannes weiteten sich. Diese Spirituosen waren praktisch unbezahlbar, zumindest für Seinesgleichen. Wenn er sie verkaufen würde… „Es liegt Kleidung auf dem Wagen“, sagte er nur, ließ diesen stehen und verschwand in Richtung der Heuballen. Soweit, so gut, jetzt kam der schwierige Teil. Pata konzentrierte sich. Hände, Finger zum Greifen, platte Füße, nackte Haut, ein schmaler Körper… Er öffnete die Augen und sah so scharf und fokussiert wie noch nie, aber sein Gehör fühlte sich seltsam stumpf an. Er wagte ein paar Schritte. Die Bewegungsabläufe müssten eigentlich im Programm mit drin sein. Er durfte einfach nicht darüber nachdenken. Kurzerhand griff er nach der Kleidung. Es gefiel ihm nicht wirklich, seinen ganzen Reiseproviant zu opfern. Aber, wie Miyavi sagen würde, immer positiv denken. Musste er ihn wenigstens nicht mehr schleppen. Er lud alles auf den Handkarren, bis auf die fünf Flaschen, die er dem Bauern versprochen hatte. Es waren insgesamt ungefähr 6 Liter Flüssigkeit, aber der Alkoholgehalt reichte für 20 Männer. Mo tauchte wieder auf, im Maul eine kleine Flasche mit einem starken Schlafmittel. Pata wollte gar nicht wissen, wo er es herhatte. Es reichte, um drei Ochsengespanne einzuschläfern. Jetzt musste er es nur noch unter den Alkohol rühren. „Pst, Yoshiki!“ „Hrm, was?“ Yoshiki blinzelte verschlafen. „Willst du morgen auf König Karyus Lieblingspferd in den Hof reiten?“ „Du klaust es doch“, nuschelte Yoshiki. „Aber für dich. Du schläfst am Besten außerhalb dieser Burg weiter.“ „Mann, Pata… WAS ZUM…?!“ Sofort saßen alle kerzengerade. Pata fühlte sich gar nicht wohl dabei, so angestarrt zu werden, schon gar nicht in dieser ungewohnten Gestalt. „Macht nicht so einen Lärm. Ich bin noch nicht fertig“, meinte er vorwurfsvoll. „Also können falladasche Streitrösser sich tatsächlich in Menschen verwandeln“, meinte Sugizo fasziniert. Die anderen starrten nur. „Kommst du jetzt, Yoshiki?“, grummelte Pata. „Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“ Eine halbe Stunde später schlief Yoshiki nah der Residenz unter einem Baum und die Wächter des Lieblingspferdes im tiefen Delirium. *Ich bin beeindruckt*, gab der Hengst zu. *Aber ich würde gern wissen, was für eine Art Gestaltwandler du bist.* *Ich bin nur ein falladasches Streitross*, meinte Pata. *Da bin ich beruhigt. Und wie willst du diese Typen von mir runterkriegen?* Zugegeben, jetzt könnte Pata Miyavis oder hides Hilfe gebrauchen. Aber er musste es alleine schaffen. Er betrachtete die Konstruktion nachdenklich. Wenn… *Gibt es hier irgendwo Seile?* *Klar doch.* Den Jungen und den Hageren hatte Pata rasch abgespeist. Dem einen drückte er ein Stück Seil, dem anderen etwas Stroh in die Hand. Der Dicke im Sattel erwies sich als schwieriger. Mithilfe des Hengstes schaffte er es schließlich, die Seile so unter dem Sattel durchzuziehen, dass er diesen an den Deckenbalken aufhängen konnte. Das hätte schiefgehen können, sie hatten ein wenig rumprobiert und sich gegenseitig angemeckert. Dass sie den Sattel nicht mitnehmen konnten, war kein Problem, Pata wusste, dass Yoshiki hervorragend ohne Sattel ritt. Beide Pferde bemühten sich, möglichst leise zu sein, als sie sich aus der Residenz schlichen. Der Bauer erwachte kurz vor Morgengrauen und schlagartig überkam ihn das Schlechte Gewissen. Er war heute nicht bei seiner Frau gewesen. Nun musste er sich beeilen. Er hatte einen wunderschönen Traum gehabt, es war Zeit, sich um die Realität zu kümmern. Jedoch stockte er, als er in den Haupthof trat. Dort stand sein Handwagen und darauf lagen fünf Flaschen feinster und teuerster Spirituosen. Daneben stand ein großes, braunes, ungezäumtes Pferd wie ein stummer Wächter. Konnte es denn sein, dass der Traum doch wahr war? Er kam näher, doch das Bild löste sich nicht auf. „Danke!“ Ein einzelnes Wort und eine Verbeugung, aber sie kamen aus tiefstem Herzen. Der Mann beeilte sich, nach Hause zu kommen und das Pferd trottete gemütlich zu den Gästeunterkünften. Yoshiki wurde von den ersten Sonnenstrahlen des Tages geweckt. Ein schwarzer Hengst stand neben seinem Schlafplatz. Die Residenz war nicht weit, man konnte sie von hier sehen. „Du bist also Karyus Lieblingspferd? Gehen wir gleich zurück, oder warten wir, bis dort unten das Chaos ausgebrochen ist?“ Das Pferd schnaubte verächtlich. „Ganz meine Meinung“, sagte Yoshiki. König Karyu wurde von einem schrillen Kreischen geweckt. Genervt grummelnd drehte er sich auf die Seite. Er hasste es, wenn sich frühmorgens irgendwelche Mägde vor Spinnen erschreckten. Schon dämmerte er wieder weg, da flog krachend seine Schlafzimmertür auf. „Er hat es geschafft! Er hat es wirklich geschafft“, schrie Hizumi. „Und deswegen weckst du mich?“, knurrte Karyu. „Der Schrei, den der Wächter, der im Sattel saß, beim Erwachen ausgestoßen hat, dürfte dich auch geweckt haben.“ „… der sollte mal seine #*#% untersuchen lassen. Wie hat Yoshiki das geschafft?“ „Wissen wir nicht genau. Die Soldaten sagen, da war ein Bauer, der ihnen Wein gebracht hat, aber nicht viel, und der hatte definitiv nicht zu Yoshikis Gefolge gehört. Dann sind sie eingeschlafen und er hat den Sattel mit dem Mann drauf an der Decke aufgehängt.“ „Hol die Meute. Ich will sie mir ansehen.“ Yoshikis Gefolge trat tatsächlich vollzählig vor Karyu, Tsukasa, Hizumi und Zero im Hof an – ohne Yoshiki. Die Wachmänner bestätigten: Der Bauer von gestern Abend war nicht dabei. Karyu war ratlos, und das machte ihn wütend. hide bemerkte seinen Gesichtsausdruck und meinte lächelnd: „Keine Sorge, er kommt zurück. Das Pferd hat gar keinen Wert für ihn.“ „Wie hat er das gemacht?“, knurrte Karyu nur. Da hörte man einen Hufschlag. Unter tosendem Applaus des Gesindes und seines Gefolges ritt Yoshiki auf den König zu. Er saß aufrecht und majestätisch und er genoss es sichtlich, so gefeiert zu werden. Vor dem König zügelte er den Hengst. Ein selbstbewusstes Lächeln zierte sein Gesicht. „König Karyu. Ich bringe euch euer Pferd zurück.“ „Die erste Aufgabe hast du gemeistert“, sprach Karyu würdevoll. „Nun ist es Zeit für die Nächste. Heute Nacht werden Prinz Tsukasa und Ritter Hizumi in diesem Gemach schlafen.“ Er deutete auf ein Fenster über ihm, im zweiten Stock. „Deine Aufgabe ist es, Prinz Tsukasas Laken, auf dem er schläft, und den Ring an seinem Finger zu stehlen.“ „Du hättest diesen Triumph verdient, Pata.“ „Ach was. Dir macht so was doch viel mehr Spaß. Betrachte es als Geschenk an dich und Toshi. Ich war nicht eben das nützlichste oder tollste Pferd…“ „Blödsinn! Auf dich war immer Verlass!“ „Wann…“ „Ja, Pata“, mischte sich hide ein, „es ist dir vielleicht nie aufgefallen, weil es uns immer irgendwie gut ging, aber es hat uns allen geholfen, dass du einfach da warst und Ruhe ausgestrahlt hast.“ Er trat zu dem Pferd und kuschelte sich an seinen Hals. „Du bist doch unser Freund.“ Pata sagte gar nichts mehr. „Und wer hat den schlauen Plan für heute Nacht?“, fragte Sugizo in die Runde. „Das ist jedenfalls nichts, was Pata machen kann.“ „Ich könnte es schaffen, wenn Tsukasa allein wäre“, meinte Gackt. „Aber da das nicht der Fall ist, und hier nur von Stehlen und nicht von Rauben die Rede ist…“ „Hast Recht, das ist nichts für euch zwei. Ihr seid unsere Kämpfer, nicht unsere Trickser“, fand hide. „Mir fehlt das Vertrauen in meine Fantasie für so was“, behauptete Heath. Niemand widersprach ihm. Er war entweder zu pessimistisch oder konnte seinen Knacks nicht rechtzeitig abrufen. Doch er hatte Yoshikis Triumphzug am Morgen genauso genossen wie die anderen. „Ich hab kein gutes Gefühl dabei, es mit Magie zu versuchen. Dabei könnte so viel schiefgehen“, erklärte Miyavi seine Zurückhaltung. „Was seht ihr mich so an? Ihr wisst doch, dass ich normalerweise in das Zimmer reinspazieren und erst um das Laken bitten und es dann einfordern würde“, blaffte Yoshiki. hide grinste breit. „Damit steht der Sieger fest. Keine Sorge, ich hab einen Plan. Und auch ich werde unserem Yo-chan den Triumphzug schenken. Das kann keiner so gut wie er.“ Im Gegensatz zu Pata hatte hide bereits einen richtigen Plan. Doch es gab einige Feinabstimmungen, die Vorbereitung bedurften. Nach Einbruch der Dunkelheit schwebte er zum Fenster des Schlafzimmers. Levitation war nicht einfach, aber hide fiel sie vergleichsweise leicht und er war entschlossen genug, den kräftezehrenden Aspekt eine Weile zu ignorieren. Die Fensterbank war ein wenig breiter als das Fenster selbst, daher konnte er dort stehen und lauschen, ohne gesehen zu werden. „Hizumi?“ „Hm?“ „Es macht mich nervös neben jemandem zu liegen, der eine Nagelkeule bei sich hat. Meinst du nicht, du übertreibst es?“ „Solange ich hier bin, stiehlt dir keiner irgendwas.“ „Und was, wenn du Prinzessin Yoshiki den Schädel einschlägst? Dann haben wir alle Schwierigkeiten.“ Tsukasa klang vorwurfsvoll. Offenbar erschreckten ihn die Ausmaße, die die Sache annahm. Während es für Hizumi anscheinend ums Prinzip ging. „Keine Sorge. Ich ziele nicht auf den Kopf.“ Damit wusste hide alles, was er wissen musste. Er schlich sich in die Küche und klaute einen übriggebliebenen Topf Rote Grütze, den er mit Wasser verdünnte. Dann holte er eine Leiter und zwei halbvolle Säcke aus dem Stall. Mit der Grütze schüttete er eine rote Spur von unter dem Fenster aus, die über das halbe Gelände ging und sich irgendwo in einem Gebüsch an einer Mauer verlor. Die Reste spritzte er auf die Leiter. Aus den Säcken formte er mithilfe von Magie ein Gebilde, das wie eine menschliche Silhouette aussah und vergewisserte sich, dass im gegenüberliegenden Stall ein Heubodenfenster offen war. Und die ganze Zeit über zierte ein im wahrsten Sinne des Wortes diebisches Lächeln sein Gesicht. Nun kam die Stunde der Wahrheit, in der es vor allem auf Timing ankam. Er lehnte die Leiter ans Fenster und leise Geräusche teilten ihm mit, dass dies bereits bemerkt wurde und jemand das Fenster öffnete. Mit der Sackpuppe bewaffnet kletterte er hinauf, aber anstatt selbst zum Fenster reinzusehen, hielt der nur die Puppe hin. Die prompt von Hizumi im Dunkeln mit der Keule bearbeitet wurde. „Hizumi!“, rief Tsukasa entsetzt. Den Moment nutzte hide, um die Puppe mit Magie beschleunigt im Heuboden verschwinden zu lassen und selbst hastig die Leiter herunter zu klettern. Er huschte um die Ecke und versteckte sich in einem Gebüsch. Von Oben drangen Stimmen herunter. „Ich hab ihn an der Schulter erwischt, er ist verletzt. Ich finde ihn!“ „Hizumi, vielleicht sollten wir…“ „Du bleibst hier! Pass ja auf.“ Hizumi kletterte selbst die Leiter herunter, die Keule im Anschlag. Er fand die „Blutspur“ und folgte ihr mit dem Eifer eines losgelassenen Jagdhundes. Was immer der nimmt, er sollte es lassen, dachte hide trocken und ging über zu Phase C. Er wartete kurz, dann kletterte er die Leiter hinauf bis ganz nach oben. „Tsukasa!“, bellte er. Er hatte schon immer gut mit seiner Stimme spielen können und Hizumis Kommandostimme war nicht schwer zu imitieren, wenn man wusste, wie man die eigene Stimme rau klingen ließ. „Hizumi, ist alles in…“ „Gib mir das Laken und den Ring!“ „Was?“ „Gib sie mir! Der Kerl da draußen ist zu allem fähig, wenn du es nicht mehr hast, bist du außer Gefahr.“ „Ich glaube nicht, dass Prinzessin Yoshiki…“ „Wer auch immer da draußen ist, es ist nicht Yoshiki. Und jetzt gib mir die Sachen, sofort!“ Tsukasa gehorchte eingeschüchtert. hide hatte ihn richtig eingeschätzt: Er spürte, dass das Spiel beängstigende Formen annahm. Mit seiner Beute flüchtete hide, so schnell es ihm möglich war. Er wollte auf keinen Fall dem echten Hizumi in die Arme laufen. Die Sonne würde erst in einer knappen Stunde aufgehen, doch der wüste Fluch, der die Stille zerriss, weckte ausnahmslos jeden in der Residenz. Yoshiki saß kerzengerade in seinem Bett und pfiff anerkennend durch die Zähne – oder versuchte es, eigentlich konnte er das nicht. Dieser Fluch war selbst für seine Begriffe heftig. „Klingt, als warst du erfolgreich, hide.“ Grinsend rechte hide ihm das Laken und den Ring. „Der arme Tsukasa tut mir Leid.“ Hizumi sah blass und angefressen aus, Tsukasa lediglich müde, als Yoshiki bei Sonnenaufgang die besondere Art des Triumphzuges wählte: Mit betonter Nonchalance kam er, das Laken über der Schulter und den Ring in der Hand, aus den Gästequartieren geschlendert. Wieder wurde er von tosendem Jubel begleitet. „Prinz Tsukasa, ich glaube, das gehört euch.“ Als Yoshiki Tsukasas trauriges Gesicht sah, als er die Sachen entgegennahm, fragte er sich, was hide wohl gemacht hatte. Karyu knurrte leise. „Auch die zweite Prüfung hast du bestanden, Prinzessin. Aber die letzte wird die schwerste sein. Hizumi und Zero werden dort im alten Wachhaus am Tor übernachten. Stehle sie von da.“ „Ich soll…“ „Ja, du hast richtig verstanden. Stehle mir meine besten Männer.“ „Es tut mir Leid, Hizumi. Ich weiß nicht, was passiert ist. Aber ich könnte schwören, ich hätte dir die Sachen gegeben.“ Tsukasa wirkte am Boden zerstört. Aber nicht so sehr wie Hizumi, der mit den Tränen kämpfte. Karyu und Zero tauschten besorgte Blicke. „Diesmal werde ich euch nicht enttäuschen! Niemand kann mich euch stehlen! Eher lasse ich mir den Schädel einschlagen“, schluchzte Hizumi und den anderen dämmerte langsam, was sein Problem war. Er wollte nicht versagen. Er liebte seinen König und seinen Prinzen und wollte für sie immer nur das Beste geben, was er hatte. Das war sein Leben. Wenn er versagte, hatte er nicht die nötigen Fähigkeiten dazu. Inzwischen bemerkte auch Karyu, dass ihm das Spiel über den Kopf wuchs und er zu hoch gesetzt hatte. Nun mussten seine liebsten Männer darunter leiden. „Zero“, sagte er leise, „es ist nur ein Spiel. Wir wissen das, aber Yoshiki weiß es nicht. Er hat mehr zu verlieren als wir. Pass auf Hizumi auf, für ihn geht es um was ganz anderes. Und kämpft gegebenenfalls nicht zu sehr. Ich will nicht, dass ihr euch verletzt.“ „Habt ihr Tsukasas Gesicht gesehen?“ Heath wirkte etwas blass. „Ich habe alle Register gezogen. Und möglicherweise das Vertrauen zwischen Tsukasa und Hizumi zerstört“, murmelte hide schuldbewusst. „Für Hizumi ist das tödlicher Ernst. Ich werde mich nicht noch mal mit ihm anlegen.“ „Wir können jetzt nicht aufgeben“, sagte Sugizo. „Für Hizumi und Zero sind ihre Prinzen das Allerwichtigste auf der Welt“, meinte Pata. „So wie unsere Prinzessin für uns“, stellte Gackt fest. Yoshiki hatte nur nervös an seiner Kleidung rumgezwirbelt, jetzt sah er auf und schlug die Faust in die Handfläche. „Vielleicht gibt es eine Möglichkeit.“ Er sah sich um. „Miyavi! Fielen dir durchführbare Möglichkeiten ein, Hizumi und Zero zu entführen?“ „Mehrere…“ „Gut. Dann drehst du das Ding heute Nacht. Derweil werden mir hide und Pata genau erklären, wie sie vorgegangen sind. Du wirst das anschließend auch tun.“ „Was hast du vor?“, wollte Heath wissen. „Vertraut mir. Ich weiß, dass ich oft unbedacht bin, aber diesmal weiß ich, was ich tue.“ Es war keine große Sache. Miyavi spazierte einfach ins Wachhaus, legte die beiden mit einem Betäubungszauber lahm. Dann fesselte er sie und ließ sich von Gackt beim Abtransport helfen. Yoshiki und Gefolge bezogen in Sichtweite der Residenz Stellung und warteten den Morgen ab. Als die beiden Ritter erwachten, machte Hizumi ein wenig Theater, aber Zero konnte ihn beruhigen. Und als die Sonne schließlich aufging, hoben sie Hizumi in Patas Sattel und Gackt hob Zero auf seine Arme. Dann zogen sie in die Residenz ein. Diesmal gab es keinen Applaus, nur angespanntes Schweigen. Karyu und Tsukasa erwarteten sie, blass, übermüdet und schweigend. Yoshiki trat vor sie und begann zu sprechen. „Auch die dritte Aufgabe wurde erfüllt, König Karyu. Aber nicht von mir, genauso wenig wie die anderen. Ich hätte keines deiner Besitztümer stehlen können. Ich bin nur eine launische, aufbrausende Prinzessin. Aber ich habe Männer, gute Männer, die alles für mich tun würden. In der ersten Nacht ging mein sprechendes Pferd in deinen Stall, sprach sich mit deinem Pferd ab, und bestach einen armen Bauern, um den Wächtern einen Schlaftrunk zu geben und deinen Hengst aus seinem Stall zu holen. In der zweiten Nacht bereitete meine Leibhexe einen Trick, mit dem er Hizumi aus dem Zimmer lockte und dann imitierte er dessen Stimme, um Tsukasa glauben zu machen, sein treuer Freund fordere ihn auf, ihm das Diebesgut zu geben. Und heute Nacht ging einer meiner Männer einfach in das Wachhaus und betäubten deine Männer mit einem Zaubertrick. Zu nichts davon wäre ich in der Lage gewesen. Meine Männer haben es für mich getan. Nicht weil ich es ihnen befohlen habe oder weil ich sie dafür bezahle, sondern weil sie mich lieben, mich und meinen Bruder. Um uns zu helfen, haben sie gegen ihre eigenen Prinzipien und Ideale gehandelt. Und doch sind in meinem Gefolge hier auch Männer, die nichts dazu beigetragen haben, einfach weil sie es nicht konnten. Und auch diese Männer würde ich um nichts auf der Welt missen wollen. Sie geben ihr Bestes für mich und ich kann ihnen bedingungslos vertrauen. Ihre Liebe zu mir ist das Wertvollste, was ich besitze. So verhält es sich auch mit euren Männern. Wir konnten ihre Körper aus dem Wachhaus nehmen, aber ihre Herzen waren wertlos in unserer Hand. Vielleicht kann man als Außenstehender solch ein Vertrauen zerstören, aber man kann es nicht stehlen, niemals. Diese Männer sind nur in euren Händen etwas wert. Ich möchte, dass ihr dies wisst, wenn ich sie euch nun zurückgebe.“ Heath und Gackt schnitten Hizumi und Zero die Fesseln durch und die beiden traten zögernd zu Karyu und Tsukasa. Karyu schien mit den Tränen zu kämpfen, aber er lächelte. „Ich hoffe, ihr könnt mit vergeben, Prinzessin Yoshiki, und auch ihr, meine Freunde. Ich wollte testen, wie weit ihr zu gehen bereit seid und habe euch und die Menschen, die mir am wichtigsten sind, verletzt. Bitte nehmt diesen Stein, und meinetwegen auch alles andere, was euch an meinen materiellen Besitztümern wertvoll erscheint. Aber gebt niemals die Suche nach eurem Bruder auf. Was wäre schließlich eure Liebe zu euren Männern wert, wenn nicht einmal euer Bruder auf euch zählen könnte?“ „Was soll das heißen, ‚ihr wolltet uns testen’?“, fragte Yoshiki argwöhnisch. Karyu war plötzlich sehr unbehaglich zumute. „Nun ja… Ich habe nie gesagt, dass ihr das Diadem nicht bekommt, wenn ihr es nicht schafft, oder?“ Heath und hide konnten Yoshiki gerade noch festhalten, bevor er auf Karyu losgehen konnte. Die wüsten Verwünschungen aus seinem Mund jedoch konnten sie nicht aufhalten. hide lächelte den König entschuldigend an. „Ich glaube, es ist besser, wenn wir nicht länger bleiben. Aber keine Sorge, in einem Monat ungefähr könnt ihr wieder gefahrlos nach Großwaldreich reisen, bis dahin hat er sich beruhigt.“ Yoshiki und die anderen packten zusammen und reisten sofort ab. Erst als er in einem geschlossenen Raum und mit seinen Freunden allein war, wagte es der Herrscher von Dunkelwald, zu weinen. Das sagte diesen mehr, als eine wortreiche Entschuldigung. Hizumi nahm ihn tröstend in den Arm. Dazu war er als Freund schließlich da. *** Heute hab ich mal nichts weiter zu sagen. Wir sehen uns beim nächsten Kapitel. Kapitel 9: Verrückte gibt es Überall ------------------------------------ So, weiter dann. Wie dieses Märchen heißt? Keine Ahnung, ich hab es in der Serie "Simsalagrimm" vor ein paar Jahren gesehen und den Titel schon lange vergessen, aber den Inhalt hab ich noch im Kopf. Aber letztendlich sind hier auch nur die Aufgaben dieselben. Cast: LM.C Die kenn ich absolut nur vom Hörensagen, also kann ich auch nichts gegen sie haben. Sie sind hier sie, wie ich a)gehört habe, dass sie sind, und b)wie ich sie brauche. Ich habe mich entschieden, das Special zu schreiben, da ich auf fünf Leute komme, wenn ich die Kommentatoren und die Favouriten zusammenzähle. (Das zählt zwei Leute doppelt, aber egal.) Es wird dann das übernächste Kapitel sein. @VampirePsych: Ich weiß noch nicht, ob ich Sugis Ruf ruiniere, aber in jedem Fall ist erst mal Gackts dran. Die kleine Meerjungfrau wird hier nicht auftauchen, da ich absolut keine Ahnung habe, wie ich das ins Storykonzept bringen soll. Aber es wird ein Märchen von Anderson dabei sein. Kannst ja mal raten, welches. @hide_sama: Kein Problem, ich freu mich über jeden Kommentar. *** „Wohin gehen wir jetzt?“ fragte Miyavi neugierig. Seine Dauerfröhlichkeit schlägt sogar die von hide, was echt beeindruckend ist, dachte Heath. Auch er war ein wenig angepisst von König Karyus Eröffnung. Und nervös, da der Drache neben ihm die ganze Zeit unbewusst grollte. Das ging auch an Patas sonst stählernem Nervenkostüm nicht spurlos vorbei. „Camui, hör bitte auf zu knurren, Pata ist schon ganz hibbelig“, ermahnte ihn hide höflich. „Ich knurre nicht.“ „Doch, tust du“, stellte Sugizo fest. „Wohin gehen wir jetzt?“ Miyavi klang nicht weniger gut gelaunt als noch vor einem Moment. „Nach Lavafeld“, antwortete Yoshiki kurz angebunden. Oh nein, dachte Heath. Nicht dahin. Die sind bekloppter als wir. Sogar hide schluckte. „Bist du nicht mit König Aiji verkracht?“, erkundigte sich Sugizo vorsichtig. „Darauf können wir jetzt $%#+*=&#% keine Rücksicht nehmen!“ „Hilfe“, murmelte Heath. „So schlimm?“, fragte Miyavi. „Und ob. Die sind bekloppter als wir“, bestätigte hide. „Was ist eigentlich passiert, dass ‚die’ mit Yoshiki zerstritten sind?“ Gackt wusste durchaus noch, dass Heath gebeten hatte, nicht zu fragen. Aber das ignorierte er jetzt einfach. hide warf Heath einen hilflosen Blick zu, dann begann er, zu erzählen. „Also, König Aiji wird eigentlich immer von diesem Mann, Maya begleitet. Ich weiß nicht mal, welche Signatur der hat, aber es gibt Gerüchte, dass er sein Geliebter ist. Egal ob das stimmt, König Aiji tut jedenfalls alles für ihn und ist auch ziemlich empfindlich, wenn es um ihn geht. Nun ist es so, dass Maya ziemlich… kindlich ist. Er isst ständig irgendwelchen Süßkram, schwatzt ununterbrochen Unsinn und ist noch quirliger als Miyavi. Und auf diesem einen Empfang, kurz bevor wir nach Adlerstein gezogen sind – um ehrlich zu sein, wahrscheinlich war der Vorfall einer der Gründe, warum wir Steingarten verlassen mussten – hat der sich an Yoshiki geheftet und ihn so lange zugeschwatzt, bis ihm der Kragen geplatzt ist. Und ihr wisst ja, wie Yo-chan ist, wenn ihm der Kragen platzt… Nun ja, Maya war ziemlich gekränkt und König Aiji infolgedessen auch.“ „Wie wüst hat er ihn tatsächlich beschimpft?“, fragte Miyavi. „Äh, so schlimm war es für seine Verhältnisse gar nicht, nur hat sich Maya wie ein trotziges Kind verhalten und ist zu seinem König gerannt. An sich hätte man die Situation vielleicht noch retten können, aber dann hat Yo-chan sich geweigert, sich zu entschuldigen.“ „Das klingt hässlich“, bemerkte Sugizo. „Ich weiß, dass zwei reflexive Verben in einem Satz doof sind, erst recht wenn sie sich direkt aufeinander beziehen, aber…“ „Das hab ich doch gar nicht gemeint, hide!“ „Und jetzt müssen wir die Beiden dazu bringen, uns zu helfen?“ Miyavi sah das Problem. „Leider ja“, bestätigte Heath. „Du, Sugizo?“ „Was denn, Heath?“ „Äh, zwei Sachen. Erstens: Yoshiki…“ „Ja, was ist mit ihm?“ „Ich weiß, dass du ihm an die Wäsche willst. Lass es einfach, okay?“ „Ist es so offensichtlich, dass ich ihn toll finde?“, wollte Sugizo, etwas beunruhigt, wissen. „Ähm, ja.“ „Keine Sorge Kleiner, der Drache und ich sind uns einig, ihn in Ruhe zu lassen, mindestens bis er seinen Bruder wiederhat.“ „Oh, gut, da brauch ich mir Gackt nicht mehr vorzuknöpfen.“ Heath klang erleichtert. „Und das Zweite?“ „Zweite? Ach ja! Gibst du mir Schwertkampfunterricht?“ „Was? Das ist doch Toshis Aufgabe. Du bist schließlich sein Knappe.“ „Schon, aber darauf hat er nie sehr viel Wert gelegt und außerdem ist er jetzt nicht da. Und ich dachte, vielleicht werde ich’s brauchen. Und so wie die Gerüchteküche am überkochen ist, sagt mir am Ende noch einer nach, dass ich der beste Schwertkämpfer der zehn Reiche bin und ich kann gar nichts, wenn’s einer testen will, deshalb…“ Heath war doch etwas pikiert, dass Sugizo in schallendes Gelächter ausbrach. Aber immerhin versprach er ihm, mit ihm zu üben. Eine weitere Reise ging ohne Zwischenfälle zu Ende: Nach zwei Tagen standen sie am Abend tatsächlich vor Schloss Zuckerberg, dass nicht nur für den in der Gegend gekelterten guten Weißwein bekannt war, sondern auch für seine Architektur. Es war groß, hell und freundlich und reichlich ausgestattet mit hübschen verschachtelten Erkern und Türmen. Es sah aus wie etwas, dass ein Konditormeister erdacht hatte, als er eine ganz besondere Torte backen wollte.* Yoshikis Zielstrebigkeit überging den denkwürdigen Anblick völlig und wollte wieder – vorsichtig ausgedrückt - energisch ans Tor klopfen, als hide seine Hand festhielt. „Sie sind eh schon nicht gut auf dich zu sprechen. Da musst du nicht noch extra unhöflich werden.“ Sugizo klopfte maßvoll an. „Wer da?“ „Eine Prinzessin und ihr Gefolge erbitten eine Audienz bei König Aiji.“ „Na wenn’s weiter nichts ist… Ich melde euch nur schnell an.“ Es war wohl ein guter Schachzug von Sugizo gewesen, Yoshikis Namen nicht zu nennen. Maya und Aiji schienen nicht gerade begeistert, ihn zu sehen. „Die Höflichkeit würde nun gebieten, zu sagen, dass ihr hier willkommen seid“, lautete die Begrüßung des Königs, „aber das wäre gelogen. Was willst du hier?“ „Ich… brauche eure Hilfe“, grummelte Yoshiki wenig begeistert von seinen eigenen Worten. „Ach, du brauchst unsere Hilfe, ja? Und wie kommst du darauf, dass wir dir helfen werden?“ Die anderen konnten deutlich sein, wie Yoshiki mit sich kämpfte und sich schließlich einen Ruck gab. Er holte tief Luft. „Mir ist klar, dass ihr keinen Grund habt, ausgerechnet mir zu helfen. Und es wäre gelogen zu sagen, dass ich es bereue. Aber es geht hier nicht um mich. Es geht um meinen Bruder, den ich über alles liebe. In eurem Besitz befindet sich ein Ohrring, in den ein Opal gefasst ist. Ich brauche ihn, um Toshi aus dem Schloss einer bösen Zauberin zu befreien, und ich würde alles dafür tun, damit ihr ihn mir gebt. Alles.“ Zum großen Erstaunen seiner Freunde ging er tatsächlich vor Aiji auf die Knie und senkte den Kopf. Das musste ihn wirklich sehr viel Überwindung kosten. Allerdings war zumindest hide klar, dass er es nicht ganz ohne Hintergedanken tat. Aiji war im Prinzip sanftmütig und großzügig und Maya leicht zu beeindrucken. Vielleicht würden sie ihm tatsächlich einfach so helfen. Maya giggelte leise, was mit einem Lutscher im Mund etwas seltsam aussah, und Aiji lächelte leicht. „Wirklich alles?“ Oder auch nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen. „Ich habe hier ein paar Probleme, die gelöst werden müssen. Erledige das für mich, und du kriegst nicht nur den Ohrring, sondern auch ein Amulett, das verhindert, dass die Zauberin dich aufspüren kann.“ „So was hast du?“ Yoshiki klang begeistert. „Noch nicht, aber ich weiß, wo ich es herbekomme. Dass Toshi von einer Zauberin entführt wurde, hat sich bereits rumgesprochen.“ „Was hast du für Probleme? Ich löse sie, versprochen!“ „Na gut. Wie du vielleicht weißt, kann man bei mir die Steuern auch in Form von Naturalien entrichten. Und Lavafeld ist ein sehr reiches Land. Wir haben in unserer Speisekammer sehr viel Fleisch, Brot und Wein, das wir nicht verwerten können, weil es einfach zu viel ist. Aber wegwerfen können wir es nicht, das wäre respektlos gegenüber denjenigen, die es uns gegeben haben. Sorg dafür, dass es gegessen wird. Wie ist mir egal, solang es gegessen wird.“ „Das ist alles? Beim letzten Mal mussten wir… Ach egal, morgen ist alles weg.“ Die Tür zur Speisekammer öffnete sich knarrend. Es war eher ein Speisestadion. „Ach du meine Güte“, stieß Miyavi hervor. „Du spinnst, Yoshiki“, murmelte Heath. „#?)&%+(&/($**=, ist das viel“, sagte dieser nur. „Und was jetzt?“, wollte Sugizo wissen. hide grinste. „Noch ist nicht alles verloren. Du hast keine Ahnung, was Yo-chan alles verdrücken kann.“ „Aber doch nicht SO viel“, blaffte dieser. Doch nun hatte er sich wieder gefangen. „Also Leute, jeder isst und trinkt so viel er kann. Nur Sugi hält sich mit dem Wein zurück, ich weiß, dass er keinen Alkohol verträgt. Camui, verwandel’ dich in einen Drachen!“ „Wie bitte?“ „Du hast schon richtig verstanden. Wenn du dich in einen Drachen verwandelst, kriegst du mehr rein, oder nicht?“ „Nein! Das mache ich nicht! Ich kann mich dann für eine Weile nicht mehr in einen Menschen verwandeln ohne zu platzen, außerdem essen Drachen gar nicht viel. Ich schling’ das nicht alles runter, vergiss es!“ Gackt wirkte ziemlich entschlossen. „Camui! Im Moment gibt es wirklich wichtigere Dinge als deine Figur!“ „Drachen werden nicht fett! Ich hab nur keine Lust, bis zur Unbeweglichkeit mit Zeugs vollgestopft und in Drachengestalt in einem fremden Schloss herumzuliegen!“ „Camui, $%%#*=&°, tu was ich sage!“ „Du hast mir gar nichts zu sagen, verwöhntes Prinzesschen!“ Heath ging in Deckung. Wenn die zwei aufeinander losgingen, wollte er nicht im Weg sein. Pata folgte ihm, wenn auch weniger eilig. Während Sugizo noch überlegte, ob er sich über diese Entwicklung freuen oder beunruhigt sein sollte, beschloss hide, ebenfalls in Deckung zu gehen. Im Moment wusste er wahrlich nicht, auf wen er setzen würde. Yoshiki war Yoshiki, aber Gackt war ein Drache. Damit standen die Chancen etwa gleich. Einzig Miyavi schien vollkommen furchtlos im Angesicht der Gefahr. „Wage es noch einmal, mich ein ##&%+=*/ Prinzesschen zu nennen und ich schwöre dir, ich werde…“ „Was denn? So laut schreien, dass auch jeder in dieser Zuckerhütte mitkriegt, dass wir hier Krach haben? Da hab ich aber Angst!“ „Hey… Beruhigt euch doch mal, so kommen wir nicht weiter“, versuchte Miyavi zu schlichten. Inzwischen war auch Sugizo in Deckung gegangen. „Misch dich nicht ein“, blafften beide die Hexe an. Doch diese ließ sich nicht beirren. „Na immerhin etwas, worin ihr euch einig seid. Wie wäre es, wenn ihr jetzt ganz ruhig und geduldig dem anderen euren Standpunkt darlegt, ihm zuhört und dann einen Kompromiss findet?“ Sichtlich aus dem Konzept gebracht sahen Yoshiki und Gackt Miyavi zunächst nur verwirrt an. Dann sahen sie verlegen zu Boden. Heath konnte es nicht fassen. Miyavi hatte es geschafft, Yoshiki und einen wütenden Drachen mit ein paar nicht einmal besonders spektakulären Worten zu beruhigen. Ihm kam der Gedanke, dass dies vielleicht gar nicht so schwer war, wenn man sich das traute. Toshi konnte es schließlich auch, und der sagte auch nie etwas wirklich Besonderes… Trotzdem beschloss Heath, es niemals selbst zu versuchen. „Camui, es tut mir leid, aber wir müssen bis morgen diese Speisekammer leer kriegen und ich sehe keine andere Möglichkeit…“ „Pff, hast du schon mal so vollgestopft dass dir übel ist nahezu unbeweglich in einem fremden Keller gelegen, in dem jeden Moment jemand vorbeikommen könnte, der in Panik ausbrechen würde wenn er dich sieht und jemanden holen würde, um dich zu töten?“ „Aber…“ „Pst.“ hide war, da keine unmittelbare Gefahr mehr bestand, aus seinem Versteck gekommen und stand nun direkt neben Yoshiki, dem er zuflüsterte: „Gib ihm einen Kuss und er macht alles für dich.“ Yoshiki klappte der Mund auf. Für einen Augenblick schaute er so belämmert drein, dass sogar Pata verwundert den Kopf schief legte. Aber auch Gackts verwirrter Gesichtsausdruck – immerhin wusste er gar nicht, was plötzlich los war – hatte sicher Seltenheitswert. Himmel, dachte hide, er hatte tatsächlich keine Ahnung. Der Mund der Prinzessin klappte wieder zu und verzog sich zu einem flehenden Schmollmund, über dem ein Paar großer Hundeaugen feucht glänzte. „Bitte Camui. Wir brauchen alle zehn Steine, um Toshi zu retten und ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Du bist der Einzige, der mir jetzt noch helfen kann. Ich könnte einfach nicht weitermachen ohne Toshi. Und wenn du dich morgen wirklich nicht mehr bewegen kannst, dann beschützen wir dich. Bitte.