Heap of shards von -Kuraiko ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Es war 7:55 Uhr. Trotz der frühen Stunde, war es bereits hell und die Sonnenstrahlen wärmten schon jetzt. Das perfekte Azurblau des Himmels, wurde nur von einigen wenigen Schäfchenwolken gestört. Es versprach ein schöner Tag zu werden. Die Schüler und Schülerinnen der 12 c warteten bereits in ihrem Klassenraum auf den Lehrer, den sie in der ersten Stunde haben würden. Die meisten hatten sich zu ihren Freunden und Klassenkameraden gesellt. Sie bildeten kleine Grüppchen und erzählten sich, was sie am Wochenende erlebt hatten. Bei dem herrlichen Wetter waren die Schüler gut gelaunt. Es fiel nicht mehr so schwer morgens aufzustehen, wenn es schon hell im Zimmer war. Die Fächer, welche sie heute hatten, würden gut zu ertragen sein und der Lehrer würde vermutlich wieder gute fünf Minuten zu spät in der Klasse erscheinen. Hätte ein Fremder die Klasse gesehen, er hätte nur eine ganze Schar lebensfroher, gut gelaunter junger Menschen entdeckt. Nun...der Schein trügte. Sie hatte einen Fensterplatz, etwa in der Mitte des Klassenraums. Das Mädchen hatte die Arme auf den Tisch gelegt und den Kopf darauf gestützt. Wie das helle Licht doch blendete. Die helle Haut der Schülerin, wirkte im Sonnenlicht noch heller, als sie schon war. Silbernes Haar hing ihr, zum Pferdeschwanz gebunden, den Rücken hinunter und schimmerte im Licht. Das Mädchen hatte die Augen geschlossen und blinzelte nur ab und an, um festzustellen, ob der Lehrer bereits da war. Ihre Iriden waren blutrot. Wer ihr in die Augen sah, der vergaß einen Moment zu denken. Rote Augen waren schon etwas Ungewöhnliches. In Kombination mit ihrer hellen Haut und den schlohweißen bis silbernen Haaren, gab ihr dies ein unheimliches Aussehen. Schon oft hatte sie kleine Kinder unbeabsichtigt in Angst und Schrecken versetzt. Schon oft hatten ihr streng gläubige, alte Leute 'Dämon' oder 'Teufel' hinterhergerufen. Und das nur, wegen ihrem Aussehen. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Schädel jeden Moment zerspringen. Ihre Kopfschmerzen waren fast unerträglich. Das war gestern Abend eindeutig zu viel Alkohol gewesen. Nie wieder würde sie so viel trinken! Das schwor sie sich. Doch schon im nächsten Moment war ihr klar, das sie die guten Vorsätze vermutlich schon heute Abend wieder vergessen haben würde. Sie wusste, das es nicht gerade die beste Idee war, sich zu betrinken, wenn sie am nächsten Morgen um acht Uhr Schule hatte. Sie wusste, das der Alkohol früher oder später ihrem Körper schaden würde. Doch das war ihr egal. Auf solche Lappalien konnte sie keine Rücksicht nehmen, denn sie wusste auch, das ihr der Alkoholkonsum zumindest für einen kleinen Moment ein Rettungsanker war. Es war jedes Mal wieder eine Wohltat, wenn ihre Gedanken langsam träger wurden, wenn ihr Körper müde und antriebslos wurde und wenn sie wenigstens für einen Moment vergessen konnte. Wenn sie alles um sich herum für einen Moment ausblenden konnte. Allein dafür, nahm sie mögliche Konsequenzen in Kauf. Etwas traf sie am Rücken. Der Aufprall verursachte ein leises 'Pock', bevor die Papierkugel dann zu Boden fiel. Haku reagierte nicht darauf. Hinter ihr begann eine Gruppe von Schülern zu kichern. „Wie die schon wieder aussieht.“, hörte sie jemanden sagen. Die Anderen lachten. „Hast du was anderes erwartet? Die ist doch jeden Morgen so fertig.“ „Na, stimmt auch wieder.“ „Wollen wir Schneeweißchen nicht mal fragen, was sie nun schon wieder angestellt hat?“ Erneut begann die Gruppe zu kichern. Und wieder flog etwas durch den Raum. Die Silberhaarige zuckte zusammen, als das Geschoss sie genau zwischen den Schulterblättern traf. Im Gegensatz zu der Papierkugel, war der Anspitzer aus Metall und folglich um einiges härter. „Oh~, jetzt ist mir doch tatsächlich mein Spitzer aus der Hand gefallen.“, rief eine blonde Mitschülerin, gespielt überrascht, aus. „Hey, Albino! Wärst du wohl so nett ihn wieder aufzuheben?