400 Jahre später von Futuhiro ================================================================================ Kapitel 7: Neues über Dämonen ----------------------------- „Maya, schön, daß du kommst.“, meinte Professor Undo beinahe fröhlich, jedoch ohne von seiner Tageszeitung hochzuschauen. „Lebt Rubiko noch?“ „Äh ... was?“, machte Maya perplex, der völlig auf gut Glück zur Uni gekommen war, in der Hoffnung, der Dozent wäre da. Er konnte dem Gedankengang des Professors so schnell nicht folgen. Professor Undo sah auf. „Sie war doch gestern Vormittag bei dir zu Besuch, oder? Sind sie oder dein Freund zu Schaden gekommen? Ich bin sicher, es ging zwischen den beiden hoch her.“ „Wie meinen Sie das?“, wollte Maya verdutzt wissen. Es fiel ihm gerade verdammt schwer, abzuschätzen, wieviel Professor Undo wusste oder wieviel Wissen Professor Undo von ihm voraussetzte. Und vor allem, hatten sich die beiden seit gestern etwa noch gar nicht gesprochen? „Rubiko ist eine Erbhexe. Und dein Freund ist ein Dämon, der von ihrem Hexenklan eigentlich im Kälteschlaf gehalten werden sollte, aber jetzt dummerweise aufgewacht ist. Soweit sind wir uns doch einig, oder?“, lachte er und faltete die Zeitung zusammen, um sich nun ganz dem Gespräch zu widmen. „Ich hab sie mehrfach gebeten, Shinjudai in Ruhe zu lassen. Aber sie ist ganz besessen davon, ihn wieder zu bannen. Sie ist ein furchtbarer Kindskopf, trotz ihres Alters. Deswegen ist sie auch immer noch nicht zur vollwertigen Hexe ernannt worden, sondern immer noch Novizin. Sie hat die Prinzipien und die Aufgabe unseres Zirkels immer noch nicht verstanden.“ Maya lies sich ungefragt auf einem Stuhl nieder. „Erzählen Sie mir davon!“, bat er gerade heraus. Eigentlich hatte er sich erstmal bedanken wollen, daß der Professor ihn überhaupt außerhalb der Vorlesungszeiten noch unangemeldet empfing. Aber wenn der so direkt ins Gespräch einsteigen wollte, gern. „Nun, ich nehme an, Rubiko hat dir das wichtigste schon erzählt. Und was sie dir nicht erzählen konnte oder wollte, darf auch ich dir vermutlich nicht sagen. Aber was willst du denn wissen?“ Maya strich sich überfordert die hellbraunen Haare aus den Augen und überlegte, wo er überhaupt anfangen sollte. „Sind Sie auch in diesem Hexenzirkel?“ „Ich leite ihn, ja.“ „Was sind das für weiße Dinger, die hinter uns her sind?“ „Ein Missgeschick von ein paar Amateurhexern. Wir wissen nicht, was genau sie sind, daher konnten wir sie bisher noch nicht verbannen. Aber wir sind seither gut damit beschäftigt, sie von Shinjudai fernzuhalten, das kannst du mir glauben.“ „Fernzuhalten?“, gab Maya empört zurück. „Ja, die beiden Male, wo sie uns durchgebrochen sind und euch tatsächlich angegriffen haben, tun mir wirklich leid.“ „Rubiko sagte, jemand von euch hätte diese Dinger überhaupt erst hergerufen!“ Professor Undo schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein. Sie kommen von außerhalb, wir wissen nicht von wem. Wir haben aber aus unserer Mitte jemanden beauftragt, sich dieser Sache anzunehmen. Vielleicht hat Rubiko das falsch aufgefasst. Als Novizin erfährt sie nicht alles, was vor sich geht.“ „Ja, dafür hängt sie sich aber mächtig ins Zeug. Die kann echt froh sein, daß Shinda sie nicht gleich abgemurkst hat. Zwei Anlässe dazu hatte er schon.“ „Shinda?“, echote Professor Undo interessiert. „So nennt er sich jetzt? Gut, dann muss ich ihn auch so nennen, wenn ich ihm jemals gegenüberstehen sollte. Dämonen haben viele Namen, weist du? Einen, den sie den Menschen verraten, der kann sich mitunter ändern. Dazu mehrere, die sie je nach Anlass untereinander verwenden. Und einen, den sie gar keinem verraten, den nur sie selber kennen.