Miscast von Rockryu (Wenn die Prinzessin den Prinzen retten soll) ================================================================================ Kapitel 11: SPECIAL Lindwurm Massaker ------------------------------------- So Leute, hier kommt euer versprochenes Special. Eigentlich wollte ich es als eine Art Sonderteil schreiben, den man an beliebiger Stelle einfügen kann, stattdessen fügt er sich lückenlos in die Handlung. Außerdem hat es mit fast 11 Seiten Word den Umfang von zwei normalen Kapiteln. Ich habe es nur deshalb nicht aufgesplittet, weil es eben das Special ist. Die Idee kam mir bei dem Lied "Lindwurm Massaker" von Vogelfrey. Ich dachte mir, was wäre, wenn die Chaotentruppe auf diesen Mann trifft? Leider gibt es auf Youtube nur zwei qualitativ minderwertige Liveaufnahmen davon, aber auf Anfrage schicke ich den Text (wie ich ihn gehört habe) per ENS. Zu unserem kleinen Ratespiel: Tipps bitte per ENS an mich. Wer es errät, bis ich das 13 Kapitel, in dem es aufgelöst wird, hochgeladen habe, kann sich aussuchen, ob er eine Gastrolle oder einen Handlungswunsch bekommt. Kleiner Tipp: Ein Hinweis ist in der Fanfiction, aber nicht im Text selbst. @hide_sama: Tja, kommen wohl nicht viele Frauen in der Geschichte vor, was? @VampirePsych: Ich sag nur eins: Auch wenn ich dir im Bezug auf Yoshis Aussehen recht gebe, bist du völlig auf dem Holzweg. *** Die Luft war klar, die Sonne schien und ein leichter Wind wehte. Ein perfekter Vormittag, wie Miyavi fand. Allerdings war ihm klar, dass die anderen nicht unbedingt seiner Meinung waren. Yoshiki, dessen halsstarrige Zielstrebigkeit irgendwo zwischen bewundernswert und besorgniserregend lag, hatte für den Tag und ihre malerische Umgebung keinen Blick übrig. hide hatte ihm neulich versichert, dass die Prinzessin eigentlich recht schöngeistig und empfindsam war, nur versetzte die Sache mit Toshi ihn in permanenten Ausnahmezustand. Miyavi war sich sicher, dass dies auf Dauer nicht gesund war und hoffte, dass sie Toshi möglichst schnell fanden. Hier würden die anderen sicher zustimmen. Yoshiki hatte sie am frühen Morgen gnadenlos aus den Betten im Wirtshaus geworfen und somit waren alle außer ihm nun verpennt-verstimmt bis unausstehlich. Also musste er den schönen Tag allein und kommentarlos verbringen. „Au!“ Heath war über etwas gestolpert und hatte sich auf die Schnauze gelegt. Er rappelte sich auf und sah entsetzt an sich herunter, genau wie die anderen. Seine Kleidung war durchtränkt mit Blut und auch sein Gesicht war vollgespritzt mit dunkelroter, metallisch riechender Flüssigkeit. Sie wechselten entsetzte Blicke. Yoshiki hob auf, worüber Heath gestolpert war: Eine abgehackte Drachenschwanzspitze. Die gesamte Wiese vor ihnen war in Blut getränkt, bis zu dem Wald, der sich einige hundert Meter vor ihnen erstreckte. Ein leichenblasser Gackt riss Yoshiki die Schwanzspitze aus der Hand. „Thramira!“ „Du… kennst ihn?“ fragte Miyavi vorsichtig. „Sie… wir waren mal zusammen.“ „Kommt, vielleicht ist sie verletzt und braucht unsere Hilfe!“, rief hide und rannte durch die blutige Wiese auf den Wald zu. Die anderen folgten ihn umgehend. Innerhalb kürzester Zeit waren sie alle von oben bis unten mit Blut bespritzt. Besonders Patas Hufe ließen es aufspritzen, sodass es sogar in seiner Mähne klebte. Kann sie bei der Menge an verlorenem Blut überhaupt noch am Leben sein, fragte sich Heath, aber er wagte nicht, es auszusprechen. Sie mussten nicht weit in den Wald laufen um sie zu finden. Und Hilfe brauchte sie offenbar keine mehr. Starr vor Entsetzen stierten sie auf den übel zugerichteten Leichnam eines Drachenweibchens. Sie war wirklich schlimm zugerichtet worden.* Miyavi übergab sich ins nächste Gebüsch. Der Kopf fehlte. Dass er nicht mit dem Rest des Körpers verbunden war, war nicht der Punkt, das galt auch für viele andere Körperteile. Aber der Kopf befand sich nicht mehr in der Nähe. Eine schmale Blutspur, die tiefer in den Wald führte, sprach dafür, dass jemand ihn mitgenommen hatte. Yoshiki fing sich als erstes wieder. „Verdammt, wer tut so etwas?“ Dass er denjenigen nicht mit erlesenen Schimpfnamen bedachte, zeigte deutlich, wie mitgenommen er war. „Jemand, der entweder Drachen über alles hasst oder Spaß am Schlachten hat“, murmelte Heath trocken. Genau wie Yoshiki und auch alle anderen außer Pata war er leichenblass. „Warum hat sie sich nicht in einen Menschen verwandelt? Dann hätte fast jeder gezögert, ihr etwas zu tun“, fragte hide mit unnatürlich hoher Stimme. „Die wenigsten Drachen“, sagte Gackt langsam und mit stockender Stimme, „können sich in Menschen verwandeln oder diese Gestalt halten, wenn sie Angst haben. Das ist eigentlich ein Schutzsystem…“ Seine Gesichtszüge verkrampften sich und er schlug gegen den nächsten Baum neben sich, dass dieser heftig erzitterte. Er kämpfte mit den Tränen und niemand wagte etwas zu sagen. Schließlich trat Sugizo zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir Leid, Drache. Niemand hat so etwas…“ „Sei still!