“ So geht’s auch, dachte hide. Am feinen Zucken in Gackts Gesicht war deutlich abzulesen, dass er mit sich kämpfte. Ihm gefiel die Sache gar nicht. Aber er brachte es nicht übers Herz, in dieser Situation nein zu sagen. „Also gut…“ So fraß sich ein riesiger schwarzer Drache durch die gewaltigen Fleischregale und trank sich durch die bis zur Decke gestapelten Wein- und Bierfässer. Die größte Hilfe dabei waren ihm sicher die Prinzessin, die für vier Männer aß, und das Pferd, das mit der ihm eigenen Ausdauer Bier und Wein schlürfte und dazu Brot aß. Aber auch alle anderen aßen und tranken so viel sie nur runter bekommen konnten. Kurz vor Morgengrauen waren tatsächlich nur noch eine Keule Schinken und ein kläglicher Rest in einem Weinfass übrig. „Puh, ich kann nich’ mehr“, nuschelte Miyavi, der ausgestreckt auf dem Rücken lag. „Urgh, überfressen“, murmelte hide, der an ein leeres Fass gelehnt immerhin noch saß. Pata rülpste und machte sich über den letzten Rest Wein her. Heath würgte kurz und ging schwerfällig zu hide, um sich mit dem Kopf auf seinem Schoß zusammenzurollen. Sugizo, der zum Schluss doch etwas viel Wein getrunken hatte, versuchte, sich an einem leeren Regalbrett hochzuziehen. Kaum stand er einigermaßen, lallte er „Bissu jetz’ stols aufuns, Yoshi?“ und fiel wieder um. Gackt würgte ebenfalls, was bei einem Drachen seltsam bis beängstigend aussah. Mit einem Geräusch, das wohl das Drachenäquivalent für ein Wimmern war und dementsprechend erbarmungswürdig klang, streckte er sämtliche Gliedmaßen inklusive Flügeln schlapp auf dem Boden aus. „Oh, da ist noch was“, grinste Yoshiki süffisant und erntete allgemeines Stöhnen. Er selbst hatte die letzte halbe Stunde Pause gemacht und sah mit Abstand am besten aus. Gut gelaunt griff er nach der Schinkenkeule und aß sie ohne viel Federlesen auf. „Du hattest recht, hide“, brummte Miyavi, „was der alles verdrücken kann, das geht auf keine Kuhhaut.“ Yoshiki ignorierte ihn. „Wir haben es geschafft, Leute.“ Lächelnd ging vor Gackts Kopf in die Knie. „Danke, Camui“, flüsterte er und hauchte der riesigen Bestie einen Kuss auf die Schnauzenspitze. „So Leute“, rief er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, in den Raum, „ich gehe jetzt zu König Aiji und melde ihm den Erfolg. Ihr bleibt mir schön hier und passt auf Camui auf!“ Als die Tür hinter ihm zu fiel, war von diesem ein leises, leicht debil klingendes Seufzen zu hören. „König Aiji? Eure Speisekammer ist leer.“ „Wirklich?“ Der König zog eine Augenbraue hoch. „Nun ja, bis auf meine Männer, die noch aus ihrer Fressnarkose erwachen müssen. Und die leeren Fässern und Regale natürlich.“ „Und warum seid ihr schon… erwacht?“ „Das geht eben schnell bei mir.“ „Da kenn’ ich noch jemanden“, murmelte Aiji mit einem Seitenblick auf Maya, der neben ihm mit einem ein wenig dämlichem Blick ins Leere auf einem Lollie herumlutschte. Lauter sagte er: „Na gut, Prinzessin Yoshiki. Der Ohrring, den du willst, gehört zu meinen Herrschaftsinsignien. Ich musste ihn als Ersatz nehmen für einen, den ich im Dröppelsee verloren habe. Ich wäre sehr beruhigt, wenn du mir den wiederbringen könntest, dann müsste ich nämlich auf keines meiner Herrschaftsinsignien verzichten.“ „Wie viel Zeit hätte ich dafür?“ „Wie viel Zeit braucht ihr denn?“ „Kommt darauf an, wie schnell meine Männer wieder auf den Beinen sind…“ „…“ „Was nun?“ „Du hast so viel Zeit, wie du brauchst.“ „Oh, das ist nett!“ „Hey Jungs! Hier kommt unser neuer Auftrag.“ Ein mehr oder weniger einstimmig gestöhntes „Hrrrmpflm…“ war die Antwort. „Na, dann lass mal hören, Yo-chan“, murmelte hide, Heaths Kopf träge tätschelnd. „König Aiji hat einen Ohrring aus seinen Herrschaftsinsignien im Dröppelsee verloren. Wir sollen ihn zurückholen. Ich verlasse mich da auf euch. Keine Sorge, wir haben kein Zeitlimit gesetzt bekommen.“ „Wäre auch kein Problem“, nuschelte Miyavi. „Weck’ mich in einer Viertelstunde und zeig mir den See auf der Karte, dann kümmere ich mich drum.“ Miyavi brach dann tatsächlich auf. Während die anderen auf ihn warteten, passierte nur eins, nämlich dass König Aiji die Speisekammer inspizierte. Er wunderte sich nicht darüber, dort einen Drachen vorzufinden, sondern fand eher, dass dies einiges erklärte. Yoshiki erklärte ihm, dass einer seiner Männer unterwegs war, den Ohrring zu holen und versprochen hatte, bald zurückzukehren. Miyavis Vorgehensweise war denkbar einfach: Er verwandelte sich in einen Flamingo, flog zu diesem See und suchte dessen Grund mithilfe seines magischen Gespürs ab während er ihn überflog. Als er den Ohrring gefunden hatte, schob er das Wasser mit Magie zur Seite, hob ihn mit dem Schnabel auf und flog davon, während das Wasser wieder über die betreffende Stelle hinwegspülte. Am frühen Abend war er bereits zurück. König Aiji war sehr erfreut, seinen Ohrring so schnell zurückzubekommen. Während Yoshiki mit der gesamten Mannschaft vor ihm im Thronsaal angetreten war, fragte er sich, ob sie dieses Mal Glück hatten. „Ich bin wirklich erstaunt. Ihr habt euer Versprechen gehalten. Eine Sache wäre da allerdings noch: Ich habe seit Ewigkeiten etwas zu erledigen, am besten über Nacht, aber ich kann Maya nicht allein lassen, zumal seine Mutter die Gelegenheit nutzen könnte. Würdet ihr heute Nacht auf ihn aufpassen?“ Offenbar nicht. Auf Maya aufpassen… Die Diebstahlgeschichten waren ein Klacks dagegen. „Was ist denn mit seiner Mutter?“, fragte Heath geistesgegenwärtig. Maya nahm den Lutscher aus dem Mund. „Mama will mich bei sich einsperren, damit ich immer bei ihr bleibe und nicht mit Aiji zusammen sein kann.“ Oje, die muss echt die fleischliche Definition von Wahnsinn sein, das Balg immer um sich haben zu wollen, und dann auch noch um jeden Preis, dachte Heath. Aber immerhin hatten sie hier einen Drachen, also sollte es ja nicht allzu schwer sein, sie davon abzuhalten. *Ähnlichkeiten mit der Beschreibung des Schlosses aus Terry Pratchetts Scheibenweltroman „Total Verhext“ sind assoziativ bis volle Absicht. *** Irgendwie ist es diesmal gar nichts besonderes, bis auf den Streit vielleicht... Hm, das nächste wird vielleicht besser. Ich bin sowieso freudig überrascht, dass Leute das hier überhaupt lustig finden, ich dachte immer, ich hätte den Humor einer kaputten Tonschüssel. (Sprich gar keinen) Bis zum nächsten Mal, Dragon Kapitel 10: Der große Gegenschlag --------------------------------- Gott, hat das lange gedaurt! Ich schäme mich -////- Ich stand etwas auf dem Schlauch, aber dafür ist das Ergebnis gar nicht schlecht. Irgendwie ist dieses Märchen krass weit weg vom Original... Nun ja, ich kenn ja nicht mal den Namen, also was solls. Freut euch im nächsten Kapitel auf ein Special. @VampirePsych: Gut geraten, eines davon ist tatsächlich dabei. Aber die anderen kann ich beim besten Willen nicht unterbringen. @hide_sama: Nun, Streit zwischen Gackt und Yoshi hat da einfach rein gemusst, sonst wären es ja nicht Gackt und Yoshi ;) Ich hab auch mal gehört, dass Sugi keinen Alkohol verträgt, aber ich weiß nicht, ob das stimmt. *** Nicht einmal Aiji konnte abstreiten, dass Maya anstrengend war. Daher verkniff sich Yoshiki auch jeden Kommentar, als er sich von Miyavi ablösen ließ und aufs Bett, beziehungsweise auf den dort liegenden Gackt, fiel. Sie wechselten sich im Halbestundentakt damit ab, Maya nicht aus den Augen zu lassen. Gackt, der vor Yoshiki an der Reihe gewesen war, streichelte ihm träge und mitfühlend den Kopf. Was wiederum Sugizo nicht auf sich sitzen lassen konnte. Er legte sich dazu und streichelte Yoshikis Oberarm. Heath und hide tauschten Blicke. Und während Ersterer nur seufzte und beschloss, es auf sich beruhen zu lassen, konnte hide sich entzückt zunächst nicht entscheiden, ob er den Beiden die Suppe versalzen oder nach Papier und Stiften suchen sollte. Schließlich entschied er sich für Beides: Er befahl einem Stift, die Szene möglichst schnell zu zeichnen, und nachdem dieser damit fertig war, stürzte er sich mit dem Ausruf „Gruppenkuscheln!“ auf das Bett. Zu seiner Enttäuschung lächelte Gackt nur und Sugizo schlang einen Arm um ihn. Heath entschädigte ihn ein Wenig dafür, indem er sich schmunzelnd auch dazulegte. Für Pata allerdings war das kein Trost, denn er hatte im Moment keine Kleidung zur Hand und nackt oder als Pferd konnte er schlecht mitmachen. „Und was machen wir als nächstes?“ Miyavi hatte zwei kleine Kinder, selbst genug Blödsinn im Kopf und eine Engelsgeduld. Er kam sehr gut mit Maya zurecht. Ebendieser überlegte. „Hm, wir könnten… oh, Mama!“ Erschrocken fuhr Miyavi herum und stand direkt vor… Mama?! Das Wesen war größer als Pata, unförmig und mit Krallen und Reißzähnen ausgestattet. „Das ist deine…?“ Weiter kam er nicht, da er krachend mit der Wand kollidierte. Unglücklicherweise mit dem Hinterkopf zuerst, was sein Bewusstsein spontan dazu brachte, sich schlafen legen zu wollen. Schon halb im Delirium nahm er wahr, dass das Wesen auf ihn zukam um ihm den Garaus zu machen, und nur Mayas rufen: „Nein Mama, tu ihm nichts!“ es davon abhielt. Dann sah die ganze Welt nur noch aus wie Gackts Schuppen… „Müsste ich nicht langsam den kleinen Freak ablösen?“ nuschelte Sugizo träge. „Der kommt schon, wenn er ne Pause braucht“, brummte Yoshiki nur und kuschelte sich enger an hide. Pata spitzte die Ohren. „Ich höre sie nicht…“ „Wer weiß, wo die hingerannt sind.“ „Ich such sie“, sagte Pata nur, rappelte sich auf und trabte davon. „Meint ihr, er ist eingeschnappt, weil er nicht mitkuscheln kann?“ fragte hide. Aber er erwartete nicht wirklich eine Antwort, sondern kuschelte sich nur zufrieden in Sugizos Umarmung. Kuscheln wurde in der Regel unterschätzt. „VERDAAAAAAMMT!!!“ Der Schrei riss alle aus ihrem angenehmen Dämmerzustand. Sie versuchten, so schnell es ging aus dem Bett zu springen, kamen sich aber gegenseitig in die Quere und landeten letztlich alle in einem Knäuel auf dem Boden. „Aua, hide, du liegst auf meinem Arm!“ „Tschuldige Yoshi, aber Heath liegt auf mir.“ „Nimm die Hand von meinem Hintern, Drache!“ „Werde ich umgehend, sobald ich mein Bein unter dir hervorgezogen habe, Ritter.“ Sie schafften es tatsächlich, ohne Zwischenfälle aufzustehen. „Ich wusste nicht, dass Pata so laut schreien kann…“ meinte hide besorgt, während er nach seinem Stab griff. „Sehen wir nach“, knurrte Heath und ging voran. Sie fanden Pata neben Miyavis schlaffem Körper stehen und er erinnerte in dem Moment mehr an einen wütenden Stier als ein gemütliches Pferd. Er begnügte sich damit, die anderen mit vorwurfsvollen Blicken zu durchbohren, was diesen aber auch sehr unangenehm war. Pata wurde praktisch nie wütend und das machte die Tatsache, dass er es nun war, umso beängstigender. Aber auch Gackt spannte die Muskeln und fletschte die Zähne. „Was ist los, Camui?“ Die Prinzessin legte ihm eine Hand auf die Schulter, während Sugizo sich zu Miyavi kniete. Gackt grollte. „Ein Bergtroll. Ich kann sie riechen…“ Yoshiki nickte grimmig. „Wie viele Leute kannst du tragen?“ „Als Drache? Theoretisch euch alle, aber dann könnte ich nicht mehr fliegen. Wenn es schnell gehen soll drei.“ „Also gut. Pata und Heath, ihr kümmert euch um Miyavi. Sugi und hide, ihr kommt mit uns. Wir folgen ihrer Spur und holen Maya zurück.“ Das Geräusch, das Gackt bei seiner Verwandlung erzeugte, war ein leises Rascheln, dass hauptsächlich von seinen Schuppen kam und weniger von seiner Kleidung, die abzustreifen ihm irgendwie während des Verwandlungsprozesses gelang. Er drückte sich auf den Bauch um den anderen das Aufsteigen zu erleichtern. Gerade als Sugizo als Letzter aufsteigen wollte, hielt Heath ihn zurück. „Warte. Nimm die hier mit.“ Sugizo nahm dankbar und vor allem kommentarlos die Armbrust und den Pfeilköcher entgegen, die Heath von Patas Sattel genommen hatte. Sie hatten beide ihre Schwerter in dem Schlafgemach liegen lassen. Hoffentlich hielt ihnen das keiner weiter vor. Wenigstens hide hatte an seinen Stab gedacht. Sie waren der Spur des Bergtrolls in die Berge gefolgt, bis zur Baumgrenze, als sie vor ihnen auftauchte. Sie war groß und plump, aber schnell uns stark, annähernd menschlich gebaut und mit Krallen und Reißzähnen ausgestattet. Sie trug Maya über ihrer Schulter, der weiterhin wie ein hübscher junger Mann aussah und konstant wimmerte, er wolle zurück zu Aiji. Seine Mutter ignorierte ihn. Doch irgendwas veranlasste sie dazu, sich umzudrehen und den Drachen auf sich zurasen zu sehen. Energisch riss sie die Arme hoch, woraufhin eine riesige Felswand direkt vor ihren Verfolgern aus dem Boden geschossen kam. Sie rannte weiter, den entsetzten Aufschrei ihres Sohnes ignorierend, doch das erwartete „Krach“ hinter sich blieb aus. Stattdessen hörte sie ein „Swusch“, das allerdings von dem im selben Moment einsetzenden, dreistimmigen „WAAAAAAAAAAAAAAH“ beinah übertönt worden wäre. Ein Blick über die Schulter zeigte ihr, wie der Drache über der Felswand auftauchte. Stimmen erklangen. „Mann, Camui, kannst du nicht aufpassen? Wir wären beinah abgestürzt!“ „Nimm Yo-chan nicht so ernst, er muss immer meckern, wenn er sich erschreckt hat. Das ist seine Art, damit fertig zu werden.“ „Uhm… hide hat recht. Ich bin natürlich froh, nicht mit einer Wand kollidiert zu sein. Entschuldige Camui.“ „Hebt euch das für später auf, das Biest entkommt“, warf Sugizo ein. „Tut es nicht“, knurrte Gackt und öffnete das Maul weit. Ein Flammenstrahl schoss über den Kopf des Bergtrolls hinweg und brachte vor ihr eine breite Schneise Fels zum Glühen. Darüber konnte sie nicht hinweggehen, auch wenn der Fels nicht brannte. Nicht einmal Drachenfeuer brachte das fertig. Aber sie konnte darüber hinweg springen. Dachte sie jedenfalls. Als sie an sich herabsah um festzustellen, warum sie ihre Füße nicht bewegen konnte, sah sie, dass sie mit dem Boden verwachsen war. „Toll gemacht, hide!“ rief Yoshiki, während Gackt vor dem Troll landete. „Sie hat nur eine Sekunde stehen müssen. Bedank dich also bei deinem Drachen.“ hide sprang von Gackts Rücken und Yoshiki folgte ihm. Mayas Mutter riss ihren Sohn von ihrer Schulter und presste ihn an ihre Brust, während sie die Krallen der anderen Hand um seinen Hals schloss. „Kommt nicht näher!“ fauchte sie. Die Prinzessin und die Hexe verharrten auf der Stelle. Mayas große Augen starrten sie angsterfüllt an. „#)(%§%&+!“ knurrte Yoshiki, rührte sich aber nicht. Klack! Der Bergtroll jaulte auf und ließ Maya los, der sofort zu Yoshiki rannte. Seine Mutter zappelte und schrie. Ein Armbrustbolzen steckte in ihrer Schulter und es war verdammt schwierig und schmerzhaft, ihn mit einer klauenbesetzten Hand zu entfernen. Gackt lächelte. „Man kann ja einiges über dich sagen, Ritter, aber nicht, dass du nutzlos bist.“ „Das Kompliment kann ich zurückgeben, Drache. Ich dachte echt, das war’s, als diese Felswand aus dem Boden geschossen kam“, erwiderte Sugizo, der noch immer auf seinem Rücken saß und lässig Heaths Armbrust schulterte. „Keine Sorge“, meinte hide zu Mayas tobender Mutter, „der Zauber hält nicht ewig“, bevor Gackt sich mit nun vier Passagieren wieder in die Luft erhob. König Aiji wirkte völlig gelassen angesichts der Tatsache, dass er auf seinem Thron saß und Maya auf seinem Schoß hatte, der ihn abknutschte. Er streichelte ihn sanft, während er den Blick über Yoshiki und sein Gefolge schweifen ließ. „Du hältst deine Versprechen, keine Frage.“ Yoshiki zuckte mit den Schultern. „Und ich halte meine auch“, fuhr Aiji fort, „du sollst den Ohrring und das Amulett haben.“ „Gestattet mir eine Frage“, warf Heath ein. „Warum ist Mayas Mutter ein Bergtroll?“ „Oh, das…“ König Aiji lächelte. „Nun, ich weiß es auch nicht genau. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder ist er ein Menschenkind, das sie gefunden und großgezogen hat, oder er ist ein Halbtroll. Zwar ist es kaum wahrscheinlich, dass ein Troll und ein Mensch zusammen Kinder bekommen, aber Maya hat gewisse… Fähigkeiten. Ich kann beim besten Willen nicht sagen, was Sache ist. Ich habe ihn nur in den Bergen gefunden und zu mir genommen.“ Er griff mit seiner freien Hand in die Hosentasche und holte eine unscheinbare Kette und einen großen Ohrring hervor. Die Prinzessin trat an ihn heran und nahm die Sachen entgegen. Die Kette legte er sich um den Hals und den Ohrring steckte er in einen Beutel, den er aus seinem Mantel hervorzog und der schon einige Dinge zu enthalten schien. „König Kai scheint sehr viel von euch zu halten“, erwähnte der König scheinbar beiläufig. „Den Eindruck hatten wir auch“, erwiderte Yoshiki ausweichend. „Ich danke euch, König Aiji, für eure Hilfsbereitschaft. Allerdings müssen wir uns jetzt verabschieden.“ „Dann kann ich euch nur eine gute Reise wünschen. Lebt wohl.“ Maya ließ für einen Moment von Aijis Hals ab und winkte ihnen lachend zu. „Tschau~! Und viel Glück!“ Miyavi verließ den Thronsaal als letztes. Er und Maya zwinkerten einander noch zu, bevor sich die Tür hinter ihm schloss. Die Zauberin Georgia Eiyû kehrte nach einem langen Tag in eine ihrer Villen zurück. Es waren jetzt zehn Tage vergangen, seit sie Prinz Toshi im verlorenen Schloss zu Bett gelegt hatte und das Aufsehen, das Yoshiki in der Zeit zu erregen geschafft hatte, beeindruckte sogar sie. Es kursierten die wildesten Gerüchte über seine Auftritte an inzwischen drei verschiedenen Königshöfen. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass alle wahr waren, aber anscheinend war er wirklich in Totental, Dunkelwald und Lavafeld gewesen. Von letzterem Königshof war er heute Morgen erst aufgebrochen, wie sie gehört hatte. Nur warum? Fragte er dort nach ihr oder hatte er bereits herausgefunden, wie er zum verlorenen Schloss gelangen konnte? Das war in der kurzen Zeit eigentlich unmöglich. Georgia Eiyû hätte es am liebsten für ganz unmöglich gehalten, aber SO sehr von sich selbst überzeugt zu sein, wäre nur dumme Selbstüberschätzung. Sie ging im Kopf die ihr bekannten Gerüchte durch. Zunächst seine Reisegefährten. Es war die Rede von der mächtigsten Hexe der zehn Reiche, einem Drachen, einem sprechenden Pferd und einem außergewöhnlich starkem und fähigen Ritter. Letzteres hielt sie für durchaus möglich, aber irrelevant. Nur woher sollte er diesen Ritter haben? Sie glaubte nicht, dass es sich dabei um den Knappen handelte, auch wenn sie sich sicher war, dass er auch dabei war. Nun gut, es war irrelevant. Dass Adlerstein ein falladasches Streitross hatte, war ihr durchaus bekannt. Irrelevant. Selbstverständlich wusste Georgia Eiyû als Zauberin, dass manche Drachen Menschengestalt annehmen konnten. Aber warum sollte so einer mit einer missgestalteten Prinzessin reisen? Dafür waren die doch viel zu Stolz. Und wenn er es wider erwarten doch tat – kein Drache kannte ihr Schloss. Irrelevant. Die mächtigste Hexe der zehn Reiche? Wenn DAS stimmte, war sie in Schwierigkeiten. Miyavi, diese Missgeburt, kannte ihr Geheimnis und war jemand, der anderen Leuten gerne half. Andererseits hatte Yoshiki diese Leibhexe, die auch nicht ohne war. Die wenigsten Leute wussten, wer die mächtigste Hexe war, vielleicht hatte diese Witzfigur die Leute ausreichend beeindruckt, um nun dafür gehalten zu werden. Was angeblich in Totental passiert war, hielt sie für sehr unglaubwürdig, aber es wäre sehr interessant, was dort tatsächlich passiert war, wenn solche Geschichten daraus entstanden. Die kleine Geschichte aus Dunkelwald dagegen hätte durchaus so passieren können. Sie kannte König Karyu gut genug, um das zu wissen. Und was in Lavafeld geschehen war wusste keiner. Schade eigentlich, das war sicher sehr interessant. Schließlich war der bekloppte König, der mit der Trollbrut verbandelt war, nicht besonders gut auf die fehlbesetzte Prinzessin zu sprechen. Moment! Miyavi lebte in Wildberg, angrenzend zu Adlerstein, genauso wie ein Drache, der für seine seltsamen Eskapaden bekannt war, und ein ziemlich undurchsichtiger Ritter… Die Zauberin sprang auf und begann, sich hektisch durch mehrere Schränke und Kommoden zu wühlen. Die Zimmer, die sie auf diese Weise durchquerte, ließ sie in einem Zustand zurück, dass man hätte meinen können, eine ganze Herde Waschbären hätte darin nach Essen gesucht. Schließlich fand sie in einer verstaubten Kammer was sie suchte: eine Kristallkugel. Sie wischte einfach alles von der nächsten erreichbaren Abstellfläche und stellte sie dort ab. Dumpfer weißer Nebel waberte in ihr. „Zeig mir Prinzessin Yoshiki!“, bellte sie. Die Kugel blieb wie sie war. Nichts rührte sich. Aber das konnte kein Defekt oder eine Störung sein. Kristallkugeln bekamen so was nicht. „Zeig mir die Hexe Miyavi!“ Miyavis Gesicht erschien in der Kugel. Er schien irgendwo langzugehen und er lächelte. Aber seine Umgebung blieb im Schatten. Offenbar hatte er seinen Aufenthaltsort verschleiert. Georgia Eiyû dachte fieberhaft nach. Dieser verflixte König Aiji! Nur er konnte einen anderen Menschen vor ihr verstecken. Dabei hatte sie gedacht, dass er Yoshiki nicht leiden konnte. Vermutlich klapperten sie die zehn Königshöfe ab. Aber selbst wenn sie herausfand in welcher Reihenfolge, sie konnte sie dort nicht abfangen. Königsresidenzen hatten ihre eigene Magie. Und sie auf dem Weg zu erwischen war ziemlich unmöglich, da König Aijis Amulette sie in mehr als nur einer Hinsicht beeinflussen konnte. Und über den Rest des Gefolges konnte sie auch nicht suchen, da sie nur den Namen des Drachen und des Ritters kannte. Von Rittern musste man auch das Gesicht kennen und Drachen konnte man auf diese Weise gar nicht finden. Andererseits… Konnte sie sich sicher sein, dass…? „Zeig mir die Karte zum verlorenen Schloss!“ Wieder zeigte die Kugel nur weißen Nebel. Die Zauberin stieß einen wütenden Schrei aus und schlug so heftig auf die Kommode, auf der sie die Kristallkugel gestellt hatte, dass die Abstellfläche zerbrach. Nachdenken, sie musste nachdenken! Wie konnte sie die missgestaltete Prinzessin aufhalten? Wer konnte sie aufhalten? König Taiji! König Taiji konnte seinem Bruder befehlen, die Suche aufzugeben und zurückzukehren. Nur würde er das wohl kaum einfach so tun. Sie musste ihn unter ihren Bann bringen. Das war gar nicht so leicht, wie es sich anhörte. Prinzen waren von Natur aus stark. An Toshi hatte sie sich die Zähne ausgebissen. Ihn einzuschläfern war eine andere Sache, aber Taiji sollte ja nicht schlafen, sondern tun was sie wollte. Es gab eine Möglichkeit, die war zwar etwas aufwendig, sollte aber zu schaffen sein. Wenn sie es richtig anstellte, wurde sie die falsche Prinzessin vielleicht sogar ganz los… Zwölf Tage seit Toshi verschwunden war und es regnete in Strömen in Wildberg. Obwohl es Mittag war, war es stockfinster, nur manchmal zuckten Blitze über den Himmel. Der große Saal in der Burg war zum Wohnzimmer umfunktioniert worden. Zwar stand dort noch ein großer Tisch mit Holzstühlen, aber an zwei Wänden standen Sofas und in jeder Ecke und vor dem Kamin mehrere Sessel. Im Kamin brannte ein Feuer und auf dem Tisch stand ein Kerzenhalter, was zumindest etwas Licht spendete. Die Ritter von Wildberg hatten Besuch. Nachdem Sugizo und seine Freunde fortgegangen waren, hatten sie Adlerstein besucht und mit den dortigen Bediensteten Informationen ausgetauscht. Die Diener des Drachen hatten sie nicht besucht, die waren zu ihnen gekommen. Es war nicht das erste Mal in der kurzen Zeit, dass sie alle zusammen saßen. Normalerweise redeten sie über ihre Herren, tauschten Gerüchte oder Anekdoten aus, oder sie machten Unsinn, feierten oder redeten über persönliche Dinge. Auch Miyavis Frau Melodie war schon dabei gewesen, aber da sie sich um zwei kleine Kinder kümmern musste, blieb sie nie lange. Sie hatten sich auch schon auf Adlerstein oder in der Drachenhöhle getroffen, aber irgendwie war Burg Wildberg am angenehmsten. Hier hatten sie nicht das Gefühl, die Hausgewalt zu übergehen. Das Wetter drückte die allgemeine Stimmung. Die beiden Shinyas, die beide immer noch etwas verwirrt waren ob der Tatsache, dass sie einen Namensvetter hatten, der ihnen dermaßen unähnlich war, saßen nah beim Kaminfeuer. Ritter Shinya brauchte das Licht für sein Buch, Kammerzofe Shinya für seine Näharbeit. Die und Toshiya pokerten am Tisch mit Inoran und Chachamaru um alte Knöpfe und ausgefranste Schreibfedern. Kaoru, der den Vormittag mit dem Versuch verbracht hatte, nicht zu sehen dass Shinya und Toshiya Yoshikis Make-up trugen, schlief auf einem Sofa. Kyo lag halb auf ihm und pennte ebenfalls. Ryuichi saß auf einem Sessel in der Nähe eines Fensters und bastelte an einer Armbrust herum. You, in seiner dunklen Ecke praktisch unsichtbar, spielte auf einer Geige, die er wer weiß woher hatte. Da an seinem Spiel nichts auszusetzen war, hinderte ihn niemand daran. J war schon vor einiger Zeit gegangen, um etwas zu erledigen. Angesichts des Wetters wollte niemand in seiner Haut stecken. Rums! Kyo und Kaoru schreckten aus ihrem Schlaf hoch, Yous Geige verstummte und alle anderen sahen von ihren Tätigkeiten auf. Es hatte nicht etwa gedonnert, das hatte es die ganze Zeit, J hatte die Tür ziemlich schwungvoll aufgestoßen. Er war – was überaus verwunderlich war – ziemlich missgelaunt und patschnass. „Der Feind macht Ärger“, knurrte er und klatschte einen völlig durchweichten Brief auf Inorans gewonnene Knöpfe. Die griff danach und entfaltete ihn vorsichtig. Wundersamerweise war er noch lesbar. Während sich die anderen am Tisch zusammenfanden, las er vor: „An seine hochverehrte Gnaden, Sir Sugizo Luna Sea von Wildberg, in einvernehmen mit seiner durchlauchtigsten Majestät, König Taiji haben wir beschlossen, den alljährliche Ehrentag der schimmernden Elfen mit einem großen Ball auf Schloss Steingarten zu feiern. Alle Edelleute des Reiches sowie die sieben weisen Frauen sind dazu eingeladen. Wir werden sehr erfreut über eure Anwesenheit sein. Das Fest beginnt bei Sonnenuntergang, um Galagaderobe wird gebeten. Gezeichnet Lady Georgia Eiyû, Mitglied des Rates der sieben weisen Frauen von Großwaldreich, Herrin des verlorenen Schlosses, Fürstin von Hallsted und Fuhrt, Zauberer des 28. Grades Himmel, die Unterschrift ist ja halb so lang wie der Brief!“ „Was um Himmels Willen erhofft sich die Schlampe von einem Ball bei Taiji, mal die Frage außen vor gelassen, wie sie ihn dazu gekriegt hat. Immerhin müsste er wissen, dass sie seinen Bruder entführt hat“, wunderte sich Toshiya. „Das können wir jetzt auch nicht ändern. Die Frage ist, ob wir was unternehmen sollten“, meinte Ryuichi. „Das sollten wir!“ Obwohl er nicht laut oder heftig sprach, sondern ruhig und bedächtig, schlug Chachamarus Stimme ein wie ein Hammer. „Warum?“ fragte Kammerzofe Shinya. Der Elf seufzte und erklärte es. „Das ist ein alter Zauber. Ein großes Fest am Hof des Königs, viele Leute und Musik und eine Dame, deren Schönheit alle anderen überstrahlt. Diese Dame wird von jedem anwesenden Mann alles verlangen können, denn sie werden ihr alles geben wollen, was sie sich wünscht. Für den Rest ihres Lebens.“ Für einen Augenblick senkte sich Schweigen über den Raum. „Die Schlampe will Taiji bezirzen!“, wütete Kyo. „Was glaubt sie wohl, wer sie ist?!“ „Das steht hier“, bemerkte Die. „Und was zur Hölle bezweckt sie damit?“, überlegte Kaoru. „Ist doch logisch“, fand Ryuichi, „sie will, dass er Yoshiki zurückpfeift, weil dieser eine Bedrohung für sie und ihre Pläne ist.“ „Na schön. Und wie verhindern wir das? Chachamaru?“ Ritter Shinya war jemand, der zum praktischen Denken eher veranlagt war, als zum Fluchen. Aber Chachamaru wirkte nicht besonders glücklich. „Eine Frau muss auf dem Fest auftauchen, die schöner ist als die Zauberin, selbst wenn diese ihren magischen Glamour voll ausschöpft.“ „Also schön! Wir finden eine, statten sie mit einem Kleid und Make-up aus und geben ihr Sugizos Einladung“, beschloss J, aber Chachamaru schüttelte nur den Kopf. „Das ist zwar der einzige Ansatz, den wir haben, und gegebenenfalls würde es sogar klappen, aber so eine Frau zu finden, ist nicht so einfach, wie du glaubst.“ „Was ist mit Melodie?“, schlug Inoran vor. „Sie ist schön, aber gegen die Ausstrahlung einer Zauberin kommt sie nicht an.“ Der Elf klang traurig. „Und wenn wir unseren Shinya als Frau verkleiden?“ Die erntete einen bösen Blick von diesem. „Er würde zwar als Frau durchgehen, aber auch er wäre nicht schön genug. Tut mir Leid.“ „Wir können nicht einfach aufgeben!“, knurrte J. „Bis zum Tag der schimmernden Elfen sind es noch fünf Tage. Bis dahin müssen wir so eine Frau gefunden haben.“ *** Was denkt ihr, wie die Jungs das Problem lösen? Wer's errät kriegt... ähm... wie wär's mit ner Gastrolle in der Geschichte? Oder einen Wunsch frei bezüglich der Handlung? Keine Sorge, ihr habt Zeit, euch zu entscheiden. So bald wird es nicht aufgelöst. Aber es ist zu erraten. Ansonsten, bis zum nächsten Mal^^ Kapitel 11: SPECIAL Lindwurm Massaker ------------------------------------- So Leute, hier kommt euer versprochenes Special. Eigentlich wollte ich es als eine Art Sonderteil schreiben, den man an beliebiger Stelle einfügen kann, stattdessen fügt er sich lückenlos in die Handlung. Außerdem hat es mit fast 11 Seiten Word den Umfang von zwei normalen Kapiteln. Ich habe es nur deshalb nicht aufgesplittet, weil es eben das Special ist. Die Idee kam mir bei dem Lied "Lindwurm Massaker" von Vogelfrey. Ich dachte mir, was wäre, wenn die Chaotentruppe auf diesen Mann trifft? Leider gibt es auf Youtube nur zwei qualitativ minderwertige Liveaufnahmen davon, aber auf Anfrage schicke ich den Text (wie ich ihn gehört habe) per ENS. Zu unserem kleinen Ratespiel: Tipps bitte per ENS an mich. Wer es errät, bis ich das 13 Kapitel, in dem es aufgelöst wird, hochgeladen habe, kann sich aussuchen, ob er eine Gastrolle oder einen Handlungswunsch bekommt. Kleiner Tipp: Ein Hinweis ist in der Fanfiction, aber nicht im Text selbst. @hide_sama: Tja, kommen wohl nicht viele Frauen in der Geschichte vor, was? @VampirePsych: Ich sag nur eins: Auch wenn ich dir im Bezug auf Yoshis Aussehen recht gebe, bist du völlig auf dem Holzweg. *** Die Luft war klar, die Sonne schien und ein leichter Wind wehte. Ein perfekter Vormittag, wie Miyavi fand. Allerdings war ihm klar, dass die anderen nicht unbedingt seiner Meinung waren. Yoshiki, dessen halsstarrige Zielstrebigkeit irgendwo zwischen bewundernswert und besorgniserregend lag, hatte für den Tag und ihre malerische Umgebung keinen Blick übrig. hide hatte ihm neulich versichert, dass die Prinzessin eigentlich recht schöngeistig und empfindsam war, nur versetzte die Sache mit Toshi ihn in permanenten Ausnahmezustand. Miyavi war sich sicher, dass dies auf Dauer nicht gesund war und hoffte, dass sie Toshi möglichst schnell fanden. Hier würden die anderen sicher zustimmen. Yoshiki hatte sie am frühen Morgen gnadenlos aus den Betten im Wirtshaus geworfen und somit waren alle außer ihm nun verpennt-verstimmt bis unausstehlich. Also musste er den schönen Tag allein und kommentarlos verbringen. „Au!“ Heath war über etwas gestolpert und hatte sich auf die Schnauze gelegt. Er rappelte sich auf und sah entsetzt an sich herunter, genau wie die anderen. Seine Kleidung war durchtränkt mit Blut und auch sein Gesicht war vollgespritzt mit dunkelroter, metallisch riechender Flüssigkeit. Sie wechselten entsetzte Blicke. Yoshiki hob auf, worüber Heath gestolpert war: Eine abgehackte Drachenschwanzspitze. Die gesamte Wiese vor ihnen war in Blut getränkt, bis zu dem Wald, der sich einige hundert Meter vor ihnen erstreckte. Ein leichenblasser Gackt riss Yoshiki die Schwanzspitze aus der Hand. „Thramira!“ „Du… kennst ihn?“ fragte Miyavi vorsichtig. „Sie… wir waren mal zusammen.“ „Kommt, vielleicht ist sie verletzt und braucht unsere Hilfe!“, rief hide und rannte durch die blutige Wiese auf den Wald zu. Die anderen folgten ihn umgehend. Innerhalb kürzester Zeit waren sie alle von oben bis unten mit Blut bespritzt. Besonders Patas Hufe ließen es aufspritzen, sodass es sogar in seiner Mähne klebte. Kann sie bei der Menge an verlorenem Blut überhaupt noch am Leben sein, fragte sich Heath, aber er wagte nicht, es auszusprechen. Sie mussten nicht weit in den Wald laufen um sie zu finden. Und Hilfe brauchte sie offenbar keine mehr. Starr vor Entsetzen stierten sie auf den übel zugerichteten Leichnam eines Drachenweibchens. Sie war wirklich schlimm zugerichtet worden.