Meine Creepypastas von Sky- (Paranormale (Horror) Geschichten) ================================================================================ Harvey the Skinner: Der Antichrist ---------------------------------- Es war immer wieder eine besondere Atmosphäre in der Kirche St. Michael und obwohl Pastor Theodor schon so viele Jahre in Kirchen, Domen, Kathedralen und Kapellen verbracht hatte, erfüllte es ihn doch stets mit Ehrfurcht, wenn er sie betrat. In der Kirche war es vollkommen still, nur seine Schritte hallten in diesem ehernen Gebäude wider. In seinem Geiste hörte er die gregorianischen Gesangschöre und die wundersamen Klänge der Orgel. Als er am Altar und am Jesuskreuz vorbei ging, blieb er kurz stehen, kniete ehrfürchtig nieder und bekreuzigte sich, bevor er weiterging, um die Spendenboxen zu leeren. Heute in der Messe waren dieses Mal mehr Leute als sonst gewesen, weshalb sich der Geistliche auch mehr Spenden als sonst erhoffte. Als er jedoch an den Sitzbänken vorbeiging, da bemerkte er eine Bewegung und erkannte schließlich, dass da jemand in der hintersten Reihe saß. Es war ein junger Mann von vielleicht 26 oder 27 Jahren. Er trug ein Kapuzenshirt und hatte Bandagen im Gesicht. Auch seine Hände waren bandagiert und er sah aus, als hätte er ziemlich schlimme Dinge erlebt. Schweigend saß er da und schaute hoch zu den Fenstern, wo die Bilder vom Erzengel Michael zu sehen waren, wie er den Drachen erschlug. Irgendetwas Trauriges lag in seinem Blick und Pastor Theodor entschloss sich, die Spenden später einzusammeln und mit diesem Menschen zu reden, der offensichtlich Trost brauchte. Als er zu ihm ging, sah ihn der Bandagierte an und lächelte müde. „Einen wunderschönen Tag haben wir heute, Pater. Und wie angenehm still es ist. Ich gehe allein deshalb schon gern in Kirchen, weil von ihnen etwas Beruhigendes und zugleich Mystisches ausgeht.“ „Da haben Sie wohl Recht.“ Pastor Theodor setzte sich neben ihn und schaute ebenfalls zu den Fensterbildern. „Eine Kirche vermittelt stets das Gefühl von Geborgenheit und Schutz. Hier findet man immer Zuflucht, egal was es auch sei.“ „Ja, das stimmt. Auch deshalb komme ich in der letzten Zeit immer öfter hierher.“ „Wenn Sie Trost oder seelischen Beistand brauchen, können Sie sich jederzeit gerne an mich wenden, mein Sohn.“ Wieder ein trauriges Lächeln. Der Bandagierte fuhr sich durch sein langes, schwarzes Haar und offenbarte eher ungewollt, dass er an seiner linken Hand nur noch drei Finger besaß. Die anderen waren ihm offenbar abgetrennt worden und er trug auch blutverschmierte Bandagen. Anscheinend war dies erst vor kurzem geschehen. Der Verletzte seufzte und rieb sich schließlich Tränen aus dem rechten Auge, da das andere durch die Bandagen verdeckt war und wahrscheinlich auch fehlte. „Verzeihen Sie, Pater…“ „Ist schon gut, mein Sohn.“ „N-nennen Sie mich ruhig Charlie.“ „Also gut, Charlie. Erzählen Sie, wer Ihnen das angetan hat und haben Sie keine Angst. Solange Sie hier sind, kann Ihnen nichts zustoßen.“ Der Bandagierte nickte und versuchte, sich zusammenzureißen. Aber Pastor Theodor sah ihm an, dass ihm etwas schwer auf der Seele lastete. „Als ich klein war, da hat mein Vater Dinge getan… schlimme Dinge… Er war allein erziehend, da meine Mutter schon recht früh einfach so abgehauen ist und uns alleine ließ. Mein Vater war ein Trinker und verlor schließlich seinen Job. Das führte recht schnell dazu, dass er oft gewalttätig wurde, wenn er betrunken war. Wenn ich nicht tat, was er von mir verlangte, schlug er mich grün und das ging so ein paar Jahre lang. Irgendwann ist mir das alles zu viel geworden und…“ Der Verletzte hielt inne und sah den Pastor unsicher an. Er wirkte wie geprügelt und schien Angst davor zu haben, den Satz zu Ende zu sprechen. „W-werden Sie es der Polizei sagen, wenn ich Ihnen etwas Schlimmes beichte?“ „Nein, Charlie. Wenn ich Ihnen die Beichte abnehme, dann wird dies hier zwischen Ihnen, mir und dem Herrn selbst bleiben.“ „Okay…“ Wieder eine Pause und wieder nahm Charlie all seinen Mut zusammen. „Als ich diese ganzen Übergriffe nicht mehr ertragen konnte, hab ich mich zur Wehr gesetzt. Vater hat mir daraufhin das Auge ausgestochen und mir die Finger abgehackt. Als ich das Messer in die Hand bekam, hab ich den Scheißkerl abgestochen und den allerletzten Blutstropfen aus ihm herausgequetscht. Dieser Bastard hat mir mein Leben zerstört und deshalb habe ihm auch seines zerstört, indem ich ihn endlich umgebracht habe.