Geheimnisse von DhalaElenaAngel (Was in der Vergangenheit wirklich geschah) ================================================================================ Kapitel 6: Alpträume -------------------- Was..? Verwirrt blickte Severus sich um, als er rüde aus dem Schlaf gerissen worden war, von einem hohen Ton, der die Stille zerriss. „Was zum Henker hast du nun schon wieder getan, Sev?“, fragte Lucius stöhnend, nachdem er sicher war, keinen Herzinfarkt bekommen zu haben. Das Geräusch hatte auch ihn brutalst aus dem Schlaf gerissen, in den er gefühlt doch gerade erst gefunden hatte, nach einem weiteren, langen Abend mit idiotischen Politikern und einem überforderten Lover, der nicht erkannte, dass er Vatergefühle entwickelte, der rumjammerte, dass das Kind nur Arbeit war, sich aber gleichzeitig beschwerte, dass sie nicht mit ihm reden würde! Als habe der Beste von Draco nichts mitbekommen, dabei war Sev doch da gewesen, seit der Junge vier war! „Ich habe keine Ahnung, ich…“, doch dann war Severus schlagartig wach, erinnerte sich an das, was das war, hob seinen Zauberstab, der tatsächlich dunkelrot glühte. „Der Wachzauber!!“ Mit den Worten hechtete er regelrecht aus dem Bett, warf sich einen Morgenmantel über und rannte los, direkt in das Zimmer seiner Tochter, dicht gefolgt von Lucius, der nun auch wacher geworden zu sein schien. Wachzauber? Lucius brauchte den Bruchteil einer Sekunde, bevor er verstand, dass Severus‘ Vatergefühle schneller gekommen waren, als er es vermutet hatte, riss dann seine eigene Schlafrobe an sich, zog sie beim Laufen über – und erstarrte, als sie beide, fast zeitgleich, in das dämmrige Zimmer des weiblichen Teenagers kamen. „Was…?!“ Entsetzt starrte Ron auf. Nicht nur, dass Cathie den schrecklichsten Alptraum seit Tagen zu haben schien und begonnen hatte, sich zu erbrechen, nein, zu allem Übel rannten in dem Moment noch Snape und Malfoy hier rein! Er hielt die Jüngere immer noch, damit sie sich nicht verschlucken und ersticken konnte, versuchte sie zu beruhigen. Was nichts brachte. Er kannte das, da half nur warten. Was ihn nur entsetzte, war, wie häufig das passierte. In der Schule war es nicht öfter, als ein oder zwei Mal im Monat geschehen, das hier war das dritte Mal in fünf Nächten! Und um das Ganze noch schlimmer zu machen, passierte genau das, was Cathie immer hatte vermeiden wollen! Erwachsene, die rein stürmten. Cathie wimmerte, sie versuchte, sich gegen ihren Onkel zu wehren, dessen widerwärtige Hände, als er gemerkt hatte, dass sie vom Jungen zum Mädchen geworden war, sein Griff, der ihre Beine mit Gewalt auseinander riss und zwar so, dass es manchmal jetzt noch weh tat. Hätte dann nicht ihre Tante gerufen, weil ein Gast gekommen war…. Und dann hatte das Bild sich verändert. Statt ihrer Verwandten war da Voldemort gewesen, mit eisigem Gesicht, während er mit sichtlicher Freunde eine Frau einfach so gefoltert hatte. Es war keine Vision, nur eine Erinnerung an eine alte. Wieder änderte sich das Bild, wieder war da ihr Onkel… und dann, endlich, erwachte sie, doch sie merkte, wie der Würgereiz ihren Hals zuschnürte, sie versuchte wirklich, es zu verhindern, doch kaum hatte Ron sie gepackt und es irgendwie geschafft, ihren Kopf über die Bettkante zu manövrieren, da ging es auch schon wieder los. „Mister Weasley“, zischte Severus eisig. „Warum haben Sie nicht das Hirn, einen Erwachsenen zu rufen, wenn so was passiert?!“, verlangte er zu wissen, war mit zwei Schritten am Bett, packte den bedenklich dürren Körper, während Lucius den Rotschopf wegdrängte und die langen Haare seiner Tochter packte, sie hielt, während das Mädchen weiterhin trocken würgte, es kam kaum noch etwas, außer Galle, so, wie es aussah. Nun, der Boden war auch so schon voll genug, bedachte man, wie wenig das Kind tagsüber zu essen pflegte. Kein Wunder, dass sie ums Verrecken nichts ansetzte! Wie auch, wenn sie alles nachts auskotzte?! Ron starrte einfach nur. Er war aus dem Bett befördert worden und hatte keine Ahnung, warum Snape sich auf ein Mal kümmerte. Es war nicht so, als würde man nicht auf einen Blick sehen, was da abging. „Sie… hat immer Alpträume… Schon.. vor…“ Lucius starrte auf das immer noch würgende und weinende Mädchen, das sie überhaupt nicht zu bemerken schien. „Severus, lass ihn“, bat er schließlich, sah sich um, runzelte dann die Stirn, als er seinen Sohn sah. „Draco, nimm Ron mit und legt euch beide hin, wir kümmern uns um Caitlyn.“ Er wartete, bis die beiden weg waren. „Alpträume? Wie können Alpträume so was auslösen?“ „Panik“, erklärte Severus noch einem Moment. Er wartete, bis das Würgen aufhörte, beobachtete, wie seine Tochter zuckte, als deren grüne Augen sich auf sie richteten, während sie hastig schneller zu atmen versuchen schien. „Ruhig“, befahl er mit typischer Lehrerstimme. „Tief ein und ausatmen.“ Er wartete einen Moment, dann nahm er das Glas mit Wasser, das am Bett stand, ließ das Mädchen etwas trinken, rief eine Hauselfe, ließ sich etwas aus der Hausapotheke bringen und flößte ihr dann einen Magenberuhiger ein. Erst dann ließ er sie den Rest trinken. „Lucius, floo bitte die Weaselys an und bitte Janson herzukommen. Der Kerl, der dumm genug ist, es mit Weasley Junior zwei zu treiben.“ „Severus!“, zischte Lucius knapp, während er aufstand. „Keine Beleidigungen!“ Der Tränkemeister reagierte nicht, sondern musterte das Mädchen, das versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen, was doch wieder nur Spuren auf der Haut hinterlassen würde. Cathie wusste nicht, was los war, sie merkte, dass Ron den Griff veränderte, es war angenehmer so, musste sie ehrlich sagen. Und irgendwann war auch wieder der Zeitpunkt, wo der Kotzreiz sich verflüchtigte. Sie fühlte sich so beschissen, wie jedes Mal und nicht das erste Mal wünschte sie, dass sie, wie früher einfach schnell heimlich etwas Traumlostrank kippen zu können, doch erstens, die normale Dosis hatte schon seit dem zweiten Schuljahr nicht gereicht und zweitens, Ron würde ihr keinen geben. Und so scharf war sie auf einen weiteren Entzug wie im dritten Jahr wirklich nicht. Das hatte ihr ein Mal vollkommen gereicht. Doch schlafen stand außer Frage. Also richtete sie sich etwas auf, um Ron zu danken – und erstarrte. Vor ihr stand nicht Ron, sondern… Snape!! Sie wollte weg, versuchte es, doch sie hatte kaum Kraft und der Kerl hatte Hände, die hätte er als Schraubstöcke zwischenvermieten können! Also sackte sie in sich zusammen, merkte, wie ihre Haare wieder vorfielen, aber wenigstens bekam sie ein wenig Wasser. Gut, danach kam was Ekliges, aber dann wieder Wasser und ihr Magen fühlte sich etwas besser an. Severus verkniff sich einen weiteren Kommentar, wartete, bis das eindeutig vollkommen übermüdete Mädchen sich zusammensacken ließ. „Du gehst ins Bad und machst dich frisch“, befahl er dann knapp, konnte gar nicht anders, als über die vollkommen wirren Haare zu streichen. „Dann wird Janson kommen, um dich zu untersuchen.“ Cathie wollte etwas sagen, doch sie war zu erschöpft, um sich damit zu befassen, wie komisch das war. Sie torkelte ins Bad und unter die Dusche. Seufzend starrte Severus auf die Hauselfe, die begonnen hatte, die Zeugnisse des Alptraums zu beseitigen, während im Bad das Wasser anging. Allerdings war das auch der Zeitpunkt, wo Ron Weasley wieder ins Zimmer kam. „Ja?“, fragte er kalt. „Sir“, murmelte Ron, starrte auf den angepissten Tränkemeister. „Wir… haben versucht, Hilfe zu bekommen, aber… Pomphrey hat… gesagt, dass das lächerlich wäre und… hat ihr… nur Traumlostrank gegeben. Und… das zwei Jahre lang, im.. im dritten Jahr haben Neville und ich… sie auf… Entziehung setzen müssen, sie… wollte gar nicht mehr ohne das Zeug ins Bett und…“ „Sie… war mit dreizehn Jahren abhängig von Traumlostrank?!