* Miyavi übergab sich ins nächste Gebüsch. Der Kopf fehlte. Dass er nicht mit dem Rest des Körpers verbunden war, war nicht der Punkt, das galt auch für viele andere Körperteile. Aber der Kopf befand sich nicht mehr in der Nähe. Eine schmale Blutspur, die tiefer in den Wald führte, sprach dafür, dass jemand ihn mitgenommen hatte. Yoshiki fing sich als erstes wieder. „Verdammt, wer tut so etwas?“ Dass er denjenigen nicht mit erlesenen Schimpfnamen bedachte, zeigte deutlich, wie mitgenommen er war. „Jemand, der entweder Drachen über alles hasst oder Spaß am Schlachten hat“, murmelte Heath trocken. Genau wie Yoshiki und auch alle anderen außer Pata war er leichenblass. „Warum hat sie sich nicht in einen Menschen verwandelt? Dann hätte fast jeder gezögert, ihr etwas zu tun“, fragte hide mit unnatürlich hoher Stimme. „Die wenigsten Drachen“, sagte Gackt langsam und mit stockender Stimme, „können sich in Menschen verwandeln oder diese Gestalt halten, wenn sie Angst haben. Das ist eigentlich ein Schutzsystem…“ Seine Gesichtszüge verkrampften sich und er schlug gegen den nächsten Baum neben sich, dass dieser heftig erzitterte. Er kämpfte mit den Tränen und niemand wagte etwas zu sagen. Schließlich trat Sugizo zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir Leid, Drache. Niemand hat so etwas…“ „Sei still!“, fauchte Gackt ihn an und schüttelte sein Hand ab. „Du hättest das Gleiche mit mir gemacht, wenn du gekonnt hättest! Du respektierst mich jetzt nur, weil Yoshiki es tut!“ Er stapfte davon, einen entsetzten Ritter zurücklassend, der ihm stumm nachsah. Yoshiki seufzte. „Ich kümmere mich um ihn. Ihr sucht nach Wasser, wir müssen das ganze Blut abwaschen.“ Mit diesen Worten folgte er Gackt. Heath nickte hide, Pata und Miyavi zu. Sie machten sich auf den Weg. „Kommst du?“, fragte hide den immer noch starren Sugizo. „Ich wollte doch nicht… Ich hätte doch nie…“ „Ich weiß.“ „Camui! Camui, warte!“ Gackt drehte sich langsam zu Yoshiki um, der auf ihn zu gerannt kam und keuchend vor ihm stehen blieb. „Was willst du, Prinzessin?“ „Dich in den Arm nehmen“, antwortete er und tat es auch sofort. Nach einigem Zögern erwiderte der Drache die Umarmung. Einen Moment hielten sie sich einfach aneinander fest, bis er wieder zögerlich zu sprechen begann. „Sie war meine erste Freundin. Ich habe sie nicht in dem Sinne geliebt, aber wir waren gute Freunde und wollten ausprobieren, wie es ist, zusammen zu sein. Irgendwann haben wir gemerkt, dass es so keinen Sinn macht. Wir haben gelacht, als wir auseinandergegangen sind. Wir haben einander Briefe geschrieben, einander besucht, Schach gespielt und einander getröstet, wenn wir Liebeskummer hatten. Wir haben uns nicht unbedingt oft gesehen, immerhin sind wir Drachen, aber… dass ich sie nie mehr sehen werde… dass sie so sterben musste…“ Seine Stimme brach und er weinte leise an Yoshikis Schulter. Irgendwann murmelte er schniefend: „Ich wollte nicht, dass du mich so siehst.“ „Ich weiß“, sagte Yoshiki sanft. „Ich will auch nicht, dass mich irgendjemand in schwachen Momenten sieht. Aber manchmal ist Stärke mehr als die Abwesenheit von Schwäche. Mein Vater war ein wunderbarer Mann. Er hat uns immer ermuntert, das zu tun, was wir für richtig halten und zu sein, wie wir sind. Es hat ihm auch nichts ausgemacht, dass ich eine Prinzessin bin. Wir hatten keine Mutter und er hatte oft viel zu tun, aber er war alles für uns. Als er gestorben ist, ist für uns eine Welt zerbrochen. Aber Tai und ich wollten nicht weinen. Wir wollten stark und männlich sein. Aber To-chi, der geweint hat, sagte uns: ‚Wann wollt ihr denn weinen, wenn nicht jetzt? Es wird viel zu tun geben, wir müssen uns um sein Reich kümmern. Jetzt ist der einzige Moment, den wir haben, um mit ganzer Hingabe zu trauern.’ Und wir haben geweint. Ich bin froh, dass ich geweint habe. Nur Monster trauern nicht um die, die sie gern haben. Ich habe ein Lied für Vater geschrieben. Es tut immer noch weh, an ihn zu denken, aber wenn es nicht mehr wehtun würde, hätte ich ihn verloren. Der Schmerz ist ein Teil von mir.“ Langsam hob Gackt den Kopf und sah Yoshiki direkt ins Gesicht. Seine Augen waren rot geschwollen und seine Wangen feucht, aber nun blickte der die Prinzessin still an. „Du weißt, dass ich dich liebe, oder?“, sagte er schließlich. Lächelnd strich Yoshiki ihm eine Träne von der Wange. „Ja, das weiß ich. Und ich nehme deine Liebe an. Ich habe dich sehr gern und du hast viel für mich getan. Vielleicht werde ich dich eines Tages so lieben, wie du mich, aber selbst wenn dieser Tag niemals kommt, hast du immer einen Platz an meiner Seite.“ Es dauerte eine Weile, bis sie die anderen gefunden hatten. Die hatten tatsächlich Wasser gefunden, einen klaren See in der nähe eines Dorfes. Inzwischen war es Nachmittag und im Dorf wurde irgendwas gefeiert, aber sie achteten nicht darauf. Am Ufer lagen die Inhalte von Patas Satteltaschen, wozu auch einiges an sauberer Wäsche gehörte, der Kater Mo, der erstens nichts abbekommen hatte und sich zweitens vor Wasser ekelte und daneben ein Haufen fleckiger Kleidung, Schmuck und die Waffen, also Heaths und Sugizos Schwerter, die Armbrust und hides Stab. Heath, nur noch mit seiner blutbefleckten Hose bekleidet, saß am Ufer und wischte Patas Sattelzeug ab. Leder sollte man nicht ins Wasser tauchen. Alle anderen saßen oder Standen nackt im Fluss. hide putzte seinen Pata und stellte dabei fest, dass sich Blut leichter aus Fell als aus Klamotten waschen ließ. Miyavi versuchte, Heaths Waffenrock sauber zu bekommen und Sugizo arbeitete an hides Umhang. Yoshiki räusperte sich. Die anderen bemerkten ihn und Gackt und sahen sie stumm an. Sugizo wand verschämt den Blick ab. „Wie läuft s?“, fragte Yoshiki, um die Situation aufzulockern. „Wenn ich rauskriegen würde, wie man Blutflecken aus Stoff bekommt, wär’s perfekt“, antwortete Miyavi. „Du musst das Wasser heiß machen“, erklärte Gackt. Miyavi wand sich wieder dem Wäschestück zu, machte eine knappe Handbewegung und knetete es ein wenig. „Hey, es funktioniert“, freute er sich. „Na wenn das so ist, bist du jetzt dran“, beschloss Sugizo und warf ihm hides Umhang zu, um sich dann selbst die Haare zu waschen. Gackt legte seine Kleidung ab, eine Menge schwarzer Stoff und ein paar Stiefel insgesamt, bevor er ins Wasser stieg. Yoshiki dagegen brauchte etwas länger. Bevor sich überhaupt etwas auszog, holte er seinen Beutel hervor und warf ihn hide zu mit den Worten: „Binde das in Patas Mähne.“ Dann legte er den Mantel ab. Darunter trug er eine geschnürte dünne Lederhose mit Spitzeneinsatz, flache Stiefelletten und – zur Überraschung aller außer hide – zwei Waffen. An seiner Hüfte hingen links und rechts zwei schmale Klingen, kaum länger und breiter als Drumsticks und ohne Parier, was sie auch wie Drumsticks aussehen ließ. Er legte sie mit derselben Nonchalance ab wie auch Hose und Schuhe, nur Aijis Amulett behielt er an. Dann folgte er Gackt ins Wasser und begann, unter anfänglichem Protest, ihm die Haare zu waschen. Sobald der Drache aufgehört hatte, sich zu beschweren, sagte er Yoshiki so leise, dass nur er es hören konnte: „Entschuldige dich bei Sugi.“ „Was? Wieso?“ „Du weißt, dass du ihm unrecht getan hast und es hat ihn sehr mitgenommen.“ „Er hätte mich getötet.“ „Er hätte dich niemals so zerfleischt. Vielleicht hätte er dich getötet, aber ich kenne ihn eine Weile und ich bezweifle es. In dem Moment, in dem du hilflos genug gewesen wärst, hätte er es nicht übers Herz gebracht.“ „…Ich werde mich entschuldigen.“ So gegen 5 Uhr nachmittags war tatsächlich alles und jeder sauber. Während die Wäsche trocknete, sonnten sich Pata (in Menschengestalt), Mo und Miyavi am Ufer und Yoshiki und hide ärgerten Heath im Wasser. Gackt kämpfte mit seinen Haaren und Sugizo fettete das Leder seiner Schwertscheide und Patas Sattelzeug ein. „KYAAAAAAH!“ Alle – sofern sie sich überhaupt bewegten – erstarrten in ihren Bewegungen, was für Heath recht ungünstig war, da hide und Yoshiki gerade versucht hatten, ihn zu tunken, und er bei dem Versuch sich zu wehren in eine recht schwer zu haltenden Position geraten war. Nichtsdestotrotz starrte er zusammen mit den anderen in das entsetzensstarre Gesicht eines jungen Mädchens, vor deren Füßen zwei leere Wassereimer lagen. Offenbar war sie hergekommen um Wasser zu holen und nichtsahnend in sieben nackte Männer gerannt. In dem Moment, in dem die Ersten rot anlaufen wollten, verlor Heath das Gleichgewicht und riss hide und Yoshiki mit ins Wasser. Sugizo konnte gerade noch Patas Trense in Sicherheit bringen, bevor sie klatschnass wurde, sich selbst aber nicht. Genauso wenig wie Pata, Miyavi und Gackt, dem der Kamm in den Haaren steckenblieb. Nur Mo hatte sich auf den nächsten Baum in Sicherheit bringen können. Derweil strampelten sich die drei Wasserratten mehr oder minder heftig fluchend und schimpfend zurück in eine sichere Position. Und das erschrockene Mädchen konnte bei diesem denkwürdigem Anblick nicht anders, als zu lachen. Yoshiki kam ans Ufer und griff sich das erstbeste feuchte Kleidungsstück, das er ergattern konnte, hides Umhang, und schlang ihn sich um die Hüften. Zufälligerweise mit der schwarzen Seite nach innen, weshalb er nun so aussah, als hätte er ein magentafarbenes Handtuch an. „Entschuldige, wir wollten dich nicht erschrecken“, sagte er zu dem Mädchen. Pata, Miyavi, Sugizo und Gackt schoben sich derweil auffällig unauffällig zurück in den See. Sie hatte sich inzwischen vom ersten Schreck erholt und versucht krampfhaft, nicht ob der leicht absurden Szenerie zu grinsen. „Oh, schon gut. Nichts, was mich umbringen würde.“ „Na dann ist ja gut. Was wird denn bei euch gefeiert?“ Schlagartig wurde ihr Gesichtsausdruck ernst. „Ach, nichts allzu Tolles. Eigentlich bin ich nur Wasser holen gegangen, um da wegzukommen.“ „Ach ja? Sind dir die Männer zu betrunken?“ „Nein, die Männer von hier benehmen sich gut. Es ist nur dieser widerliche Heinrich, den die anderen Mädchen auch noch anstacheln, indem sie ihn umschwärmen.“ „Belästigt er dich?“ „Nicht direkt, aber ich kann seine selbstgefällige Fresse nicht mehr sehen. Alle halten ihn für den Allergrößten, weil er einen Drachen getötet hat und dafür nur Kost und Unterkunft verlangt.“ Yoshiki und Gefolge tauschten bedeutungsvolle Blicke. Miyavi hatte Gackt geistesgegenwärtig eine Hand auf die Schulter gelegt. „Und das feiert ihr wohl?“, vergewisserte sich Yoshiki. „Ja…“, bestätigte das Mädchen zögerlich, da sie die Reaktion der Männer nicht zuordnen konnte. „Ist damit etwas nicht in Ordnung?“ „Nichts, wofür wir dich verantwortlich machen würden“, beschwichtigte Yoshiki sie. „Komm setz dich her und erzähl uns alles über Heinrich und diesen Drachen. Wie heißt du eigentlich?“ „Gertrud“, sagte das Mädchen und setzte sich tatsächlich neben die Prinzessin. „Eigentlich gibt es da nicht viel zu erzählen. Ein paar Männer haben in der Nähe Drachenspuren gefunden und dem Bürgermeister bescheid gesagt. Und der hat beschlossen, den Drachentöter Heinrich zu holen, der schon 15 Drachen erledigt hat. Und der ist in den Wald gegangen und mit dem Drachenkopf zurückgekehrt. Darf ich mal was fragen?“ „Klar.“ „Wer seid ihr eigentlich? Und warum seid ihr alle nackt?“ „Wir… sind Edelleute aus Großwaldreich. Wir sind auf Reisen und sind im Wald über den Körper des Drachen gestolpert. Da waren wir so voll von Blut, dass wir uns waschen mussten.“ „Ihr habt da einen Sattel. Wo ist euer Pferd?“ „Äh, das hat sich zu Tode erschreckt. Wir werden ein Neues kaufen müssen.“ Pata verdrehte die Augen, Yoshikis Ausreden wurden auch nicht besser. Und Gertrud war offenbar recht intelligent. Sie zog ungläubig eine Augenbraue hoch. „Das Pferd muss ja ein extrem schwaches Herz gehabt haben.“ „Äh ja, furchtbares Tier. Wir haben es nur aus Mitleid überhaupt behalten.“ Nun konnte sich hide ein Kichern nicht verkneifen und Pata hatte es satt. „Jetzt mach mal halblang, Yoshiki. Lügen ist eh nicht deine Stärke“, schnaubte er und verwandelte sich zurück, was ihm praktischerweise auch die Möglichkeit gab, aus dem Wasser zu steigen. Gertrud sah ihn mit großen Augen an. „…wow!“ murmelte sie schließlich. „Äh, uns wäre lieber, wenn du das keinem erzählst“, meinte Yoshiki. „Keine Sorge, das würde mir eh niemand glauben. Nun, warum seid ihr eigentlich auf Reisen? Seid ihr auch Drachentöter?“ Ein heftiges, siebenstimmiges „NEIN!“ war die Antwort und Gertrud zuckte zurück. „E- Entschuldigt, ich dachte nur, weil Drachentöter doch so edel sein sollten und dieser Heinrich überhaupt nichts Edles an sich hat. Ihr wirkt sehr edel und… würdevoll, dabei seid ihr nackt…“ Sie errötete und verstummte. Miyavi seufzte gutmütig. „Das ist ein frommer Irrtum, Gertrud. Kein wirklich edler Mann wird Drachentöter, wenn er auch nur ein wenig über Drachen weiß. Kennst du Geschichten über Drachen?“ „Ich kenne eine Geschichte über einen Drachen, der ein Dorf um Menschenopfer erpresst.“ „Ha, als ob sich ein halbwegs normaler Drache zu so was herablassen würde“, murmelte Sugizo mehr zu sich selbst. „Hat euer Drache irgendjemandem etwas getan?“, fragte Heath. „Wenn wir die Spuren nicht gefunden hätten, hätten wir ihn gar nicht bemerkt…“ Nun wirkte sie ein wenig nachdenklich. „Willst du eine wahre Geschichte über einen Drachen hören?“ Miyavi lächelte sich freundlich an und sie nickte zaghaft, fragte allerdings: „Woher weißt du, dass sie wahr ist?“ „Weil ich dem Drachen begegnet bin. Ich war sozusagen dabei. Dieser Drache lebte in einer Höhle in einem Wald, der zu einem kleinen Fürstentum gehörte“, begann er zu erzählen. „Er hatte sie mit Schränken, Kissen, Tischen und Teppichen eingerichtet und seine liebsten Diener waren ein Wolf und ein Elf. Ab und an besuchte er andere Drachen oder sie besuchten ihn und so führte er ein eigentlich recht friedliches Leben für einen Drachen. Nur mit dem Fürsten seines Landes verstand er sich nicht besonders und sie kämpften hin und wieder gegeneinander, doch irgendwie taten sie sich dabei doch nichts Ernsthaftes an. Er kaufte, was er aß und so wusste kaum jemand, dass auf diesem Land überhaupt ein Drache lebte. Eines Tages flog er über die Grenzen des Fürstentums hinaus und fand eine Burg, in der eine schöne Prinzessin Klavier spielte. Verzaubert von ihrem Spiel ließ er sich auf den Zinnen nieder und lauschte. Als sie geendet hatte, sprach er sie an und merkte, dass sie weinte. Er fragte nach dem Grund und sie erzählte ihm, dass ein böser Zauberer ihren Prinzen entführt hatte. Da er sich in sie verliebt hatte, wollte er, dass sie mit ihm ging und versprach ihr, ihren Prinzen zurückzuholen. Sie machten sich auf die Suche und er erhob keine Einwände, als der Fürst, mit dem er immer gekämpft hatte, sich ihnen anschloss, obwohl er wusste, dass dieser die Prinzessin auch liebte, weil er wusste, dass sie ihn dabeihaben wollte. Bald erkannte der Drache, dass sowohl er als auch der Fürst keine Chance gegen den Prinzen hatten, den sie über alles liebte, aber er blieb bei ihr und tat alles, was sie verlangte und was in seiner Macht stand, nur um sie ein einziges Mal aufrichtig glücklich lachen zu sehen.“ Die anderen wechselten stumme Blicke, es war wirklich gruselig, wie gut Miyavi sie nach der kurzen Zeit bereits kannte. Gertrud bemerkte nichts davon. „Das war aber ein netter Drache“, fand sie. „Nun ja, so nett war er nun auch wieder nicht. Er hat seinen Elfendiener ziemlich schuften lassen, sich über den Fürsten lustig gemacht und die Prinzessin geärgert, weil er es mochte, wenn sie wütend wurde. Aber er hat sie aufrichtig geliebt“, erklärte Miyavi. „Haben sie den Prinzen denn gefunden?“ „Wer weiß?“ Argwöhnisch sah Gertrud sich um, bemerkte aber nicht die Spur von einem Drachen oder einer Prinzessin. „Sind alles Drachen so?“ fragte sie schließlich. „Drachen sind Personen“, erklärte Sugizo. „Es gibt Nette und weniger Nette. Was alle gemeinsam haben, ist Arroganz, eine Arroganz, die sie einerseits dazu bringt, ziemlich selbstsüchtig zu sein, sie aber andererseits davon abhält, Schwächere grundlos zu töten. Von beidem gibt es Ausnahmen, aber im Prinzip kann man Drachen aushalten.“ „…Dieser Heinrich hatte Spaß daran, den Drachen abzuschlachten“, murmelte sie leise. Wieder tauschten die Männer stumme Blicke aus. „Ich bin dafür, dass wir ihm eine Lektion erteilen“, fand hide. Yoshiki sah Gackt fragend an und der nickte grimmig. „Also Gertrud“, sagte er, „kannst du uns ein Zimmer im Gasthaus besorgen? Eins für uns alle reicht.“ Sie nickte. „Kommt mit. Aber zieht euch vorher an. Warum ist das Handtuch eigentlich rosa?“ Aus dem Wirtshaus drang fröhliches Stimmgewirr und Gelächter. Im Gegensatz dazu lag in der Dämmerung der lange Schatten des Pfahls, auf dem der Drachenkopf steckte, wie ein Unheil auf dem Dorfplatz. „Es ist schrecklich“, flüsterte Gertrud. „Er war irgendwie hübsch, man könnte fast meinen, er war ein Mädchen.“ „Er war ein Mädchen“, sagte Heath und legte ihr eine Hand auf die Schulter, als sie sich erschrocken zu ihm umdrehte. „Keine Angst, du kannst nichts dafür. Aber vielleicht wäre es besser, wenn du nicht mit uns ins Wirtshaus gehst. Kannst du Pata an einen warmen Platz bringen, wo er was zu Essen hat?“ Sie nickte und Pata seufzte resigniert. hide tätschelte ihm tröstend den Hals. „Nicht traurig sein Kumpel, wenn das Bier gut ist, bring ich dir nachher welches vorbei.“ Die sechs Reisenden verzogen das Gesicht, als sie in das Gasthaus traten, wo ein Fiedler und ein Klampfenklimperer ihr Bestes gaben – was armselig wenig war. Trotzdem war die Stimmung gut. Den Drachentöter konnten sie gar nicht verfehlen. Er saß an einem guten Platz an einer Wand, weit weg von den Musikanten, ein Bier und einen Braten vor sich und ein Mädchen in jedem Arm. Sein unangenehm lautes Lachen hallte durch den Raum und er war überraschend hager; lang und dünn, ein richtiger Lulatsch. Sie traten an die Bar, von den Leuten beiläufig als Fremde bemerkt, und bestellten Bier. „Himmel, unternimm mal einer was gegen diese Musik!“, rief Sugizo bald entnervt. „Du kannst doch Geige spielen und ich Gitarre. Übernehmen wir eben“, beschloss hide. „Ich kann auch Gitarre spielen“, warf Miyavi ein, lächelte dann aber. „Nein, spielt ihr nur. Ich pass hier auf, dass Yoshi und Gackt keinen Unsinn machen und Heath sich nicht die Kante gibt.“ „Hey!“ So traten hide und Sugizo zu den talentlosen Musikanten, die gerade absetzten. „Hey, warum spielt ihr hier?“ sprach die Hexe sie an. „Wir wurden dafür ausgelost. Ich weiß, wir können es nicht. Er ist der Müllerbursche und ich arbeite als Schusterjunge.“ „Ist euch recht, wenn wir hier übernehmen?“ „Könnt ihr’s denn?“ „Klar.“ Wenig später sahen alle überrascht zu dem Podest, wo die Musikanten standen. Aber anstatt des Müllerburschen und des Schusterjungen, die es plötzlich gelernt hatten, sahen sie dort einen fremdländischen Ritter, der die Fiedel leidenschaftlich und zärtlich strich, als wäre es eine edle Geige, und eine hübsche junge Hexe, die mit sichtlicher Freude die Klampfe geschickt anschlug. Nach und nach begannen die Leute zu tanzen. Auch die beiden Mädchen, die bei Heinrich saßen, wurden irgendwann mitgerissen, und so nutzte Yoshiki die Gelegenheit, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen, von Gackt, Miyavi und Heath mit Argusaugen bewacht. Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ er sich neben ihm nieder. „Ihr seid also der berühmte Drachentöter Heinrich?“ „Ja, der bin ich. Man nennt mich auch Heinrich den Schlächter, wenn ich nicht in der Nähe bin, aber ich weiß es trotzdem.“ Er lachte laut. „Ihr habt da ein hübsches Kleid. Seid wohl eine Edelfrau?“ „Und wenn ich eine wäre?“ Yoshiki lächelte betörend. „Dann müsste ich euch wohl vor dem ganzen Gesindel hier beschützen.“ „Wenn jemand hier versuchen würde, Yoshiki was anzutun, müsste er wohl eher das Gesindel vor ihm beschützen**“, murmelte Heath von beiden ungehört. „Wie zuvorkommend von ihnen“, säuselte die Gefahr für das Gesindel unterdessen. „So bin ich eben. Möchtet ihr ein Bier?“ „Oh ja gern.“ Yoshiki ließ sich nicht im geringsten Anmerken, wie widerlich er den Mann fand. Da sieht man mal den Unterschied zwischen Lügen und Schauspielen, dachte Miyavi. Schon bald wurde klar, dass Heinrich der Schlächter und Prinzessin Yoshiki versuchten, einander unter den Tisch zu trinken. Miyavi und Gackt wollten eingreifen, aber Heath hielt sie zurück, indem er versicherte, dass er nur einen kannte, der trinkfester war als Yoshiki, nämlich Pata. So weit kam es allerdings nicht. Heinrich erreichte bald eine Phase, in der er recht enthemmt, aber ansonsten noch voll und ganz Herr seiner Sinne war. „Weißt du, Lady, Drachen sind noch viel gerissener als die Leute glauben. Sie können zum Beispiel reden!“ „Oh, wie aufregend! Was sagen sie denn?“ „Nun ja, erst beleidigen sie mich, und wenn sie merken, dass sie keine Chance haben, dann flehen sie um ihr Leben, bwahahaha!“ „Hahaha!“ „Aber das ist noch nicht alles: Sie können sogar aussehen wie Menschen!“ „Nein! Wirklich? Aber wie erkenne ich da, dass ich einen vor mir habe?“ „Nun ja, eigentlich gibt es da keine festen Merkmale, an denen man es erkennen kann, aber man entwickelt so ein Gespür. Ich erkenne einen Drachen, wenn ich ihn vor mir sehe.“ „Tatsächlich?“ Gackts Stimme war nicht laut, trotzdem donnerte sie durch den gut gefüllten Raum. Sofort war alles still, auch hide und Sugizo hörten auf zu spielen und folgten zusammen mit den Dorfbewohnern der Szene. Gackt stand dem Schlächter Heinrich gegenüber, nur der Tisch zwischen ihnen. Letzterer starrte sein Gegenüber einen Moment perplex an, dann motzte er: „Wie kommst du hier rein, Drache?“ „Durch die Tür.“ Heinrich schnaubte verächtlich. „Auch egal“, grummelt er und zog sein Schwert, als er etwas Kaltes an seinem Hals fühlte. „Tut mir Leid Heinrich, aber wenn du meinem Drachen etwas tust, muss ich dich leider umbringen.“, flötete Yoshiki, der hinter ihm stand und ihm eine seiner Klingen an den Hals hielt. Unterdessen war die Wirtshaustür von allen unbemerkt aufgegangen und Gertrud hereingetreten. Sie starrte mit entsetztem blick auf die Szene, die sich ihr bot, und im Gegensatz zu den anderen Dorfbewohnern wusste sie, was sie davon zu halten hatte. Auch war ihr durch Yoshikis Satz Einiges klar geworden. Als sie neben sich sah, bemerkte sie Pata, der, in einem Satz Ersatzklamotten von Heath und Mo auf dem Arm, neben ihr stand. „Wo kommt ihr denn her?“, flüsterte sie. „Ich wollte den Spaß nicht verpassen“, wisperte er lächelnd zurück. Da griff Gackt nonchalant nach Heinrichs Schwerthand. „Du solltest das hier nicht einfach so in die Luft halten, am Ende verletzt sich jemand daran.“ „GRAAAAAAAAAAAARGH!“ „Oh, Verzeihung, das war wohl dein Fuß. Besser, wir stecken es woanders hin.“ „AAAAARHAAAAAH!“ „Hm, ich sehe schon, in der Scheide ist es besser aufgehoben. Nicht vergessen es zu putzen, sonst rostet es“, bemerkte Gackt scheinbar beiläufig und schob Heinrichs blutiges Schwert zurück in seine Scheide. Yoshiki hatte seine Klinge inzwischen zurückgezogen. „Himmel, du bist vielleicht sadistisch“, grinste er. Heinrich stützte sich auf dem Tisch ab, da die durchbohrten Füße ihn kaum tragen konnten. „Falsche Natter!“ „Für dich immer noch Prinzessin!“, bellte Yoshiki und zog mit einer einzigen, schnellen Bewegung seine Klingen. „HYAAAAAAAAAAAAARRH!“ „Hört auf! So könnt ihr unseren Gast nicht behandeln!“, schritt nun endlich einer der Dorfbewohner ein. „Ach, können wir nicht?“ Yoshiki lächelte gefährlich. „Wir können nicht erlauben, dass hier jemand Leute quält, wie es ihm gefällt“, beharrte der Mann, auch wenn ihm nicht wohl dabei war. „Du hast Mumm, das muss man dir lassen. Aber wenn dem so ist, wie konntet ihr zulassen, dass jemand wie er hier verkehrt?“ „Er ist ein edler Drachentöter.“ „Er ist ein widerliches Scheusal!“ „Verschwinde von hier!“ „Schmeißt mich doch raus!“ „Darauf kannst du dich verlassen!“ Die Prinzessin grinste erfreut, warf den Mantel ab und knackte mit den Fingern. Kurz darauf war die Hölle los. Der Großteil der Dorfbewohner ging auf Yoshiki los, der Rest verließ fluchtartig die Kneipe oder verschanzte sich hinter dem Tresen. Sugizo und hide legten die Instrumente weg um der Prinzessin beizustehen und Gackt war sowieso mit dabei. Heath warf mit einem wilden Schrei seinen Bierkrug nach einem Kopf und stürzte sich ins Getümmel, gefolgt von Miyavi. Pata drückte der schockierten Gertrud Mo in die Arme und tat es ihnen gleich – allerdings wortwörtlich. Er ließ sich mit Schwung in die Menge fallen und riss mehrere Männer mit sich zu Boden. Gertrud, als einzige unbeteiligt, überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Ihr Blick traf den Heinrich des Schlächters, der mit dem Händen am Tisch festgenagelt war und ihr war eines klar: Ihm zu helfen war keine Option. Nur warum hatte die Prinzessin die Situation nicht erklärt? Sie und ihre Gefährten schlugen sich zugegebenermaßen gut. Yoshiki, der mit blankem Oberkörper, langen blonden Krepplocken und Lederhose ein wahrer Blickfang war, prügelte sich wie ein Berserker vorwärts, die Leute schafften es kaum, ihm nah zu kommen, und er lachte dabei. Gackt tanzte mehr als dass er kämpfte und fegte mit eleganten Bewegungen jeden weg, der in seine Reichweite kam. Heath kämpfte eher wie ein Straßenprofi: Gut gezielte Hiebe mit jedem verfügbaren Körperteil. Miyavi dagegen kämpfte gar nicht, er schlängelte sich geschickt durch die Menge und ließ Leute, die nach ihm griffen, gegeneinanderprallen. hide und Sugizo kämpften fast so gut zusammen, wie sie auch spielten. Sie hielten einander den Rücken frei und schoben die Gegner einander zu. Beide bewegten sich elegant, zögerten aber auch nicht, ihren Gegnern in die Weichteile zu treten. Patas Fäuste schlugen zu wie schwere Hämmer, aber auch seine Bewegungen wirkten bewundernswert elegant, wenn er selbst auswich. Allerdings war heute das ganze Dorf im Gasthof versammelt, und sie würden nicht ewig so weitermachen können. Oder doch? Eigentlich wollte Gertrud es gar nicht erst herausfinden. Ihr Blick fiel auf das Podest für die Musikanten. Ein entsetzlicher kreischender Ton ließ ausnahmslos jeden innehalten und die Hände auf die Ohren pressen. Mos schmerzhaftes Aufjaulen machte es nicht eben besser. Als Gertrud sich sicher war, die ungeteilte Aufmerksamkeit aller zu haben, legte sie die Fiedel weg und begann zu sprechen. „Hört mir zu, Leute! Wir waren blind und unvernünftig. Draußen auf dem Platz steckt der Kopf einer jungen Frau auf einem Pfahl und ein junger Mann aus ihrem Volk ist mit seinen Freunden gekommen, um sie zu rächen.“ Das hektische Gemurmel, das folgte, enthielt sowohl erschrockene, als auch empörte Stimmen. Yoshiki und seine Leute dagegen zogen sich nach hinten zurück und warteten gespannt ab, wie Gertrud sich machen würde. „Die fremden waren in Rücksicht auf euch großmütig“, schrie sie gegen den Lärmpegel an, der sich rasend schnell wieder verflüchtigte, „sie haben den Mörder leben lassen und euch keine Schuld gegeben, obwohl ihr die Auftraggeber seid. Leute, seht euch diesen Drachen an. Er dient einem Menschen, weil er ihn liebt. Er spricht in eleganten Worten und trägt Stiefel. Er ist eine Person wie ihr. Und auch wenn er sehr sadistisch und gemein sein kann, würde er niemals einen wehrlosen Mann, oder jemandem, der ihm nichts getan hat, töten. Aber ihr habt das getan. So ist er ein besserer Mensch als ihr!“ Wieder hob Lärm unter den Dorfbewohnern an und wieder ließ Gertrud sie eine Weile gewähren, bis sie weiter sprach. „Das Drachenmädchen hat euch nichts getan, ihr hattet nur Angst und wolltet sie darum tot sehen. Ihr seid ein Haufen Feiglinge, die alles auslöschen wollen, was sie nicht beherrschen können. Und trotzdem haben diese Fremden nur an eurem Vollstrecker Rache genommen, und nicht auch an euch. Wie könnt ihr nur glauben, sie wären euch über irgendetwas Rechenschaft schuldig?“ Diesmal folgte Schweigen auf ihre Worte und die Reisenden fragten sich, welche Art von Autorität Gertrud in diesem Dorf genoss. Dass sie schön war, war ein Ansatz, aber im Ernstfall keine zuverlässige Sache. „Aber es war doch nur ein Drache“, meinte schließlich ein etwas begriffsstutziger Mann. Gertrud warf ihm nur einen bösen Blick zu, der ihn den Kopf einziehen ließ. „Und was sollen wir jetzt machen?“, fragte der Mann, der sich mit Yoshiki angelegt hatte. Gertrud blickte zu Yoshiki und alle Dorfbewohner taten es ihr gleich. Dieser lächelte und trat zu Heinrichs Tisch, um seine Klingen wieder an sich zu nehmen. Der Drachentöter sackte stöhnend auf der Tischplatte zusammen. „Jagt dieses Subjekt davon und sorgt dafür, dass Thramira anständig begraben wird“, sagte er schlicht. „Thramira? Ich wusste gar nicht, dass Drachen Namen haben“, murmelte jemand. „Das werden wir tun“, versprach Gertrud. „Gestattet mir aber eine Frage.“ „Nur zu.“ „Wer seid ihr überhaupt?“ „Ich bin Prinzessin Yoshiki.“ Betretenes Schweigen. Auch Gertrud war einen Augenblick perplex, bevor sie lächelte und sagte: „Ich denke, ich spreche im Namen des gesamten Dorfes, wenn ich euch für heute unsere Gastfreundschaft anbiete.“ Es war tief in der Nacht und die meisten Leute waren schon schlafen gegangen, als Gackt auf dem Dorfplatz unter dem Pfahl stand, um sich von Thramira zu verabschieden. Er betrachtete den Kopf eine Weile schweigend, die Schritte hinter sich ignorierend, da er wusste, wer da war. Doch schließlich sprach Sugizo ihn an. „Sie war sehr hübsch.“ „Das war sie.“ „Es tut mir sehr Leid. Ich schätze, auch ich bin blind gewesen, dir gegenüber.“ „Das war ich auch. Es tut mir Leid, was ich heute Morgen gesagt habe. Es war unfair von mir. Ich weiß, dass du mich nicht getötet hättest, wenn ich hilflos vor dir gelegen hätte.“ „Ich weiß nicht. Vielleicht hätte ich doch…“ „Du hättest mich vielleicht bis zum bitteren Ende bekämpft und auf mich eingehackt, aber wenn ich hilflos gewesen wäre, hättest du mich davongejagt und nicht getötet. Du hättest gewusst, dass mein flehender Blick dir bis in deine tiefsten Träume gefolgt wäre.“ „…Du und ein flehender Blick? Warum nur kann ich mir das nicht vorstellen?“, murmelte Sugizo sarkastisch. „Weil es nie so weit gekommen ist“, antwortete Gackt mit den Schultern zuckend. „Hey, ich respektiere dich. Ich weiß, dass ich ein sadistisches, selbstsüchtiges Arschloch sein kann, aber das heißt nicht, dass ich einen würdigen Gegner nicht erkenne.“ „Ein sadistisches Arschloch bin ich zuweilen auch. Das darf ich dir wohl nicht vorwerfen.“ „Vielleicht ist das ja der Grund, warum ich dich inzwischen richtig mag, Ritter.“ „Kannst du mich, jetzt wo wir Freunde sind, nicht Sugizo nennen?“ Gackt zögerte kurz. Schließlich lächelte er befreit. „Dann, nenn mich bitte Gackt, Sugizo“, sagte er leise und nahm den ein wenig überraschten Ritter in den Arm. Trotz seiner Überraschung deutete Sugizo dies als gutes Zeichen und legte ebenfalls die Arme um ihn. Eine Weile standen sie einfach nur so da, bis Gackt plötzlich meinte: „Aber wehe du nennst mich Camui!“ Als sie in das gemeinsame Zimmer kamen, legte Pata, immer noch in Menschengestalt, Mo auf das Kissen des zweiten Bettes. Yoshiki und hide kuschelten auf dem anderen Bett, Heath legte seinen Waffenrock ab und Miyavi kämpfte mit seiner Frisur. „Da seid ihr ja. Habt ihr euch ausgesprochen?“, fragte Yoshiki. Sugizo und Gackt nickten einmütig, was Antwort genug war. „Na dann kommt her.“ Er streckte einen Arm nach ihnen aus. „Schlafen wir heute alle im selben Bett?