Written Pages von Jessa_ ================================================================================ Kapitel 17: Then So Be It ------------------------- Kapitel 17: Then So Be It Rin hatte noch am Sonntag ihre Vorgesetzten angerufen und die Situation soweit erklärt, wie sie durfte. Sie erwähnte nichts Vertrauliches, nichts bezüglich des Ermittlungsstandes, einzig, dass ihr Lebenspartner – es war schön Kakashi als diesen zu bezeichnen – zwei Jungen in Protective Custody daheim hatte, für diese sie gemeinsam gerne längerfristig sorgen würden und dass es Kakashi beruflich nicht möglich war, sich um den kleineren der Beiden zu kümmern, solange sie ihn noch nicht in einem neuen Kindergarten angemeldet hatten. Ihre Vorgesetzten waren verständnisvoll, räumten ihr drei Urlaubstage ein, die sie dank Überstunden abgedeckt hatte und baten sie sich am Mittwoch zu melden. Dann würden sie schauen, was sich mit dem Rest der Woche machen ließ. Naruto und Sakura schmollten am Frühstückstisch, weil sie zum Kindergarten mussten, während Sasuke mit Rin Zuhause bleiben durfte, aber Rin versprach ihnen, sie heute eher abzuholen und ein Eis zu spendieren. Von der Aussicht auf ein Eis überredet, trollten die beiden Kakashi hinterher, kletterten auf die Rückbank und ließen sich in den Kindergarten fahren. „Tschüß Itachi“, grölte Naruto und Sakura winkte, als sein Vater ausstieg, um die beiden reinzubringen. Er überließ die Kleinen ihrer Lieblingskindergärtnerin, küsste sie beide auf den Scheitel und eilte hinaus, um nicht zu spät zu Itachis Schule zu kommen. Er fuhr über die Interstate 5 in Richtung Mira Mesa, nahm dort die Ausfahrt und hielt einige Minuten später vor der Ericson Elementary School. Er stieg aus, reichte Itachi den Rucksack (der eigentlich Naruto gehörte und nur mit ein paar Stiften, einem kartierten Schreibblock, einer Wasserflasche und einer Lunchtüte gefüllt war) und schloss seinen Wagen ab, um ihn in das Gebäude zu begleiten. Er wollte versuchen einen kurzfristigen Termin mit dem Direktor oder der Direktorin zu bekommen, um einige Dinge zu klären. Er hatte Tsunade und Obito gestern Abend Bescheid gegeben, dass er später kommen würde. Solange vertraute er seinem Team gerne Obito, selbst wenn sie jetzt wieder frei für einen neuen Fall waren, da sich nur noch die Gerichtsmediziner mit den Uchihas befassten. Kakashi ließ den Neunjährigen an der Tür zu seinem Klassenzimmer zurück, nachdem er sich vergewissert hatte, ob er okay sein würde. Danach ging er in Richtung Sekretariat und bat die junge Dame um einen Termin mit dem Direktor, der, wie er erfuhr, Mathematik in Itachis Klasse unterrichtete und Taki Shito hieß. Mrs. Shito war noch in seinem Büro, wollte aber gleich in den Unterricht gehen – wie es der Zufall so wollte, hatte die 4d – Itachis Klasse – in der ersten Stunde Mathematik. Aber er könnte sich einige Minuten Zeit für Kakashi geben, sagte sie, sie musste bloß eine Lehrkraft finden, die solange seinen Unterricht übernahm und die Kinder beaufsichtigte. Seine Dienstmarke schien die junge Sekretärin beeindruckt zu haben. Sie bat ihn einen Moment zu warten, klopfte an der Verbindungstür zum Direktorat und verschwand hinter ihr, um mit dem Direktor zu sprechen. Nach nicht mehr als zwei oder drei Minuten, Kakashi schaute nicht auf die Uhr, öffnete sich die Tür von innen und sie bat Kakashi herein. „Guten Tag, Herr Hatake. Setzten Sie sich“, bot der grauhaarige Mann hinter dem Schreibtisch an, erhob sich, reichte ihm die Hand und nahm wieder Platz, nachdem Kakashi sie drückte. „Dankeschön“, meinte der Hatake und kam direkt zum Punkt, als der Direktor ihn fragte, wie er ihm behilflich sein konnte.. „Es geht um Itachi Uchiha. Meine Kollegen müssten die Schule Mitte letzter Woche von dem Tod seiner Mutter unterrichtet und ihn entschuldigt haben. Er lebt momentan bei mir und ich würde es gerne permanent machen. Daher würde sie mir mit einigen Informationen bezüglich Itachis schulischen Leistungen sehr helfen.“ „Ich unterrichte Mathematik in Itachis Klasse. Er ist ein sehr fleißiger und höflicher Junge – einer der besten Schüler, die wir je hatten. Ich kann mich nicht daran erinnern bisher eine andere Note als sehr gut auf seinem Zeugnis gesehen zu haben.