Meine Creepypastas von Sky- (Paranormale (Horror) Geschichten) ================================================================================ Der Alptraum von Lavandia: Vierter Eintrag ------------------------------------------ Ich bin leider nicht mehr dazu gekommen, das Spiel fortzusetzen, obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte. Der Dozent hatte nämlich für den Donnerstag einen Ausflug geplant, der den ganzen Tag über dauerte und wir erst am Abend wieder zurückkehrten. Danach war ich einfach viel zu erschöpft, um überhaupt daran zu denken und hab mich stattdessen schlafen gelegt. Die Nacht verlief ebenso bescheiden wie die letzten Nächte und die Alpträume wurden immer schlimmer. Ich sah Bilder von toten Kindern, hörte furchtbare Schreie, die von unendlicher Qual zeugten und dann sah ich das kleine Mädchen vor mir, das mich fragte, ob ich an Geister glauben würde. Ich hatte mit „Nein“ geantwortet, woraufhin sie mich gefragt hatte, was es dann mit den weißen Händen auf sich habe. Sie tauchten urplötzlich hinter mir auf und versuchten, mich in die Dunkelheit zu zerren. Und dann war Green vor mir aufgetaucht und er blutete noch schlimmer aus der Schusswunde am Kopf als beim letzten Mal. Eine Art schwarzer Nebel umgab ihn und ein unheimliches Funkeln war in seinen Augen zu sehen. Er will, dass ich das Spiel weiterspiele, aus welchem Grund auch immer. Wenigstens konnte ich am letzten Seminartag einige Dinge über diesen Genji Sakaki herausfinden können: Er war bis zu seinem Tod 1996 Leiter der Firma Sakaki Industries, ein sehr einflussreiches Unternehmen, das sich auf den Export von Elektronik konzentriert hatte. Die Firma wurde in den 50er Jahren von Yuichi Sakaki gegründet und Genji übernahm schließlich in den 80er Jahren die Nachfolge. Es war allerdings kein großes Geheimnis, dass Genji mit der Yakuza Geschäfte zu machen pflegte und sich auch schon selbst in der japanischen Unterwelt einen Namen gemacht hatte. Waffenschmuggel, Schutzgelderpressung, Drogen- und Menschenhandel waren die Schattenseite seines Lebens. Am 27. Februar 1996 wurde er von Shigeru Wakaba vier Mal angeschossen, überlebte die Verletzungen aber. Am 03. März tötete sein 9-jähriger Sohn Kaito seinen kleinen Bruder Toshio (4 Jahre alt), seine Mutter und schließlich auch seinen Vater mit einem Messer. Ein Suizidversuch wurde verhindert und der völlig verstörte Kaito beteuerte immer wieder, Green hätte ihn dazu gezwungen. Kaito selbst wurde schließlich von der 12-jährigen Eri Mikasawa erschlagen, welche ebenfalls sagte, sie sei dazu gezwungen worden. Man ging davon aus, dass die Spiele (die rote Edition) manipuliert worden waren, weshalb sie alle beschlagnahmt worden waren. Man fand jedoch nichts, was mich auch nicht weiter verwunderte. Nintendo hatte die Spiele klammheimlich mit der Beta überspielt, um die Beweise zu vernichten. Hätten sie die Spiele zerstört, dann wäre das sehr verdächtig gewesen. Jedenfalls passte das mit Giovanni und Sakaki wie die Faust aufs Auge. Beide waren kriminelle Geschäftsmänner mit großen Einfluss. Stellte sich allerdings die Frage, was dieser Shigeru Wakaba für ein Problem mit Sakaki hatte. Wenn ich richtig vermutete, dann war Shigeru gemeinsam mit Satoshi und „Blue“ an der Entwicklung der Idee zu den Pokemonspielen beteiligt und damit Mitschöpfer. Was also hatte ein kleiner, damals völlig unbedeutender Spielentwickler mit einem mächtigen Mafiaboss und Firmenchef zu tun? Hatte er Schulden bei ihm gehabt und war von ihm unter Druck gesetzt worden? Soweit ich gehört hatte, hatte die Yakuza teilweise echt brutale Methoden, um Opfer einzuschüchtern. Die