“, fauchte Gackt ihn an und schüttelte sein Hand ab. „Du hättest das Gleiche mit mir gemacht, wenn du gekonnt hättest! Du respektierst mich jetzt nur, weil Yoshiki es tut!“ Er stapfte davon, einen entsetzten Ritter zurücklassend, der ihm stumm nachsah. Yoshiki seufzte. „Ich kümmere mich um ihn. Ihr sucht nach Wasser, wir müssen das ganze Blut abwaschen.“ Mit diesen Worten folgte er Gackt. Heath nickte hide, Pata und Miyavi zu. Sie machten sich auf den Weg. „Kommst du?“, fragte hide den immer noch starren Sugizo. „Ich wollte doch nicht… Ich hätte doch nie…“ „Ich weiß.“ „Camui! Camui, warte!“ Gackt drehte sich langsam zu Yoshiki um, der auf ihn zu gerannt kam und keuchend vor ihm stehen blieb. „Was willst du, Prinzessin?“ „Dich in den Arm nehmen“, antwortete er und tat es auch sofort. Nach einigem Zögern erwiderte der Drache die Umarmung. Einen Moment hielten sie sich einfach aneinander fest, bis er wieder zögerlich zu sprechen begann. „Sie war meine erste Freundin. Ich habe sie nicht in dem Sinne geliebt, aber wir waren gute Freunde und wollten ausprobieren, wie es ist, zusammen zu sein. Irgendwann haben wir gemerkt, dass es so keinen Sinn macht. Wir haben gelacht, als wir auseinandergegangen sind. Wir haben einander Briefe geschrieben, einander besucht, Schach gespielt und einander getröstet, wenn wir Liebeskummer hatten. Wir haben uns nicht unbedingt oft gesehen, immerhin sind wir Drachen, aber… dass ich sie nie mehr sehen werde… dass sie so sterben musste…“ Seine Stimme brach und er weinte leise an Yoshikis Schulter. Irgendwann murmelte er schniefend: „Ich wollte nicht, dass du mich so siehst.“ „Ich weiß“, sagte Yoshiki sanft. „Ich will auch nicht, dass mich irgendjemand in schwachen Momenten sieht. Aber manchmal ist Stärke mehr als die Abwesenheit von Schwäche. Mein Vater war ein wunderbarer Mann. Er hat uns immer ermuntert, das zu tun, was wir für richtig halten und zu sein, wie wir sind. Es hat ihm auch nichts ausgemacht, dass ich eine Prinzessin bin. Wir hatten keine Mutter und er hatte oft viel zu tun, aber er war alles für uns. Als er gestorben ist, ist für uns eine Welt zerbrochen. Aber Tai und ich wollten nicht weinen. Wir wollten stark und männlich sein. Aber To-chi, der geweint hat, sagte uns: ‚Wann wollt ihr denn weinen, wenn nicht jetzt? Es wird viel zu tun geben, wir müssen uns um sein Reich kümmern. Jetzt ist der einzige Moment, den wir haben, um mit ganzer Hingabe zu trauern.’ Und wir haben geweint. Ich bin froh, dass ich geweint habe. Nur Monster trauern nicht um die, die sie gern haben. Ich habe ein Lied für Vater geschrieben. Es tut immer noch weh, an ihn zu denken, aber wenn es nicht mehr wehtun würde, hätte ich ihn verloren. Der Schmerz ist ein Teil von mir.“ Langsam hob Gackt den Kopf und sah Yoshiki direkt ins Gesicht. Seine Augen waren rot geschwollen und seine Wangen feucht, aber nun blickte der die Prinzessin still an. „Du weißt, dass ich dich liebe, oder?“, sagte er schließlich. Lächelnd strich Yoshiki ihm eine Träne von der Wange. „Ja, das weiß ich. Und ich nehme deine Liebe an. Ich habe dich sehr gern und du hast viel für mich getan. Vielleicht werde ich dich eines Tages so lieben, wie du mich, aber selbst wenn dieser Tag niemals kommt, hast du immer einen Platz an meiner Seite.“ Es dauerte eine Weile, bis sie die anderen gefunden hatten. Die hatten tatsächlich Wasser gefunden, einen klaren See in der nähe eines Dorfes. Inzwischen war es Nachmittag und im Dorf wurde irgendwas gefeiert, aber sie achteten nicht darauf. Am Ufer lagen die Inhalte von Patas Satteltaschen, wozu auch einiges an sauberer Wäsche gehörte, der Kater Mo, der erstens nichts abbekommen hatte und sich zweitens vor Wasser ekelte und daneben ein Haufen fleckiger Kleidung, Schmuck und die Waffen, also Heaths und Sugizos Schwerter, die Armbrust und hides Stab. Heath, nur noch mit seiner blutbefleckten Hose bekleidet, saß am Ufer und wischte Patas Sattelzeug ab. Leder sollte man nicht ins Wasser tauchen. Alle anderen saßen oder Standen nackt im Fluss. hide putzte seinen Pata und stellte dabei fest, dass sich Blut leichter aus Fell als aus Klamotten waschen ließ. Miyavi versuchte, Heaths Waffenrock sauber zu bekommen und Sugizo arbeitete an hides Umhang. Yoshiki räusperte sich. Die anderen bemerkten ihn und Gackt und sahen sie stumm an. Sugizo wand verschämt den Blick ab. „Wie läuft s?