“ Kakashi nickte anerkennend. Er hatte sich schon gedacht, dass der Kleine intelligent und daher auch gut in der Schule war, aber damit hatte er dann doch nicht gerechnet. Kakashi erinnerte sich an seine eigene Schulzeit und daran, dass er auch schon in der Grundschule ziemlich gut gewesen war, aber es hatte immer Fächer gegeben, die ihm weniger Spaß machten und in denen er beim besten Willen nicht mehr als eine Zwei erreichte. „Ich möchte Itachi nicht aus seinem gewohnten Umfeld reißen, nicht seine schulische Laufbahn negativ beeinflussen, aber ich wohne unten in Shelltown. Mein Lebensgefährtin arbeitet in National City, unsere Kinder besuchen dort den Kindergarten und auch Itachis kleinen Bruder werden wir da anmelden. Ich arbeite in der Naval Base und unser Leben spielt sich abseits von Mira Mesa ab. Es ist leider so, dass ich weit über eine halbe Stunde fahre, um Itachi zur Schule zu bringen, während direkt in unserem Ort und in der Nähe des Kindergartens in National City mehrere Grundschulen angesiedelt sind, die er besuchen könnte“, erklärte Kakashi. „Bedenken Sie, Mrs. Hatake, dass wir eine Privatschule sind. Wir haben weitaus bessere Lehrkräfte, können unsere Schüler individueller fördern und nur die besten Familien schicken ihre Nachkommen zu uns – weil sie von unserer Qualität wissen. Ich würde abraten, Itachi auf eine übliche staatliche Schule unten in Shelltown zu schicken. Seinen Fähigkeiten würde nicht geregt. Er wäre maßlos unterfordert.“ Kakashi bemerkte den Unterton, der in der Stimme des Direktors mitschwang. Dem Agent war bewusst, dass Ericson Elementary School eine Privatschule war und er hätte sich für einige Monate mit dem Schulgeld arrangieren können, aber es war nun mal so, dass Kakashi nicht jahrelang Hunderte von Dollar in eine Privatschule stecken wollte, die ihm ohnehin nur Unannehmlichkeiten wie lange Fahrten und arrogantes Lehrpersonal bescherte. In seiner Ansicht bestärkt, sagte Kakashi: „Ich will gar nicht abstreiten, dass es Unterschiede zwischen privaten und staatlichen Schulen geben mag, aber es gibt genügend staatliche Schulen, die sich um individuelle Bedürfnisse ihrer Schüler kümmern. Ich möchte Itachi ungern von heute auf morgen von ihrer Schule nehmen, aber ich würde gerne gemeinsam mit ihnen ein gutes Datum für einen fließenden Übergang finden. Eventuell zum Halbjahr.“ „Natürlich“, meinte Mrs. Shito, tippte abwesend einige Dinge in seinen Computer. Wie sehr sich seine Attitüde inmitten ihres Gespräches verändert hatte. Kakashi sah ganz klar, dass der Direktor ihn für jemanden hielt, der unter seine Würde war, aber es machte ihn nicht wütend. Nur die besten Familien, hatte der gute Mann gesagt und damit sicherlich Familie Uchiha impliziert, die zwar viel Geld besaßen, die aber nicht ohne Probleme gelebt hatten. „Ich denke, es wäre besser, Itachi binnen der nächsten Wochen auf einer anderen Schule anzumelden“, merkte der Direktor an. „Es gibt viele Familien die auf Plätze in unserer Einrichtung hoffen – Sie wollen sie doch nicht behindern, habe ich Recht?“ Kakashi ballte die Hände unterm Tisch zu Fäusten. Dieser Mann wollte Itachi, denn er nur Minuten zuvor in höchsten Tönen lobte, einfach so fallen lassen, weil er nicht bereit war jahrelang jeden Morgen über eine halbe Stunde zu fahren, um Itachi zu einer Schule zu bringen, für die er Unmengen an Geld bezahlte. „Ich denke, es wäre besser, wenn ich Itachi wieder mitnehme. Ich bin nicht davon überzeugt, dass er hier gut aufgehoben ist. Ich gebe ihnen in den nächsten Tagen bezüglich zur Abmeldung Bescheid. Guten Tag.“ Damit erhob sich Kakashi, verließ das Büro des Direktors und machte sich auf zu Itachis Klassenzimmer – davon überzeugt, dass Privatschulen nicht gleich besser waren, nur weil mal Hunderte von Dollar im Monat an sie überwies, in der Hoffnung, dass seine Kinder die bestmögliche Ausbildung bekamen. Schon von Anfang an, hatte ihm der Schulhof nicht gefallen, auf dem nicht mal eine Schaukel oder ein Klettergerüst stand, auf dem die Kinder spielen konnten. Er schaute an die weißen Wände und sah kein buntes Bild eines jungen Kindes, dass seinen Eltern stolz ein Kunstwerk zeigen konnte, dass seine Schule aufgehangen hatte, weil sie es für talentiert hielten. Er sah bloß dutzende gerahmte Auszeichnungen mit Namen von Kindern, deren Talent als Aushängeschild für eine Schule benutzt wurde, denen es nicht um Kinder ging, sondern um Noten und eben diese: Um Auszeichnungen. ~~ Kakashi nahm den Neunjährigen mit zur Arbeit, um nicht noch später dort zu erscheinen und Sasuke die Möglichkeit zu geben, ein paar Stunden allein mit Rin zu verbringen – die Aufmerksamkeit würde ihm sicherlich gut tun. Er konnte Itachi immer noch in der Mittagspause heimfahren, sollte es im Büro für ihn zu langweilig werden. Doch danach sah es, jedenfalls im Moment, nicht aus. Beinahe den ganzen Morgen war Itachi damit beschäftigt mit Obito und den Spielsachen, die sie vorsichtshalber hier behalten hatten, zu spielen. Als gegen Elf ein neuer Fall rein kam, übernahmen die Analytiker, ließen ihn lustige Youtube Videos auf der großen Leinwand in der Operationszentrale anzusehen und brachten ihn später zu Shizune, die ihn bei ihrer Arbeit mit dem Massenspektrometer zuzuschauen ließ und ihn das Programm zur Fingerabdruckidentifizierung beaufsichtigen ließ, bis es einen Treffer gelandet hatte. „Das AFIS Programm ist großartig!