beliebteste war immer noch, das Abschneiden von Fingern als Warnung. Aber dann hätten Green bzw. Shigeru in meinem Traum doch Finger fehlen müssen. Nein, wahrscheinlich war Shigeru gar nicht das Opfer gewesen sondern entweder „Blue“ oder Satoshi. Und letztendlich war es Shigeru gewesen, der eigentlich der Leidtragende war, als Sakaki „Blue“ tötete oder sie töten ließ. Aus welchem Grund auch immer. Aber so langsam verstand ich auch, warum Satoshi das Unrecht, das ihm und seinen Freunden zugefügt worden war, niemals an die Öffentlichkeit gebracht hatte: Sie wurden alle von Sakaki und seinen Leuten bedroht und hatten Angst. Aber wenn sie solche Angst vor ihm hatten, warum kreierten sie dann eine Figur, die ihm so deutlich ähnelte und sogar genauso hieß wie er? Irgendwie verstand ich das nicht. Und außerdem beschäftigte mich noch dieser James Smith, der Kontakt zu meiner Mutter aufgenommen und an mein Spiel interessiert war. Wer weiß, was er vorhatte und für wen er arbeitete. Für die Familie Sakaki, falls von denen überhaupt noch am Leben waren oder für Nintendo, die den Skandal mit den verstorbenen Kindern vertuschen wollten. Ehrlich gesagt hatte ich schon Angst, was passieren würde, wenn es die Familie Sakaki war. Mit der japanischen Mafia wollte ich lieber nichts zu tun haben. Da wir am letzten Tag etwas früher gehen durften, hatte ich am Bahnhof genug Zeit, bis der nächste Zug kam und schaltete das Spiel wieder ein. Ich flog mit Tabea nach Fuchsania City und vollzog in der Safari Zone die Prozedur, die es erforderte, um den Sunny Town Glitch auszuführen. Schließlich flog ich zur Zinnoberinsel, schwamm mithilfe meines Lapras „Lorelei“ so lange rauf und runter, bis die Zeit abgelaufen war und verließ das Büro wieder. Ich fand mich, wie erwartet, in Sunny Town wieder, eine Stadt aus durcheinandergeworfenen Pixeln, vollkommen unwirklich und bizarr wie ein lebendiges Picasso-Werk. Kaum, dass ich dort angekommen war, begann die Lavandia Musik rückwärts zu spielen, hängte zwischendurch aber immer wieder und zwischen dem ganzen Chaos konnte ich eine weibliche Trainerfigur ausmachen, die aber gar nicht wie diese Standard-Sprites aussah, sondern sich deutlich von ihnen unterschied. Sie war so schnell, dass ich sie immer nur für kurze Augenblicke sah, aber ich konnte die Figur als eine weibliche Trainerin identifizieren. Es musste sich um Blue handeln. Aber was machte sie hier in Sunny Town? War sie hier gefangen? Ich wusste, dass man, wenn man sich zu lange in Sunny Town aufhielt und zu weit ging, irgendwann nicht mehr weiterkam und für immer festsaß. Dabei hatte ich mich immer gefragt warum. Denn bei anderen Glitches oder Cheats (wie zum Beispiel, wenn man durch Wände gehen konnte und die Grenzen übertrat), stürzte das Spiel meistens komplett ab. Ich versuchte, Blue zu folgen und sie anzusprechen, aber es war schwieriger als gedacht. Von einer Bekannten wusste ich, dass es in der gelben Edition ein ähnliches Phänomen gab, aber es war Pikachu, das sofort die Flucht ergriff, sobald man Sunny Town betrat. Als ich sie schließlich doch rechtzeitig ansprechen konnte, bevor sie wieder im Pixelgewirr wieder verschwand, war der Text ziemlich kryptisch und kaum lesbar. Das mochte daran liegen, dass die ganze Stadt ein einziger Glitch war und hier alles kaputt ging. Ich versuchte zwar, den Text zu dechiffrieren, aber es gelang mir nicht. Als Blue schließlich zu Ende gesprochen hatte, begann der Bildschirm zu flackern und sich in ein heftiges Schneerauschen zu verwandeln. Ich hörte eine tief grollende Melodie, die sich unerträglich anhörte und mir Kopfschmerzen bereitete. Nur mit Mühe erkannte ich die Pokemonturm Melodie, aber sie spielte so langsam und tief, dass sie kaum noch als solche klang. Das Schneerauschen wurde immer dichter und ich lenkte Red beinahe blind durch Sunny Town. Dabei teleportierte sich Blues Sprite immer wieder zu mir und sagte „Du… kannst… nicht… entkommen…“ Schließlich sah ich gar nichts mehr, hörte nur die lang gezogene Melodie und das Rauschen, da kam plötzlich ein lauter Schrei aus dem Gameboy. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so erschrocken, als da dieser markerschütternde Schrei zu hören war. Und dann waren plötzlich Gesichter zu sehen. Unheimliche Fratzen mit schmerzverzerrten Gesichtern und dann war plötzlich eine Hand, die nach mir ausgestreckt wurde. Sofort schaltete ich den Gameboy aus und spürte erst jetzt, dass ich vollkommen schweißgebadet war und mein Herz wie wild raste. Heilige Scheiße, was war das denn bitteschön gewesen? Das war der absolute Horror gewesen und wer weiß, was noch passiert wäre, wenn ich nicht dieses verdammte Mistding ausgemacht hätte. Ich ließ den Gameboy versehentlich fallen, da ich keine Kontrolle mehr über meine Hände hatte, die heftig zitterten. Mein ganzer Körper zitterte und ich brach in Tränen aus. Was um Gottes Willen war das nur gewesen? Wer war denn so geistesgestört und machte so etwas? Dass Satoshi Tajiri den Tod seiner beiden Freunde als versteckte Botschaft in die Spiele versteckt hatte, konnte ich ja noch verstehen, aber das hier war doch nicht mehr normal! Der Kerl musste doch auch nicht mehr ganz frisch im Kopf sein, wenn er so etwas ins Spiel einbaute. Jedenfalls hielt der Schreck, den mir dieses Spiel eingejagt hatte, noch lange an und ich traute mich auch ehrlich gesagt nicht mehr so wirklich, es weiterzuspielen. Zuhause angekommen rief ich zuallererst die Nummer von Mr. James Smith an und vereinbarte ein Treffen mit ihm in einem Cafe in der Stadt. Das Spiel selbst versteckte ich lieber und bat eine Freundin von mir, ebenfalls dorthin zu kommen, allerdings sollte sie abseits bleiben und im Notfall die Polizei verständigen. Falls es tatsächlich Angehörige von Genji Sakaki waren, musste ich damit rechnen, dass sie nicht unbedingt freundlich um das Spiel bitten würden. Und auf so etwas wollte ich es wirklich nicht ankommen lassen. Da das Treffen erst am Samstag stattfinden sollte, hatte ich noch genügend Zeit bis dahin. Ich versuchte, mehr über diesen Shigeru Wakaba herauszufinden, stellte allerdings fest, dass nirgendwo im Internet sein Name auftauchte. Selbst auf der Homepage von Game Freak, wo die Mitarbeiter und Mitbegründer aufgelistet waren, tauchte sein Name nicht auf. Ich sah auch niemanden, der auf Blues wahre Identität hindeuten könnte. Außerdem begann ich mich zu fragen, wer mir diese Mails geschickt hatte und woher der User Wise_Hakase65 so viel über die Alpha und Beta wusste und warum die Alpha niemals auf den Markt kam. Entweder hatte er es damals selbst miterlebt, oder aber jemand aus seinem Umfeld. Inzwischen merkte ich selbst, dass meine Gedanken langsam ins Paranoide übergingen. Irgendwie schien hier jeder verdächtig zu sein und eine Verschwörung zu planen oder darin verwickelt zu sein. Da war John Doe, der mich vor dem Spiel warnte und der ganz offensichtlich wusste, was dahinter steckte. James Smith versuchte, das Spiel in die Hände zu bekommen, jemand war bei mir zuhause eingebrochen und dann wiederum löschte jemand all meine Einträge bzw. machte sie unzugänglich für andere. Und ich konnte nur zwei Verdächtige nennen, die aber auch schon genug waren: Der Nintendo Konzern und die Angehörigen Sakakis bzw. seine