“ Charlie presste eine Hand gegen sein bandagiertes Auge und in seinem Gesicht war blinder Hass zu sehen. „Ich weiß, dass das, was ich getan habe, ein unverzeihliches Verbrechen war. Aber sagen Sie mir, hat es ein verdammter Pädophiler überhaupt verdient, weiterzuleben?“ „Nun Charlie, das zu entscheiden, liegt allein bei Gott. Der Herr wird die Sünder ihrer gerechten Strafe zuführen. Ihr Vater wird sich vor einem höheren Gericht verantworten müssen für seine Tat.“ „Glauben Sie, dass ein solcher Mensch überhaupt noch verdient hat, jemals in den Himmel zu kommen? Sagen Sie mir Ihre ehrliche Meinung.“ „Wenn er seine Sünden niemals bereute, dann nicht. Aber meine Meinung ist nicht von Bedeutung. Der Herr wird über seine Seele richten. Und Sie Charlie, sollten Buße tun und für Ihre Seele beten. Ich könnte…“ Pastor Theodor sprach nicht zu Ende, denn da spürte er einen schmerzhaften Stich im Arm und als er hinsah, erkannte er entsetzt, dass Charlie ihm mit einer Spritze in den Unterarm gestochen und ihm irgendetwas injiziert hatte. „Was… was hat das…“ Der Pastor stand hastig auf und wich von dem Verstümmelten zurück, der ihm einen tödlichen Blick zuwarf. Entsetzen packte den Geistlichen und er wollte fragen, was ihm da gespritzt worden war, doch er konnte es nicht. Er spürte ein unangenehmes Kribbeln auf der Zunge und er konnte kaum noch ein Wort hervorbringen. Seine Beine knickten um, doch er konnte sich noch geistesgegenwärtig an einer Bank festhalten und flüchtete in Richtung Sakristei. Charlie stand auf, ging zum Eingang und verriegelte die Tür. „Tut mir Leid, aber hier ist Endstation für Sie.“ Nachdem der Haupteingang verschlossen war, kam er auf den Flüchtenden zu und begann, seine Bandagen abzunehmen. Dabei enthüllte er, dass er gar keine Verstümmelungen hatte und dass alles nur Maskerade war. Selbst die Haare waren bloß eine Perücke. Fassungslos und schockiert starrte der Pastor ihn an und schleppte sich weiter zur Sakristei, da gaben seine Beine endgültig nach und er versuchte zu kriechen. Mit einem eiskalten Lächeln setzte der Demaskierte einen Fuß auf den Rücken des Pastors und nagelte ihn somit am Boden fest. „Versuchen Sie es gar nicht erst, Sie kommen eh nicht weit. Ich hab Ihnen Tetrodotoxin verabreicht, ein sehr effektives Nervengift, welches in richtig dosierter Menge paralysierend wirkt. Das hat den Vorteil, dass ich Sie gar nicht erst fesseln muss und Sie trotzdem alles mitkriegen. Zuerst einmal möchte ich mich bei meinem richtigen Namen vorstellen: ich bin Harvey the Skinner.“ Nun entfernte er die letzten Pflaster und Bandagen von seinem Gesicht und enthüllte an seiner linken Wange zwei lange Narben, die diagonal bis knapp unter seinem Auge verliefen und auch am Hals besaß er welche. Pastor Theodor wurde blass, als er das hörte. Er hatte von diesem Serienmörder gehört, der mindestens 20 Polizisten die Haut abgezogen und ihre Leichen auf unvorstellbar bestialische Weise auseinandergenommen und ihre Gedärme an die Wand genagelt hatte. Und die Häute hatte er zu Bezügen vernäht, was dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt hatte. Aber dabei schlug er doch nur in den USA zu. Was also hatte er hier in Deutschland verloren? „Wissen Sie, ich bin vom Beruf her in erster Linie Schauspieler und als solcher war es ein Leichtes für mich, Sie an der Nase herumzuführen. Und mein Vorteil war auch, dass ich im Vorfeld schon die deutsche Sprache beherrschte. Aber das Völkchen spürt ja für gewöhnlich den Teufel nicht, selbst dann nicht, wenn er sie am Kragen hat. Natürlich war Charlie nur meine Maskerade und somit müssen Sie dem, was ich Ihnen in dieser Gestalt gesagt hatte, keinen Glauben schenken. Bin ich auch von Natur nicht ehrlich, so bin ich’s zuweilen aus Zufall. Aber genug der Worte und lassen wir endlich Taten sprechen.