“, fragte Yoshiki, um die Situation aufzulockern. „Wenn ich rauskriegen würde, wie man Blutflecken aus Stoff bekommt, wär’s perfekt“, antwortete Miyavi. „Du musst das Wasser heiß machen“, erklärte Gackt. Miyavi wand sich wieder dem Wäschestück zu, machte eine knappe Handbewegung und knetete es ein wenig. „Hey, es funktioniert“, freute er sich. „Na wenn das so ist, bist du jetzt dran“, beschloss Sugizo und warf ihm hides Umhang zu, um sich dann selbst die Haare zu waschen. Gackt legte seine Kleidung ab, eine Menge schwarzer Stoff und ein paar Stiefel insgesamt, bevor er ins Wasser stieg. Yoshiki dagegen brauchte etwas länger. Bevor sich überhaupt etwas auszog, holte er seinen Beutel hervor und warf ihn hide zu mit den Worten: „Binde das in Patas Mähne.“ Dann legte er den Mantel ab. Darunter trug er eine geschnürte dünne Lederhose mit Spitzeneinsatz, flache Stiefelletten und – zur Überraschung aller außer hide – zwei Waffen. An seiner Hüfte hingen links und rechts zwei schmale Klingen, kaum länger und breiter als Drumsticks und ohne Parier, was sie auch wie Drumsticks aussehen ließ. Er legte sie mit derselben Nonchalance ab wie auch Hose und Schuhe, nur Aijis Amulett behielt er an. Dann folgte er Gackt ins Wasser und begann, unter anfänglichem Protest, ihm die Haare zu waschen. Sobald der Drache aufgehört hatte, sich zu beschweren, sagte er Yoshiki so leise, dass nur er es hören konnte: „Entschuldige dich bei Sugi.“ „Was? Wieso?“ „Du weißt, dass du ihm unrecht getan hast und es hat ihn sehr mitgenommen.“ „Er hätte mich getötet.“ „Er hätte dich niemals so zerfleischt. Vielleicht hätte er dich getötet, aber ich kenne ihn eine Weile und ich bezweifle es. In dem Moment, in dem du hilflos genug gewesen wärst, hätte er es nicht übers Herz gebracht.“ „…Ich werde mich entschuldigen.“ So gegen 5 Uhr nachmittags war tatsächlich alles und jeder sauber. Während die Wäsche trocknete, sonnten sich Pata (in Menschengestalt), Mo und Miyavi am Ufer und Yoshiki und hide ärgerten Heath im Wasser. Gackt kämpfte mit seinen Haaren und Sugizo fettete das Leder seiner Schwertscheide und Patas Sattelzeug ein. „KYAAAAAAH!“ Alle – sofern sie sich überhaupt bewegten – erstarrten in ihren Bewegungen, was für Heath recht ungünstig war, da hide und Yoshiki gerade versucht hatten, ihn zu tunken, und er bei dem Versuch sich zu wehren in eine recht schwer zu haltenden Position geraten war. Nichtsdestotrotz starrte er zusammen mit den anderen in das entsetzensstarre Gesicht eines jungen Mädchens, vor deren Füßen zwei leere Wassereimer lagen. Offenbar war sie hergekommen um Wasser zu holen und nichtsahnend in sieben nackte Männer gerannt. In dem Moment, in dem die Ersten rot anlaufen wollten, verlor Heath das Gleichgewicht und riss hide und Yoshiki mit ins Wasser. Sugizo konnte gerade noch Patas Trense in Sicherheit bringen, bevor sie klatschnass wurde, sich selbst aber nicht. Genauso wenig wie Pata, Miyavi und Gackt, dem der Kamm in den Haaren steckenblieb. Nur Mo hatte sich auf den nächsten Baum in Sicherheit bringen können. Derweil strampelten sich die drei Wasserratten mehr oder minder heftig fluchend und schimpfend zurück in eine sichere Position. Und das erschrockene Mädchen konnte bei diesem denkwürdigem Anblick nicht anders, als zu lachen. Yoshiki kam ans Ufer und griff sich das erstbeste feuchte Kleidungsstück, das er ergattern konnte, hides Umhang, und schlang ihn sich um die Hüften. Zufälligerweise mit der schwarzen Seite nach innen, weshalb er nun so aussah, als hätte er ein magentafarbenes Handtuch an. „Entschuldige, wir wollten dich nicht erschrecken“, sagte er zu dem Mädchen. Pata, Miyavi, Sugizo und Gackt schoben sich derweil auffällig unauffällig zurück in den See. Sie hatte sich inzwischen vom ersten Schreck erholt und versucht krampfhaft, nicht ob der leicht absurden Szenerie zu grinsen. „Oh, schon gut. Nichts, was mich umbringen würde.“ „Na dann ist ja gut. Was wird denn bei euch gefeiert?“ Schlagartig wurde ihr Gesichtsausdruck ernst. „Ach, nichts allzu Tolles. Eigentlich bin ich nur Wasser holen gegangen, um da wegzukommen.“ „Ach ja? Sind dir die Männer zu betrunken?“ „Nein, die Männer von hier benehmen sich gut. Es ist nur dieser widerliche Heinrich, den die anderen Mädchen auch noch anstacheln, indem sie ihn umschwärmen.“ „Belästigt er dich?“ „Nicht direkt, aber ich kann seine selbstgefällige Fresse nicht mehr sehen. Alle halten ihn für den Allergrößten, weil er einen Drachen getötet hat und dafür nur Kost und Unterkunft verlangt.