Miscast von Rockryu (Wenn die Prinzessin den Prinzen retten soll) ================================================================================ Kapitel 6: Die Folgen einer schlechten Wahl ------------------------------------------- Es geht weiter, Juhuu! Dragon präsentiert: Eine Schneewittchenparodie. Cast: The GazettE und eine kleine Gastrolle aus Final Fantasy Ganz fertig ist es noch nicht, aber das ist echt die Maximallänge für ein Kapitel. Insgesamt sind 9 Märchenparodien geplant, und im Moment rechne ich mit 1 1/2 Kapiteln pro Märchen. Dies ist das Erste. Anscheinend hab ich mehr Leser, als ich dachte, daher wird es beim fünften Kommentar (von fünf verschiedenen Personen) ein Special geben. @VampirePsych: Ich weiß nicht genau, wie mir die Idee mit Pata als Pferd gekommen ist. Ich glaube, ich hab überlegt, wie ich Pata einbringe und außerdem was für ein Pferd die haben sollen. Und irgendwie kam das dann zusammen. Hatte sogar überlegt, den Luna Sea Shinya auch zum Pferd zu machen, hab's dann aber gelassen. Wer ist denn dein Favourit für Yoshiki? Wer - und ob überhaupt jemand - die Prinzessin bekommt, steht noch gar nicht fest. Solang es nicht Miyavi ist, könnte es jeder sein. Daher interessiert es mich schon, wen du da favorisieren würdest. Ja, freut mich, dass es dir gefällt. Das hat mich motiviert, dieses Kapitel heute noch fertig zu schreiben. *** Sie waren bereits den ganzen Tag gewandert und sogar Miyavi war inzwischen müde. Aber sie hatten keine Ahnung, wo sie waren, nur, dass das hier schon Totental sein musste. Und es war schon so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sah. „°#+#%)/+!“, fasste Yoshiki die Situation treffend zusammen. „Da hinten ist eine Hütte“, stellte Gackt fest. „Das siehst du?“, wunderte sich hide. „Ich bin ein Drache, ich kann im Dunkeln sehen.“ „Ach, ich Idiot.“ hide schlug sich gegen die Stirn und ließ die Spitze seines Stabes aufleuchten. „Da ist ja wirklich eine Hütte“, murmelte Sugizo. „Zweifelst du etwa an meinen Worten?“ „Ich bin dafür, dass wir da übernachten“, meldete sich Miyavi. „Um den Komfort können hide und ich uns kümmern.“ Er eilte hinüber und öffnete die Tür, die protestierend knarrte. „Wie merkwürdig“, meinte er. Die anderen folgten ihm und sahen ihm über die Schultern. Und es war in der Tat merkwürdig. Die Hütte war alt und offenbar lange unbewohnt. Das Dachgebälk knarrte, alles war voller Staub und Spinnenweben, die Luft roch muffig und überall lagen alte, leere Säcke und halbverfaultes Holz. Aber der große Haufen Stroh in der Ecke schien frisch zu sein. „Da hat jemand Chips und Cola gebunkert“, nuschelte Heath ungläubig. „Igitt!“, bemerkte Gackt. „Dann ist es ja gut, dass wir unsere eigenen Vorräte haben“, lächelte Miyavi. „hide?“ „Bereit. Wo ist dein Stab?“ „Brauch keinen. Los geht’s!“ Miyavi streckte die Hände aus und hide richtete seinen Stab ins Innere der Hütte. Die Luft klärte sich, Staub und Spinnenweben, sowie Schäden in der Holzkonstruktion verschwanden, das morsche Holz formte Betten, Stühle und einen Tisch, die alten Säcke wurden zu Vorhängen und weicher Bettwäsche, aus dem Haufen Stroh formte sich ein schöner Schlafplatz für Pata und auf dem Tisch erschien ein vollständiges Gedeck für sieben Personen, auch wenn es nur sechs Stühle und Betten waren. Pata aß schließlich mit ihnen. „Du kannst Sachen aus dem Nichts erscheinen lassen?