“ Damit packte Harvey den paralysierten Pfarrer am Kragen und schleifte ihn hoch zu dem großen, kreisrunden Altar und legte ihn darauf. „Wissen Sie, worin das Problem bei einer Religion liegt? Alle Religionen sind aus simpler Gier, Angst, Betrug, Fantasie und Poesie gemacht. Zumindest sagt das Edgar Allan Poe, keine Ahnung, ob Sie den kennen. Ich persönlich respektiere die Religion als ein Mittel, um die Menschen zusammenzuführen und ihnen Kraft und Trost zu spenden. Aber was mir gegen den Strich geht, sind Pfaffen, die ihre Vertrauensposition ausnutzen und sich an unschuldigen Kindern vergreifen. Wenn sie denn wenigstens dafür bestraft würden, wäre mir das recht und dann bräuchte ich das hier eigentlich nicht zu tun, aber das wahre Verbrechen besteht doch darin, dass die Kirche das einfach verschweigt, oder herunterspielt. Und was macht der Papst? Er tut rein gar nichts! Normalerweise würde man doch denken, dass etwas Gescheites dabei rumkommt, wenn ein Gott sich erst sechs Tage lang plagt und selbst am Ende noch Bravo sagt. Aber das zeigt eigentlich, dass Gott wohl ziemlich gepfuscht haben muss bei seiner Schöpfung.“ Während Harvey sprach, holte er unter seinem Pullover ein Messerset hervor und breitete es neben dem Pfarrer aus, der sich beim besten Willen nicht bewegen konnte und nun in Panik geriet. Er wusste, was gleich kommen würde: dieser Wahnsinnige würde ihm die Haut abziehen und ihn danach genauso massakrieren wie die anderen Opfer. „Wissen Sie, worin der Unterschied zwischen uns beiden liegt? Ich als Schauspieler trage eine Maske, um die Menschen zu unterhalten und sie wissen sehr wohl, dass ich mein wahres Selbst verberge. Sie aber spielen hier den ehrlichen und aufrichtigen Pfarrer, der unter den Schutzmantel des Geistlichen kleine Jungs missbraucht. Was für eine Ironie, dass die Menschen nur hinter ihrer Maske ganz sie selbst sind. Ich hab es ja auch nicht auf alle Menschen abgesehen, sondern hauptsächlich auf die von Vorbildern wie Ihnen, die ihre Stellung ausnutzen, um ungehindert Leben zu ruinieren. Aber eines will ich klar stellen: Es geht mir hier nicht darum, Rache für diese armen Seelen zu üben. Auf Dinge, die nicht mehr zu ändern sind, muss auch kein Blick mehr zurückfallen. Was getan ist, ist getan und bleibt. Mir geht es eher um die Zukunft und darum, den wahren Antichristen aus dem Gotteshaus zu vertreiben.“ Mir einem unheilvollen Lachen klopfte Harvey dem Pfarrer auf die Wange und begann, seine Kleidung zu wechseln. „Da das Gift noch lange Zeit seine Wirkung tun wird, müssen wir nichts überstürzen. Wenn Sie sich anstrengen, finden Sie die Kraft, Mund und Zunge zu bewegen. Es ist doch so eintönig, bloß allein zu reden. Die richtige Dosierung ist leider noch nicht ausgefeilt. Aber andererseits wäre es genauso eintönig, wenn ich immer wieder ein Schmerzgestöhne und Gejammer zu hören kriege.“ Der Typ ist vollkommen durchgeknallt, dachte der Pastor und schaffte es mit Mühe, seinen Mund zu öffnen. Seine Zunge fühlte sich taub an und wie von einem dicken Pelz belegt. Außerdem war das unangenehme Kribbeln im Mund unerträglich. Nur mit Mühe brachte er hervor „Das können Sie nicht tun… ich bin unschuldig.“ „Ach bitte Pater, nun halten Sie sich selbst zum Narren. Ihr Fall ist doch an die Öffentlichkeit gekommen und nur weil der Papst die Füße still hält und die Sache unter den Teppich kehrt, konnten Sie Ihre Tätigkeiten unbehelligt fortführen. Ich habe selbst mit einem der Jungen gesprochen, die Sie missbraucht haben und er hat mir alles gesagt. Aber ich muss schon zugeben: Sie haben wirklich ganze Arbeit geleistet, um Ihre Verbrechen zu vertuschen. Dazu gehört ein besonderes Maß an Kaltblütigkeit. Findest du nicht auch, mein Freund?“ Hier sah der Serienmörder Chris an, der sich auf der anderen Seite des Altars befand und bislang geschwiegen und die Sache nur beobachtet hatte. Der Pastor bewegte seinen Kopf mit Mühe zur Seite, um nachzusehen, wer da noch war. Er sah aber niemanden, sie waren beide allein. Dieser Mann da, der ihn gleich töten würde, redete mit der Luft… Als er bemerkte, dass der Pastor verwirrt war, erklärte er „Machen Sie sich keine Mühe, etwas zu sehen, was nicht da ist. Ich rede nur gerade mit meinem Freund Chris, der letztes Jahr verstarb. Ich rätsele bis heute noch, ob ich tatsächlich einen Toten sehen kann oder langsam wahnsinnig werde. Es heißt ja, dass Genie und Wahnsinn