“, sagte sie. „In den letzten fünf Jahren haben wir über 200 Leute dank der Treffer des AFIS Computers überführt.“ Itachi schwieg und sah die Frau nicken. Sie ging zurück zu ihrem Labortisch und begann damit irgendwelche Flüssigkeiten zu analysieren. Er schaute auf ihre blassen, langen Finger und fragte: „Wo ist Kakashi?“ „Er… er ist arbeiten, Itachi“, sagte sie wage und erschrak, als hinter ihr ein Zungenschnalzen ertönte. „Ein toter Marine wurde auf der Mülldeponie in Miramar gefunden“, sagte Orochimaru. Miramar lag etwa in der Mitte zwischen Shelltown und Mira Mesa. „Du kannst ihm das doch nicht erzählen!“, fuhr ihn Shizune an. „Er ist noch ein Kind.“ „Ein Kind, das das Messer im Körper seiner toten Mutter berührte und das stattdessen lieber die Polizei hätte rufen sollen!“ „Orochimaru!“ „Er hat gefragt und ich habe bloß geantwortet.“ „Kein Wunder, dass du besser mit den Toten als mit den Lebenden auskommst“, sagte Shizune. Ein Ton des Bedauerns klang in ihrer Stimme mit – sie hatte es nie gemocht mit diesem Mann zusammenzuarbeiten und auch nicht, dass ihr Kindheitsfreund Kabuto sich so ein großes Vorbild in ihm nahm, aber manchmal tat er ihr Leid. Eben weil er lieber mit Leichen sprach als mit seinen Kollegen. „Komm mit, Itachi“, sagte sie und fuhr dem Kind über den bedeckten Rücken. „Wir machen Mittagspause.“ Sie nahm ihn mit in den Personalraum, schloss ihr Spind auf und holte ihr Mittagsessen heraus. Sie stellte die Dosen auf den Tisch, öffnete sie und bot Itachi Obststicks an und den gesüßten Jogurt in den er es dippen konnte. „Dankeschön“, sagte der kleine höflich, nahm ein Stück Ananas und aß es ohne Jogurt. „Wann kommt Kakashi wieder?“, fragte er nach einiger Zeit leise. „Ich weiß nicht genau, Itachi. Aber sie sind schon länger fort. Bestimmt sind sie gleich zurück.“ Sie schwieg einen Moment. „Wenn du möchtest, können wir gleich ein bisschen raus in den Park gehen. Obito hat doch diesen tollen Hubschrauber mitgebracht, nicht?“ „Ja.“ Sie schob erneut ihre Tupperdose zu ihm rüber und er nahm sich eine Traube, sagte wieder: „Danke“, und blieb artig sitzen während sie ihr Obst aß. „Shizune, Itachi – seid ihr hier drin?“ „Ja“, rief Shizune zurück, lächelte als sich die Tür von außen öffnete und stieß Itachi an. „Ich hab doch gesagt, Kakashi ist gleich wieder da.“ „Orochimaru meinte ihr seid Mittagspause machen.“ „Orochimaru ist ein Arsch“, grummelte Shizune. Kakashi lachte. „Na, nicht vor dem Kind. – Alles klar, Kumpel?“ Er hockte sich vor Itachi runter und der Junge nickte. „Ich hab mit Rin telefoniert. Sie ist grad die Kleinen aus dem Kindergarten holen, aber um Zwei treffen wir uns zum Eisessen. Hast du Lust?“ „Ja“, sagte Itachi leise. Er wollte gerne zu seinem kleinen Bruder und Eis hatte er schon wirklich lange nicht mehr gegessen. Sein Vater mochte nicht gerne Süßigkeiten, also kauften sie keine und Mama brauchte Ewigkeiten bis sie genug Kleingeld zusammengespart hatte, um ihren Söhnen etwas Eis oder Schokolade zu kaufen. Kakashi erhob sich auch seiner Hocke, wünschte Shizune noch eine erholsame Mittagspause und machte sich mit Itachi auf den Weg zu den Aufzügen. Sie fuhren hinunter, gingen zum Parkplatz und fuhren in Richtung National City, wo Rins Lieblingseisdiele ganz in der Nähe der Dino Day Care lag. „Alles klar bei dir?“, fragte Kakashi, während er die Abfahrt nach National City nahm. Der Junge hatte die ganze Zeit über nichts gesagt und Kakashi machte sich Sorgen. Zwar war Itachi sowieso ein sehr ruhiger Junge, aber ihn beunruhigte der traurige, nach unten gerichtete Blick. Sonst schaute Itachi gerne während der Fahrt hinaus, war Kakashi aufgefallen. Und er fuhr gerne mit, besonders wenn er auf dem Beifahrersitz sitzen durfte. „Ja“, machte der Neunjährige, aber für den ausgebildeten Bundesagenten klang es nicht überzeugend. In seinem Leben hatte er im Laufe von Verhören mehr Menschen des Lügens überführt, als er zählen konnte. Aber hier ging es nicht um einen Verdächtigen, der log, um sich seiner Verantwortung zu entziehen, sondern um ein Kind, das womöglich Angst hatte die Wahrheit zu sagen. Kakashi wollte nicht zulassen, dass Itachi lernte zu lügen, weil er glaubte, bloß in seinen Lügen oder in seinem Schweigen Schutz zu finden. Er wollte, dass dieses Kind zu ihm kam, wenn es Schutz benötigte. „Ist irgendwas passiert, während ich weg war?