“, fragte Severus, nun wirklich entsetzt, denn ja, er hatte sich eine Dosis davon bringen lassen wollen. „Was meinen Sie denn, warum wir ihr nicht vorher schon was gegeben haben?!“, fragte Ron empört. „Glauben Sie, ich seh meine beste Freundin gern die Seele aus dem Leib kotzen?! Und dann noch drei Mal in fünf Tagen?! Darum bin ich hier, Sie dürfen ihr das Zeug nicht geben!“ „Ach nein, da wär ich gar nicht drauf gekommen, Mister Weasley“, knirschte Severus. „Verschwinden Sie ins Bett“, fügte er an, rieb sich über die Stirn. Das hier war von einem Alptraum zur ausgewachsenen Katastrophe geworden. Hoch sah er erst, als es klopfte und Janson eintrat, gefolgt von Lucius. Der Mann trug, wie sie auch, nur einen Morgenmantel, unter dem sich aber hoffentlich in dem Fall noch eine Schlafhose verbarg, sah auch noch verschlafen aus. „Was ist passiert?“, fragte Jacob müde, der von seiner hysterischen Fastschwiegermutter unsanft an den Haaren von seinem Lover runter und durch den Kamin gezerrt worden war. Erst, als er Lucius gesehen hatte, war ihm klar geworden, um was es ging. „Caitlyn scheint sich aufgrund von Alpträumen regelmäßig nachts zu übergeben, laut Weasley allein in den letzten fünf Tagen drei Mal. Dazu scheint sie es geschafft zu haben, sich selbst schon vor drei Jahren abhänging von Traumlostrank zu machen. Wir können ihr also nichts geben. Es scheint die Kinder noch mal ein Jahr gekostet zu haben, sie da wieder runter zu bekommen.“ Severus sprach gezwungen ruhig und kalkuliert. Fehlte gerade noch, dass ihm irgendjemand Sorgen oder Merlin bewahre – Vatergefühle unterstellen würde! Okay, das war erschreckend, stellte Jacob fest und als er schnupperte, roch er auch, dass man das Kind dieses Mal wohl erwischt zu haben schien. Das Problem war ja, dass er seiner Patientin selbst nie hatte Fragen stellen können, er hatte sie nur entweder bewusstlos oder hysterisch gesehen und er bezweifelte, dass sie zu einem Typ gehörte, der bereit war, wirklich aktiv an einer Diagnose mitzuarbeiten. Er nickte allerdings dem Tränkemeister zu, den er persönlich für einen seltsamen Menschen hielt. Fachlich war er weit über England hinaus als ungeschlagene Koryphäe bekannt, aber rein menschlich, schien er, nun, kompliziert zu sein. Er sah erst auf, als das Mädchen schließlich aus einem anderen Zimmer trat, dem Bad wohl, der nassen Haare nach zu schließen. „Ah, guten sehr frühen Morgen“, lächelte er. „Schön, dich mal bei Bewusstsein zu sehen und dieses Mal sogar mit Haaren.“ Cathie starrte den ihr vollkommen fremden Mann an, an den sie sich nur vage zu erinnern vermochte, strich kurz über ihre Haare, die auf ein Mal ganz trocken waren. Irritiert kniff sie die Augen zusammen, bis sie tatsächlich den Zauberstab von Snape sah. Das musste sie wirklich nicht verstehen. Warum tat er das auf ein Mal? „Komm hierher“, befahl Severus ruhig, nachdem er die Haare von Lilys Tochter getrocknet hatte, wartete, bis das Mädchen sich wieder auf ihrem Bett seltsam in sich selbst zusammendrehte, während ihre Augen unruhig zwischen ihm und dem Heiler hin und her schossen. „Nun“; merkte Jacob vorsichtig an, nachdem er die Kleine eine Weile lang beobachtet hatte. Sie war immer noch schrecklich dürr und wenn sie so oft erbrach war das durchaus eine Erklärung. Dazu noch die Andeutung, nein, die klare Formulierung der Sucht nach Traumlostränken, die ihm bei einem so jungen Menschen wirklich Angst machte. „Du siehst immer noch nicht viel besser aus, als im Fuchsbau, du hast praktisch nichts zugenommen und du hast Augenringe. Du hast viele Alpträume?“ Was wollte der Kerl von ihr? Cathie beschränkte sich auf ein Zucken ihrer Schultern, nicht bereit, groß darauf einzugehen. Was hätte das auch bringen sollen? Sie konnte das Offensichtliche kaum leugnen. Und dabei hatte sie es so lang so erfolgreich versteckt, verdammt noch mal! Wie hatte Snape das überhaupt mitbekommen?! „Ich werte das einfach mal als ein ja“, entschied Jacob, sprach einige Zauber, die ihm bestätigten, dass das Mädchen sich wohl regelmäßig übergab. Nicht, wie viele Muggelmädchen, die so dünner werden wollten, aber oft. Und Snape hatte gesagt, dass das oft vorkam. Keine guten Zeichen in seinen Augen. „Warum übergibst du dich, wenn du so träumst? Von was träumst du?“ Wobei Jacob sich die Antwort denken konnte, doch er wollte sie gern von der Betroffenen hören, die sich aber abwandte. Severus massierte sich wieder mal sein Nasenbein, kurz davor, das Kind anzufahren und eine Antwort zu verlangen, doch ein warnender Blick von Lucius hielt ihn recht erfolgreich zurück. Jacob seufzte leise. „Ich kann dir nur sagen, dass es wichtig ist, mit Jemandem über das zu reden, was du träumst, es ist das Einzige, womit ich dir helfen kann, da Tränke ja außer Frage stehen. Reden hilft verarbeiten. Es nimmt die Angst vor den Dingen, die geschehen sind. Du schläfst auch viel zu wenig, oder?“, fragte er leise, nur um erneut die Schultern zucken zu sehen. „Du hast Angst vor dem Schlaf, das macht es aber nicht besser. Du musst schlafen!“ Ja, die Erwachsenen hatten leicht reden! Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, geschah etwas Anderes! Entweder sie sah ihre Verwandten, die sie prügelten oder sie sah, wie Leute umgebracht wurden, sah Sirius fallen und jetzt kam noch dazu, dass ihr geliebter Patenonkel sicher nichts mehr von ihr wissen wollen würde, weil sie offensichtlich die Tochter des Mannes war, den er eigentlich am allerwenigsten auf der Welt, mit Ausnahme von Voldemort, mochte! Was sollte sie sich auch dabei denken? Das war nicht fair! „Und sie wird schlafen“, knurrte Severus, der wusste, was für Probleme man sonst bekommen könnte. Zum Beispiel mit Albus zusammen rutschen, dass es krachte! „Nein!“, zischte Cathie aufgebracht. Sie wollte nicht schlafen! Sie hatte für eine Nacht wirklich genug! „Ah, du hast das Reden also doch nicht verlernt“, stellte Severus mit zynischem Unterton fest. „Doch, du wirst schlafen!“ „Wenn du nicht reden willst, meditieren kann helfen. Soweit ich weiß, ist Professor Snape ein eingetragener Geistmagier, er könnte dir erklären, wie man das macht, wenn du mit leerem Geist einschläfst, wirst du weniger träumen.“ Nun wurde Cathie wirklich bleich und sie wusste, hätte sie nicht diesen einen Trank gehabt, der ihren Magen beruhigt hatte, sie würde schon wieder kotzen, nur zu gut erinnerte sie sich an den letzten Versuch des Anderen, ihr etwas beizubringen. Lucius, der zwischen den Leuten hin und her sah, seufzte etwas. „Meditaitonstechniken kann ich auch“, merkte er leise an, er wusste ja auch aus erster Hand, dass Sev sich wenig Mühe mit den Stunden im Vorjahr gegeben und sich darüber aufgeregt hatte. Allerdings irritierte ihn nun die Aussage über Harry Potters schlechten Fähigkeiten in Geistmagie, denn so etwas wurde dominant weitervererbt. Was vielleicht nicht für Sevs Methoden sprach, wenn er ehrlich sein sollte. „Ich kann ihr das auch beibringen“; knurrte Severus, der sich nur durch das Angebot schon auf die Füße getreten fühlte. Ja, gut. Letztes Jahr war nicht sonderlich gelaufen, aber verdammt noch mal, Potter hatte sich auch extra dumm angestellt und die Bücher nicht zur Vorbereitung gelesen! Das wurde immer schlimmer, wie Cathie feststellte, spätestens jetzt wäre sie einfach am liebsten nur noch weggerannt, nicht gewillt, sich das noch länger anzutun. Sie wollte nicht schlafen und sicher nicht von Malfoy oder dem Mann, der sie so hasste, unterrichtet werden! „Für den Rest der Nacht kann ich ihre Gedanken von ihrem Bewusstsein isolieren, dann sollte sie doch schlafen können, oder?