Resident Evil 4 von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 16: Das etwas andere Spukschloss ---------------------------------------- Zumindest glaubten wir das. Doch es dauerte nur wenige Sekunden und wir wurden eines besseren belehrt. Hinter dem Tor schlängelte sich ein Weg zwischen Felsen hindurch eine leichte Anhöhe hoch. Als Leon und ich unsere Blicke schweifen ließen, sahen wir links von uns die Silhouette eines gewaltigen Schlosses. Für mich waren Schlösser und Burgen nun wirklich nichts neues, die gab es bei uns wie Sand am Meer. Allerdings war mir diese Größe neu. Zudem war es keine Ruine denn auch von hier konnte man sehen, dass sie in einem sehr guten Zustand war und wohl auch bewohnt. Überall leuchtete Licht in den Fenstern und man konnte den ein oder anderen Feuerschein erkennen. Doch das war gerade recht nebensächlich. Viel wichtiger war, was mal wieder oben am anderen Ende des Weges auf uns lauerte. Wie so häufig scheinbar eine ganze Armee dieser Dorffreaks, natürlich mit Fackeln und Forken. Und wir hatten keine Wahl, wir mussten an ihnen vorbei, wenn wir weiter kommen wollten. Also mal wieder ein Tänzchen! Doch kaum hatten wir uns in Bewegung gesetzt, erglommen oben am Ende des Weges zwei grelle Lichter und ich konnte Motorengeräusche hören. Im nächsten Moment tauchte ein Lkw über der Kuppe auf und begann den Weg runterzurattern. Das einzig gute daran war, dass er dabei die ganzen Dorfbewohner einfach plattmachte und null Rücksicht auf seine Kollegen nahm. Doch was wenn uns das Ding erreichte? Mit uns würde der Kerl wahrscheinlich noch weniger Gnade kennen, als bei seinen Kollegen. Eher im Gegenteil. Und wahrscheinlich würde er auch nicht die meiste Rücksicht auf sich selbst nehmen. „Scheiße!“ entfuhr er Leon, der wohl dasselbe dachte. Doch Leon wäre nicht Leon, wenn er sich davon einschüchtern ließe. Er griff hinter sich, zückte das Scharfschützengewehr, legte an und schoss. Das alles passierte innerhalb von zwei Sekunden, aber wie auch an allen anderen Waffen, so schien Leon auch an dieser ein Profi zu sein. Ich konnte erkennen, wie die Winschutzscheibe des Lkw an der Stelle, wo der Kopf des Fahrers sein musste erst ein Loch bekam und dann komplett zu Bruch ging. Die Gestalt am Steuer zuckte einmal heftig und sackte dann über dem Steuer zusammen. Allerdings schaffte sie es dabei wohl auch noch das Steuer einmal komplett zu verreißen, denn der Lkw machte auf einmal einen brutalen Schlenker nach rechts und kippte dann wie in Zeitlupe um. Doch anhalten tat er deswegen nicht. Er rutschte noch einige Meter den Weg weiter runter und stoppte vielleicht 5 Meter vor uns. Wir alle stießen gleichzeitig einen lauten Seufzer aus. Innerlich überlegte ich kurz, wieviele Todesarten mir mittlerweile schon begegnet waren, seitdem ich hier gelandet war. Doch wir verschwendeten keine weitere Zeit und kletterten einfach seitlich am Lkw vorbei. Was die anderen Gegner oben betraf, so schien er ganze Arbeit geleistet zu haben. Das einzige, was wir noch vorfanden waren überfahrene Dorfbewohner. Keiner davon schien noch zu leben. Doch auch dieses Mal währte die Freude nur kurz. Denn nur kurze Zeit später konnten wir unter uns das Tor hören und wieder aufgeregte Stimmen, die etwas auf Spanisch riefen. Wir blickten nur kurz über die Schultern zurück. Das reichte auch völlig. Hinter uns kam eine ganze Armada der Typen hinter uns her. „Schnell, Mädels!