“, fragte er und erinnerte sich an Shizunes Worte im Personalraum, „Mit Orochimaru vielleicht?“ „Er… Nein“, log Itachi, verschränkte die Hände im Schoß und bis sich auf die Innenseite seiner Lippe. Kakashi hatte ihn in den Arm genommen und getröstet, als Itachi ihm erzählte, warum er das Messer, mit dem sein Vater seine Mutter umbrachte, angefasst hatte und der Agent warf ihm nicht vor, nicht die Polizei gerufen zu haben. Aber vielleicht war es ihm vorzuwerfen? Vielleicht hätte er das SDPD verständigen müssen, anstatt dazusitzen und dafür zu sorgen, dass sein kleiner Bruder ihre tote Mutter nicht sah – vielleicht wäre sein Vater dann noch am Leben, vielleicht war es seine Schuld. „Was hat Orochimaru gesagt, Kumpel?“ Kakashi hielt an der Ampel und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. „Mir kannst du es doch erzählen.“ „Er … er meinte ich hätte die Polizei rufen müssen, anstatt das Messer … anstatt es anzufassen, Agent Hatake. Aber ich hab es ganz ehrlich nicht böse gemeint – ich wollte doch bloß nicht, dass meine Mutter … das sie …“ Kakashi machte einen beruhigenden Laut, sagte: „Ganz ruhig, Kumpel“, und lenkte in eine freie Parklücke, einen Block vor der Eisdiele. „Es war okay, was du getan hast. Du hast deine Mutter sehr geliebt und du hast das getan, von dem du dachtest, es sei das Beste. Vielleicht hättest du die Polizei rufen sollen, aber was hätte das geändert?“ „Vielleicht… ich denke, ich bin Schuld. Wäre die Polizei eher gekommen, dann hättet ihr meinen Vater festgenommen und nicht … dann hättest du ihn vielleicht nicht erschießen müssen.“ „Ich denke nicht, dass du Schuld hast“, sagte Kakashi und lehnte sich zurück in seinen Sitz. „Dein Vater hat die Waffe auf mein Team gerichtet. Hätte er das nicht getan, hätten wir ihn festnehmen können. Es ist seine eigene Schuld – und vielleicht meine, weil ich keinen anderen Weg gesehen habe, mein Team zu beschützen.“ Kakashi schaute nach vorn – auf ein schwarzes Auto mit einem Kennzeichen aus Nevada, auf einen alten Mann und seinen Hund, auf blauen Himmel und graue Straßen – und dachte, ja, oft waren auch die Schuld, die den Unfug, der passierte, nicht verhinderten, aber nichtsdestotrotz war Itachi ein Kind. Er liebte seine Mutter sehr und seine Furcht musste unbegreifbar gewesen sein. Kakashi erinnerte sich an seine Kindheit, an die Tage nach seinem elften Geburtstag und den Selbstmord seines Vaters. Er hatte ihn gefunden, die Pistole neben seine Hand auf dem Boden liegen sehen und sich gefragt, was er hätte tun können, um das zu verhindern. Aber er hatte nichts tun können. Ein Vater, der durch eine Fehlentscheidung seine Kollegen im Feuer verlor und der sich die Schuld am Tod derer und an dem Leben zweier kleiner Mädchen gab, konnte nicht geholfen werden. Er sah nicht das Gute, dass er vollbracht hatte – den die Mädchen lebten und ohne seine Entscheidung die Männer noch einmal reinzuschicken, wären sie sicherlich gestorben – aber er sah das schlechte und davon viel. Kakashi hatte ihn nicht retten können. „Orochimaru ist ein Spinner“, sagte Kakashi. „Er hat keine Ahnung. Und du … solltest nicht alles glauben, was dir irgendeiner sagt. Du wirst noch viele Dinge hören und noch viele Dinge lesen, aber nichts ist wahr, bloß weil es in irgendwelchen Religionsbüchern steht oder weil es irgendein Lehrer sagt. Wichtig ist, dass du die Dinge hinterfragst. Dich beschuldigt jemand, du hättest falsch gehandelt, indem du lieber das Messer fortnahmst, anstatt die Polizei zu rufen – dann frag dich selber, warum hast du es so getan und nicht anders. Wenn du die Antwort auf diese Frage kennst, dann überlege was du hättest anders machen können und welche Konsequenzen das mit sich gezogen hätte. Kennst du die Konsequenzen, dann realisierst du meistens, dass deine Art zu Handeln die Beste war.“ „Und wenn nicht?“, fragte Itachi mit leiser Stimme. „Das ist das eben so und du machst es das nächste Mal anders.