“, fragte Severus schließlich. Es war eine Technik, die er auch bei sich selbst anwandte und die er Luc beigebracht hatte, da auch sie oft Probleme gehabt hatten, wegen all der Foltersitzungen ohne Alpträume zu schlafen. „Nein!“, rief Cathie, nun offen entsetzt. Das Letzte, was sie wollte, war Snape erneut in ihrem Kopf, wenn sie in dem Zustand war und nicht, wie sonst, zumindest das Schlimmste vor ihm verstecken konnte! „Er wird nicht…!“ „Ruhig“, bat Jacob, beobachtete aber auch, wie Snape seine Tochter packte, vermutlich nur, um zu verhindern, dass sie sich selbst was tun konnte. Gut, das war für Severus praktisch wie eine persönliche Einladung gewesen. Er packte blitzschnell zu, drückte das Mädchen auf seine Kissen. Sie wandte sofort ihren Kopf ab, kniff die Augen zusammen und versuchte, sich zu wehren, doch er war schneller und er brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde die grünen Augen zu sehen, bevor er sich im Kopf des Kindes befand. Merlin, er wollte ihr helfen, was an sich schon ein wirkliches Zugeständnis seinerseits war! Warum also stellte sie sich so an? Er sah, wie Bilder regelrecht vor ihm verschwanden, stattdessen erkannte er ihre erste Reise im Hogwartsexpress, die ihm regelrecht entgegen geworfen wurde. Was ihn Schlimmes erahnen ließ. Was, wenn sie ihm gezeigt hatte, was er gesehen hatte, um Schlimmeres zu verstecken? Wenn der hässliche Köter und die Flucht auf den Baum in ihren Augen nichts Schlimmes gewesen waren? Was versteckte Lilys Tochter dann so?! Nein, er wollte nicht schnüffeln, er wollte nur schlafen und dass das Kind schlief, für das er die Verantwortung hatte. Doch er konnte nicht anders, als alarmiert senkrecht zu stehen, als er Harry sah, schon im weiblichen Körper, mit dem Onkel, der an ihrer zu weiten Hose zerrte, dann ein Bild, wo der Junge Schläge mit einem Gürtel bekam, während er von der Frau mit dem Hund festgehalten wurde. Oh, das würde Fragen geben! Doch erst mal tat er nur, was er tun wollte, statt weiter zu suchen. Er baute eine Wand zwischen dem Bewusstsein und den Erinnerungen. So, dass schlimmstenfalls der Schlaf etwas unruhiger werden, aber nicht von Alpträumen unterbrochen würde. Dann zog er sich auch schon zurück, starrte in die nun weit aufgerissenen, trotzig grün leuchtenden Augen, aus denen Tränen flossen. „Wir reden“, knurrte er ungehalten, beobachtete, wie das Mädchen ihm den Rücken zuwandte, während es sich zusammenrollte. „Sobald wir beide wieder wach sind, ob es dir nun gefällt, Prinzessin, oder nicht!“ Cathie wusste nicht, was sie noch zu verbergen geschafft hatte, sie wimmerte, fühlte sich nur noch mehr verraten. Sie hatte nicht gewollt, dass der Andre das sah, ihre Erinnerungen durchforsten konnte! Und in dem Moment hasste sie den Mann nur noch mehr, wandte sich bei der ersten Gelegenheit, die sie hatte, der Wand zu. Sie vermisste Ron, der sie jetzt in die Arme genommen hätte, doch der war ja weggeschickt worden. Und sie wollte nicht schlafen! Ums verrecken nicht! Allerdings… die Augen fielen ihr immer wieder zu, sie war so erschöpft… es war kuschelig warm. Die Erwachsenen beobachteten, wie Caitlyn schließlich wieder einschlief. „Sev, worüber wolltest du mit ihr reden? Was hast du gesehen?“ „Man hat sie mit einem Gürtel geschlagen, als sie noch er war“, erklärte Severus schließlich, deckte Lilys schlafende Tochter zu. Nur um sicher zu gehen, dass sie sich nicht erkältete, sonst würde er nur noch mehr Probleme bekommen, auf die er wirklich keine Lust und für die er absolut keine Geduld hatte. Dazu noch diese anderen Bilder, die ihm wirklich Sorgen machten. „Da war doch noch mehr, Sev.“ „Ich… weiß nicht, wie ich das deuten…“, in dem Moment sah Severus auf Janson. „Gibt es Spuren von sexuellem Missbrauch?“, fragte er sehr direkt, beobachtete, wie Lucius und der Heiler bleich wurden, der Mann einige Zauber sprach. Jacob war wirklich erleichtert, als er mit den Zaubern durch war. „Zumindest keine Penetrationen“, erklärte er schließlich. „Andere Formen kann ich nicht ausschließen.“ „Severus? Was zum Henker hast du gesehen?!“ „Vermutlich den Grund, warum sie weggerannt ist“, sprach Severus leise. Er deckte seine… das Kind schließlich zu, erneuerte die Zauber und scheuchte auch den Heiler aus dem Raum. Jacob ließ sich scheuchen, nachdem er sich vergewissert hatte, dass das Kind dieses Mal schlief, war froh darum. „Es muss mit ihr geredet werden“, merkte er erneut an. „Nur, wenn sie mit dem, was passiert ist, klar kommt, wenn sie sich sicher fühlt, wird sie klar kommen. Vielleicht… sollte sich ein auf misshandelte Kinder spezialisierter Geistheiler…“ „Sicher, ich werde das Kind so was aussetzen! Jeder wird wissen, dass das da drin meine Tochter ist, das wird Belastung genug sein, wenn raus kommt, dass sie… eins an der Waffel hat, wird alles noch schlimmer!“ „Sie hat keinen an der Waffel“, warf Lucius ein, noch bevor der leicht gekränkte Heiler was sagen konnte. „Das ist vollkommen dumm, Sev!“ „Es ist ein Grund mehr, aufzufallen! Und sie redet ohnehin mit Niemandem! Und nein, Kinder zählen nicht! Warum also sollte ich Geld rauswerfen? Da kann ich es gleich anzünden!“, blaffte der Tränkemeister. „Ich rede mit ihr, wenn sie dann auf mich reagiert, werde ich sehen, was wir tun können.“ „Und bis dahin?“, meldete Jacob sich leise. „Soll sie sich noch öfter übergeben?“ „Ich werde mit ihr meditieren. Bis sie es kann“, blaffte Severus, der sich gerade wirklich in Frage gestellt fühlte. „Ruhig“, bat Lucius leise, der sah, wie sehr sein Lover davor war, an die Decke zu gehen. Sich Inkompetenz nachsagen zu lassen war etwas, das er gar nicht verkraftete. „Mister Janson, ich werde Sie zurückbegleiten, sicher wartet im Fuchsbau bereits ein Inquisitionskommando auf Sie.“ Jacob nickte. „Wenn etwas ist – solang ich in England bin, bin ich gern bereit, zu helfen“, erklärte er. „Auch, wenn Kinder nicht mein Spezialgebiet sind.“ Severus wartete, bis die Anderen weg waren, rieb sich die Stirn. Ihm selbst war die Lust am Schlafen wirklich vergangen. Er wollte gerade noch mal zu seiner Tochter, als er erneut den roten Schopf im Türrahmen sah. „Mister Weasley?“, fragte Severus, langsam wirklich angepisst. „Warum sind Sie nicht im Bett?“ „Sie… sie wird wieder…“ „Sie wird den Rest der Nacht durchschlafen und Sie sollten Dasselbe tun“, knurrte Severus. „Ich werde mich um diese Schlafgeschichte kümmern.“ Er wartete, bis der Rotschopf endlich wieder im Zimmer verschwand, bevor er noch mal zu Caitlyn ging, um noch mal sicher zu stellen, dass sie auch wirklich schlief. Er trat, nur aus Sicherheitsgründen, ans Bett, zog die Decke ein Stück herunter und sah auf die wieder blau anlaufenden Male, wo er sie gepackt hatte, um sie ruhig zu stellen. Er würde später eine Creme anrühren, um sich um das und die Narben zu kümmern. Niemand würde ihm nachsagen, dass das biologische Kind, um das er sich zu kümmern hatte, irgendwelche Spuren am Körper zeigte, die nicht sein mussten, bedachte man, dass er der beste Tränkemeister seit Langem und stolz auf diese Tatsache war. Er deckte das Mädchen wieder zu, sah dann, wie sie sich umdrehte, so, dass er ihr nun direkt in das immer noch leicht angespannte Gesicht sehen konnte. Er streckte seine Hand aus, zögerte kurz, zuckte aber dann mit den Schulterm. Es war ja angeblich seine Tochter, da konnte er sie auch anfassen, zumindest da, wo es probat war. Kurz strich er über die zu dünne Haut auf ihrem Gesicht. Sie sah so verletzlich… irgendwie wie Lily aus, nur erschreckend viel dünner aus. „Sie ist eigentlich wirklich hübsch, nicht wahr?