“ rief Leon und wir beschleunigten noch einmal, so gut es ging. Schließlich erreichten wir die Anhöhe und kamen auf eine Art natürliche Plattform. Allerdings war der Weg hier nun auch zu Ende. Dafür war nun direkt vor uns das Schloss in voller Pracht zu erkennen. Und das Ding war echt gewaltig! Zudem unser einziger Ausweg. Denn das einzige, wo wir noch hinkonnten war die Zugbrücke, die in das Schloss führte. „Los Mädels, auf die andere Seite der Brücke!“ rief Leon und wir rannten los. Dort angekommen sahen wir, wie die Fackeln immer näher kamen. Wir mussten ihnen irgendwie den Weg abschneiden! „Los, Ashley, nimm die Kurbel.“ rief Leon und deutete auf eine metallische, große Kurbel, die seitlich am Eingangstor war. Man konnte halb das Flaschenzugsystem erkennen, was offensichtlich die Brücke bewegte. Leon lief zu der Kurbel auf der anderen Seite. „Katharina, du hälst sie wenn nötig in Schach!“ rief er noch und dann begannen die beiden zu kurbeln. Ich stellte mich auf und nahm einen der Bewohner aufs Korn, der gerade die Brücke betrat. Langsam begann sie sich zu heben und begann uns den Blick auf die Meute zu versperren. Doch einige von den Burschen waren ziemlich hartnäckig. Denn zwei sprangen noch an die Kante und versuchten sich rüber zu ziehen. Ein Unterfangen, was ich jedoch mit ein paar gezielten Kopfschüssen schnell beendete. Dann endlich war die Brücke komplett oben. Ich konnte einige von den Typen auf der anderen Seite lautstark auf Spanisch fluchen hören. Wir drei dagegen atmeten auf. Allerdings auch nur bedingt. Langsam wandten wir uns dem Schloss zu. Es war ruhig darin. Keine Anzeichen dafür, dass einer in der nächsten Umgebung war. Aber das musste ja nichts heißen. Zudem war davon auszugehen, dass die Schlossbewohner uns auch nicht unbedingt freundlich gesinnt waren. Plötzlich konnte ich wieder das altbekannte Knacken hören. Leons Funkgerät. „Leon, wie ist deine genaue Position?“ hörte ich wieder diese Frau. „Wir waren gezwungen uns auf ein Schloss zu flüchten. Aber auch hier war der Empfang nicht unbedingt freundlich. Scheint, als wenn es ebenfalls zu diesem Kult der „Los Illuminados gehört.“ Einige Sekunden herrschte Schweigen. „Ich glaube, ich habe da eine Idee….“ begann Hunnigan. Doch dann erklang nur noch Rauschen. Der Empfang war wohl gestört. „Hunnigan?“ rief Leon ins Funkgerät. „Hunnigan, bist du noch da?“ Doch als Antwort nur Rauschen. „Scheiße!“ fluchte Leon und steckte das Funkgerät wieder weg. „Das ist mal wieder mein Glück!“ „Und was jetzt?“ fragte ich. Leon wandte sich der Zugbrücke zu. „Nun...zurück können wir nicht. Also bleibt uns nur, uns hier umzusehen. In der Hoffnung einen anderen Ausweg zu finden. Wir sollten nur nicht erwarten hier auf Freunde zu treffen.“ meinte er dann. Und so setzten wir uns in Bewegung. Er hatte auch Recht, was hatten wir für eine Wahl? Der Innenhof der Burg war ziemlich leer, bis auf einen alten Schuppen voller Gerümpel und einen einzelnen kahlen Baum. Vor Kopf führte eine Treppe auf eine Art Galerie, die auf eine Tür rechts von uns zulief. Also erklommen wir die Treppe und steuerten diese Tür an. Auch der einzige Weg aus dem Innenhof heraus. Auf der anderen Seite war es ebenfalls still und menschenleer. Die Galerie zog sich kurz weiter, bis zu einer schmalen Steintreppe, die an einem Turm vorbei nach oben führte. Langsam gingen wir weiter, allerdings die Waffen gezückt. Das man nichts hörte, musste schließlich nicht heißen, dass niemand hier war. Was sich wieder einmal bewahrheitete, kaum dass wir das obere Ende der Treppe erreicht hatten. Zwar wurden wir nicht direkt angegriffen. Der kleine Vorhof in den wir kamen war menschenleer. Jedoch nicht die Türme, Balkone und Terrassen über uns nicht. Wir konnten drei oder vier Feuer dort oben sehen, die allerdings nur zu einem ganz kleinen Teil von Fackeln stammten. Im nächsten Moment konnten wir eine krächzende Stimme hören, die auf Spanisch befahl uns zu töten. Dann ein Klacken, ein unheilvolles Rauschen. Und im nächsten Moment schlug keine fünf Meter von uns entfernt ein gewaltiger brennender Klotz wie eine Bombe auf den Boden und zerbarst in tausend brennende Stücke. „In Deckung!