“ Itachi nickte und stieg aus, als Kakashi meinte, sie hätten jetzt genug gegrübelt und es sei an der Zeit, endlich Eis essen zu gehen. Er folgte dem Agenten die Straße entlang und dachte darüber nach, was er gesagt hatte. Sein ganzes Leben lang fürchtete Itachi Fehler zu machen. Sein Vater hatte gewollt, dass er nachdachte bevor er handelte – nicht darüber, was er selbst für das Richtige hielt, sondern darüber, was ihm beigebrachte wurde. Er hatte gelernt nicht zu weinen wie ein Baby, das Jungen in seinem Alter keine Kuscheltiere im Bett haben sollten, dass sein Vater entschied wann sie zu essen begangen, was sie aßen und wann sie aufhörten, dass er entschied, wann sie zu Bett gingen und dass sie dann still waren, dass er entschied, wann sie falsch handelten und welche Konsequenzen darauf zu folgen hatten – aber ihm hatte nie jemand beigebracht, was er tun sollte, wenn sein Vater seine Mutter tötete. Das war nichts, was Eltern einem beibrachten. Selbst wenn Itachi schon vorher selbst nachdachte, anstatt immer bloß folgsam auf seinen Vater zu hören und infolgedessen eine Menge Fehler machte (sonst hätte er die ganzen Wunden nicht), war es neu, dass ein Erwachsener ihm Dinge sagte, die Kakashi ihm gesagt hatte. Und Itachi glaubte ihm. Er glaubte, dass Kakashi, wenn ihn jemand beschuldigte falsch gehandelt zu haben, über sein eigenes Handeln und über die Alternativen nachdachte und er glaubte, dass er sich nicht schämte, Fehler zu machen. Wenn er einmal falsch handelte, dann war es eben so und er machte es das nächste Mal anders. Itachi dachte, dass war eine schöne Art zu leben. Und er grübelte. Hätte er das Messer nicht rausgezogen und stattdessen die Polizei gerufen, wäre Sasuke vielleicht in die Küche gerannt und hätte Dinge gesehen, die er lieber nicht sehen sollte. Itachi würde wahrscheinlich wieder so handeln. Er hatte nicht geglaubt, dass die Polizisten seinem Vater irgendwas anhaben konnten und er hatte nicht gewollt, dass seine Mutter mit einem Messer im Leib und aufgerissenen Augen in der Küche lag. Sie hatte sich schließlich immer um seine Wunden gekümmert. Itachi dachte an die Konsequenzen und daran, dass es doch nichts geändert hätte. Sein Vater hatte Waffen und er hätte vielleicht auch früher schon auf die Polizisten oder auf Kakashis Team gezielt und wäre erschossen wurden. Seine Mutter wäre trotzdem nicht wieder am leben und Sasuke … Itachi hatte getan, was gut für seinen kleinen Bruder war. Er hatte nicht gewollt, dass er starb, aber auch nicht, dass er seinem kleinen Bruder noch einmal im Leben wehtat. Er hoffte sein Vater würde fortgehen und nie mehr wieder kommen. Vielleicht hatte er deswegen nicht sofort die Polizei gerufen. Vielleicht hatte er einfach nicht daran gedacht, während er Sasuke tröstete und ihm versuchte zu erklären, was mit ihrer Mama passiert war; und dann hatte schon ihre Nachbarin vor der Tür gestanden und alles war so schnell gegangen. Itachi linste hoch zu Kakashi, der Rin und den Kleinen zuwinkte. Er kannte ihn kaum. Er wusste nicht, welche Fehler der Bundesagent bereits in seinem Leben begangen hatte, aber er glaubte Kakashi war jemand, den er sich zum Vorbild nehmen wollte – weil er ihn lehrte, dass man nicht gleich ein Fehler war, nur weil man welche machte. „Wir haben schon gewartet, Daddy!“, sagte Naruto vorwurfsvoll, was seinem Vater ein raues Lachen entlockte. Er hob sein Kind auf den Arm und knuffte es in die Seite. „Frecher Bengel“, sagte er und neckte: „Ob ich dir jetzt noch ein Eis spendiere? Vielleicht esse ich es lieber selber auf!“ „Manno“, schmollte Naruto, wusste aber ganz genau, dass sein Papa ihm sowieso ein Eis kaufte. Deswegen ließ er ich bereitwillig wieder auf den Bürgersteig absetzten und tapste seinem Vater hinterher in die Eisdiele. Sie suchten einen Tisch, der genug Platz für sie alle sechs bot und fanden einen im hinteren Teil der Eisdiele. Die Kinder rutschten auf die Eckbank, Kakashi und Rin nahmen mit den Stühlen vorlieb. Sie würde für dieses geniale Eis sogar auf den Boden picknicken – was sie hier als Jugendliche auch mal getan hatte, als alle Plätze besetzt waren und sie und ihre Freundin trotzdem Eis aus schönen Bechern hatten essen wollen. „Dann sucht euch mal was aus, ihr Süßen“, sagte Rin. Sie kannte die Karte auswendig und wusste was sie heute gerne wollte. „Magst du Vanilleeis und Erdbeersoße?“, hörte sie Sasukes misslungenes Flüstern. Naruto nickte verwundert. „Dann kannst du bei mir mitessen.“ „Hey“, unterbrach Kakashi das laute Flüstern des Jungen. Er sah den ertappten Ausdruck im Gesicht des Kindes. Naruto hätte jetzt gegrinst. „Ihr müsst nicht teilen, Sasuke. Du suchst dir ein Eis aus und Naruto sein eigenes. Ich habe vorhin nur gescherzt.“ „Oh…“, machte Sasuke und schaute zurück in die Eiskarte. Er hatte nicht frech sein wollen, aber Naruto tat ihm Leid – er hatte sich schließlich so aufs Eisessen gefreut. Sasuke wusste wie es war, kein Eis zu bekommen, wenn die Nachbarskinder zum Eiswagen laufen und sich ein Bällchen aussuchen durften. Sasuke warf einen unsicheren Blick hoch zu Kakashi und hoffte, dass er nicht sauer war. Er hatte es wirklich nicht böse gemeint. „Ciao Rin“, ertönte die freudige Stimme des alten Italieners. Er kannte sie schon ihr ganzes Leben lang. „Wie geht es dir, bellezza?