Geheimnisse von DhalaElenaAngel (Was in der Vergangenheit wirklich geschah) ================================================================================ Kapitel 8: Ein neuer Anfang --------------------------- „Ich freu mich wirklich“, lächelte Charlie, ließ eine weitere Umarmung seiner Mutter über sich ergehen. Mit so was hätte er im Leben nicht gerechnet, aber im Nachhinein fand er die Idee gar nicht schlecht, Hogwarts mit eigenen Drachen zu schützen. Natürlich würde Norbert mitkommen und dessen Gefährtin, ein ungarisches Hornschwanzweibchen, dasselbe Tier, gegen das Cathie einst beim Turnier gekämpft hatte. Er würde sich um deren Betreuung kümmern und die älteren Jahrgänge unterrichten, so Hagrid etwas entlasten. Und nicht nur das, Albus hatte auch Jacob eingestellt, als Ersatz für diese Ziege, die es gewagt hatte, seinem kleinen Bruder, der nun seine kleine Schwester war, so weh zu tun und die auch so viele andere Kinder verletzt oder falsch behandelt hatte. So sehr, dass eine Untersuchung gezeigt hatte, dass zwei Jungen und ein Mädchen, alle drei Halbblüter, nie Kinder bekommen konnten. Und als Ausrede hatte sie angeführt, dass sich Dreck nicht fortzupflanzen habe. Nun, das würde Jacob nie machen. Der Mann fürchtete zwar doch etwas, dass er dem Job mit Kindern nicht so gewachsen war, doch es war nur eine Übergangslösung, sie hatten auch nur Verträge für ein Jahr unterschrieben, in Absprache mit dem Reservat und mit Möglichkeit auf Verlängerung eines weiteren Jahres, doch mehr Zeit würden sie wohl nicht in England verbringen. Charlie hatte lang mit Jacob geredet, der hatte zugestimmt, verstehend, dass er seiner Familie in den Zeiten des Krieges nun einmal helfen musste. Er blieb ja sogar ebenfalls. Das Lustige war, dass auch Bill angestellt worden war, für Verteidigung gegen die dunklen Künste natürlich. Wobei sein Bruder ja im Moment ohnehin seltsam drauf war. Diese Schnepfe, die sogar versucht hatte, die Zwillinge und ihn anzumachen und die sicher alles genagelt hatte, was nicht bei drei auf den Bäumen war, hatte er in den Wind geschossen, das Problem aber war, dass er nun anfing, alles aufzureißen, was auf ihn reagierte. Was viele Leute waren, denn Bill entsprach wohl dem feuchten Traum von vielen Frauen. Und scheinbar suchte er sich bei der Auswahl die er hatte, wieder die Falschen aus. Aber dieses Mal ganz bewusst, als wolle er nur ein Abenteuer. Druck ablassen. Vielleicht war es so, doch Charlie machte sich Sorgen. Ja, er hatte eine Weile auch rumgehurt, wie ein Irrer, erst Jacob hatte ihn von dem Trip runtergeholt, aber er war nie ein derartiger Familienmensch gewesen, wie der Ältere. Bill hatte immer davon geträumt, eine Familie zu haben, eine Frau so zu lieben, wie Dad ihre Mom liebte. Jemanden auf Händen tragen und schützen zu können. Das entsprach auch dessen Charakter! Aber das, was sein Bruder da im Moment machte, damit schadete er sich doch nur selbst, oder? Und er hasste es, Bill, den er selbst, als er jünger gewesen war, so bewundert hatte, so zu sehen. Gestern war er besoffen gewesen und hatte nach Parfum gestunken, als habe er in dem Zeug gebadet. „Wo ist Bill?“, frage er schließlich seine Mutter, als die aufgehört hatte, ihn zu erdrücken und in Jacob ein neues Opfer gefunden hatte. Seufzend ließ Molly ihren Fastschwiegersohn los, schüttelte dann den Kopf. „Ich habe keine Ahnung“, gab sie zu. „Er ist gestern Abend verschwunden und noch nicht wiedergekommen. Hat was von einer Feier gesagt.“ Sie setzte sich auf einen der Stühle am Küchentisch, blickte dann auf die Uhr an der Wand. Zumindest stand der Name Bill nicht mal in der Nähe von Gefahr oder Todesnähe. Das Einzige, was sie beruhigte. Dann aber riss sie sich zusammen. Der Junge hatte vielleicht ein wenig Spaß nötig, so wenig sie selbst davon hielt, doch wer war sie, sich einzumischen, solang keine Seite Schaden nahm` „Idiot“, murrte Charlie, setzte sich ebenfalls. „Aber sag mal, Jacob. Du warst doch gerade in Malfoy Manor. Wie geht es Ron und Caitlyn?