Geheimnisse von DhalaElenaAngel (Was in der Vergangenheit wirklich geschah) ================================================================================ Kapitel 15: Treffen ------------------- „Öhhh“, murmelte Ron, wechselte einen Blick mit einem sehr amüsiert grinsenden Draco. „Was genau tust du da?“, fragte er seine beste Freundin. Noch nie hatte er Cathie so erlebt. Nicht als Harry, nicht nach ihrer Geschlechtsumwandlung. Sie rannte immer wieder zum Schrank, zerrte Klamotten raus, warf sie dann aber direkt wieder frustriert auf ihr Bett. Morgen war Hogsmaedewochenende, aber sie wollte doch gar nicht gehen! „Ich suche nach Klamotten, in denen ich mich nicht lächerlich mache!“, stöhnte Cathie verzweifelt, verwarf den nächsten Pullover, der an ihr herunterhing wie ein Sack. Ja, sie hatte die Sachen so gewollt, aber… aber jetzt wollte sie einfach besser aussehen! Sie… wollte Bill ein wenig beeindrucken! Die… letzten beiden Tage hatte sie nur träumend zugebracht und einmal hatte sie sich, zu ihrem eigenen Entsetzen, dabei erwischt, wie sie Herzchen auf ihre Hausaufgaben gemalt hatte! „Lächerlich bei wem?“, fragte Draco irritiert. Seine kleine Schwester, als die er Cathie sah, hatte eindeutig ein Date, das sie vollkommen aus der Fassung brachte. Nur verdammt noch mal mit wem? Wen hatte sie denn treffen können hier in der Kammer? Nicht zu vergessen, dass sie ja auch seit Wochen nicht mehr in den Unterricht ging! Wer hatte es geschafft, sich an Onkel Sev vorbei zu mogeln?! Der Mann bewachte Cathie wirklich wie ein Adler! Gut, sie brachte sich leicht in Schwierigkeiten, aber wäre er betroffen, er hätte gesagt, es war wie in einem Gefängnis! Wie die Rothaarige damit klar kam, wusste er wirklich nicht. „Und weiß Onkel Sev davon?“ Abrupt wandte Cathie sich um, baute sich vor Draco auf. „Kein Wort zu Dad!“, verlangte sie. „Ich… das will ich ihm selbst sagen – aber sicher nicht sofort!“ „Okay“, meldete Ron sich zu Wort. „Mit wem zum Henker triffst du dich? Du bist schon seit Tagen so komisch drauf!“ Gut, eigentlich war sie es seit Wochen, aber seit zwei Tagen war sie total komisch! So, wie Hermine, kurz nachdem Viktor sie zum Ball eingeladen hatte. Außerdem wollte er wirklich wissen, wen er bedrohen musste und Draco schien es nicht viel besser zu gehen. Seufzend ließ Cathie sich im Schneidersitz auf dem Boden fallen, immer noch einen eigentlich ganz hübschen, sonnengelben, aber eben viel zu weiten Pullover in den Armen. Sie sah zu Ron, dann zu Draco. „Ihr… müsst versprechen, nicht auszurasten“, bat sie leise. „Cathie…“, warnte Draco die Jüngere. „Ein Name!“ „Schon gut!“, knurrte Cathie, bevor sie, ohne es selbst zu merken, wieder dümmlich zu grinsen begann. „Bill…“ „Ähhhh, Bill wie in mein Bruder Bill? Wie Bill, der dauernd eine Andere hatte? Der Bill?!“, fragte Ron nach mehreren Minuten Stille, denn ihm fiel absolut kein anderer ein, der noch diesen Namen trug und den die Jüngere kennen könnte. „Der Kerl, der eigentlich dein Professor ist?!“, fragte auch Draco entsetzt. Klar, dass die Jüngere das nicht sofort ihrem Vater erzählen wollte. Wo der ohnehin so viel von Weasleys hielt. Cathie nickte. „Und… er hat keine Anderen mehr!“, fügte sie mit dem Brustton der Überzeugung an. „A~ha?“, fragte Ron, der sich da alles andere als sicher war. Doch er hatte Cathie noch nie so gesehen, noch nicht mal damals, als Harry. Sie war so aufgedreht und vollkommen überzeugt. Er blickte zu Draco, es war nur ein kurzer Wechsel, doch er wusste, wo sie gleich hingehen würden. „Na, du musst es wissen“, meinte er daher sehr ausweichend. „Ich weiß immer noch nicht, was ich anziehen soll“, knurrte Cathie schließlich. Sie stand wieder auf, sah sich den Pullover noch mal an. Für die leichten Kleidchen war es einfach zu kalt und ganz ehrlich – sollte sie irgendwem begegnen, wollte sie sicher nicht in einem Fummel dastehen – was sie daran erinnerte, dass sie auch nicht wieder ihren Zauberstab liegenlassen sollte. Nicht schon wieder, Dad würde sonst ausrasten. Draco verdrehte die Augen, packte den gelben Rollkragenpullover. „Zieh den da und die Schlaghose mit den Stickereien an“, befahl er. „Und dann komm hierher, dann passe ich die Größe etwas an. Du solltest dann allerdings nicht gerade schon wieder in deinen Puschelhausschuhen durch die Gegend laufen, wie du es sonst so gern tust.