nah beieinander liegen. Und dann ist da ja noch die Frage, ob Wahnsinn nicht die höchste Form von Intelligenz ist. Wie viel Herrliches und Gewaltiges kann ein krankes Hirn infolge einer besonderen Befähigung erzeugen, die über gewöhnliche und alltägliche Vernunft erhaben ist? Ohne Chris hätte ich nie erfahren, dass ich hochbegabt bin und damit zu jenen Leuten gehöre, die auf dem schmalen Grad zwischen Wahnsinn und Genie wandeln. Aber ich hab mir nie viel aus meiner Hochbegabung gemacht, ich wollte kein Wissenschaftler und Nobelpreisträger werden. Solche Leute gibt es zu viel und jedes Bestreben, sich zum Übermenschlichen emporzuschwingen, führt unmittelbar zum Absturz ins Untermenschliche. Hab ich nicht Recht, Chris? Ja richtig, ich zitiere schon wieder Poe. Aber der wissentliche Gebrauch eines Zitats am falschen Ort kann sehr klug und von stärkster Bedeutung sein, wenn der Zitierende sein Geschäft versteht. Und du weißt doch, wie wir beide das Schauspiel und das Zitieren von bedeutenden Werken lieben. Okay, ich tue es auch, weil ich versuchen will, mich ein wenig von der Sauerei abzulenken, die ich gleich noch anrichten werde. Also Pater, denken Sie nicht allzu schlecht von mir. Ich versuche nur etwas Niveau und Klasse mit einzubringen. Chris, ich würde dir raten, lieber nicht hinzusehen. Das könnte kein sehr schöner Anblick für dich werden.“ „Schon in Ordnung“, antwortete Chris, dessen Worte allein nur Harvey hören konnte. Er nahm nun eine altmodische Rasierklinge in die Hand und begann langsam die spärlich gewordene Kopfbehaarung abzuschneiden. Dabei zeigte sich, dass er sehr geschickt mit dem Messer umgehen konnte und eine sehr ruhige Hand hatte. „Wenn man die Haut vom Gesicht abschneiden will, muss man erst einmal alles entfernen, was stören könnte. Hat mir mein Lehrmeister beigebracht. Deshalb sollte man Bart und Haare vorher abrasieren. Das Schöne ist ja, dass wir keine Angst zu haben brauchen, dass uns irgendjemand stören könnte. Eine abgeschlossene Kirche ist in Deutschland ja sowieso nichts Ungewöhnliches.“ Nach und nach wurde der Stoppelbart abrasiert, ebenso wie die die Kopfbehaarung. Harvey war hochkonzentriert und redete munter weiter. „Meine ersten zwanzig Opfer hab ich zwar vollständig gehäutet, aber ehrlich gesagt ist mir der Aufwand viel zu groß. Rücken, Bauch, Brust, Arme und Beine sind ja recht einfach, weil es wenig Unebenheiten gibt, aber Hände und Füße und vor allem der Kopf sind da schon viel schwieriger und vor allem extrem zeitaufwendig. Deshalb begnüge ich mich von jetzt an nur mit dem Gesicht und dem Torso. Es stört Sie doch nicht, wenn ich einfach so weiterquatsche, Pater? Wenn ich offen gestehen soll, ist mir diese Arbeit eigentlich absolut widerwärtig. Der Gestank von Blut, die verklebten Hände und der Anblick von rohem Fleisch, Muskeln, Sehnen, Knochen und Gedärmen sind mir höchst zuwider und bescheren mir jedes Mal einen Brechreiz. Der erste Mord war wirklich ein Alptraum für mich gewesen, aber ich tue es trotzdem. Ich habe so vieles auf mich genommen, da wäre es eine Feigheit, jetzt einfach aufzuhören.“ Harvey hatte schließlich die komplette Gesichts- und Kopfbehaarung entfernt und begann nun unterhalb des Kinns den ersten Schnitt anzusetzen. Als er den rasenden Schmerz spürte, stöhnte der Pastor gequält auf und versuchte zu schreien, doch nun war auch der Rest seines Gesichts gelähmt. Doch anstatt weiterzuschneiden, hielt Harvey inne, denn ihm war etwas eingefallen. „Darf ich Sie etwas fragen, Pater? Mir ist nämlich etwas eingefallen, was mich seit einiger Zeit beschäftigt: Wo sitzt Ihrer Meinung nach die menschliche Seele? Im Kopf oder im Herzen?“ Verständnislos sah ihn der Pfarrer an und verstand die Frage nicht. Da keine Antwort kam, seufzte Harvey und sagte „Wir können es auch so regeln, dass ich Ihnen ein Auge herausschneide, um Sie etwas gesprächiger zu machen. Also, wo sitzt Ihrer Meinung nach die Seele? Im Kopf oder im Herzen? Wenn Sie „Kopf“ sagen wollen, geben Sie einfach ein „o“ zur Antwort und für Herz ein „a“.“ Es dauerte einen Moment, bevor der Pfarrer mit einigem Zögern ein „o“ zur Antwort gab, woraufhin Harvey erleichtert aufatmete und zufrieden lächelte. „Ich danke Ihnen, Pater. Vielleicht ist es ja doch nicht der Verstand, sondern allein das Hirn, welches nicht in Ordnung ist. Hast du gehört Chris?