“ Für sie war es einfach, als habe sie eben noch eine Tochter dazu bekommen und auf Ginnys komisches Gejammer ging sie gar nicht ein. Sie hatte dem Mädchen nicht mal gesagt, dass Harry jetzt ein Mädchen war, einfach nur froh, dass sie zu dem Zeitpunkt bei einer Freundin gewesen, regte sich auf, dass Harry sich nicht verabschiedet habe. „Ron ging es hervorragend“; lächelte Jacob. „Er hat mit Draco und Cathie gespielt. Im Garten. Und ihr… nun, es geht ihr auf jeden Fall besser“, erklärte er. „Professor Snape ist sehr sorgsam, was den Umgang mit ihr angeht“, fügte er amüsiert an. „Was heißt das denn?“, fragte Molly verwirrt. „Nun, er leugnet es, aber ich denke, seine Tochter hat sich einen Weg in sein angeblich nicht vorhandenes Herz geschlichen“, grinste Jacob. „Er ist dauernd in ihrer Nähe und wenn er gerade Salben oder Tränke, meist für sie, braut, setzt er seinen Lover auf die Kleine an. Sie hat neue Kleidung bekommen, ihr Zimmer ist so eingerichtet worden, wie es ihr wohl sicher besser gefällt. Sie darf nicht mehr dauernd in einem Raum bleiben, wird zum Lernen angehalten und abgelenkt.“ „Das ist gut“, lächelte Molly. „Die Kleine hat sich eine Familie verdient. Sie ist so ein gutes Kind, schon immer gewesen und es tut mir weh, wenn ich daran denke, dass ich auch immer gedacht habe, dass die Kinder übertreiben.“ Ja, das hatte sie gedacht, als Fred und George damals zu ihr gekommen waren. „Ich denke, sie hat genau, was sie braucht. Es wird nicht leicht werden, es wird Rückschritte geben, da bin ich mir sicher, aber am Ende wird sie haben, was sie sich gewünscht hat.“ „Na, dann bleibt ja nur noch zu hoffen, dass sie auch einen guten Mann findet“, lächelte Molly, sah dann zu Charlie. „Was meinst du? Ron hat immer gesagt, das Einzige, was sie wirklich will, ist eine Familie.“ „Was ich denke?“, fragte der Drachenzähmer amüsiert. „Dass jeder Kerl, der es ernst mit ihr meint, durch die Hölle gehen muss, denn etwas sagt mir, dass auch ein Drachenzähmer bei Drachendaddy Snape nicht ungeschoren davonkommen würde. Was Jacob erzählt hat…!“ „Ja, das könnte sehr amüsant werden“, stimmte der unbesehen zu. „Nicht zu vergessen die Schlange Lucius, freundlich, wenn man ihn beobachtet, aber wehe, man wendet sich ab und er scheint sie auch als Tochter zu sehen.“ „Und uns! Die rote Pest!“, beendete Charlie die Aufzählung. „Ja, ich würde sagen…!“ „Welche Pest?“, fragte Bill in dem Moment stöhnend. Er war mehr oder weniger gerade erst aufgestanden, vollkommen erschöpft und mit Kater, kam dann ins Haus und wurde auch noch von Lachen empfangen! Gut, es war lustig gewesen, solang er besoffen gewesen war, er war zwischen zwei geilen Bräuten aufgewacht, etwas, das er laut Fleur nie hätte haben können, aber jetzt fühlte er sich irgendwie… dreckig, er konnte sich nicht helfen. Und missgelaunt. Da kam ihm das Lachen hier so was von ungelegen! „Geh ins Bad und nüchtere dich aus“, gab Molly nur ohne viel Mitleid zurück. „Liebeskummer rechtfertigt so ein Auftreten sicher nicht, junger Mann!“ Charlie sah seinem Bruder nur hinterher, schüttelte den Kopf. Was war nur los? Warum benahm der Andere sich so, tat sich derart weh und merkte es nicht mal? Bill hatte vorher nie einen Kater gehabt, nicht mal nach den berüchtigten Besäufnissen nach Quiddichturnieren! Der Andere war doch sonst immer so vernünftig gewesen! „Charlie, er wird sich fangen“, sprach Molly leise. Sie sah die Gedanken ihres Sohnes deutlich auf dessen Gesicht, sah ihrem Ältesten kurz hinterher. „Er hat sich mit dieser Frau eine Traumwelt aufgebaut, ohne die Realität zu sehen, er muss erst damit klar kommen, dann wird er auch wieder er selbst. Gib ihm Zeit.