“ Cathie knurrte, machte ein sehr obszönes Zeichen und verschwand kurz mit besagter Wäsche im Bad. Jungs konnten ja so idiotisch sein! War sie auch so gewesen? Hoffentlich nicht! „Ich hoffe, du weißt, was ich mit ihm tue, wenn er ihr wehtut“, knurrte Draco, wandte sich dem Rotschopf zu. „Er is im Unterricht ja echt cool und kann was, aber wenn er sie auch nur einmal betrügt oder darüber nachdenkt…!“ „Hetz ich ihm die Zwillinge auf den Pelz“, winkte Ron am. „Wenn man die an sich kleben hat, wünscht man sich nur noch den Tod.“ „Öh… du weißt, dass er dein Bruder ist?“ „Sie ist meine beste Freundin und ich weiß, wie viel sie durchgemacht hat“, konterte Ron, hielt aber dann die Klappe, als Cathie wieder auftauchte. Die Hose passte gar nicht mal so schlecht, aber der Pullover war ausgebeult und mindestens zwei Nummern zu groß. Na ja, so hatte sie ihn sich ja auch eigentlich ausgesucht. Auch Draco musterte seine kleine Schwester, runzelte die Stirn – und sprach schnell zwei Zauber. Der Pullover zog sich zusammen, bis er recht eng anlag. Er bildete einen hübschen Kontrast zu den Haaren, ohne Cathie übermäßig bleich wirken zu lassen. „So, Problem erledigt. Ein schönes, einfaches, harmloses Outfit. Wenn du ihm damit nicht gefällst – tritt ihn.“ „Ich… ich hab ihm sogar in der Latzhose gefallen“, murmelte Cathie, strich über den Pullover. „Okay, hiermit glaub ich offiziell, dass er mehr von dir will“; erklärte Ron grinsend. Denn eigentlich verlangte Bill von seinen Freundinnen Stil und Eleganz. Was er schon immer für übertrieben gehalten hatte. „Aber jetzt komm, bring das Chaos in Ordnung und dann müssen wir die Hausaufgaben erledigen!“ Percy sah auf, als es klopfte. Wer kam denn jetzt noch, so kurz vor Feierabend? Dabei hatte er sich den heut nach dem Chaos wirklich verdient! Er war wirklich erschöpft und wollte nur noch nach Hause kriechen, Penelope küssen und halbtot umfallen! Doch was er sah, überraschte ihn. „Bill“, stellte er fest. Na, er konnte ja schon fast dankbar sein! Es war nicht drei Uhr nachts sondern drei Uhr nachmittags. Das war eine durchaus manierliche Zeit. „Ich hoffe, du willst mich nicht wieder über Erektionsstörungen in Kenntnis setzen.“ „Percy!“, knurrte Bill, während er rot anlief, aber da war Niemand, der das hätte hören können, denn die Sekretärin hatte sich bei seinem Eintreten gerade vom Acker gemacht. „Oh, nein? Dieses Mal geht es nicht darum? Freut mich“, grinste der Jüngere, der sich den Seitenhieb nicht hatte verkneifen können. Jetzt noch bekam er hysterische Lachkrämpfe wenn er an den Ausdruck dachte, den der Andere vor ein paar Wochen gebracht hatte. „Was willst du dann?“ „Du hast doch Feierabend, komm, ich lad dich ein.“ „Danke, ich verzichte. Vor Allem auf den Alkohol.“ „Eigentlich dachte ich mehr an die Konditorei zwei Straßen weiter“, lockte Bill, der nun wusste, dass er es mit dem Bechern wirklich übertrieben hatte. „Ein Stück Kuchen und ein Tässchen Kaffee, na, von mir aus auch ein paar mehr.“ „Gut, von mir aus“, stimmte Percy zu, schon um Mitternachtsbesuchen vorzubeugen und he, er liebte Kuchen von Zeit zu Zeit und es war eine hervorragende Konditorei! Wer also war er, das abzulehnen? Er packte seinen Umhang, legte ihn elegant um und klappte seine Papiere ordentlich zusammen, gerade, als der Zeiger der Uhr auf die Drei vorsprang und somit das Ende seines Arbeitstages verkündete. Was gab es da Besseres, als sich das Ende des Tages versüßen zu lassen? Außerdem würde er gern doch noch mal mit Bill reden, da er noch immer nicht wirklich verstand, wie der sich so in ein so junges Mädchen hatte verschießen können. Bill grinste, ging an der Seite des Jüngeren aus dem Gebäude und den kurzen Weg in die von ihnen allen bevorzugte Konditorei, wo sie zu einem kleinen, etwas abgeschirmten Tisch geführt wurden. Sie bestellten auch direkt. „Nun?