“, staunte hide mit einem Blick auf das Geschirr. „Nicht viel“, antwortete Miyavi nur. Einzig die Kiste mit den Chips und der Cola hatten sie gelassen, wie sie war. Wer wusste schon, wem die gehörte. Während des Abendessens überlegte Heath eine Bettenverteilung, bei der Sugizo und Gackt so weit weg wie möglich von der Prinzessin und voneinander waren. Die Beiden ganz Außen, hide zwischen Sugizo und Yoshiki und er und Miyavi zwischen ihm und dem Drachen. Stellte sich nur noch die Frage, wie er sie dazu bringen sollte, das auch zu machen… Erleichtert atmete Prinz Uruha die frische Waldluft ein. Er war in letzter Zeit sehr wenig rausgekommen. Als Jüngster von drei Brüdern war man nun mal derjenige, der immer zuhause rumhocken musste, wenn die anderen zu tun hatten. Prinz Aoi, der Mittlere, war mit dem Inspektionswesen und dem Zeremoniell betraut und daher ständig im Reich unterwegs, und der Älteste, König Kai, hatte seit er verheiratet war auch nicht mehr viel Zeit für ihn. Er selbst hatte eben nur wenig zu tun. Seit Kai ihren alten Freund Ritter Ruki zum Heer- und Polizeichef gemacht hatte, war nicht mehr viel los mit Verbrechensaufklärung, seinem Fachgebiet. Vor Ruki hatte jeder Angst. Sattel- und Jagdmeister Reita hatte ihn heute kurzerhand gegriffen und hierher in den Wald geschleppt. Genau was er jetzt brauchte. Sie waren schon seit sie ganz klein waren beste Freunde, obwohl Reita ein einfacher Mann mit der schlichten Signatur Volk war. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, der engste Vertraute der Königsfamilie zu sein und sein hohes höfisches Amt zu aller Zufriedenheit auszuführen. „Weißt du Rei, du bist echt ne Wucht. Woher wusstest du, dass ich mal raus musste?“, wollte Prinz Uruha ein Gespräch mit seinem Freund beginnen. Doch der antwortete nicht. „Rei?“ „Uruha, hör mir jetzt genau zu!“ Reitas Tonfall jagte Uruha kalte Schauer über den Rücken. Etwas stimmte nicht. Und die schmale Stoffmaske, die Reita immer trug, ließ dessen Gesichtsausdruck undurchschaubar werden. Schluckend nickte der Prinz. „Deine Schwägerin will dich tot sehen. Frag mich bloß nicht wieso. Sie weiß offenbar nicht, dass du mein bester Freund bist, denn sie hat mich beauftragt, dich zu töten und ihr dein… deine Geschlechtsteile zu bringen. Und ich kann nicht einfach zu Kai gehen, denn der weiß, dass ich sie nicht mag. Aber wenn sie merkt, dass ich dich nicht töten werde, findet sie einen anderen Weg. Hör mir jetzt zu! Ich werde so tun, als hätte ich dich getötet und auf eine Gelegenheit warten, sie zu überführen. Solange musst du dich verstecken. Wenn du diesem Pfad folgst und die siebte Abzweigung links nimmst, kommst du zu einer alten Jägerhütte. Ich habe dort etwas zu Essen hingebracht. Warte dort.“ „Reita, ich…“ Uruha wollte das nicht glauben. Immerhin war das die Frau, die Kai liebte. „Jetzt hau schon ab!“ „Aber ich…“ „HAU AB!“ Uruha rannte los. „Rechts oder links, Yo-chan?“, fragte hide. „Ähm… Nehmen wir einfach mal links?“ „Okay, mehr als schiefgehen kann es ja nicht.“ Der Weg war länger als Uruha gedacht hätte, zumal er mehrmals zurück musste, da er glaubte, sich bei den Kreuzungen verzählt zu haben. Sieben war in diesem Fall auch einfach eine bescheuerte Zahl. Aber am Nachmittag fand er die Hütte schließlich. Als er die Tür öffnete, staunte er nicht schlecht. Wow, da hat sich Rei aber Mühe gegeben. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut, dachte er. Aber warum sieben mal Geschirr, sechs Betten und sechs Stühle? Sein Blick fiel auf die Kiste mit den Chips und der Cola. Na, so krank schien er ja doch nicht zu sein. Aber besser als nichts. Er griff sich eine Tüte und eine Flasche und setzte sich. Warum war das verdammte Geschirr so verdreckt? Wenn sich Reita schon solche Mühe gab, hätte er ruhig darauf achten können. Schnaubend suchte sich Uruha einen sauberen Teller, ein sauberes Glas und ein sauberes Messer zum Öffnen der Chipstüte heraus. Die Tüte warf er einfach auf den Strohhaufen in der Ecke. Nach diesem doch recht gewöhnungsbedürftigen Mahl schritt er die Betten ab. Das Erste war zu hart und es lagen schwarze Fusseln auf der Matratze. Auf dem Kissen des Zweiten lag etwas, das wie rosa Haare aussah. Im Dritten waren seltsame Flecken, wie von Nagellack und Lippenstift. Das Vierte war total zerlegen und zerwühlt, als hätte sich jemand unruhig darin herumgewälzt. Das Fünfte war wieder total hart und roch nach Schokokeksen. Aber das Sechste war warm und weich und roch so angenehm nach seinen Lieblingsparfum. Zufrieden schlief er darin ein. Yoshiki fluchte ohne Unterlass. Sie hatten die falsche Richtung genommen und nach einem halben Tag in ein Dorf gekommen, wo man ihnen den Weg gewiesen hatte. aber nun konnten sie glatt noch mal in der Hütte übernachten. Irgendwie hatte es ja schon was von Heimkommen, wie sie so alle todmüde die Hütte betraten. Da Yoshiki den halben Tag geflucht hatte, war er ein wenig heiser und sprach so wenig wie möglich, sie hatten noch genug Vorräte und hier war noch alles so, wie es… Moment! „Ey, wer hat auf meinem Platz gesessen?“, krächzte Yoshiki. „Wer hat meinen Teller mit Chipskrümeln voll gesaut?“, beklagte sich hide. „Mein Messer“, murmelte Heath. „Jemand hat Cola aus meinem Glas getrunken“, stellte Sugizo fest. „Und meinen Teller für die Chipsreste benutzt“, ergänzte Miyavi. „Und mein Bett als Mülleimer benutzt“, murrte Pata. „Also, DAS ist nicht nett“, fand hide und entfernte die Chipstüte von Patas Bett. „Das war wahrscheinlich der, der gerade in meinem Bett schläft“, vermutete Gackt. In Sekunden waren alle bei ihm und betrachteten den hübschen jungen Mann, der selig im Bett des Drachen schlummerte. „Hey, denn kenn ich doch irgendwoher“, meinte hide. „Nicht schon wieder“, murmelte Heath. „Aber klar doch! Das ist Prinz Uruha, der schönste Mann der zehn Reiche. … Äh, jedenfalls sagen das die Leute“, sagte Miyavi. Heath wollte gar nicht wissen, woher er das wusste. Und Sugizo und Gackt fanden, dass Yoshiki noch viel schöner war. „Aber was macht der spät abends in einer normalerweise unbewohnten alten Hütte?“ Und schläft dort im Bett eines Drachen, fügte Heath im Stillen hinzu. „Fragen wir ihn“, beschloss Miyavi, setzte sich an die Bettkante und schüttelte den Prinzen an der Schulter. Verschlafen blinzelte dieser ihnen entgegen. „Hm? Was?“ „Prinz Uruha, richtig? Was tust du hier?“, fragte Miyavi. „Hä? Wer seid ihr? Wo bin ich?“ Der Prinz war noch völlig desorientiert. Doch er sammelte sich von selbst wieder. „Ach ja, Reita hat gesagt, ich soll mich hier verstecken, weil meine Schwägerin mich umbringen will.“ „König Kais Frau will dich töten?