“ „Er macht sich selbst kaputt“, murmelte der Andere, froh über die Hand seines Verlobten, die sich leicht auf seinen Oberschenkel legte und ihn beruhigte. „Nur, bis er etwas hat, bei dem er merkt, dass es sich zu kämpfen lohnt“, winkte Molly ab. Sie wusste einfach, Bill würde sich fangen. Jedes Kind machte mal eine schwierige Phase durch, Ron vor zwei Jahren, Charlie als er im Drachenreservat begonnen hatte – und Bill eben jetzt. Es war soweit. Nervös biss Cathie auf ihren Nägeln herum, zumindest so lang, bis Draco ihr die Hand wegschlug und sie nur mit diesem Blick ansah. Der Blick, der besagte, dass sie eine Malfoy und eine Snape war und sich entsprechend zu benehmen hatte, man würde nicht auf Nägeln kauen. Aber das beruhigte sie wenigstens immer ein bisschen. Es war Schulanfang. Die letzten Wochen waren an ihr vorbei gerauscht, ohne, dass sie es wirklich zur Kenntnis genommen hatte. Zwischen immer wiederkehrenden schlechten Träumen, Snape, der sie beruhigte und sie sogar in die Arme nahm, Malfoy, der ihr sagte, wie sie sich zu bewegen hatte, Tranknachhilfe von Draco und den Hausaufgaben für die Ferien, die sie machen musste, obwohl sie offiziell als neue Schülerin anfing war die Zeit irgendwie im Nachhinein sehr schnell vorbei gegangen. Es war nicht wie bei Vernon und Petunia gewesen, wo sie die Sekunden manchmal hatte zählen können und wo sie sich nur von Prügel zu Prügel gehangelt hatte. Zwar traute Cathie der Sache noch immer nicht, aber es war fast gewesen, als habe sie eine Familie. Wie ihre Mutter im Traum es ihr versprochen hatte. Und Snape hatte nicht ein einziges, böses Wort verloren. Allerdings hatte sie wirklich Angst, dass sich das jetzt ändern könnte. Was einer der Gründe für ihre Nervosität war. Dann war da natürlich noch all das Andere, was heute kommen würde. Die Schüler, die sie ausfragen würden, die seltsamen Blicke der Lehrer, die nicht wussten, wer sie mal gewesen war, die Tatsache, dass sie statt einem Rock eine Hose zur Schuluniform trug. Na ja, zumindest hatte Professor Dumbledore, den sie privat allen Ernstes Albus nennen sollte, sie schon heut Morgen neu sortiert. Sie war, wenig überraschend, tatsächlich bei den Schlangen gelandet, aber Ron hatte versprochen, dass sie sich trotzdem oft sehen würden, er sei weiterhin ihr großer Bruder und sie hätte ja zwei weitere, die auf sie aufpassen würden, nun, wo Bill und Charlie hier arbeiten würden. Und Jacob, Charlies Verlobter, ihr neuer Heiler, zu dem sie dauernd geschleppt wurde. Auch, wenn Ron ja eigentlich ein Gryffindor war, saß er heute bei ihnen, was Cathie doch sehr beruhigte. Die Anderen, also die Lehrer, saßen auch schon auf ihrem Platz, alle außer McGonagall, die nachher mit den neuen Erstlklässlern rein kommen würde. Das hieß, wenn die Schüler gleich rein stürmen würden, saß sie praktisch auf dem Präsentierteller. Sie fühlte sich, trotz der Hose, gerade sehr, sehr nackt, versuchte, ihre Robe enger um sich zu ziehen. „Ruhig“, bat Ron leise. „Wenn Jemand panisch sein sollte, wäre das wohl heut ich, bedenkt man, dass ich, der Vorzeigegryffindor, gerade bei den Schlangen hocke“, merkte der Rotschopf an, fühlte noch mal nach den Tränken, die er in seiner Tasche hatte. Snape hatte ihn allen Ernstes abgefangen und ihm unter Todesdrohungen klar gemacht, dass er dafür zu sorgen hatte, dass seine Tochter die nehmen sollte. Aber ganz ehrlich – Snape hatte irgendwie ganze Arbeit geleistet. Cathie sah viel besser aus als sonst nach dem Sommer, nicht ganz so spindeldürr, sie hatte, seit der Mann das nachts ein Mal mitbekommen hatte, nur noch ein einziges Mal nachts gekotzt, war viel erholter und Snape war nicht mehr ganz so gemein zu ihm. Na ja, zynisch eben aber eigentlich fast schon wieder ein bisschen witzig. „Keine Sorge“, grinste Draco nur. „Ich werde den armen Löwen schon schützen.“ „Du sollst selbst aufpassen“, erinnerte Ron ruhig. Auch der Blonde hätte in Snapes Quartieren bleiben müssen, hätte er nicht als Präfekt ein Recht auf ein einzelnes Zimmer, eine Sicherheitsmaßnahme, da eben nicht alle Eltern von Slytherins gegen den Lord waren oder begeistert darüber, dass Snape und Malfoy sich von Diesem abgewandt hatten. „Ich bin eine Schlange“, gab Draco trocken zurück. „Ich war jahrelang ihr Prinz und nach Außen werde ich es bleiben, ich wittere einen Putsch auf eine Meile.