“, fragte Percy, als der Kellner ihm sein Stück Torte und den Kaffee gebracht hatte. „Wie sieht es aus an deiner… Erektionsfront?“, er hätte fast wieder gelacht, als er sah, wie Bill hastigst Privatsphärezauber um sie wob. „Sag mal, könntest du bitte…?!“ „He, DU bist um drei Uhr nachts bei mir aufgetaucht, um mir mitzuteilen, dass du ihn nicht mehr hoch bekommst! Erwartest du ernsthaft, dass ich dich nicht nach Strich und Faden verarsche, oh Brüderlein mein?“ „Wie lange muss ich mir das anhören?“, fragte Bill gequält. „Och, nur bis es einen von uns nicht mehr gibt“, beruhigte Percy den Anderen amüsiert. „Na, danke auch! Du bist so unfair!“ „Hab nie was Anderes behauptet. Und jetzt schieß los. Warum bist du jetzt schon wieder aufgetaucht, nein, falsche Frage, was hat sich an deiner Liebesfront getan?“ Allein das brachte Bill wieder zum dümmlichen Grinsen. „Ich treffe sie morgen“, erklärte er leise. „Wir… sind zusammen.“ „Aha? Seit wann und weiß Snape es schon? Wenn nicht – verlange ich einen Platz in der ersten Reihe, wenn du es ihm sagst!“ „Du bist ein Sadist!“, knurrte Bill. „Und nein, ich habe es ihm noch nicht gesagt, ich hänge ein wenig an meinem Leben und… ich will erst einen Plan, bevor ich mit ihm rede.“ „Ein Plan? Weil der deinen Hintern rettet? Süße Vorstellung“, nahm Percy dem Anderen jeglichen Wind aus den Segeln, doch dann ließ er von dem Thema ab. „Wie seid ihr eigentlich zusammengekommen?“ „Es…war seltsam“, murmelte Bill. „Eigentlich… ich wollte sie einfach nur sehen und Charlie hat mir gesagt, wann sie draußen ist. Sie… hat die Tiere mit versorgt, du hättest sie sehen sollen, sie sah so süß aus in ihrer Latzhose und dem zu weiten Pullover. Und dann… sie hat mich gesehen und ist ausgerutscht, ich wollte sie einfach nur auffangen, aber das Nächste, was ich weiß, ist, dass wir wie die Irren geknutscht haben. Es… es war, als wäre da ein unglaublicher Druck, dass wir es tun, als sei das schon lange überfällig und… Percy, es war so richtig, es hat sich gut angefühlt. Ich… hatte das Gefühl, etwas wiedergefunden zu haben…“ Er lächelte etwas, während er seine Kaffeetasse drehte und es war ihm, als würde er Cathie darin sehen können. Merlin, diese beiden Tage schienen gar nicht vergehen zu wollen! Er hatte sich schon gestern so stark zusammenreißen müssen, um nicht zu ihr zu rennen, egal, was der Tränkemeister gesagt hatte! Kurz zogen sich Percys Augenbrauen zusammen. Er war sich ja schon in der Nacht sicher gewesen, dass bei der Besessenheit des Anderen was komisch war, nun war er sich ganz sicher. So redete man nicht. Warum endlich geküsst, warum der Drang? Es klang… seltsam! Fast, als hätten die Beiden sich schon mal gekannt, was kaum sein konnte, denn Seelenwanderung war sehr selten. In der Regel traf man sich in der Nachwelt und war dort glücklich! Es gab keinen Grund, die elysischen Gefilde nach dem Tod erneut zu verlassen, da die weit schöner sein sollten, als die Erde! Doch… etwas Anderes machte eben auch keinen Sinn! Nun, er würde wirklich beginnen mit den Nachforschungen. „Du solltest es aber bald tun, sie ist sechzehn und Geheimnisse vor ihrem gerade gefundenen Vater könnte ihre Beziehung zu ihm wirklich kaputt machen und ich glaube nicht, dass du das willst, nur, weil du Schiss um deine Eier hast.“ „Ich… ich wollte morgen mit Cathie reden und… nächste Woche mit Snape“, erklärte Bill leise. „Zögere es nicht zu lange raus. Du hast Ron, der dir hilft und ich kann mich irren, aber Lucius hat recht viel Verständnis und ich würde es einfach mal versuchen.