Meine Verlorenen Erinnerungen von ichisan (Die Geschichte eines Landes) ================================================================================ Kapitel 1: Erwachen ------------------- kapitel 1 ERWACHEN "... dich..." "... ich kenne dich..." "... wie... dein Name..." Um mich herrum ist alles Schwarz. Ich höre nur diese eine Stimme. Sie ist sanft und fürsorglich, hat aber auch etwas strenges und verwirrendes. Diese tiefe, männliche Stimme weckt in mir etwas vertrautes... Ein Junge spielt auf einer Wiese und der Wind fegt um unsere Ohren. Er bläst mein Kleid auf spielt mit seinem schwarzen Gewand. Ich bin rundum glücklich... Ich versuche meine Augen zu öffnen doch irgendetwas macht sie schwer wie Blei und die Dunkelheit bleibt. Ich werde hochgehoben. Ist es der Mann, der gerade noch mit mir gesprochen hatte? Wahrscheinlich. Doch bin ich nicht im Stande irgendetwas zu sagen, mich zu wehren oder nur zu Bewegen. Meine Glieder wollen mir nicht gehorchen, meine Arme hängen einfach nur schlapp herab und meine Beine wollen nicht diemeinen sein. Ein leises Stöhnen entweicht meiner Kehle und nun packt mich der Mann etwas fester und fängt an zu rennen. Diese Hilflosigkeit macht mir zu schaffen, doch ich kann nichts anderes tun, als in seinen Armen zu hängen und zu hoffen, das alles gut wird. Doch diese verdammte Dunkeheit umhüllt mich immernoch, wie ein schwarzer Schleier, der nicht einmal den kleinsten Schimmer durchlässt. "Warte nur!", sagt er, "Ich werde dich zu Feliks bringen, es ist nicht mehr weit... Halte durch..." Durchhalten? Natürlich würde ich durchhalten. Das habe ich immer... Das sanfte auf und ab der Schritte des Mannes machten mich schläfrig. Ich würde so gerne schlafen. Tief in das Traumland hinabsinken, fernab von allem komischen, verwirrenden. Aber weg von diesem Mann, der mich gerettet hatte... Und ich schlief ein... Er weckte mich, indem er einen Grashalm immer wieder über mein Gesicht fahren ließ. Meine Nase kitzelte und ich muss niesen. Er vezieht angewiedert das Gesicht und wischt sich meine Spucke mit seinem Ärmel aus den Augen. Ich muss lachen. Es ist ein herzliches Lachen, welches nichts von den Sorgen , die ich eigentlich habe vermuten lässt. Was ist los mit mir? Dass ich nicht normel bin, weiß ich schon lange. schon seite ein paar hundert Jahren... Dennoch ist mein Land jung. Früher waren wir Normaden und Siedler aus anderen Ländern. Meinem Opa habe ich auch viel zu verdanken. Aus seinem Volk bin ich entsprungen. Doch als mein Großvater verschwand stritten sich meine Brüder um mich. Wer sollte mich erziehen? Also habe ich Zuflucht bei meinem besten Freund gesucht: Dem Heiligen Römischen Reich. Seitdem sind wir jeden Tag zusammen. Wir spielen und lachen zusammen, als eine Einheit. Er beschützte mich auch, wenn sich Bruder Österreich und Bruder Preußen sich wieder einmal um mich stritten. Er wollte nur immer wieder zu diesem kleinen Balg Italien. Ich weiß nicht, was er an ihr fand aber eigentlich konnte es mir auch egal sein, nur ließ es mich nicht mehr los. Mein Herz schmerzte immer, wenn ich sie sah und fühlte mich ihr überlegen, wenn er meine Hand nahm. Dann waren da die Schmetterlinge, wie Österreich mir einmal erklärt hatte. Es ist ein schönes Gefühl... Das Zimmer, in dem ich lag, als ich aufwachte war irgendwie groß und pompös. Seit einigen Minuten liege ich nur so da in diesem Riesigen Himmelbett und