“ „Ja, Diktatoren sollen war ein wirklich feines Gefühl für haben – Tipp – Luna mag so was gar nicht“, stichelte Ron, doch es war keine Bösartigkeit mehr dahinter. Es war eine Plänkelei, wie er sie auch mit seinen Brüdern hatte. Und nichts Anderes war Malfoy ja nun wohl. Auch, wenn er jetzt aus der Masse der Rotschöpfe weit mehr herausragen würde, als Harry Potter es getan hatte, denn Cathie war selbst ein, wenn auch etwas dunklerer, Rotschopf. Draco beschränkte sich auf ein Grinsen, er fand den Humor des Anderen eigentlich ganz lustig, sah dann auf, als es lauter wurde und die ersten Kinder, einige Huffelpuffs, in den Saal liefen, ohne sie groß zu beachten, sich an ihren Haustisch setzten. Ja, und dann stürmten die Kinder rein, erst mal, ohne Cathie oder ihn groß zu beachten. Doch Draco blieb aufmerksam, er sah auch die Drohungen einiger Leute, Ravanclaws, die es für vernünftig hielten, sich auf die Seite der scheinbar Stärkeren zu stellen und die unauffällig drohten, einige sehr wenig versteckte Andeutungen von fanatischen Syltherins, die sich demonstrativ wegsetzten. Doch das war ihm gleich. Blaise und Pansy setzten sich direkt zu ihm, zusammen mit Milly. „Maaan, bin ich froh, zurück zu sein!“, begann die auch gleich. „Ich hab gehört, Snape hat eine Tochter? Die soll dieses Jahr auch hier sein!“ „Jap“; bestätigte Draco, ohne eine Miene zu verziehen, deutete dann aber auf die Lehrertafel. „Kommt, es geht los.“ Cathie war kaum in der Lage, zuzuhören, außerdem war es im Grunde immer dieselbe Rede. Auch das Sortieren interessierte sie wenig, sie umklammerte weiterhin ihre Robe und musste sich zusammenreißen, um nicht wieder an den zumindest aber nur farblos lackierten Nägeln zu kauen. Darauf hatte Malfoy nachdrücklich bestanden, man musste sich pflegen, das betraf nicht nur duschen und Haare waschen, sondern eben auch Nägel, Schminke, so was Dummes und Unangenehmes wie Wimpern zupfen und im Notfall schminken. Nur hatte sie da dann ganz gestreikt und statt der flittrigen Spängchen und Bänder trug sie ihre Haare in einem simplen, straff geflochtenen Zopf, so nervten sie am allerwenigsten. Dann konnte man sich einreden, sie wären gar nicht da. Denn für sie waren die einfach zu lang. „… außerdem haben wir in diesem Jahr mehrere neue Lehrkräfte!“, verkündete Albus nun, blickte über die Masse der Schüler. „Professor William Weasley wurde uns von Gringotts zur Verfügung gestellt und wird nun den Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste leiten, Professor Charles Weasley wird magische Kreaturen unterrichten, zudem stieß auch Heiler Jacob Janson zu uns und wird die Krankenstation leiten.“ Er wartete den Applaus ab, während die Angesprochenen kurz ihre Köpfe neigten. Dann glitt sein Blick zu Severus‘ Tochter, er hatte sie ursprünglich erwähnen wollen, doch Severus hatte ihm angedroht, dass er dann in seinem Leben nie wieder auch nur ein einziges Zitronenbonbon sehen würde, also schwieg er. Ohne seine Drops fühlte er sich nicht zurechnungsfähig. Böser Junge, dass der ihn so erpresste! Erst, als Cathie sicher war, dass ihr Name nicht mehr genannt werden würde, entspannte sie sich etwas, ließ sich auch drängen, etwas zu essen und zu trinken. „Und wo ist seine Tochter nun?“, fragte Pansy ruhig. „Sie wurde nicht vorgestellt.“ „Sie mag es nicht, ins Licht gezerrt zu werden“, erklärte Draco. „Gut, warum ist Weasley hier?!“, mischte sich Blaise ein. „Weil ich es offensichtlich will“, schlug Ron vor. „Lasst ihn, er ist ein Freund.“ „Aha?“, fragte Millie nun auch interessiert. „Was genau hat sich geändert? Und wer ist eigentlich die Neue? Warum ist sie nicht mit den Anderen sortiert worden? Und seit wann sitzt eine Zweitklässlerin bei dir?“ „Ich bin keine Zweitklässlerin“, zischte Cathie sauer. „So klein bin ich nun auch wieder nicht!“ „Oh, sie redet.“ „Gibt es hier ein Problem?