Leute. Sie hatten beide mehr als genügend Gründe, um das Spiel in die Hände zu bekommen, weil sie beide einen Skandal vertuschen wollten. Als ich meine Koffer ausgepackt hatte, setzte ich mich an den Computer und überprüfte meine Mails. Wie sich herausstellte, hatte sich John Doe wieder bei mir gemeldet und warnte mich erneut ausdrücklich davor, das Spiel zu Ende zu spielen. Er schrieb, dass es lebensgefährlich sein könnte und ich das Spiel unbedingt loswerden musste, bevor es zu spät war. Auf meine Frage, woher er das alles wusste und was mit dem Spiel nicht stimme, antwortete er nicht. Ich fragte mich, wieso er so geheimnisvoll tat und warum er mir nicht einfach sagte, was mit dem Spiel los war und was mich am Ende erwartete. Vielleicht, weil er Angst hatte, dass ich es aus reiner Neugier doch tun würde. Wenn meine Vermutung zutraf, was den weiteren Verlauf des Spiels betraf, würde ich Green nach dem Sieg über die Top Vier gegenüberstehen und es würde zum letzten Kampf kommen. Wenn ich den Kampf gegen Green gewann, würde ich ihn retten können. Und wenn nicht? Ich wollte es lieber nicht wissen. Mit Sicherheit das, was mit den anderen passiert war, die es nicht geschafft hatten und daraufhin an einen schweren Schock verstarben. Wenn dem so war, dann konnte ich ungefähr abschätzen, wann ich das Spiel wirklich beenden sollte. Immerhin wollte ich schon gerne wissen, was denn nun genau passierte, wenn ich nach dem Sieg über die Top Vier auf Green treffen sollte. Dann müsste mir bis dahin doch rein theoretisch nichts Schlimmes passieren. Aber sollte ich mein Glück wirklich herausfordern? Ich war mir nicht mehr ganz so sicher wie am Anfang, denn mehr als zuvor wollte ich wissen, was auf mich am Ende des Spiels wartete und was ich damals gesehen hatte, was mich so traumatisierte. Ob ich von John Doe oder James Smith die Antwort erhalten würde, blieb offen. Vielleicht würde ich die ganze Sache nicht überleben… Ich schaltete den Gameboy wieder ein, da ich nicht so einfach aufhören wollte, wo ich schon so weit gekommen war. Ich fand mich an meinem letzten Spielstand, nämlich in der Safarizone wieder und verließ diese wieder auf ganz normalem Wege, ohne den Sunny Town Glitch auszuführen. Da ich fast alle Orden besaß, war es nun an der Zeit, nach Vertania City zu gehen, um dort Giovanni den letzten Orden abzuluchsen. Mit Tabea flog ich also zurück und machte mich auf den Weg, stand dann aber regelrecht vor verschlossenen Türen. Ich kam nicht in die Arena rein und als ich die Tür anklickte, öffnete sich folgender Text: Jemand hat die Tür von innen verbarrikadiert. „Verschwinde von hier!!“ Hatte sich der Kerl etwa in seiner Arena verschanzt? Offenbar hatte es Giovanni mit der Angst zu tun bekommen und sich eingeschlossen, um sich vor Green zu verstecken. Er wusste, dass dieser ihn töten wollte und versuchte, seinem Schicksal zu entkommen, indem er die Arena von innen verbarrikadierte und sich mit seinen Leuten dort drin verschanzte. Selbst nach weiteren Versuchen tat sich nichts und ich stand vor einem Rätsel. Wie sollte ich denn zur Pokemonliga, wenn mir der letzte Orden fehlte? Ich sah mir meinen Status genauer an und prüfte meine Orden. Seltsamerweise wurde dort rein gar nichts mehr angezeigt, stattdessen war wirklich alles völlig verglitcht und kaum etwas erkennbar. An meinem eigenen Sprite war nichts Ungewöhnliches zu sehen, außer dass ich glaubte, so etwas wir einen dunklen Schatten hinter ihm zu sehen. Ich war mir aber nicht ganz sicher, ob ich ihn mir vielleicht nur einbildete, aber mir war nicht ganz wohl dabei. Ich schloss das Menü und da mir keine andere Wahl