“, fragte Lucius sanft, er hatte seinen Lover eine Weile lang einfach nur beobachtet. „Das Beste aus deinen und Lilys Genen, wenn du mich fragst.“ „Sie ist dürr.“ „Nicht nur aus ihrer Schuld heraus, nicht wahr?“, entgegnete der Blonde gelassen. „Das sind Dinge, die man ändern kann. Etwas Zuneigung, regelmäßiger Schlaf…“ „Selbst, wenn wir das in den nächsten drei Wochen bis zum Beginn der Schulzeit in den Griff bekommen, wer sagt, dass es so bleibt, wenn sie in einen Schlafsaal kommt? Und sie muss auch neu in ein Haus sortiert werden!“ „Sev, du bist ihr Vater und Professor, sie ist auch noch Albus‘ Liebling. Bestell ihn hierher, rede mit ihm über die Lage, ich bin mir sicher, sie kann auch unter dem Schuljahr in deiner Wohnung da bleiben. Was vielleicht auch besser ist, da sie mit ihren Träumen entweder Jeden wecken oder wenn sie Stillezauber verwendet, im Schlaf ersticken würde.“ „Kommt ja gar nicht in Frage“, knirschte Severus. „Lily würde vom Tod zurückkommen und mir mein miserables Leben zur Hölle machen, gerade jetzt, wo sich ein anderes Problem endlich erledigt hat!“, er strich etwas über seinen Arm, dann über die Brust, wo er immer noch die blauen Flecke von Lilys letztem Besuch im Diesseits hatte. Hier ging es sicher nicht um väterliche Gefühle, nur darum, dass er seinen eigenen Hintern aus der Schusslinie haben wollte! „Ja, das traue ich ihr durchaus zu“, nickte Lucius. „Komm jetzt, du hast Wachzauber gesprochen, wir werden geweckt, wenn etwas ist und ich persönlich bin wirklich müde und muss morgen im Gegensatz zu anderen Leuten arbeiten. Können wir uns noch mal hinlegen?“ „Sicher“, murmelte Severus, deckte seine Tochter wieder ordentlich zu und ließ sich in das Zimmer führen. Ein wenig Schlaf würde ihm auch guttun. Vielleicht würde er dann einen Punkt finden, an dem er ein Gespräch ansetzen konnte, ohne sich vollkommen lächerlich zu machen. Denn ihm war klar, dass er jetzt, wohl oder übel, eine nicht hassgeprägte Beziehung mit dem Kind aufbauen musste und das sehr schnell. Dabei war Lucius in ihrer Beziehung doch für das Wischi-Waschi verantwortlich! Verwirrt sah Cathie sich um. Sie wusste einfach, dass sie schlief, das würde zumindest ihr Auftauchen im Garten erklären. Es war herrlich sonnig draußen, sie fand sich auf einer Schaukel wieder, wie sie mädchenhafter kaum hätte sein können und das Schlimmste war, dass es ihr sogar gefiel. Die dornenlosen Rosenranken, die am Metall empor kletterten. Sie blinzelte, sah an sich herab und stellte entsetzt fest, dass sie auch noch ein Kleid trug! Na ja, sie konnte vermutlich schon froh sein, dass es nicht rot oder pink war, sondern hellblau. Sie japste auf, versuchte, ihre Beine unter dem zu kurzen Rock zu verbergen, doch das klappte nicht und sie fiel noch fast von der Schaukel. Erst ein leises Lachen brachte sei dazu, entsetzt aufzusehen. „Was?“, fragte Lily amüsiert. „Es ist lustig! Und so klappt es doch nicht. Ein Kleid wird nicht einfach länger, Kleines.“ „Ich bin kein…!“ „Du bist ein Mädchen“, erinnerte der Rotschopf mit den helleren Haaren, sie stand auf, zog ihre Tochter von der Schaukel und schloss sie fest in die Arme. „Und das ist gut so. Du warst doch als Junge ohnehin nie glücklich. Du wolltest nicht sein, was Jungen sind, nicht wahr? Sie strich über die Haare ihrer Tochter. „Und es ist, wie die Anderen gesagt haben. Du kannst fast Alles einfach hinter dir lassen, jemand anderes werden. Nicht Harry Potter. Du bist jetzt Caitlyn Snape. Du hast eine Familie, du hast Freunde und eine Zukunft. Niemand würde von dir erwarten, dass du kämpfst und so süß, wie du bist, würden sie dir hinterher rennen, wie die Irren.“ „Snape hasst mich“, schoss Cathie sofort zurück. „Er würde alles tun, um mich verschwinden zu sehen! Er….er…!“ „Er ist ein sturer Mann, der Veränderungen nicht ausstehen kann“, grinste Lily. „Einmal hab ich mir die Haare geschnitten und er hat einen Monat lang geschmollt, weil ich anders ausgesehen habe. Glaub mir, er ist ein guter Mann, wenn er sich mal mit etwas abgefunden hat. Und er wird dir schnell eine Familie sein. Er wird so überbeschützend werden, dass du dich manchmal fragen wirst, was zum Henker du noch tun musst, um ihn mal für eine Weile loszuwerden.“ „Das… glaub ich nicht“, murmelte Cathie, ließ sich nur zu gern von ihrer eigentlich toten Mutter in die Arme nehmen. „Oh, Sev wird dich überraschen.“ „Er… er ist einfach… in meinen Kopf!“, beschuldigte die Jüngere verzweifelt. „Er hat…!“ „Er wollte dir helfen. Es ist seine… reichlich seltsame Art“, erklärte Lily. „Er hat in deinem Kopf eine Art Barriere errichtet, damit du mal schlafen kannst und so, wie ich ihn kenne, wird er das wochenlang jeden Tag machen, bis du es selbst lernst. Es hilft, Alpträume im Zaum zu halten, damit du schlafen kannst, Baby, so, wie du es jetzt tust. Denn der wenige Schlaf und deine Probleme würden dich umbringen.“ „Aber…aber er hat… er hat.. gesehen…!“ „Oh, und er wird weiter forschen, das ist, was Eltern tun, Süße. Er wird wissen wollen, was genau passiert ist und glaub mir, meine bescheuerte Schwester und ihr Mann werden die Zeit ihres Lebens haben, wenn Sev über sie herfällt. Weißt du, wenn er sauer ist, bleibt kein Stein auf dem Anderen. Er ist sehr überbeschützend, wenn er Jemanden liebt und du musst gar nicht so gucken, ich geb euch eine Woche, dann wird er jeden deiner Schritte überwachen und wehe dem Stein, über den du stolperst. Oh, von Quiddich solltest du dich verabschieden, er wird das nicht zulassen, du könntest dir was brechen. Gut, dass du auf das Spielen an sich gar nicht so wild bist, oder?“ Cathie starrte ihre Mutter einfach an. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Tränkemeister sich ihr gegenüber ändern würde oder dass sie in diese seltsame Familie eingegliedert werden sollte, allerdings hatte ihre Mutter in vielen anderen Dingen auch Recht gehabt. Mal sehen, entschied sie schließlich. Besser nicht erst hoffen, das tat am Ende doch nur weh. Und noch mehr Schmerz würde sie nicht verkraften. Und was den Rest anging. Quiddich war nett, aber… das Fliegen war besser und sie hatte nur bedingt Lust darauf, sich weiter jagen zu lassen oder sich wieder Alles zu brechen, wie die letzten Jahre, nie zu wissen, ob sie nicht wieder in Pomphreys Klauen laden würde. Nein, das musste nicht sein, so gesehen war das Beste an der Sache vielleicht wirklich, dass sie nicht mehr spielen musste. „Aber… Kämpfen muss ich immer noch“, stellte sie leise fest. „Voldemort…“ „Kleines, du hast mehr als genug getan!“, erinnerte Lily, strich sanft über die Stelle, wo einst die Narbe gesessen hatte. „Der Krieg hat dich schon genug gekostet, jetzt sind Andere dran. Du bist in erster Linie ein Kind, ein Teenager, für dich hat nur noch zu zählen, dass deine Noten endlich besser werden und dass du harmlose Abenteuer hast, dass du dich verliebst…“ „Nein! Nein, danke, das…“ „Kleines, ich weiß, du bist noch verwirrt. Aber denk mal so. Es hat dir nie Spaß gemacht, die Führung zu übernehmen. Merlin, du hast deinen ersten Kuss als nass beschrieben! Du möchtest, dass Andere für dich stark sind, ist das nicht die Gelegenheit, auszuprobieren, wie das ist, wenn ein Junge die Führung übernehmen kann? Und die haben auch kein Problem mit nicht vorhandener Körpergröße, das finden die sogar schnuckelig.“ Der Kommentar führte dazu, dass Cathie puterrot wurde und auf ihre winzigen Füße blickte. „Du musst gar nicht so gucken! Und glaub mir, Lucius Malfoy wird dafür sorgen, dass dein Schrank immer gut gefüllt sein wird!