“, fragte Severus in dem Moment. Er hatte die Kinder beobachtet und erst etwa in der Mitte des Festes begannen die Slytherins scheinbar, seiner Tochter zu Leibe zu rücken. Also stand er von der Tafel auf und machte sich auf den Weg, nicht sehend, wie er damit Janson oder die erwachsenen Weasleys amüsierte. „P…P…Professor“, nuschelte ein anderer Slytherin, dem gerade ein wirkliche unflätiger Kommentar in Richtung dieses knochigen Kindes auf der Zunge gelegen hatte. „Sie machen sich gerade über Cathie lustig!“, knurrte Ron böse. „Nur, weil sie eben klein ist!“ „Meine Tochter ist nicht klein, sondern zart gebaut“, zischte Severus mit eisiger Stimme, automatisch eine Hand auf ihre Schulter legend. „Und der nächste Kommentar oder das nächste versuchte Mobbing und ihr werdet euch für die nächsten vier Wochen bei Filch melden können! Habe ich mich ein für allemal klar ausgedrückt! Ihr seid Schlangen! Benehmt euch gefälligst auch so!“ Verdattert sah Cathie zu dem Älteren auf, der sie gerade aber gar nicht ansah, sie spürte nur die seltsam beruhigende Hand auf ihrer Schulter. Und am liebsten hätte sie geweint. Tochter. Er hatte sie Tochter genannt! Das erste Mal überhaupt! Und er schimpfte nicht, weil sie nicht gerade saß, er nahm sie in Schutz! Es war für sie ein unglaubliches Gefühl. Ja, sicher. In den Ferien war Snape da gewesen, aber irgendwie hatte sie damit gerechnet, dass sich das jetzt erledigt haben würde. „Das…! Das…!“ „Ja, Mister Grant, das, das, das, das da ist meine Tochter! Und hören Sie auf mit dieser lächerlichen Stotterei!“ „Ja… ja Sir“, knirschte der Junge schließlich, starrte auf diesen Mickerling. Snapes Tochter? Die Tochter eines Verräters! Die sollte sich warm anziehen! Er würde nachher seiner Verlobten Bescheid geben, die sollte der Zicke das Leben im Schlafsaal zur Hölle und ihr Angst machen, etwas petzen zu gehen! „Davon würde ich ganz dringend abraten“, zischte Severus, der sich jetzt über das Mädchen zu dem Bengel beugte, dessen rechten Arm packte und sehr fest zudrückte, wissend, dass das höllisch weh tat, denn der Idiot konnte erst seit Kurzem gebrandmarkt worden sein. Er war jahrelang in diesem Glauben erzogen worden, wieder einer, den er nicht retten konnte. „Ein Haar auf dem Kopf meiner Tochter, das ich gekrümmt vorfinde und ER wird noch nicht mal mehr einen Fitzel Asche von seinem angeblichen Spion bekommen, Sie unfähiger, idiotischer Kindskopf!“ Cathie verstand gar nicht, was nun schon wieder abging, was aber ganz klar und für sie unglaublich war, war, dass sie von einem Erwachsenen in der Öffentlichkeit beschützt wurde. „Äh… Direktor“, merkte Bill vorsichtig an, als er das Schauspiel, so, wie einige andere Professoren und vor allem aber Schüler, beobachtete. „Och, nichts, nichts“, winkte Albus ab, nahm ein weiteres Stück Zitronentarte. „Severus klärt nur gerade die Fronten und warnt die Schüler, die das Mal tragen oder es demnächst annehmen wollen, was passiert, wenn sie seine Tochter auch nur schief ansehen. Er hat sich irgendwie fast ein wenig zum Mutterdrachen entwickelt, wie ich finde. Neulich, als ich ihr ein paar Drops zustecken wollte, hat er meine Hand aufgezwungen, um sicher zu gehen, dass da nichts Schlimmeres drin war.“ Verdattert starrte Bill auf das halb versteckte, kleine Mädchen, stieß dann Charlie an, der schon wieder am Flirten war, sich ihm aber zuwandte. „Ist das…?“ Charlie blickte in die angedeutete Richtung, nickte dann. Es ging um Moms Bitte, ein Auge auf die Kleine zu haben, erst da wurde ihm klar, dass Bill die Kleine noch gar nicht gesehen hatte. „Ja“, nickte er. „Sie wird dir auch so auffallen – sie ist die Kleinste in der Klasse und mach dich darauf gefasst, dass du gehäutet wirst, wenn es einen Unfall in deinem Klassenzimmer gibt, der sie beinhaltet. Wir andere hatten die Ehre schon.