blieb, ging ich in Richtung Westen zur Pokemonliga. Da ich Green schon zuvor besiegt hatte, würde er mir nicht mehr auf meinem Weg begegnen und darüber war ich auch insgeheim froh. Nach und nach kam ich an den Wachen vorbei und kam schließlich zum letzten an, der normalerweise fragte, ob ich den Erdorden besitzen würde. Stattdessen war nur ein völlig verbuggter und somit unleserlicher Text zu sehen. Als sich dieser schloss, konnte ich ohne Probleme weiter und so stand mir nichts mehr im Wege. Aber der schwerste Marsch stand mir noch bevor, denn nun galt es, mir langsam den Weg durch die Siegesstraße freizukämpfen, bis ich endlich das Indigo Plateau erreichte. Da mein Team dazu neigte, nach unzähligen Kämpfen immer schwächer und angreifbarer zu werden, musste ich oft genug Schutz einsetzen, um nicht stets und ständig auf wilde Pokemon zu treffen. Eine Zeit lang ging alles gut, da begann die Musik verrückt zu spielen und der Bildschirm begann zu flackern. Laute Störgeräusche ertönten, bis schließlich die Lavandia Musik ertönte, nur wurde sie rückwärts abgespielt. Ein Textfenster wurde geöffnet: „Wir hö… niem… a…. D… Blut soll… d… di… St… f…!!!“ Ein tiefes Dröhnen ertönte aus dem Gameboy und wieder tauchte der Schatten hinter Red auf. Der Schatten mit den stechend roten Augen. Ich versuchte, meinen Charakter von ihm wegzubewegen, doch er war viel langsamer geworden und kam nur schleppend voran. Ein weiteres Textfeld erschien, doch dieses Mal waren es keine kaum lesbaren Fragmente: „DU KANNST NICHT EWIG DAVONLAUFEN!!!“ Und als ich diesen Text las, wurde das Rauschen lauter und ein spitzer Schrei ertönte urplötzlich aus dem Gameboy und vor Schreck hätte ich ihn beinahe fallen lassen. Es klang, als würde jemand unter unvorstellbaren Qualen sterben und so einen hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört. Vor allem war er so laut, dass meine Schwester, die direkt nebenan ihr Zimmer hatte, zu mir und fragte was los sei. Ich klickte den Text weg und schließlich verstummte auch das Schreien. Meine Schwester wimmelte ich mit einer Ausrede ab, denn sie hätte mir eh nicht geglaubt, dass das Spiel ein unheimliches Eigenleben zu besitzen schien. Und wenn, dann wollte ich nicht, dass sie deswegen Probleme bekam. Irgendwann erreichte ich schließlich das Ende und hatte das Indigo Plateau erreicht. Mein Team selbst war völlig am Ende. Die Kraftpunkte konnte ich zwar dank der Tränke und Beleber wiederherstellen, aber ich merkte, dass sie es nicht mehr schaffen würden, die Top Vier zu besiegen. Ich ließ meine Pokemon heilen und speicherte den Spielstand, danach schaltete ich den Gameboy erst einmal aus. Wenn ich es durch die Top Vier schaffen wollte, musste ich eine Pause einlegen, da sonst meine Pokemon zusammenbrechen würden. Deshalb nutzte ich die Zeit, um in meinen Blogs nachzusehen, ob mir jemand vielleicht einen hilfreichen Tipp gegeben haben könnte. Ich sah zuerst in meinen E-Mails nach und fand eine anonyme E-Mail, von der ich zuerst dachte, dass sie von John Doe sein könnte, doch als ich sie öffnete, fiel ich fast vom Stuhl, als mir ein blutroter riesiger Schriftzug entgegensprang, der die gleichen Worte wie zuvor enthielt: „DU KANNST NICHT WEGLAUFEN!!!