“ Yoshiki und Gefolge tauschten bedeutungsvolle Blicke. Miyavi hatte Gackt geistesgegenwärtig eine Hand auf die Schulter gelegt. „Und das feiert ihr wohl?“, vergewisserte sich Yoshiki. „Ja…“, bestätigte das Mädchen zögerlich, da sie die Reaktion der Männer nicht zuordnen konnte. „Ist damit etwas nicht in Ordnung?“ „Nichts, wofür wir dich verantwortlich machen würden“, beschwichtigte Yoshiki sie. „Komm setz dich her und erzähl uns alles über Heinrich und diesen Drachen. Wie heißt du eigentlich?“ „Gertrud“, sagte das Mädchen und setzte sich tatsächlich neben die Prinzessin. „Eigentlich gibt es da nicht viel zu erzählen. Ein paar Männer haben in der Nähe Drachenspuren gefunden und dem Bürgermeister bescheid gesagt. Und der hat beschlossen, den Drachentöter Heinrich zu holen, der schon 15 Drachen erledigt hat. Und der ist in den Wald gegangen und mit dem Drachenkopf zurückgekehrt. Darf ich mal was fragen?“ „Klar.“ „Wer seid ihr eigentlich? Und warum seid ihr alle nackt?“ „Wir… sind Edelleute aus Großwaldreich. Wir sind auf Reisen und sind im Wald über den Körper des Drachen gestolpert. Da waren wir so voll von Blut, dass wir uns waschen mussten.“ „Ihr habt da einen Sattel. Wo ist euer Pferd?“ „Äh, das hat sich zu Tode erschreckt. Wir werden ein Neues kaufen müssen.“ Pata verdrehte die Augen, Yoshikis Ausreden wurden auch nicht besser. Und Gertrud war offenbar recht intelligent. Sie zog ungläubig eine Augenbraue hoch. „Das Pferd muss ja ein extrem schwaches Herz gehabt haben.“ „Äh ja, furchtbares Tier. Wir haben es nur aus Mitleid überhaupt behalten.“ Nun konnte sich hide ein Kichern nicht verkneifen und Pata hatte es satt. „Jetzt mach mal halblang, Yoshiki. Lügen ist eh nicht deine Stärke“, schnaubte er und verwandelte sich zurück, was ihm praktischerweise auch die Möglichkeit gab, aus dem Wasser zu steigen. Gertrud sah ihn mit großen Augen an. „…wow!“ murmelte sie schließlich. „Äh, uns wäre lieber, wenn du das keinem erzählst“, meinte Yoshiki. „Keine Sorge, das würde mir eh niemand glauben. Nun, warum seid ihr eigentlich auf Reisen? Seid ihr auch Drachentöter?“ Ein heftiges, siebenstimmiges „NEIN!“ war die Antwort und Gertrud zuckte zurück. „E- Entschuldigt, ich dachte nur, weil Drachentöter doch so edel sein sollten und dieser Heinrich überhaupt nichts Edles an sich hat. Ihr wirkt sehr edel und… würdevoll, dabei seid ihr nackt…“ Sie errötete und verstummte. Miyavi seufzte gutmütig. „Das ist ein frommer Irrtum, Gertrud. Kein wirklich edler Mann wird Drachentöter, wenn er auch nur ein wenig über Drachen weiß. Kennst du Geschichten über Drachen?“ „Ich kenne eine Geschichte über einen Drachen, der ein Dorf um Menschenopfer erpresst.“ „Ha, als ob sich ein halbwegs normaler Drache zu so was herablassen würde“, murmelte Sugizo mehr zu sich selbst. „Hat euer Drache irgendjemandem etwas getan?“, fragte Heath. „Wenn wir die Spuren nicht gefunden hätten, hätten wir ihn gar nicht bemerkt…“ Nun wirkte sie ein wenig nachdenklich. „Willst du eine wahre Geschichte über einen Drachen hören?“ Miyavi lächelte sich freundlich an und sie nickte zaghaft, fragte allerdings: „Woher weißt du, dass sie wahr ist?“ „Weil ich dem Drachen begegnet bin. Ich war sozusagen dabei. Dieser Drache lebte in einer Höhle in einem Wald, der zu einem kleinen Fürstentum gehörte“, begann er zu erzählen. „Er hatte sie mit Schränken, Kissen, Tischen und Teppichen eingerichtet und seine liebsten Diener waren ein Wolf und ein Elf. Ab und an besuchte er andere Drachen oder sie besuchten ihn und so führte er ein eigentlich recht friedliches Leben für einen Drachen. Nur mit dem Fürsten seines Landes verstand er sich nicht besonders und sie kämpften hin und wieder gegeneinander, doch irgendwie taten sie sich dabei doch nichts Ernsthaftes an. Er kaufte, was er aß und so wusste kaum jemand, dass auf diesem Land überhaupt ein Drache lebte. Eines Tages flog er über die Grenzen des Fürstentums hinaus und fand eine Burg, in der eine schöne Prinzessin Klavier spielte. Verzaubert von ihrem Spiel ließ er sich auf den Zinnen nieder und lauschte. Als sie geendet hatte, sprach er sie an und merkte, dass sie weinte. Er fragte nach dem Grund und sie erzählte ihm, dass ein böser Zauberer ihren Prinzen entführt hatte. Da er sich in sie verliebt hatte, wollte er, dass sie mit ihm ging und versprach ihr, ihren Prinzen zurückzuholen. Sie machten sich auf die Suche und er erhob keine Einwände, als der Fürst, mit dem er immer gekämpft hatte, sich ihnen anschloss, obwohl er wusste, dass dieser die Prinzessin auch liebte, weil er wusste, dass sie ihn dabeihaben wollte. Bald erkannte der Drache, dass sowohl er als auch der Fürst keine Chance gegen den Prinzen hatten, den sie über alles liebte, aber er blieb bei ihr und tat alles, was sie verlangte und was in seiner Macht stand, nur um sie ein einziges Mal aufrichtig glücklich lachen zu sehen.