“ „Na schön, wenn diese Dinger von außerhalb kommen, und ihr euch sogar dafür einsetzt, daß die uns nichts tun, welche Rolle spielt ihr dann in dem ganzen Gefüge? Was habt ihr vor? Warum will der Magierzirkel Shinda nicht in den Kälteschlaf zurückschicken, wo er ja eurer Meinung nach hingehört?“ „Das ist die entscheidende Frage, die ich euch nicht beantworten kann.“, seufzte Professor Undo und faltete die Hände auf der Tischplatte. „Und warum nicht?“ „Weil es alles zunichte machen würde, wofür unser Zirkel in den letzten 400 Jahren gearbeitet hat.“ „Ich dachte, euer Zirkel existiert einzig und allein zu dem Zweck, Shinda im Kälteschlaf zu halten.“, gab Maya verdutzt zurück. Der Dozent erwiderte nichts darauf, sondern sah ihn nur halb tröstend, halb bedauernd an, weil er ihm nicht helfen konnte. „Also ist der Hexenzirkel nicht hinter Shinda her?“, rückversicherte sich Maya. „Für´s erste nicht, nein.“ „Nun ... zumindest das wird ihn freuen zu hören.“ Er fuhr sich überlegend durch die Haare, welche Fragen er noch hatte stellen wollen. „Wirst du ihn mir mal vorstellen?“, wollte der Professor hoffnungsvoll wissen. Maya lachte auf. Zynisch. „Wenn man Rubiko glauben darf, überwacht ihr uns doch ohnehin rund um die Uhr.“ „Ja. Aber mit jemandem bei einer Tasse Tee am Tisch zu sitzen und sich ungezwungen zu unterhalten, ist doch irgendwie was anderes.“ „Bevor ich eure Absichten nicht kenne, werde ich Shinda nur schwer davon überzeugen können.“, meinte er toternst. „Ich sollte jetzt gehen.“ Professor Undo nickte bedrückt. Ihm war klar, daß er sich mit dieser unbedachten Frage gerade äußerst zwielichtig gemacht und Maya ein wenig verschreckt hatte. „Mach´s gut. Und pass auf dich auf. ... Du, Maya?“ „Hm?“ Der Junge drehte sich auf dem Weg zur Tür nochmal um. „Ich freue mich, daß Shinda einen Freund gefunden hat, dem er so viel bedeutet und der so für ihn kämpft.“ Maya zog skeptisch die Augenbrauen hoch. Diese Aussage machte die ganze Situation auch nicht wirklich vertrauenswürdiger. Aber er wusste auch nicht, was er darauf entgegnen sollte. „Auf Wiedersehen, Professor.“, meinte er daher nur und ging. Er wusste nicht, was er glauben sollte. Oder wem. Professor Undos Version unterschied sich in so ziemlich allen Punkten grundlegend von Rubikos. Einer von beiden log. Was so viel bedeutete wie, daß er im Prinzip genauso schlau war wie vorher. „Maya!“, rief ihm eine Mädchenstimme nach, als er das Uni-Gebäude gerade verließ. Als er sich fragend umsah, hechtete ihm Rubiko winkend hinterher. „Hey! Gehst du nach Hause? Lass uns doch zusammen gehen!“, schlug sie vor. „Um diese Zeit schon?“, wollte er verdutzt wissen. „Ich dachte, du hättest noch Vorlesungen, im Gegensatz zu mir.“ „Und was tust du hier, wenn du gar keine Vorlesungen hast?“, umging sie die Frage galant und rückte ihre Tasche zurecht. „Ich habe mit Professor Undo gesprochen. Über Shinda.“ „Hat er dir mehr erzählt als mir?“ „Nun, ich hatte den Eindruck, es gibt Gründe, warum man dir nicht alles erzählt.“ Rubiko seufzte und senkte den Blick auf den Fußweg, um mit gesenktem Kopf weiter neben ihm herzulaufen. „Ja, ich weis. Sie sagen ich hätte den Sinn des Zirkels noch nicht verstanden.“, gab sie zu. „Ich dachte bisher immer, sie wären zu konservativ und würden an längst überholten Traditionen festhalten. ... Das war, bevor ich Shinda kannte.“ Maya musste grinsen. „Hat Shinda deine Ansichten verändert?“ „Allerdings.“ „Mein Leben und meine Sicht auf viele Dinge hat sich auch geändert, seit er da ist.