“, krächzte Yoshiki ungläubig. „Ja, das meinte zumindest Reita, unser Sattel- und Jagdmeister. Und mein bester Freund. Er schien sehr ernst. Und anscheinend hatte sie ihn eigentlich damit beauftragt. Aber er wollte mich in Sicherheit bringen und dann versuchen, sie zu überführen. Hoffentlich ist er nicht in Schwierigkeiten geraten…“ „Aber warum sollte Königin Scarlet das tun?“ fragte hide. „Keine Ahnung.“ „Hat dieser Reita hier Chips und Cola für dich gebunkert?“ wollte Heath wissen. „Ja, das ist typisch für ihn. Ihr habt nicht zufällig was anderes für mich? Und, äh, wer seid ihr überhaupt?“ Zufrieden trug Königin Scarlet noch ein wenig ihres selbst hergestellten Spezialparfums auf und trat vor ihren Spiegel. Ihr Meisterwerk. Es hatte mehrerer Anläufe gebraucht, den Wahrheitskristall und die Mumienstimme so im Rahmen zu installieren, dass es das gewünschte Ergebnis brachte. Noch einmal rückte sie ihren üppigen (künstlichen) Busen im großzügig ausgeschnittenen Kleid zurecht, bevor sie sich in Pose warf und sprach: „Wahrheitsreflektor 7/5 „Charming Glass“, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Der Spiegel knarrte kurz, dann ertönte eine kratzige, hohle Stimme: „Meine Königin, ihr seid die Schönste hier, aber Prinz Uruha in der Jägerhütte hinter der siebten Abzweigung der Nordstraße, bei den sieben Reisenden, ist noch 3,79mal schöner als ihr.“ Scarlet musste sich arg zusammenreißen, um nicht laut loszuschreien und so den Argwohn ihres Mannes auf sich zu ziehen. Nicht genug, dass dieser nutzlose Jäger mit dem albernen Band im Gesicht versagt hatte, nun hatte sich auch noch der Multiplikationsfaktor erhöht. Es wurde Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. „Also Zusammenfassung“, begann Heath. „Du kannst nicht so einfach ins Schloss zurück, da du nicht weißt, was deine Schwägerin anstellen würde. Der Stein, den wir suchen, ist Teil deines persönlichen Anteils am Kronschatz, über den nur du verfügen kannst. Mit anderen Worten: Wir müssen die Königin überführen und dich an den Hof zurückbringen. Von der Königin vermuten hide und Miyavi aufgrund deiner Schilderungen und ihrem Gespür, dass sie Magie praktiziert, also müssen wir sehr vorsichtig sein und dürfen uns keinen Fehler leisten. Alles kein Problem.“ Er klang nicht gerade begeistert. „Falls es dich tröstet: Ich würde euch den Schlüssel auch so geben, wenn das möglich wäre“, meinte Uruha. „Darum geht’s nicht. Nur darum, dass wir erst beim zweiten Schlüssel und schon in Schwierigkeiten sind“, murmelte Heath. „Wie wär’s damit: Wir gehen jetzt schlafen, und morgen gehen wir zum Schloss und machen uns ein Bild von der Situation, während Uruha hier wartet. Und dann machen wir einen Plan“, schlug Sugizo vor. „Hat irgendwer ne Idee, die schneller geht?“, fragte Yoshiki, auch nicht gerade gut gelaunt. Da dies nicht der Fall war, wurde Sugizos Vorschlag angenommen. Heath half Pata, sein Geschirr anzulegen. Er hätte gesagt, dass das sowieso immer an ihm hängen blieb, aber da er der Knappe war, war es auch so seine Aufgabe. Sie würden Sugizos Plan umsetzen, der noch nicht viel von einem Plan hatte: Zum Schloss gehen und die Situation sondieren. Begeisterung fühlte sich anders an, außerdem hatte Heath sowieso schlechte Laune, da er nicht wirklich geschlafen hatte. Er traute den beiden wildberger Idioten nun mal nicht über den Weg, wenn es um Yoshikis (hoffentlich noch vorhandene, Heath wagte