“ „Ich… ich werde mir etwas einfallen lassen“, versprach Bill, der nicht wollte, dass die Jüngere ihre Familie verlor, denn er wusste ja, wie wichtig ihm seine eigene war, auch, wenn er sich nicht immer so toll ihr gegenüber verhalten hatte. Sie war doch für ihn da, selbst Charlie, dem er die Nase gebrochen hatte. „Da bin ich dann gespannt“, merkte Percy an. „Dann komm, bezahl den Kuchen, spendier Penelope noch ein Stück und dann müssen wir weiter. Ich werde erwartet und du willst vermutlich irgendwas vorbereiten.“ „Stimmt“, lächelte Bill. „Ich… muss raus finden, was ich Cathie zu Weihnachten schenken kann.“ Voller Hass und stur wie immer knallte Ginny das Geschirr auf den Tisch, war ihr doch egal, wenn die Teller ihren Geist aufgaben. Selbst Hogwarts hatte besseres Geschirr! Es war so was von unter ihrer Würde, von diesem Müll ihr Essen zu sich nehmen zu müssen! Dazu hatte sie hier nie eine Auswahl! Sie hasste Eintopf! Und genau den sollte es heute geben! Ihre Mutter schien alles zu machen, was sie nicht mochte, nur, um sie weiter zu demütigen und ihr war schon gesagt worden, dass sie zu Midwinter nichts zu erwarten hatte, außer den Notwendigkeiten wie neue Schulbücher, mit denen sie, ohne den konfiszierten Zauberstab und ihre gebannten Kräfte, ohnehin nichts anfangen konnte! „Ginny! Wage es nicht, irgendwas kaputt zu machen, oder du kannst ohne was zu essen in dein Zimmer!“, herrschte Molly aufgebracht. Sie hatte langsam ihre Nase von diesem Benehmen wirklich voll. Seit mehr als einem Monat war ihre Tochter wieder zuhause und sie benahm sich schlimmer denn je, als sei sie eine zur Arbeit gezwungene Prinzessin, die sich für alles zu fein war. Dinge, die sie als Kind gemocht hatte, wie das Backen, waren dem Mädchen nun zuwider, immer wieder erzählte sie, dass sie etwas besseres sei, mehr verdient habe und als Reinblut Hauselfen haben sollte! Es war erschreckend. Diese Propaganda, in die die Fünfzehnjährige sich hineinsteigerte. Als wären die Sorgen um ihren Ältesten im Moment nicht genug! Nein, Ginny wollte und konnte ihre Fehler offensichtlich nicht einsehen. Im Gegenteil, sie beharrte darauf, richtig gehandelt zu haben. Dass Cathie nichts sei, als eine dreckige Slytherin, Tochter eines widerwärtigen Mannes, sozusagen Freiwild zum Abschuss freigegeben. „Ich will den Fraß ohnehin nicht! Das is widerwärtiges Armeleuteessen! Das kann kein Reinblut freiwillig zwischen die Zähne nehmen!“, brüllte Ginny, knallte den letzten Teller direkt auf die Erde. „Geh in dein Zimmer und lass dich nicht mehr hier unten sehen“, sprach Molly, hart und voller Zorn. „Dann wirst du eben nichts essen!“, sie konnte das nicht fassen! Erneut musste sie an Cathie denken und an den Zustand, in dem sie hierhergekommen war, sie hatte wochenlang gar nichts bekommen und ihre eigene Tochter schrie herum, weil es nicht jeden Tag ihr verdammtes Lieblingsessen gab! Was hatte sie erwartet? Ginny hatte versucht, einen Menschen zu ermorden! Dass Molly ihr dafür gratulierte?! Sie beobachtete, wie das Mädchen, das nur unter Protest den einfachen, selbst gestrickten Pullover und die alte Hose trug, nach oben in ihr Zimmer rannte, hörte, wie die Tür schlug, schüttelte traurig den Kopf. Sie hatte die Kleine zu sehr verwöhnt, das einzige Mädchen nach sechs Jungen. Ginny war immer ihre Prinzessin gewesen, ihre Kleine, die sie und Arthur um den Finger gewickelt hatte, aber sie wusste auch, dass sie damit weder sich selbst noch dem Kind einen Gefallen getan hatte. Sie musste mit Arthur und den Jungen reden, vielleicht fiel denen ein, was man mit dem sturen Teenager machen konnte, um sie wieder zur Vernunft zu bringen. Ginny dagegen knallte die Tür hinter sich zu, warf sich auf ihr Bett und heulte aus purem Zorn. Oh, sie hatte Hunger, aber auf ein zart gebratenes Hähnchen mit Salzkartoffeln und gedünstetem Gemüse, auf Pralinen und Trüffel, auf Auswahl! Nicht auf diesen miesen Resteeintopf, mit dem ihre Mutter Geld sparte, statt nun, wo sie mehr hatte, etwas ins Essen zu investieren! Nein, stattdessen pochte diese unmögliche, vollkommen aus der Form geratene Frau auf Wichtigeres wie Familie! Pah! Was nutzte einem denn so eine Familie?! Sie war eine Sklavin im eigenen