“, seufzte er nach einer Weile, teils um die einsetzende Stille zu unterbrechen, teils in der Hoffnung, mehr Informationen aus ihr herauszulocken. Aber Rubiko schwieg weiter. Auch sie schien ihm nicht verraten zu wollen, warum der Magierzirkel nicht hinter Shinda her war. Also spazierten sie wortlos die paar Straßen zu Mayas Wohnhaus hinüber. „Okay, dann mach´s mal gut, Rubiko. Bis die Tage.“, meinte Maya leichthin und zückte seinen Wohnungsschlüssel. Das Mädchen sah ihn verwundert an. „Darf ich denn nicht mit reinkommen?“ „Zu mir? Ich dachte, du bist nur mit mir gelaufen, weil du zu deinem Freund willst!“, gab er nun seinerseits verwirrt zurück und deutete auf die Tür seines Nachbarn. Er wusste ja, daß sie die Freundin seines Nachbarn war. Rubiko kicherte verlegen und fuhr sich durch die Haare. „Um ehrlich zu sein, wollte ich schon zu dir. ... Eigentlich zu Shinda, um ganz genau zu sein. Ich will mich bei ihm entschuldigen.“ Maya wandte sich der Wohnungstür zu und schloss auf. „Ich kann nicht versprechen, daß er da ist. Er hockt nicht den ganzen Tag alleine hier, weist du? Er geht meistens raus und läuft in der Stadt rum, wenn wir nicht gerade zusammen ...“ In diesem Moment steckte ihm der Schwarzhaarige aber auch schon seinen Wuschelkopf aus der Schlafzimmertür entgegen. „Hi! Mit wem redest du?“, wollte er wissen. Dann wurde sein Blick enttäuscht, als er Rubiko sah. „Ach, bloß die Hexe. Ich dachte, ich lern endlich mal ein paar Freunde von dir kennen. Hast du überhaupt Freunde?“ „Sei doch nicht immer so zynisch. Shinda.“, bat er seufzend und hängte seine Jacke an den Gaderobenhaken. „Kann ich euch zwei gefahrlos ein paar Minuten alleine lassen? Ich muss mal runter in den Keller.“ „Wenn du sie in einem Stück zurückhaben willst, dann lieber nicht.“, warf Shinda mit einem gehässigen Grinsen ein. Maya rollte mit den Augen. „Rubiko, lass ihn in Ruhe, hörst du? Ich will Professor Undo nicht erklären müssen, daß ... keine Ahnung ... ich will´s ihm einfach hinterher nicht erklären müssen.“ Mit diesen Worten zog er die Tür hinter sich zu und war weg. Man hörte seine Schritte im Treppenhaus verhallen. Rubiko wandte sich Shinda zu, der mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte, und streckte beide Hände nach ihm aus. „Hi! Schön, dich wiederzusehen.“ „Das seh ich nicht so. Was willst du hier?“ Das Mädchen lies die Hände resignierend wieder sinken, als würde sie doch darauf verzichten, ihn unbedingt umarmen zu müssen, und kam näher. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Mein Angriff gestern war unangemessen. Es tut mir leid.“ „Es tut dir leid ...“, gab Shinda sarkastisch zurück und löste sich aus der Tür. „Naja. Es wäre eine Lüge, zu sagen, ich hätte es nicht absichtlich getan. Aber, doch, jetzt im Nachhinein tut es mir wirklich leid. Es war ein Fehler.“ „Setz dich auf´s Sofa, ich bring dir einen Saft oder sowas.“, beschloss der Schwarzhaarige. Immerhin war sie Mayas Gast und schien ihm gerade nicht an die Gurgel zu wollen, also entschied er ihr wenigstens ein Mindestmaß an guten Manieren entgegenkommen zu lassen. Shinda stellte ihr das Glas auf den Couchtisch, setzte sich dann neben sie und drehte sich zu ihr herum. Dazu musste er ein Bein angewinkelt mit auf die Sitzfläche hochlegen, aber so konnte er sich immerhin bequem seitlich anlehnen, während er sie musterte. Sie trug eine japanische Schuluniform mit kurzem Rock, was weder für Dachau noch für eine Universität passend war. Schien wohl einfach ihrem Modeempfinden zu entsprechen. Die Bluse und der Rock hatten zumindest keine Taschen, in denen sie irgendwelche Bannpapiere oder sonstwas verstecken konnte. „Ich finde dich unglaublich faszinierend, Shinda.