“ Sie lächelte, legte die Hand auf den Oberarm des Alten und sagte: „Es geht mir wirklich gut. Darf ich dir jemanden vorstellen, Salvatore? – Das sind Itachi und Sasuke. Sagt Hallo, Jungs.“ Itachi sagte brav: „Hallo“, während Sasuke verschüchtert winkte. „Was kann ich euch bringen, bella famiglia?“ Rin lächelte. Sie mochte es, als schöne Familie bezeichnet zu werden. „Okay, nach der Reihe. Fang an, Süße.“ „Ich möchte eine Raupe.“ „Einen Florida Drink“, bestellte Naruto. Das war Orangensaft mit Vanilleeis. „Und du, Sasuke?“ „Ich möchte ein Spaghettieis.“ Rin nickte zu Itachi, der sagte: „Ich möchte einen Schokoladeneisbecher, bitte.“ „Einen Fruchtbecher“, bestellte Kakashi, aber Rin schüttelte den Kopf. „Würdest du dir den Amore-Becher mit mir teilen?“, fragte sie flüsternd und er nickte. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und grinste breit in Richtung des alten Salvatore. „Einen Amore-Becher, bitte.“ „Ah, Kakashi – hast du bellezza endlich gefragt!“ Der Hatake grinste schelmig. Trotz der Umstände war er ehrlich verliebt. „Buono, buono. Ich bringe euer Eis gleich.“ Rin lachte leise, als der alte Salvatore gegangen war, um ihre Eisbecher zu machen. Sie nahm Kakashis Hand, die auf dem Tisch lag, in ihre. „Ich freu mich“, sagte sie und streichelte seine raue Haut mit ihrer Fingerkuppe. „Ich mich auch, Rin“, hörte sie sein Flüstern, während die Kleinen quatschten und kicherten. Er drehte seine Hand in ihrer und drückte sie. „Du weißt gar nicht, wie sehr.“ Sie sah ihre Tochter mit Naruto flüstern und hörte beim besten Willen nicht, was die Kleinen sagten, doch dann grinste Naruto breit und meinte, mit fragendem Ton in der Stimme: „Papa? Macht ihr das jetzt öfters?“ Rin hustete, um ihr Lachen zu verstecken, während Kakashi rumdruckste: „Was denn öfters, Zwerg?“ „Na, das knutschen und so. Knutschen ist voll widerlich! Stimmt doch, oder Sakura? Vor allem wenn Ino Choji knutscht!“ „Uh … ja!“, machte die Kleine. Sasuke zog die Stirn in Falten. Ihm kam das gar nicht komisch vor. Machten Kakashi und Rin das erst jetzt, oder warum reagierten die beiden so komisch? Sie hatten sich lieb, da war das doch normal. Oder wenn man Papa und Mama waren. Seine Eltern hatten auch manchmal geküsst, aber nur, wenn Papa vorher lieb zu Mama und ihnen gewesen war. Dann hatte Mama Papa nämlich auch ganz doll lieb. Sie hatte ihm das alles erklärt! Kakashi und Rin hatten geplant, den Kindern heute nach dem Eisessen von ihrer Beziehung zu erzählen – und davon, dass sich etwas geändert hatte. Sie wollten zunächst alleine mit Naruto und Sakura reden und ihnen dabei gleich sagen, dass sie vorhatten Itachi und Sasuke zu sich zu nehmen. Es war vielleicht viel auf einmal, aber die beiden waren einen geregelten Ablauf gewohnt. Sie wussten von ihre Rollen in der Familie und eigentlich auch, dass sie gar keine waren, selbst wenn es sich so anfühlte. Kakashi und Rin wollten sie nicht verwirren, aber es war einfach so über sie gekommen, einander zu küssen und bei der Hand zu halten. Sie waren zwar in erster Linie Eltern, aber sie waren auch verliebt. „Ich denke schon, Kumpel“, sagte Kakashi. Er wusste nicht recht, wie er Naruto davon erzählen sollte, dass Rin und er nun ein paar waren und vielleicht auf dem Weg, die Familie zu werden, als die sie sich eigentlich schon lange fühlten. „Schätzchen“, sagte Rin. „Wenn zwei Leute sich ganz doll lieb haben, dann küssen sie manchmal und halten Händchen. Ich habe deinen Vater sehr lieb und – ja, ich weiß, du findest das ekelig – ich küsse ihn gerne.“ „Hast du Daddy auch geküsst – so wie jetzt Kakashi?“ „Ja, Mäuschen. Das habe ich.“ „Hast du Kakashi denn jetzt lieber als Daddy?“ „Sakura. Komm mal her.“ Sie hob ihre Tochter auf den Schoß und fuhr ihr über das hübsche Haar. „Ich werde deinen Daddy immer lieb haben. Und dich sowieso. Aber Kakashi ist mir sehr wichtig und soll ich dir ein Geheimnis verraten, Süße?“ Sie schob ihrer Tochter das Haar hinters Ohr und flüsterte: „Ich bin verliebt in Kakashi.“ „Ui…“, machte Sakura. Sie wussten, was verliebt sein bedeutete. Mama hatte ihr das mal erklärt. Sie hatte gesagt, wenn ein Mädchen einen Jungen ganz toll fand, weil er nett war und lustig und vielleicht auch weil er gut aussah, wollte sie vielleicht mit ihm Händchen halten, ihn küssen, drücken und ihn ganz oft sehen – dann war sie verliebt! Und andersherum ging das auch. Als Salvatore mit den ersten Eisbechern kam, ließ Rin ihre kleine Tochter von ihrem Schoß rutschten und als sie wieder richtig neben Naruto auf der Bank saß, kam Salvatore mit der zweiten Ladung. Er schob den Schokoladeneisbecher vor Itachi und einen riesigen Fruchtbecher mit Waffeln in Herzform vor die beiden Erwachsenen. „Guck mal, Naruto!