Haus! Wie… Wie Bellatrix Lestrange es geschrieben hatte. Oh ja, sie hatte den Brief und ihre Entscheidung war schon vor drei Tagen gefallen, als Percy und die Zwillinge wieder über sie hergefallen waren und sie als Nutte beschimpft hatten, die keine Unze Ehre im Leib habe. Pah! Nur, weil die dumm genug waren, es nur mit einer zu treiben und an Langeweile zu krepieren, sollte sie denselben Weg gehen? Sie war für Höheres berufen! Und heute Nacht, heut Nacht würde es soweit sein! Endlich hatte Jemand ihren Wert und ihre Klasse erkannt! Kein Geringerer als der Dunkle Lord selbst würde sie heut Nacht in der Nähe des Hauses abholen und sie würde nur zu gern aus dem Fenster steigen und sich am Treffpunkt einfinden, alles und jeden verraten, der sie derart ans Messer geliefert hatte, denn man hatte ihr das Leben einer Königin versprochen, wenn der Krieg dann gewonnen war, sie, als einzige Überlebende einer hochrangigen Reinblutfamilie, eine Gründermutter einer neuen, besseren und mächtigeren magischen Gesellschaft, die nicht mehr nur aus Jammerlappen, sondern aus Herren und Sklaven bestand und sie würde Hunderte davon besitzen! Das hatte man ihr zugesagt. Der Lord würde ihr helfen, ihre Kräfte wiederzuerlangen, sie würde einen neuen, einen besseren Zauberstab bekommen und ja, sie würde ihre eigenen Eltern crucioen, bis sie sich blutig gebrüllt hatten, um sie anschließend umzubringen für die Schmach, die man ihr hier angetan hatte! Gut, dafür musste sie sicher ein, zwei Jahre Ärger und Stress auf sich nehmen, ein weniger angenehmes, Leben, aber das würde es so was von wert sein! Sie konnte es nicht erwarten, Ron, an den eigenen Eiern aufgeknüpft, an der Wand zu bewundern und Charlie die Hand abzuhacken, mit der er es gewagt hatte, sie zu schlagen! Aber erst, nachdem sie dessen Verlobten vor seinen Augen zu Tode gefoltert haben würde! Ja, sie wollte foltern und töten, denn man hatte auch sie gefoltert, ihr das Wichtigste überhaupt, ihre Magie genommen und sie arbeiten lassen wie eine Hauselfe! Nun, die Zeiten würden vorbei sein und sie würde, an der Seite des Lords, der sogar den Tod überwunden hatte, ein neues Jahrhundert einläuten! Entschlossen wischte Ginny sich die Tränen ab, das war einem Reinblut nicht würdig. Sie war mehr wert, als das, solche Beleidigungen würden sie künftig nicht mal mehr aufregen. Rasch setzte sie sich an den Schreibtisch und begann, einen Brief zu verfassen, der sich gewaschen hatte. Sie kündigte ihrer Familie die Loyalität und kündigte an, was sie vorhatte, dass sie etwas Besseres werden würde, als ihre jämmerlichen Brüder und der Vater über den Jeder sich lustig machte und ja, sie würde einst Lady Potter werden, egal, was Andere ihr sagten. Nachdem dieser Brief geschrieben war, packte sie ihre Tasche und begann, ein wenig Wäsche hinein zu füllen. Ihr waren ja neue, hübsche Dinge versprochen worden, daher brauchte sie nicht viel. Bilder schon mal gleich gar nicht oder diese lächerlichen Schulbücher! Sie würde die dunkle, die starke Magie lernen! Da musste sie sich nicht mit so einem Kinderkram abgeben! Mit kaltem Lächeln schloss Ginny, nachdem sie ein Bild von Harry Potter in den Rucksack gesteckt hatte, den Deckel, lauschte dann nach unten, wo ihre Mutter mal wieder ihren Vater über ihr benehmen volljammerte, vermutlich durch den Kamin. Es hätte ihr gleichgültiger nicht sein können und hätte sie die Möglichkeit gehabt, sie hatte ihre Eltern zum Abschied vergiftet, aber leider gab es keine gifthaltigen Pflanzen oder Stoffe irgendwo im Haus. Das musste sie sich für nach dem Sieg aufsparen, aber danach würde es kein Halten mehr geben! Damit legte Ginny sich auf ihr Bett, ihren Magen ignorierend. Das war nur vorteilhaft für eine gute Figur, mal nichts zu essen. Heut Abend würde ein Festmahl auf sie warten, da sollte sie vorweg nicht zu viel in sich hineinstopfen. Mit einem kalten Lächeln auf den Lippen döste Ginny schließlich ein, ihr Kopf voller herrlicher Pläne über ihr neues, ihr besseres