“, begann sie etwas verlegen. „Tatsächlich?“ Rubiko nickte. „Ich hatte nicht geglaubt, daß du so hübsch sein würdest. ... Eigentlich hatte ich gar nicht geglaubt, dir jemals persönlich zu begegnen.“ Shinda sagte nichts dazu. Ein Dämon bemaß andere nicht nach solchen Kriterien wie hübsch, hässlich oder zinkennäsig. Aber wenn sie ihn hübsch fand, bitte, dann freute er sich natürlich darüber. Er wusste, daß das vieles einfacher machte, wenn man den Menschen sympatisch war. „Hast du schon viele Mädchen gesehen, seit du wach bist?“ „Einige.“ „Hast du da auch welche hübsch gefunden?“ Er wog kurz nachdenklich den Kopf. „Das kann man so nicht sagen. Sicher habe ich ein anderes Empfinden dafür als ihr Menschen.“ „Findest du mich hübsch?“ „Worauf willst du eigentlich hinaus?“, wollte Shinda, nun doch langsam skeptisch, wissen. Sie wurde etwas rot und konnte seinem Blick nicht mehr standhalten. „Ich weis nicht. Ich schätze ... ich ... mag dich.“ Shinda grinste amüsiert, wobei seine spitzen Eckzähne aufblitzten. „Sehr komisch. Gestern hast du mich noch als gottverfluchte Ausgeburt der Hölle bezeichnet und wolltest mich umbringen.“ „Ja. Tut mir leid.“, gab sie leise zurück. „Mit dieser Aggressivität hab ich wohl versucht, mir selber was vorzumachen.“ Sie blinzelte unschlüssig zu ihm hinüber. „Würdest du mich berühren?“, bat sie und kam sich dabei sichtlich dämlich vor. „Wir haben uns gestern geprügelt. Reicht das nicht erstmal?“, gab er ernst zurück, als er den Wohnungsschlüssel hinter sich klappern hörte. Maya war wohl aus dem Keller zurück. Vielleicht stellte sie ihr lästiges Balzgehabe ja wieder ein, wenn er da war. „Das ist doch was anderes.“, hielt sie dagegen und griff nach Shindas Hand. „Küss mich! Einmal nur, bitte.“ Der Schwarzhaarige grinste wissend und betrachtete seine Hand in ihrer. Er dachte kurz nach, während er genau spürte, wie Maya skeptisch in der Zimmertür stehen geblieben war und von dort aus alles verfolgte. Allerdings machte Shinda auch keine Anstalten, ihr seine Hand wieder zu entziehen. Einen Moment spielte er sichtlich mit dem Gedanken, sie wirklich zu küssen, doch dann seufzte er bedauernd. „Sei vorsichtig mit solchen Wünschen, Kleine. Es bekommt dir nicht, glaub mir.“ „Shinda, bitte! Tu es!“, beharrte sie fast verzweifelt, griff mit beiden Händen den Saum des weißen Hemdes, das er heute trug, und zog ihn erstaunlich kräftig zu sich heran. Ehe er sich fragen konnte, ob sie Mayas Rückkehr überhaupt registriert hatte, fand er sich schon auf allen Vieren über ihr wieder. Rubiko lag auf dem Sofa unter ihm und klammerte immer noch in seinem Hemd. Auf diese Nähe stieg ihm nun auch ihr betörender Niembaum-Duft in die Nase. Er musste ernstlich um seine Beherrschung kämpfen. Für Dämonen war dieser Duft regelrecht drogenartig. Sie musste das gewusst haben und sich dieses Zeug ganz vorsätzlich rangeschmiert haben, denn als Parfüm gab es sowas definitiv nicht. Rubiko bekam zuerst Shindas warmen, zuckergeschwängerten Atem ins Gesicht, als sie ihn zu sich herunterzog. Er hatte wohl gerade einen Pfannkuchen gegessen. Sie wollte wissen, ob er auch so süß schmeckte wie er roch und drängte ihm entgegen. Shinda beugte sich berauscht und beinahe schwindelig zu ihr herunter und hatte gerade noch genug Restverstand, seinen Kuss nicht auf ihren Mund sondern ihre Halsseite zu platzieren. Seine Hand fuhr über ihren Oberkörper. Sie spürte die vorsichtigen Lippen auf ihrer Haut und schlagartig schnürte sich ihr die Luftröhre zu. Sie würgte erstickt. Von seinem Kuss aus fuhr eine unerhörte