“, sagte Sakura und zeigte auf den großen Eisbecher. Der Junge zog eine Fluppe, aber sie fand es trotzdem toll! „Macht ihr das jetzt auch weil ihr euch ganz doll lieb habt?“ „Kumpel“, meinte Kakashi und unterdrückte ein Seufzen. Er hatte gedacht, Naruto nähme es besser auf, schließlich mochte er Rin wirklich gerne. „Können wir das später in einem Männergespräch klären? Nur du und ich.“ „Okay“, schmollte Naruto, aber ein bisschen milde stimmte es ihn schon, dass sein Papa ein Männergespräch mit ihm führen wollte – mit ihm allein! Er steckte sich den Strohhalm in den Mund und saugte. Nachdem alle ihr Eis aufhatten, schaute Kakashi auf die Uhr und entschied, dass er seine Mittagspause lange genug ausgedehnt hatte. Er winkte Salvatore, um ihr Eis zu bezahlen und als er dabei war seine Geldbörse wieder in die hintere Hosentasche seiner Jeans zu verstauen, fragt Rin: „Wie lange macht du heute?“ „Weiß nicht genau. Nicht zu lange – ich bin auf jeden Fall vor sechs Zuhause.“ „In Ordnung. Ich denke, dann hab ich Essen fertig.“ Sie lächelte. „Du musst nicht – “, fing Kakashi an, aber sie unterbrach ihn kopfschüttelnd. „Ich mach’s gerne.“ Noch ehe er protestieren konnte, drückte sie ihm einen hauchzarten Kuss auf die Lippen, nahm ihre Umhängetasche und bedeutete den Kindern, dass sie sich auf den Weg machten. Naruto wollte gerade an seinem Vater vorbeitrampeln, als dieser mit einer Hand um seinen Bauch griff und in Rins Richtung sagte: „Den nehme ich mit.“ Er hob seinen Jungen auf den Arm, verließ mit den anderen zusammen die Eisdiele, aber machte sich winkend auf in Richtung seines Autos, während Rin schon dabei war, ihren Wagen aufzuschließen. Die Glückliche hatte einen Parkplatz direkt vor der Tür bekommen. „So, Kumpel. Schieß los – wo liegt dein Problem?“ „Hab kein Problem“, murrte der Zwerg. Er ließ sich von seinem Vater auf den Beifahrersitz heben und schnallte sich an, während Kakashi auf der Fahrerseite einstieg und den Motor startete. Kakashi drehte den Ton des Radios runter und nickte seinem Sohn zu. „Und jetzt ehrlich: Hast du ein Problem damit, wenn ich und Rin … nun ja … wenn wir diese Dinge tun?“ „Knutschen ist ekelhaft, Papa.“ „Und wenn schon, du findest meine Zahnpasta, meinen Kaffee und meine Kaugummis auch ekelig. Aber du schmollst nicht. Du lebst damit. Also – was ist es wirklich?“ „Sonst bin ich oft alleine mit dir Auto gefahren, Papa“, sagte der Kleine ganz ernst und Kakashi wurde bewusst, was er falsch gemacht hatte. „Und wir sind schon seit Tagen nicht mehr allein Auto gefahren, richtig? Das ärgert dich.“ „Ja! Jetzt hast du gar keine Zeit mehr für mich. Und wenn du jetzt noch verliebt in Rin bist, dann knutscht iht nur noch und wenn du nicht knutschst, dann fährst du mit Sakura weg oder mit Itachi und Sasuke!“ „Es tut mir Leid, Kumpel – ganz ehrlich.“ Er hatte nicht gewollt, dass Naruto so empfand. Sein Junge war ihm das wichtigste auf der Welt. Er liebte Naruto mehr als sein eigenes Leben. Er würde alles für dieses Kind geben. „Soll ich dir erklären, warum ich die letzte Woche nicht so viel Zeit hatte?“ Naruto zuckte mit den Schultern. „Du weißt, dass Sakuras Papa nicht mehr im Fernsehen singt, richtig Kumpel?“ Der Kleine nickte. „Er ist Soldat und manchmal müssen Soldaten in ein anderes Land fliegen, um dort zu arbeiten. Sakuras Papa ist am Freitag geflogen und Sakura wollte ihn vorher gerne noch mal sehen, weil er viele Wochen lang weg ist und sie ihn sonst noch mehr vermissen würde. Kannst du das verstehen, Naruto?“ „Ja. Aber warum bist du mit gefahren? Ist doch nicht dein Papa!“ „Nein, natürlich nicht. Aber Sakura kann ja nicht alleine fahren. Sie ist noch klein. Ich würde dich ja auch nicht alleine weg fahren lassen.“ „Aber das war nur Freitag – sonst hattest du auch keine Zeit!“ Kakashi nahm die Autobahnabfahrt und drosselte die Geschwindigkeit. „Ich musste arbeiten, Kumpel. Auch am Wochenende. Wir mussten Itachis und Sasuke Vater finden.“ „Habt ihr ihn gefunden?“ Kakashi nickte und setzte den Blinker. „Dann kann der die ja jetzt auch wieder mitnehmen.“ „So einfach ist das nicht, Großer.