“ Die anderen wechselten stumme Blicke, es war wirklich gruselig, wie gut Miyavi sie nach der kurzen Zeit bereits kannte. Gertrud bemerkte nichts davon. „Das war aber ein netter Drache“, fand sie. „Nun ja, so nett war er nun auch wieder nicht. Er hat seinen Elfendiener ziemlich schuften lassen, sich über den Fürsten lustig gemacht und die Prinzessin geärgert, weil er es mochte, wenn sie wütend wurde. Aber er hat sie aufrichtig geliebt“, erklärte Miyavi. „Haben sie den Prinzen denn gefunden?“ „Wer weiß?“ Argwöhnisch sah Gertrud sich um, bemerkte aber nicht die Spur von einem Drachen oder einer Prinzessin. „Sind alles Drachen so?“ fragte sie schließlich. „Drachen sind Personen“, erklärte Sugizo. „Es gibt Nette und weniger Nette. Was alle gemeinsam haben, ist Arroganz, eine Arroganz, die sie einerseits dazu bringt, ziemlich selbstsüchtig zu sein, sie aber andererseits davon abhält, Schwächere grundlos zu töten. Von beidem gibt es Ausnahmen, aber im Prinzip kann man Drachen aushalten.“ „…Dieser Heinrich hatte Spaß daran, den Drachen abzuschlachten“, murmelte sie leise. Wieder tauschten die Männer stumme Blicke aus. „Ich bin dafür, dass wir ihm eine Lektion erteilen“, fand hide. Yoshiki sah Gackt fragend an und der nickte grimmig. „Also Gertrud“, sagte er, „kannst du uns ein Zimmer im Gasthaus besorgen? Eins für uns alle reicht.“ Sie nickte. „Kommt mit. Aber zieht euch vorher an. Warum ist das Handtuch eigentlich rosa?“ Aus dem Wirtshaus drang fröhliches Stimmgewirr und Gelächter. Im Gegensatz dazu lag in der Dämmerung der lange Schatten des Pfahls, auf dem der Drachenkopf steckte, wie ein Unheil auf dem Dorfplatz. „Es ist schrecklich“, flüsterte Gertrud. „Er war irgendwie hübsch, man könnte fast meinen, er war ein Mädchen.“ „Er war ein Mädchen“, sagte Heath und legte ihr eine Hand auf die Schulter, als sie sich erschrocken zu ihm umdrehte. „Keine Angst, du kannst nichts dafür. Aber vielleicht wäre es besser, wenn du nicht mit uns ins Wirtshaus gehst. Kannst du Pata an einen warmen Platz bringen, wo er was zu Essen hat?“ Sie nickte und Pata seufzte resigniert. hide tätschelte ihm tröstend den Hals. „Nicht traurig sein Kumpel, wenn das Bier gut ist, bring ich dir nachher welches vorbei.“ Die sechs Reisenden verzogen das Gesicht, als sie in das Gasthaus traten, wo ein Fiedler und ein Klampfenklimperer ihr Bestes gaben – was armselig wenig war. Trotzdem war die Stimmung gut. Den Drachentöter konnten sie gar nicht verfehlen. Er saß an einem guten Platz an einer Wand, weit weg von den Musikanten, ein Bier und einen Braten vor sich und ein Mädchen in jedem Arm. Sein unangenehm lautes Lachen hallte durch den Raum und er war überraschend hager; lang und dünn, ein richtiger Lulatsch. Sie traten an die Bar, von den Leuten beiläufig als Fremde bemerkt, und bestellten Bier. „Himmel, unternimm mal einer was gegen diese Musik!“, rief Sugizo bald entnervt. „Du kannst doch Geige spielen und ich Gitarre. Übernehmen wir eben“, beschloss hide. „Ich kann auch Gitarre spielen“, warf Miyavi ein, lächelte dann aber. „Nein, spielt ihr nur. Ich pass hier auf, dass Yoshi und Gackt keinen Unsinn machen und Heath sich nicht die Kante gibt.“ „Hey!“ So traten hide und Sugizo zu den talentlosen Musikanten, die gerade absetzten. „Hey, warum spielt ihr hier?“ sprach die Hexe sie an. „Wir wurden dafür ausgelost. Ich weiß, wir können es nicht. Er ist der Müllerbursche und ich arbeite als Schusterjunge.“ „Ist euch recht, wenn wir hier übernehmen?“ „Könnt ihr’s denn?“ „Klar.“ Wenig später sahen alle überrascht zu dem Podest, wo die Musikanten standen. Aber anstatt des Müllerburschen und des Schusterjungen, die es plötzlich gelernt hatten, sahen sie dort einen fremdländischen Ritter, der die Fiedel leidenschaftlich und zärtlich strich, als wäre es eine edle Geige, und eine hübsche junge Hexe, die mit sichtlicher Freude die Klampfe geschickt anschlug. Nach und nach begannen die Leute zu tanzen. Auch die beiden Mädchen, die bei Heinrich saßen, wurden irgendwann mitgerissen, und so nutzte Yoshiki die Gelegenheit, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen, von Gackt, Miyavi und Heath mit Argusaugen bewacht. Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ er sich neben ihm nieder. „Ihr seid also der berühmte Drachentöter Heinrich?“ „Ja, der bin ich. Man nennt mich auch Heinrich den Schlächter, wenn ich nicht in der Nähe bin, aber ich weiß es trotzdem.