“ „Ja hab ich. Aber solltest du nicht langsam mal etwas mehr Tempo an den Tag legen? Wer weiß, wie lange du hier noch so unbehelligt herumwerkeln kannst, ohne dass jemand reinkommt oder Verdacht schöpft. Ich mach mir wirklich Sorgen, dass sie dich wieder einsperren könnten, wenn sie dich hier finden!“ „Hast auch wieder Recht. Also dann Pater, sind Sie bereit? Als Dankeschön für die Antwort werde ich jetzt gleich sofort loslegen und Sie nicht noch länger als nötig auf die lange Folter spannen.“ Wieder setzte Harvey das Skalpell an und führte den Einschnitt weiter fort. Er ging sehr behutsam vor und war hochkonzentriert. Als er fertig mit dem Hals war, drehte er den Pfarrer auf den Rücken und führte einen weiteren Schnitt den Hinterkopf hinunter bis zum Nacken. „Damit es einfacher geht, werde ich vom Hinterkopf anfangen und mich so bis zum Gesicht voranarbeiten. Dumm nur, dass die Ohren im Weg sind, aber das haben wir gleich.“ Harvey führte die Klinge den Nacken entlang, machte einen „Bogen“ um die Ohren herum und setzte direkt wieder unterhalb des Unterkiefers an und verband so die Schnitte miteinander. Als das vollbracht war, sprach er „So, jetzt beißen Sie die Zähne zusammen, wenn Sie können, Pater. Das wird nämlich richtig wehtun.“ Und kaum, dass er das gesagt hatte, begann Harvey damit, ganz vorsichtig die Haut vom Fleisch zu trennen. Pastor Theodor hätte am liebsten vor Schmerz geschrieen, den Kopf hin- und hergeworfen und sich dagegen gewehrt, doch er war zur Unbeweglichkeit verdammt und konnte nichts gegen diesen unbeschreiblichen Schmerz tun. Langsam schälte sich die Haut vom Hinterkopf ab, doch nach der Hälfte der Arbeit musste Harvey innehalten, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Er war blass im Gesicht und er keuchte leise, trotzdem setzte er wenig später seine Arbeit fort. Der Paralysierte selbst litt Höllenqualen. Die frei gelegten Stellen brannten, als hätte man Säure darauf geschüttet und der pulsierende Schmerz war fast nicht zu ertragen. Warum nur kam niemand und rettete ihn vor diesem Verrückten? Wenn nicht bald ein Wunder geschah, würde er sterben… Als Harvey das jammervolle Stöhnen hörte und sah, dass sich auf dem großen, kreisrunden Altar Tränen sammelten, seufzte er entnervt. „Nun stellen Sie sich nicht so an. Sie haben doch auch nicht darüber nachgedacht, was die kleinen Jungen durchleiden mussten, an denen Sie sich vergangen haben. Wer anderen schlimme Dinge antut, der sollte eigentlich bereit sein, selbst Schlimmes durchleiden zu müssen. Also reißen Sie sich endlich zusammen und kommen Sie mir ja nicht auf den Gedanken, den Herrn mit Ihren geheuchelten Gebeten auf den Geist zu gehen. Ihnen hilft jetzt auch kein Beten mehr. Wenden Sie sich doch besser an den Teufel, er würde an Ihnen und Ihrem gottlosen Verhalten mit Sicherheit Gefallen finden.“ Das Brennen war entsetzlich und Tränen tropften auf den Altar und vermischten sich mit Blut. Der Geistliche versuchte mit aller Kraft, sich zur Wehr zu setzen und ihn erfüllte Panik, weil er gar nichts tun konnte. Heilige Mutter Gottes, bitte lass es bloß ein Traum sein. Lass es schnell vorbei gehen und lasse einen Blitz auf diesen Verbrecher niederfahren… Doch egal, wie viel er auch betete, Harvey führte seine Arbeit unerbittlich fort. Schließlich drehte dieser den paralysierten Pfarrer auf den Rücken, sodass der von Haut befreite Hinterkopf auf dem kalten Marmor bloß lag. Der brennende Schmerz wurde zu einer schier unerträglichen Qual und selbst ein Stöhnen brachte er nicht mehr zustande. Seine Stimmbänder schienen vollständig gelähmt zu sein und nur die Atmung funktionierte noch halbwegs. Bitte lass es endlich aufhören. Heiliger Vater, ich bereue all meine Sünden, aber bitte erlöse mich endlich von dieser Qual, dachte der Pfarrer, während Harvey nun vorsichtig die Haut von oberhalb der Stirn abzuschälen begann. Als ihm aber der Schweiß in die Augen lief, musste er erneut seine Arbeit niederlegen und zog die blutverschmierten Handschuhe aus. „Verdammt noch mal, so kann man einfach nicht vernünftig arbeiten.