“ Kakashis parkte seinen Wagen auf dem Parkplatz des NCIS, zog den Schlüssel und lehnte sich im Sitz zurück. Naruto musste oberste Priorität haben. Vor Rin und ihrer Tochter und vor diesen Jungen. Aber es war nicht mehr so einfach. Rin war nicht irgendeine Frau, aber um sie ging es sowieso nicht wirklich. Unter anderen Umständen, hätte sich Naruto wie bolle gefreut, weil er Rin wirklich gerne hatte. Sie war das naheste an einer Mutter, was er kannte und Kakashi hatte keinen Zweifel daran, dass er sich in Nullkommanichts an ihre Beziehung gewöhnte. Narutos Problem waren die Jungen, für die sein Vater verantwortlich geworden war, indem er deren Vater tötete. Aber das wollte Kakashi seinem Sohn nicht erzählen. Es reichte, dass Itachi und Sasuke wussten, was er getan hatte. Es war seine Pflicht gewesen, es ihnen zu sagen, schließlich wollte er, dass sie bei ihm lebten. Aber konnte er das wirklich durchsetzten – bloß weil er sich verantwortlich fühlte, und weil Rin es so gerne wollte – wenn ein Sohn darunter litt? Kakashi schalt sich selbst, die Grundlage jeder wahren Verantwortung, dieses eine Mal übersehen zu haben. Er hätte sich früher darüber klar werden müssen, was das, was er tat, wirklich bedeutete. Nicht nur für sich, und für Rin, die sie beide erwachsen waren, sondern auch für ihre Kinder. Sie hatten das Leid der Brüder gesehen und womöglich darüber vergessen, dass ihre Kleinen ein Mitspracherecht hatten. Es war ihr Fehler Naruto und Sakura nicht eher gefragt zu haben. „Warum nicht? Du kannst ihren Papa doch jetzt anrufen.“ „Naruto, Itachi und Sasukes Papa – er ist tot.“ „Und wer holt die dann ab?“ „Komm mal her, Großer“, sagte Kakashi und hob den Jungen über den Schaltknüppel rüber, auf seinen Schoß. „Als dein Papa Minato und deine Mama Kushina gestorben sind, haben sie gesagt, du sollst bei mir leben.“ „Weiß ich doch“, murrte Naruto. „Weil du Papa Minatos Bruder bist und mich sowieso lieb hast. Und mein Papa Minato und meine Mama wollten, dass ich einen neuen Papa hab, damit ich nicht alleine bin.“ „Genau, Großer.“ Kakashi schwieg einen Moment und sagte dann: „Itachi und Sasuke geht es ganz ähnlich. Ihre Mama und ihr Papa sind beide gestorben und sie sind jetzt ganz allein.“ „Oh“, machte Naruto und schlug vor: „Dann können sie ja manchmal zum Spielen kommen und wir kümmern uns um die – mit Rin und Sakura, die können sie richtig gut kümmern. Dann sind die gar nicht so allein.“ „Und wer soll sich den Rest der Zeit um die beiden kümmern, Großer?“ „Weiß nicht“, machte Naruto und kuschelte sich an seinen Papa. „Vielleicht kümmern wir uns um die.“ Kakashi zog verwundert die Augenbraue in die Höhe. „Wie kommst du da drauf?“, fragte er seinen Sohn. Das Naruto ein großes Herz hatte, wusste er. Dennoch war sein Kind eifersüchtig und fühlte sich im Stich gelassen. Das war keine Lappalie – Naruto war sein Sohn, nicht irgendein Projekt, das man beiseite schieben konnte, wenn man keine Zeit dafür hatte. Es war sein Fehler nicht eher mit ihm gesprochen zu haben. Naruto hätte es ganz sicher verstanden – eben weil er so ein großes Mitgefühl in sich trug. Kakashi hätte ihm, indem er von Anfang an richtig handelte, viel Ärger ersparen können. Aber es war seine Entscheidung gewesen, erst heute Abend mit seinem Kind zu reden. Sie war falsch gewesen, aber nicht ohne Grund getroffen. Kakashi hatte nur das Beste für Naruto gewollt. Er hatte nichts überstürzen wollen, seinen kleinen Jungen nicht unnötig in Sorge versetzten. Aber es war falsch gewesen. Kakashi kannte die Alternative – dass er alles gleich erklärt hätte – und er sah, dass sie die bessere Art zu Handeln gewesen wäre. Doch er hatte nun mal entschieden und es war so gekommen, wie es gekommen war. Das war halt so – und fürs nächste Mal wusste er es besser. Dann würde er gleich mit seinem Kind reden. „Das ist doch ganz logisch, dummer Papa. Itachi und Sasuke wohnen doch sowieso schon bei uns.“ Und eigentlich mochte er sie ja auch richtig gern. Es war lustig mit Sasuke Legoroboter zu bauen. Sakura war manchmal ein richtiges Mädchen! Sie wollte immer bloß Häuser und Prinzessinenschlösser bauen und konnte das auch gar nicht richtig – Roboter bauen– ihre sahen immer total blöd aus und richtig spielen tat sie damit dann auch nicht! Außerdem hatte Sasuke sein Eis mit ihm teilen wollen – das war schon ein ziemlich großes Angebot! Da konnte er auch manchmal seinen Papa ein bisschen mit ihm teilen. Und auch mit Itachi, aber der war ja eh schon groß. „Das ist lieb von dir, Großer. Itachi und Sasuke freuen sich sicher darüber, dass sie bei uns leben dürfen. Sie haben uns alle nämlich schon richtig gern.“ „Mich auch?“ „Bestimmt. Ich wette Sasuke für Sasuke bist du sein bester Freund.“ Er zwinkerte seinem Sohn zu und der grinste. „Vielleicht ist Sasuke auch mein bester Freund – aber Papa?“ „Ja, Großer?“ „Du musst trotzdem manchmal was mit mir alleine machen – ohne alle anderen, ja?“ „Auf jeden Fall! Was hältst du davon, wenn wir gleich damit anfangen?“ „Cool! Und was machen wir, Papa?“ „Wir gehen arbeiten…“ „Öde“, unterbrach der Kleine. Kakashi lachte. „… und vorher trag ich dich Huckepack die ganzen Stufen hoch!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)