“, wollte Miyavi wissen. „Ja, heute kuscheln wir alle“, erklärte hide. Sugizo schob ihn zur Seite, um sich an Yoshiki kuscheln zu können, was dieser ihm aber nicht übel nahm, sondern stattdessen seinen Arm um ihn schlang. Gackt legte sich an Yoshikis andere Seite und hauchte ihm einen Kuss auf die Schulter, bevor er die Augen schloss. Miyavi peilte die Größe des Bettes und nickte zufrieden. „Ja, da passen wir alle drauf. Anscheinend haben die uns ihr bestes Zimmer gegeben. Es wird zwar eng, aber das stört uns ja nicht.“ Vergnügt schlüpfte er ins Bett und legte sich neben, beziehungsweise halb auf, Gackt, den das aufgrund seiner drachenartigen Konstitution nicht störte. Es machte ihm auch nichts aus, dass Pata über ihn kletterte, um sich auf der anderen Seite des Bettes an hide zu kuscheln. Heath betrachtete das voll beladene Bett eine Weile, bis er mehr sich selbst als jemand anderen fragte: „Was hätte wohl Toshi zu alldem gesagt?“ „Er hätte gesagt, wir hätten nicht so übertreiben sollen, und dass es gereicht hätte, dem Mann nur die Hände oder nur die Füße zu durchbohren“, glaubte hide. Zweifelnd versuchte Heath, sich Toshis Reaktion auszumalen und stellte fest, dass hide wahrscheinlich recht hatte. „Okay, durchaus möglich. Na dann gute Nacht“, sagte er und quetschte sich noch zwischen ihn und Sugizo. Eine Weile schloss er die Augen und lauschte zufrieden den ruhigen Atemzügen, als ihm plötzlich noch ein Gedanke kam. „Sagt mal… Meint ihr, das Bett hält uns alle Sieben aus?“ KRACH! --- *Wenn ich das jetzt weiter ausführen würde, würde das Kapitel adult werden, und das will ich nicht. **Frei nach „Ronja Räubertochter“ (Film) *** So, in dem Kapitel hatten wir nun wirklich alles: Ernsthaftigkeit, Makaberes, Moral, Liebe, Action, Gruppenkuscheln, Fußnoten und natürlich Comedy. Nur zensierte Flüche fehlen, aber keine Sorge, die kommen schon noch wieder. Seht im nächsten Kapitel, dem 12., wie Yoshikis königliche Herkunft infrage gestellt wird und wie er reagiert. Kapitel 12: Wenn man die Hexen dringend braucht... -------------------------------------------------- Hurra, es geht weiter. Märchen: Die Prinzessin auf der Erbse Cast: Kra Wieder so eine Band, über die ich kaum was weiß. Irgendwie hab ich das Gefühl, meinen Touch zu verlieren, aber naja. Im nächsten Kapitel wird aufgelöst, wer die Frau sein wird, die mit ihrer Schönheit die Zauberin überschattet. Ich kann nicht genau sagen, wann es kommt, trotzdem würde ich so langsam die Tipps per ENS abgeben, wenn ihr es noch erraten wollt. Ansonsten viel Spaß mit dem wahrscheinlich kürzesten meiner Märchen. *** Es war still, geradezu unheimlich still. Alle hatten noch hart zu kauen an ihrem letzten Abenteuer, während sie auf dem Weg nach Schloss Eiche in Flachland waren. Allerdings wichen die verschiedenen Gedankengänge, die alle schweigend vor sich hin dachten, mitunter stark voneinander ab. Gackt hing den Erinnerungen an seine tote Freundin nach und trauerte still. Yoshikis Gedanken waren natürlich bei Toshi, aber auch bei Gackt. Eine gute Zusammenfassung war, er machte sich Sorgen. Derweil dachte Sugizo an seine taufrische Freundschaft mit dem Drachen und an seine Freunde zuhause. Was die wohl gerade machten? Er war recht gut gelaunt, aber nicht so gut wie Miyavi, der in seinem Kopf die zünftige Prügelei und nicht zuletzt Sugizo und Gackts Versöhnung feierte und dabei leise vor sich hin summte. hide hingegen machte sich Sorgen um Yoshiki und um Pata. Der hatte sich früher nie verwandelt und jetzt so oft… Das große Pferd selbst genoss lediglich die Stille und spielte mit seinem Kater. Heath war derjenige, der mit gewisser Beunruhigung ihr letztes Erlebnis Revue passieren ließ. Er hatte früher schon festgestellt, dass er in ruhigen Phasen der besonnene Besorgte war, im Eifer des Gefechts jedoch genauso über die Stränge schlug wie die anderen und dabei auch noch Spaß hatte. Das war aber nicht was ihn beunruhigte, im Gegenteil, darüber war er sogar froh. Es waren eher ein paar Kleinigkeiten, die ihm aufgefallen waren. 1: Yoshiki konnte nicht lügen. Theater spielen ja, Lügen nein. Das hatte er früher schon gewusst, aber jetzt war ihm bewusst geworden, wie problematisch das werden konnte. Zum Glück war er aber gut darin, Dinge zu verschweigen. Blieb nur zu hoffen, dass sie niemals auf eine direkte Lüge angewiesen sein würden. 2: Miyavi nahm mehr wahr, als man meinen könnte, behielt seine Beobachtungen aber oft für sich. Und er war auch sonst schwer einzuschätzen. Heath glaubte nicht, dass er für die Zauberin arbeitete, machte sich aber Sorgen, wie stark das gegenseitige Vertrauen eigentlich war, immerhin kannten sie sich letztlich kaum. 3: Gackt war unter der coolen Fassade ziemlich emotional und sensibel. Und das bei seinem Arsenal an Fähigkeiten, hoffentlich ging das nicht nach hinten los… 4: Pata hatte offenbar Spaß an Prügeleien. Das war nicht unbedingt besorgniserregend, erschütterte aber Heaths Weltbild – mal wieder. Und 5: Warum zur Hölle wusste er nichts davon, dass Yoshiki a) Waffen besaß und b) hervorragend mit ihnen umzugehen wusste? In Kombination mit dessen Temperament konnte das hässlich werden und er wusste absolut nicht, was für Gegenmaßnahem er ergreifen könnte. Schließlich war Sugizo so gnädig, das Schweigen zu brechen. „Du Yosh, wir gehen doch jetzt nach Flachland. Kannst du uns bitte vorher ins Bild setzten, wie du dich mit denen verstehst?“ „Mit König Keiyuu?“ Die Prinzessin wirkte immer noch etwas abwesend, während alle anderen die Antwort auf keinen Fall verpassen wollten. „Wir kennen uns gar nicht.“ Das war unerwartet. Sugizo und Gackt hatten sich noch nicht von dem Schreck erholt als Miyavi anmerkte: „Macht nichts, ich schon. Er ist nett, man darf ihn nur nicht auf seine geringe Größe hinweisen.“ „Gut zu wissen“, meinte hide ungewohnt sarkastisch. „Sonst noch Infos?“ „Über sein Umfeld? Da sind die Ritter Mai und Yuura, seine Cousins, und Yasuno. Yasuno ist wie Reita aus Totental ein ganz gewöhnlicher Mann, hat sich aber durch seinen Grips und seine Vernunft zu Keiyuus engstem Freund und Berater hochgearbeitet. Und sonst lässt er sich eigentlich von niemandem was sagen. Sonst wäre er auch nicht auf meiner Hochzeit gewesen. Wir sind alte Freunde, müsst ihr wissen. Er kann recht quirlig sein.“ Miyavi bezeichnete wen anders als quirlig? „Kann es sein, dass die Könige in den zehn Reichen des Notenbanners alle einen an der Klatsche haben? Ist das irgendwie Einstellungsbedingung?“, murmelte Heath für sich, aber nicht leise genug. Die ganze Truppe brach in schallendes Gelächter aus. Grinsend klopfte hide ihm auf die Schulter und meinte augenzwinkernd: „Ach komm, als ob wir so viel besser wären.“ Warum Schloss Eiche seit Jahrhunderten diesen bescheuerten Namen hatte, war nicht ganz klar, jedenfalls lag es nicht am Aussehen. Es war ein ganz normales, nettes, kleines Residenzschloss. Die Einrichtung war nach Yoshikis Geschmack ein wenig kitschig, aber noch in Ordnung. Was andere Bittsteller wohl etwas aus dem Konzept gebracht hätte, war die Situation, in der sie König Keiyuu und seinen Stab vorfanden: Sie hockten auf den Stufen vor dem Thron herum und spielten ein Kartenspiel. Yoshiki hätte wohl auf ebenso unkonventionelle Weise auf sich aufmerksam gemacht, aber Miyavi nahm ihm das ab: „Hey Keiyuu! Lang nicht gesehen Kumpel!“ Keiyuu, der gerade konzentriert auf sein anscheinend nicht so tolles Blatt geschaut hatte, sah auf, ließ die Karten fallen und begrüßte Miyavi mit einer stürmischen Umarmung, die aufgrund des Größenunterschiedes etwas seltsam wirkte. „Hey Miyavi, schön dich zu sehen! Was machst du hier, ich dachte, du wohnst in Großwaldreich? Wie geht’s Melodie und den Kleinen? Was macht die Arbeit?“ „Langsam, langsam“, lachte Miyavi. „Also, Melodie und den Mädchen geht es gut. Und die Arbeit, die pausiert gerade. Ja, wir wohnen in Großwaldreich, ich bin nur mit meinem neuen Freund Prinzessin Yoshiki auf Reisen, um dieser verflixten Zauberin eins auszuwischen.“ Erst jetzt fiel Keiyuus Blick auf die anderen. Er musterte sie eine Weile. Dann wand er sich wieder Miyavi zu. „Ihr wollt einer Zauberin eins auswischen? Das erscheint mir nicht sehr schlau, aber da rede ich euch nicht rein. Die Frage ist eher, was wollt ihr bei mir? Und warum nennt dein neuer Freund sich Prinzessin, hat da in Großwaldreich keiner was dagegen?“ Entsetztes Schweigen. „Äh, Keiyuu…“, setzte Yasuno zögernd an, doch Yoshiki kam ihm zuvor. „Na so was, und ich war inzwischen der Meinung, ich sei als männliche Prinzessin von Großwaldreich überall berüchtigt, aber so täuscht man sich. Wie auch immer, es ist mir eine Ehre, euch kennenzulernen, König Keiyuu.“ Heath und hide atmeten synchron auf, sie hatten schon mit dem Schlimmsten, nämlich Yoshikis hitzigem Temperament gerechnet. Wohingegen Keiyuu sich zweifelnd zu seinem Stab umwand. Mai zuckte nur mit den Schultern und Yuura murmelte: „Nie gehört.“ „Ich schon“, meinte Yasuno in einem Tonfall, der die anderen an Heath erinnerte. Und als alle ihn erwartungsvoll ansahen, fuhr er mit einem Seufzen fort: „Habt ihr das echt noch nie gehört? König Taijis Vater hatte noch zwei andere Kinder, zweieiige Zwillinge. Beides Jungen, aber einer der Beiden eine Prinzessin. Und die hat über die Jahre offenbar ein Talent entwickelt, sich in Schwierigkeiten zu bringen und auf recht unkonventionelle Weise wieder rauszuwinden. Das erzählen die Leute jedenfalls.“ „Schon“, meinte Mai, „aber ich dachte, das sei so eine blöde Kneipengeschichte.“ „Ähm, okay. Ach, egal, tragt mir einfach euer Anliegen vor“, beschloss Keiyuu, sichtlich aus dem Konzept gebracht. „Die Zauberin Georgia Eiyû hat Prinzessin Yoshikis Zwillingsbruder ins verlorene Schloss entführt und wir wollen ihn wiederholen. Dazu brauchen wir aber die Schlüssel zu diesem Schloss, und die sind irgendwelche Klunker, von denen die Zauberin jeweils einen im Kronschatz von jedem der zehn Reiche untergebracht hat. Und wir sind hier um euch nach eurem Schlüssel zu fragen“, fasste Miyavi zusammen. König Keiyuu brauchte eine Weile, um das Gesagte zu verarbeiten. Schließlich stieß er hervor: „Das ist nicht dein Ernst oder? Du verarschst mich doch!“ „Also, eigentlich…“ „Die Transe da ist niemals eine Prinzessin“, mischte Yuura sich ein. „Ist ja in Ordnung, dass du deinem Freund helfen willst, Miyavi, aber deshalb solltest du uns nicht anlügen.“ „Und selbst wenn er eine Prinzessin wäre“, ergänzte Keiyuu, „wenn in irgendeinem der zehn Reiche ein Prinz von einer Zauberin entführt worden wäre, wüssten wir dich davon. Ich weiß ja nicht, wozu ihr ein Stück unseres Kronschatzes braucht, aber so geht das nicht. Ich weiß ja, dass diese Juwelen nur an Blaublütige weitergegeben werden dürfen, bloß dass du mich anlügst, enttäuscht mich.“ Während Miyavi immer noch verzweifelt nach Worten rang, verzog Gackts Gesicht sich zu einem erwartungsvollen Grinsen und auch hides Mundwinkel zuckten verdächtig. Pata stupste Mo an, damit dieser sich in die Satteltasche verdrücken konnte und Sugizo und Heath rückten so weit von Yoshiki ab wie sie konnten, ohne dass es zu auffällig geworden wäre. „Wenn du nicht mein Freund wärst, hätten wir euch schon längst rausgeworfen. Eigentlich sollte ich sauer auf dich sein, aber… Sag mir einfach die Wahrheit“, redete Keiyuu immer noch auf Miyavi ein, als es schließlich passierte. „*’&$%=(+##§&%, ihr habt sie wohl nicht mehr alle! Nur weil euer blödes Land keinen vernünftigen Nachrichtendienst hat, sind wir noch lange keine (%§$#**+%§& Betrüger! Und wenn du Miyavis Freund bist, solltest du ihn &%§$’++#&°=% besser kennen, als ihn einer derart $§%$&#*% fadenscheinigen Lüge zu beschuldigen! Ich bin Prinzessin Yoshiki von Großwaldreich, §$%&$&$#, und alles was ich &%##&%$*§= will, ist meinen Bruder vor dieser #*°°=&%$+ Schlampe retten, &%$**#$§# %&$$##=&%*!“ Es hätte schlimmer kommen können, dachte Sugizo noch, immerhin hat er immer noch obszön geflucht, als Mai hustend vornüber kippte und verzweifelt nach Atem rang. Sein Gesicht färbte sich rot während seine Lippen blau anliefen, und den Besuchern lief es eiskalt den Rücken runter. Dieser Anfall schien lebensgefährlich für den Ritter, aber keiner von ihnen wusste so recht, was zu tun war. König Keiyuu starrte Yoshiki noch immer mit offenem Mund an und Yuura kramte hektisch in seinen Taschen, als Yasuno mit einem Gesichtsausdruck zwischen verzweifelt und genervt Mai grob an der Schulter auf die Beine zog und ihm mit desinteressierter monotoner Stimme ins Ohr leierte: „Zart wie die Blütenblätter der schönsten Rose ist die Abenddämmerung über den lieblich duftenden Frühlingswiesen und die zarten Nachtigallen…“ Da krachte sogar Miyavi die Kinnlade runter. „Was soll das denn?“, fragte Gackt mit für ihn untypischem Entsetzen in der Stimme. „Er hat eine starke Flüche-Allergie“, erklärte Yuura, während Yasuno sein sinnloses Gesäusel weiterführte und Mais Husten langsam abklang, „und Kitsch ist das Einzige was hilft, so sehr es uns alle nervt, Mai eingeschlossen.“ Die Gruppe starrte fassungslos. Sie hatten ja schon viele verrückte Sachen erlebt und zum großen Teil auch selbst verursacht, aber eine Flüche-Allergie war noch keinem von ihnen begegnet. Keiyuu räusperte sich und knüpfte inhaltlich bei Yoshikis Ausbruch an. „Nun ja, du hast einen Punkt, aber wir können euch keinen Teil des Kronschatzes geben, wenn wir uns nicht sicher sein können, dass du eine Prinzessin bist.“ Aus Rücksicht auf Mai biss Yoshiki sich auf die Unterlippe und sagte erstmal nichts. „Miyavi und ich sind Hexen, wir können seine Signatur überprüfen“, bot hide an. „Das beweist gar nichts, immerhin gehört ihr zu ihm“, fand Yuura. „Dann holt halt eine von euren Hexen“, brummte hide leicht beleidigt. „Ah, da gibt’s nur ein Problem“, merkte Mai, inzwischen wieder in der Lage zu sprechen, an. „Wir haben hier keine. Alle Hexen drücken sich an den Grenzen rum oder wandern ganz ab, weil im Ausland die Ausbildung und die Bezahlung besser sind.“ „Na klasse, und wie wollt ihr ohne Hexen feststellen, ob ich eine v… eine Prinzessin bin?“, konnte Yoshiki sich gerade noch bremsen. „Hm, vielleicht sollten wir ihnen einfach vertrauen, ich meine verrückte Sachen passieren eben, besonders wenn Miyavi involviert ist“, überlegte Keiyuu laut. „Und machen uns zum Gespött, wenn sie uns doch über den Tisch ziehen“, merkte Yuura an. „Aber wenn wir sie einfach so abweisen, könnten wir ihnen Unrecht tun“, sagte Keiyuu nun etwas nachdrücklicher. Die Gruppe sah der Diskussion nur sprachlos zu. „Es gibt durchaus Möglichkeiten, nachzuweisen ob jemand eine Prinzessin ist, für die man keine Hexen braucht“, warf Mai ein. Die vier Männer steckten die Köpfe zusammen und tuschelten so leise, dass auch Gackt nur Fetzten verstehen konnte. „…glaubst wirklich, das klappt…?“ „…nicht allzu zuverlässig…“ „…Utensilien, die wir brauchen…“ „…nicht wirklich dein Ernst…!“ „…absolut idiotensicher…“ „Also gut, so machen wir’s!“ beendete König Keiyuu die Diskussion. Er sah in sieben – sechs, wenn man denkt, Pferdegesichter zählen nicht. Bei der Gelegenheit, wie kam überhaupt das Pferd in den Thronsaal? – ratlose Gesichter, die ihn erwartend ansahen und verkündete: „Wir werden eure Prinzessin einem Test unterziehen, der über die Nacht dauern wird. Ihr bekommt solange unsere Gästeunterkünfte zugewiesen und morgen früh holen wir euch zur Auswertung dazu. Und macht euch keine Sorgen um euren Freund, der Test ist absolut ungefährlich.“ Die Freunde warfen einander skeptische Blicke zu, doch letztendlich folgten alle außer Yoshiki Yuura aus dem Thronsaal. Einzig Keiyuus verwirrte Stimme ließ sie noch einmal innehalten. „Wollt ihr das Pferd etwa mit in die Schlafgemächer nehmen?“ hides beinah trotziges, absolut überzeugtes „Ja!“ brachte ihn zu dem Schluss, die Sache besser auf sich beruhen zu lassen. Obwohl jeder außer Pata, der sich bei hide einquartiert hatte, ein eigenes Zimmer bekommen hatte, hockten alle bei ebendieser Hexe und gingen sich gegenseitig mit angespanntem Schweigen auf die Nerven. Zumindest solange, bis Miyavi es nicht mehr aushielt. „Verdammt! Es gibt einfach keine Methode, herauszufinden, ob jemand hochadelig ist oder nicht, ohne eine Hexe!“ „Zumindest keine, von der wir wissen“, murmelte hide. Es klang nicht wie eine Ermunterung. „Mir fallen ein paar ein“, sagte Gackt, „aber die sind weder zuverlässig noch besonders elegant und zum größten Teil unmöglich oder absolut lächerlich in der Durchführung.“ „Was sollen den das für ominöse Tests sein?“ Sugizos Stimme machte deutlich, dass er es nicht unbedingt wissen wollte. „Zum großen Teil auf Aberglauben beruhende Geschichten, die sich irgendwelche Dorftrottel ausgedacht haben. Ein paar von denen funktionieren sogar, wenn eine Hexe oder ein Zauberer die beteiligten Utensilien magisch präpariert.“ „Und woher kennst du den Kram?“, wollte hide wissen. „Jegliches Wissen über Prinzessinnen im Allgemeinen gehört für Drachen zur Allgemeinbildung. Was nicht heißt, dass ein Drache automatisch für Yoshiki im Besonderen gerüstet ist…“ „Ach wegen dieser Bestienmagie-Geschichte?“, fragte Miyavi. Gackt bejahte mit einem Nicken und zu seiner Erleichterung ging niemand weiter darauf ein. Zumindest vor Sugizo wäre ihm die Angelegenheit peinlich gewesen. „Und was sind das so für Tests?“ Heath klang ein wenig, als hätte er sich zu der Frage durchringen müssen. „Also… einer beruht auf dem Aberglauben, dass eine Prinzessin in der Lage sein sollte, zwölf Stunden Beischlaf ohne Pause durchzuhalten ohne zusammenzubrechen. Das werden die hier gar nicht durchführen können, und außerdem ist es total lächerlich. Selbst bei Drachen ist nach acht Stunden Schluss.“ Das Letzte hat keiner wissen wollen, danke auch, dachte Heath, sagte aber wohlweislich nichts. „Außerdem sollen Prinzessinnen in der Lage sein, in Glasschuhen zu tanzen, aber um das zu testen würden sie nicht die ganze Nacht brauchen, zumal sie wohl kaum irgendwelche Glasschuhe hier haben werden.“ „Wohl kaum. Kein vernünftiger Mensch würde freiwillig Glasschuhe anziehen“, merkte Miyavi an. „Was ich mir am ehesten vorstellen kann, ist, dass sie versuchen, Yoshiki Stroh zu Gold spinnen zu lassen oder er soll eine Perle in einer großen Küche voller Asche und verschiedener Körner finden. Letzteres ist durchaus ein funktionierender Test, wenn eine Hexe die Perle so präpariert hat, dass sie mit der Aura einer Prinzessin reagiert sodass diese sie spüren kann. Es gibt noch ein paar andere Tests, die mit etwas Magie funktionieren, aber der einzige, der sonst noch über Nacht dauern würde, wäre der Test mit der Erbse unter der Matratze, und der ist nicht nur langweilig, sondern auch mit Magie eher unzuverlässig.“ „Na, hoffentlich lassen sie ihn nicht Stroh zu Gold spinnen“, schnaubte Sugizo. „Yoshiki kann nicht mal grobe Strickwolle aus glattgekämmtem, leicht filzigem Schafsfell spinnen. Ehrlich, ich war dabei, als er es lernen sollte und es war eine Katastrophe. Toshi dagegen spinnt aus Flachs feinstes Leinen… Na egal, bei dem Perlentest hätte er immer noch eine Chance, das Ding zufällig zu finden, er hat immerhin ein unverschämtes Glück.“ „Ach Mann, und wir können nichts machen“, moserte hide. Dem hatte niemand etwas entgegenzusetzen. Den Rest der Nacht verbrachten sie mit mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen, zumindest unruhigen Schlaf zu bekommen. Am nächsten Morgen wurden sie alle von Yuura geweckt, der zwar überrascht war, alle im selben Zimmer vorzufinden, aber nichts weiter dazu sagte. Er führte sie durch einige Flure, wobei sie unterwegs auf König Keiyuu und Yasuno stießen. Letzterer trug eine fast zweimal mannshohe Leiter mit sich. Als Yuura schließlich eine recht unscheinbare Tür öffnete, krachte allen die Kinnlade herunter. Im Raum stand ein Stuhl, über den Yoshikis Kleider drapiert waren, aber der größte Teil des Raumes wurde von einem großen, prunkvollen Bettgestell eingenommen, auf dem sich ein Turm von Matratzen bis fast unter die Decke stapelte. Und obendrauf lag Yoshiki, sichtlich zerknautscht und mit einem extrem muffligen Gesichtsausdruck. „Nicht doch der lahme Erbsentest“, murmelte Gackt leise und ein wenig enttäuscht. Miyavi, hide und Pata warfen sich verzweifelte Blicke zu, während Heath ungläubig die Konstruktion anstarrte und Sugizo hilfesuchend im Raum umherblickte. Yasuno lehnte die Leiter an die Matratzen und Yoshiki schlug die dünne Decke beiseite, um dann mit wenig Eleganz und total zerzausten Haaren umständlich die Leiter herunterzusteigen. Dass er nackt war, schien ihn entweder nicht zu stören oder es fiel ihm gar nicht auf. König Keiyuu und seine beiden Berater versuchten, unauffällig wegzusehen, sehr zu hides und Miyavis Amüsement, Pata war es sowieso egal, während Heath nur resigniert seufzte, Gackt seine ganze Selbstbeherrschung aufbrachte, sich auf Yoshikis Gesicht zu konzentrieren (das so verschlafen extrem niedlich war) und Sugizo ihn unverhohlen anstarrte. „Ähm, guten Morgen.“ Keiyuu räusperte sich unbehaglich. „Wie habt ihr geschlafen?“ „Steck dir deinen $§(&%#&% guten Morgen sonst wohin“, grummelte Yoshiki leise und einigen Anwesenden ging auf, warum Mai nicht da war. Darüber hinaus wirkte er nicht nur zerknautscht, sondern eher wie stundenlang im Teigtrog geknetet, wie ein Teppich ausgeklopft und dementsprechend gelaunt. Seine Gefährten wussten nicht so recht, ob sie König Keiyuus Mut, ihn in diesem Zustand anzusprechen, bewundern oder seine Dummheit bemitleiden sollten. „Sag mir lieber, wo ich hier richtig starken Kaffee kriege und sprich mich nie wieder auf diesen &%$#&%*%$ Matratzenhaufen an!“, meckerte Yoshiki. „Dann habt ihr nicht gut geschlafen?“, hakte Keiyuu vorsichtig nach. „Ich habe #%§$#%$§ gar nicht geschlafen, %&§“#+*!“ „In Erziehung und Manieren fällt er schon mal durch“, nuschelte hide grinsend, während von Gackt ein Seufzer der Erleichterung kam. Test bestanden. „Oh. Darf ich fragen warum?“ Zu früh gefreut. „Sehr witzig“, schnaubte Yoshiki. „Mein Kreuz tut weh, ich fühl mich, als hätte ich auf nem %&$#+**%§ rostigem Nagelbrett übernachtet, mein Hals ist steif, der #*&%$+* Matratzenturm schaukelt bei jeder Bewegung und ich hatte absolut keine Lust, da runterzuknallen und von diesem Gestank nach &%§$+#%$ süßem Parfüm und vergammeltem Gemüse in den =%$#=%* Matratzen ist mir #=&**&%§$ schlecht!“ hide wunderte es absolut nicht, dass die Prinzessin auf dem Matratzenturm nicht hatte schlafen können. Das Zimmer roch tatsächlich nach unangenehm süßlichem Parfüm und Yoshiki schlief sehr unruhig, zumindest wenn er allein war. Er war durchaus ein paar Mal aus dem Bett gefallen, was bei seiner heutigen Schlafhöhe sehr ungünstig gewesen wäre. Und wer kann schon schlafen, wenn er befürchten muss, fast vier Meter zu fallen. „Nun“, setzte König Keiyuu, nun lächelnd, an, „wenn das so ist, müssen wir uns bei euch entschuldigen, Prinzessin Yoshiki. Ihr habt diesen Test bestanden. Das heißt, wir werden euch diesen Edelstein geben. Und ein gutes Frühstück natürlich.“ Die Stimmung beim Frühstück war dank Yoshikis mieser Laune etwas gedrückt gewesen, aber nach einigen Tassen Kaffee und einer Nackenmassage von Gackt war er wieder einigermaßen erträglich. König Keiyuu hatte ihnen anschließend den schweren Collier mit einem großen Topas überreicht und angekündigt, Miyavi bald wieder besuchen zu kommen. Inzwischen marschierten sie wieder die Landstraße entlang und fühlten sich etwas seltsam, da sie diesmal gar nichts hatten tun müssen. „Sag mal Gackt, worum ging es eigentlich bei diesem Test?“, fragte Miyavi schließlich. „Das hab ich nicht so ganz verstanden.“ „Der Erbsentest ist ziemlich langweilig, wie ich finde, und funktioniert normalerweise auch nur mithilfe einer Hexe. Es geht darum, dass eine Prinzessin angeblich dazu in der Lage sein soll, eine Erbse durch die ganzen Matratzen hindurch zu spüren. Es wundert mich doch etwas, dass es funktioniert hat, immerhin hatten sie keine Hexe, um die Erbse zu verzaubern, und außerdem kann Yoshiki sogar auf Kies schlafen, wie wir ja wissen.“ „Das erklärt den Gestank nach vergammeltem Gemüse“, grummelte Yoshiki. „Ich hasse Erbsen. Aber was da in meinen Rücken gedrückt hat, war ganz sicher keine Erbse, das waren die Stahlfedern von dieser blöden alten Matratze!“ Sie warfen einander ungläubige Blicke zu und beschlossen stillschweigend, die Sache für immer auf sich beruhen zu lassen. *** Gackt ist ein Angeber :P LG, Dragon Kapitel 13: ...sind sie natürlich nicht da ------------------------------------------ Und hier kommt die Auflösung! Welche Frau wird auf dem Ball die Zauberin ausstechen? Lest es jetzt. Schade, dass keiner von euch es erraten hat. Aber ich bin neugierig, was ihr dazu sagt. *** Eigentlich sollte Toshi sich gut fühlen. Er schien zu schweben, sein Körper und sein Kopf waren ganz leicht und alles schien ruhig und einfach zu sein. Aber irgendetwas passte nicht. Irgendetwas war nicht so, wie es sein sollte und beunruhigte ihn. Wo war er überhaupt? Er konnte nichts sehen. Wie kam er hierher? Was war das letzte, woran er sich erinnern konnte? Dieser Ort schien keine Verbindung mit irgendetwas Vertrautem zu haben. Wo war Yoshiki? Ihm wurde bewusst, dass er lag und er versuchte, sich aufzurichten. Doch er konnte sich nicht bewegen, egal wie sehr er es versuchte. Dadurch geriet er in Panik, aber nicht einmal sein Atem beschleunigte sich, was seiner Panik nicht gerade Abhilfe schaffte. „Hey, ganz ruhig.“ Wer war dort? Es war die Stimme einer Frau und er war sich nicht sicher, ob er sie kennen sollte. Ihr Ton gefiel ihm nicht, auch wenn er nicht sagen konnte warum. „Du träumst, weißt du?“ Die Lähmung fiel von ihm ab und er richtete sich auf. Er saß allein in schwarzem Nichts und die Stimme schien von überall und nirgends zu kommen. „Wer bist du? Warum schlafe ich? Was hast du mit mir gemacht?“, fragte er. „Ich bin deine gute Fee und ich habe dich in meinem Schloss schlafen gelegt. Mach dir keine Sorgen, du wirst aufwachen, wenn die Zeit reif ist.“ „Aber ich will nicht schlafen!“ Die Stimme seufzte. „Ach mein armer Prinz. Du wirst schon noch verstehen, warum du schlafen musstest. Solange… Dies ist deine Traumwelt. Es steht dir frei, darin herumzustreifen.“ Dann war es still. Toshi fragte sich schon, ob er hier allein im völligen Dunkeln sitzen bleiben musste bis er aufwachte, da lichtete sich die die Dunkelheit und er fand sich auf einem Bett sitzend. Der Raum war sehr hell, aber die Helligkeit blendete ihn nicht. Alles war weiß, beige und golden, geräumig und elegant. Doch es blieb absolut still. Toshi stand auf und verließ den Raum. Offenbar befand er sich in einer Art weißem Schloss. Wie getrieben lief er durch die Gänge, doch er fand nichts, nur helle weiße Räume und Flure. Immer weiter lief er und lief er, doch hier war nichts. Schließlich ließ er sich an eine Wand sinken. War denn sein Kopf so kalt und leer? Sonst waren seine wenigen Träume immer sehr emotional gewesen, doch das hier war so öd, dass es ihm Angst machte. War denn hier niemand? Er fühlte sich unsagbar einsam. Wie es Yoshiki wohl ging? Plötzlich sah er auf und erblickte an der gegenüberliegenden Wand einen Spiegel. Doch anstelle seines eigenen, blassen Gesichts sah er… Yoshiki. Er kroch auf den Spiegel zu und presste die Hände gegen das Glas. Dort war Yoshiki. Er befand sich in einem großen, hellen Saal und tanzte mit… Sugizo? Sein Lächeln strahlte den ganzen Raum aus. Heath und hide waren auch da, sie unterhielten sich fröhlich mit einem Mann, der Toshi an Pata erinnerte. Auch Sugizos Freunde, die Luna Sea Ritter, waren da, Taiji und einige Leute, die er nicht kannte. Kaoru und die anderen schlenderten mit Getränketabletts zwischen den Feiernden herum und amüsierten sich offenbar auch. Es war eine schöne Szene. Toshi betrachtete sie wehmütig und wünschte sich, er könnte dabei sein. Er würde nicht mal unbedingt tanzen oder reden wollen, er wollte einfach da sein, ein Teil dieser Gruppe. Die Einsamkeit in seinem weißen Schloss tat so weh. Auch wenn er wusste, dass es egoistisch war, wünschte er sich, Yoshiki wäre bei ihm, dann wäre er nicht mehr so allein. Ein leises Geräusch veranlasste ihn, sich umzudrehen. Der Gang hinter ihm wucherte in atemberaubender Geschwindigkeit mit Dornenranken zu – weiße Dornenranken wie aus Alabaster. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihm, dass der Saal langsam von Schwärze verschluckt wurde und keiner der Anwesenden schien es zu merken bis zu dem Moment, da das Dunkel sie erreichte. Panisch begann Toshi gegen den Spiegel zu hämmern und nach Yoshiki zu schreien. Und tatsächlich trafen sich die Blicke der Brüder, doch in dem Moment verschwanden alle anderen auf Yoshikis Seite des Spiegels und die Dunkelheit breitete sich rascher aus. Die Prinzessin rannte selbst zum Spiegel und schlug verzweifelt gegen das Glas. Toshi konnte sehen, dass Yoshiki nach ihm rief, doch er hörte ihn nicht. Er schlug noch fester gegen das Glas. Es brach und er zerschnitt sich seine Hände an den Scherben, doch unter der Glasfläche war nur eine weiter, aus der Yoshiki ihn anstarrte. Die weißen Dornen hatten ihn fast erreicht und er schlug noch härter zu, glaubend dass er und Yoshiki einander berühren müssten, um gerettet zu sein. Immer mehr Splitter schnitten in Toshis Fleisch und auch die Hände seines Bruders bluteten bereits, aber sie erreichten einander nicht. Schließlich wurden sie von den Dornen und der Dunkelheit erreicht und in sie hineingezogen. „YOSHIKI!!“ Grelles Licht blendete ihn, stach in seine Haut. Er kniff die Augen zusammen und rollte sich zusammen, um es nicht weiter ertragen zu müssen. Er war allein. Allein… „TOSHI!!!“ Yoshiki erwachte mit einem Schrei, merkte aber nicht, dass er damit auch alle anderen weckte. Und selbst wenn er es gemerkt hätte, er hätte dem keine Aufmerksamkeit schenken können. Toshis grauenerfülltes Gesicht hatte sich auf seine Netzhaut gebrannt und er wusste, dass sein Bruder diesen Traum auch gehabt hatte. Aber Toshi konnte nicht aufwachen. Er brach in Tränen aus. Jemand nahm ihn in den Arm und auch wenn er es hasste, schwach zu sein, drückte er sich schluchzend an die warme Brust. Es war hide, sie kannten sich immerhin lang genug, um einander am Geruch zu erkennen. hide strich seiner weinenden Prinzessin durchs Haar während er stumm die Blicke der anderen suchte. Sie sahen genauso besorgt aus wie er sich fühlte. Und er hatte allen Grund dazu. Als Hexe konnte er spüren, dass Yoshiki gerade nicht nur geschlafen hatte, auch wenn er sich nicht sicher war, was passiert war. „Schhhhhhh, was hast du?“, fragte hide leise und wiegte ihn sanft. Yoshiki versuchte zu antworten, aber seine Stimme versagte und wurde von seinem Schluchzen einfach geschluckt. Gackt und Sugizo knieten sich zu den beiden und streichelten Yoshiki über den Rücken und den Kopf. Trotzdem beruhigte Yoshiki sich nur langsam. Schließlich brach er zwischen Schniefen und Schluchzen hervor: „Toshi, er ist… gefangen… in einem Alptraum. Ich muss… ihn retten… so schnell es geht!“ Wieder wurde stumme Kommunikation betrieben. Schließlich sagte Heath leise: „Wir können nicht die ganze Nacht durchwandern. Das halten wir auf Dauer nicht durch.“ „Ihr nicht. Ich schon“, stellte Gackt fest. „Und Pata als Pferd braucht auch nicht viel Schlaf. Den Rest von euch kann ich tragen. Dann kann ich zwar nicht mehr fliegen, aber für einen Nachtmarsch reicht es und ihr könnt dabei schlafen. Seit so nett und packt meine Sachen mit zusammen.“ Mit diesen Worten stand er auf und verwandelte sich. Yoshiki sah zum ersten Mal seit er erwacht war von hides Brust auf und Gackt mit großen Augen an. „Das ist so lieb von dir, Camui“, schluchzte er leise. „Ich kann dich einfach nicht weinen sehen“, grummelte der Drache. „Jetzt pack schon zusammen!