“ Lily lachte leise. „Und Albus wird dich auch verwöhnen! Weißt du, er ist so was wie der Ziehvater von Sev, also von deinem lieben Herrn Vater, er sieht dich als seine Enkeltochter. Aber denk dran, kein Süßes VOR dem Essen! Und iss endlich mehr! Du siehst ganz schrecklich aus! Du musst zunehmen!“ „Wie denn?“, fragte Cathie leise. Es war nicht so, als würde sie nicht versuchen, zuzunehmen, aber sie nahm auch immer sehr schnell wieder ab! „Na, mehr essen, weniger erbrechen… keine Sorge, das überlass mal Severus. Der wird schon dafür sorgen, dass du zunimmst. Du darfst nur nicht wieder abbauen. Dann kann ich auch nicht wirklich zur Ruhe kommen, du bist immerhin mein Kind.“ Cathie seufzte leise. „Es… ist so schwer, ich… ich kann nicht…!“ „Du hast ein Vertrauensproblem, ich weiß. Und das nicht zu Unrecht, aber die Leute um dich herum werden dir schon zeigen, dass das unnötig ist. Sie werden dir alle helfen, deine Freunde und dein Vater, Lucius hat jetzt schon einen Narren an dir gefressen. Dich kann er verwöhnen und beschützen, nicht wie Draco, der seinen eigenen Kopf hat. Hab etwas Vertrauen, ja?“ „Was… ich… Siri, er… ist sicher… sauer, oder?“ „Du hast ja keine Ahnung“, grinste Lily. „Er tobt – allerdings nicht wegen dir oder weil er… nicht mehr unter den Lebenden weilt, sondern, weil er Vernon und Petunia hasst. Oh, und im Moment möchte er Sev kastrieren, aber es ging nie um dich, er gibt dir auch keine Schuld. Und… er fühlt sich wohl, da, wo er ist. Er kann weiterhin mit James Unfrieden stiften.“ Cathie schluchzte einfach nur leise. Toll, Siri gab ihr keine Schuld, aber… „Lupin hasst mich…“ Kurz zog ein Schatten über Lilys Gesicht. „Das ist noch ein Grund, warum Sirius so sauer ist. Remus hat nie gekämpft, er hat blind geglaubt. Erst an Siris Schuld, dann an anderen Unsinn. Und jetzt braucht er einen Schuldigen.“ „Mich“, brachte Cathie mühsam raus. Es war immer sie, irgendwie. „Ja, dich. Weil du da bist. Weil er über seine eigenen Unzulänglichkeiten nie hinweg gekommen ist, weil er ein Kindskopf ist und es liebt, Anderen die Verantwortung zu geben, wenn er versagt. Es gibt andere in die Gesellschaft integrierte Werwölfe, die ihre Jobs auch halten können. Er hat gemerkt, dass er Sachen mit weniger Arbeit schafft, wenn er auf Mitleid Anderer setzt. Halt dich von ihm fern.“ „Er… würde riechen, wer… ich war?“, fragte Cathie leise. „Und… mich dann angreifen?“ „Nein, auch dein Geruch ist jetzt weiblich, er würde dich nicht mit Harry Potter in Verbindung bringen, aber er mag auch Severus wirklich nicht. Es wäre ein Risiko, mit ihm allein zu sein, denn er wird immer mehr wie der Wolf in ihm, den er nicht im Griff hat – er wird gefährlich. Und ich will dich auf keinen Fall in seiner Schusslinie sehen. Versprich mir das.“ Cathie nickte nur. Sie hatte absolut kein Bedürfnis, dem Werwolf zu begegnen, den sie vor Ende des Schuljahres um Hilfe angefleht hatte und der sie nur angesehen und gefragt hatte, ob das Sirius helfen würde. Sie klammerte sich an ihre Mutter, schniefte etwas. Eigentlich hatte sie so viele Fragen, doch sie konnte davon gerade nicht eine einzige in Worte fassen. „Gut“, nickte Lily, strich weiter über die weichen Haare ihrer Tochter. „Versprich mir, Sev eine Chance zu geben, auch, wenn es dir schwer fällt, versuch, deine neue Familie anzunehmen und auch um dein Glück zu kämpfen, ja?“, bat sie leise. Cathie nickte einfach nur, genoss die sanften Streicheleinheiten. „Kleines, ich muss wieder gehen“, merkte Lily schließlich leise an. Sie strich weiter über die Wange ihrer Tochter, die noch so viel mehr war, was der Kleinen auch nicht klar war, aber das sollten Andere feststellen, denn das betraf nicht nur sie. Und es war erst mal nicht so wichtig. Denn es ging darum, dass ihre Kleine ein Leben haben sollte! „Bitte…. Bitte nicht“, flüsterte Cathie, die sich das erste Mal wirklich sicher und geborgen fühlte. „Cathie, ich bin leider tot“, erinnerte Lily sanft. „Ich weiß, du willst nicht weg, aber dieses Gefühl, das kannst du auch bei deinem Dad finden, wenn ihr beide über euren Stolz und euren Dickkopf hinweg gekommen seid. Aber ich verspreche dir, ich werde da sein, immer und mein Bestes tun, um dich zu schützen, auch, wenn ich nun mal leider nicht da sein kann…“ Entsetzt beobachtete Cathie, wie der Körper ihrer Mutter sich auflöste, kurz danach fühlte sie einen regelrechten Ruck, spürte, wie sich etwas veränderte.[i/] Sie war wieder wach. Schniefend sah Cathie sich um, stellte fest, dass es schon ziemlich hell war und das Licht durch die großen Fenster fiel. Ihr Nachtlicht war schon erloschen, wohl schon vor einer Weile. „Ah, wieder wach?“, stellte Severus ruhig fest. Er hatte sich nach dem Frühstück ein Buch genommen und war hierhergekommen. Er wollte selbst überwachen, was das Mädchen essen würde. Und dann würde er mit ihr reden, ob sie nun wollte, oder nicht. Wie gesagt, eine Begegnung mit einer angepissten Toten war mehr als genug für eine lange Zeit, wie er hoffte. Erschrocken fuhr Cathie herum, musste sich direkt mit dem Mann konfrontiert sehen, der gestern Nacht in ihren Kopf eingedrungen war, der sie hasste und doch die einzige Familie zu sein schien, die ihr geblieben war. Severus rief eine Hauselfe, bestellte ein Frühstück und holte einige Tränke, die er noch auf Vorrat gehabt hatte. „Ich kann nichts essen“, merkte Cathie schließlich an, nicht bereit, dem Mann noch mal in die Augen zu sehen. „Und warum sollte das so sein?“, fragte Severus, konnte sich den zynischen Unterton nicht ganz verkneifen. „Weil vor dem vollen Tisch verhungern so lustig ist?“ „Weil ich dann doch nur wieder kotze!“, begehrte Cathie auf, die wirklich, wirklich sauer wurde. Was glaubte der Mann? Dass sie freiwillig aussah, wie sie es tat!? „Du erinnerst dich noch dunkel an den Trank von gestern Nacht? Das war ein Trank, der den Magen beruhigt, du würdest, wie du es so schön ausgedrückt hast, nicht ‚kotzen‘, nein. Und du wirst essen. Deine Furie von einer Mutter hat mich ein Mal überfallen, auf ein weiteres Mal würde ich gern verzichten. Du wirst etwas essen. Und vorher diese Tränke nehmen. Ein Appetitanreger und ein Nährtrank. Da du es nicht für nötig befunden hast, uns von deinen nächtlichen Attacken zu erzählen werden wir mit dem Mästen noch mal bei null anfangen dürfen.“ Cathie öffnete ihren Mund, begegnete kurz dem herausfordernden Blick des Tränkemeisters und schloss ihn einfach, als sie dessen Entschlossenheit sah. Vielleicht musste sie ihm wirklich vor die Füße kotzen, bis er ihr glauben würde. Sie starrte auf das Tablett mit dem Frühstück, musste sich selbst überwinden, auch nur nach der Tasse zu greifen, vom Rest des Essens mal ganz zu schweigen. Denn Appetit oder gar Hunger mochten gar nicht aufkommen, ein paar Mal nicht, wo sie auch noch beobachtet wurde. „Essen“, erinnerte Severus das Mädchen ruhig, nachdem die eine Weile lang nichts Anderes getan hatte, als am Tee zu nippen und auf die Sachen zu starren, die da lagen. Porridge mit Früchten, ein Tablett geschnittene Früchte, Joghurt und Honig. Am liebsten hätte Cathie den Joghurt geworfen, doch sie beherrschte sich. Sie hatte es ihrer Mutter versprochen. Also packte sie die Schale, starrte sie an, als wäre etwas Widerwärtiges drin und tauchte ihren Löffel ein, es kostete Überwindung, ihn auch in den Mund zu bringen und auch noch zu schlucken, doch immerhin konnte sie feststellen, dass ihr tatsächlich nicht schlecht wurde. Erleichtert bemerkte Severus, wie das Mädchen, nach mehreren für ihre Größe wirklich beeindruckend giftigen Blicken, schließlich begann, zu essen, ein paar Löffel Joghurt, ein wenig Porridge, wirklich nicht viel, aber vermutlich mehr als die letzte Zeit, als man sie den anderen Kindern überlassen hatte. So gesehen eine unzumutbare