“, fügte die Andere hinzu. Angesprochene schluckte. Sie drehte sich nicht um, tat so, als hätte sie nichts gehört. Der Tag schien ganz genau so zu werden, wie jeder andere auch. Ein Tag, an dessen Abend sie sich nichts mehr wünschen würde, als endlich abschalten zu können. Ein Tag, an dem die Sakeflasche wieder nach ihr rief, denn sie wusste, das eben war erst der Anfang allen Übels für heute. Die Schüler hinter ihr lachten erneut. Sie gab sich alle Mühe sie zu ignorieren. „Wir reden mit dir, Mutant.“, mischte sich eine andere Klassenkameradin ein. „Ich wusste ja, das Albinos schlechte Augen haben, aber mir war neu, das sie auch noch taub sind.“, kicherte eine Türkishaarige. „Nicht zu vergessen, das sie scheinbar die Finger nicht von anderen Frauen lassen können.“ „Urg! Luka! Willst du, das ich heute Nacht wieder Alpträume bekomme?“ „Oh, sorry Meiko.“ Haku schloss die Augen. Hoffentlich kam der Lehrer bald in die Klasse, damit das alles zumindest für kurze Zeit ein Ende hatte. Doch eigentlich sollte sie es besser wissen. Natürlich zogen die Anderen im Unterricht nicht laut über sie her, doch die Blicke, das Gekicher und die fliegenden Zettel und Stifte reichten ihr schon. Ihre Gebete wurden erhört, als der Lehrer endlich den Klassenraum betrat. Sofort steuerten die Schüler und Schülerinnen wieder ihre Sitzplätze an. Im Gegensatz zu sonst, blickten nun jedoch alle neugierig nach vorne. Der Lehrer hatte eine, ihnen unbekannte Schülerin mitgebracht. „Guten Morgen Klasse.“, begrüßte der Mann ,Mitte vierzig, die Schüler erst einmal. Dann wandte er sich der Fremden zu. „Ich habe euch letzten Freitag schon erzählt, das wir eine neue Schülerin bekommen.“ Er drehte sich wieder zur Klasse und suchte mit den Augen, nach einem freien Sitzplatz. „Bitte stell dich doch kurz selbst vor.“, forderte er das Mädchen dann auf. Alle Augen ruhten nun auf der Neuen. Die Blicke der Schüler waren neugierig. Jeder versuchte das Mädchen einzuschätzen, sie schon jetzt in eine Schublade zu stecken, obwohl sie noch kein einziges Wort gesprochen hatte. Die Neue war eine recht kleine und zierliche Person. Sie hatte lange, goldblonde Haare, welche sie zu einem Seitenzopf gebunden hatte. Ihr Pony hing ihr teilweise ins Gesicht. Das, was wirklich fesselte, waren ihre goldgelben Augen. Ihr Blick war genau so durchdringend, wie der eines Raubvogels. Und obwohl sie nicht gerade die Größte war, strahlten ihre Haltung und ihr Blick Stolz und Selbstbewusstsein aus. „Ich heiße Neru und bin 18 Jahre.“, begann sie sich vorzustellen. „Ich bin neulich umgezogen und hab deshalb auch mitten im Jahr die Schule gewechselt.“ Obwohl das Mädchen sich gerade selbst vorstellte, wirkte sie irgendwie desinteressiert, um nicht zu sagen ein wenig genervt. Für Neru waren diese Formalitäten einfach überflüssig. Als die Blonde nichts weiter sagte, ergriff der Lehrer erneut das Wort. „Freut mich dich in der Klasse begrüßen zu dürfen, Neru. Ich hoffe das du schnell Freunde findest.“ Dann deutete der Lehrer auf den einzigen freien Platz im Raum. „Setz dich doch zwischen Haku und Kaito.“ Ohne etwas darauf zu erwidern, bahnte die Neue sich einen Weg durch die Klasse, stellte ihre Tasche auf dem Tisch ab und setzte sich auf ihren Platz. Für zwei Sekunden war es mucksmäuschenstill in der Klasse, dann begannen die Ersten zu tuscheln. „Oje, die hat ja ein Pech. Gerade den ersten Tag hier und dann diesen Sitzplatz.“ „Mir tut sie auch leid.“, kicherte eine andere Schülerin. Von jetzt auf gleich war es wieder laut in der Klasse. Schüler tuschelten, oder lachten direkt laut. Andere zeigten mit dem Finger auf Haku, nur um ihrem Sitznachbarn dann wieder etwas zuzuflüstern. „Leute BITTE! Seid jetzt ruhig, damit wir mit dem Unterricht beginnen können.