“ Die einzige Technische Herausforderung bei der Sache bestand darin, auf dem Rücken eines Drachen sitzend zu schlafen. Aber Miyavi löste dieses Problem ohne weiteres. Nur Yoshiki wollte nicht schlafen. Er saß ganz vorne an Gackts Halsansatz und sah in die Nacht hinaus. So wanderte der große schwarze Drache die Straße entlang, auf seinem Rücken vier schlafende und ein wacher Mann, an seiner Seite Pferd, mit Gepäck beladen und einer Katze im Sattel. J tigerte im Saal auf und ab, Ryuichi polierte aus reiner Nervosität sein blitzsauberes Schwert, Ritter Shinya und Inoran saßen da und starrten zu Boden. Die Suche innerhalb Wildbergs war erfolglos gewesen und ihnen blieben noch zwei Tage – drei wenn man diesen mitrechnete, der sich allerdings auch schon seinem Ende zuneigte. Sie warteten auf die anderen. Das Gesinde von Burg Adlerstein hatte sich aufgeteilt um die umliegenden Fürstentümer abzusuchen, Chachamaru und You wollten ihren Zugriff auf die Ressourcen des Drachen nutzen, hatten allerdings nicht näher spezifiziert inwiefern. Indessen saß Melodie am Kamin und schwieg. Sie hatte ihre Versuche, die anderen aufzuheitern, längst aufgegeben. So gegen Halb Sechs Uhr abends kamen You und Chachamaru zurück. Auf die fragenden Blicke der anderen schüttelte You nur traurig den Kopf und Chachamaru erklärte: „Nichts. Absolut nichts. Jedenfalls nicht mit unseren Mitteln.“ „Ihr habt es versucht“, startete Melodie einen neuen Aufmunterungsversuch, der an den anderen aber völlig abprallte. In dem Moment hörten sie die übrigen Verschwörer die Treppe hoch trampeln und Kyos Fluchen sagte ihnen bereits, dass auch sie vergeblich gesucht hatten. Wenig später saßen sie alle irgendwie im Saal verteilt und schwiegen sich an. Auch Melodie wusste nichts zu sagen. Das ging so, bis es fast sechs Uhr war. „Und jetzt?“, fragte Ritter Shinya in die Stille. „Was weiß ich denn“, knurrte J. „Was ist mit Schminke? Könnt ihr mich nicht so zurecht machen, dass ich…?“, schlug Melodie vor, doch Chachamaru schüttelte den Kopf. „Die Möglichkeiten von Schminke sind begrenzt und außerdem könnte die Zauberin da was gegen machen.“ Kollektives Seufzen. „Sieht so aus, als müsste ich es tun.“ Kollektives Starren. Ich-rede-nur-im-äußersten-Notfall-You hatte unaufgefordert was gesagt und er schien auch noch eine Idee zu haben. „Was musst du tun, You?“, fragte Chachamaru etwas perplex, wenn auch nicht so entsetzt wie die anderen. Anstatt zu antworten erhob der Wolf sich aus seiner Ecke. Er trug nichts weiter als eine weite Hose, kurze Stiefel und einen kurzen, offenen Yukata. In der Mitte des Saals blieb er stehen, schloss die Augen, neigte den Kopf und presste die Handflächen vor seinem Gesicht zusammen. Selbst J, kopfblind wie ein Stein, konnte die Energie spüren, die sich um ihn aufbaute, auch wenn er sie nicht einordnen konnte. Chachamaru hingegen kannte die Energie. You benutzte sie, um sich in einen Wolf oder einen Mann zu verwandeln, allerdings hatte er noch nie dabei diese Haltung angenommen. Er schrumpfte etwas, während langes, schwarzes Haar auf seinem Kopf spross. Seine Schultern schrumpften, seine Hüfte wuchs ein wenig, auch sein Gesicht veränderte sich ein wenig, seine Züge wurden feiner und aus seinem Oberkörper wuchsen Brüste. Alle, wirklich alle, sogar Chachamaru und Melodie starrten You mit offenen Mündern an. Auch als Frau war er noch groß, so groß wie Inoran und damit immer noch größer als die meisten von ihnen. Trotzdem hing ihm nun die Hose auf der Hüfte und rollte sich in Falten über seinen nun auch zu großen Stiefeln ein. Der offene Yukata verdeckte gar nichts und zeigte damit eine nahezu perfekte Figur: Brüste irgendwo zwischen Größe B und C, was seiner Körpergröße absolut angemessen war, eine weibliche, aber nicht zu ausladende Hüfte, biegsame Tallie und ein flacher, leicht muskulöser Bauch. Seine Beine konnte man aufgrund der weiten Hose nicht sehen, aber es war ersichtlich, dass sie lang und schlank waren, wie in seiner männlichen Gestalt eigentlich auch. Die feinen, knochigen Gesichtzüge wirkten absolut makellos und auch sein Blick war derselbe tiefe, wissende, ein wenig melancholische Wolfsblick, den er immer zur Schau trug. Melodie fing sich als Erste. Sie umrundete ihn mit prüfendem Blick, was ihm sichtlich unangenehm war. „Ja… ja, das wird bestimmt gehen. Oh Himmel, ich kenne so viele Frauen, mich eingeschlossen, die was-weiß-ich-was geben würden, um so auszusehen. Dieses wunderschöne Haar… und die Augen erst… Zeig mal deine Hände.“ Sie griff nach seiner linken Hand und inspizierte die langen, feingliedrigen Finger und die Nägel. „Sehr schön… lang, gesund und fest. Nur ein bisschen geschnitten werden sollten sie.“ Trotz dem sanften Rotschimmer auf seinen Wangen ließ You die Prozedur widerstandslos über sich ergehen. Es war ihm sehr peinlich, dass nun alle seine Frauengestalt kannten. Bisher wusste nur Gackt davon, und der hatte ihn schon ein paar Mal damit aufgezogen, dass er so eine „heiße Braut“ war, wenn sie unter sich waren. Er war ihm immer sehr dankbar gewesen, dass er es nie jemandem erzählt hatte. Aber in der gegenwärtigen Situation hatte er wohl keine andere Wahl, als diese Fähigkeit zu nutzen. Langsam erwachten auch die Männer aus ihrer Starre. „Also, das nenn ich mal weibliche Perfektion!“, staunte Kaoru. „Das schlägt sogar Yoshiki“, fand Kammerzofe Shinya. „Das ist irgendwie… abgefahren“, murmelte J. Ritter Shinya und Inoran grinsten nur. „Damit könnte man ganze Armeen zu Fall bringen“, sagte Ryuichi. „Du brauchst wahrscheinlich nicht mal Schminke“, meinte Toshiya ein wenig neidisch. „Du bist wirklich heiß“, sagte Kyo lediglich. „Das ist wirklich abgefahren. Hast du jetzt auch ne Pussy?“, wollte Die wissen und griff nach Yous Hose, aber Melodie haute ihm auf die Finger. „Also wirklich! Hab doch ein wenig Respekt vor seiner Privatsphäre!“ „Nun ja“, Chachamaru räusperte sich. „Eigentlich würde mich das auch interessieren. Ich finde solche Gestaltwandlertricks sehr interessant, aber du sagst mir ja nie was darüber.“ Das Rot auf Yous Wangen nahm eine ganz andere Qualität an. „Also…“, murmelte er, „Ich sehe jetzt auch Untenrum aus wie eine Frau. Ich kann…“ er schluckte. „Ich kann in der Gestalt als Frau mit einem Mann schlafen, aber ich kann keine Kinder empfangen oder meine Tage kriegen.“ „Ah. Das ist sehr interessant. Das muss ich mir bei Gelegenheit aufschreiben. Erinnere mich doch bitte daran“, kommentierte der Elf ungeachtet der Tatsache, dass You so aussah, als würde er sich eher die Zunge abbeißen als DAS noch mal anzusprechen. Zu seiner Erleichterung sprach Ritter Shinya nun ein anderes Thema an. „Na gut, dann haben wir ja jetzt unsere schöne Frau. Was brauchen wir nun? Ein Kleid?“ „Ein Kleid, ein bisschen Schminke, Nagellack und eine schöne Frisur“, bestimmte Toshiya. „Um das Kleid kann ich mich kümmern, aber nicht allein“, sagte Melodie. „Ich und Shinya helfen dir“, versprach Toshiya ihr. „Schön und gut, aber das löst noch nicht alle Probleme“, bemerkte Chachamaru. „Zunächst müssen wir sehen, wie er überhaupt nach Steingarten kommen soll. Jedes normale Pferd wird vor ihm scheuen, also kommt eine Kutsche schon mal nicht infrage. Und dann: Wenn die Zauberin merkt, dass er ein Gestaltwandler ist, kann sie ihn enttarnen. Und jeder, der mit Magie irgendwie zu tun hat, merkt, dass dies nicht seine wahre Gestalt ist.“ RUMS! „Was war das denn?“, rief J alarmiert. „Das war ne ganze Ecke weg und kam aus Richtung Adlerstein“, stellte Inoran fest. „&%$*#&*!“ Kaoru schlug sich eine Hand vor die Stirn. „Ich hab vergessen, hides Bücher abzustauben!“ „Oh-oh!“, sagte Melodie, sah aber eher so aus, als wollte sie in schallendes Gelächter ausbrechen. „Apropos hide… Eine Hexe könnten wir hierbei wirklich gebrauchen. Die könnte diese Probleme im Handumdrehen lösen“, fand Ryuichi. „Nun denn, Kaoru“, begann Melodie immer noch feixend, „ich denke, wir gehen jetzt nach Adlerstein und ich helfe dir, das Chaos dort in Ordnung zu bringen. Dann können wir in hides Büchern auch gleich nach einem Weg suchen, die besagten Probleme zu lösen. Und dann machen wir einen kleinen Abstecher in die Bibliothek meines Mannes.“ „Wenn du uns den Schlüssel gibst, können wir das gleich machen“, schlug Inoran vor. „Dann können wir auch gleich dem armen You hier vorläufig was Ordentliches zum Anziehen holen während Toshiya und Shinya schon mal für das Ballkleid maßnehmen.“ „Ruhe jetzt!“, bestimmte J. „Wir machen das jetzt ganz systematisch. Kaoru, Kyo und Melodie gehen jetzt nach Adlerstein zum Aufräumen und Recherchieren. Ryuichi und Inoran gehen zu Melodie nach Hause und sehen dort nach den Mädchen, Frauenklamotten und Miyavis Büchern. Shinya – unser Shinya – geht mit Die und Toshiya Stoffe, Nähzeug und Schmuck kaufen. Ich bleibe hier und halte die Stellung, falls Regierungsgeschäfte anfallen und Kammerzofe Shinya passt auf You auf und nimmt schon mal Maß. Und Chachamaru wird nach Hause gehen und noch mal in SEINE Aufzeichnungen schauen. Alle einverstanden?“ Er erntete mehr oder weniger enthusiastisches Nicken. „Es ist zwar nach sechs Uhr abends“, meine Ritter Shinya, „aber wir werden schauen, was wir heute noch beschaffen können.“ Taiji rannte nervös hin und her. In drei Tagen war der Tag der schimmernden Elfen, und damit auch der Ball von der Zauberin. Er hatte ein schlechtes Gefühl dabei, ein sehr schlechtes. Was bezweckte die Frau damit? Warum hat sie ihr Recht als eine der sieben weisen Frauen so vehement eingefordert, was bei diesen gar nicht üblich war? Um das Thema „Toshi“ hatten sie während des Gesprächs einen weiten Bogen gemacht, trotzdem zweifelte er nicht daran, dass es damit zu tun hatte. „Was hast du, Liebling?“ Die Stimme beruhigte ihn sofort ein wenig. Seine wunderschöne Königin Asami, die trotz ihrer Strenge nie versucht hatte, ihn irgendwie zu verändern oder einzuschränken und stattdessen seine Arbeit übernommen hatte, war zu ihm gekommen. „Ich mache mir Sorgen wegen dieser Zauberin“, erklärte er. „Ich mir auch, aber was kann sie auf einem Ball schon tun? Wahrscheinlich will sie ihren Einfluss und ihre Bedeutung demonstrieren und sich ein paar Freunde machen, aber das kann uns letzten Endes egal sein. Wir könnten gar nicht regieren, wenn wir auf jeden aufgeblasenen Adligen, der sich wichtig vorkommt, Rücksicht nähmen.“ „Ich weiß nicht. Was wissen wir schon von Zauberei?“ „Du hast ja recht, aber wenn wir ihre Bitte abweisen, brechen wir das Gesetzt, und das dürfen wir als Herrscher niemals tun.“ Einmal mehr fragte sich Taiji, warum seine Asami und Yoshiki sich ständig in den Haaren hatten. An ihren Moralvorstellungen konnte es nicht liegen, diese waren zwar nicht absolut deckungsgleich, aber ähnlich genug, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und außerdem fest genug, um den Respekt des anderen dafür zu haben. Allerdings würde er das sicherlich nicht laut aussprechen. Stattdessen merkte er an: „Aber wir dürfen auch nicht sehenden Auges in eine mögliche Falle laufen.“ Königin Asami seufzte. „Im Moment sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Aber ich werde mich mal ausführlich mit meiner Leibhexe unterhalten. Sie wird besser wissen, was uns erwarten könnte und auch Vorkehrungen treffen können.“ Taiji nickte dankbar und trat zu ihr, um sie umarmen und küssen zu können. Mehr konnten sie im Moment nicht tun. Nun hieß es Abwarten und das Beste hoffen. *** Na, was sagt ihr? Ihr hättet darauf kommen können, immerhin steht in den Charakterbeschreibungen, dass You sich in eine schöne Frau verwandeln kann. Ich finde, die Rolle steht ihm ganz gut. Auf seine Weise sieht er besser aus als Gackt - meiner Meinung nach. Nun, dann sehen wir uns beim nächsten Mal. LG, Dragon Kapitel 14: Eine ausgewachsene magische Gemeinheit -------------------------------------------------- Es war wohl eine gute Idee, eine Weile nichts hieran zu machen, nun hab ich endlich wieder ein paar gute Ideen, auch wenn die meisten davon noch nicht in diesem Kapitel kommen. Märchen: Die drei goldenen Haare des Teufels, eines meiner Lieblingsmärchen. Cast: Girugämesh @hide_sama: Ich hätte zu gern dein Gesicht gesehen... @VampirePsych: Ich freu mich wirklich, dass dir mein Mist hier immer noch gefällt, ich hatte das Gefühl, nachzulassen. Königin Asami ist eigentlich nur ein Zweckcharakter, den ich erdacht habe, um Taiji zu einem funktionierenden König zu machen, oder kannst du dir den als seriösen Regenten vorstellen? Vielleicht wirkt sie deshalb so "falsch" auf dich, weil sie so oberflächlich ist. Grundsätzlich ist sie nur Taijis Gegenpol, das heißt streng, ein wenig kühl, legalistisch, und auch etwas spießig. Aber sie liebt ihn, ist loyal und meint das was sie sagt auch so. Nun ja, sie ist nicht gerade ein Charakter, den man unbedingt mögen muss. Aber gerade wegen deiner Abneigung hatte ich jetzt eine gute Idee bezüglich der Königin. Irgendwie hat die Geschichte die Tendenz, immer ernster zu werden... *** Halb vier Uhr nachmittags und nur einen Katzensprung von der Ganreicher Residenz Nabanas entfernt. Yoshiki war vor knapp zwei Stunden weggeknickt und schlief friedlich auf Gackts Rücken, von Sugizo aufmerksam festgehalten. Alle anderen wanderten neben oder vor dem Drachen her, mit mehr oder weniger brennenden Hinterteilen. Die Nacht auf dem bloßen, schuppigen Rücken eines Drachen sitzend zu verbringen, war nicht gerade angenehm, und Sugizo hatte sich als einziger freiwillig noch mal zu Yoshiki gesellt. „Eigentlich wäre jetzt die obligatorische Frage nach dem lokalen Boss fällig“, merkte Miyavi recht leise an, um Yoshiki nicht zu wecken, „aber die Prinzessin schläft…“ „Macht nichts, diesmal weiß ich bescheid“, meinte Heath, zur allgemeinen stummen Verwunderung. „Na dann erzähl schon“, grinste hide. „Nun ja, da wäre König Shuu, ist recht gelassen und ironisch, aber bei seinen Leuten ist das kein Wunder. Sein Bruder Satoshi soll nen leichten Knall haben, aber nicht so schlimm wie Ritter Nii und der Zauberer Ryo, die den Stab der beiden bilden, keine Ahnung wieso. Kennen sich wohl schon länger…“ „Kennt Yoshiki die?“, wollte Sugizo wissen. „Flüchtig.“ „Sagt mal, ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass die einzige royale Frau, der wir auf unserer Reise begegnet sind, diese Scarlet war?“, fragte Miyavi. „Jetzt wo du’s sagst, stimmt“, meinte Heath befremdet. „Also, König Kai hat noch zwei Schwestern, aber die haben ne private Reise gemacht als wir da waren…“ überlegte hide. „Sind wahrscheinlich vor Scarlet geflohen“, mutmaßte Miyavi. „In König Karyus Familie sind momentan tatsächlich keine Frauen, aber es ist durchaus möglich, dass die ganzen Ritter, die wir getroffen haben, verheiratet sind und wir nichts davon wissen. König Aijis Mutter ist Mitregentin, aber von der ständig inkognito reisenden Sorte und Keiyuu…?“ Hierüber wusste auch hide nicht Bescheid. „Seine ältere Schwester hat einen Grafen geheiratet und sich zu ihm verzogen“, erklärte Miyavi. „Von den Rittern ist aber einer verheiratet und einer verlobt. Nette Mädels, sind aber bei dem offiziellen Kram nie dabei. Weil sie meinen, sie können Keiyuu nicht ernst nehmen, wenn sie ihn privat so gut kennen, und das macht sich nicht so gut.“ „Und das hat nichts mit seiner Körpergröße zu tun, nehme ich an“, stichelte Heath in einem Anfall von Gemeinheit. Bevor Miyavi etwas erwidern konnte, meinte Sugizo: „Wohl eher mit seiner Angewohnheit, sich mitten im Audienzsaal von seinen Rittern beim Poker abziehen zu lassen.“ Das brachte die schlaksige, tätowierte Hexe zum Lachen. „Hey Sugi“, meinte die andere Hexe plötzlich, „weck mal unsere Prinzessin auf, wir sind gleich da und Gackt muss wieder seine menschliche Form annehmen.“ Schloss Nabanas war auf den ersten Blick nichts Besonderes, auf den zweiten Blick hatte es einen netten, etwas düsteren, aber durch Abnutzung dennoch anheimelnden Charme. Allerdings schien im Augenblick etwas nicht in Ordnung zu sein. Sie wurden von einer etwas nervösen, geistig nur halb anwesenden Torwache eingelassen und sonst schien kaum jemand von ihnen Notiz zu nehmen. Es war sehr still und nur vereinzelt eilten besorgt wirkende Leute über den Hof, wo die Prinzessin und ihr Gefolge standen wie bestellt und nicht abgeholt. Etwas Bedrückendes lag in der Luft. „Spürst du auch etwas Böses?“, fragte Miyavi an hide gewand nach einer Weile. „Ich weiß nicht… Jedenfalls ist die allgemeine Atmosphäre ziemlich geladen. Gackt?“ „Hm, was immer diese seltsame Stimmung verursacht hat, ist nicht mehr da, was es getan hat dürfte aber noch in Effekt sein, zumindest im weitesten Sinne.“ Yoshiki versuchte, die Aussage zu verstehen, und vielleicht wäre es ihm gelungen wenn er sich mehr als zwei Sekunden Zeit genommen hätte. Stattdessen murrte er nur: „Finden wir raus, was los ist. Am Ende müssen wir uns sowieso wieder darum kümmern.“ Und so wanderten sie unangemeldet und unaufgefordert in das Schloss und fanden das Audienzzimmer zufällig beim ersten Versuch. Und König Shuu war sogar darin. Der Mann mit den zurückgebundenen Locken und dem großen Gesicht tigerte unruhig vor seinem Thron, der mehr ein besserer Holzstuhl war, auf und ab. Ganreich war kein reiches Land, auch wenn dort keine Not herrschte. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Königsfamilie an der Repräsentation sparte wo sie konnte und Geld, das aus verschiedenen „Hobbys“ der Brüder stammte, der Staatskasse stiftete. Ritter Nii lehnte an der Wand und betrachtete seinen König still. Sein Gesicht war nicht zu sehen, da sein langes, schwarzes Haar in sein Gesicht hing, aber der kleine Zauberer Ryo auf der anderen Seite des Raumes sah sehr besorgt aus. Zur Erleichterung hides trug er keinen blauen Umhang mit Sternenmuster oder so was, sondern auf den ersten Blick recht normal wirkende, hauptsächlich dunkle Kleidung. Zauberer litten oft unter mehr oder weniger fataler Geschmacksverirrung. Prinz Satoshi war nirgends zu sehen. Yoshiki räusperte sich vernehmlich, woraufhin alle drei herumfuhren wie von der Tarantel gestochen und ihn ansahen, als wäre er ein Geist. „Wie kommt ihr hier rein?“, schnauzte der König schließlich. „Durch die Tür“, antwortete Yoshiki ungewöhnlich geduldig, „immerhin wurde diese weder bewacht, noch hat uns irgendjemand begrüßt.“ Ryo und Nii warfen sich vielsagende Blicke zu. Das hätte schiefgehen können, je nach dem wer sonst auf die Idee gekommen wäre, sie zu besuchen. „Bist du nicht Prinzessin Yoshiki?“, fragte der Zauberer schnell, bevor ihr König etwas sagen konnte. Normalerweise war dieser freundlich und durch nichts aus der Ruhe zu bringen, aber in der gegenwärtigen Situation… „Ja, das bin ich.“ „Und was willst du hier?“, mischte sich Shuu wieder ein. Yoshikis Augenbrauen zogen sich zusammen, nicht wegen dem „Du“, das war ihm egal und außerdem wusste jeder, dass Ganreich Etikette grundsätzlich nicht so genau nahm. Es war eher Shuus Unwillen ihnen zuzuhören, die unter dem rüden Ton steckte, doch seltsamerweise ließ gerade die angespannte Stimmung im Schloss ihn einen klaren Kopf behalten. „Es geht um meinen Bruder, Prinz Toshi. Eine Zauberin hat ihn in ihr Schloss entführt und der Schlüssel zu diesem sind zehn Edelsteine, von denen sich einer in eurem Besitz befinden sollte.“ „Wow, dann stimmte das also“, meine Nii mehr zu sich selbst. „Wir haben hier genug eigene Probleme“, knurrte der König. „Was denn für welche? Ich meine, wenn wir mit unserem Problem zu euch kommen, können wir euch im Gegenzug schließlich auch helfen“, sagte Yoshiki in unschuldigem Ton. Nun hatte er zum ersten Mal Shuus volle Aufmerksamkeit. „Mein Bruder wurde von einer rachsüchtigen Hexe verflucht und wird in ungefähr zwei Tagen sterben. Was willst du dagegen machen?“ „Zuerst müssen wir herausfinden, was das für ein Fluch ist“, kam es sofort von Miyavi. „Wissen wir schon“, murmelte Ryo. „Der ‚dunkle Schwefelnebel’. Ziemlich knifflig und selten da Stufe 3 der verbotenen Zaubereien. Wir wissen sogar, was wir dagegen machen müssen, aber das ist unmöglich.“ „Was denn? Und wie §$#*=+ kam es überhaupt dazu?“, wollte Yoshiki trotzdem wissen. Shuu seufzte. „Eigentlich ging es darum, wer damals die Leibhexe meiner Mutter werden sollte. Es gab zwei Kandidaten und die zurückgewiesene Hexe war tödlich beleidigt. Jetzt ist meine Mutter gerade bei ihrer Familie in Dunkelwald zu Besuch und ihre Leibhexe seit zwei Jahren tot. Da hat die Alte die Gelegenheit genutzt, dass hier keine andere Hexe mehr ist und wir auch nicht mehr in dem Maße von Mutterliebe beschützt sind.“ „Und ich als Zauberer bin mit Hexenmagie nur bedingt vertraut. Als ich merkte was los ist, war es zu spät“, warf Ryo ein. „Wir sind alle in Alarmbereitschaft, zumindest was Magie angeht. Shuu hat sogar seine Verlobte zu ihrer Familie geschickt, um sie aus der Schusslinie zu bringen.“ „Sie ist eine Küchenmagd und Volk ist viel leichter zu verhexen als wir“, erklärte Shuu. „Wie dem auch sei, um den Fluch zu lösen brauchen wir drei goldene Haare des Teufels.“ „Goldene Haare des Teufels?“ wiederholte Miyavi ungläubig. „Aber der Teufel ist doch… hmpf!“ hide hielt ihm den Mund zu und bedachte ihn mit einem eindeutig warnenden Blick, bevor er den Vorfall mit einem breiten Lächeln zu überspielen versuchte. „Ich kann euch diese Haare beschaffen, allerdings weiß ich nicht, ob ich es in zwei Tagen schaffe, selbst mit Pata. Kannst du mir ein oder zwei Tage mehr Zeit verschaffen?“ Der angesprochene Miyavi konnte nur mit weiten Augen nicken, da hides Hand immer noch seinen Mund blockierte. „Gebt ihr uns den Edelstein, wenn ich es schaffe?“, wollte er sich noch versichern. Shuu brauchte einen Moment, um zu begreifen was er meinte, da er vorhin nur halb zugehört hatte, bejahte dann aber leicht genervt. „Dann werde ich mal aufbrechen“, gurrte hide fröhlich und begann, Patas Satteltaschen zu entfernen. „Miyavi, keine Hexengeheimnisse ausplaudern während ich weg bin!“ „Is ja gut, ich hab’s verstanden.“ Mo sprang aus seiner Satteltasche, als diese auf dem Boden landete und flüchtete Trost suchend zu Gackt, der ihm so freundlich zugelächelt hatte. „Bist du dir sicher, dass du das tun willst, hide?“ Yoshiki wirkte besorgt. „Ich will dich nicht auch noch verlieren.“ Die Hexe grinste nur frech. „Keine Sorge Prinzessin, der Teufel gehört nicht zu den wenigen Dingen, die mich umbringen könnten. Zumal er auch keinen Grund dazu haben wird.“ Mit diesen Worten saß er auf und Pata trabte aus dem Audienzzimmer. „Könnte ich dann den Prinzen sehen?“, fragte Miyavi. „Was? Äh, ja.“ König Shuu verließ den Raum, gefolgt von Ryo und Miyavi. „Und ihr zu den Gästequartieren?“ Es war nicht wirklich eine Frage von Nii. Gackt sammelte Patas Kater und Yoshiki, Sugizo und Heath die Satteltaschen auf, bevor sie dem Ritter folgten. Prinz Satoshi war wirklich in einem erbarmungswürdigen Zustand. Kalter Schweiß rann ihm über den Körper und seine Hautfarbe war annähernd gräulich-gelb. Er wand sich in bösen Träumen und war definitiv nicht bei Bewusstsein. Sein Körper wehrte sich verzweifelt dagegen, gleichzeitig vergiftet zu werden und Lebensenergie ausgesaugt zu bekommen. Die mentale Belastung durch die Alpträume, die ihn gezielt zur Verzweiflung treiben sollten, tat ihr übriges. Miyavi wurde fast schlecht. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie so eine magische Gemeinheit gesehen und er kannte Georgia Eiyû. Die war zwar sehr gemein, aber derart eklige Zauberei wäre wohl unter ihrer Würde. Schließlich machte er sich daran, die Effekte des Fluches zurückzudrängen. Er drängte die Alpträume und die dunkle Energie, die ihm seine Lebenskraft absaugte zurück und gab dem Prinzen von seiner Eigenen. Augenblicklich wurde der Junge ruhiger und seine Gesichtsfarbe besserte sich etwas. Doch das würde nicht von Dauer sein und Miyavi beschloss, nicht von seiner Seite zu weichen, bis hide zurückgekehrt war. „Denkst du, dein Freund schafft es?“ Ryo klang hoffnungsvoller als ein bloßer Beamter in der Erfüllung seiner Pflicht klingen würde. Offenbar war Satoshi ihm persönlich wichtig. „hide wird mit einem Heilmittel zurückkommen, seinen es drei goldene Haare des Teufels oder etwas anderes“, war Miyavis knappe Antwort. Nachdem er sich vorhin fast verplappert hatte, würde er jetzt nicht den Fehler machen und geheimes Hexenwissen über den Teufel preisgeben. „Was macht dich da so sicher?“ fragte Shuu, der im Angesicht seines sterbenden Bruders wirkte, als könnte er jeden Moment in Tränen ausbrechen. „Wir haben bisher noch alles geschafft, was wir uns vorgenommen haben.“ Damit war das Thema für Miyavi beendet. Derweil saßen die restlichen vier Verrückten in einem kleinen, aber gemütlichen Gästequartier. Gackt hatte Mo auf seinen Schoß gesetzt und kraulte ihn sachte, Sugizo starrte nachdenklich auf den Boden und Heath ließ sich von Yoshiki die Nägel lackieren. Manchmal mochte er so was. „Was meint ihr, was Miyavi und hide vor uns verheimlichen?“, fragte Sugizo plötzlich in die Stille. „Nun, es hat offenbar mit dem Teufel zu tun“, meinte Heath etwas verwirrt. Zu seiner eigenen Verwunderung machte er sich darüber keine großen Sorgen. „Und das beunruhigt euch nicht?“ „Es ist nun mal kein Vorurteil, dass Hexen eine gewisse Affinität zum Teufel haben“, erklärte Gackt, „aber es gibt eine Menge Vorurteile bezüglich des Teufels selbst. Es gibt vermutlich keinen Grund, sich ernsthaft Sorgen zu machen.“ „Ach, und warum kennst du dich damit so gut aus, Drache?“, knurrte Sugizo. „Ich kann nicht sagen, dass ich mich damit übermäßig gut auskenne, Ritter, zumal Drachen sich gewöhnlich nicht mit dem Teufel befassen. Aber ich habe mich lange mit Magie beschäftigt, wenn auch hauptsächlich auf theoretischer Basis, sofern es nicht um Bestienmagie ging. Und dabei bin ich auch über ein paar Andeutungen über den Teufel gestolpert, allerdings kann ich nichts Genaueres dazu sagen.“ „Gackt, manchmal denke ich echt f*** dich und deine geschwollene Redeweise!“ „Jungs, nicht streiten“, nuschelte Yoshiki, der immer noch hochkonzentriert an Heaths Fingernägeln arbeitete. „Es wäre nicht gerade gesund für dich, mit mir zu schlafen, Sugizo“, sagte Gackt vollkommen ernst. „Außer Prinzessinnen reagiert jeder Mensch mehr oder weniger stark allergisch auf Bestienmagie und du wärst hinterher für mindestens zwei Tage außer Gefecht.“ „Das war keine Einladung, sondern eine Beleidigung, du Riesenreptil!“ „Ich weiß.“ Wieder waren alle auf Burg Wildberg zur Lagebesprechung versammelt. Die Arbeit an Yous Kleid ging gut voran und es würde bald fertig sein. Derzeit saß der Gestaltwandler in einer Ecke und versuchte vergeblich, sich unsichtbar zu machen. Er trug ein Kleid von Melodie und es war ihm augenscheinlich zu klein… Die Blicke, die ihn immer wieder streiften, sorgten nicht gerade dafür, dass er sich wohler fühlte. „Und wie gehen eure Recherchen voran?“, fragte J in die Runde. „Also, wir haben inzwischen sehr viel über Hexen gelernt“, meinte Ryuichi, der mit Inoran in Miyavis Büchern suchte. „Aber wir haben bisher nichts gefunden, was uns helfen könnte und was wir selbst durchführen könnte.“ „Wir sind gerade erst mit Aufräumen fertig“, erklärte Melodie. „Und ich bin nicht sicher, ob wir in hides Büchern irgendwas Praktikables finden. Vielleicht finden wir einen geeigneten Zaubertrank, aber da diese meistens mehrere Tage, wenn nicht Monate brauchen, würde uns das vermutlich auch nichts mehr helfen.“ „Ich kann Yous Gestaltwandleraura verstecken, aber dann würde die Zauberin merken, dass da Elfenmagie im Spiel ist. Vielleicht kann ich was drehen, dass sie ihn für eine Elfe hält, aber dazu müsste ich noch ein wenig recherchieren und experimentieren. Und unser Transportproblem würde das auch nicht lösen“, sagte Chachamaru. „Das ist ein Anfang“, seufzte J. „Zumindest unser dringendstes Problem würde es lösen. Zur Not gehen wir zu Fuß, auch wenn das nicht sehr günstig wäre. So, und jetzt zurück an die Arbeit.“ „Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Pata seinen Lieblingsmenschen. „Es ist ein Risiko, aber wir können es eingehen. Allerdings nicht allein. Ich brauche dich dafür. Kann ich auf dich zählen?“ „Was soll ich tun?“ „Wenn ich sage ‚Los’, renne so schnell du kannst.“ „Soll ich mit dir in die Hölle stürmen?“ „Ja, genau das.“ „Na dann los.“ „Halt dich breit, Pata.“ hide richtete sich im Sattel auf und vergewisserte sich, dass sein Hut festsaß. Dann hob er die rechte Hand neben sein Gesicht und rezitierte: „Eine Tochter des Abendsterns begehrt Einlass ins Reich der dunklen Engel, ins Reich des strafenden Feuers, ins Reich des verbotenen Wissens und der vergessenen Freiheit.“ Prompt begann die Erde zu beben. Langsam, dann immer schneller riss sie vor Patas Hufen auf und sanftes, rotes Glühen drang aus dem Riss hervor, der sich um das Pferd wand, bis der Kreis komplett war und das Stück Boden unter ihnen sich ins Erdreich senkte. Um sie herum erwuchs ein weitläufiges Gewölbe, das von glühender Lava an seinem Grund erhellt wurde. Ein schmaler Felspfad führte in die Ferne und ihr Stück Boden senkte sich langsam auf eine Höhe mit ihm. hide war angespannt wie eine Bogensehne, aber nicht so sehr wie Pata. Sie hatten die Höhe des Pfades, von dem links und rechts nur ein Abgrund gefüllt mit Lava war, fast erreicht. „Los, Pata!“ rief hide. Pata sprang auf den Pfad und rannte was seine Beine hergaben. Unter gewaltigem Brausen türmte sich Lava in die Höhe wie die Fontäne eines Springbrunnens und zog sich als glühende Wand wie eine Bugwelle hinter ihnen her. hide musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass ihr Stück Erde in der Lava versunken war und der Weg hinter ihnen teils zusammenbrach, teils von Lava überschwemmt wurde. Und Pata rannte in einem Tempo, dass die besten Rennpferde der Welt wie lahme Mähren wirken ließ. Er tat es nicht oft, und er hatte keine großen Ambitionen, aber wenn es darauf ankam, war er eines der schnellsten Pferde der Welt, wenn nicht das Schnellste. Hätte jemand die Beiden gesehen, wäre er sicher versucht gewesen, den Anblick festzuhalten. Patas braunes Fell glänzte im roten Licht fast schwarz und sein scharfer Galopp ließ seine verborgenen Muskeln prachtvoll spielen, seine Mähne flatterte wild, so wie auch hides Umhang und dessen helles Haar. Die Hexe konnte reiten und hielt sich gut im Sattel, seine Augen leuchteten und er lachte ausgelassen. Es gab nur wenige Pferde, auf denen man in die Hölle reiten konnte, und Pata war eines davon. Schließlich kam fester Grund in Sicht. Da war eine Lücke zwischen dem Pfad und dem rettenden Ufer, aber Pata sprang einfach darüber und brachte rasch einige Meter zwischen sie und den Lavasee, der immer noch wütend brodelte. Nun befanden sie sich einer düsteren, aber nicht völlig dunklen Höhle, deren Decke von groben Felssäulen gehalten wurde. Pata trabte nun gelassen voran. „Puh, du bist echt der Beste, Pata-chan“, keuchte hide immer noch grinsend. „Du wusstest das, oder?“ „Tja, jede Hexe kann die Höllenpforte öffnen, wenn sie die richtigen Worte kennt. Aber ob sie es überlebt ist eine andere Frage.“ Sie waren so schon eine ganze Weile unterwegs, als sie eine unterirdische Stadt erreichten. Auf den ersten Blick sah sie aus, wie eine staubige, rote Pueblostadt, auf den zweiten Blick konnte man erkennen, dass der vermeintliche Dreck Schatten war und überall bunte Teppiche und Vorhänge hingen. Dämonen gingen und kletterten geschäftig herum und beachteten den fremden Reiter kaum. Es gab welche die aussahen wie seltsame Reptilienmischlinge, wie rote, gehörnte, ziegenschwänzige Kobolde, oder wie Engel mit schwarzen Flügeln. Zwischen den verschachtelten Blocks führten Straßen hindurch. In der Mitte der Stadt trafen sich vier davon und in ihrer Mitte stand ein runder Brunnen, an dem eine Gruppe Dämonen aufgeregt diskutierte. hide lenkte Pata im Schritt auf sie zu. „Guten Tag, wissen sie wo es hier zum Fluss Modguder* geht?“ Die Dämonen sahen ihn alle stumm an. Schließlich sprach der Wortführer, ein hübscher Junge mit amethystfarbenen Augen, einem eleganten, klassischen, schwarzen Outfit und dunklen, silbrigen Schwingen. „Die Hexe hide, richtig?“ „Ja, das bin ich.“ „Und du willst zum Boss?“ „Ja…“ „Könntest du da für uns fragen, warum unser Brunnen versiegt ist? Es gab bisher immer genug Lavawhiskey für alle daraus, aber plötzlich war er trocken.