“ Er lachte laut. „Ihr habt da ein hübsches Kleid. Seid wohl eine Edelfrau?“ „Und wenn ich eine wäre?“ Yoshiki lächelte betörend. „Dann müsste ich euch wohl vor dem ganzen Gesindel hier beschützen.“ „Wenn jemand hier versuchen würde, Yoshiki was anzutun, müsste er wohl eher das Gesindel vor ihm beschützen**“, murmelte Heath von beiden ungehört. „Wie zuvorkommend von ihnen“, säuselte die Gefahr für das Gesindel unterdessen. „So bin ich eben. Möchtet ihr ein Bier?“ „Oh ja gern.“ Yoshiki ließ sich nicht im geringsten Anmerken, wie widerlich er den Mann fand. Da sieht man mal den Unterschied zwischen Lügen und Schauspielen, dachte Miyavi. Schon bald wurde klar, dass Heinrich der Schlächter und Prinzessin Yoshiki versuchten, einander unter den Tisch zu trinken. Miyavi und Gackt wollten eingreifen, aber Heath hielt sie zurück, indem er versicherte, dass er nur einen kannte, der trinkfester war als Yoshiki, nämlich Pata. So weit kam es allerdings nicht. Heinrich erreichte bald eine Phase, in der er recht enthemmt, aber ansonsten noch voll und ganz Herr seiner Sinne war. „Weißt du, Lady, Drachen sind noch viel gerissener als die Leute glauben. Sie können zum Beispiel reden!“ „Oh, wie aufregend! Was sagen sie denn?“ „Nun ja, erst beleidigen sie mich, und wenn sie merken, dass sie keine Chance haben, dann flehen sie um ihr Leben, bwahahaha!“ „Hahaha!“ „Aber das ist noch nicht alles: Sie können sogar aussehen wie Menschen!“ „Nein! Wirklich? Aber wie erkenne ich da, dass ich einen vor mir habe?“ „Nun ja, eigentlich gibt es da keine festen Merkmale, an denen man es erkennen kann, aber man entwickelt so ein Gespür. Ich erkenne einen Drachen, wenn ich ihn vor mir sehe.“ „Tatsächlich?“ Gackts Stimme war nicht laut, trotzdem donnerte sie durch den gut gefüllten Raum. Sofort war alles still, auch hide und Sugizo hörten auf zu spielen und folgten zusammen mit den Dorfbewohnern der Szene. Gackt stand dem Schlächter Heinrich gegenüber, nur der Tisch zwischen ihnen. Letzterer starrte sein Gegenüber einen Moment perplex an, dann motzte er: „Wie kommst du hier rein, Drache?“ „Durch die Tür.“ Heinrich schnaubte verächtlich. „Auch egal“, grummelt er und zog sein Schwert, als er etwas Kaltes an seinem Hals fühlte. „Tut mir Leid Heinrich, aber wenn du meinem Drachen etwas tust, muss ich dich leider umbringen.“, flötete Yoshiki, der hinter ihm stand und ihm eine seiner Klingen an den Hals hielt. Unterdessen war die Wirtshaustür von allen unbemerkt aufgegangen und Gertrud hereingetreten. Sie starrte mit entsetztem blick auf die Szene, die sich ihr bot, und im Gegensatz zu den anderen Dorfbewohnern wusste sie, was sie davon zu halten hatte. Auch war ihr durch Yoshikis Satz Einiges klar geworden. Als sie neben sich sah, bemerkte sie Pata, der, in einem Satz Ersatzklamotten von Heath und Mo auf dem Arm, neben ihr stand. „Wo kommt ihr denn her?“, flüsterte sie. „Ich wollte den Spaß nicht verpassen“, wisperte er lächelnd zurück. Da griff Gackt nonchalant nach Heinrichs Schwerthand. „Du solltest das hier nicht einfach so in die Luft halten, am Ende verletzt sich jemand daran.“ „GRAAAAAAAAAAAARGH!“ „Oh, Verzeihung, das war wohl dein Fuß. Besser, wir stecken es woanders hin.“ „AAAAARHAAAAAH!“ „Hm, ich sehe schon, in der Scheide ist es besser aufgehoben. Nicht vergessen es zu putzen, sonst rostet es“, bemerkte Gackt scheinbar beiläufig und schob Heinrichs blutiges Schwert zurück in seine Scheide. Yoshiki hatte seine Klinge inzwischen zurückgezogen. „Himmel, du bist vielleicht sadistisch“, grinste er. Heinrich stützte sich auf dem Tisch ab, da die durchbohrten Füße ihn kaum tragen konnten. „Falsche Natter!“ „Für dich immer noch Prinzessin!“, bellte Yoshiki und zog mit einer einzigen, schnellen Bewegung seine Klingen. „HYAAAAAAAAAAAAARRH!“ „Hört auf! So könnt ihr unseren Gast nicht behandeln!“, schritt nun endlich einer der Dorfbewohner ein. „Ach, können wir nicht?“ Yoshiki lächelte gefährlich. „Wir können nicht erlauben, dass hier jemand Leute quält, wie es ihm gefällt“, beharrte der Mann, auch wenn ihm nicht wohl dabei war. „Du hast Mumm, das muss man dir lassen. Aber wenn dem so ist, wie konntet ihr zulassen, dass jemand wie er hier verkehrt?“ „Er ist ein edler Drachentöter.“ „Er ist ein widerliches Scheusal!“ „Verschwinde von hier!“ „Schmeißt mich doch raus!“ „Darauf kannst du dich verlassen!