“ Ja, sie waren nachträglich angeschrien worden, den Verstümmelungsversuch der Tochter des Tränkemeisters nicht schneller unterbunden zu haben. Irgendwie fand Charlie das richtig putzig. „Ah“, murmelte Bill, beobachtete, wie sein Bruder, den er in den Ferien gar nicht gesehen hatte, vom Slytherintisch aufstand, noch mal die Kleine drückte, trotz des sich verdunkelnden Blicks des Tränkemeisters und ging, bevor das Mädchen aufstand. Und fast hätte er sich an seinem Saft verschluckt. Caitlyn, wie Harry nun hieß, sah wirklich aus, wie ein Mädchen! Er wusste nicht genau, was er erwartet hatte, das hier auf jeden Fall nicht! Sie sah so… putzig aus! Dicke, dunkelrote Haare, die in einen strengen Zopf geflochten waren, dunklere Augen als früher und ein sehr mädchenhaftes und ein wenig verschlossenes Gesicht. Wow. Wirklich. Sie sah so anders aus, als Bill gedacht hatte. Auch, wenn seine Brüder was Anderes gesagt hatten, allein die Vorstellung, dass aus Harry Potter ein Mädchen geworden war, war ihm zu hoch gewesen. Das hier war für ihn ein ganz anderer Mensch. Nun, er würde es in den nächsten Tagen beim Unterricht ja deutlich sehen. Mit kaltem Lächeln stand Severus am Rande des Geländes, das Chaos im Auge, das ihm in der Seele guttat. Blaulichter, Sirenen. Muggelpolizisten und ein Auror, der eingeweiht war und verhindern würde, dass das fette Schwein etwas über Magie sagen konnte, ohne sich so lächerlich zu machen, dass er noch schuldiger wirkte. Natürlich war auch das passiert, was für die Dursleys der absolute Alptraum war und sich noch lang in das Gedächtnis der Anderen graben würden. Alle Nachbarn standen am Absperrband, sahen zu, wie nun fünf Polizisten den fetten, wabbelnden Mann, wenn man ihn denn als solchen bezeichnen wollte, nach draußen zerrten, wobei der schrie, dass er ein guter, normaler, fleißiger Mann und treu sorgender Vater sei, dass der Freak Schuld wäre und er nie Hand an ein Kind gelegt habe, dass das Blage seiner Schwägerin aber abnormal gewesen sei und alles verdient habe, dass er mehr hätte schlagen, ihn noch mehr quälen sollen. Dumm, wirklich dumm, denn auch Muggel konnten mit Kinderschändern und Kinderquälern augenscheinlich nicht viel anfangen, denn die ersten Eier flogen und trafen. Na ja, da vorbei zu zielen wäre auch eine Kunst gewesen. Gerade, als die Nachbarn empört aufschrien, fiel ihm aber noch etwas Anderes auf, eine Bewegung in seinen Augenwinkeln. Vorsichtig wandte er sich um – und sah Arabella Frigg, die doch eigentlich eingesetzt worden war, um die Dursleys zu überwachen. Die Frau hätte das doch sehen müssen! Sein Blick glitt für eine Sekunde zu Albus, der mit grimmiger Miene die Festnahme verfolgte, dann hatte er seine Entscheidung getroffen. Ein schneller Bindezauber, ein Stillezauber. „Severus?“, fragte Albus, als er die Magie spürte. Er wandte sich ab, gerade, als die Polizei eine Kiste mit Videos und einige Handys aus dem Haus holte, auf dem sich Bilder der Prügelattacken gegen Harry zu befinden schienen. Was ihn auch entsetzt hatte. Schlagen, damit hatte er sich abgefunden, aber wie hatte man diese Qualen eines Kindes auch noch aufzeichnen können?! „Frigg. Hattest du das Weib nicht auf Potter angesetzt?!“, fragte Severus nun kalt. „Sie hat gerade versucht, sich zu verkriechen.“ Er zitterte jetzt regelrecht vor Zorn, als ihm klar wurde, wie sehr Albus sich hatte täuschen lassen. Nicht nur, dass er Kinder, von denen er wusste, dass sie das Mal trugen und hinter dessen Ideen standen, nicht rauswerfen durfte, weil der Mann so sehr an zweite Chancen glaubte, nein, nun wurde der Sumpf immer tiefer! Albus wurde bleich. Daran hatte er nicht mal mehr gedacht. Er sah auf die nun reglose Frau mit den entsetzt aufgerissenen Augen, beschloss, sich später darum zu kümmern und beobachtete, wie Petunia und Dudley Dursley raus gebracht worden. Dieses Mal flogen die Eier erschreckend schnell und einige Teenager brüllten den Jungen an, dass das passieren würde, wenn man Andere verprügelte und sich als König aufspielen würde, sie wollten seinen Fettarsch wie wieder sehen und würden ihn hassen. Und Dudley weinte. Aber was selten war – in Albus gab es nicht eine Unze an Mitleid für dieses Kind. Nicht nach dem, was er im Denkarium gesehen hatte. Drei Mal hatte der Bengel Harry die Hände gebrochen, ihn dauernd verprügelt und verspottet. Nein, der Junge brauchte eine Rosskur. Etwas, wofür der Auror sorgen würde. Schließlich, als die Polizisten mit den Eier Beworfenen zum