“ „Na wenn es weiter nichts ist.“ „Oh, vielen Dank. Dieser Weg ist es.“ „Bis später.“ Damit ritt er wieder aus der Stadt heraus. Sie waren kaum eine halbe Stunde unterwegs, da erreichten sie eine weitere Stadt. Diese war kleiner und erinnerte mehr an einen Lagerplatz für Prärieindianer. Aber ihre Bewohner waren ähnlich vielfältig und hier wuchs sogar Gras. In der Mitte der Stadt stand ein großer, prachtvoller Baum, und um ihn stand eine Gruppe Dämonen, die aufgeregt diskutierten. „Déjà-vu“, murmelte Pata. hide verstand was er meinte. „Guten Tag. Darf ich fragen, was mit eurem Baum nicht stimmt?“ Wieder musterten die Dämonen ihn eine Weile, bis der Wortführer - diesmal ein koboldartiger Gehörnter - das Wort ergriff. „Hexe hide, richtig? Nun, unser Baum hat immer die prächtigsten Schwefeläpfel getragen und nun nichts, nicht mal eine kleine, welke Blüte.“ „Ich bin auf dem Weg zum Boss. Ich könnte dort für euch fragen, was der Grund dafür ist, vorausgesetzt ihr könnt mir den Weg zeigen.“ „Diesen Weg bitte, edle Hexe.“ Einen ironischen Kommentar herunterschluckend lenkte hide Pata sanft in die gezeigte Richtung. Eventuell erreichten sie den Fluss Modguder ohne weitere Zwischenhalte. Er war breit, tief und reißend. Am anderen Ufer entdeckte hide einen Fährmann und winkte ihm. Und während dieser sich näherte, stieg er ab. „Ich glaube nicht, dass du mit auf die Fähre kannst, mein Freund…“ Pata schnaubte gleichgültig. „Dann warte ich hier.“ hide streichelte kurz seinen Hals. „Ich bin bald zurück.“ Damit betrat er die Fähre, die gerade anlegte. Es gab nur ein Pferd, das man in der Hölle an einem reißenden Fluss allein auf unbestimmte Zeit warten lassen konnte, und das war Pata. Der Fährmann war in seiner Optik menschlich mit kleinen Reptil-Accessoires. Er wirkte müde und abwesend. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte hide. „Ich fahre hier schon seit Monaten und niemand kommt mich ablösen. Und wenn ich das Boot verlassen will, kann ich nicht.“ „Du armer Kerl. Da werd’ ich doch mal beim Boss fragen, wie man dir helfen kann.“ „Das würdet ihr tun?“ „Klar, ich will schließlich eh zu ihm.“ Plötzlich wirkte der Fährmann sehr viel motivierter. Er setzte schnell über und verabschiedete sich recht hastig. Offenbar konnte er es kaum erwarten, dass die Hexe zurückkam. Diese wanderte über eine karge, stille Ebene, bis er zu einem Hügel kam, in den eine schwere, schwarze Tür eingelassen war. Hinter dieser Tür, das wusste hide, lag das recht komfortable Heim des Teufels. Und er konnte sich nicht sicher sein, ob dieser zuhause war, oder er überhaupt willkommen. Eigentlich konnte er gar nicht wissen, was ihn dort erwartete. Oder wer. Doch es half alles nichts, er hatte ein Versprechen, mehrere sogar, gegeben und würde es einhalten. Entschlossen öffnete er die Tür. Zunächst einmal befand er sich in einem netten Flur, wobei nett relativ war. Es könnte der Flur eines Gruselhotels sein, wären da nicht die Garderobenhaken und der Fußabtreter und würde er nicht zu lediglich fünf Räumen führen. Willkürlich wählte hide eine Tür und was er dahinter fand, ließ seine Kinnlade herunter krachen. *Das hat nichts mit Moder zu tun. Ich wollte den Fluss nach der germanischen Wächterin der Unterwelt benennen, einer „blinden Jungfrau“, aber ich weiß nicht genau, ob ich mich an den Namen richtig erinnere. *** Fieser Cliff, hähä! Oh, ich freu mich so auf das nächste Kapitel, das heißt, dass es voraussichtlich schnell kommen wird. Und hoffentlich mit ein paar coolen Überraschungen. Bis dahin, Dragon Kapitel 15: Der Teufel... äh! ----------------------------- So, wie versprochen geht es schnell weiter. Irgendwie empfinde ich das hier als das beste Kapitel seit langem. @VampirePsych: Ist dir das schnell genug? Das nächste wird nicht so schnell kommen, fürchte ich. Heaths Nagellack ist schwarz, was anderes würde der nicht zulassen. Sugi und Gackt? Ach was, die Kabbeln doch nur. Zumal sie zu viel Angst vor dem hätten, was Yoshiki mit ihnen machen würde, würden sie sich tatsächlich Prügeln. Und na ja, die Königin muss ja niemand mögen. Nur akzeptieren. *** „Halt die Klappe, Eidechse!“ „Nein, tue ich nicht! Du hörst mir jetzt zu!“ „Denke gar nicht dran!“ „Zicke!“ „Hirnverbranntes Ungeheuer!“ „Diva!“ „Großkotz!“ „Weißt du was los ist?“, fragte Sugizo den etwas genervt wirkenden Heath. Ungeachtet der Tatsache, dass Gackt und Yoshiki sich mindestens zwei Räume weiter weg befanden, konnten sie jedes Wort verstehen. Und eigentlich wussten sie auch in etwa, worum der Streit ging, aber Sugizo konnte nur schwer begreifen, dass eine zunächst rein hypothetische Debatte über ihre weitere Reiserute in einen solchen Streit ausgeufert war. „Verwöhnte Tusse!“ „Arroganter Monsterbastard!“ „Was weiß ich denn? Wo ist Miyavi?“, knurrte Heath. Immerhin hatte dieser bewiesen, dass er die Beiden beruhigen konnte, wenn es darauf ankam. Die Tür wurde aufgerissen. „Hilfe, die Beiden nehmen uns noch das Esszimmer auseinander. Macht was!“, rief Ritter Nii panisch. „Billiges Flittchen!“ „WAS?! Das hab ich nicht gehört, du §*($§+# Aschenhirn!“ „Wo ist Miyavi?“, fragte Sugizo, langsam ebenfalls nervös werdend. „Hat angekündigt, nicht mehr von Satoshis Seite zu weichen, bis hide zurück ist“, lautete Niis Antwort. „…sitzt doch sowieso auf den Ohren, wenn du etwas nicht hören willst!“ „Aber du! Stiefelst durch die Welt, als würde sie dir gehören! Und glaub ja nicht, ich sehe die Blicke nicht, die du #%$°=$§ +*#$%**&%§ mir zuwirfst wenn keiner guckt!“ Den beiden – anderthalb – Rittern war durchaus klar, dass Niis Sorge um die Einrichtung berechtigt war. Aber ihre Sorge um die eigene Gesundheit war es ebenfalls. „Dir gefällt es doch, im Mittelpunkt zu stehen, Prinzessin! Und überhaupt, du bist nicht die einzige menschliche Schönheit auf der Welt, also bilde dir nichts ein!“ „ICH bilde mir nichts ein! DU bist ein §“#*=%$§& Perverser!“ „Sagte die Diva, die sich nicht scheut, Ausdrücke zu benutzen, die dem Teufel selbst die Schamesröte ins Gesicht treiben würde und sich regelmäßig in ausschweifenden Gewaltphantasien ergeht!“ „Ach ja?! Dir haben die vielen gerösteten Bücher zum Frühstück wohl das Hirn vertrocknet! Ich habe wenigstens…“ Heath sprang abrupt auf. „Jetzt reicht’s!“, knurrte er und stiefelte entschlossen zur Tür hinaus Richtung Esszimmer. Sugizo und Nii sahen sich an und hasteten ihm hinterher. Sie erreichten ihn allerdings nicht rechtzeitig, um zu verhindern, dass er die Tür zum Esszimmer energisch aufriss und brüllte: „RUHE JETZT!“ Ein kurzer Moment absoluter Stille folgte, in dem Sugizo und Nii vorsichtig an dem vor Wut kochenden Heath vorbeischielten und Yoshiki und Gackt erblickten, die sich bereits an den Kleidern gepackt hatten. Nun waren sie in dieser Haltung erstarrt und starrten perplex auf den Knappen, der mit seiner Tirade fortfuhr. „WAS GLAUBT IHR EIGENTLICH, WO WIR HIER SIND?! ZUHAUSE JEDENFALLS NICHT! WENN IHR EURE MEINUNGSVERSCHIEDENHEITEN NICHT FRIEDLICH AUSTRAGEN KÖNNT, GEHT GEFÄLLIGST NACH DRAUSSEN UND ÜBERLEGT UNTERWEGS, WIE IHR DAMIT TOSHI HELFEN WOLLT!“ Der kleine, nicht eingeschüchterte Teil von Sugizos Hirn fragte sich, wie Heath es schaffte, die Lautstärke ihrer beiden Diven noch um Längen zu übertreffen und dabei noch genug Luft zu bekommen. Er kannte den jungen Mann zwar noch nicht lange, aber das hätte er ihm nie zugetraut. Er wirkte immer so ruhig und vergleichsweise normal… „SCHÄMT EUCH! JA, SCHÄMT EUCH! WÄHREND SHUUS BRUDER STIRBT, HIDE AUF DEM WEG IN DIE HÖLLE IST UND TOSHI IN EINEM ALPTRAUM GEFANGEN, HABT IHR NICHTS BESSERES ZU TUN, ALS EUCH WEGEN KINKERLITZLICHEN ZU BESCHIMPFEN UND AUFEINANDER LOSZUGEHEN! DIE ZAUBERIN WÄRE STOLZ AUF EUCH!“ Derweil fragte sich Nii, ob der Knappe den Verstand verloren hatte. Kein Mensch mit einem funktionierenden Hirn würde einer Prinzessin mit einem vulkanartigen Temperament und einem ausgewachsenen Drachen ins Gesicht schreien, dass sie sich schämen sollten… oder doch? „UND WAGT ES JA NICHT, EUCH ZU RECHTFERTIGEN! ICH WILL NICHTS HÖREN! ENTWEDER IHR GEBT JETZT RUHE, ODER ICH SORGE DAFÜR, DASS IHR FÜR DEN REST DER REISE KEINEN PIEP MEHR VON EUCH GEBT! HABEN WIR UNS VERSTANDEN?“ Der Drache und die Prinzessin ließen voneinander ab und nuschelten etwas, was nach „Ja, Heath“ klang. Peinlich berührt rückten sie voneinander ab und vermieden es einander anzusehen. Heaths Ausbruch war offenbar durchgekommen und die Beiden wirkten wie gescholtene Kinder. Sie schämten sich nun wirklich. Mit so einem Ausbruch von Heath hatte niemand gerechnet. Klar, er war immer mal wieder genervt und sicherlich kein Feigling, aber so dermaßen war er noch nie explodiert. Und nun stand er immer noch in der Tür und schnaufte vor unterdrückter Wut. Ein ziemlich beeindruckter Sugizo erbarmte sich schließlich, indem er ihm auf die Schulter tippte, sagte „Heath. Schwertkampftraining. Jetzt“ und ihn mit in den Hof zog. Dort angekommen ließ er von dem etwas überrumpelten Knappen ab und konnte nicht anders als zu lachen. „Oh Mann, Heath, allein dafür hättest du den Ritterschlag verdient!“ „Ja, ja“, grummelte der nur, „trainieren wir jetzt oder nicht?“ Das taten sie, immerhin hatten sie es schon lange vorgehabt. Sugizo musste dabei feststellen, dass sich zwar tatsächlich lange niemand mehr um Heaths technische Ausbildung gekümmert hatte – nicht dass es ihn überraschte, Toshi hasste Gewalt, meistens jedenfalls – dass er aber ein ziemliches Potenzial hatte, insbesondere wenn er wütend war, was ihm einige blaue Flecken einbrachte. Sollte jemand auf die Idee kommen, Nutzen aus der Unerfahrenheit des Knappen zu ziehen, konnte derjenige sich auf eine schmerzhafte Überraschung gefasst machen. Es gab einige Dinge, die Hexen über die Hölle wussten und auch wissen mussten. Zunächst mal wäre da der Fakt, dass die Hölle kein Teil des Jenseits war, sondern ein magisches Reich, in das nur in Ausnahmefällen tote Seelen einzogen. Es war mit der Menschenwelt auf eine Weise verbunden, die selbst den erfahrensten Hexen nicht ganz klar war. Es war die Heimat der Dämonen, die über viele magische Geheimnisse wachten, die die Menschen nicht wissen durften, die Menschen halfen oder sie bestraften und zu läutern versuchen. Dunkle Engel im Reich des strafenden Feuers, die verbotenes Wissen hüteten. Aber sie hatten noch eine andere Aufgabe. Die Hölle war auch das Reich der vergessenen Freiheit. Dämonen inspirierten und ermutigten Menschen, die sich über Grenzen hinwegsetzten und Tabus brachen, solang dies niemandem schadete. Und die Hexen waren Träger dieser Idee. Es war kein Zufall, dass meist Hexen, und keine Zauberer sich um Königskinder kümmerten, zumindest in den zehn Reichen. Sie verfügten über umfangreiches Wissen, Gerechtigkeitssinn und wussten zu verhindern, dass die Kinder Standesdünkel entwickelten und konnten persönliches Potenzial gut fördern, auch wenn das zu etwas unkonventionellen Regierungsweisen führte. Außerdem verhinderten sie indirekt, dass das Staatssystem verstaubte. Zauberer wussten zwar viel und waren sehr mächtig, aber sie neigten zur Hochnäsigkeit. Zumindest wurde diese Sichtweise in den zehn Reichen des Notenbanners vertreten. Andere Reiche… nun, viele Hexen in den zehn Reichen waren Flüchtlinge von Außerhalb. Dort war man der Meinung, die zehn Reiche wären der Hölle geweiht. In gewisser Weise waren sie das auch, aber das behielten die Hexen wohlweislich für sich. Man durfte sich aber nicht der Illusion hingeben, die Dämonen und der Teufel seinen Heilige. Diese arbeiteten mit Wissen, das den Menschen aus gutem Grund verboten war. Die Hölle war ein gefährlicher Ort und hatte einige seltsame Regeln, die man gar nicht brechen konnte, da der Versuch zu einem sehr unangenehmen Tod führen würde und man war sehr erfinderisch mit Folter, was ja in den höllischen Aufgabenbereich fiel. Der Teufel strafte Böses, manchmal einfach so, manchmal wenn man ihn anrief. Man konnte auch andere Händel mit ihm eingehen, er verfügte über einzigartige und machtvolle Fähigkeiten. Aber der Preis war sehr hoch und nicht immer von Anfang an klar, doch war der Handel erst mal abgeschlossen, gab es keinen Weg ihn nicht zu zahlen. Zudem hatte der Teufel Möglichkeiten, die Ereignisse auf der Welt aus der Ferne zu beobachten und oft sogar mehr darüber zu wissen, als die Beteiligten selbst. Er war der König der Hexen, der den Tanz der Walpurgisnacht anführte und mit den Geistern der Erde per „du“ war. Und es wurde von ihm erwartet, eine hedonistische und eine sadistische Ader zu haben, so wie eine Chaotische. Das alles war hide bekannt. Ihm war außerdem bekannt, dass er ein Mensch war, der alle zwei Jahre zur Walpurgisnacht von den Dämonen gewählt wurde. Im Amt bleiben konnte er so lange, wie er selbst und die Dämonen es wollten und die Hexen feierten seine Wahl und Wiederwahl, auch wenn sie kein Wahlrecht hatten. Und obwohl der amtierende Teufel auf der Walpurgisnacht so gut wie nie sein Gesicht zeigte (außer vielleicht der jungen Hexe, die er abschleppte) und hide schon seit einigen Jahren nicht mehr an der Feier teilgenommen hatte (sie war nicht für alle Hexen verpflichtend, nur für Neulinge, die gerade die Ausbildung abgeschlossen hatten), hätte er nie damit gerechnet, im Haus des Teufels einen Bekannten vorzufinden. „Atsushi? Was zur Hölle machst du hier?“ Atsushi Sakurai, Herzog von Tremsaag, sah von seinem Buch auf, wie auch immer er es in dem düsteren Zimmer hatte Lesen können. Eine Ecke wurde zwar von einem großen Kerzenleuchter okkupiert, aber so viel Licht machte der nicht. Das schwarze Sofa sah alt, aber gemütlich aus, der Boden war mit Schachbrettfliesen gepflastert und nur vor dem Sofa lag ein abgenutzter, schmaler Teppich, die Tapete war geradezu bedrückend altmodisch und das Fenster mit einem schweren, schwarzen Vorhang verhängt. An einer Wand stand ein schwarzer Sekretär mit einem großen, gepolsterten, ebenfalls schwarzem Stuhl. Einige Bücher und Papiere lagen darauf und zwei verschieden große Kristallkugeln. Atsushi selbst trug ein schwarzes Hemd mit dezenten Rüschen und Applikationen, eine gut sitzende Hose und elegante Schuhe. Seine Nägel waren lang und schwarz und seine Augenringe waren dunkel, ohne ungesund zu wirken. Seine Augen wirkten heller, als hide sie in Erinnerung hatte, aber das konnte er sich auch einbilden. Er wirkte nicht sehr überrascht, schenkte hide sein dunkles, einnehmendes Lächeln. „hide! Dich hab ich ja ewig nicht mehr gesehen. Komm her, setzt dich. Wie geht es der Prinzessin?“ „Du bist der Teufel?!“ hide war immer noch zu perplex, um richtig zu reagieren. „Nicht mehr. Ich hatte nach einer Amtszeit die Nase voll.“ „Du bist des Teufels Großmutter?“ Er stockte kurz. „Die sollten mal den Titel ändern!“ Atsushi seufzte nur resigniert und zuckte mit den Schultern. Es war üblich, dass ein neuer Teufel ein Jahr lang von seinem Vorgänger ins Amt eingeführt wurde und dieser trug nun mal solange den Titel „des Teufels Großmutter“, so blöd sich das auch anhörte, besonders bei Männern. „Komm jetzt, setz dich endlich, und erzähl mir was so läuft, und was dich hierher führt. Ich weiß, dass der Abstieg nicht ungefährlich ist.“ Zögernd setzte hide sich neben ihn und überlegte, wie er anfangen sollte. Schließlich dauerte es Atsushi zu lange. „Komm, erzähl schon! Wie geht es meiner Lieblingsprinzessin?“ Schluckend erinnerte sich hide, dass Atsushi schon lange eine gewisse Faszination für Yoshiki hegte. Hoffentlich rastete er nicht aus. Sein Temperament war zwar nicht so unberechenbar, wie seine Ausstrahlung glauben machen konnte, aber wenn es mal ausbrach, dann gute Nacht. „Also, ähm… Yoshiki ist ziemlich durch den Wind in letzter Zeit. Weil, also… Da ist diese Zauberin, Georgia Eiyû…“ „Ja? Ich kenne diesen Namen. Was hat sie gemacht?“ Atsushis Stimme klang lauernd und würde hide ihn nicht so gut kennen und außerdem ziemlich mutig sein, hätte er die Flucht ergriffen. „Äh, Toshi entführt?“, piepste er leise. Mit Atsushis Gesichtsausdruck hätte man eine Horde verärgerter Drachen in die Flucht schlagen können. Als er sprach, klang seine Stimme so ruhig, dass hide den leisen Wunsch verspürte, schreiend davonzurennen. „So? Das ist sehr interessant, hide-chan. Erzähl mir alles genau.“ Und hide hätte nie widersprochen. Also erzählte er alles genau. Toshis Entführung, das Wiedersehen mit Sugizo, ihre neuen Verbündeten und ihre Reise durch die zehn Reiche. Er ließ auch nicht aus, dass Yoshiki zwei Verehrer hatte, während er allem was Anspruch erhob stumm dankte, dass Atsushi Sugizo zu gern mochte um gegen ihn vorzugehen und Gackt als Drache gewisse Möglichkeiten hatte, sich gegen einen Ex-Teufel zu wehren. Schließlich schloss er seine Erzählung mit einer Schilderung der Probleme in Ganreich, seiner Reise durch die Hölle und den Problemen der zwei Städte und des Fährmanns. „…tja, und jetzt bin ich hier. Kannst du mir da helfen?“ „Das würde ich gerne, hide-chan, aber so einfach ist das nicht. Seit ich nicht mehr Teufel bin, hab ich keine Tiefenbindung zu den Höllenlanden mehr und somit auch kein direktes Wissen über die dortigen Vorgänge mehr. Und goldene Haare des Teufels sind in der Tat, was ihr braucht, aber ich hab die nicht mehr.“ „Könntest du nicht bei deinem Nachfolger ein gutes Wort für uns einlegen?“ „Könnte ich schon, aber es gibt da ein Problem. Marilyn würde die Mutter aller hysterischen Anfälle kriegen, würde er herausfinden, dass er goldene Strähnen kriegt wenn er schläft.“ „Marilyn… er?“ „Marilyn Manson, ja der ist ein Kerl. Heißt eigentlich Brian Warner und stammt aus Ameren. Aber er nennt sich lieber so, hauptsächlich um seine spießigen Landsleute zu ärgern. Er hat mir auch erklärt, was genau der Name soll, und es macht durchaus Sinn. Mein Vorgänger war auch ein Mann und nannte sich Alice, und da hab ich nie verstanden warum.“ hide nickte verstehend. Ameren lag außerhalb der zehn Reiche und war selbst unter seinen Verbündeten für seine Engstirnigkeit berühmt. „Und was machen wir jetzt?“ „Ich hab eine Idee. Verwandele dich und krieche in meinen Ärmel.“ „Äh, bist du dir sicher? Ich meine…“ „Vertrau mir. Es wird besser klappen, wenn Marilyn nicht weiß, dass du hier bist. Und jetzt mach, er dürfte jeden Moment nach Hause kommen.“ Unwillig gehorchte hide. Als Spinne jemandem den Ärmel raufzukriechen war nicht gerade angenehm, denn es war eng und dunkel, es bewegte sich und wenn man den anderen kitzelte, könnte der einen aus Reflex verletzten. Er kroch bis etwa zur Mitte des linken Oberarms, in der Hoffnung, dort einigermaßen sicher zu sein. Tatsächlich kam Teufel Marilyn bald nach Hause. Er knallte vernehmlich mit der Tür und rief: „Hey Atshy, ich bin wieder da!“ Bei diesem seltsamen Spitznamen hätte hide das Gesicht verzogen, wenn er gekonnt hatte. Was war denn so schwer an Atsushi? Oder warum nicht A-chan, wie Yo-chan immer sagte? Atsushi dagegen hatte sich längst daran gewöhnt. „Hallo Marilyn. Hunger?“ „Nein, hab schon gegessen. Müde bin ich.“ „Ah. Darf ich heute bei dir pennen?“ „Hä? Wieso das auf einmal?“ „Ach, ich stecke schon so lang allein hier unten fest und vermisse meine Freunde. Da wollte ich wenigstens für die Nacht mal nicht alleine sein.“ Eine Weile musterte Marilyn ihn prüfend, dann zuckte er mit den Schultern. „Bitte, solang du im Schlaf nicht vergisst, dass ich nicht deine Prinzessin bin.“ hide konnte ihn nicht sehen, aber etwas am Klang seiner Stimme erinnerte ihn an Miyavi, auch wenn Marilyns Stimme tiefer war. Er spürte jede Bewegung von Atsushi, als der Teufel und seine Großmutter ins Schlafzimmer gingen und hielt sich verzweifelt fest, als diese die Schuhe auszog und sich aufs Bett legte. „Willst du dir kein Nachthemd oder so was anziehen?“, kam es von Marilyn. „Wozu? Du wirst mir doch eh die Decke wegnehmen und ich hab keine Lust zu frieren.“ Eine Weile war es still, dann spürte hide, wie Marilyn sich auch aufs Bett legte. Und dann war es wieder still und er spürte, wie Atsushis Muskeln sich entspannten. Nicht auf die Seite drehen, nicht auf die Seite drehen, dreh dich ja nicht auf die Seite, flehte er stumm. Er hatte keine Lust, von einem alten Freund zerquetscht zu werden. Irgendwann richtete sich Atsushi auf, womit er hide unvorbereitet erwischte, und machte irgendwas mit beiden Händen. hide bemühte sich verzweifelt um Halt und musste ihn eigentlich kitzeln, doch Atsushi ignorierte es gut. „AU! Warum rupfst du mir so an den Haaren, dass ich aufwache, ich bin gerade erst eingeschlafen, §$#*&%!“, schimpfte Marilyn plötzlich und hide dämmerte, was Atsushi vorhatte. „Oh je, Entschuldigung. Ich hatte nur plötzlich diese Traumvision von einer Dämonenstadt, in der plötzlich der Lavawhiskeybrunnen versiegt ist.“ Kurze Stille. „Da ist eine Knorpelkröte unter einem Stein, die müssen sie rausholen“, brummte Marilyn missgelaunt und legte sich wieder hin. Kurz darauf, nachdem er wieder eingeschlafen war, wiederholte sich das ganze. „AU! Mann Atshy!“ „Es tut mir Leid, ich merke gar nicht, dass ich das mache.“ „Ja, ja! Und was war’s diesmal?“ „…Ein Schwefelapfelbaum, der keine Früchte mehr trägt.“ „Die müssen die Feuerratte, die sich in den Wurzeln verfangen hat und an ihnen nagt, rausholen, so einfach ist das. Und jetzt lass mich endlich schlafen, das war echt ein #+#*§$ Tag heute!“ Schlaf war dem Teufel noch nicht vergönnt, denn einmal schlug Atsushi noch zu. „AU! Du blöder §“#*&%+! Was ist denn jetzt schon wieder?“ „Nun ja, auf dem Modguder ist ein Fährmann, der schon seit Monaten fährt und nie abgelöst wird, und das Boot auch nicht verlassen kann.“ „Dieser Idiot! Er muss doch nur die Stange auf dem meinem Haus abgewandten Ufer in die trockene Erde stecken, sodass jeder selbst übersetzten kann, der will. Und jetzt verzieh dich in dein eigenes Bett, ich hab es satt! Solltest du deine Prinzessin je rumkriegen, tut sie mir leid.“ Mit einem dramatischen Seufzen schwang Atsushi sich aus dem Bett, zog die Schuhe wieder an und verzog sich ins Wohnzimmer, wo er hide getroffen hatte. Dort angekommen ließ er hide aus seinem Ärmel, der sich erleichtert zurückverwandelte. „Puh, ich hatte schon Angst, ich werde zerquetscht.“ Atsushi grinste nur und öffnete seine Handfläche, in der drei goldene Haare lagen. „Du bist der Beste, A-chan, wenn du nicht zufällig des Teufels Großmutter wärst, würde ich sagen ich schulde dir was.“ „Ach was, wir sind doch Freunde. Und außerdem…“ „Yoshiki?“ „Was hat mich verraten?“ „Du meinst, außer Marilyns ziemlich unsubtilen Andeutungen?“ „Erzählst du es ihm?“ „Mit dem Tierschutzritter und dem Softiedrachen in unmittelbarer Nähe? Nichts gegen die Beiden, aber manche Sachen muss ich mir echt nicht antun.“ „Dann sind wir sowieso quitt. Weißt du, wie du nach Hause kommst?“ „Klar, der Rückweg dürfte um einiges leichter sein, erst recht mit Pata.“ „Kennst du das Passwort?“ „Natürlich!“ „Gut, dann nimm und verschwinde, bevor Marilyn merkt, dass an der Sache was faul ist. Das wird er früher oder später, und da will ich dich aus der Schusslinie.“ „Bist du in Schwierigkeiten?“ „Nein, ich bin die Großmutter. Aber du wärst in Schwierigkeiten, und jetzt verzieh dich.“ Nachdrücklich schob Atsushi hide zur Tür hinaus und schloss sie hinter ihm. Leise, damit Marilyn es nicht hörte. Mit dem wollte er sich erst wieder beschäftigen, wenn er ausgeschlafen war. Jetzt war es Zeit, ein Auge auf ein paar Dinge zu werfen. Einige Stunden später ritt hide, wieder mit Pata vereint, auf den Hof von Schloss Nabanas und übergab dem erleichterten Zauberer Ryo die drei goldenen Haare des Teufels, während seine Freunde abzüglich Miyavi auf den Hof strömten. Ryo ging eiligen Schrittes ins Schloss zurück, etwas von „müssen dringend eine Stellenausschreibung machen, brauchen hier wieder eine Hexe“ murmelnd. „hide-chan! Du hast es geschafft! Alles in Ordnung?“, begrüßte Yoshiki ihn überschwänglich und wäre ihm wohl um den Hals gefallen, hätte er nicht noch auf Pata gesessen. Stattdessen umarmte er Pata soweit das möglich war. „Willkommen zurück in der Hölle. Ach nee, da kommst du ja her“, brummte Heath. Er hatte immer noch schlechte Laune, was von hide mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentier wurde. „Habt ihr etwa Heath-chan geärgert, während ich weg war?“, fragte er tadelnd. Heaths grimmiger Gesichtsausdruck, Yoshikis und Gackts verlegene Blicke und Sugizos Grinsen sprachen eine deutliche Sprache. Auch wenn es den Sachverhalt nicht ganz klärte. Das tat Sugizo mit Vergnügen. „Unsere beiden Lieblingszicken hatten Streit, und zwar ziemlich heftig. Da hat Heath die Schnauze voll gehabt und die beiden so laut zusammengestaucht, dass das ganze Schloss gewackelt hat.“ „Nicht dein ernst?! Unser Heath?!“ „Na toll, das werd ich mir jetzt wochenlang anhören müssen“, murmelte Heath. *** Hab vor zwei-drei Wochen angefangen, BUCK-TICK zu hören und bin, wie man vielleicht merkt, ganz fasziniert von Atsushi. Besonders dieses Video hat es mir angetan und war meine Inspiration für ihn als Ex-Teufel: http://www.youtube.com/watch?v=QZh2dX2JUsY Irgendwie bin ich da total geflasht von seinen Fingernägeln - ja, ja, weißt mich ein, ich hab's verdient. Die Übersetzung kommt hin, auch wenn sie hin und wieder etwas ungenau ist. Zu Yoshikis drittem Verehrer wurde er aufgrund des ominösen Fotoshootings, von dem ich zwar noch nie was gesehen, aber schon einiges gehört habe. und das war sicher nicht sein letzter Auftritt. Marilyn - das war wohl eher vorhersehbar. Den Streit und Heaths Wutanfall zu schreiben hat wahnsinnig Spaß gemacht, aber ich glaub nicht, dass sich das wiederholen wird. An Märchen gemessen haben wir nun etwa die Hälfte geschafft und ich bin bei etwa 90 Seiten Word! O.o Danke für eure Treue und Unterstützung, vielleicht mach ich noch ein Special über Atsushis Amtszeit als Teufel. Bis zum nächsten Mal, Dragon^^ Kapitel 16: Wolfenputtel ------------------------ Ein neues Kapitel! Nach einem gefühlten Jahrhundert schreibe ich mal wieder was. Und das nachdem ich zum letzten Kapitel so viel Feedback bekommen habe wie noch nie. Ich würde mich ja entschuldigen, aber so tief kann ich nicht kriechen O.o Dieses Kapitel ist nicht das Beste, wie ich finde. Vielleicht liegt's daran, dass unsere allseits geliebte Prinzessin nicht vorkommt. NEIN, nicht weglaufen! Ich bin mir sicher, ihr wollt lesen, wie You sich auf dem Ball schlägt, oder? @Kaylien: Willkommen in der Runde, ich hab mich sehr gefreut. Alice Cooper und Marilyn Manson haben dich überrascht? Nun ja, manche Dinge sind als Autor schwer einzuschätzen. Und ja, das Pata-Pferd scheint sich einer gewissen Beliebtheit zu erfreuen. Ich frage mich, woran das liegt, für mich war es nur eine bekloppte Idee von vielen. @kuro_ageha: ^^*freu* @VampirePsych: Das war in der Tat der längste Kommi, den du mir je dagelassen hast und wenn du mein Ego pushen wolltest, ist dir das gelungen. Trotzdem... anbeten? Übertreib es mal nicht XD. Ich hätte deine Begeisterungsschreie gerne gehört. Tja, Heath ist eben doch nicht so normal, wie es scheint. Der Normalste von der Bande ist, so schräg es sich anhört, Miyavi. Ja, ja, Atsushi... cooler Typ, ne? Ich freu mich selbst schon auf den Moment, wenn Yoshi realisiert, was er da alles angezogen hat. @hide_sama: Na du? Dich würde vielleicht noch interessieren, dass Hyde von Anfang an fest eingeplant war und demnächst auftauchen wird^^. @Kurenai93: Viel Spaß^^ *** Es war etwa zur Mittagszeit am Tag der schimmernden Elfen und auf Burg Wildberg warteten alle gespannt darauf, dass Melodie, Kammerzofe Shinya und Toshiya mit You wieder aus einem Nebenzimmer kamen. J, Ryuichi und Chachamaru hatten sich bereits in Schale geworfen. You allein gehen zu lassen kam nämlich nicht infrage. Sie hatten keine andere Möglichkeit gefunden, als ihn als Elfe zu „verkleiden“, daher wollte Chachamaru in der Nähe bleiben, um den Zauber zur Not gewaltsam aufrecht zu erhalten. Und J und Ryuichi waren immerhin irgendwie eingeladen, daher konnten sie eine Art Absicherungsteam bilden, während Ritter Shinya und Inoran in Wildberg die Stellung hielten. Melodie und das Gesinde von Adlerstein konnten leider aufgrund ihrer gesellschaftlichen Position nicht mitkommen. Und sie hatten etwa einen halben Tag, um in voller Ballausrüstung nach Steingarten zu laufen. Unnötig zu erwähnen, dass die Stimmung nicht die Beste war. Schließlich trat You ein wenig verlegen durch die Tür. Er – nun ja, eher sie – sah wirklich fantastisch aus. Melodie und die beiden Zofen hatten sich mit Schminke und Schmuck zurückgehalten und damit lediglich Akzente gesetzt. Das lange, schwarze Haar war sorgfältig frisiert, aber nicht allzu kunstvoll. Zusammen mit dem Kleid (das hier nicht näher beschrieben wird, da die Autorin mit dem Entwerfen besonders schöner, eleganter Frauenkleider nicht zurechtkommt) unterstrich es seine Ausstrahlung, er (sie) wirkte sanft und friedlich, aber gleichzeitig ungezähmt und unberührbar wie ein Naturgeist. Die erste Reaktion war fasziniertes Schweigen. Manche Schönheit ging eben über schnödes „heiß“ oder „sexy“ hinaus. Nicht einmal Kyo und Die wagten es, diesen vollkommenen Anblick mit solchen ordinären Wörtern zu entweihen. You selbst hingegen wäre wahrscheinlich heimlich dankbar gewesen, hätten sie es getan. Schließlich brach Ryuichi das Schweigen. „Du siehst toll aus. Wenn das nichts bringt, ist die Welt völlig durchgedreht. Und nun sollten wir aufbrechen.“ „Das würde ich an eurer Stelle nicht tun.“ Erschrocken fuhren alle Anwesenden herum. Ein Mann lehnte mit verschränkten Armen neben der Tür. Er hatte schulterlanges, schwarzes Haar, und war auch sonst ganz in Schwarz gekleidet, seine ebenso schwarzen Nägel hoben sich von den bleichen Fingern ab. Trotz der dunklen Augenringe sah er auf eine gefährliche Weise gut aus. Den Bewohnern von Burg Wildberg kam er vage bekannt vor, aber sie konnten nicht einordnen woher. Der Mann schien ihre fragenden Blicke absichtlich miss zu verstehen, denn er fügte hinzu: „Es wird in einer Stunde anfangen zu regnen.“ Dies trug nicht unbedingt dazu bei, dass sich die Verwirrung legte. „Wer bist du und wie kommst du hier herein?“, knurrte Ryuichi, doch der Mann lächelte nur. „Ach Ryu-kun, erkennst du mich denn nicht mehr? Es ist doch erst drei Jahre her, das wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ „Der Herzog von Tremsaag!“, rief Kaoru plötzlich. „Ja, in der Tat“, meinte der Mann ein wenig überrascht, „aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns schon begegnet sind. Ich kenne J, Ryu, Shinya und Inoran, aber der Rest von euch dürfte mich nicht kennen.“ „Es gibt ein gezeichnetes Bild von euch in hides privaten Aufzeichnungen“, erklärte Kaoru verlegen. „Und ich hätte es nicht gefunden, wenn ich nicht nach einem Unfall mit seinen Büchern dort hätte aufräumen müssen…“ „Atsushi…“, realisierten nun auch Sugizos Ritter. „Na also, geht doch“, kommentierte Atsushi. „Jetzt wo das geklärt ist, kommen wir zum Grund meines Besuches.“ „Yoshiki ist nicht hier“, konstatierte Ritter Shinya, zur Verwunderung einiger Anwesender. „Das ist mir durchaus bekannt. Genau genommen befindet er sich zurzeit auf dem Weg von Schloss Nabanas in Ganreich nach Schloss LeCiel in der Archenmark. Aber du hast recht, es geht um ihn. Ich habe ein gewisses Interesse daran, dass er seine Reise erfolgreich beenden kann. Mit anderen Worten, ich werde zu verhindern wissen, dass Georgia Eiyû mit ihrem kleinen Ballsaalzauber durchkommt. Zugegebenermaßen wäre das auch für mich recht schwer geworden, wenn ihr nicht so exzellente Vorarbeit geleistet hättet.“ Atsushi wartete einen Moment, aber niemand reagierte. Also sprach er einfach weiter. „Ihr habt eine Frau gefunden, die einfach perfekt dafür ist, die Zauberin auszustechen und sie entsprechend ausgestattet. Übrigens weiß ich durchaus, dass You ein männlicher Gestaltwandlerwolf im Dienst eines Drachens ist. Nun habt ihr Probleme damit, seine Aura zu verstecken und ihn sicher nach Schloss Steingarten zu schaffen. Versteht mich nicht falsch, ich biete euch nicht an, diese Probleme zu lösen. Ich werde sie lösen, ob es euch passt oder nicht.