“ Die Prinzessin grinste erfreut, warf den Mantel ab und knackte mit den Fingern. Kurz darauf war die Hölle los. Der Großteil der Dorfbewohner ging auf Yoshiki los, der Rest verließ fluchtartig die Kneipe oder verschanzte sich hinter dem Tresen. Sugizo und hide legten die Instrumente weg um der Prinzessin beizustehen und Gackt war sowieso mit dabei. Heath warf mit einem wilden Schrei seinen Bierkrug nach einem Kopf und stürzte sich ins Getümmel, gefolgt von Miyavi. Pata drückte der schockierten Gertrud Mo in die Arme und tat es ihnen gleich – allerdings wortwörtlich. Er ließ sich mit Schwung in die Menge fallen und riss mehrere Männer mit sich zu Boden. Gertrud, als einzige unbeteiligt, überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Ihr Blick traf den Heinrich des Schlächters, der mit dem Händen am Tisch festgenagelt war und ihr war eines klar: Ihm zu helfen war keine Option. Nur warum hatte die Prinzessin die Situation nicht erklärt? Sie und ihre Gefährten schlugen sich zugegebenermaßen gut. Yoshiki, der mit blankem Oberkörper, langen blonden Krepplocken und Lederhose ein wahrer Blickfang war, prügelte sich wie ein Berserker vorwärts, die Leute schafften es kaum, ihm nah zu kommen, und er lachte dabei. Gackt tanzte mehr als dass er kämpfte und fegte mit eleganten Bewegungen jeden weg, der in seine Reichweite kam. Heath kämpfte eher wie ein Straßenprofi: Gut gezielte Hiebe mit jedem verfügbaren Körperteil. Miyavi dagegen kämpfte gar nicht, er schlängelte sich geschickt durch die Menge und ließ Leute, die nach ihm griffen, gegeneinanderprallen. hide und Sugizo kämpften fast so gut zusammen, wie sie auch spielten. Sie hielten einander den Rücken frei und schoben die Gegner einander zu. Beide bewegten sich elegant, zögerten aber auch nicht, ihren Gegnern in die Weichteile zu treten. Patas Fäuste schlugen zu wie schwere Hämmer, aber auch seine Bewegungen wirkten bewundernswert elegant, wenn er selbst auswich. Allerdings war heute das ganze Dorf im Gasthof versammelt, und sie würden nicht ewig so weitermachen können. Oder doch? Eigentlich wollte Gertrud es gar nicht erst herausfinden. Ihr Blick fiel auf das Podest für die Musikanten. Ein entsetzlicher kreischender Ton ließ ausnahmslos jeden innehalten und die Hände auf die Ohren pressen. Mos schmerzhaftes Aufjaulen machte es nicht eben besser. Als Gertrud sich sicher war, die ungeteilte Aufmerksamkeit aller zu haben, legte sie die Fiedel weg und begann zu sprechen. „Hört mir zu, Leute! Wir waren blind und unvernünftig. Draußen auf dem Platz steckt der Kopf einer jungen Frau auf einem Pfahl und ein junger Mann aus ihrem Volk ist mit seinen Freunden gekommen, um sie zu rächen.“ Das hektische Gemurmel, das folgte, enthielt sowohl erschrockene, als auch empörte Stimmen. Yoshiki und seine Leute dagegen zogen sich nach hinten zurück und warteten gespannt ab, wie Gertrud sich machen würde. „Die fremden waren in Rücksicht auf euch großmütig“, schrie sie gegen den Lärmpegel an, der sich rasend schnell wieder verflüchtigte, „sie haben den Mörder leben lassen und euch keine Schuld gegeben, obwohl ihr die Auftraggeber seid. Leute, seht euch diesen Drachen an. Er dient einem Menschen, weil er ihn liebt. Er spricht in eleganten Worten und trägt Stiefel. Er ist eine Person wie ihr. Und auch wenn er sehr sadistisch und gemein sein kann, würde er niemals einen wehrlosen Mann, oder jemandem, der ihm nichts getan hat, töten. Aber ihr habt das getan. So ist er ein besserer Mensch als ihr!“ Wieder hob Lärm unter den Dorfbewohnern an und wieder ließ Gertrud sie eine Weile gewähren, bis sie weiter sprach. „Das Drachenmädchen hat euch nichts getan, ihr hattet nur Angst und wolltet sie darum tot sehen. Ihr seid ein Haufen Feiglinge, die alles auslöschen wollen, was sie nicht beherrschen können. Und trotzdem haben diese Fremden nur an eurem Vollstrecker Rache genommen, und nicht auch an euch. Wie könnt ihr nur glauben, sie wären euch über irgendetwas Rechenschaft schuldig?“ Diesmal folgte Schweigen auf ihre Worte und die Reisenden fragten sich, welche Art von Autorität Gertrud in diesem Dorf genoss. Dass sie schön war, war ein Ansatz, aber im Ernstfall keine zuverlässige Sache. „Aber es war doch nur ein Drache“, meinte schließlich ein etwas begriffsstutziger Mann. Gertrud warf ihm nur einen bösen Blick zu, der ihn den Kopf einziehen ließ. „Und was sollen wir jetzt machen?“, fragte der Mann, der sich mit Yoshiki angelegt hatte. Gertrud blickte zu Yoshiki und alle Dorfbewohner taten es ihr gleich. Dieser lächelte und trat zu Heinrichs Tisch, um seine Klingen wieder an sich zu nehmen. Der Drachentöter sackte stöhnend auf der Tischplatte zusammen. „Jagt dieses Subjekt davon und sorgt dafür, dass Thramira anständig begraben wird“, sagte er schlicht. „Thramira? Ich wusste gar nicht, dass Drachen Namen haben“, murmelte jemand. „Das werden wir tun“, versprach Gertrud. „Gestattet mir aber eine Frage.“ „Nur zu.“ „Wer seid ihr überhaupt?