es nicht, etwas anderes in Betracht zu ziehen,) Jungfräulichkeit ging. Tatsächlich hatte Gackt es in Betracht gezogen, in der Nacht in Yoshikis Bett zu schlüpfen, es dann aber selbst als zu dreist befunden. Und Sugizo, der nicht einmal wirklich bemerkt hatte, dass er vor zwei Tagen auf dessen Hintern gestarrt hatte, hatte noch nicht vor, der Prinzessin überhaupt zu zeigen, dass er ihn toll fand. Während Sugizo sein Schwert festschnallte und die beiden Hexen sich über die Möglichkeiten, als Mensch ohne magische magische Signatur Magie zu wirken, unterhielten und der Drache seine Frisur richtete, gab Yoshiki Uruha noch ein paar Anweisungen. „Du darfst niemanden hineinlassen, der unsere Parole nicht kennt, verstanden? Wie lautet die?“ „Ich frage ‚rostiger Nagel’, ihr antwortet ‚Schmutz auf der Schönheit’“, murrte Uruha genervt. „Das ist sehr wichtig, wir wissen nicht, was diese Königin alles kann. Warte %%+#*+/$ hier drin, klar?“ „Is ja schon gut, ich hab’s kapiert. Und jetzt haut schon ab.“ König Kai lief unruhig im Thronsaal auf und ab. Ruki betrachtete ihn skeptisch. „Was ist denn los mit dir? Es gar nicht typisch für dich, so nervös zu sein.“ „Halt die Klappe! Uruha ist schon seit gestern Morgen verschwunden, Reita hab ich seit gestern Abend nicht mehr gesehen und jetzt ist Scarlet auch weg, wie soll ich da bitte nicht nervös sein?“ „Mal ne Frage, warum hast du die blöde Tussi mit dem stinkenden Parfum überhaupt geheiratet?“ „Politik. Nerv nicht, überleg lieber, was wir jetzt machen sollen!“ „Reita hab ich übrigens gefunden. Im Kerker.“ „WAS?!“ „Bitte nicht schreien, das ist mein Part! Scarlet hat ihn dahin bringen lassen, er soll Uruha im Wald vergiftet haben. Er dagegen sagt, sie wollte Uruha töten und noch sei es nicht zu spät, ihn zu retten.“ Kai glotzte Ruki einen Moment lang mit offenem Mund an, dann ließ er sich völlig fertig auf den Thron fallen, vor dem er zufälligerweise gerade gestanden hatte. Allerdings hätte er sich unter den gegebenen Umständen auch auf den Boden gesetzt. „Wo Scarlet jetzt ist, weiß ich nicht“, fuhr Ruki fort, „aber Aoi lässt gerade sein Pferd satteln, um nach ihr und Uruha zu suchen.“ „Reita soll…“ „Ich glaub das auch nicht. Und selbst wenn, woher will die das wissen? Ich weiß zwar nicht, warum sie Uruha umbringen wollen sollte, aber ich würde eher Reita glauben.“ Einen Augenblick dachte der König von Totental nach. Dann sprang er auf und eilte nach draußen. Heermeister Ruki folgte ihm eilig. Draußen waren Prinz Aoi und zwei Knechte dabei, die letzten Schnallen am Zaum eines riesigen, unruhigen weißen Hengstes zu schließen. Einige Leute kamen gerade durch das offene Tor, aber Kai achtete nicht darauf. „Aoi!“ Aoi sah sich um. „Was ist denn, Kai? Ich will verdammt noch mal unseren Bruder suchen!“ „Ja, beeil dich gefälligst! Reita und Scarlet beschuldigen sich gegenseitig des Mordes oder versuchten Mordes an ihm, Reita ist im Kerker und Scarlet seit heute Morgen spurlos verschwunden.“ „Reita Uruha ermorden? Das würde ich eher noch der Tunsel… Du sagst sie ist weg?!“ „Scarlet ist weg?“, fragte eine Stimme von der Seite. „Ja doch“, gab Kai genervt in die vage Richtung. „Aoi du musst…“ „&%$)/§!!