“ brüllte Leon und stieß uns hinter den Turm in Deckung. Grade noch rechtzeitig, denn wenn uns schon nicht der Klotz an sich getroffen hätte, so hätten wir mit Sicherheit einige der Trümmerteile abbekommen. Keuchend kämpften wir uns wieder auf die Beine und Leon und ich schlichen wieder vorsichtig um die Ecke. Leon zückte sein Fernglas und versuchte sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. „Vier Katapultgeschütze...scheinbar jeweils mit zwei Leuten...“ murmelte er. „Kannst du die von hier unten erledigen?“ fragte ich ihn. „Schwierig!“ antwortete er zerknirscht. „Sie sind gut geschützt durch die Mauern, kommen nur ab und an ins Sichtfeld.“ Er blickte nach oben. Dann zeigte er auf eine Terrasse links von uns. „Wir müssten dort hoch, dann hätte ich bessere Sicht- und Schußbedingungen.“ Ich sah mich ebenfalls um. Scheinbar war diese Terrasse über eine Treppe auf der anderen Seite des Hofes erreichbar. Zumindest konnte ich die ersten Stufen einer solchen dort sehen. „Na dann los!“ sagte ich und wir rannten alle drei los wie der Teufel. Über uns erscholl wieder ein Feuerkommando und kaum hatten wir die ersten Treppenstufen erreicht, da schlug auch schon wieder einer dieser Feuerbrocken im Hof ein. Allerdings nicht nur da. Über uns auf den Terrassen auch. „Scheiße!“ rief Leon. „Die feuern aus allen Rohren!“ Langsam schlichen wir weiter vorwärts. Am oberen Ende der Treppe konnten wir erkennen, dass wir richtig waren. Links von uns lag ein großes Tor, wohl das Haupttor zum Schloss. Rechts von uns führte eine kleine Steinbrücke zu der Terrasse, die wir auch vorhin gesehen hatten. Darauf war eine aus Stein errichtete Hütte in der wir Licht sehen konnten. Allerdings auch sich bewegende Schatten. Irgendwer war wohl darin. Doch wir hatten keine Zeit weiter danach zu spähen, denn im nächsten Moment stieß Leon uns die Treppe ein Stück weit runter wieder in Deckung. Gerade noch rechtzeitig, denn im nächsten Moment schlug kurz vor der Brücke zur anderen Terrasse ein brennender Brocken ein. „Wir müssen in diese Hütte!“ rief Leon. „Dort haben wir Deckung und ich kann diese Kerle aufs Korn nehmen!“ Also, mal wieder eine Feuerpause abwarten und dann rennen was das Zeug hielt. Und wir hatten Glück, wir erreichten die Hütte. Hinter uns konnte ich gleich zwei Geschosse auf den Steinboden einschlagen hören. Allerdings hatte ich Recht gehabt. Die Hütte war nicht so menschenleer wie die ganzen Höfe. Kurz hinter dem Eingang erwartete uns jemand. Und wenn schon die Dorfbewohner gruselig waren, so schlug der hier alles! Er trug eine schwarze Mönchskutte, die tief ins Gesicht gezogen war. Es war eigentlich so richtig nur die Mundpartie zu sehen. Aber in dem Schatten unter dem Kapuzenstoff konnte man zwei glühende Kohlen leuchten sehen. Und sein Aussehen war noch nicht einmal das schlimmste. Vielmehr sein Verhalten. Denn er stand vor uns und wankte hin und her, wie ein Betrunkener. Dabei murmelte er irgendwas komisches immer wieder vor sich hin. Ich konnte nicht verstehen, was aber es klang nicht gut. Als er uns bemerkte, begann er auf uns zuzuwanken. Beinahe wie…ferngesteuert. Ich musste an das denken, was dieser Saddler gesagt hatte. „Wenn die Dinger schlüpfen, werdet ihr meine Marionetten!