“ Mit einem Handtuch wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht und trank einen Schluck Wasser aus einer Flasche. „Wissen Sie Pater, ich hab mich immer gefragt, was die Katholiken eigentlich für ein Problem haben und warum ausgerechnet bei denen immer wieder Missbrauchsfälle gemeldet werden. Komischerweise funktioniert es bei den Protestanten ganz gut und bei uns in den USA haben wir auch nur äußerst selten solche Probleme. Aber immer sind es die Katholiken. Wieso überhaupt kleine Jungen? Ich glaube, diese völlig überholten und unsinnigen Traditionen sind der eigentliche Grund dafür. Ich verstehe den Sinn des Zölibats einfach nicht. Er verbietet die Ehe und den Geschlechtsverkehr, aber Sie müssten doch selbst wissen, dass die meisten von uns nicht ohne können. Was ist denn falsch daran, eine Frau oder einen Mann zu lieben und überhaupt zu heiraten? Die Protestanten sind glücklich damit und ich finde es sowieso unverschämt, dass ihr die Frauen an der kurzen Leine haltet und sie nicht einmal das Priesteramt bekleiden können. Lieber die Homosexuellen diskriminieren, den Frauen die Rechte absprechen und sich an kleinen Jungs vergreifen, richtig? Aber Sie werden schon sehen, was Sie davon haben. Wenn die Menschen erst einmal erkennen, was alles schief läuft, werden sie dagegen protestieren und Veränderungen erzwingen. Und wenn die Kirche immer noch nicht mitmacht, wird das irgendwann zu ihrem Untergang führen. Die massenhaften Kirchenaustritte sind erst der Anfang…“ Als Harvey seine kurze Pause beendet hatte, zog er sich ein neues Paar Latexhandschuhe an und nahm wieder seine Arbeit auf. Dieses Mal ging es ihm schneller von der Hand und binnen weniger Minuten hatte er die komplette Haut entfernt, sodass das Gesicht und auch der gesamte Kopf einen fürchterlichen Anblick gaben. Der Pfarrer, der vor lauter Schmerzen und Qualen das Bewusstsein verloren hatte, wurde mit einer Adrenalinspritze zurückgeholt. „Aber Pater, Sie verpassen ja noch den ganzen Spaß. Wenn schon ich die ganze Schweinerei alleine machen muss, ist es ja nur fair, wenn Sie wenigstens dabei sind.“ Harveys Blick wanderte zu Chris, der unruhig die Kirche durchwanderte und nervös wirkte. Er sorgte sich offenbar, dass jemand hereinkommen und seinen Freund bei der Tat erwischen könnte. „Ist alles in Ordnung, Chris?“ „Ich bin bloß besorgt, dass dich jemand sehen könnte. Zieh es also bitte nicht allzu sehr in die Länge, okay?“ „Ja, ja… ich mach das schon, keine Sorge.“ Und wieder widmete er sich seinem Opfer zu. „Ich hoffe, Sie halten mich nicht für verrückt, weil ich mit einem Toten rede. Aber er ist der Einzige, mit dem ich mich halbwegs vernünftig unterhalten kann. Als er noch lebte, haben wir immer davon geträumt, auf den größten Bühnen der Welt aufzutreten. Wir kannten alle Shakespeare Werke auswendig und spielten beide in denselben Stücken. Witzigerweise spielte er fast immer den tragischen Helden und ich den bösen Widersacher. War er der Hamlet, hatte ich die Rolle von Laertes oder die des Königs. Ich hingegen spielte den MacBeth und er den MacDuff. Als er den Romeo spielte, war ich Tybalt. Die einzige Ausnahme war Othello. Da spielte ich den bösen Jago und er den Cassio. Othello war ja ein Schwarzer, deshalb war es Quatsch, einen von uns für die Rolle zu besetzen. Und bei einer Neuinterpretation von "Romeo und Julia" spielte ich ausnahmsweise den Romeo und er den Julian. Die Neuinterpretation stammte übrigens von meiner Feder und es war unser allererster großer Durchbruch als Duo gewesen. Sogar in Deutschland sind wir gemeinsam aufgetreten, als Goethes „Faust“ aufgeführt wurde. Drei Mal dürfen Sie raten, wer wen gespielt hat: Chris war Faustus und ich Mephistopheles. Sie können mir glauben, es war einfach atemberaubend, diese Rollen zu spielen und in Versen zu sprechen. Auch wenn ich die Kirchenmoral von Deutschland katastrophal finde, so bewundere ich die Deutschen für ihre großartigen Dichter. Das war auch der Grund, warum Chris und ich Deutsch gelernt haben. Und im Fechten waren wir so gut, dass man es uns tatsächlich als echten Kampf abgekauft hat. Selbst die Schauspieler hinter der Bühne haben einen Schreck gekriegt, als er mir als MacDuff den tödlichen Stoß versetzt hat und ich zu schreien anfing.