“ Die fremde Stimme fluchte ziemlich vulgär, und ehe jemand reagieren konnte, schwang sich ein fremder Mann im schwarzen Waffenrock auf den weißen Hengst und trieb ihn an. Das Pferd stand eine halbe Sekunde fast senkrecht, dann preschte es los und war praktisch im nächsten Moment hinter einer Staubwolke verschwunden, die durchs Schlosstor verschwand. Jemand rief: „Sugizo, du Idiot, was soll das werden?“ „Wo kam der den plötzlich her?“, wunderte sich Ruki, immer noch ziemlich überrumpelt. „König Kai?“ An der Spitze einer Gruppe ziemlich auffälliger… Personen stand ein junger… Mensch mit blonden Locken und einem blauen Kleidungsstück. „Wer seid ihr? Und wer war der Mann, der unser Pferd gestohlen hat?“ „Er bringt es bestimmt zurück. Es ist nur so: Wir wissen, wo Prinz Uruha ist. Aber Scarlet weiß es vermutlich auch, deswegen hat er es ziemlich eilig. Keine Sorge, wir kümmern uns um die Sache. Lasst ihr lieber euren Jäger aus dem Kerker.“ Der Mann – es war ein Mann, zumindest die Stimme war eindeutig – lief zu dem Pferd, mit dem er und seine Begleiter gekommen waren und entfernte kurzerhand die vollen Satteltaschen. Dass eine davon empört fauchte, überging er gekonnte. Er schwang sich in den Sattel. „Camui, nimm hide und komm mit. Heath, Miyavi, ihr erklärt dem König die Situation.“ Und schon galoppierte das braune Pferd los. Ein großer, ganz in schwarz gekleideter Mann mit langem Haar warf sich die recht hübsche Hexe mit der pinken Haarsträhne über die Schulter und rannte los. Zum Entsetzten von Kai, Aoi und Ruki hielt er mit dem Pferd mit, dass zwar nicht so schnell war, wie Aois weißer Hengst, aber immerhin ein Pferd war und dementsprechend lief. Zurück blieben ein Mann, der so abenteuerlich aussah, dass man besser nicht darüber nachdachte, und ein Mann, der vergleichsweise normal und ziemlich resigniert wirkte. Ruki fing sich als erster. „Was war das denn?“ „Prinzessin Yoshiki in Aktion“, seufzte der einigermaßen normale Mann. Er trug ebenfalls einen schwarzen Waffenrock, schien darin aber weniger düster auszusehen, als der Pferdedieb. „Das war Prinzessin Yoshiki? Jetzt wundert mich gar nichts mehr“, murmelte Aoi. Die männliche Prinzessin von Großwaldreich war zumindest als solche in allen Reichen des Notenbanners bekannt und Aoi kam genug herum, um allen Klatsch mitzubekommen. Im Hintergrund hörte man eine Satteltasche auf dem Boden kläglich miauen. „Aber warum stiehlt einer ihrer… seiner… ihrer – ach, egal, warum stehlt der Ritter eins von unseren Pferden?“ König Kais Verwunderung wich langsam aber sicher Empörung. Heath seufzte erneut. „Miyavi! Du bist mit erzählen dran, ich hab keine Lust mehr.“ Uruha langweilte sich. Es WAR einfach langweilig, wenn alle einen beschützten und man selbst gar nichts tun brauchte. Da klopfte es an der Tür. „Rostiger Nagel?“, fragte er. Mit Yoshiki wollte sich niemand anlegen. Scarlet hatte die halbe Nacht gebraucht, um sich vorzubereiten. Eine Verkleidung, in der sie niemand, auch nicht Uruha erkannte und ein vergifteter Apfel waren nicht leicht zu beschaffen. Jetzt stand sie vor der Tür und er fragte „rostiger Nagel“? War er schon übergeschnappt? „Äh, eigentlich verkaufe ich Äpfel.“ „Da bist du hier falsch.“ „Och komm, probier wenigstens einen. Kriegst ihn auch umsonst.“ „Nein.“ Scarlet unterdrückte einen Fluch. Sie wusste, dass Uruha Äpfel mochte. Warum lehnte er ab? Hatte er Verdacht geschöpft? „Na schön, dann eben nicht“, meinte sie gespielt resigniert. Nachdem Miyavi seine Schilderungen beendet hatte, war es eine Weile still im Thronsaal. Dann erhob sich Kai. „Hol Reita!