Hitze durch ihren Hals bis in die Lunge hinunter, daß sie dachte sie würde innerlich verglühen. Gleichzeitig zuckte ein bestialischer Schmerz durch ihren Kopf und nahm ihr letztlich die Besinnung. Dann riss Shinda sich, schockiert über sich selbst, los und sprang vom Sofa hoch, um nur zwei Schritte weiter in die Knie zu sacken und keuchend auf dem blanken Fußboden sitzen zu bleiben. Er griff sich stöhnend an den Kopf. Ihm schwirrten von der ganzen Situation und dem Niembaum alle Sinneseindrücke unkoordiniert durcheinander. Eine Sekunde lang war ihm vor lauter Schwindelgefühl fast, als er müsse sich direkt hier übergeben, er fing sich aber langsam wieder. Die Übelkeit wollte nur sehr widerwillig weichen. Er hörte Maya in der Tür genervt stöhnen und sah zögerlich auf. Das Schwindelgefühl ebbte ab und er wurde nach und nach wieder Herr seiner selbst. „Au man.“, maulte Maya. Es schien, als wollte er noch mehr dazu sagen, aber er ließ es bleiben. „Ist alles okay mit dir, Shinda?“ Der Schwarzhaarige nickte und schluckte schwer. „Tut mir leid.“, raunte er. „Was genau ist passiert?“, hakte er nach und ging zum Sofa, um nach Rubiko zu sehen. „Menschen vertragen das nicht. Der Kuss eines Dämons kann einen umbringen. Hätte ich ihre Lippen geküsst, hätte es sie zerrissen.“ „Super. Dann danke, daß du es nicht getan hast.“ Maya kontrollierte Rubikos Vitalfunktionen. Sie atmete sehr flach, ihr Puls war kaum zu spüren, und sie schien sich in Alpträumen zu winden. Nein, wohl eher im Fieberwahn, stellte er fest, als er ihr eine Hand auf die Stirn legte. Sie war heiß wie eine Wärmflasche. Aber sie lebte, also kein Grund zur Sorge, redete er sich selbst ein, um sich zur Ruhe zu zwingen. Natürlich hatte er Angst und fühlte sich überfordert, aber das half ja jetzt keinem weiter. Weder Rubiko noch Shinda. Fieber. Was tat man gegen Fieber? Kalte Umschläge! Erzwungen rational ging er ins Bad. Als er kurz darauf mit einer Schüssel Wasser und einem Lappen zurückkam, saß Shinda immer noch wie ein Häufchen Elend auf dem Boden und starrte vor sich hin. Maya hielt ihm mit einem sanften Lächeln einladend die Hand hin, um ihm wieder hochzuhelfen. „Alles okay?“, rückversicherte er sich nochmals. Keine Spur von Ärger – jedenfalls nicht auf ihn. Nein, nicht wirklich, dachte Shinda. Er fühlte sich elend und sein ganzer Körper schien schwer wie Blei, so daß er sich kaum alleine aufrecht halten konnte. Dennoch nickte er auf die Frage. „Danke.“, meinte er leise und ließ sich auf die Beine ziehen, wich Mayas Blick aber aus. „Du nimmst das erstaunlich gelassen.“, fügte er vorsichtig an. Irgendwie konnte er nicht recht glauben, daß Maya so gar nicht sauer auf ihn war. Immerhin hatte er Rubiko ziemlich zugesetzt, im Zweifelsfall hätte sie tot sein können. Der Student setzte sich zu dem bewusstlosen Mädchen auf´s Sofa – wieder einmal – und legte ihr einen kalten Lappen auf die Stirn. „Rubiko hat es ja nicht anders gewollt. Als Erbhexe, deren Familie sich schon seit Generationen mit Dämonen beschäftigt, hätte sie eigentlich im Bilde sein müssen, wie das endet. Ich weis nicht, wie sie dich überhaupt so weit gekriegt hat, aber sicher hat sie nachgeholfen. ... Du kannst nichts dafür, Shinda.“, beruhigte er den Schwarzhaarigen. „Meinst du, wir sollten Professor Undo anrufen? Was wird hieraus noch werden?“ „In ein paar Stunden sollte sie wieder wach und fit sein.“, gab Shinda matt zurück und lies sich auf einem Sessel nieder. Maya schaute ihn an und grinste amüsiert. „Schau doch nicht so niedergeschlagen. Es ist alles gut, okay?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)