Leben als elegante Reinblutlady. Nervös und immer wieder um sich sehend schlich Cathie die ihr vertrauten Gänge entlang, hin zum Raum der Wünsche. Sie trug tatsächlich die mit Silber bestickte Schlaghose, die recht eng saß und den nun in ihren Augen gerade noch so passenden Pullover. Ihre Haare hatte sie heute nicht nur offen, sondern mit Dracos Hilfe sogar ein wenig hergerichtet. Nicht viel, nur hier und da ein Strähnchen, aber genug, dass sie sich weit weiblicher fühlte, als sonst. Würde Bill auf sie warten? Sie hoffte es, aber sie wusste nicht, ob sie es glauben sollte. Doch, er würde es tun! Er musste es einfach! Die Küsse, die paar Momente im Stall, sie waren einfach so unvergesslich gewesen. Sie wollte das wieder haben! Dieses Gefühl, angekommen zu sein, nach endlos langer Suche, es war wie eine Droge, nach der man sofort süchtig wurde und die letzten beiden Tage waren die Hölle gewesen. Dauernd diese Zweifel und der Wunsch, einfach zu dem Anderen zu rennen. Egal, wer es sehen könnte. Dann noch Dad, der sie immer wieder komisch angesehen hatte, der regelrecht auf eine Erklärung gewartet zu haben schien, die sie aber doch noch gar nicht geben konnte, da sie selbst nicht wusste, was sie eigentlich gerade hatten. Gerade, als Cathie im richtigen Stock ankam, sah sie ihn. Bill. Da stand er, gegen die Wand gelehnt, die Arme verschränkt, die Augen geschlossen, gekleidet in eine einfache, schwarze Stoffhose und ein nicht ganz zugeknöpftes, weißes Hemd mit weiten Ärmeln, die ums Handgelenk sehr eng wurden. Er sah aus, wie ein Prinz. Ihr Prinz. Sie merkte kaum, wie sich ihr Schritt verlangsamte, gerade, als die blauen Augen des Anderen sich doch noch auf sie richteten. Cathie wusste nicht, was mit ihr geschah, doch in dem Moment schien es, als wäre ihr Körper fremdgesteuert. Sie flog regelrecht auf den Älteren zu, warf sich ihm in die Arme und hätte vor Erleichterung heulen können, als die sie sanft umschlossen und sie liebevoll geküsst wurde. Nie hätte Cathie gedacht, dass ein Mann bei einem Date so pünktlich war, immerhin war sie selbst ein paar Minuten zu früh. Bill wartete schon fast eine halbe Stunde, nichts hatte ihn mehr halten können, dabei war eigentlich immer einer seiner Standarts gewesen, Andere warten zu lassen. Doch das wollte er in dem Fall nicht. Je eher er bei Cathie war, umso besser! Also hatte er sich in der Nähe vom Raum der Wünsche an die Wand gelehnt, die Augen geschlossen, es kaum noch erwarten könnend, seine Kleine wiederzusehen. Er wusste nicht, wie lang er hier so stand, bevor er die leichten, schnellen Schritte hörte. Keine Stöckel oder Absätze, flache Schuhe. Er öffnete die Augen wieder – und sah sie. Dieses Mal in einer einfachen Schlagjeans, einem goldgelben Pullover und offenen Haaren. Viel mehr sah er gar nicht, bevor er Cathie in seinen Armen hatte, sie sanft küsste, sich einmal umsah, um sicher zu stellen, dass Niemand da war, auch die Bilderrahmen waren unbesetzt oder die Inhaber schliefen. Er würde sich, trotz Allem, nur sehr ungern dabei erwischen lassen, wie er als Professor, eine Schülerin knutschte. Daher lief er schnell, die Jüngere im Arm, drei Mal auf und ab, öffnete dann die Tür, selbst überrascht über das, was er vorfand. Es war ein Wohnzimmer, aber kein elegantes, überteuertes, nein, es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Fuchsbau, nur waren die Möbel nicht so abgenutzt und der Raum etwas größer. Die Wände schienen aus Holz zu bestehen, es war eher dämmrig, als würde es Abend sein, vor einem großen Kamin lagen mehrere weiche Felle, Schaf, wenn er das sah, im Kamin knisterte ein Feuer. Sonst gab es älter aussehende Ohrensessel, ein Sofa, einen Tisch, viel mehr befand sich hier gar nicht. Daran hatte er sicher nicht gedacht. Er grinste etwas, blickte zu Cathie. Nun, zumindest würde sie wohl nie einen Palast von ihm verlangen. Rasch trat er zum Kamin, setzte sich, die Jüngere im Arm behaltend, einfach auf die Felle. Erst, als Cathie merkte, wie