“, rief der Lehrer seine Klasse zur Ordnung. Die Rotäugige musterte die Tischplatte vor sich, als befände sich etwas sehr Interessantes darauf. Warum? Warum mussten die Anderen ihr jeden Tag aufs Neue das Leben zur Hölle machen? Konnten sie sie nicht einfach in Ruhe lassen? An der Tatsache, das sie allein war, konnte sie nichts ändern. Doch sie würde es vorziehen, allein zu sein und von den Anderen ganz einfach ignoriert zu werden. Die Neue, die nun neben ihr saß, würde sie vermutlich spätestens morgen ganz genau so behandeln, wie ihre anderen Klassenkameraden. Sobald sie Anschluss gefunden hatte und ihre Klassenkameraden dem Mädchen erzählt hatten, warum die Silberhaarige so zu verachten war, würde sie genau so sein wie alle anderen. Haku hatte es noch nie leicht gehabt. In der Grundschule hatten die anderen Kinder sie noch gruselig gefunden, in der weiterführenden Schule hatte man damit angefangen sie zu hänseln. Doch was konnte sie dafür, das sie rote Augen und fast weiße Haare hatte? Sie hatte es sich nicht ausgesucht. Nur wegen der unglücklichen Farbkombination, war sie noch lange kein böser Geist oder etwas in der Art. Bis vor etwa einem halben Jahr, war ihr Leben dennoch ganz erträglich gewesen. Sie hatte Anschluss in der Klasse gehabt. Doch dies hatte sich an diesem einen Abend geändert. Ein Abend hatte ausgereicht, um ihr ganzes Leben zu zerstören. Ein Abend und sie war zur Außenseiterin degradiert worden. Ein Abend und sie war zum Gespött der ganzen Schule geworden. Haku konnte förmlich spüren, wie zwei goldgelbe Augen sie aufmerksam ansahen. Doch sie wagte es nicht den Blick zu heben. Spätestens Morgen würde die Neue ihr ebenso das Leben zur Hölle machen, wie die Anderen es heute schon taten. Als es klingelte, verließen alle den Klassenraum. Die meisten Schüler hatten es eiliger auf den Pausenhof zu kommen, als morgens die Klasse zu erreichen. Die meisten hatten ihre Bento-Boxen mit in die Pause genommen, um zu frühstücken. Wieder begannen die Schüler und Schülerinnen munter zu quasseln. Auch die Silberhaarige verließ eiligst den Klassenraum. Jedoch beeilte sie sich aus einem anderen Grund als die Anderen. Sie wollte nicht möglichst schnell auf den Pausenhof, nein sie wollte einfach nur so schnell es ging von den Anderen weg. Bevor ihre werten Klassenkameraden sich wieder eine neue Gemeinheit einfallen ließen. Sie beeilte sich den Gang entlang zu gehen um das Treppenhaus zu erreichen. Wenn sie erst einmal draußen war, würde sie mit Sicherheit eine ruhige Ecke finden. Doch das Schicksal meinte es, wie so oft, nicht gut mit ihr. Sie hatte nicht mal das Treppenhaus erreicht, da hörte sie, wie sich ihr Schritte näherten. Dem Geräusch nach, trug die Person Schuhe mit Absätzen. Schon im nächsten Moment umarmte sie jemand stürmisch von hinten. Die Silberhaarige wusste, das die Umarmung mit Ärger gleichzusetzen war. Sie war wie erstarrt. Hatte sie denn wirklich NIE ihre Ruhe?! Da sie derzeit nur die Arme der Person hinter sich sehen konnte, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen, wer es war. Nur das es sich um ein Mädchen handeln musste, und das sie blau lackierte Nägel hatte. Den rechten Arm ihrer Klassenkameradin zierte ein Tattoo. „Haku-chan!“, trällerte die Person hinter ihr im übertrieben fröhlichen Tonfall, bevor sie sie wieder losließ. Das war Lilys Stimme. Die Blonde lief einmal um die Silberhaarige herum, sodass sie sie ansehen konnte. „Hey, sag mal wie findest du die Neue?....Na? Sag schon, gefällt die Kleine dir?“ Sie zwinkerte ihr zu. „Sie ist doch süß, oder?“, mischte sich Gumi ein, welche wie üblich mit der Blonden rumhing. Haku war hin und hergerissen. Sollte sie den Boden anstarren, tatsächlich etwas antworten oder ganz einfach abhauen? Wobei...letztere Option fiel weg, da die beiden ihr sicherlich folgen würden. „Lasst mich doch einfach in Ruhe.“, versuchte sie ihre Klassenkameradinnen abzuwimmeln. Diese zeigten sich wenig beeindruckt. „Oh, ist blond etwa nicht dein Typ?“, stichelte die Grünhaarige. Lily zog ein Gesicht. „Wie herzlos!“, rief sie gespielt empört aus. „Das hatte ich ja ganz vergessen – du stehst eher auf Braunhaarige, richtig?“, machte Gumi weiter. Die beiden Freundinnen blickten sich an und kicherten. Die Silberhaarige wäre am liebsten im Erdboden versunken. Warum konnte man die Sache damals nicht einfach vergessen? Warum konnte man sie nicht einfach in Ruhe lassen?! Was ein paar verdrehte Tatsachen nicht alles bewirken konnten... „Lasst doch endlich Gras über die Sache wachsen. Das ist jetzt ein gutes halbes Jahr her.“ „Damit du uns beim Sport in der Umkleide bespannen kannst?“ Die Blondine zog eine Augenbraue hoch. „Urg, das ist gruselig.