“ Wer um alles in der Welt hatte mir diese E-Mail geschickt und was hatte das zu bedeuten? Erlaubt sich jemand einen echt miesen Scherz mit mir oder was? Ich hab ja schon von Geschichten gehört, in denen irgendwelche Geister, die von Spielen Besitz ergriffen hatten, auf Computer übergehen konnten, aber wie sollte Green es geschafft haben, von meinem Gameboy auf den Computer zu gelangen? Das war eigentlich nicht möglich! Ehrlich gesagt, bekomme ich langsam wirklich Angst. Ich weiß nicht, was mich hier eigentlich bedroht und ob ich es hier bloß mit einem ziemlich makabren Spiel zu tun habe, oder ob es sich hier um etwas weitaus Schlimmeres handelt. Was um alles in der Welt hat sich dieser Freak Tajiri bloß dabei gedacht, als er diese kranke Scheiße entwickelt hat? Ehrlich, langsam wird es wirklich beängstigend, denn nun scheint es so, als würden sich diese unheimlichen Phänomene nicht bloß allein in dem Spiel bemerkbar machen. Diese unzähligen Kratzer und blaue Flecken an meinem Körper kann ich auch nicht mehr als dumme Unfälle abstempeln. Sie tauchen einfach über Nacht auf und manche von ihnen sind wirklich heftig. Meine Mutter glaubt doch tatsächlich schon, mich würde jemand im Therapiezentrum verprügeln und diese Würgemale an meinem Hals lassen sich auch nicht dauerhaft verbergen. Aber warum habe ich diese blauen Flecken und Kratzer? Sie tauchen immer dann auf, wenn ich von Green träume und dieser mich angreift. Seht ihr darin einen Zusammenhang? Ich jedenfalls tue mich schwer mit dem Gedanken, dass Green sich irgendwie in meinen Träumen manifestiert und mir diese Verletzungen zufügt. Ich meine, warum sollte er das tun und wie sollte er das anstellen? Da mich die Sache mit den blauen Flecken nicht losließ, hab ich mal im Internet nachrecherchiert. Vielleicht liegt es an meiner logisch veranlagten Art, dass ich mich mit aller Macht gegen die Theorie gewehrt habe, ein Geist oder ein Dämon könnte mir diese Verletzungen zugefügt haben. Jedenfalls hörte ich, dass diese Hämatome durchaus natürliche Ursachen haben konnten, wie zum Beispiel durch Gerinnungsstörungen. Da ich in der letzten Zeit ziemlich viele Aspirintabletten eingeworfen habe, konnte es durchaus sein, dass es daher kommt. Aber das ist keine Erklärung für die tiefe Kratzwunde an meinem rechten Oberarm, vor allem weil ich als Nagelkauerin keine Fingernägel für so was habe. Ich konnte es unmöglich selbst geschafft haben. Woher stammen die Kratzer also dann? Das war das Einzige, das ich mir nicht logisch erklären konnte, zumindest nicht bis dahin. Bevor ich mich näher damit beschäftigen konnte, rief mich meine Mutter und bat mich, ein paar Getränke aus der Garage zu bringen, wo wir die Wasserkästen verstauten. Nun müsst ihr aber wissen, dass unsere Garage durch eine Art Kellerflur zu erreichen war, der in den Heizungsraum, in unseren Keller und den der Nachbarn sowie in den Waschkeller führte. Da das Licht im Kellerflur mal wieder kaputt war, musste ich mich an dem Licht orientieren, das durch die Fenster und die Glastüre am Ende des Ganges hindurchfiel. Der Zugang zur Garage war nur ein paar Schritte entfernt, allerdings gelang es mir irgendwie nicht, den Lichtschalter zu finden. Während ich mich blind in der Dunkelheit vorantastete, glaubte ich Schritte zu hören. Zuerst dachte ich, es sei einer der Nachbarn im Waschkeller, aber es kam nicht von dort, sondern direkt aus der Garage. Ich habe für gewöhnlich schreckliche Angst im Dunkeln und geriet nach relativ kurzer Zeit in Panik, weshalb sich nicht ausschließen ließ, dass ich mir das bloß eingebildet hatte. Langsam tastete ich mich an den Regalen entlang, da ich wusste, dass die Wasserkästen nicht weit sein konnten. Blind ertastete ich dabei alles Mögliche. Verschiedene Gerätschaften, einen Schuhkarton mit Krimskrams von meiner Schwester und den alten Vogelkäfig unserer Wellensittiche. Doch dann ertastete ich etwas, das dort eigentlich nicht hingehörte. Es war kein kaltes Metall von Sprühflaschen oder Geräten sondern etwas, das sich wie eine Hand anfühlte. Ich