Bill sich setzte, sah sie auf, musterte ihre Umgebung, die für sie sehr anheimelnd war. Seltsam, an so was Ähnliches hatte sie gedacht. Aber warum hatte das Zimmer auf sie und nicht auf Bill reagiert? Na, egal. Es gefiel ihr auch so. „Ich.. hab dich furchtbar vermisst“, flüsterte sie schließlich. Bill lächelte, strich leicht über die hellrosa Lippen, irgendwie sehr froh, dass Caitlyn tatsächlich ungeschminkt zu ihm gekommen war. Merlin, die Kleine war so süß! Er beugte sich etwas weiter vor, küsste sie erneut, langsam dieses Mal, sanft. Er wusste, er könnte so den gesamten Tag verbringen. „Ich dich auch“, gab er leise zu. „Es… es ist… als… als wäre das hier nicht das erste Mal“, murmelte Cathie die sich schließlich neben den Älteren setzte, ihre Ballarinas, die sie vorher noch nie angehabt hatte, abstreifte und sich dann an Bill kuschelte. Es war ihr so vertraut, der Arm, der sie noch näher an den starken Körper zog, so, dass ihr Kopf jetzt auf seiner Brust ruhte und sie sein Herz beruhigend schlagen hören konnte. „Ja“, nickte Bill, der sich ja Dasselbe auch schon gedacht hatte. Er strich über die offenen Haare, spielte mit den herrlich weichen, langen, dunkelroten Strähnen. Es war auch das erste Mal, dass er bereit war, es seit Fleur so langsam angehen zu lassen. Kuscheln, küssen, ein Kaminfeuer. So, wie er sich ein perfektes Date vorgestellt hatte. Nicht Sex nach einer Stunde und drei Flaschen Alkohol. Nein, das hier war so viel mehr und so viel besser. Denn auch Fleur – nun, sie war es gewesen, die zu Beginn des zweiten Dates praktisch nackt auf dem Bett gesessen hatte. Voll geschminkt verstand sich. Damals hatte er das cool gefunden, doch nun verstand er. Es war kaum anders gewesen, als die Weiber, die er seit September gehabt hatte. Sie war nichts für ihn gewesen, er nichts für sie. Denn im Grunde hatte er damals schon gewusst, dass er etwas ganz Anderes brauchte. Cathie wusste nicht, wie lang sie einfach nur so da lagen, sie halb auf dem Rotschopf, der Ältere unter ihr, sie haltend und fast dauernd streichelnd. Das Feuer knisterte leise, es war herrlich warm. „Was… was passiert jetzt mit uns?“, fragte sie aber dann doch nach einer ganzen Weile. „Ich… ich will mich nicht verstecken, ich… ich will Dad nicht so verletzen, aber… ich… ich weiß nicht mal, ob... ob du mehr willst“, brachte sie schließlich heraus. „Oh, Cathie“, flüsterte Bill, setzte sich ein wenig auf, zog die Jüngere ganz auf sich, küsste sie, während er mit seiner freien Hand mit ihren Fingern spielte. „Ich würde dich um nichts in der Welt mehr hergeben, so komisch das auch sein mag, das habe ich dir doch gesagt. Und ganz sicher will ich dich nicht geheim halten. So schwer es mir auch fällt, ich werde später mit deinem Vater reden.“ „Ich… geh erst zu Lucius“, schlug Cathie leise vor. „Er… ist glaub ich, etwas lockerer und er kann Dad beruhigen, wenn der ausflippt. Und… vielleicht gehen Lucius und du auch erst… zu Albus.“ Denn sie wusste, ihr Vater würde ausrasten und ja, sie hatte selbst etwas Angst davor, aber Merlin, sie konnte und wollt nicht verzichten. Noch nie hatte sie so gefühlt und sie wusste einfach, dass es immer so bleiben würde. Zwei Puzzleteile, die endlich wieder zusammengesteckt waren. Bill nickte einfach nur. Ein Vorschlag, den er sich zu Herzen nehmen würde. Er sollte auch wirklich noch mal mit Percy reden und den als Verstärkung dabei behalten. „Es wird alles gut werden“, versicherte er seiner Kleinen sanft, strich wieder über ihre Seite. Keiner der Beiden bemerkte den alten Druiden in einem der Bilderrahmen, der die beiden beobachtete. Er lächelte etwas, runzelte dann aber die Stirn. Er hatte viel gehört, den Mann eine Weile beobachtet, der tatsächlich war, wen er erhofft hatte. Also würde er sich auf einen nicht ganz leichten Weg durch fremde Bilderrahmen machen, denn ja, der Tränkemeister war sehr beschützend und es würde ihm schwer fallen, gerade diesen Mann ohne guten Grund an der Seite seiner Tochter zu