starre einfach nur so an die Decke. Außer mir war keiner im Raum und das war gut so. Ich hätte nich gewusst, was ich sagen sollte und vor allem, WIE ich es sagen sollte. In meinem Kopf schwirren viele Wörter umher, viele in verschiedenen Sprachen und Dialekten. Wenn ich ab und an die Augen schließe und versuche, mich auf eine Sprache zu fixieren, bekomme ich Kopfschmerzen. Dennoch, ein Bild war immer da. Es tantze vor meinen Augen und ließ sich nicht wegwischen. Ein forsches Kinn, umramt von säuberlich zurückgekämmten Haare, unter einer schwarzen Kopfbedeckung. Der ebenfalls schwarze Umhang tanzt im Wind und seine blauen Augen fixieren mich, sie dringen in mich und machen mich irgendwie leblos. Ich weiß nicht, wie lange ich hier schon liege, draußen ist es dunkel, also schlafen alle. Ich werde hier wahrscheinlich noch bis zum Morgen liegen bleiben müssen, bis jemand kommt, um ich aufzuklären. Ich kann mich zwar wieder bewegen, doch sind meine Arme und Beine irgendwie Taub, als hätte ich lange Zeit geschlafen. Ich seufze einmal tief und drehe mich auf die Seite. Was war passiert, bevor mich der Mann aufgesammelt hatte? Ich versuche mich zu erinnern doch da ist ein Leere, als wäre davor gar nichts gewesen, aber was war mit meinem Traum? War dies nicht eine Erinnerung? Aber es wirkte so real, die gefühle wirkten so real. Mein Herz schmerzte und ich presse meine Hand gegen meine Brust. Die Gedanken an diesen Jungen waren so intensiv, ich will gar nicht daran denken, ob dies nur Fantasie war oder Wirklichkeit... Ich WOLLTE, dass es Wirklichkeit war... Und so schlief ich wieder ein... Opa Germanien und ich stehen auf einem Berg. Er sieht mich an und fängt plötzlich an zu lachen. "Das ist nun dein Land", sagt er, "es ist zwar nur ein kleines Land, aber es hat alles, was du brauchst." "Klein?! Das ist doch nicht klein...", erwiedere ich. Erst antwortet er nicht. Er starrt auf die Wiesen und Felder vor uns und atmet tief ein und aus. Dann nimmt er mich auf den Arm und schaut mir tief in die Augen, ehe er sagt: "Im Gegensatz zu den Großen Mächten, wie mir oder dem Römischen Imperium ist dieses winzige Stück Land nahezu bedeutungslos. Doch wenn du dich umblickst siehst du weite Steppen, große Wälder und fruchtbares Land. Das ist wertvoller, als alles andere. Wenn du das hast, kann dir niemand etwas vormachen. Doch es wird Menschen geben und es wird auch Nationen geben, die versuchen werden, dir das wegzunehmen. Doch du darfst dich nicht unterkriegen lassen! Du bist eine tapfere Kriegerin und du darfst dich auch nicht Scheuen, bei jemanden um Hilfe zu bitten! Du bist ein eigenes Land und deine Bewohner zählen auf dich!" Sein Blick schweifte wieder ab und sein Gesicht und seine Augen wirkten auf einmal so alt und müde, als wollte er nicht mehr. Auch ich richte meinen Blick wieder auf die Hügel und Wiesen, die vor mir lagen und nun erstrahlen sie alle für mich in einem neuen Licht. Das ist nun MEIN Land... Es ist ein seltsames Gefühl, all die Menschen und Tiere und die Verantwortung... Aber bin ich bereit dafür? Ich denke, dass Opa Germanien mir dieses Land sonst nicht anvertaut hätte. Ja, ich bin dafür bereit! Opa Germanien, du wirst deine Entscheidung nicht bereuen! Ich wache auf und die Sonnenstrahlen scheinen mir direkt ins Gesicht. Es ist schön, wieder diese Wärme zu spüren und mich dem Gefühl hinzugeben, geborgen zu sein. Erst bemerkte