erstarrte vor Schreck und konnte nicht einmal schreien. Langsam drehte ich den Kopf und starrte direkt in zwei Augen, die in der Dunkelheit unheimlich leuchteten. Sofort drehte ich mich um und wollte weglaufen, da packte mich etwas am Hals und stieß mich gegen das Regal. Zwei eiskalte Hände begannen mich zu würgen. Während ich mich nach Leibeskräften wehrte, um mich zu befreien, versuchte ich um Hilfe zu rufen, doch mir wurde die Luft dermaßen abgeschnürt, dass ich keinen Ton herausbekam. Blind tastete ich mit einer Hand durchs Regal, um etwas zu finden, womit ich den Angreifer angreifen könnte, da warf ich versehentlich eine ganze Reihe von alten Töpfen herunter, die natürlich einen Höllenlärm verursachten. Schließlich waren Schritte im Hausflur zu hören, jemand kam die Treppen hinuntergeeilt. Ich bekam eine Glasflasche zu fassen und schlug sie nach meinem Angreifer. Dieser ließ mich sofort los und ich schlug ins Leere. Das Licht ging an und meine Mutter stand an der Tür. „Schatz, was ist passiert?“ Ich sah mich verwirrt um und fragte mich, wieso ich denn plötzlich alleine in der Garage war. „Da… da war gerade jemand und hat mich…“ Ich sprach nicht weiter, denn in dem Moment kam mir eine schreckliche Erkenntnis. Es gab nur zwei Möglichkeiten, aus der Garage rauszukommen und das waren die Tür zum Kellerflur und das Garagentor, das zur Auffahrt auf die Straße führte. Da meine Mutter gerade zur Tür hereingekommen und das Tor abgeschlossen war, konnte der Angreifer gar nicht abgehauen sein. Es sei denn, er hätte sich in Luft aufgelöst. Ich… ich weiß nicht, ob ich das Spiel überhaupt noch weiterspielen sollte. Offenbar wollte mich jemand umbringen und wer auch immer es war, er konnte sich scheinbar tatsächlich in Luft auflösen. Natürlich ist es totaler Quatsch, dass irgendwelche Videospielcharaktere lebendig werden und einem nach dem Leben trachten. Aber wie sonst kommen diese ganzen Verletzungen zustande und wie hätte man mich sonst im Keller angreifen und dann einfach fliehen können, ohne dabei die einzigen beiden möglichen Fluchtwege zu benutzen? Werde ich irgendwie langsam verrückt und beginne, mir Sachen zusammenzuspinnen oder sollte ich mir wirklich Sorgen machen? Ich weiß nicht mehr weiter. Alles wird immer unheimlicher und verworrener und macht es mir immer schwerer zu erkennen, was bloß Aberglaube und Spinnerei und was Realität ist. Meine einzige Hoffnung wäre das Treffen mit James Smith, vielleicht kann er mir endlich die Antworten geben, die ich suche. Vielleicht wird es auch ganz anders verlaufen und er wird mir entweder das Spiel gewaltsam abnehmen oder anderweitig dafür sorgen, dass ich nie wieder etwas über die verbuggte rote Edition schreibe. Aber was bleiben mir sonst für Alternativen? Bislang wusste ich zwar, dass dieser Genji Sakaki Satoshi Tajiris Freunde auf dem Gewissen hatte, aber das erklärte nicht, warum das Spiel sich so extrem verhielt. Ich sollte besser John Does Rat beherzigen und das Spiel nicht weiterspielen, wenn ich somit vielleicht dem Tod entgehen konnte. Der Schreck sitzt immer noch tief bei mir und ihr könnt euch nicht vorstellen, was für eine Angst ich gerade habe. Wäre meine Mutter nicht in den Keller gekommen, hätte man mich erwürgt… Selbst bei mir zuhause scheine ich nicht mehr sicher zu sein. Was, wenn es Green war, der das getan hatte? Was, wenn ich jetzt schon in der Realität verfolgt wurde und nicht bloß im Spiel? Daran will ich ehrlich gesagt gar nicht erst denken, sonst kann ich nie wieder richtig schlafen. Heilige Scheiße, worauf habe ich mich da bloß eingelassen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)