“, pflichtete die Grünhaarige bei. Dann griff sie nach dem Handgelenk der Anderen und zog sie ein paar Schritte weit mit sich. „Komm Lily, lassen wir Schneeweißchen mal allein. Wir wollen schließlich auch noch nen Platz in der Cafeteria bekommen.“ Dagegen hatte die Blondine nichts einzuwenden. Sie winkte Haku noch einmal zu und säuselte ein „Bye-Bye.“, bevor sie mit Gumi im Treppenhaus verschwand. Haku blieb für einen kurzen Moment stehen und wartete ab, bis ihre Klassenkameradinnen verschwunden waren. Ihr Laune hatte schon jetzt einen Tiefpunkt erreicht. Sie wollte einfach nur noch nachhause und sich in ihrer Wohnung verschanzen. Wenn sie daran dachte, das sie noch 4 Stunden durchhalten musste, dann wurde ihr ganz anders. Was für die Anderen ein lustiger Spaß war, war für die Silberhaarige die pure Hölle. Schließlich war sie es, über die man sich lustig machte. Inzwischen war dies fast so eine Art Hobby der ganzen Klasse geworden. Fast jeden Tag eine neue Gemeinheit, fast jeden Tag neuen Spott erdulden müssen. Die Rotäugige konnte einfach nicht mehr. Inzwischen hatte auch sie das Gebäude verlassen. Draußen war es unangenehm warm. Die Sonne brannte heute besonders intensiv und heiß auf die Erde herab. Die meisten freuten sich über das schöne Wetter, sie selbst hielt eher die Augen nach einem schattigen Plätzchen offen. Das starke Sonnenlicht war nicht gut für ihre Haut. Es brauchte nicht viel und Haku hatte sich einen Sonnenbrand eingefangen. Mit diesem Wissen, mied sie es meist, sich unmittelbar der Sonne auszusetzen. Dies wiederrum hatte zur Folge, das die Anderen wieder etwas fanden, um ihr das Leben zur Hölle zu machen. Spitznamen wie 'Vampir' oder 'Kellerkind' waren an der Tagesordnung. Als die Schülerin einen Platz unter einem Baum, recht weit am Rande des Schulhofs, gefunden hatte, setzte sie sich ins Gras und genoss es, einen Moment lang allein zu sein. Stille war ihr bester Freund und schlimmster Feind zugleich. Einerseits war es angenehm dem Spott der Anderen für einen Moment entkommen zu sein, andererseits war es auch ziemlich deprimierend als Einzige keinen Anschluss, keine Freunde, zu haben. Während sie im Schatten saß und die Pause genoss, bemerkte die Silberhaarige plötzlich, wie sich ihr eine Person näherte. Die Blonde blickte sich erst suchend um, schien dann gefunden zu haben wonach sie suchte und steuerte direkt auf sie zu. Haku hatte das Gefühl, als würde ihr Magen sich zusammenziehen. Ob die Anderen der Neuen schon Geschichten über sie erzählt hatten? Ob Neru gerade auf sie zusteuerte, nur um sich ebenfalls über sie lustig zu machen?...Doch wieso hatte die Andere dann niemanden im Schlepptau? Schließlich hatte das Mädchen sie erreicht. Blutrote und goldgelbe Augen trafen sich. Unterschiedlicher hätten allein ihre Blicke nicht sein können. Während in Nerus Augen der Stolz förmlich geschrieben stand, reflektierten Hakus eher Unsicherheit und Anspannung. „Hi.“, durchbrach die Blonde schließlich die Stille. „Hey...“ „Darf ich mich setzen?“ Auf dem Gesicht der Silberhaarigen war die Verwirrung nur all zu deutlich zu lesen. Die Stimme ihrer Klassenkameradin klang nicht unfreundlich, im Gegenteil. Sie konnte nichts Falsches in ihrer Stimme hören. Der Blick der Neuen, war wie üblich neutral bis genervt, was bei ihr ein Normalzustand zu sein schien. „Ja klar.“ Auf Hakus Lippen hatte sich ein leichtes Lächeln gelegt. Die Blondine setzte sich zu ihr, lehnte sich ebenfalls an den Baumstamm und sah zum Himmel. Kurze Zeit herrschte Schweigen. Die Neue kramte ein goldenes Handy aus ihrer Tasche und versendete eine SMS. Haku musste zugeben, das sie noch nie jemanden so schnell hatte schreiben sehen. „Wie findest du unsere Klasse so?“, ergriff nun die Silberhaarige das Wort. Die Stille wurde unangenehm, sodass sie beschloss etwas dagegen zu unternehmen, auch wenn sie sich nicht ganz wohl dabei fühlte. //Spätestens morgens macht sie dir auch das Leben zur Hölle. Vermutlich haben die Anderen sie sogar einfach nur zum Spaß hier vorbeigeschickt//, dachte die Ältere sich im Stillen. „Die Klasse? Das ist doch nur ein Haufen von Idioten.“, tat Neru ihre Meinung kund. Ihre Stimme klang ehrlich und energisch. Nun war es an Haku sie ungläubig anzustarren. „Huh?