ich es nicht, doch ich war nicht allein. Ich drehe mich auf die Seite, um den Sonnenstrahlen zu entgehen und sein blonder Kopf ist direkt neben mir. Er hat ihn in seinen muskulösen Armen begraben und sitzt auf einem Stuhl, direkt neben meinem Bett. Seine Haare sind säuberlich zurückgekemmt und sein Kleiderstil ist einfach nur schlicht. Langsam richte ich mich auf um mich im Zimmer weiter umzusehen. Außer uns beiden ist hier niemend. Dieser Mann ist mir irgendwie vertraut. Ich kann es nicht erklären und dieses Gefühl der Ungewissheit ist mir fremd. Auch dieses Zimmer und die ganze Situation sind mir Fremd. Ich will nach draußen, in die freie Natur! In diese Landschaft aus meinem Traum. Aber gleichzeitig weiß jede Faser meines Körpers, dass es noch nicht so weit ist, nach Hause zurückzukehren, in die Weite meines kleinen Landes. Wenn es denn Realität war, was ich träumte. Aber daran habe ich so gut, wie keine Zweifel. Erschöpft lasse ich mich also wieder in meine Kissen fallen. Eine Weile starre ich einfach nur auf diesen Kopf. Dann auf seine Arme. Sie sind schon ziemlich muskulös und lassen auch auf einen muskulösen und gut trainierten Körper schließen. Dennoch sind sie vernarbt von vielen Kämpfen und Schlachten. Ich hebe meinen Arm und streiche langsam mit meinen Fingern über diese Nartben. Es muss weh getan haben, sie zu bekommen. Ich fahre langam seinen Arm hinauf, zu seinen Schulterblättern. Auch sie fühlen sich unter dem Shirt muskulös an und zittern leicht bei jedem Atemzug. Doch plötzlich geht ein beben durch seinen ganzen Körper und er hebt seinen Kopf. Schnell ziehe ich meinen Arm zurück und schlüpfe weiter unter die Decke. Seine großen blauen Augen starren mich eine Weile lang einfach nur an. Mein Kopf ist wie leer gefegt und all die Gedanken und Gefühle, die mich vorher beschäftigt hatten, haben sich in seinen Augen verloren. Die Welt um mich herum verschwand und das einzige, was mich vereinnahmt sind seine tief blauen Augen. "Du bist aufgewacht." Wer hatte das gesagt? Ich glaube, er war es, aber die Worte, die aus seinem Mund kommen, sind in einer Fremden Sprache. Die Worte formen sich in meinem Kopf und es liegen schon die rechten Antworten parat, aber nicht in meiner Sprache, sondern in seiner. Es war eine plumpe Sprache, ohne jeden Klang, jedoch ist sie mir vertraut, als hätte ich sie früher öfter gesprochen. Er erhebt sich langsam und ich folge ihm mit meinem Blick. Auch er lässt mich nicht aus seinen Augen, bis er sich umdreht und zur Tür rausgeht. Auch ich setzte mich langsam hin und warte darauf, dass irgendetwas geschieht Nach einigen Sekunden kommt aus dem Flur ein Schrei, dem ein junger Mann mit blonden, vielleicht etwas zu langen, Haaren folgt. Er stürmt durch das Zimmer und springt auf mein Bett, sodass auch ich auf und ab springen muss. Er nimmt mich in seine Arme und schreit:"Oh, jesteś obudzony! Przegapilem ci tak!" Du bist aufgewacht! Ich habe dich so vermisst! Langsam gewöhnt sich mein Kopf an die verschiedenen Sprachen, obwohl mir Polnisch vertrauter ist, als Deutsch. "Kenne ich dich?", erwiedere ich in flüssigem polnisch. "Oh, Hanna! Sag mir nicht, du hast alles vergessen?", meint er enttäuscht. Doch dann kommt wieder der Deutsche, auch er spricht polnisch: "Natürlich kann sie sich nicht erinnern! Schlesien ist seit ewigkeiten keine Nation mehr!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)