dulden. Er musste verhindern, dass es zum Schlimmsten kam und die Geschichte sich wiederholen würde. Das war schon zu oft geschehen. Eine weitere Wiedergeburt würde es, bei der Dunkelheit der jetzigen Zeit nicht geben. Er musste handeln. Bill wusste nicht, wie viel Zeit verging, irgendwann hatte auch er seine Schuhe ausgezogen, Cathie, die von Anfang an etwas erschöpft gewirkt hatte, war tatsächlich auf seiner Brust eingeschlafen und er hatte die Zeit damit verbracht, sie zu beobachten. Irgendwann war dann Essen aufgetaucht, er hatte die Jüngere geweckt, sie mit kleinen Bissen gefüttert. Er war immer noch fasziniert von ihr, jede Bewegung war so vertraut und doch so neu, so unschuldig und doch auf ihre ganz eigene Weise edel. Sie hatte keine Scheu, mit den Händen zu essen, stellte gar keine Ansprüche und war sehr kuschelig. Bei Fleur hatte er so etwas sehr schnell aufgegeben, es hatte keinen Spaß gemacht. Nach dem Sex hatte er meist ein Buch gelesen oder sich direkt geduscht, während sie geraucht hatte, dabei hatte er sie mehrfach gebeten, das nicht zu tun, weil er den Mief nicht ertragen hatte. Und wenn er jetzt, mit dem Abstand darüber nachdachte – was hatte er mit Fleur schon getan, als entweder genervt zu sein, oder Sex zu haben? Eine Unterhaltung oder eben mal wie hier, einfach angenehme Stille, das hatte er gar nicht gekannt, sich immer gewundert, wie seine Eltern das machten, da er sich doch so sicher gewesen war, Fleur zu lieben. Nun, er wusste es jetzt besser. Und er würde schon morgen mit Snape reden. Zusammen mit Percy, wobei, vielleicht sollte er wirklich erst mit dem Anderen ein Treffen mit Lucius und Albus organisieren. Ja, das würde er dann morgen tun! Je schneller, umso besser. Cathie fühlte sich einfach unglaublich gut. Sie genoss die Wärme und die Ruhe, von Zeit zu Zeit ein paar leise, aber liebevolle Worte, während das Feuer einfach weiter knisterte. Bill wollte sie und er würde sie nicht aufgeben, er war bereit, mit Dad zu reden. Also was konnte sie mehr wollen? Und das Beste – sie hatte sogar ein wenig geschlafen. Ohne Alpträume und ohne Angst. Besser, als seit Jahren und das schloss die Nächte mit ein, als Traumlostrank noch gewirkt hatte. Nicht zu vergessen, dieses herrlich warme Gefühl, das die gesamte Zeit in ihrem Bauch war, das Kribbeln auf ihrer Haut, wenn Bills Hand über ihre Wange geisterte. Umso enttäuschte war sie, als Bill schließlich meinte, dass es fünf Uhr abends sei und sie sich wohl wieder sehen lassen mussten, wenn sie eine allgemeine Panik und eine hysterische Suche vermeiden wollten. Nur unwillig richtete Cathie sich auf. „Ich… will gar nicht gehen…“ Bill konnte gar nicht anders, als zu lächeln. Er küsste die Jüngere erneut, kurz konnte er nicht anders, als mit einer Hand unter den eng anliegenden Pullover zu gleiten, dort über die weiche Haut zu streichen. „Ich auch nicht“, gestand er leise, sah in das so herrlich zarte Gesicht. „Wollen wir uns morgen kurz treffen?“ „Ja!“, rief Cathie sofort. „Ja, bitte! Ich… ich mag nicht wieder tagelang ohne dich… rumlaufen.“ Sie konnte die Gefühle gar nicht fassen, die die Finger auslösten, die leicht über ihren Nabel strichen. Das brachte Bill wirklich zum Lachen. „Gut, treffen wir uns im Klassenzimmer für Verteidigung? Da ist am Sonntag ohnehin Niemand.“ „Um elf?“, schlug Cathie leise vor. „Ich… muss vormittags was erledigen“, erklärte Bill. Aber so gegen fünf Uhr abends? Dann können wir zusammen essen.“ Cathie seufzte, doch sie nickte. Nicht, dass ihr was Anderes übrig blieb. „Dann bis morgen…“, sie stand auf, schlüpfte in ihre Schuhe und verließ, nach einem Kuss und einer langen Umarmung unwillig den Raum der Wünsche. Bill selbst setzte sich noch mal, strich über seine Haare – und wusste, er steckte tief in der Patsche. Er wollte nur hinterher und Cathie zurückholen, sie in seinem Quartier unterbringen. Aber leider gingen nicht alle Wünsche so schnell in Erfüllung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)