“ „Unreife Kinder, mehr sind das nicht.“, erklärte die Blondine, was sie mit ihrer Aussage eben gemeint hatte. Erneut stahl sich ein kaum merkliches Lächeln auf die Lippen der Größeren. Sie konnte nicht glauben, das jemand ihre Ansicht ganz offensichtlich teilte. „Die machen dir ja ziemlich das Leben zur Hölle.“, stellte Neru dann fest. Das Lächeln auf Hakus Lippen erlosch augenblicklich. Sie redete nicht gern über das Thema. Das die anderen sie hassten, war nicht zu verleugnen, doch hoffte sie, das die Andere nicht zu sehr nach dem Grund dafür nachbohrte. „Mag schon sein.“, antwortete sie schließlich. Ihr Blick wich dem Falkenhaften der Anderen aus. „Warum eigentlich?“ Angesprochene schluckte. Sie konnte ihr unmöglich die ganze Wahrheit sagen. Tat sie das, würde Neru vermutlich ganz genau so schnell abrücken, wie die Anderen es getan hatten. „Sieh mich doch an. Sie machen sich über mich lustig, weil ich anders bin.“ Nun war es an Neru die Andere ungläubig anzusehen. „Nur weil du ein Albino bist? Ich meine, Albinismus ist selten, aber das ist noch lange kein Grund jemanden wie einen Außerirdischen zu behandeln.“ „Tja, scheinbar schon.“ „Wie ich eben schon gesagt habe – ein Haufen von Idioten.“ Das Handy der Blonden piepte. Sie klappte es auf und begann erneut eine SMS zu schreiben. Wieder in einem unglaublichen Tempo. „Vielleicht hast du Recht.“, streute Haku ein. „Aber du solltest dir gut überlegen, ob du wirklich hier sitzen bleiben willst. Wenn sie dich mit mir sehen, werden sie dich sicher auch nicht in Ruhe lassen.“ Neru warf ihr einen angenervten Blick zu. „Ich lege gar keinen Wert darauf mit den Anderen auszukommen. Mit denen gebe ich mich so oder so nicht ab.“, stellte sie dann fest. Haku blickte sie ungläubig an. „Und warum bilde ich dann scheinbar eine Ausname?“ Angesprochene warf ihr zum ersten Mal ein Lächeln zu. Der Silberhaarigen wurde warm ums Herz. Wann hatte ihr das letzte Mal jemand ein aufrichtiges Lächeln zugeworfen? „Weil du viel ruhiger als die Anderen bist. Die sind mir zu nervig.“ Und mit diesen Worten tippte sie erneut auf ihrem Handy herum. So vergingen die Wochen. Nach wie vor ließen die Anderen das Mädchen nicht in Ruhe, doch sie hatte nun wenigstens eine Stütze im Leben. Haku verstand oftmals selbst nicht so recht, warum Neru sich eigentlich mit ihr abgab. Nur wegen ihr hatte das Mädchen keinen Anschluss in der Klasse gefunden, auch wenn sie immer beteuerte, das ihr das egal seie. Nur wegen ihr geriet die Blonde ständig mit anderen Mitschülern aneinander. Haku verstand wirklich nicht, warum die Jüngere sich so für sie einsetzte. Wenn sie gemeinsam auf dem Pausenhof standen, dann ließen die Anderen sie meist in Ruhe. Dies lag nicht daran, das sie irgendwie beliebter geworden wäre, sondern daran, das Neru jedes mal wieder dazwischen ging. Vielleicht war die Blondine nicht besonders groß, doch dafür war sie selbstbewusst und redegewand für drei. Sie ließ sich nichtmal ansatzweise auf der Nase herumtanzen. Die Anderen wussten das inzwischen. Immer, wenn jemand versucht hatte der Neuen krumm zu kommen, hatte sie auch schon einen passenden Spruch zum Kontern bereit, oder drehte ihm das Wort so im Mund herum, das am Ende der Klassenkamerad dumm da stand. Sie wollte keinen Kontakt zu den Anderen, doch sie wehrte sich gegen sämtliche Lästereien und wurde somit in Ruhe gelassen. Die Silberhaarige bewunderte den Mut der Kleineren wirklich. Wie schaffte sie es bloß, sich innerhalb kürzester Zeit einen solchen Respekt zu verschaffen? In ihrer Nähe hatte auch Haku Ruhe vor Mobbingversuchen der Anderen. Nur was sie nicht verstand...warum tat Neru das für sie? Warum beschützte sie sie und setzte sich so für sie ein? Warum nahm sie es in Kauf, ebenfalls zur Außenseiterin zu werden? Was war an ihr so besonders, das es sich lohnte, all diese Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen? Die Rotäugige verstand es wirklich nicht. Sie konnte an sich nichts außergewöhnliches finden. Im Gegenteil : die Anderen aus der Klasse hassten sie und machten sich ständig über sie lustig. Was Neru dazu bewegte sich