“ Harvey begann zu lachen, aber es hatte etwas Schmerzvolles und seine Augen zeugten von unendlich tiefem Kummer. „Aber das ist jetzt für immer vorbei… jetzt gibt es kein Duo mehr und genauso wie Hamlet seinen toten Vater sieht, bewegt sich Chris und spricht, als wäre er noch am leben. Können Sie sich vorstellen, wie beschissen das für mich ist? Ich hab echt Angst, dass ich verrückt werde! Woher soll ich wissen, dass Chris nicht vielleicht noch da ist und nur ich ihn sehen kann, weil man mir sein Hirn implantierte, nachdem er gestorben ist, oder ob es die ersten Symptome einer Schizophrenie sind?“ Harvey, dessen Nerven offensichtlich ziemlich angeschlagen waren, sank zu Boden und hielt das Skalpell umklammert. Chris lief zu ihm und kniete sich neben ihn hin und legte tröstend einen Arm um seine Schulter. „Harvey, hör auf damit, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Du machst dich noch selbst kaputt.“ „Er war der Einzige, der je verstanden hat, was in meinem Dickkopf vor sich ging. Er wusste, wie ich unter meiner Maske aussehe und er hat die gleiche Leidenschaft wie ich geteilt. Mit ihm zusammen war ich zum ersten Mal wirklich glücklich. Aber dann haben sie uns alles genommen. Unsere Träume, Chris’ Leben und mir höchstwahrscheinlich den Verstand. Und anstatt, dass wir Gerechtigkeit erfahren, sperren sie mich ins Gefängnis. Genau da ist mir klar geworden, dass das so nicht weitergehen kann. Ich musste etwas tun und zwar diesen Abschaum an den Pranger stellen, zu dem die Leute aufsehen und der in Wahrheit nicht besser ist, als diese ganzen Mörder, Vergewaltiger und Ausbeuter. Von da an wusste ich, dass ich den Rest meiner Tage damit verbringen würde, Leute wie Sie zu jagen und der Welt ihr wahres Gesicht zu zeigen!“ Harvey hatte sich wieder aufgerichtet und obwohl er immer noch todunglücklich aussah, war die Wut und Verbitterung in seinen Augen deutlich zu sehen. Nun legte er das Skalpell weg und zerrte den immer noch paralysierten Pfarrer vom Altar runter und schleifte ihn zum großen Jesuskreuz. „Wenn die Polizei mich jagt, wird sie auch gleichzeitig nach Leuten suchen, die meine nächsten Opfer werden könnten. Sie werden die ach so sauberen Kirchenherren und Politiker unter die Lupe nehmen, genauso wie ihre eigenen Reihen und dann den ganzen Schmutz zu Tage fördern. Und wenn die Medien davon Wind kriegen (was natürlich ganz außer Frage steht), wird die ganze Welt davon erfahren. Ich bin es, der den Stein ins Rollen bringen wird, um damit endlich etwas in dieser Welt zu ändern! Und Sie, Pater Theodor, werden ein Teil davon sein.“ Harvey nahm das große Jesuskreuz herunter und begann nun damit den Jesus loszumachen und stattdessen den Pfarrer daran festzubinden. Mit etwas Mühe und Kraftanstrengung richtete er das Kreuz wieder auf und entblößte die Brust des Mittfünfzigers. Nun begann er einen großflächigen Teil der Brust und des Bauches von Haut zu befreien, was dieses Mal deutlich besser und schneller voranging als am Gesicht. Nachdem die Haut entfernt war, schlitzte er seinem Opfer den Bauch auf und beobachtete mit angewiderter Miene, wie Blut und Gedärm herausquollen. Sein Blick verhärtete sich und etwas Düsteres lag in seinen Augen. In diesem Moment sah er wirklich wie ein eiskalter Mörder aus. „Sic Semper Tyrannis“, das war das Letzte, was er zu Pater Theodor sagte, bevor er ihm das Messer in die Brust stieß und somit tötete. Blut spritze ihm ins Gesicht und auf die Kleidung. Kaum, dass er das Messer weggelegt hatte, begann er nun emsig damit, den Tatort herzurichten. Chris schaute ihm über die Schulter und fragte „Was machst du jetzt?“ „Den Leuten einen möglichst bizarren Anblick liefern und meine Ansichten und Ziele zum Ausdruck bringen, so wie Jeff es mir beigebracht hat. Ich hab dem Pater gesagt, dass er eigentlich der menschliche Antichrist ist, deshalb werde ich auch dem Rest der Welt zeigen, dass er einer ist.“ Mit Blut begann Harvey nun damit, einen Kreis zu und darin ein umgekehrtes Hexagramm zu malen. Schließlich schrieb er noch in großen Buchstaben in perfektem Deutsch „Gott lebt nicht im Hause eines gottlosen Pfarrers.