Polizeiwagen gingen und nur noch die Spurensicherung da war, da man ja nach dem Jungen suchte, der einfach verschwunden war und der nie auf einer Schule namens St. Brutus angemeldet worden war, verlief sich auch die Menge, diskutierte, was man mit dem Kind getan haben könnte und wo es wohl immer im Sommer gewesen war. Nachbarn wurden befragt und viele schienen sich wirklich zu schämen, dass sie das Offensichtliche nicht gesehen hatten, nicht wenige erwähnten immer wieder Frigg, die ihnen erzählt hatte, was das Kind angeblich getan hatte. Severus dagegen hatte ein neues Opfer gefunden. Er trat zu der reglosen Frau, riss ihren Kopf zu sich und drang ein, nicht vorsichtig und bedacht, wie bei seiner Tochter, wenn er ihr half, sondern mit aller Gewalt, die er aufbringen konnte, wenig überrascht, dass dieses Individuum ganz offensichtlich mindestens so tief drin steckte, wie die Dursleys und Pomphrey. Mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung riss er die Muggeljeans der Frau auf, so zornig war er, rammte ihr ein Bein zwischen die Oberschenkel, drehte sie, so, dass man das schwarze Mal dort sehen konnte. „Toll, Albus“, zischte er aufgebracht. „Ich bewundere deine Menschenkenntnis mit jedem Tag mehr! Dieses Kind hatte keine verdammte Chance!“ Albus starrte einfach nur auf das Mal, während er mit seiner Erschütterung kämpfte. Er konnte das nicht glauben. Es war wirklich alles schief gegangen, was hatte schiefgehen können. „Aber… sie ist doch ein Squibb!“ „Aus einer reinblütigen Familie und er würde sogar Muggel anwerben, wäre er sich sicher, dass sie ihm helfen würden!“ „Aber… wie konnten sie auf diese Frau kommen?!“ Severus lachte kalt, ohne jeden Humor. „Wie er es immer tut – mit etwas, an dem gerade Weiber hängen.“ Er richtete sich auf, trat angewidert auf die Hand des Squibbs, so, dass man den Verlobungsring im Licht glitzern sehen konnte. „Ich nehme die Frau mit“, erklärte Albus ruhig, als er das gefährliche Glitzern in den Augen des Mannes sah, der für ihn doch wie ein Sohn war. Und er wusste, nun würde der Andere sich nicht mehr im Griff haben. Nicht mal er selbst war sich seiner Beherrschung sicher! „Ach? Damit sie davon kommt?!“, blaffte der Tränkemeister, sprach allein aus Prinzip, einen Schneidezauber, der die Dame um zwei Finger erleichterte. Sie schrie, unter dem Zauber, der ihr die Stimme nahm, vermutlich wie am Spieß, doch es hätte ihm nicht gleichgültiger sein können. Wie oft hatte dieses hilflose Kind geschrien und um Gnade gebettelt? Noch heute hatte Cathie die schlimmsten Alpträume, ein Mal sogar trotz der Mauer in ihrem Geist so heftig, dass sie sich erneut mehrfach übergeben hatte. „Was findest du schlimmer?“, fragte Albus nun sehr vernünftig. „Einen vielleicht etwas langsameren und schmerzhaften Tod oder ein langes Leben in Azkaban bei den Dementoren? Sie hat nicht mal Magie, die sie dort schützen könnte.“ Kurz schloss Severus die Augen. Azkaban. Oh, er erinnerte sich. Die klamme, feuchte, immer kalte Zelle, das miserable Essen, die dauernde Präsenz purer Verzweiflung dank der Dementoren. Es war die Hölle gewesen, eine, die er damals in seinen eigenen Augen verdient und hingenommen hatte. Er hatte sich seiner Verhaftung nicht widersetzt, nicht mal gesagt, dass er eigentlich doch Spion gewesen war. Es hatte Albus daher Wochen gekostet, ihn überhaupt zu finden und er hatte nicht mal gehen wollen, so schuldig hatte er sich an Lilys Tod gefühlt, sich selbst in diesem Alptraum eines Knastes bestrafen wollen. Albus hatte damals mehr als eine Stunde auf ihn einreden müssen, um ihn davon zu überzeugen, nicht den Kuss zu verdienen und er hatte ihn erpresst – dass Harry Potter, den zu schützen er ebenfalls versprochen habe, noch leben würde und ein Ziel wäre. Darum war er damals gegangen, statt zu bleiben. Doch es war schrecklich da drin. Sanft legte Albus die Hand auf Severus‘ Schulter, trat nahe an den Anderen, um sicher zu stellen, dass die Frau ihn nicht würde hören können. „Sie weiß nichts“, erinnerte er sanft. „Sie könnte Cathie helfen, indem sie rumposaunt, wie dringend sie denkt, dass der Junge tot ist. Es ist ein weiteres Indiz für die Leute, dass das, was wir gesagt haben, stimmt. Und deine Tochter möchte nicht, dass du deine Hände blutig machst. Sie ist ein Squibb in Azkaban, glaub mir, das ist eine weit bessere Strafe, als jeder Schmerzfluch, den du dir ausdenken könntest.