trotzdem mit ihr abzugeben, das wusste nur die Blonde allein. Dennoch war das Leben der Silberhaarigen nicht gerade leicht. Auch wenn sie vor den Anderen 'sicher' war, wenn sie mit der Blonden zusammen war, bedeutete das für sie noch lange kein sorgenfreies Leben. Sobald sie einmal allein über den Flur ging, sobald sie außerhalb der Schule einem Klassenkameraden oder einem Schüler der Schule über den Weg lief, nutzten diese meist die Chance, um gleich doppelt so gemein wie sonst zu sein. Heute war wieder einer dieser Tage. Nach dem Unterricht war sie auf dem Nachhauseweg einigen Mitschülern in die Arme gerannt. Haku fragte sich, wie lange dieser Terror wohl noch so weitergehen würde. Bis sie ihr Abschlusszeugnis in der Hand hielt? Noch über die Schule hinaus? Das Mädchen saß allein in ihrem Appartement. Ihre Wohnung war spärlich und wenig persönlich eingerichtet. Sie reichte zum leben, doch gemütlich war es hier nicht. Auf dem Wohnzimmertisch vor ihr, stand ein leeres Glas. Mit einem leisen Seufzer führte die Silberhaarige die Flasche erneut an die Lippen, um einen Schluck Sake zu nehmen. Sie hatte es schon vor einer Viertelstunde dran gegeben aus dem Glas zu trinken. Was brauchte man Gläser, wenn es Flaschen gab? Gläser hatten die dumme Angewohnheit viel zu schnell leer zu sein. Ihr Kopf fühlte sich schwer, ihre Gedanken waren deutlich träger als sonst. Die Sakeflasche, welche sie in der rechten Hand hielt, schien gut und gerne zehn Kilo zu wiegen. Es war so schwer den Arm zu heben... Trotzdem, es reichte noch nicht. Nach wie vor verfolgten sie die Bilder von heute Nachmittag. Ein Schubser, Beleidigungen, Gelächter... Oh, wie sie es doch leid war! Warum konnte man sie nicht endlich in Ruhe lassen? Was hatte sie den Anderen bloß getan?! Sie spürte heiße Tränen in ihren Augen aufsteigen. Die Silberhaarige schluckte schwer, nahm erneut einen großen Schluck aus der Flasche. Sie wollte vergessen. ...einfach ausblenden, was heute schon wieder passiert war. Und das alles nur, wegen einem einzigen Abend vor ungefähr einem halben Jahr. Die Party..., bruchstückhafte Erinnerungen tauchten in ihrem Gedächtnis auf. Sie war so betrunken. Sie waren alle so betrunken gewesen. Und in einem Punkt hatten die Anderen im Grunde sogar recht : ja, sie war anders. Und ja, sie hatte damals starke Gefühle für ihre Klassenkameradin und Saufkumpanin gehabt. Aber es war damals nicht ihre Idee gewesen die Party frühzeitig gemeinsam zu verlassen, sondern die ihrer, damals ebenfalls stark angetrunkenen, Trinkgefährtin. Damals hatte sie sich nichts dabei gedacht. Oh sie war so naiv gewesen. Am nächsten Morgen war in der Schule dann die Hölle losgebrochen. Die Geschichten, welche plötzlich kursierten, waren alles andere als schön. //Ich hätte wissen müssen, das sie mich nicht liebt. Ich hätte wissen müssen, wie das endet...// Und ein weiterer Schluck Alkohol floss ihre Kehle herunter. Das Brennen im Hals spürte Haku schon gar nicht mehr. Ihre Wangen fühlten sich nass an. Sie wollte die Erinnerungen verbannen, zumindest für kure Zeit. Sie wollte wenigstens für ein paar Stunden ihrer ganz privaten Hölle auf Erden entkommen. Sie nahm noch einen Schluck. Viel war in der Flasche nicht mehr drin, wie sie ganz nebenbei feststellte. Die Schülerin stellte die Sakeflasche auf dem Tisch ab. Der Aufprall, als Holzplatte und Glasflasche sich trafen, verursachte ein lautes 'Pock'. Die Silberhaarige legte die Arme auf den Tisch und stützte den Kopf darauf. Wenn sie sich so im Raum umsah, dann hatte sie das Gefühl, als wenn die Inneneinrichtung sich langsam im Kreis drehen würde. Irgendwie war sie müde. Das Mädchen schloss die Augen. Auf Dauer machte dieses drehende Zimmer sie noch verrückt. Schlafen...einfach nur schlafen und abschalten, etwas besseres konnte sie sich gerade nicht vorstellen. So angetrunkenen wie sie derzeit war, bemerkte sie erst, das jemand in ihrer Wohnung war, als die Person sie leicht an der Schulter schüttelte. „Hey, aufwachen. Du kannst doch nicht vor dem Tisch schlafen.“ Erst als die Person sie erneut anstubste, öffnete Haku die Augen und hob den Kopf geringfügig an. „Mh...wer?