Verantwortung. Sowohl für Draco als auch für Weasley, denn keiner von ihnen hatte eine Ausbildung im Heilen gehabt. Im Gegensatz zu ihm selbst, der er wenigstens die Grundlagen beherrschte. Irgendwann verschwand das Tablett zum Glück, denn Cathie fühlte sich übersatt, sie wurde, von Snape selbst, wie ein Kleinkind ins Bad geschickt um sich anzuziehen, als habe sie das noch nie getan. Dort wartete Kleidung auf sie – zum Glück kein Kleid, nur eine Jeans und ein weites Shirt. Doch sie wollte, als sie fertig war, nicht raus, sie wusste einfach, dass nun etwas beginnen würde, bei dem sie durchaus erneut kotzen könnte – die Befragung über das, was geschehen war, was sich fast jede Nacht wiederholte. Was sie sah, wenn sie schlief. Severus musste dieses Mal eine ganze Weile warten, bis das Mädchen wieder raus kam, die Haare wirkten nur wenig gekämmt, die Klamotten schlackerten, passten eigentlich gar nicht. Alles war zu groß und zu weit. Nun, das mussten sie nächste Woche beheben, wenn das Kind genug Reserven haben würde, um einen Tag Einkaufen auch durchzustehen. Er beobachtete, wie Lilys Tochter sich wieder auf ihr Bett setzte, sich etwas in sich selbst zusammenrollte und ihn mit Blicken fixierte, aber weiterhin darauf achtend, seinen Augen nicht direkt zu begegnen. Sie war sichtlich wenig begeistert, ihn immer noch vor sich zu haben, das war eindeutig. Nun, es war wirklich nicht so, als wäre er selbst sonderlich begeistert darüber, dass sie da war. Er tat das hier auch nur, weil es seine Pflicht war und weil er das im Notfall schon mit jedem Kind in Slytherin getan hatte. „Wovon träumst du?“, fragte er dann sehr direkt. „Das haben Sie doch gesehen“, zischte Cathie, als genau die Befragung einsetzte, die sie gefürchtet hatte. „Sie sind doch einfach in meinen Kopf und…!“ „Ich bin in deinen Kopf, Kind“; gab Severus, für seine eigenen Verhältnisse überraschend ruhig zurück. „Aber ich habe sicher nicht in deinen Erinnerungen gewühlt, bestenfalls habe ich Bruchstücke gesehen, als ich eine Mauer zwischen dir und deinem Unterbewusstsein errichtet habe, etwas, dass wir jetzt jede Nacht tun werden, bis du es selbst kannst“, fügte er noch ganz ruhig an. „Das sollte die Alpträume erheblich minimieren und dein Schlafproblem weit besser lösen, als Traumlostrank.“ „Ron hat also gepetzt“, stellte Cathie knurrend fest. Toll, wirklich! „War wohl auch besser so, bedenkt man, dass ich dir diese Nacht was davon geben wollte“, blaffte Severus. „Ein Mal in seinem Leben hat der Bengel gehandelt, wie ein Erwachsener, statt im Dunkeln mitten in die Gefahr zu rennen, wie ihr es sonst so zu tun pflegt!“ Er atmete tief durch, erinnerte sich daran, ruhig zu bleiben. „Ich will wissen, was solche Alpträume auslöst“, forderte er erneut. „Und ich werde genau hier bleiben, bis ich mit den Antworten zufrieden und von ihrer Richtigkeit überzeugt bin.“ „Und warum holen Sie die sich nicht, wie sonst auch?“, knurrte Cathie, frustriert über diese mädchenhafte Stimme. Wenn Ron so was machte, wichen andere zurück, bei ihr würde man noch behaupten, dass es süß war oder so einen Mist! „Weil ich nicht in fremde Köpfe eindringe, wenn ich nicht eingeladen bin.“ „Und was war gestern Nacht?!“, begehrte Cathie nun auf. „Ich hab sie nicht gebeten, das zu tun! Oder letztes Jahr und…!“ Ja, da waren sie wieder, seine üblichen Kopfschmerzen, stellte Severus einfach fest. Er rieb sich kurz seine Stirn. „Letztes Jahr sollte ich dir etwas beibringen, das du eigentlich, bedenkt man deine Genetik, beherrschen solltest, aber du hast dich nicht bemüht und gestern Nacht.. da habe ich dir geholfen, du dummes Kind!“ Dieses Mal musste Cathie zwei Mal ansetzten, bevor sie wieder einen Ton raus bekam. „Sie… Sie haben mir letztes Jahr gar nichts beigebracht! Sie haben mich jeden verdammten Tag, wenn ich unten war, überfallen! Ohne Erklärungen oder…!“ „Dafür waren die Bücher da!“ „Und wann hätte ich die lesen sollen?! Während des Tränkeunterrichts? Oder während ich meinen Klassenkameraden den Stoff in Verteidigung beigebracht habe, den diese Zicke uns nicht gelehrt hat? Oder, während ich um mein Leben gekämpft habe? Vielleicht während meines Nachsitzens, wo mich diese Kröte gezwungen hat, stundenlang mit einer Blut…!“, gerade noch rechtzeitig konnte Cathie sich auf die Lippen beißen. „Mit einer Was?“, fragte Severus, nun sehr, sehr ruhig. Er beobachtete, wie das Mädchen nun beide Hände zwischen ihre Oberschenkel klemmte. „Wolltest du gerade Blutfeder sagen?“ Hatte diese Irre, die Albus letztes Jahr hatte unterrichten lassen ein dunkles Objekt an Kindern benutzt?! „Nichts“, knirschte die Jüngere, hoffend, dass der Mann es auf sich beruhen lassen würde, doch schon wurde sie gepackt, mit sicherem Griff zerrte Snape an der richtigen Hand, bis sie die nicht mehr verstecken oder auch nur mit der Anderen verdecken konnte, begann, die Haut zu untersuchen. Und lang musste er das nicht tun, bevor er die Narbe sah, die auch mit Hermines Hilfe nicht wirklich verheilt war. Sie war zwar nicht entzündet, doch Cathie konnte die Worte deutlich lesen, so, wie sicher jeder Andere. „Lassen Sie… lasen Sie mich los!“ „Halt still, du dummes Kind!“, zischte Severus, starrte dann entsetzt auf die Narbe. Eindeutig eine Blutfeder und das Mädchen musste stundenlang geschrieben haben, um so eine Narbe zu hinterlassen. ‚Ich darf keine Lügen verbreiten‘, es war erschreckend klar zu lesen, stach eigentlich regelrecht hervor, wenn man wusste, nach was man suchen musste. Eine Narbe, die eine Weile brauchen würde, bis er sie verschwinden lassen konnte, weil erst mal das Gift der Blutfeder raus musste, denn das hier verhinderte, dass seine Tochter lügen konnte – doch manchmal war Lügen einfach überlebenswichtig. „Du bist an diese Worte gebunden?“ „Ja“, gab Cathie dumpf zurück, zog ihre Hand hastig wieder an sich, als der Andere sie endlich losließ. Nicht, dass sie vorher viel gelogen hätte, man hatte es nur immer vorgezogen, ihr nicht zu glauben, weil das einfacher gewesen war. „Großartig“, murmelte Severus. Allein das musste Stoff für Alpträume sein, denn diese Dinger taten gemein weh, standen einigen starken Schmerzflüchen um nichts nach. „Träumst du davon?“, fragte er dann sehr direkt, zumindest würde er keinerlei Wahrheitsserum brauchen. „Warum? Das war gar nichts“, knurrte Cathie. „Es war unangenehm, es hat weh getan, aber es war auch immer irgendwann vorbei!“ Wovon träumst du dann?“ Stille. Severus beobachtete, wie das Mädchen sich heftig auf die Lippen biss und kein Wort mehr sagte. „Willst du es wirklich auf die harte Tour?“, fragte der Tränkemeister lakonisch. „Ich will Niemanden in meinem Kopf!“, zischte Cathie aufgebracht. „Dann würde ich dir empfehlen, zu reden“, gab der Ältere seelenruhig zurück. Zumindest schien es von Außen so, in Wirklichkeit aber machte er schon eine Liste mit Leuten, die er umzubringen gedachte – wobei, auf Umbitch würde er einfach Albus loslassen, das würde mehr Eindruck machen, da war er sich ganz sicher. Der Mann hasste Gewalt gegen Schüler. „Siri“, flüsterte Cathie schließlich. Es war eines der Dinge, die sie wirklich mitnahmen und es ersparte ihr die Geschichte über ihre Verwandten.“ „Gut, das erklärt die Träume seit Ende des Schuljahres, dein rothaariges Anhängsel sagt aber, dass das schon seit Beginn von Hogwarts so ist. Ich will keine halben Wahrheiten, ich will keine weggelassenen Geschichten, ich will alles, junge Dame und versuch nicht mich für dumm zu verkaufen, du solltest es wirklich besser wissen, nicht wahr?