“ „Und das kannst du einfach so?“, fragte J skeptisch. „Würde ich es sonst sagen?“ „…was hast du die letzten drei Jahre gemacht?“ „Das willst du gar nicht wissen. Also zunächst einmal: Hier You, dieser Ring lässt dich auch auf eine voll ausgebildete Zauberin völlig menschlich wirken.“ Zögernd nahm You einen schmalen, völlig schmucklosen, unscheinbaren Silberring entgegen und streifte ihn über. Er und Chachamaru merkten den Unterschied sofort. Auch auf sich selbst wirkte er mit einem Mal vollkommen menschlich, was er als ziemlich gruseliges Gefühl empfand. „Hat es geklappt?“, fragte Die neugierig. „Oh, ja!“, murmelte der Elf beeindruckt. „Gut“, sagte Atsushi, „dann brauche ich jetzt eine Kutsche oder einen Gegenstand, den ich in eine verwandeln kann, und ein paar Freiwillige.“ „Gehen wir nach draußen“, schlug J vor. Alle versammelten sich im Burghof, im Halbkreis um Atsushi, dessen Selbstsicherheit etwas Hypnotisches hatte. Irgendwie wollten alle wissen, was als nächstes passierte. „Wir haben hier eine Kutsche“, erklärte J, „die nicht die nobelste ist, aber eine gute Federung hat.“ „Nur eine?“, vergewisserte sich Atsushi. „Ja, nur die Eine.“ „Dann solltest du sie für dich und Ryu anspannen lassen. Es wäre besser, wenn ihr getrennt dort auftaucht und auch die Möglichkeit habt, getrennt wieder zu gehen. Bringt mir einfach einen Gegenstand, den ich verwandeln kann.“ „Und was für ein Gegenstand sollte das sein? Ein Sessel?“, fragte Inoran. „Ähm, eher nicht geeignet. Schwer zu erklären.“ „Ich hab ein paar Schwerter, Lanzen und Armbrüste“, schlug Ryuichi vor. „Um Himmels Willen, bloß keine Waffen!“, rief Atsushi. „Schminke?“, fragte Toshiya. „Zu klein.“ „Wir haben noch einen riesigen Kürbis in der Küche“, meinte Ritter Shinya sarkastisch. „Das würde gehen“, meinte Atsushi vollkommen ernsthaft. „Shinya, Inoran, holen!“, bellte J und ging dann selbst, um dem Gesinde von Wildberg Anweisung zum Anspannen zu geben. Einige Minuten später war er auch wieder zurück und beobachtete, wie Shinya und Inoran zu zweit einen wahrhaft riesigen Kürbis über den Hof trugen und dabei mehrmals fast über ihre eigenen Füße stolperten, bevor sie ihn vor Atsushis Füße fallen ließen. Er verfehlte Inorans Zehen nur um ein paar Zentimeter. „Perfekt“, meinte der Herzog und schnippte mit den Fingern. Kurz, so kurz dass sich alle anderen fragten, ob sie es sich eingebildet hatten, war der Kürbis von einer blauen Stichflamme eingehüllt, dann wuchs er so schnell zu einer weißen Kutsche, dass Shinya und Inoran gerade noch rechtzeitig zurückspringen konnten, um nicht von ihr zerquetscht zu werden. Atsushi ließ den anderen gar keine Zeit zum Staunen. „Jetzt brauche ich einen Kutscher und mindestens zwei Freiwillige, die sich von mir in Pferde verwandeln lassen. Ihr wisst ja, normale Pferde scheuen vor You.“ Schockiertes Schweigen. „Ich warne euch nur einmal: Wenn sich keiner freiwillig meldet, suche ich mir die Freiwilligen aus.“ Seine Stimme klang liebenswürdig. Zu liebenswürdig. Zur allgemeinen Verwunderung straffte nun ausgerechnet Kyo die Schultern und trat vor, etwas in seinen nicht vorhandenen Bart nuschelnd, das wie „Für Yoshiki!“ klang. Skeptisch wurde er von oben bis unten gemustert. „So nobel dein Ansinnen ist, ich hätte dich lieber als Kutscher.“ „Und warum das?“, wollte Kyo empört wissen. „Ich hab nur begrenzt Kontrolle darüber, wie du als Pferd aussehen würdest und ein kleines, zotteliges Pony vor einer weißen Kutsche macht sich nicht so gut.“ Kyo holte tief Luft und der Rest der Adlersteiner zog die Köpfe ein. Außer Kaoru, der legte ihm bestimmt eine Hand auf die Schulter. Der kleine Kammerdiener atmete hörbar wieder aus. „Also schön, bin ich der Kutscher.“ „Sonst noch Freiwillige?“ Keine Reaktion. „Ihr habt es so gewollt. Ihr beiden! Stellt euch vor die Kutsche!“ Atsushi deutete auf Toshiya und Kammerzofe Shinya. Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. „Aber ich will kein Pferd sein“, piepste Toshiya schwach. Unter Atsushis drohendem Blick fügte er sich jedoch lieber. Besser, als aufgespießt zu werden. Schnipp! Wo die beiden Zofen vorhin noch standen, waren nun zwei hübsche Hengste zu sehen, beide schlanke Arabermischlinge mit langen Mähnen. Shinyas Fell war strahlend weiß, Toshiyas kohleschwarz. Silberbeschlagenes Geschirr fesselte sie an die Kutsche. „Chachamaru, wo willst du hin?“ Atsushis Stimme hätte glatt durch Glas schneiden können. Der Elf fror in seiner Bewegung fest. „Meinen Umhang holen? Ich dachte, ich fahre mit J und Ryuichi mit.“ „Ohne Einladung und offensichtlich ein Elf? Wie stellst du dir das vor? Wenn du mit willst, stellst du dich da vor die Kutsche!“ Chachamaru seufzte ergeben und tat wie ihm geheißen. Kurz darauf stand ein eleganter Palomino an der Spitze des Gespanns der weißen Kutsche. „Okay, was fehlt noch?“, überlegte Atsushi laut. „Ach ja!“ Schnipp! Kyo hatte plötzlich einen weißen Frack mit silbernen Applikationen und dazu glänzend schwarze Reitstiefel mit Sporen an und machte ein Gesicht, als wäre er zu entsetzt zum Schreien. „Findet jemanden, der ihm zeigt, wie er die Zügel halten soll.“ Atsushi ignorierte Kyos Schock vollkommen. „Diese Pferde finden zwar alleine nach Steingarten, aber es muss zumindest so aussehen, als würde er sie lenken.“ Eine ganze Weile später rollte die Kutsche, die schon ein paar Jahre als solche existierte, mit J und Ryuichi zum Tor hinaus. Kyo saß bereits auf seinem Kutschbock und wirkte ein wenig unbehaglich. Atsushi hielt You die Tür auf. „Ich kann diese Zauber nicht ewig aufrecht erhalten. Daher musst du ein paar Dinge beachten. Erstens darfst du niemandem deinen Namen verraten. Zur Not denk dir einen aus. Aber die Zauberin im Besonderen darf auf keinen Fall deinen richtigen Namen wissen.“ You nickte und stieg ein. Aber Atsushi war noch nicht fertig. „Zweitens erlöschen sämtliche Zauber um Halb Eins. Das heißt, du verlässt das Fest um Mitternacht und hast dann eine halbe Stunde, um so weit weg wie möglich zu kommen, bevor der Ring seine Wirkung verliert und die Kutsche wieder zum Kürbis wird. Und drittens: Heute kannst du tanzen, egal ob du es vorher konntest oder nicht, also mach dir darum keine Sorgen. Hast du verstanden?“ You nickte wieder und Atsushi schloss die Tür. Chachamaru, Toshiya und Shinya setzten sich in Bewegung und so verließ auch die Kürbiskutsche den Hof. „Das war merkwürdig“, merkte der andere Shinya an. „Oh ja“, stimmte Inoran zu. „Du bist doch ein Prinz*, Atsushi. Wo hast du bloß so krasse magische Tricks gelernt? Atsushi?“ Die Zurückgebliebenen Shinya, Inoran, Kaoru, Die und Melodie sahen sich auf dem Hof um, doch Atsushi war verschwunden. „Langsam krieg ich Angst“, meine Die. „Ich meine, der war echt krass mächtig…“ „Was hat der nur die letzten drei Jahre angestellt?“, fragte Shinya. „Ich hab so ne Ahnung“, murmelte Melodie. „Aber die spreche ich lieber nicht aus. Es gibt da einige Dinge, von denen ich eigentlich gar nichts wissen dürfte…“ Die Männer beschlossen, dass sie es unter diesen Umständen gar nicht wissen wollten. Naturgemäß kamen J und Ryuichi vor You auf dem Ball an. Die Stimmung war entspannt, was für die Hautevolee nicht gerade typisch war, wohl aber für Taijis Feste. Diesen entdeckten sie samt Eheweib beim Getränkebuffet. Beide wirkten etwas angespannt. Die Zauberin war noch nicht da. „Guten Abend, Majestät.“ Taiji wäre bei Js Begrüßung fast in die Luft gesprungen vor Schreck. „J! Ryu! Das ist ja ne Überraschung. Wo habt ihr denn den Rest gelassen?“ „Shinya und Inoran bewachen das Haus und Sugizo ist schon ne ganze Weile mit deinem Bruder unterwegs. Wir haben gehört, sie wären gerade auf dem Weg in die Archenmark.“ „Dass Sugizo mit Yoshi unterwegs ist, weiß ich auch. Ich hatte nur gehofft, dass die heute vielleicht auftauchen würden.“ „Wie denn? Die Einladungen sind nur innerhalb Großwaldreichs umgegangen.“ „Ich weiß. Ich hab es nur gehofft, weil ich kein gutes Gefühl bei der Sache habe.“ „Da täuscht dein Gefühl dich nicht“, mischte Ryuichi sich ein. „Aber mach dir keine Sorgen, wir haben uns darum gekümmert.“ „Worum habt ihr euch gekümmert?“, rief Königin Asami alarmiert. „Um Georgia Eiyûs Ballsaalzauber“, erklärte J. „Die schönste Frau kann alles von den anwesenden Männern verlangen, was sie will. Wir haben dafür gesorgt, dass sie nicht die Schönste sein wird.“ Das Königspaar glotzte wie zwei Enten, die nach einer Blitzvereisung plötzlich feststeckten. „Wenn ich das geahnt hätte…“, murmelte die Königin. In diesem Moment betrat You den Ballsaal. Die Wirkung war vergleichbar mit Stromausfall in einer Diskothek: Urplötzlich war alles still und auch keine Bewegungen waren mehr wahrzunehmen. Das verblüffte Gemurmel setzte allerdings erst mit einiger Verzögerung ein. Freundlich aber zurückhaltend lächelnd ging die Erscheinung langsam zum Zentrum des Ballsaals. Als sie dann merkte, dass das Orchester keine Anstalten machte zu spielen, trat sie zu den Musikern und nahm kurzerhand dem erstbesten Geiger die Violine aus der Hand. Und noch bevor dieser protestieren konnte, stand sie wieder im Zentrum und begann zu spielen. „Was zur… Wer zum Teufel ist das?“, brach es aus Taiji hervor. J lachte. „Das erzählen wir dir lieber ein anderes Mal. Willst du etwas Lustiges sehen?“ „Etwas Lustiges?“ „So was wie Toshis übellaunigen Kammerdienerzwerg im weißen Frack?“ „WAS?!“ „Komm, ich zeig es dir!“ Kurzerhand packte J seinen König bei der Hand und zog ihn aus dem Saal. Ryuichi zuckte nur mit den Schultern und machte sich auf die Suche nach der Toilette. Unterdessen schlug Yous Spiel die ganze Gesellschaft in den Bann. Während die Herren noch rätselten, was geschehen war, begannen schon die ersten Damen zu tanzen. Und Königin Asami stand am Rand und versuchte, zusammen zu setzten, was eigentlich vor sich ging. Allerdings kam sie damit nicht weit. „Guten Abend Cousinchen.“ „Was zur… Atsushi?! Was machst du hier? Und wo warst du die letzten drei Jahre?“ „Da und dort. Aber nicht weit genug weg, um nicht zu wissen, dass du den Stock noch immer nicht aus deinem Allerwertesten bekommen hast.“ Es folgte ein theatralisches Seufzen. Die Königin dagegen kämpfte um Beherrschung. „Atsushi!“ „Pass auf, dass du nicht anfängst zu knurren.“ Atsushi wich der Ohrfeige gekonnt aus. Seine Cousine war ja so berechenbar. „Was! Willst! Du! Hier!“, presste sie zwischen den Zähnen hervor. „Drei Jahre verschwindest du, anscheinend ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass wir uns alle Sorgen um dich machen! Und jetzt tauchst du einfach mal so wieder auf und kritisierst meine… Attitüde?!“ Der Herzog wurde schlagartig ernst. „Es stimmt, ich habe euch Sorgen bereitet und das tut mir leid. Leider kann ich dir nicht sagen, was ich getan habe, nur, dass es mir nicht schlecht ergangen ist. Allerdings gebt ihr mir auch einigen Anlass zur Sorge. Sag du mir, wie es passieren konnte, dass eine Zauberin beinah erfolgreich damit gewesen wäre, den König mit einer starken Hypnose zu bezirzen. Wenn die Ritter von Wildberg nicht diese Frau dort aufgetrieben hätten, wäre es passiert.“ Darauf wusste die Königin keine Antwort. Aber Atsushi schien auch keine erwartet zu haben. „Gesetze sind zum Schutz der Menschen da, nicht die Menschen zum Schutz der Gesetze. Und auch ihr Könige seid in erster Linie Beschützer. Ich denke, das weißt du. Es wäre vielleicht einfacher, dieser Aufgabe nachzukommen, wenn du dir weniger Gedanken darüber machen würdest, was andere von dir halten. Denk mal darüber nach.“ Asami sah zu Boden und seufzte schwer. Doch als sie den Kopf wieder zu Atsushi hob, um etwas zu erwidern, war er verschwunden. Voller Entsetzen starrte Georgia Eiyû auf die Szene im Ballsaal. Sie war absichtlich zu spät gekommen, um die Wirkung ihres Auftritts zu verstärken. Und nun musste sie feststellen, dass da bereits eine Frau im Saal stand und Violine spielte, der sie nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen konnte. Wie nur hatte das passieren können? So eine Frau konnte gar nicht menschlich sein. Und doch… sie war ein Mensch. Mensch oder nicht, dachte die Zauberin, das wird sie mir büßen. Vielleicht wäre sie besonnener gewesen, wenn zu der Niederlange nicht auch noch die gekränkte Eitelkeit gekommen wäre. So jedoch ballte sie die Faust und konzentrierte magische Energie in ihr und… krachte gegen die Wand, anscheinend völlig unbemerkt von allen anderen Anwesenden. Nun ja, fast allen anderen Anwesenden. „Keiner mag schlechte Verlierer, Georgia.“ „Wer bist du?“, keifte sie den ganz in Schwarz gekleideten Mann, der sie einfach so magisch gegen die Wand schleudern konnte, an. „Das ist nicht weiter wichtig. Du solltest lediglich eines wissen: Wer sich Prinzessin Yoshiki zum Feind macht, der macht sich auch mich zum Feind.“ Georgia Eiyû gewann ihre Fassung zurück und betrachtete den Mann genauer. Er war kein Zauberer, soviel war klar… „Bist du der Teufel?“ „Fast. Aber nicht ganz“, lächelte der Mann. „Und du kämpfst für Prinzessin Yoshiki?“ „Nein. Das kann er selbst mindestens genauso gut. Ich halte ihm lediglich den Rücken frei. Und in diesem Sinne rate ich dir, jetzt zu gehen.“ Etwas an dem Lächeln des Mannes sagte ihr, dass sie diesen Rat lieber beherzigte. Taiji hatte eine Weile gebraucht, sich von Kyos Anblick zu erholen und Königin Asami, die aus irgendeinem Grund auch etwas neben der Spur wirkte, war keine Hilfe. Zudem machte es ihn nervös, dass die Zauberin einfach nicht auftauchte. Doch schließlich lehnte er sich zurück und genoss das Geigenspiel der schönen Frau, nachdem J und Ryuichi ihm mehrmals beruhigend zugeredet hatten. Als die Uhr Mitternacht schlug, staunte er, wie viel Zeit vergangen war. Dieser Gedanke wurde aber schnell nebensächlich, als die schöne Frau, die den ganzen Abend noch kein einziges Wort gesagt hatte, aufhörte zu spielen. Sie drückte die Violine dem nächstbesten Gast in die Hand und rannte zur Tür hinaus. Warum rannte sie denn jetzt weg? Sie hatte immerhin den Abend gerettet. Ohne wirklich darüber nachzudenken, rannte Taiji ihr nach, gefolgt von etlichen seiner Gäste. Vor dem Schloss wo die Kutschen standen, hatte er sie beinahe eingeholt. „He, warte!“, rief er und versuchte, nach ihrem Arm zu greifen. Sie wirbelte herum und schleuderte einen ihrer Schuhe fort. Er traf Taiji mitten ins Gesicht, mit einer Wucht, die ihn zu Boden gehen ließ. Als er wieder auf seinen Füßen stand, sah er nur noch, wie ihre Kutsche im Galopp um die Ecke verschwand. Verwirrt betrachtete der König den Damenschuh, den er in der Hand hielt. Doch bevor er eine Entscheidung treffen konnte, wurde er ihm aus der Hand gerissen. „Sie hat ihren Schuh verloren“, rief Ryuichi und hielt ihn hoch, sodass alle liebestollen Verehrer ihn sehen konnten. „Wisst ihr, was das heißt?“ Allmählich kam das Wissen zurück, dass die beiden wildberger Ritter mit der Frau unter einer Decke steckten und das alles ein Manöver gegen die Zauberin war. Allerdings nur bei denen, die es schon vorher gewusst hatten, also bei Taiji. Der Rest der Meute hing Ryuichi an den Lippen. „Sie will, dass wir sie finden! Wahrscheinlich ist sie in Schwierigkeiten und braucht unsere Hilfe, kann sich zuhause aber nicht leisten, so gesehen zu werden. Wir sollten euch gleich morgen auf die Suche machen. Hier, Graf, ich vertraue ihn euch an.“ Mit diesen Worten, die nicht den geringsten Sinn ergaben, drückte Ryuichi dem erstbesten Grafen den Schuh in die Hand und schloss mit den Worten: „Bis dahin sollten wir uns ausruhen. Das wird morgen ein harter Tag.“ Tatsächlich verzogen sich die edlen Herren nach und nach kommentarlos in die Gästezimmer des Schlosses, bis nur noch Taiji, J und Ryuichi draußen standen, wobei Erstere Letzteren verwirrt bis vorwurfsvoll anstarrten. „Musstest du so dick auftragen, Ryu? Das gibt die nächsten Tage ein riesiges Affentheater“, meckerte J. „Mir ist auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen“, rechtfertigte sich der Waffenmeister. „Und außerdem könnte daraus immer noch was Gutes werden, wenn sie ihre Nasen in alle möglichen Familien und Gehöfte stecken und dabei Missstände aufdecken.“ „Wie optimistisch“, kommentierte Taiji trocken. „Dürfte ich dann erfahren, wer die Dame war?“ „Hat Yoshiki dir seinen Drachen vorgestellt?“, wollte J wissen. „Ja, warum?“ „Nun, das war der Diener vom Drachen. Ein Gestaltwandlerwolf. Ein Männlicher übrigens.“ Taiji erbleichte sichtlich. Er nuschelte etwas vor sich hin, von dem nur der letzte Satz „ich geh schlafen“ verständlich war. Die beiden Ritter sahen ihm nach, wie er, sichtlich aus der Bahn geworfen, ins Schloss zurücktrottete. „Meinst du, wir hätten ihm von Atsushi erzählen sollen?“, fragte Ryuichi. „Damit er uns am Ende noch umgekippt wäre?“, erwiderte J nur. „Komm, sammeln wir die Anderen auf.“ You hockte auf dem Kürbis und ließ sich von Chachamaru den Kopf streicheln. Das Murren von Kyo und das Geschnatter der beiden Zofen ignorierte er geflissentlich. Er war immer noch eine Frau, da er keine Lust hatte, hier nackt zu sitzen oder vorbeikommende Kutschpferde mit seiner Wolfgestalt zu erschrecken. J und Ryuichi würden sie abholen kommen. Dass die Pferde vor ihm scheuten war kein großes Problem, wenn es niemand sah. Insgesamt hätte es wesentlich schlechter laufen können. Trotzdem hatte You schlechte Laune. Die letzten Tage waren die Peinlichsten seines Lebens gewesen und diese Prinzessin sah hoffentlich ein, dass sie ihm dafür was schuldig war. Andererseits sollte er sich wohl nicht so anstellen. Es war alles nach Plan gelaufen und niemand hatte ihn belästigt. Und dieser arme Mann war 24/7 eine Prinzessin, er musste das nur ein paar Tage ertragen. Selbst mit dem Aussehen gab es Leute, die Schlimmer dran gewesen waren. Kyo hatte in diesem Frack einfach furchtbar ausgesehen, er war wenigstens eine schöne Frau gewesen. „Alles okay?“, fragte Chachamaru. „Ich werde froh sein, wenn alles vorbei ist und ich mich schlafen legen kann“, murmelte You wahrheitsgemäß. „Du warst toll.“ „Das hoffe ich. Sonst wäre es wirklich peinlich gewesen.“ „Denkst du Gackt, wird dir dankbar sein für das, was du für seine Prinzessin getan hast?“ „Das hoffe ich – für ihn!“ --- *Prinzen und Prinzessinnen sind alle nichtregierenden Mitglieder des Hochadels, d.h. Verwandte von Königen, Herzögen, Land- Mark- und Pfalzgrafen. Es handelt sich dabei eigentlich nicht um einen Adelstitel, denn auch eingeheiratete Frauen aus niedrigeren Ständen erhalten den Titel Prinzessin (Wikipedia). In dieser Gesichte ist das etwas anders, trotzdem haben Atsushi und Asami als Herzogssprösslinge die Signaturen Prinz und Prinzessin. *** Puh, das war's soweit. Irgendwie ist Atsushi bei mir ein ziemlicher Angeber >.< Mal was anderes, will wer von euch ein Bild von You malen? Ich hab's nicht so mit so was. Und keinen Scanner. Außerdem wünsche ich mir ein neues Cover für die Fanfiction hier. Das Aktuelle hab ich mit Ach und Krach zusammengebastelt und bin nicht wirklich zufrieden damit. Will mir da nicht jemand ein schönes Weihnachtsgeschenk machen? Fühlt euch geknuddelt und bis zum nächsten Mal (wann auch immer das sein wird...). Kapitel 17: Spring in die Scheiße --------------------------------- Und es geht weiter *träller* Märchen: Keine Ahnung, es war Teil eines Films, in dem vier Märchen gleichzeitig untergebracht waren. Cast: L'arc en ciel Gefluche und Gezicke nur am Rande vorhanden, aber ich gelobe Besserung im nächsten Kapitel. Es freut mich sehr, dass das Vorige euch trotzdem so gut gefallen hat und hoffe, dass es mit diesem genauso wird. Im Übrigen hat "Miscast" die 100-Seiten-Word-Grenze erreicht, zudem habe ich inzwischen 7 Favos und 5 Leute, die mir sogar Kommentare schreiben. Das schreit doch nach einem Special, nicht wahr? Wünsche und Anregungen nehme ich gern entgegen, aber im Moment denke ich da an was über Atsushis Amtszeit als Teufel. *** „Sind wir bald da?“ murrte Yoshiki zum sicher 15ten Mal an diesem Nachmittag. „Ja, noch etwa eine Viertelstunde“, antwortete Gackt kurz angebunden. Niemand fragte, woher er das wusste. Er wirkte schon den ganzen Tag ziemlich angespannt für seine Verhältnisse. Heaths Laune dagegen hatte sich maßgeblich gebessert und er unterhielt sich im Hintergrund mit hide über die Möglichkeiten, die ein Schwertkämpfer gegen Magier hatte. „Mit wem haben wir es diesmal zu tun?“, fragte Sugizo. „Mit Herzog Tetsu“, antwortete Miyavi. „Der verwaltet die Archenmark, seitdem König Hyde seit zwei Jahren verschwunden ist. Er wäre der Nachfolger, aber anscheinend weigert er sich, seinen Freund für tot zu erklären. Das hab ich auf der letzten Walpurgisnacht von einer archenmärkischen Hexe… Gackt, alles in Ordnung?“ Der Drache war ziemlich blass und starrte Miyavi ziemlich entsetzt an, doch er fing sich sofort wieder. „Nichts, nichts, alles in Ordnung…“ Miyavi und Yoshiki warfen einander besorgte Blicke zu, sagten jedoch nichts. Der war sowieso seltsam drauf heute, also seltsamer als sonst. Stattdessen fuhr Miyavi mit seinem Bericht fort. „Außerdem hab ich gehört, dass seit etwa einem Jahr eine Prinzessin dort lebt, die von Außerhalb der zehn Reiche geflohen ist und dass Herzog Tetsu seither vergeblich einen Ehemann für sie sucht. Anscheinend gehen auch Horrorgeschichten über sie um, aber da er sie dabehält, kann es so schlimm nicht sein, meinte Amanda.“ „Na große Klasse. Ein Verwalter hat normalerweise keine Autorität über die Kronjuwelen“, knurrte Yoshiki. „Wir wissen nicht, wie wichtig der Diamant für den dortigen Kronschatz ist“, versuchte Sugizo ihn aufzumuntern. „Vielleicht kann er ihn uns doch geben. Das werden wir sehen, wenn wir da sind.“ Gackts Vorhersage über die Länge des restlichen Weges erwies sich als ziemlich genau. Ein Diener empfing sie am Tor und führte sie gleich in einen relativ dunklen Saal mit einer großen Tafel. An deren Ende saßen drei Männer und brüteten über einigen Papieren. Einer war eindeutig Herzog Tetsu, die anderen Beiden waren anscheinend seine Ritter. Als der Herzog die Gäste bemerkte, sah er von seiner Arbeit auf und strahlte sie an. „Willkommen auf Schloss LeCiel, edle Gäste. Ich bin Herzog Tetsu, Verwalter der Archenmark. Und das sind meine Ritter Ken und Yuki. Mit wem habe ich die Ehre?“ Das war so ziemlich der freundlichste Empfang, den sie bisher bekommen hatten. Auch wenn das strahlende Lächeln des Mannes ein wenig gruselig war. Es war einfach viel zu offen und grenzdebil für einen Regierenden. „Wir, äh…“, begann Yoshiki ein wenig aus dem Konzept gebracht. „Also, ich bin Prinzessin Yoshiki von Großwaldreich. Und das ist mein Gefolge. Meine Leibhexe hide, Knappe Heath, Ritter Sugizo, die Hexe Miyavi, der Drache Gackt und äh, Pata.“ Ken pfiff durch die Zähne. „Das nenn ich mal ein interessantes Gefolge. Vielleicht wäre es nicht nötig gewesen, das Pferd vorzustellen, aber ein Drache ist doch mal was anderes.“ „Pata ist nicht irgendein Pferd! Er ist ein falladasches Streitross, du %$§+#*%&!“ „Mann Yo-chan, kannst du dich nicht wenigstens hier, wo die Leute nett sind, benehmen?“, maßregelte hide ihn, allerdings wurde die Wirkung dadurch zerstört, dass er dabei grinste. „Und eine SEHR interessante Prinzessin, wenn ich das sagen darf“, meinte Ken völlig unbeeindruckt und wippte zweideutig mit den Augenbrauen. „Dir ist schon klar, dass das ein Mann ist?“ Yuki wies ihn ein wenig genervt auf das Geschlecht seines Gegenübers hin. „Ähhh…“ Ken hatte es offensichtlich nicht gewusst. „Schau wenigstens richtig hin, bevor du jemanden angräbst, du unverbesserlicher Schwerenöter.“ Yuki klang nicht so, als sähe er da noch irgendwelche Hoffnung. Tetsu räusperte sich. „Wie wäre es, wenn ihr euch setzt und uns erzählt, was euch hierher führt?“ Immerhin kamen sechs von sieben Leuten seiner Aufforderung nach. „Also, vielleicht habt ihr’s schon gehört“, erzählte Miyavi, „aber Prinz Toshi wurde von einer Zauberin entführt. Wir wissen, wo ihr Schloss ist und wollen ihn zurückholen, aber um da reinzukommen, brauchen wir die zehn Schlüssel, das sind zehn magische Edelsteine. Und ihr solltet einen davon haben, einen Diamanten.“ „Einen Diamanten in einen Goldring gefasst“, ergänzte Yoshiki. „Prinz Toshi wurde von einer Zauberin entführt?“ Herzog Tetsu wirkte ehrlich schockiert. Aber bevor noch jemand etwas sagen konnte, trat ein Diener herein und sagte: „Entschuldigt bitte, aber hier wurde ein Brief für Prinzessin Yoshiki abgegeben. Ist diese Person hier?“ „Ja, das bin ich“, sagte Yoshiki und der Diener gab ihn den Brief. Er trug das königliche Siegel von Großwaldreich. Die Prinzessin öffnete ihn und las: „An mein liebes Bruderherz, anscheinend hast du der Schlampe mächtig ans Bein gepisst, denn sie hat gestern einen Coup d’Etat versucht. (Ich weiß nicht, wie man das ausspricht, aber Asami meinte, so nennt man einen Umsturz.) Gott sei dank haben ein paar Leute das mitgekriegt und eine königstreue Allianz, bestehend aus deinen Dienern, Sugis Rittern und den Dienern des Drachen, hat die Sache auf etwas unkonventionelle Weise bereinigt. Ich will jetzt gar nicht im Detail erzählen, was passiert ist, ich will dich nur um ein paar Sachen bitten. Zunächst einmal wäre Kyo dir sicher sehr verbunden, wenn er nie wieder einen weißen Frack tragen muss. Und ich auch, denn noch einmal ertrage ich den Anblick nicht. Dann richte bitte dem Drachen aus, dass ich seinem Gestaltwandlerdiener, der übrigens eine außergewöhnliche Schönheit ist als Frau, bei mir was gut hat und er mir doch die Wünsche dieses Mannes zukommen lassen soll. Und Sugi richte bitte aus, dass wenn er nach Hause kommt und einen seiner Ritter nicht findet, er sich keine Sorgen machen soll. Der ist bei mir uns hilft mir bei dem Papierkram, den ER mir verursacht hat. Aber lasst dich nicht weiter stören, sondern hol gefälligst unseren Bruder zurück. Dein dich liebender Bruder Taiji PS: Sollte ich rauskriegen, dass du für Asamis momentane Laune verantwortlich bist, gibt’s ein paar auf die Löffel, wenn ich dich das nächste Mal sehe.“ Yoshiki starrte den Brief eine Weile perplex an, dann reichte er ihn stumm an Gackt weiter. Der las ihn und meinte nur: „Ich wusste ja, dass You sich in eine schöne Frau verwandeln kann, aber er hat immer Wert darauf gelegt, dass das möglichst niemand sonst weiß. Ich schätze, König Taiji schuldet ihm wirklich was.“ Er reichte den Brief an Sugizo weiter. Der sagte nichts dazu, murmelte nur etwas Unverständliches und gab ihn Heath. Der Knappe schüttelte dann ungläubig den Kopf und reichte das Papier zu hide. Dieser wiederum brach in hysterisches Gelächter aus und schnappte verzweifelt nach Luft, als er den Brief Herzog Tetsu gab. Tetsu war sichtlich bemüht, die lachende Hexe neben sich zu ignorieren während er las. Doch schließlich hatte diese sich beruhigt und er alles gelesen. „Nun… das ist unverwechselbar König Taijis Schreibstil…“ „Zeig mal her!“ Ken riss ihm den Brief aus der Hand und überflog ihn. „Ja, unverwechselbar. Ich schätze, das können wir als Beweis ansehen, dass die bunte Truppe da die Wahrheit sagt“, lautete sein Urteil. „Nun ja, wir würden euch den Diamanten sehr gerne geben, auch wenn es mich schon interessiert, wie so was in unseren Besitz kommt“, meinte Tetsu langsam. „Allerdings stellt uns das vor einige Probleme. Ihr müsst wissen, ich hab nur begrenzt Autorität über den Kronschatz, und König werden kann ich nur, wenn ich König Hyde für tot erkläre. Aber ich bin nicht scharf darauf, König zu werden und ich würde gern aufbrechen, um nach ihm zu suchen. Das kann ich aber nicht, solang es hier keinen legitimen Nachfolger gibt. Und den wird es hier wohl nicht so schnell geben… Ich hätte gern Prinzessin Megumi zu meiner Nachfolgerin gemacht, das geht aber nicht, weil sie nicht aus der Archenmark stammt. Und ich kann WIRKLICH nicht voll auf den Kronschatz zugreifen, weil da bei uns so ein nerviger Zauber darüberliegt. Ich muss mich strickt an die Vorschriften halten.“ Kurzes Schweigen folgte auf diese Ausführung. Bis Yoshiki fragte: „In wiefern kannst du denn auf den Kronschatz zugreifen?“ „Ich kann legitim anfallende Staatskosten zahlen und ich darf diesen roten Ring hier tragen, als Autoritätssymbol, aber ich darf ihn nicht einfach so weitergeben. Außerdem kann ich einem Königsmündel ein Vermögen provisorisch zur Verfügung stellen, allerdings ist das Mündelsystem sowieso veraltet und auch das Mündel kann mit diesem Vermögen nicht viel machen, solang der König nicht die ausdrückliche Erlaubnis dazu gibt, es frei nach Schnauze zu verwenden.“ „Wer hat den diesen nervigen Zauber installiert?“, fragte hide. „Irgendein Zauberer, der vor 200 Jahren hier am Hof angestellt war“, antwortete Yuki. „Wenn diese Prinzessin einen Archenmärker heiraten würde, könntest du den zum Nachfolger machen“, warf Sugizo ein. „Ähhhh…“ Die drei archenmärkischen Regierungsbeamten wirkten plötzlich unbehaglich. „Megumi-chan will nicht heiraten“, erklärte Ken. „Allerdings gibt es nicht zuletzt aufgrund dieser Möglichkeit einige, die sie heiraten wollen“, meinte Yuki. „Das wurde so nervig, dass sie sich dann dieses extrem fiese Spiel ausgedacht hat um die Leute abzuschrecken. Jeder ihrer Verehrer müsste dreimal erraten was sie denkt. Dann könnte er sie heiraten, aber so weit kam bisher noch niemand. Und wer es nicht schafft, oder mittendrin einen Rückzieher macht, wird vom Westturm geworfen.“ „Sie lässt die Männer umbringen?!“, rief Miyavi entsetzt aus. „Aber nein!“, sagte Tetsu schockiert. „Bisher ist nur einer gestorben, weil er die Jauchegrube verfehlt hat, und sie war deshalb wochenlang fertig mit der Welt. Wir haben danach einige Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, damit das nicht wieder passiert.“ „Ein extrem fieses Spiel ist es trotzdem“, meinte hide. „Sonst wäre es ja keine Abschreckung“, fand Yuki. „Wenn sie einen Verehrer mochte, hat sie ihm immer ein Juwel als Trost geschenkt. Das geht irgendwie. Vermutlich, weil zu der Zeit, als der blöde Zauber installiert wurde, erwachsene Frauen Mündel waren bis sie heiraten und man ihnen eine Mitgift zur Verfügung gestellt hat, die sie auf ihre Brautwerbung verwenden konnten.“ „Das ist es!“, rief Heath urplötzlich. Alle sahen ihn fragend an. „Ich werbe um Prinzessin Megumi! Dann kann sie mir den Diamanten schenken!“, erklärte er enthusiastisch. „Äh, Heath…“, murmelte Pata. „Heath? Bist du dir sicher?“, fragte Yoshiki vorsichtig. hide dagegen versuchte es auf die Sempai-Tour: „Du musst das nicht machen, Kleiner. Wir finden eine andere Möglichkeit.“ Das macht Heath aber nur wütend. „Sagt mal, wofür haltet ihr mich eigentlich? Mir ist durchaus bewusst, dass ich dann in der Jauchegrube lande, aber es gibt Schlimmeres als das! Ich bin euer Kamerad, und kein Lakai, der unfreiwillig mitgeschleift wird! Ich teile dasselbe Ziel wie ihr! Ich bin Toshis Knappe und als solcher ist es meine Pflicht, alles für ihn zu tun, was in meiner Macht steht und wenn ich in eine Jauchegrube springen muss, um ihn zu retten, dann mach ich das auch!“ Dieser Ausbruch brachte ihm erneut verblüfftes Starren ein. Bis Yoshiki lächelte und ihn in die Arme zog – das brachte ihnen beiden verblüfftes Starren ein. „Danke, Heath.“ „Ähm, ich geh dann mal Megumi-chan holen…“, meinte Ken vorsichtig und verschwand eilig. Prinzessin Megumi war eine hübsche Frau mit langem, schwarzen Haar, großen dunklen Augen und einem offenen Lächeln. Sie war zierlich und nicht besonders groß, besaß aber ohne Zweifel Eleganz und Ausstrahlung. Yoshiki betrachtete sie abschätzend während Tetsu ihr die Situation darlegte. Ob es wohl auch Männer gab, die für sie persönlich, und nicht für den Thron in die Jauchegrube sprangen? Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. „…und deswegen wird Toshis Knappe Heath hier um dich werben“, schloss Tetsu seine Erklärung. Megumi warf Heath einen traurigen Blick zu. „Ich verstehe. Und ich wünschte wirklich, es wäre nicht nötig. Morgen Mittag stelle ich dir die erste Frage, in Ordnung?“ „In Ordnung“, meinte Heath, verunsichert durch ihre offensichtliche Niedergeschlagenheit. Megumi verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. „Was hat sie denn?“, fragte Heath niemand bestimmten. „Keine Ahnung, sie ist immer so, wenn sie einen Freier hat…“, sagte Tetsu, selbst beunruhigt. Das Abendessen war reichlich gewesen und die Bewirtung freundlich, auch wenn Megumis Traurigkeit die allgemeine Stimmung gedrückt hatte. Jeder hatte ein eigenes Gästezimmer bekommen, sogar Pata, und Heath lag nun in seinem und versuchte vergeblich zu schlafen. Wie man es auch betrachtete, die Vorstellung, von einem Turm in eine Jauchegrube geworfen zu werden, war nicht sehr angenehm. Zudem hatte er das Gefühl, dass etwas mit der Sache nicht stimmte. Ein Geräusch ließ ihn aufschrecken. Da war es wieder. Waren das Pferdehufe? Heath stand auf und trat ans Fenster. Dort im Hof war wirklich ein Pferd, eine schlanke, drahtige Grauschimmelstute. Sie war gesattelt und tänzelte unruhig umher. Und die Gestalt neben ihr war Prinzessin Megumi. Sie hatte ihr Haar zusammengebunden und trug hohe Stiefel, Hemd und Hosen und einen langen, dunklen Umhang. Wo um alles in der Welt wollte sie um diese Zeit noch hin? Leise öffnete Heath das Fenster und kletterte vorsichtig hinaus. Dem Himmel sei Dank war sein Zimmer im Erdgeschoss. Jetzt kam es darauf an, nicht gesehen zu werden. Wobei, das hatte sich erledigt, denn Megumi ritt gerade zum Tor heraus. Na klasse, wie sollte er bitte allein einem Pferd folgen? „Was wird denn das, wenn’s fertig ist?“ Heath machte erschrocken einen Satz nach Vorne und drehte sich um. „Gackt! Musst du mich so erschrecken?“ „Wenn es nötig ist, um dir zu zeigen, dass deine Fähigkeiten im unentdeckt Bleiben sehr zu wünschen übriglassen. Also?“ „Prinzessin Megumi ist gerade weggeritten und es sah nicht so aus, als würde sonst jemand davon wissen.“ „Aha. Und wie gedachtest du, ihr zu folgen?“ „Das wäre der Punkt, an dem ich gescheitert bin“, gab Heath direkt zu. Er würde vor dem arroganten Drachen sicher keine Ausflüchte machen. Dieser seufzte nur theatralisch, drehte ihm den Rücken zu und ging leicht in die Knie. „Komm, steig auf.“ Bot der Drache ihm gerade wirklich an, ihn in seiner menschlichen Gestalt huckepack hinter einem Pferd herzutragen? „Na los, worauf wartest du?“ Sah ganz so aus. Heath beschloss, dass er es schlechter hätte treffen können und kletterte auf Gackts Rücken, der sich seine Knie unter die Arme klemmte und losrannte. Sie blieben so weit hinter Megumi zurück, dass sie sie gerade noch sehen konnten, schließlich wollten sie nicht von ihr entdeckt werden. Die Landschaft wurde rasch felsiger und Heath wusste, dass sie in Richtung Meer unterwegs waren. Irgendwann fanden sie Megumis Pferd verlassen vor einer Grotte stehend. „Ich geh da rein, pass du bitte auf, dass das Pferd nicht wiehrt oder so“, sagte Heath und wartete Gackts Antwort gar nicht ab, sondern schlich sich hinein. Die Grotte war wie ein Wald aus Felssäulen, die zwar eine Decke trugen, die aber Löcher hatte, durch die das Mondlicht schien. Das hieß für Heath, dass er genug sehen konnte, aber auch genug Deckung hatte. Der Boden fiel leicht ab, bis er am Ufer eines Flachen Sees, der möglicherweise mit dem Meer verbunden war, endete. Und an diesem Ufer saß Megumi und sah ins Wasser. „Ningyo, bist du da?“, fragte sie leise. Da kräuselte sich das Wasser und… etwas kam daraus hervor. Es hatte annähernd die Form eines Menschen, aber es war schrecklich entstellt. Der magere Körper war grünlich schwarz, verschrumpelt und schuppig, es hatte keine Haare und keine Nase, der lippenlose Mund wirkte wie eine unordentliche Flickennaht und die Augen waren klein und trüb. Das Geschlecht war nicht zu bestimmen. Es hatte sich nur bis zur Brust aus dem Wasser erhoben, doch es streckte eine knochige, langfingrige Hand mit langen Krallen aus und Megumi ergriff sie lächelnd. „Hey Ningyo, geht es dir gut?“ Das Wesen nickte und zog seine Hand zurück, dann ließ es sich soweit ins Wasser zurücksinken, dass nur noch seine Augenpartie herausschaute. „Es ist schön, dich zu sehen, Megumi.“ Die Stimme musste von dem Wesen kommen, denn es war niemand sonst da, doch es haute Heath beinahe um. Nicht nur konnte es mit dem Mund unter Wasser sprechen, und zwar so, dass sie es über Wasser hören konnten, es hatte auch eine überaus angenehme, sanfte Männerstimme. „Aber trotzdem solltest du nicht zu oft kommen“, sagte es. „Ich weiß“, flüsterte Megumi. „Aber ich wollte dich sehen. Und es gibt wieder einen Freier. Aber der ist anders als die Anderen. Er will mich gar nicht heiraten. Er und seine Reisegefährten brauchen einen ganz bestimmten Edelstein aus unserem Kronschatz um ihren Herren zu retten, und dank diesem furchtbaren Zauber kann ich den nur an jemanden verschenken, der offiziell um mich wirbt.“ „Das ist eine interessante Sache. Aber es ließe sich vermeiden, wenn die Archenmark wieder einen König hätte.“ „Komm mir nicht wieder damit! Ich will nicht einfach irgendwen heiraten, damit er König werden kann!“ „Was ist mit Tetsu?“ „Der würde niemals freiwillig König werden, geschweige denn mich heiraten. Außerdem will ich ihn nicht, so lieb und nett und treu er auch ist. Und er könnte auch ohne mich König werden, wenn er wollte.“ „Wie lange soll dieses Spiel noch so weitergehen, Megumi?“ „Solange ich es will!“ „Schon gut. Es ist deine Entscheidung.“ „Kommst du zu mir?“ „Du weißt, dass ich nicht mehr sprechen kann, wenn ich meinen Kehlkopf übers Wasser hebe.“ „Wir müssen nicht reden. Ich möchte einfach mit dir zusammen sein. Und wegen dem Verehrer…“ „Oh, ja. Denk an was Einfaches. An deinen Schuh.“ „Das werde ich. Und jetzt komm zu mir.“ Das Wesen stieg aus dem Wasser. Es war völlig nackt, doch keine Geschlechtsteile waren zu sehen. Und es hatte Beine wie ein Mensch auch. Es kauerte sich neben die Prinzessin und sie bettete zärtlich seinen Kopf in ihren Schoß, streichelte sanft seine kahle Schädeldecke. Heath sah ihnen fasziniert zu. Er hatte sich nicht ausgemalt, was er Megumi tun sehen würde, doch das ließ ihn sich fragen, wie verrückt seine Truppe eigentlich wirklich war. Vielleicht nicht so sehr, wie es manchmal den Anschein hatte… Wütend oder entsetzt war er nicht, nur verblüfft. So wenig er es auch verstehen konnte, so sehr sprach es doch für Megumi, dass in ihrem Herzen Platz für solch ein elendes Geschöpf war. Heath hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als das Wesen sich plötzlich erhob und Megumi mit dem Finger anstupste. „Ja ich weiß, ich sollte gehen“, meinte sie wenig begeistert. „Ich komme dich bestimmt wieder besuchen. Und dann singst du auch mal für mich ja? Bis bald, Ningyo.“ Seufzend erhob sie sich und verließ die Grotte. Das Wesen sah ihr stumm nach und verschwand fast lautlos wieder im Wasser. Heath wartete einen Moment, dann verließ er die Grotte selbst. Gackt stand schon vor dem Ausgang und wartete auf ihn. „Und? Was hast du gesehen?“ „Etwas Seltsames. Ich erzähle es dir ein anderes Mal, aber jetzt bring mich bitte wieder zurück.“ Selbstverständlich war am Mittag des nächsten Tages die ganze Mannschaft im Thronsaal versammelt. Tetsu saß auf einem Schemel neben dem Thron, die beiden Ritter lungerten bei einem Fenster rum, und die Reisenden standen an der dem Thron gegenüberliegenden Wand, Heath ein wenig weiter vorn als die anderen. „Nun, Heath, kannst du mir sagen, woran ich gerade gedacht habe?“, fragte Megumi. „An euren Schuh“, antwortete Heath ohne zu zögern. Megumi entgleisten die Gesichtszüge. Sie starrte ihn fassungslos an, während Tetsu besorgt zu ihr sah, als eine Antwort ausblieb. Schließlich gewann sie ihre Contenance weit genug zurück, um zu sprechen. „Ihr seid der erste, der es erraten hat. Nimm diesen Ring als Zeichen meines Wohlwollens“, sagte sie steif und trat auf ihn zu, um ihm den Diamantring zu reichen. Heath nahm ihn entgegen. „Ich danke euch, Prinzessin. Nun, wollt ihr mir nicht auch eine zweite Frage stellen.“ Erneut wich Megumi die Farbe aus dem Gesicht. „Aber… ich dachte, ihr wolltet mich nicht heiraten?“ „Nein“, meinte Heath mit einem beunruhigend ruhigen Lächeln auf den Lippen. „Aber ich würde gern das Spiel zu Ende spielen, wenn ihr nichts dagegen habt.“ „… Die nächst Frage stelle ich euch morgen um dieselbe Zeit“, sagte sie kurz angebunden und rauschte hinaus. Tetsu, Yuki und Ken warfen einander besorgte Blicke zu, sagten jedoch nichts. Es könnte schließlich aufschlussreich sein, was jetzt passierte. Heath überreichte Yoshiki den Diamanten. Dieser sah ihn ernst an. „Was wird das, Heath?“ „Vertrau mir. Mehr als verlieren kann ich nicht.“ „Willst du mir nicht erzählen, was du vorhast?“ „Das kann ich nicht.“ „Fein!“, zischte Yoshiki und rauschte ebenfalls hinaus, allerdings beleidigt und nicht schockiert. hide seufzte und ging ihm nach, gefolgt von Pata und Sugizo. Miyavi blieb zurück, um mit Tetsu zu sprechen. Heath hingegen nahm die andere Richtung, die, die zu seinem Zimmer führte. Auf halben Weg holte Gackt ihn ein. „Was hast du heute Nacht gesehen, Heath?“ „Sie wird diese Nacht wieder hingehen und wir werden ihr wieder folgen. Aber dieses Mal kommst du mit in die Grotte, dann wirst du es sehen.“ „Du hast also einen Plan, der dich vor der Jauchegrube bewahrt?“ „Noch nicht, aber bald. Bist du dabei?“ „Warum sagst du Yoshiki nichts?“ „Weil ich ihn nicht davon abhalten könnte, sich einzumischen, wenn er Bescheid wüsste.“ „Okay, ich bin dabei. Ich hoffe, du weißt was du tust.“ Diese Nacht erleuchtete der Mond die Grotte sogar noch heller als in der Vorigen. Und Gackt und Heath versteckten sich hinter einer besonders dicken Felssäule, als Megumi nach Ningyo rief. Bald schon erschienen seine Augen über der Wasseroberfläche. „Was ist los, Megumi? Du wirkst so angespannt heute?“ Heath spürte, wie Gackt zusammenzuckte, wagte aber nicht, zu ihm zu sehen. „Er hat es erraten! Ohne zu zögern“, rief Megumi. „Und er hat das Spiel nicht beendet, nachdem ich ihm den Ring gegeben habe. Er hat irgendwas vor!“ „Beruhige dich. Vielleicht ist es auch gut so.“ „Gut so? Was, wenn er mich dann doch heiraten will?“ „Da hätte er nichts von, da er kein Archenländer ist. Wenn er das will, dann weil er dich liebt, und das wäre doch gut.“ „Aber ich liebe ihn nicht“, schluchzte Megumi. „Weine doch nicht. Vielleicht mag er einfach die Herausforderung. Dann mach es ihm einfach schwerer. Denk an deinen Handschuh.“ Megumi schluchzte noch ein paar Mal. „Singst du was für mich?“ Und das Wesen sang. Heath hatte Toshi schon singen hören, und er hatte so eine Ahnung, dass Gackt es auch gut können würde. Aber dieses Etwas konnte ohne Weiteres mit ihnen mithalten. Zum ersten Mal konnte er irgendwo verstehen, dass Megumi dieses Geschöpf so mochte. Neben ihm verkrampfte sich Gackt, aber er achtete nicht darauf, zu sehr war er eingenommen von der Stimme des Wesens. Später beobachteten sie wieder, wie es an Land kam und sich von der Prinzessin streicheln ließ. Gackt schien davon nicht so verblüfft, wie Heath es gewesen war, doch das konnte daran liegen, dass er den Gesang bereits gehört hatte. Noch später standen sie beide vor der Grotte, nachdem Megumi sich auf den Rückweg gemacht hatte. „Das Wesen kann nicht sprechen, wenn es seinen Kehlkopf über Wasser hebt“, erklärte Heath ungefragt. „Lass uns zurückgehen“, sagte der Drache nur und Heath fragte sich, ob er irgendwas gesehen hatte, was ihm selbst entgangen war. *** Werden Megumi und Heath etwa doch heiraten? Das und noch mehr im nächsten Kapitel ;P Bis dann^^ Kapitel 18: Bloß so ein langweiliger 0815-Fluch ----------------------------------------------- Ich glaube, so lange hat es noch nie gedauert, also echt... Mein bestes Kapitel ist es auch nicht, aber schauen wir mal. Wir nähern uns dem Ende, drei Märchen sind noch übrig und dann geht's zum finalen Kampf gegen die Zauberin. Und ein Special kriegt ihr noch. Äußert mal Wünsche dazu, jegliche Ideen sind willkommen, hier passt so gut wie alles rein^^ Ansonsten bedanke ich mich bei allen Lesern und hoffe, dass ihr mir auch weiterhin treu seid. *** „WO §%&#&* SEID IHR GEWESEN?“ „Pssssst, Yoshiki, wenn uns jemand hört…!“ Yoshiki würde es nie direkt zugeben, aber Heath hatte zumindest damit recht. Ihm war durchaus aufgefallen, dass Megumi einige Minuten vor seinen beiden Gefolgsleuten zurückgekommen war und sehr darauf geachtet hatte, nicht gesehen zu werden. Das hatte er allerdings auch. Er hatte am Abend noch mal mit Heath reden wollen, hatte aber feststellen müssen, dass er nicht da war, genauso wie die Rieseneidechse. Nun war Mitternacht durch und die beiden kamen eingetrudelt, offenbar hatten sie der Prinzessin nachspioniert. Wie konnten diese zwei Verräter es wagen, nachts jemandem nachzuschleichen, ohne ihm was zu sagen?! Da er sie nicht an Ort und Stelle zusammenstauchen konnte, packte er sie bei den Ohren und schleifte sie auf sein Zimmer, ihren unterdrückt gemurmelten Protest ignorierend. Dort war schon der Rest der Gruppe versammelt und beäugte die Szene mit Blicken, die irgendwo zwischen neugierig und besorgt lagen. Yoshiki ließ seine Opfer los, die sich die schmerzenden Ohren rieben, und baute sich mit verschränkten Armen vor ihnen auf. „Also? Habt ihr mir nichts zu sagen?“ „Oh, da gäbe es Einiges…“, meinte Gackt mit einem vorsichtigen Lächeln. „Soso.“ „Nun, einmal, dass du die schönste Prinzessin auf der ganzen Welt bist. Dann, dass du…“ „GACKT!!! #*%&$§+*, ich will wissen, warum ihr zwei §$&%#*% Prinzessin Megumi nachspioniert, was ihr rausgefunden habt und warum ihr mir &%%#&%* nichts gesagt habt, &%$+#&!! Und ihr haltet die Klappe“, zischte die Prinzessin in Richtung der stillen Beobachter, die schon bei Gackts plumpen Ablenkungsmanöver in mehr oder weniger lautes Gekicher ausgebrochen waren. „Wir… Ich. Ich wollte das alleine machen. Und als Gackt mich erwischt hat, hab ich ihn mit ins Boot geholt“, erklärte Heath kleinlaut. „Ich wollte einmal etwas allein schaffen, ohne dass ihr mir über die Schulter schaut und mit euren Ideen alles zu einem spektakulären Ende bringt. Bitte gib mir die Chance dazu.“ Eine Weile musterte Yoshiki ihn scharf, dann seufzte er. „Heath. Wir sind ein Team. Wir können beschließen, dir die Sache zu überlassen, aber nicht, wenn du hinter unserem Rücken operierst. Und außerdem: Gackt steckt mit drin, von ‚allein’ kann also nicht die Rede sein. Warum erzählt ihr uns nicht einfach, was Megumi da draußen macht?“ Mit resigniert hängenden Schultern begann Heath zu erzählen. „Sie reitet zu einer Grotte am Meer und trifft sich dort mit einem merkwürdigen Wassergeschöpf, dass sie ‚Ningyo’ nennt. Es kann nur sprechen, wenn sein Kehlkopf unter Wasser bleibt und sieht ein wenig gruselig aus, aber es scheint ganz nett zu sein, und sie mag es anscheinend sehr. Es hat eine schöne Stimme und es sagt ihr, was sie denken soll, wenn sie einen Verehrer danach fragt.“ Seine Erzählung erntete ungläubige Blicke, aber als Yoshiki fragend zu Gackt sah, nickt der nur ernst. „Und warum hält sie das geheim?“, fragte Sugizo. „Ich weiß es nicht. Vielleicht hat sie Angst, dass die Anderen es für ein Monster halten und töten. Oder sie ist verliebt in es und schämt sich dafür. Vielleicht auch beides. Oder was ganz anderes.“ „Es hat eine menschliche Stimme, kann aber nur sprechen, wenn sein Kehlkopf unter Wasser liegt?“, fragte Miyavi. „Hört sich nach einem Fluch an.“ hide nickte zustimmend, fügte jedoch hinzu: „Muss aber nicht sein. Das Meer ist ziemlich unerforscht, gerade im Bezug auf Magie.“ „Wie auch immer. Ihr wisst also, wonach Megumi Heath fragen wird?“ Heath und Gackt nickten einvernehmlich. „Das ist schön und gut, aber was wollt ihr machen, wenn ihr das Spiel gewinnt?“ „Darüber werden wir morgen mit ‚Ningyo’ sprechen, wenn Megumi gegangen ist“, sagte Gackt und Heath bemühte sich, nicht zu überrascht auszusehen. Yoshiki bedachte sich noch einmal mit einem scharfen Blick. „Na schön, ich überlasse die Sache euch. Aber wehe, es nimmt ein böses Ende!“ Einige Stunden später stürmte Prinzessin Megumi aufgelöst und mühsam die Tränen unterdrückend aus dem Audienzsaal und Herzog Tetsu rief: „Verdammt, wie machst du das nur?!“ Yoshiki gestattete sich ein stilles Grinsen. Auf seine Leute war Verlass. …na ja, meistens. Am Abend trafen sich Heath und Gackt in Heaths Zimmer. „Sag mal, was erhoffst du dir eigentlich davon, mit dem Wesen zu reden?“ fragte Heath. „Zum Beispiel die Antwort auf Miyavis Frage“, antwortete der Drache kurz angebunden. „Du weißt was, was ich nicht weiß, nicht war?“ „Von ‚wissen’ kann nicht die Rede sein…“ „Willst du mir deine Vermutung erzählen?“ „Das könnte ihm schaden.“ Heath beschloss, es dabei zu belassen, obwohl er kaum schlauer war als zuvor. Gackt würde nicht reden. So standen sie stumm an seinem Fenster und warteten, dass Megumi auftauchte, um ihr dann zur Grotte zu folgen. Heute war Megumi noch aufgekratzter als am Vortag. Das bemerkte auch Ningyo, der ihrem hektischen Auf- und Abrennen mit den Augen folgte und dabei immer besorgter aussah. Schließlich beschloss er, das Diskutieren zu überspringen und stimmte eine sanfte, ruhige Melodie an. Gackt und Heath beobachteten von ihrem Versteck aus fasziniert, wie sie tatsächlich ruhiger wurde und anstatt unruhig durch die Grotte zu rennen sich leise weinend am Ufer des Sees zusammenkauerte. „Was hast du?“, fragte Ningyo leise. „Hat er es wieder erraten?“ Megumi nickte. „Was soll ich nur tun?“ „Beruhige dich erst mal. Vielleicht ist alles gut so. Und falls nicht, setze alles auf eine Karte. Denke an meinen Kopf.“ „An deinen Kopf? Wenn er das erraten kann…“ „…geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Aber das tut es so oder so nicht. Ich bin ich.“ Megumis Blick verfinsterte sich. „Das Thema hatten wir schon! Und du weißt was ich davon halte. Du bist gut, so wie du bist!“ „Kommst du zu mir zurück, wenn dieses Spiel vorbei ist?“ „Ich komme immer wieder zu dir zurück. Versprochen.“ „Gut, dann solltest du jetzt gehen. Du hast in letzter Zeit viel zu wenig geschlafen.“ „Na schön, aber verabschiede mich wenigstens richtig!“ Ningyo stieg aus dem Wasser und Megumi schloss ihn in die Arme. Weder seine Gestalt, noch die Nässe ließen sie auch nur einen Moment zögern. Er erwiderte die Umarmung unsicher und vorsichtig, wollte sie nicht mit den Klauen verletzen. Sie strich ihm über den Kopf und drückte einen Kuss auf seine Stirn. „Bis morgen“, flüsterte sie und löste sich widerstrebend. Ningyo stand da und sah ihr nach, bis die Hufschläge ihres Pferdes draußen in der Nacht verklungen waren. Dann schlurfte er mit hängenden Schultern ins Wasser zurück. Das hielt Heath für den geeigneten Moment, ihn anzusprechen. „Hey, Ningyo!“ Das Wesen fuhr erschrocken herum. Nur seine Augenpartie war über Wasser, aber das reichte aus, um die beiden Männer, die hinter einer Säule aufgetaucht waren, entsetzt anzustarren. „Keine Sorge, wir wollen dir nichts tun. Ich bin Heath, der Ritter der zurzeit mit Prinzessin Megumi das Spiel spielt. Und das ist mein Freund, der Drache Gackt.“ Ningyos Augen flackerten kurz zu Gackt, bevor sie sich wieder auf Heath richteten. „Es wäre klüger von euch, mich zu töten“, sagte er. „Was? Warum? Du hast doch niemandem etwas getan. Und die Prinzessin wäre sehr traurig darüber. Sie scheint dich sehr lieb zu haben.“ „Es muss endlich ein Ende haben.“ „Was denn? Prinzessin Megumis Spiel?“ „Ja und nein. Ich will diese ganze Scharade beenden.“ „Welche Scharade? Vielleicht willst du nicht darüber reden, aber ich werde hier sicher nichts beenden, solang ich nicht weiß, was los ist.“ Ningyo erlaubte sich einen tiefen Seufzer und gab nach. „Na schön, ich wurde als Mensch geboren. Aber ich habe mich mit einer wahnsinnigen Zauberin angelegt und sie hat mich verflucht. Seitdem sehe ich so aus. Ich habe mich hier versteckt. Die einzige menschliche Fähigkeit, die mir geblieben ist, ist mein Gesang. Und den hat Megumi eines Tages gehört. Und nun kann sie nicht von mir lassen, obwohl es besser für sie wäre und ich bringe es nicht übers Herz, sie fortzuschicken. Ich liebe sie.“ Für eine Weile war die Grotte in Schweigen gehüllt. Schließlich fragte Heath: „Gibt es denn keine Möglichkeit, den Fluch zu brechen?“ „Oh, so einfallsreich war die Zauberin bei dem Fluch nicht. Eine Frau, die mich liebt, muss dies in Anwesenheit Dritter und meiner sagen. Das Übliche eben.“ Heath sah in ungläubig an. „Und wo liegt da das Problem? Megumi liebt dich doch.“ „Sie hat mich sehr gern, aber in mich verliebt? Ich bitte dich. Außerdem kann ich ihr nichts von dem Fluch erzählen, weil es sonst nichts mehr nützen würde.“ „Das ist ein Problem“, mischte sich nun auch Gackt ein. „Aber eins ist sicher: Diese Frau liebt dich über alles.“ Die beiden Wesen sahen einander in die Augen und Heath wagte kaum zu atmen. Doch der seltsame Moment verging so schnell wie er gekommen war. „Was nützt es? Sie wird es nie sagen können, nicht vor anderen Menschen. Und so kann ich ihr nichts geben, was sie sich von mir wünschen würde.“ Heath dachte nach. Wenn sie vielleicht… Und Pata würde bestimmt… Vielleicht würde Miyavi… „Ich glaube, ich habe eine Idee“, sagte er langsam. „Hört zu und sagt mir, was ihr davon haltet.“ Es wurde eine sehr lange Nacht, in der nicht nur Heath keinen Schlaf fand. Davon abgesehen geschah nicht viel Ungewöhnliches. Yoshiki fluchte und schimpfte, Sugizo war zurückhaltend neugierig, hide amüsierte sich und machte geistreiche Bemerkungen, Miyavi half wo er konnte und Pata blieb gelassen. Allerdings war Gackt ungewöhnlich ernst und umsichtig und Heath konnte sich nicht ganz an das Gefühl gewöhnen, dass alle auf ihn hörten. Herzog Tetsu war ein wenig verwundert, dass sich vor dem Rätsel keiner seiner Gäste blicken ließ. Erst als Megumi sich in den Thronsaal begab, um die letzte Frage zu stellen, tauchten sie langsam alle auf. Sie wirkten ziemlich müde und der Drache fehlte. Außerdem trug der Knappe einen Sack über der Schulter. Was ging hier vor sich? Megumi schluckte. Sie bemühte sich um eine ruhige, selbstsichere Stimme, aber es gelang ihr nicht ganz. „Nun, Knappe Heath? Woran habe ich gerade gedacht?“ Heath nahm den Sack von seiner Schulter und streckte ihn von sich. „In dem Sack ist ein Kopf…“ Sämtliche Restfarbe wich aus dem Gesicht der zierlichen Frau. Sie wirkte fast durchscheinend wie ein Gespenst. Ihre Lippen bewegten sich, als wollte sie etwas sagen, dann kippte sie einfach um. „Toll hingekriegt, Kleiner“, kommentierte hide. „Klappe“, fauchte Yoshiki. Herzog Tetsu und seine beiden Ritter starrten fassungslos auf ihre ohnmächtige Prinzessin. „Was sollte das denn? Was für ein Kopf ist in dem Sack?“ Yuki wirkte nervös. Da kam Megumi auch schon wieder zu sich und richtete sich langsam auf. Ken stützte sie. „Ihr habt ihn getötet?“, fragte sie mit schwacher Stimme. „Nein“, sagte Heath. „In dem Sack ist ein kleiner Kater.“ Er demonstrierte es ihr, indem er Mo aus dem Sack ließ, der ihm einen gekränkten Blick zuwarf und betont langsam zu Pata schritt. Die Wirkung war allerdings nicht besonders würdevoll, da er ziemlich zerzaust aussah. Heath ignorierte ihn und deutete zur Tür. „Der, an den ihr gedacht habt, ist dort.“ Das war der Moment, in dem Gackt den Raum betrat. Er trug Ningyo auf den Armen, in eine nasse Decke gewickelt. Den drei archenmärkischen Rittern krachten die Kinnladen herunter. Yoshiki und hide lächelten zufrieden und Sugizo und Miyavi nutzten die Gelegenheit, das Wesen bei Tageslicht ein wenig genauer zu betrachten, aber Heath betrachtete nur das Gesicht der Prinzessin. Sie starrte Ningyo an und stumme Tränen flossen über ihr noch immer blasses Gesicht. „Wenn du ihn getötet hättest, hätte ich dir eigenhändig den Kopf abgeschlagen, Knappe. Ich liebe ihn über alles.“ Einen kurzen Moment lang war es so still, dass man einen Wattebauch hätte fallen hören können. Tetsu, Yuki und Ken starrten Megumi entsetzt an, doch bevor sie richtig verarbeiten konnten, was sie soeben gehört hatten, ertönte ein Geräusch wie zerschmetterndes Glas gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Gackt hielt nichts mehr in seinen Armen. Stattdessen hockte ein Mann mit kurzen blonden Haaren und einer nassen Decke um seinen sonst bloßen Körper geschlungen vor ihm und wirkte ein wenig desorientiert. Doch er fing sich rasch und richtete sich zu seiner zugegebenermaßen nicht allzu beeindruckenden Größe auf. Der würdevolle Ausdruck auf seinem jungenhaften Gesicht hingegen war überzeugend. Zögerlich machte Megumi ein paar Schritte auf ihn zu, doch dann warf zu ihre Zurückhaltung ab, überbrückte die letzten Meter rennend und fiel ihm um den Hals. Dass sie ein paar Zentimeter größer war als er schien sie nicht zu stören. „Warum hast du nie was gesagt? Ist nicht so, als hätte ich nie was geahnt“, tadelte sie leise. „Dafür gab es viele Gründe. Aber ich bin froh, dass das jetzt nicht mehr wichtig ist“, murmelte er gegen ihren Hals. In dem Moment fiel Heath Gackts Gesichtsausdruck auf. Dieses Lächeln hatte er bei ihm noch nie gesehen. Es ähnelte zwar dem Lächeln, mit dem er Yoshiki betrachtete, und doch war etwas daran anders. Es lag weniger Bewunderung und mehr Zufriedenheit darin. „So Gackt, würdest du uns nun freundlicherweise erklären, woher du diesen Mann kennst?“ Eine andere Erklärung gab es einfach nicht. Gackt setzte zu einer Antwort an, doch just in diesem Moment hatten die Archenmarker die Situation weit genug verarbeitet um zu reagieren und Herzog Tetsus Ausruf schnitt ihm die Worte ab. „HAAAAIIIIDOOO!“ Der Herzog stürzte sich wie ein übereifriger Hund auf den blonden Mann und begrub ihn unter sich. Er drückte ihn an sich und brabbelte viel zu schnell auf ihn ein, als dass man ihn hätte verstehen können, krallte sich in seine Haare und schluchzte unkontrolliert in die nasse Decke. Dazwischen konnte man „Ningyo“ hören, wie er versuchte sich loszueisen und dabei rief: „Hey, Tetsu lass das! Aus! Böser Tetsu!“ „Ich hab immer gewusst, dass mit dem Mann was nicht stimmt…“ murmelte Gackt. „Hihi, umgeknutscht!“ kicherte hide. Der Rest verfolgte das Schauspiel nur mehr oder weniger fassungslos, bis Megumi sich erbarmte und Tetsu am Kragen von ihrem Geliebten runter zog. Der rappelte sich auf und keuchte: „Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, Tet-chan, aber das war nun wirklich etwas übertrieben.“ „Du warst zwei Jahre weg“, schniefte Tetsu und da dämmerte auch den Letzten, wen sie hier vor sich hatten. „Das ist nicht wahr, oder? Hätte diese komische Zauberin sich nicht wenigstens für einen König was Originelleres einfallen lassen können, als die übliche ‚wahre Liebe’ Geschichte?“, beschwerte sich Miyavi. „Sie hatte es wohl irgendwie eilig“, meinte König Hyde mit einem beiläufigen Schulterzucken. „Mir ist es ganz recht so.“ „Woher kennt Gackt euch eigentlich?“, fragte Heath ein weiteres Mal. „Hat er euch nichts gesagt? Er dürfte mich doch gleich erkannt haben. Aber gut, sieht ihm ähnlich. Wir kennen uns jetzt ein paar Jahre, haben zusammen im Spatzenkrieg gekämpft. Und dann waren wir zusammen ein Jahr auf Reisen. Wir sind wohl irgendwie so was wie Freunde. Und ja, ich weiß dass er ein Drache ist. Hat Tetsu ihn nicht erkannt?“ Betretenes Schweigen auf Seiten der königlichen Ritter. „Also nicht“, seufzte Hyde. „Ihr kanntet ihn bisher zwar nur in Drachenform, aber zumindest der Name hätte euch doch was sagen sollen.“ „Wir dachten, der Drache mit dem du befreundet bist, heißt Camui“, verteidigte sich Ken. „Oha, ich dachte nur Yoshiki dürfte dich so nennen“, grinste Sugizo. „Von euch ja“, knurrte Gackt. Noch ein Seufzen von Hyde. „Ist ja egal jetzt. Tetsu, ich hab Hunger. Wann gibt’s Essen?“ Megumi lachte. „Wie wäre es, wenn wir jetzt für uns alle kochen lassen und du dir inzwischen was Vernünftiges anziehst?“ Erst jetzt realisierte König Hyde, dass er noch immer in ein nasses Tuch gewickelt war und darunter nichts anhatte. „… wenn ich wiederkomme, will ich was essen“, grummelte er und rauschte davon. Megumi grinste, aber es lag keine Schadenfreude darin. „Gebt in der Küche Alarm, der Fresser ist wieder da“, scherzte Ken und kassierte einen bösen Blick von Tetsu. „Geht den Tisch decken“, bellte er und Ken und Yuki flitzten los. Megumi wandte sich an Gackt. „Der Spatzenkrieg also. War das nicht so ein kleines Geplänkel an der Grenze zu Bürokratia mit acht Verletzten und zwei Leichtverletzten?“ „Das ist die offizielle Version, auch wenn die Zahlen stimmen“, schnaubte Tetsu. „Du warst auch dabei?“ „Nein, aber Hyde hat mir erzählt, was da gelaufen ist.“ „Die hatten diplomatische Streitigkeiten mit den zehn Reichen und wollten der Archenmark den Krieg erklären“, erklärte Gackt. „Ich hatte davon gehört, war aber nur zufällig in der Gegend. Jedenfalls war da dieser Vogel, der nicht aufgepasst hat wo er hinfliegt und gegen mich geflogen ist. Ich hab eine von seinen Federn in die Nase bekommen, musste Niesen und bin abgestürzt. Würde mir heute nicht mehr passieren…“ Der Drache versuchte, das hysterische Gelächter seiner Reisegefährten zu ignorieren, trotzdem schaute er ein wenig pikiert drein. „Ich bin in eins der bürokratischen Katapulte gekracht und hab dabei drei Männer mit meinem Schwanz erwischt. Die restlichen sieben Leute wurden von umher fliegenden Trümmern getroffen. Und während ich noch die Situation analysiere, ruft da plötzlich jemand: ‚Nun, was sagt ihr zu meiner Spezialeinheit?’ Dann sehe ich, ich liege in einem Kriegslager, gegenüber ist ein höchsten ein viertel so großes Lager und deren Anführer hat wohl den Schock verkraftet und versucht, die Situation zu seinen Gunsten zu nutzen. Tja, und dann fällt mir auch ein, wo ich bin und was hier los ist. Also denke ich mir: ‚Du kannst dem armen Wurm später noch für seine Respektlosigkeit einheizen, erstmal helfe ich ihm, seine Leute zu beschützen.’ Dann hab ich noch eins von den Katapulten angezündet, ein anderes zertrampelt und das Schwarzpulverlager in die Luft gejagt.“ „Ihr könnt euch denken, dass die Bürokraten ganz schnell Frieden wollten“, grinste Tetsu. „Und das mit dem Einheizen hat er nie wahrgemacht.“ „Und warum habt ihr das mit dem Drachen unter den Tisch gekehrt?“, wollte Sugizo wissen. „Nun, für die Bürokraten war die Sache ziemlich peinlich und Hyde wollte sich weder mit den anderen Königen noch mit den großen Reichen außerhalb anlegen. Außerdem wusste er da noch nicht, ob er Gackt noch mal dazu bekommen würde, ihm zu helfen. Daher waren sie sich auch in der Hinsicht schnell einig.“ In diesem Augenblick kam Hyde zurück, nun in schlichter, aber ordentlicher Kleidung. „Wo bleibt mein Essen?!“ König Hyde war sehr gastfreundlich und das Essen hervorragend. Als er ihnen jedoch anbot, noch ein paar Tage zu bleiben, bestand Yoshiki in seiner typischen charmanten Art auf einen raschen Aufbruch. Nur mit Mühe konnte er überzeugt werden, wenigstens noch hier zu übernachten. Gackt war wieder ganz der Alte, abgesehen davon, dass er Hyde gegenüber wesentlich lockerer war als sie ihn kannten. Hyde und Megumi verabschiedeten ihre Gäste am nächsten Morgen nur widerwillig und der König drohte mit den unmöglichsten Strafen, sollten sie nicht zu seiner Verlobungsfeier erscheinen. Dass Heath keinen besonderen Dank erhielt, schien diesem nicht mal aufzufallen, bis Miyavi ihn darauf ansprach, doch er winkte nur ab. Er hatte erreicht was er wollte. Schließlich zogen Prinzessin Yoshiki und seine Freunde ihrem nächsten Ziel entgegen. *** Ich erinnere noch mal: Schreibt mir eure Wünsche fürs Special. Man, man, ich sollte mir auch mal ne peinliche Situation für Sugizo ausdenken, langsam wird das echt unfair Gackt gegenüber... Bis zum nächsten Mal, wann immer das sein wird, und liebe Grüße, Dragon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)