“ Zu mehr war sie derzeit nicht fähig. Im nüchternen Zustand hätte sie sicherlich erschrockener reagiert, plötzlich nicht mehr allein in ihrer Wohnung zu sein. „Urg, du riechst wie ne wandelnde Sakeflasche, Haku.“ Die Person zog an ihr und bewegte sie dazu sich auf die Besucherin zu stützen, um aufzustehen. Die angetrunkene Silberhaarige murrte zwar, ließ sich aber auf die Füße ziehen. „Du willst mir nicht erzählen, das du schon wieder ne ganze Flasche getrunken hast?“ Goldgelbe Augen blickten sie tadelnd an. Die Jüngere zog sie vom Tisch weg, rüber zur Couch. „Weiß nicht, kann sein.“ Die Worte der Älteren waren nur mit viel Fantasie zu verstehen. Ihr war so schwindelig und sie war so müde. Warum konnte sie sie nicht einfach schlafen lassen? Was machte Neru überhaupt hier? Um ehrlich zu sein hatte Haku derzeit keinen Nerv sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Die Blonde sah manchmal eben spontan vorbei. „Verdammt, du bist schwer!“, keuchte die Blonde sichtlich angestrengt, da ihre Freundin sich auf dem Weg zum Sofa fast mit ihrem ganzen Gewicht auf sie stützte. Die Ältere war so betrunken, das es ihr schwer fiel überhaupt noch zu gehen. Endlich hatten sie das Sofa erreicht und Neru war froh, Haku auf der Couch abladen zu können. Eigentlich war die Silberhaarige ja schlank, doch sie im besoffenen Zustand zu stützen, war der zierlichen Blonden dann doch etwas zu viel. „Weißt du eigentlich das deine Wohnungstür offen stand?“, erkundigte die Blonde sich leicht genervt. Ihre Gesprächspartnerin blickte sie groß an. „Ach echt?“ „Hey! Sei lieber froh, das nur ich reingekommen bin und kein Einbrecher!“ „Das bin ich doch. Ich bin froh das du da bist.“ Auch wenn sie stockbesoffen und ihre Stimme nicht mehr als ein Lallen war, sie war froh das ihre einzige Freundin hier war. Sie war froh nicht allein zu sein. Wenigstens eine Person zu haben, die für sie da war und die nicht auf sie herab sah. Neru zog leicht fragend eine Augenbraue hoch. „Du siehst verheult aus.“, stellte sie dann fest. Anstatt eine Erklärung zu geben, lehnte Haku sich nur gegen die Schulter der anderen. Wie sich das Zimmer doch drehte.... „Sie würden dich in Ruhe lassen, wenn du dich endlich wehren würdest.“ „Jetzt wach endlich auf!“ Die Stimme der Blonden riss Haku aus dem Reich der Träume. Wie spät war es denn? Murrend drehte die Rotäugige sich auf die andere Seite und verschwand noch ein Stück mehr unter der Decke. Sie wollte noch nicht aufstehen. Sie hatte tierische Kopfschmerzen! Das war gestern wohl wieder etwas zu viel Sake gewesen. So endete das immer, wenn die Schülerin einen schlechten Tag hatte. Und schlechte Tage hatte Haku mehr als genug. „Wir müssen zur Schule!“ Nerus Stimme klang nun eindeutig genervter und ungeduldiger als eben. Um ihre Worte noch zu unterstreichen, schüttelte sie an der Schulter der Anderen. Langsam öffnete Haku die Augen und strich sich erst einmal ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Sie blinzelte. „Uh...lass mich doch schlafen. Ich hab furchtbare Kopfschmerzen.“ Als Antwort verschränkte die Jüngere nur die Arme vor der Brust. Stechend scharfe Augen, wie die eines Raubvogels, trafen tiefrote. „Du konntest dich gestern zusaufen, jetzt kannst du auch aufstehen und zur Schule gehen.“ Da war etwas Wahres dran. Auch wenn Haku es vorziehen würde noch etwas liegen zu bleiben, Nerus Blick verriet ihr, das sie diesen Gedanken gleich vergessen konnte. „Sklaventreiberin.“ „Schnapsdrossel!“ Die Blondine zog der Älteren die Decke weg und blickte sie abwartend an. Mit einem letzten Murren brachte die Silberhaarige sich schließlich dazu aufzustehen. „Na bitte, geht doch.“, stellte Neru nur fest. Langsam aber sicher wich die Müdigkeit der Älteren. Wie viel Uhr war es? So weit sie wusste, hatten sie heute um acht Uhr Schule. Draußen war es allerdings schon verdächtig hell. Dann bemerkte sie noch etwas. Was machte eigentlich Neru hier? Ein klein wenig irritiert blickte sie ihre Freundin an. „Sag mal, seit wann bist du eigentlich hier?