“ Cathie spürte, wie ihre Lippen zu zittern begannen. Sie wollte nicht darüber reden, nicht über ihren Onkel, über das grüne Licht, das ihr Angst gemacht hatte, die Stimmen, von denen sie erst spät begriffen hatte, was sie da eigentlich gesehen und gehört hatte. Sie wollte nicht erinnert werden, an die Hetzjagden ihres Cousins auf sich, die ständigen Prügel. Niemand sollte davon wissen, denn bisher hatte ja auch noch Niemand ihr geholfen! „Caitlyn, ich warte nicht mehr lange“, merkte der Tränkemeister an. Er sah, dass das Mädchen kurz vor einem Tränenausbruch stand, doch er musste es wissen, er konnte nichts tun und nicht helfen, wenn sie ihn nicht ließ. Cathie schüttelte nur weiter vehement den Kopf. „Du willst nicht darüber reden“, stellte Severus fest. „Gut, das lässt uns nicht wirklich viele Möglichkeiten. Ich kann in deinen Kopf und es mir ansehen, das ist die einzige Alternative.“ Manchmal war reden einfach zu viel verlangt. Er hatte es auch vorgezogen, Albus einige Dinge zu zeigen. „Nein!“, begehrte Cathie auf, doch sie wusste, sie war auf verlorenem Posten und Niemand war da, der ihr helfen konnte, Ron hatte sie heut noch nicht gesehen, Draco schien verschwunden zu sein und nicht mal Malfoy Senior war da, um einzugreifen. Niemand sollte das sehen! Sie hatte das Meiste davon nicht mal Ron erzählt und warum sollte sie es dem Mann sagen, der sie so sehr hasste?! „Das bringt eh nichts!“ Nein, er würde nicht brüllen, sagte Severus sich selbst. Er würde es nicht noch schlimmer machen. Das Mädchen dachte so schon, er würde sie hassen, er musste das nicht noch weiter ausprägen. Sie würde ihm auch nicht glauben, wenn er sagen würde, dass er sie nicht hasste. Dazu hatte er sich wohl auch wirklich zu schlecht benommen. Und im Moment dachte dieses Kind eher wie eine Achtjährige als ein Teenager, ihr zu erklären, dass er als Spion ein Bild aufrecht zu erhalten hatte, würde absolut sinnlos sein. „Ich muss es verstehen“, zwang er sich zu erklären. „Und du musst es irgendwann verarbeiten. Die einzige Möglichkeit ist es nun mal über das zu sprechen, was einen mitnimmt. Denn jedes Mal vor Panik sein Essen zu verlieren oder wohl möglich im Schlaf zu ersticken ist weit schlimmer, als deine eventuelle und nur fiktiv existierende Blamage vor meiner Wenigkeit.“ „Ich… ich kann nicht!“, flüsterte Cathie nun schon fast verzweifelt. Sie konnte darüber nicht sprechen! Schon gar nicht mit diesem Mann! Der würde lieber Exkremente eines Gobblins anfassen, als sie! Das hatte er mehr als deutlich gezeigt, immer wieder! Wie sollte sie ihm dann Dinge zeigen, die sie nicht mal Ron oder den Zwillingen erzählt hatte?! Und denen hatte sie wirklich schon zu viel gesagt, sie zu tief in ihre Probleme verwickelt. „Zeig es mir“, forderte Severus, immer noch sehr bemüht, ruhiger zu bleiben, als er sich fühlte, dabei kochte er eigentlich schon. Erstens, weil er sich selbst nie als geduldigen Menschen gesehen hatte, zweitens, weil ihm langsam wirklich erst klar wurde, dass da Sachen raus kommen könnten, die selbst er heftig fand. Und da war auch nur noch der für ihn vollkommen unverständliche Wunsch, dem sich hin und her wiegenden Kind zu helfen. Lilys Kind. Sein… sein Kind. Das einzige leibliche Kind, das er je haben würde, denn noch mal würde er sicher niemandem Körperflüssigkeiten zu Verfügung zu stellen und eine Frau befruchten, schon der Gedanke verursachte ihm Übelkeit. „Dann musst du nicht reden.“ Das war ein Problem, das er durchaus kannte. Selbst weit weg von den Peinigern wagten einige muggelgeborene Kinder es nicht, diese zu verraten aus Angst vor deren Rache, nicht verstehend, dass sie doch eigentlich viel stärker waren. Cathie wusste, sie hatte eigentlich keine Wahl. Schon in der Nacht hatte Snape gezeigt, dass er sich auch einfach holen würde, was er wissen wollte. Der Unterschied waren vermutlich nur die Schmerzen, die sie dabei haben würde, also hob sie dieses Mal ihren Blick. „Gut“, nickte Severus, froh, das hier mit einer Art Kooperation und sei sie auch noch so unwillig, tun zu können, wissend, dass es auch weit angenehmer war, als wenn er Gewalt anwenden musste. Irgendwie wollte er verhindern, dass Caitlyn mehr Schmerzen haben würde, als unbedingt nötig. „Wehr dich nicht und versuch nicht, etwas zu verstecken“, erinnerte er das Kind, das nun zitterte, wie Espenlaub, sicher wieder das brutale Eindringen erwartend, das er ihr bei den Übungsstunden angetan hatte. Doch nachdem er ihre Augen fixiert hatte, glitt er dieses Mal sehr sanft in ihren Geist. Erst war da ein wirklich beachtlicher Widerstand, doch mit einigen sanften Berührungen der Barrieren fielen die schließlich, ließen ihn ein in ein wahres Gruselkabinett. Was Severus sah, entsetzte ihn, es entsetzte ihn wirklich. Da war nichts als Schmerz und Angst. Jahrelang nicht wissend, dass Freak kein Name war, Prügel für die einfache Frage, warum man nicht geliebt wurde, die Abrichtung zum Haussklaven unter Zuhilfenahme von noch mehr Gewalt, Träume seit frühester Kindheit vom Tod der eigenen Eltern, aber wenigstens erst, ohne zu verstehen. Und dann das erste, einschneidende Ereignis, kurz vor Hogwarts, als eine Eule und dann ein Heer dieser Tiere die Briefe gebracht hatte. Prügel bis zur Bewusstlosigkeit, der Kopf des kleinen Jungen, der gegen die Wand geschlagen worden war, gebrochene Knochen. Dann die aufkommende Hoffnung auf eine bessere Zeit bis zur Begegnung mit Quirrel, die grausame Rückkehr, weil Albus nicht erkannt hatte, um was es eigentlich ging. Noch mehr Schmerzen, eingeschlossen in ein Zimmer mit Gittern, unmöglich zu bewältigende Aufgaben, praktisch kein Essen, das nächste Schuljahr, Lockardt, Pomphrey, die ihn regelrecht verhöhnte, zum Teil die Schmerzen durch absichtlich falsche Behandlungen verschlimmerte, der absolute Verlust des Vertrauens zu Erwachsenen, als Albus auch in diesem Jahr nicht reagierte, der Sommer, gejagt von Kampfhunden, geschlagen, ausgebeutet, halb verhungert, die erneute Rückkehr, Blacks Ausbruch, ein kurzer Funke Hoffnung, der sofort gelöscht wurde, erneut und unabsichtlich von Albus, die Rückkehr, ein etwas weniger schmerzhafter Sommer, da die Leute Angst vor Black hatten. Das vierte Jahr, der Quiddichcup, das Turnier, das der Junge fürchtete, die Panik vor den Aufgaben, der Hass gegen die Aufmerksamkeit, die Isolation, Weasleys wenn auch nur kurzzeitiger Austicker, der sich aber wieder fing. Diggorys Tod vor Potters Augen, die Angst, die Panik, das Unverständnis, dass Niemand ihm glauben wollte, die erneute Rückkehr in eine so ungesunde Umgebung, wo wieder Schmerz und Hunger warteten, da keine Eulen das Kind erreichen konnten. Auch keine mit Essen, obwohl es wohl versucht worden sein musste. Dann die Rückkehr zur Schule, Umbridge, die Blutfeder, wieder von Allen gemieden werden, weil Harry angeblich gelogen hatte, dauernde Alpträume über den Tod eines Freundes und nicht ein einziger Erwachsener, der da war, nur Kinder, nur Weasley und Longbottom, die sahen. Inzwischen ein so großer Größenunterschied zwischen Potter und seinen Altersgenossen. Dann der Unterricht in Okklumentik, die Qual, die eigene Qual zu verstecken, so, dass er immer gedacht hatte, Potter sei schwach, dabei war da einfach nur zu viel, um es als Kind und ungeübter Mensch von einem Meister wie ihm zu verstecken. Die immer aggressiver werdenden Visionen, immer öfter Alpträume mit panischer Angst und Erbrechen, praktisch kein Kontakt zu Black, kaum ein Wort von Lupin, Albus, der dachte, das Richtige zu tun, indem er nichts tat. Schließlich der Aufbruch zum Ministerium, der Kampf, der auch Lucius fast Alles gekostet hätte, Blacks Tod, Lupins wohl eher automatische Reaktion, Potter aufzuhalten, nur um ihn dann beiseite zu schieben. Vernon Dursley, der erfuhr, dass die