“ „Für Caitlyn“, stimmte Severus schließlich widerwillig zu, trat der Frau noch mal mit voller Wucht gegen die Rippen und ließ zu, dass der Mann die Todesserin packte und mit ihr apparierte. Dann richtete er seinen Blick wieder auf das Haus, sprach einen Zauber, der ihn für Muggel unsichtbar machen würde und betrat es. Hier hatte man seine Tochter so viele Jahre gequält und misshandelt und wie durch ein Wunder war sie nicht hart und widerborstig geworden, wie er selbst, sondern ein vernünftiger, weitsichtiger und überraschend friedlicher Mensch. Er hatte es gesehen, er fühlte es in ihren Blicken, sie wollte einfach nur eine Familie, von der er nicht sicher war, ob er sie ihr wirklich würde geben können, selbst, wenn er sich inzwischen durchaus bemühte. Auf seine Weise. Das Haus war ihm unheimlich und das auch ohne die Menschen in weißen Ganzkörperanzügen, die nach Leichenspuren suchten. Es war so… erschreckend normal, sauber, in gutem Zustand, sprach von genug Geld. An der Wand hingen viele Fotos – nur von dem eigenen, fetten Spross, verstand sich. Vor dem Schrank, der so lang das Zimmer seiner Tochter gewesen war, kniete gerade einer der Muggel und zog die Matratze raus. Verdammt! Der Koffer! Das mussten Cathies Sachen sein! Schnell zauberte er die Sachen zu sich, zum Glück unbemerkt von dem Mann, der entsetzt auf das kaputte Ding starrte, wo seine Tochter tatsächlich auch in diesen Ferien hatte schlafen müssen. Wo sie ihre Angst vor der Dunkelheit entwickelt hatte. Er schüttelte den Kopf, ging einen Schritt zurück, sonst würde er schreien. Er ertrug diesen Anblick einfach nicht. Stattdessen sah er zur Treppe und für einen kurzen Moment sah er Lily, die zu einem der Zimmer deutete, er folgte dem klaren Hinweis, wieder darauf achtend, nicht in einen der Muggel reinzurennen, nach oben, da, wo die Tür mit den vielen Schlössern war, die aufgebrochen worden waren. Auch das Zimmer kannte er aus den Alpträumen und Erinnerungen seiner Tochter. Die Gitter, aber wenigstens war es hier wohl nie wirklich dunkel gewesen. Er trat ein, ging vorsichtig an einer weiteren Person vorbei und zu der lockeren Planke unter dem Fenster. Er hob diese an, griff hinein. Cathies größte Schätze. Ihr alter Zauberstab, das Fotoalbum, die verdammte Karte, die ihm aber in dem Jahr wohl eher helfen würde, da er nicht vorhatte, die dem Mädchen auszuhändigen und der vermaledeite Umhang, den er auch lieber unter Verschluss halten würde. Nun, Cathie hatte einen neuen Stab, für den Fawkes ihr höchstselbst eine seiner Federn gegeben hatte, doch das Holz war nun ein anderes. Birke und das Holz einer alten, heiligen Irminsul. Ein fast weißer Stab mit wunderschönen, mädchenhaften Verzierungen. Ranken. Der Alte hätte ohnehin nicht mehr genutzt. Aber er war eine Erinnerung, die er seiner Tochter zurückgeben wollte. Dann allerdings sah er den Käfig mit der verhungerten Eule, die einer der Spurensicherer hochhob. Das erste Geschenk, dass seine Tochter je bekommen hatte… war tot. Sie hatte Hermine einen Brief geschrieben, dann zum Transport Abraxas, seinen großen Kolkraben benutzt und dabei geweint. Ron hatte sie ihre Nachricht über einen Zauber geschickt. Mit stabloser Magie. Vielleicht sollte er ihr einfach ein neues Haustier besorgen, keine andere Eule, aber zumindest etwas Kuscheliges. Eine Katze oder so. Eine Schlange würde das Kind nur verraten, denn immerhin konnte sie mit den Tieren sprechen, was eine seltene Gabe war, die nur mit zwei Leuten in Verbindung gebracht werden konnte – mit dem Lord und Harry Potter. Nein, besser kein solches Risiko eingehen, entschied Severus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)