“, wollte sie dann wissen. Und wie hatte die Andere überhaupt die Tür aufbekommen? Angesprochene seufzte genervt und verdrehte die Augen. „Ich wollte dich gestern Abend spontan besuchen kommen. Du hast die Tür offen gelassen, falls du es vergessen haben solltest. Und da du in einem so erbärmlichen Zustand warst, dachte ich mir, ich bleibe sicherheitshalber hier.“ „Du warst die ganze Nacht über hier? Das habe ich gar nicht bemerkt.“, gab Haku nach dieser Erklärung zu. Neru wirkte nur noch eine Spur genervter. „Das wiederrum habe ich gemerkt. Du hättest mich nachts beinah erwürgt.“, stellte sie fest. „Echt?“ Nun war es an der Silberhaarigen sich verlegen am Kopf zu kratzen. Sie hatte wirklich nicht gemerkt, das ihre einzige Freundin hier übernachtet hatte. „Tut mir leid Neru.“, fügte sie hinzu und warf der Anderen einen entschuldigenden Blick zu. Die Blonde murrte nur ein 'schon gut' und schob Haku dann entschieden in Richtung Kleiderschrank. „Zieh dich um und geh ins Bad. Wir müssen gleich los.“, forderte sie sie auf. Überraschenderweise sah Neru weder müde noch zerstruppt aus. Allem Anschein nach war sie schon seit einiger Zeit wach und war schon im Bad gewesen. Während die Silberhaarige sich neue Klamotten aus ihrem Kleiderschrank suchte und dann im Bad verschwand, begann sie erneut zu grübeln. Nach wie vor verstand sie nicht, warum die Blonde sich so um sie kümmerte. Sie wurde von der kompletten Klasse gehasst, aber ihr schien das egal zu sein. Sie verstand nicht, was an ihr so besonders war, das sie überhaupt mit ihr befreundet sein wollte. Wieso machte die Jüngere sich Sorgen um sie? Nicht nur einmal hatte das Mädchen versucht sie davon zu überzeugen, das Komasaufen keine Lösung für alles war. Wie oft war sie daran gescheitert... Sie setzte sich für sie ein, nahm sie vor den Anderen in Schutz und blieb sogar über Nacht, nur weil sie sich Sorgen um sie machte. Doch was konnte Haku schon zurückgeben? Sie hatte das Gefühl nicht wirklich etwas für die Blonde tun zu können, so gerne sie sich auch mal revanchiert hätte. Dann fiel ihr noch etwas auf. Die Jüngere hatte eben gesagt, das sie sie fast erwürgt hatte. Das bedeutete doch zwangsläufig, das sie sich beide irgendwie auf die Schlafcouch gequetscht hatten, da es hier sonst keine Schlafmöglichkeiten gab. Auf die blassen Wangen der Silberhaarigen legte sich ein Rotschimmer. Sie war gerade dabei ihre Haare zu kämmen und blickte dabei in den Badezimmerspiegel. Sie sah ganz genau so fertig aus, wie sie sich auch fühlte. Ihre Haut war ungesund blass, was ihre Augenringe noch stärker hervorhob. Die tiefroten Augen ließen sie da auch nicht gerade gesünder aussehen. Was derzeit noch sehr deutlich zu erkennen war, war die leichte Röte, die sich bei ihren Gedanken eben auf ihre Wangen gelegt hatte. Haku seufzte leise, während sie die Ablagefläche über dem Waschbecken nach einem Haarband absuchte. Sie hatte ja nichts dagegen mit ihrer einzigen Freundin auf dem Sofa zu schlafen, bloß erinnerte sie das schon an das nächste Problem. Sie hatte dem Mädchen nach wie vor nicht erzählt, was genau der Grund war, warum die Klasse sie seit gut einem halben Jahr noch mehr auf dem Kieker hatte als zuvor. Sie traute sich einfach nicht mit der Blonden ganz offen darüber zu reden. Wenn sie ihr erzählte, das sie auf Frauen stand, dann würde die Andere vermutlich abrücken und schnellst möglich Reißaus nehmen. Dieses Risiko wollte sie auf keinen Fall eingehen. Neru war die Einzige, die sich überhaupt mit ihr abgab. Zwar war die Blonde schnell genervt, neigte zu Sarkasmus und hielt mit ihrer Meinung nie lange hinter dem Berg, doch genau das schätzte sie so an ihr. Auch wenn das Mädchen einen guten Kopf kleiner war als sie selbst, war sie mutig für sie beide zusammen. //Was um alles in der Welt veranlasst dich bloß dazu, sich trotz allem mit mir abzugeben?//, fragte sie sich in Gedanken. //Wenn du die Wahrheit wüsstest. Wenn ich dir doch bloß sagen könnte, dass...// Ein Klopfen an der Badezimmertür riss sie aus den Gedanken. „Ja?“ „Mensch Haku, beeil dich! Wenn du weiter so trödelst, kommen wir noch zu spät zur Schule!“ Oh stimmte ja, die Schule. Vielleicht sollte sie sich wirklich ein wenig beeilen, anstatt gedankenverloren im Bad zu stehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)