größte Bedrohung über seinem Haupt, Black, weg war, der sofort begann, den Jungen zu schlagen, der nichts mehr zu Essen bekommen hatte, seit Beginn des Sommers, immer mehr Schläge, auch von Petunia, die wirklich mit einer heißen Bratpfanne auf den eigenen Neffen losging, weil der rein geheult und das Essen damit für normale und gute Leute ungenießbar gemacht habe, die Schwäche, immer mehr Alpträume, dann der Schock, als Mädchen aufzuwachen und ein wichtiges Körperteil verloren zu haben. Dann die Gleichgültigkeit, die einsetzte, bis zu dem Zeitpunkt, als Dursley… die Szene, die er nachts gesehen hatte, der kurze Blitz der Erinnerung, die fleischige Hand, die die Hose wegzerrte, das hämische Lachen, der Fettsack, der seinen Schwanz aus der Hose nestelte, ihn… dem Kind in den Mund stecken wollte, während er mit hartem Griff ihre Schenkel auseinander drückte – bis Petunia zum Essen rief, das Versprechen, zu beenden, was angefangen worden war. Die Flucht. Severus war sauer, so unendlich empört, voller Hass, doch er wusste, er musste später nachdenken, sich das Ganze in einem Denkarium noch mal in Ruhe ansehen und es auch Lucius und Albus zeigen, erst mal löste er sich vorsichtig aus dem Geist des Kindes, sah in ihr vollkommen verweintes Gesicht, er wusste, er hatte sie im Grunde gezwungen, all das noch mal zu erleben, die schlimmsten Momente in ihrem Leben. Er hatte nichts zu sagen, nicht in dieser Situation. Da blieb nur eine einzige Sache, die getan werden konnte. Obwohl er sich doch eigentlich so gesträubt hatte, zog er das vollkommen aufgelöste, dürre und für das Alter sehr klein gewachsene Mädchen, das sicher kaum noch fünf bis zehn Zentimeter gewinnen würde, auf seinen Schoß, schloss sie, auch, wenn sie sich erst mal verzweifelt wehrte, in seine Arme und begann, sie hin und her zu wiegen. Das kannte er noch von sich selbst. Als Albus herausgefunden hatte, was sein Vater seiner Mutter und ihm angetan hatte. Der Mann hatte ihn gepackt, auch, wenn er sich damals aus Leibeskräften und das waren mehr gewesen, als die seiner Tochter, gewehrt hatte, ihn in den Arm genommen und im Nachhinein, vor sich selbst, konnte er zugeben, dass er sicher niemandem mehr vertraut hätte, auch Lucius nicht, hätte sein Ziehvater ihn damals losgelassen. Cathie kam sich so schwach, so nutzlos vor, während sie spürte, wie der Mann, der eigentlich ihr Vater war und der sie so wenig mochte, in ihren schlimmsten Erinnerungen wühlte, sie wieder vor holte, das Vergessen unmöglich machte. Als diese Präsenz endlich verschwand, fühlte sie sich nackt und ja, auf eine gewisse Art durchaus auch vergewaltigt. Sie wollte nur noch weg, flüchten, sich einschließen, am liebsten so lang Alkohol saufen, bis sie wirklich vergessen konnte. Doch noch bevor ihr Körper endlich reagieren konnte, wurde sie gepackt, Arme legten sich um ihre Taille und sie wurde an den Körper des Anderen gedrückt. Verzweifelt versuchte Cathie erst mal, sich zu befreien, schlug um sich, kratzte den Mann in blinder Panik. Immer und immer wieder, bis ihr einfach die Kraft ausging und sie schluchzend zusammenbrach, sich schließlich an dem Älteren festklammerte. Warm, sicher, stark. Er redete mit ihr, Worte, deren Sinn sie nicht verstand, eine Hand strich immer wieder irgendwie eigenartig beruhigend über ihren Rücken. „Es ist gut“, murmelte Severus immer wieder, während er das Mädchen an sich drückte, das erst mal versuchte, ihm die Haut abzukratzen, dann aber, nach nur kurzer Zeit, vollkommen in sich zusammenbrach, einfach nur noch weinte. Wie er selbst es getan hatte. Er konnte praktisch erst mal nichts tun, nichts außer da zu sein und sinnlose Worte zu murmeln, zu versichern, dass er das Mädchen nicht allein lassen würde. Lily würde ihn köpfen, würde er so was Dummes jetzt tun. Gleichzeitig fragte er sich, wie sein eigenes Radar nicht hatte anspringen können. Er war jahrelang in Hogwarts der Lehrer gewesen, der mit sicherem Griff die Misshandelten gegriffen, mit seinem Blick gefunden und dann zu Albus geschleppt hatte, aber Potter war ihm, trotz all der Anzeichen, nie aufgefallen. Dabei war es doch im Rückblick so eindeutig gewesen! Potter, der sich unter den Erst- oder Zweitklässlern hätte verstecken können, die Tatsache, dass er wirklich nach den Sommerferien immer sehr dünn gewesen war, seine dauernden, schnell entstehenden Verletzungen, die Schreckhaftigkeit und die Bilder, die er doch gesehen hatte, als sie Okklumentikstunden gehabt hatten. Doch er hatte nicht sehen wollen, nicht bei diesem Kind. Schon allein deswegen hatte er sich schuldig gemacht. Auf eine schreckliche Art und Weise. Und selbst, als Albus schon eingesehen hatte, hatte er geglaubt, all das sei nur ein Weg, um Aufmerksamkeit zu erlangen, der Versuch der Amputation der eigenen Brust, der Wunsch, dass Alles wieder sein sollte, wie vorher, weil es sonst nur schlimmer werden würde. Die dauernde Angst, dass der Höhepunkt des Leidens noch lang nicht erreicht sein könnte. Nun, Severus war sich ziemlich sicher, dass ihm das nicht mehr passieren würde. Er würde das Kind schützen, schon aus reinen Schuldgefühlen heraus. Und für Lily. Es dauerte mehr als eine Stunde, bis das vollkommen erschöpfte Mädchen sich endlich beruhigt zu haben schien, stellte Severus nach einem kurzen Blick auf die alte Standuhr fest. Er sah herunter auf die noch immer zuckenden Schultern, doch es war ganz klar zu sehen, dass sie noch wach war. Mit einem Zauber rief Severus die Teetasse, tat etwas von dem Magenberuhigungstrank hinein und brachte den kleinen Rotschopf dazu, etwas zu trinken. „Besser?“, fragte er schließlich nach einer weiteren Weile leise. Cathie wusste nicht, was sie denken sollte, als Snape ihr die Tasse gab. Sie nippte daran, doch als ihr Magen nicht protestierte, trank sie sogar aus. Was würde nun geschehen? Womit musste sie rechnen? Sie fühlte sich so erschöpft und ängstlich. Severus rief eine Hauselfe, bestellte eine leichte Suppe. Er wollte das Mädchen schlafen lassen, aber nicht, bevor sie was gegessen hatte. Denn wenn sie jetzt schlief, würde sie durchschlafen, bedachte man, dass es eigentlich auch schon vier Uhr nachmittags war. Caitlyn hatte sehr lang geschlafen, nachdem er nachts die Träume wohl relativ erfolgreich geblockt hatte. „Du musst was essen, danach kannst du wieder schlafen“, erklärte der Tränkemeister schließlich laut. „Kein Hunger, nicht müde“, murmelte Cathie, die nun erst recht panische Angst vor Alpträumen hatte und von Ron war keine Spur irgendwo zu sehen. „Du hast gerade in deinem Tee das Mittel getrunken, das den Magen beruhigt, es wird nichts passieren, wenn du isst und anschließend werde ich wieder die Barriere in deinem Kopf errichten, damit du schlafen kannst. Morgen werden wir es ruhig angehen, dann solltest du demnächst fit genug sein, um meine Kreditkarte bis zum Anschlag auszureizen“, fügte er in einem Versuch hinzu, ein wenig die Stimmung zu lockern. Erst jetzt ließ er Caitlyn von seinem Schoß, half ihr, sich zu setzen und gab ihr das auftauchende Tablett. Sie aß am Ende leider nicht viel, doch genug, um Severus zu beruhigen, sie trank auch den Nährtrank ohne Probleme, ließ ihn erneut in ihren Kopf, in dem immer noch Chaos herrschte. Anschließend blieb Severus, ohne ein Wort zu sagen, hielt die schmale Hand in seiner, bis das Mädchen einschlief. Erst dann stand er auf, deckte seine Tochter zu und stürmte los. Jetzt brauchte er Albus, er brauchte Lucius und ein Denkarium. Er brauchte einen Plan. Er wollte Rache, blutige Rache. Sollte Weasley ein Auge auf die Kleine haben, bis er wieder da sein würde! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)