“ Genauso wirkte der Kerl hier. In jedem Fall schien er keinerlei Kontrolle mehr über sich selbst zu haben. Leon verschwendete daran scheinbar keine Gedanken und stanzte dem Typen sofort ein drittes Auge zwischen die ersten beiden. Der Kopf des „Mönchs“ flog zurück und Sekunden später sackte er zusammen. Ich konnte Ashley ängstlich wimmern hören. Verdenken konnte ich es ihr nicht. Da waren mir die Dorfbewohner doch lieber gewesen. Doch wir konnten damit keine Zeit verschwenden. Leon ging an das Fenster mit seinem Scharfschützengewehr in Stellung und nahm die erste Stellung der Feuerballwerfer aufs Korn. Zwei saubere Schüsse und zumindest das Katapult, das die Bälle auf die Terrasse vor uns schoss blieb still. Doch damit war unser Problem nur zur Hälfte gelöst. Denn wenn uns auch zwei der anderen Geschütze nicht gefährlich werden konnten (die Katapulte waren sehr massiv und wahrscheinlich nur schwer zu bewegen, zudem hatten sie eine festgelegte Reichweite) so hatten wir dennoch ein Geschütz, dass ebenfalls auf die Terrasse vor dem Haupttor feuerte. Und dessen Geschosse schlugen noch näher am Tor ein, wie das, was Leon gerade unschädlich gemacht hatte. Doch anders, als dieses Geschütz, war es von der Hütte aus kaum zu sehen. Dazu kam, dass es hinter einer etwas höheren Mauer lag. Die Mönche waren nur kurz zu sehen, wenn sie den Katapult beluden. Im Prinzip gab es nur eine Möglichkeit. Einer von uns musste die Typen zum Feuern animieren und Leon musste dann von vor der Hütte aus schießen. „Okay, Leon, ich renne los in Richtung Treppe, von wo aus wir gekommen sind!“ sagte ich zu ihm. „Du nimmst die Kerle aufs Korn, sobald sie feuern.“ Leon sah mich einige Sekunden zweifelnd an und beinahe sah es so aus, als wolle er das ablehnen. Aber schließlich nickte er. „In Ordnung. Aber renne so schnell du kannst und geh sofort in Deckung!“ sagte er dann. „Das hättest du mir nun wirklich nicht sagen müssen!“ sagte ich und wir gingen zum Hütteneingang. Es war noch ruhig. Leon trat zwei Schritte raus und spähte nach oben. Dann ging er in den Anschlag. „Okay, Katharina, los!“ sagte er dann und ich sprintete los. Kaum hatte ich die Brücke erreicht konnte ich auch schon wieder eines dieser rauhen Feuerkommandos hören. Und eine Sekunde später das unheilvolle Zischen eines brennenden Brockens, der in meine Richtung segelte. Doch ich war zum Glück deutlich schneller. Ich erreichte die Treppe rechtzeitig und ging in Deckung. Ich spürte die Erschütterung und hörte das Bersten, als der Brocken hinter mir einschlug. Und direkt darauf zwei dicht hintereinander folgende Schüsse. Dann war alles ruhig. Ich beschloss jedoch erst einmal noch in Deckung zu bleiben, bis Leon mir Entwarnung gab. „Alles klar, Ladies! Die Luft ist rein!“ hörte ich ihn dann auch und während ich die Treppe hoch kam, liefen die beiden bereits über die Brücke auf das Tor zu. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln machten wir uns an dem Tor zu schaffen. Es blieb nur zu hoffen, dass es nicht verschlossen war. Wir stemmten uns alle drei gegen die massiven Flügel. Leon die eine, Ashley und ich die andere. Und wir hatten Glück. Langsam und schwerfällig schwang das große Tor auf. Und wir kamen in eine Art weiteren Vorhof, von dem aus ein schmaler Gang um eine Ecke ging. Man konnte nicht erkennen, was dahinter lag, nur flackernder Feuerschein von einer Wandfackel war zu sehen. Schwer fiel das Tor hinter uns wieder zu. Das Geräusch hatte irgendwie was endgültiges. Als wären wir nun in diesem Schloss gefangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)