“ „Ich bin Prinzessin Yoshiki.“ Betretenes Schweigen. Auch Gertrud war einen Augenblick perplex, bevor sie lächelte und sagte: „Ich denke, ich spreche im Namen des gesamten Dorfes, wenn ich euch für heute unsere Gastfreundschaft anbiete.“ Es war tief in der Nacht und die meisten Leute waren schon schlafen gegangen, als Gackt auf dem Dorfplatz unter dem Pfahl stand, um sich von Thramira zu verabschieden. Er betrachtete den Kopf eine Weile schweigend, die Schritte hinter sich ignorierend, da er wusste, wer da war. Doch schließlich sprach Sugizo ihn an. „Sie war sehr hübsch.“ „Das war sie.“ „Es tut mir sehr Leid. Ich schätze, auch ich bin blind gewesen, dir gegenüber.“ „Das war ich auch. Es tut mir Leid, was ich heute Morgen gesagt habe. Es war unfair von mir. Ich weiß, dass du mich nicht getötet hättest, wenn ich hilflos vor dir gelegen hätte.“ „Ich weiß nicht. Vielleicht hätte ich doch…“ „Du hättest mich vielleicht bis zum bitteren Ende bekämpft und auf mich eingehackt, aber wenn ich hilflos gewesen wäre, hättest du mich davongejagt und nicht getötet. Du hättest gewusst, dass mein flehender Blick dir bis in deine tiefsten Träume gefolgt wäre.“ „…Du und ein flehender Blick? Warum nur kann ich mir das nicht vorstellen?“, murmelte Sugizo sarkastisch. „Weil es nie so weit gekommen ist“, antwortete Gackt mit den Schultern zuckend. „Hey, ich respektiere dich. Ich weiß, dass ich ein sadistisches, selbstsüchtiges Arschloch sein kann, aber das heißt nicht, dass ich einen würdigen Gegner nicht erkenne.“ „Ein sadistisches Arschloch bin ich zuweilen auch. Das darf ich dir wohl nicht vorwerfen.“ „Vielleicht ist das ja der Grund, warum ich dich inzwischen richtig mag, Ritter.“ „Kannst du mich, jetzt wo wir Freunde sind, nicht Sugizo nennen?“ Gackt zögerte kurz. Schließlich lächelte er befreit. „Dann, nenn mich bitte Gackt, Sugizo“, sagte er leise und nahm den ein wenig überraschten Ritter in den Arm. Trotz seiner Überraschung deutete Sugizo dies als gutes Zeichen und legte ebenfalls die Arme um ihn. Eine Weile standen sie einfach nur so da, bis Gackt plötzlich meinte: „Aber wehe du nennst mich Camui!“ Als sie in das gemeinsame Zimmer kamen, legte Pata, immer noch in Menschengestalt, Mo auf das Kissen des zweiten Bettes. Yoshiki und hide kuschelten auf dem anderen Bett, Heath legte seinen Waffenrock ab und Miyavi kämpfte mit seiner Frisur. „Da seid ihr ja. Habt ihr euch ausgesprochen?“, fragte Yoshiki. Sugizo und Gackt nickten einmütig, was Antwort genug war. „Na dann kommt her.“ Er streckte einen Arm nach ihnen aus. „Schlafen wir heute alle im selben Bett?“, wollte Miyavi wissen. „Ja, heute kuscheln wir alle“, erklärte hide. Sugizo schob ihn zur Seite, um sich an Yoshiki kuscheln zu können, was dieser ihm aber nicht übel nahm, sondern stattdessen seinen Arm um ihn schlang. Gackt legte sich an Yoshikis andere Seite und hauchte ihm einen Kuss auf die Schulter, bevor er die Augen schloss. Miyavi peilte die Größe des Bettes und nickte zufrieden. „Ja, da passen wir alle drauf. Anscheinend haben die uns ihr bestes Zimmer gegeben. Es wird zwar eng, aber das stört uns ja nicht.“ Vergnügt schlüpfte er ins Bett und legte sich neben, beziehungsweise halb auf, Gackt, den das aufgrund seiner drachenartigen Konstitution nicht störte. Es machte ihm auch nichts aus, dass Pata über ihn kletterte, um sich auf der anderen Seite des Bettes an hide zu kuscheln. Heath betrachtete das voll beladene Bett eine Weile, bis er mehr sich selbst als jemand anderen fragte: „Was hätte wohl Toshi zu alldem gesagt?“ „Er hätte gesagt, wir hätten nicht so übertreiben sollen, und dass es gereicht hätte, dem Mann nur die Hände oder nur die Füße zu durchbohren“, glaubte hide. Zweifelnd versuchte Heath, sich Toshis Reaktion auszumalen und stellte fest, dass hide wahrscheinlich recht hatte. „Okay, durchaus möglich. Na dann gute Nacht“, sagte er und quetschte sich noch zwischen ihn und Sugizo. Eine Weile schloss er die Augen und lauschte zufrieden den ruhigen Atemzügen, als ihm plötzlich noch ein Gedanke kam. „Sagt mal… Meint ihr, das Bett hält uns alle Sieben aus?“ KRACH! --- *Wenn ich das jetzt weiter ausführen würde, würde das Kapitel adult werden, und das will ich nicht. **Frei nach „Ronja Räubertochter“ (Film) *** So, in dem Kapitel hatten wir nun wirklich alles: Ernsthaftigkeit, Makaberes, Moral, Liebe, Action, Gruppenkuscheln, Fußnoten und natürlich Comedy. Nur zensierte Flüche fehlen, aber keine Sorge, die kommen schon noch wieder. Seht im nächsten Kapitel, dem 12., wie Yoshikis königliche Herkunft infrage gestellt wird und wie er reagiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)