“ Als Nächstes nahm er die Gedärme, die aus dem Bauch des toten Pfarrers heraushingen und wickelte sie ihm um den Hals und bastelte eine Schlinge daraus. Während er diese blutige Arbeit, blieb sein Gesicht unverändert und es war unmöglich zu erkennen, was er in diesem Moment dachte oder fühlte. Als er schließlich fertig war, begann er seine Sachen einzupacken, zog den blutverschmierten Pullover aus und stopfte ihn zusammen mit den Bandagen und der Perücke in einen Rucksack. Die Messer säuberte er mit einem Desinfektionstüchlein und rollte das Set zusammen, bevor er es ebenfalls verstaute. Der Gestank von Blut hing wie ein dichter Dunstschleier in der Luft und Harvey hätte sich beinahe übergeben. Noch immer trug er seine Handschuhe und nachdem er sich das Blut abgewischt hatte, ging er zu der Figur der Jungfrau Maria hin und zündete ein paar Kerzen an. „Wenn Sie wüsste, was in diesem Gotteshaus geschehen ist, würde sie mit Sicherheit Tränen vergießen. Sie hat ja auch einen Sohn.“Chris nickte traurig und ergriff zaghaft den Arm seines Freundes. „Da hast du wohl Recht.“ „Na komm, wir sollten besser gehen. Ich bin hier fertig und wir sollten dafür sorgen, dass die Polizei zuerst den Tatort findet, bevor irgendwelche alten Leute noch einen Herzinfarkt kriegen, wenn sie hier reinkommen. Nicht auszudenken, wenn Kinder hier reinkommen und das hier sehen.“ Harvey verschwand damit durch die Sakristei, welche direkt in den Pfarrhof führte. Im Pfarrhaus rief er die Polizei an und wollte dann gehen, da sah er einen kleinen Jungen, der zur Kirche ging und eine Tasche an sich gepresst hielt. Er kannte den Jungen, er hatte mit ihm über die Missbrauchfälle des Pfarrers gesprochen und durch ihn genug Informationen sammeln können. Was zum Teufel machte der denn hier? „Hey, Niklas!“ rief er und lief zu ihm hin. Der Junge schrak zusammen, war aber erleichtert, als er sah, dass es Harvey war. „Hallo Dr. Dahmer.“ „Sag mal Niklas, was willst du denn hier? Hat der Pfarrer gesagt, dass du hierher kommen sollst?“ Der Junge nickte und schrumpfte merklich zusammen. Der Kleine war sicher von dem Kerl gezwungen worden, herzukommen, dachte Harvey und streichelte dem 8-jährigen den Kopf. „Geh wieder nach Hause, Niklas. Du brauchst nicht hinzugehen. Hier, das ist für dich.“ Harvey zog einen kleinen Schlüsselanhänger aus seiner Hosentasche, der einen kleinen Engel darstellte und gab ihm den kleinen Jungen. „Pfarrer Theodor wird dir nie wieder wehtun, versprochen.“ „Danke Dr. Dahmer…“ Damit nahm der Kleine den Schlüsselanhänger mit dem Schutzengel an und ging nach Hause. Harvey sah ihm traurig hinterher. „Der arme Junge. Ich werde nie begreifen, wie Menschen nur so etwas Grausames tun können.“ „Du hast doch deinen Doktortitel in Psychologie. Da müsstest du doch die Antwort kennen.“ Harvey sah Chris mit einem nur schwer zu deutenden Blick an und erklärte „Vom psychologischen Aspekt schon. Ich weiß, dass einige Menschen diesen Drang dazu haben und im Grunde nichts dafür können. Aber menschlich gesehen kann ich es nicht begreifen, warum sie sich nicht Hilfe suchen, sondern lieber stattdessen das Leben von Kindern zerstören. Und wenn es auch noch Menschen sind, zu denen sie eigentlich aufblicken sollten, wem sollen sie dann noch vertrauen? Solche Geschichten lassen mich überhaupt an der Menschheit zweifeln.“ „Aber versuch es mal von der Seite zu sehen: Wenn du es tatsächlich schaffen solltest, die Menschen darauf aufmerksam zu machen was hier eigentlich schief läuft, wird sich vielleicht eines Tages etwas ändern und dann kommen diese pädophilen Pfarrer nicht mehr so einfach davon. Dann müssen auch keine Kinder mehr leiden.“ „Ich hoffe es, Chris. Dann muss ich wenigstens keine Menschen mehr töten. Komm, lass uns gehen, bevor die Polizei aufkreuzt.“ Harvey ging ein Stückchen die Straße entlang, bis er seinen Mietwagen erreichte. Bevor er losfuhr, betrachtete er noch einen Moment die Kirche St. Michael und schwieg. Schließlich aber legte er den Rückwärtsgang ein, fuhr aus der Parklücke und verließ den Tatort. Chris, der auf dem Beifahrersitz saß, fragte nach einer Weile „Und wo geht’s jetzt hin?“ „Na wohin denn wohl? Zu unserer nächsten Adresse. Ich hab hier immerhin noch 15 weitere Pfarrer auf meiner Liste, bevor es wieder zurück in die USA geht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)