“, blaffte er Ruki an. Dieser gehorchte kommentarlos. „Verdammt, warum? Warum will sie ihn tot sehen?“ „Keine Ahnung“, antwortete Miyavi wahrheitsgemäß. Da kam Ruki schon mit Reita zurück. Sie waren gerannt. „Kai“, keuchte Reita, „du musst sie aufhalten! Sie ist völlig durchgedreht! Und du musst den Spiegel zerschlagen.“ „Eins nach dem anderen“, beschwichtigte Miyavi ihn sanft, „um Uruha kümmert sich bereits jemand. Und jetzt erzähl uns, was du weißt.“ „Scarlet wollte mich bestechen, dass ich Uruha töte und ihr seine Geschlechtsteile bringe. Ich hab Uruha versteckt und ihr die Geschlechtsteile eines Ebers gebracht. Sie hat sie genommen und ist damit vor ihren Spiegel… Das Ding spricht! Und sie will Uruha töten, weil der Spiegel ihr sagt, dass er schöner ist als sie.“ Aoi und Ruki packten Kai geistesgegenwärtig an den Schultern, damit er nicht unkontrolliert explodierte. Er glaubte Reita. Scarlet würde bezahlen. Uruha machte das Fenster auf. Es war ziemlich stickig in der Hütte und er langweilte sich zu Tode. Gedankenverloren griff er nach dem Apfel auf der Fensterbank und biss hinein. Im nächsten Moment weiteten sich seine Augen. Er konnte gerade noch denken „was für ein Apfel?“, bevor er mit einem Röcheln zusammenklappte. Scarlet trat hinter der Hausecke hervor, trat die Tür ein, stellte sich triumphierend neben Uruhas Körper und riss sich Kopftuch und Perücke herunter. „Kyahaha, sayônara, Prinz Uruha!“ Da hörte sie schnelles Hufgetrappel näher kommen. Sugizo zügelte den Hengst vor der Hütte und ein Blick durch die offene Tür erklärte ihm die Situation. Und sein eisiger Blick erklärte Scarlet ihre Situation. Von Panik gepackt flüchtete sie durchs Fenster ins Dickicht, wohin das Pferd ihr nicht folgen konnte. Aber Sugizo konnte. Er ließ das Pferd stehen und nahm die Verfolgung auf. Sugizo war ein echter Waldläufer. Die Königin einzuholen, stellte für ihn keine große Herausforderung dar. Schon bald stellte er sie auf einer Lichtung, wo er sie zu Fall brachte und am Aufstehen hinderte, indem er ihr sein Schwert an die Kehle hielt. „Bitte tu mir nichts! Ich will nicht sterben“, flehte sie. „Uruha wollte auch nicht sterben“, knurrte Sugizo. „Aber wenn du schön brav bist, werde ich dich nicht töten. König Kai wird über dein Schicksal befinden. Jetzt steh auf. Schön langsam.“ Der Gedanke an König Kai behagte Scarlet gar nicht. Aber lieber der als der Fremde Ritter, dessen Augen absolute Gnadenlosigkeit versprachen. Das weiße Pferd, das vor der Hütte verwirrt mit den Hufen scharrte, gab einen deutlichen Hinweis darauf, dass Sugizo schon da gewesen war. Yoshiki stieg von Pata und Gackt ließ hide runter. Sie betraten das Gebäude. „Verdammt“, knurrte Gackt. „Oh nein“, murmelte hide. Yoshiki sagte erst mal gar nichts. Dann sprang er vor, riss den schlaffen Körper am Kragen hoch und schrie: „°=%$(/%&#**)§&#! Uruha, du verdammter +*#/(&§?=%$ Idiot!“ Um seine Worte zu unterstreichen, verpasste er dem durchgerüttelten Leib noch eine schallende Ohrfeige. Uruha riss die Augen auf, hustete und spuckte den Apfelbissen aus. Erschrocken ließ Yoshiki ihn los. „…Wow!“, fasste hide treffend zusammen. *** Wünsche betreffend Scarlets Bestrafung werden gern entgegengenommen. Ansonsten: Bis zum nächsten Mal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)