Meine Creepypastas von Sky- (Paranormale (Horror) Geschichten) ================================================================================ Jennas Garten ------------- Am Ende der Straße gibt es ein Haus, welches den Ruf weg hat, es würden seltsame Dinge dort vor sich gehen. Damit will ich nicht andeuten, es könnte dort spuken, nein das nicht. Es ist dort niemand gestorben, zumindest weiß ich nichts davon. Das Haus sieht auch nicht unbedingt unheimlich aus, nur der etwas trostlose Garten wirkte immer etwas seltsam auf andere und verlieh einem den Eindruck, als entspringe der Bau einem Tim Burton Film. Ich jedenfalls habe niemals einen Grund gesehen, mich vor irgendetwas in der Art zu fürchten, weil ich die Besitzer des Hauses sehr gut kannte. Die Mansons waren sehr sympathische Nachbarn und ich verstand mich sehr gut mit ihrer Tochter Jenna. Die meiste Zeit spielten wir immer im Garten und stellten allen möglichen Unsinn an. Jenna war ein sehr witziges und unternehmungslustiges Mädchen. Sie liebte es zu malen und sie liebte den Garten, auch wenn er nicht mehr war als eine trostlose Einöde. Aber sie träumte davon, eines Tages eine große Blumenwiese daraus zu machen. Ich erinnerte mich noch gut, wie sie von ihrem Taschengeld Blumen in Töpfen auf dem Markt kaufte und diese dann in die Erde pflanzte. Stolz darauf hatte sie dann den Wunsch geäußert, Gärtnerin zu werden. Ihre Mutter, die dies zufällig mit angehört hatte, war wütend geworden und hatte sie geohrfeigt. „Du wirst studieren und Dozentin werden, und nicht im Dreck herumwühlen wie ein Tier!“ Das hatte sie gesagt und ich erinnerte mich noch gut daran, wie Jenna daraufhin in Tränen ausgebrochen war und laut geweint hatte. Daraufhin hatte ich sie getröstet und ihr versichert, dass sie eines Tages einen wunderschönen Garten haben werde. Jenna und ich waren die besten Freunde. Wir verbrachten jeden Tag zusammen und wurden oft für Schwestern gehalten, aber als wir schließlich in die High School gingen, trennten sich allmählich unsere Wege. Obwohl wir in der Nachbarschaft waren, sahen wir uns immer seltener. Das lag mitunter daran, dass Jenna nicht auf die High School ging, sondern von ihren Eltern zuhause unterrichtet wurde. Das ist bei uns nicht unüblich, kam aber in dieser Region so gut wie nie vor. Jennas Eltern waren beide Professoren an der örtlichen Universität und lehrten beide Theologie. Sie waren sehr religiös und streng. Zwar hatte ich sie als nette und fürsorgliche Eltern kennen gelernt, aber Jenna schien nie ein sonderlich gutes Verhältnis zu ihnen gehabt zu haben. Inzwischen waren fast vier Monate vergangen, seit ich Jenna das letzte Mal gesehen hatte und ich beschloss spontan, ihr einen Besuch abzustatten, weil ich sie vermisste. Als ich das große Tor erreichte, welches an der Grundstücksmauer lag und den öffentlichen Weg vom Grundstück trennte, sah ich schon, dass der vertrocknete Rasen einer grünen blühenden Fläche gewichen war und dass Beete angelegt worden waren, in welchem unzählige, farbenprächtige Blumen wuchsen. Jenna begrüßte mich am Tor und trug eine Gartenschürze und Handschuhe. Ihre lockigen, brünetten Haare hatte sie zusammengebunden und sie sah aus, als wäre sie einer Werbung für Landschaftsgärtnerei entsprungen. Sie winkte mir fröhlich zu und öffnete schließlich das Tor. „Hey“ rief sie und umarmte mich herzlich. „Wir haben uns ja schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Wie geht es dir denn so?“ „Gut“, antwortete ich und umarmte sie ebenfalls. „Und der Garten sieht ja ganz fantastisch aus. Hast du das gemacht?“ „Ja, war aber auch ein hartes Stück Arbeit und ich bin noch lange nicht fertig. Komm, ich zeig dir alles.“ Jenna führte mich den Steinweg entlang, der einen großen Bogen um das Haus machte und unter anderem an einem Geräteschuppen und einem kleinen Gewächshaus vorbeiführte. Jenna führte mich ins Gewächshaus und zeigte mir die Früchte ihrer harten Arbeit. Mit liebevoller Arbeit hatte sie Tomaten und Gurken angebaut. Salat versuchte sie zurzeit auch, aber sie habe noch Schwierigkeiten mit der Temperatur, weil der Salat nicht richtig reifen wollte. Schließlich verließen wir das Gewächshaus wieder und kamen an einem jungen Apfelbaum vorbei, der erst vor kurzem hierher verpflanzt worden war. Direkt davor lugte ein kleines Rohr heraus, welches irgendwie befremdlich erschien. Jenna erklärte mir, dass dies ein Baumerhaltungsrohr sei. Dies sei für junge Bäume sehr wichtig und dieses Rohr führe Regenwasser direkt zu den Wurzeln. So etwas sei sehr förderlich für das Wachstum der Bäume. Als ich näher an den Baum herantrat, glaubte ich so etwas wie ein Kratzen zu hören und ich fragte natürlich, ob Jenna das auch hörte. „Wahrscheinlich sind das irgendwelche Kaninchen, die sich einen Bau graben. Ich hab schon versucht, diese kleinen Biester loszuwerden, aber sie sind hartnäckig. Hoffentlich fallen sie nicht über mein Gemüse her…“ Jenna nahm meinen Arm und führte mich weiter an den Blumenbeeten vorbei. Neben Kräutern hatte sie auch Rosen gepflanzt und auf den Wiesen konnte ich teilweise noch karge Stellen erkennen, die mit Grassamen bedeckt waren. Während ich mich so umsah, kamen mir natürlich so einige Fragen, die ich ihr nach einigem Zögern stellte. „Jenna, was sagen eigentlich deine Eltern dazu? Werden sie nicht sauer, wenn sie das hier sehen?“ „Mach dir da keine Sorgen“, sagte Jenna und lächelte. „Sie sind sowieso verreist und wissen davon nichts.“ „Wo sind sie denn hin?“ „Im Ausland. Solange sie weg sind, hüte ich hier das Haus für sie.“ Jenna führte mich schließlich zu einem Pavillon, wo wir uns in die Stühle setzten. Wir redeten ausgelassen, lachten gemeinsam und fühlten uns ganz wie in alten Zeiten. Jenna erzählte immer noch die besten Witze und hatte diverse Anekdoten, die wirklich jeden zum Schmunzeln gebracht hätten. Aber ich merkte trotzdem, dass Jenna irgendwie anders war als sonst. Ihre Unbeschwertheit war einfach zu… übertrieben. Sie wirkte auf mich gar nicht wie eine 17-jährige, die von einer Karriere als Gärtnerin träumte, sondern wie ein kleines Kind. Ja sie hörte sich sogar an wie ein Kind. Die Art wie sie sprach und die Stimme ließ keinen Zweifel. Dabei war Jenna vor vier Monaten noch etwas reserviert gewesen, aber trotzdem noch die alte Jenna. Aber jetzt schien es so, als wäre sie geistig wieder jünger geworden, als wäre sie noch einmal acht Jahre alt, als wir noch wie Schwestern waren. In dem Moment erschien es mir, als steckte die Jenna, die mir in dem Moment gegenüber saß, in einem viel zu alten Körper. Doch dann verwarf ich diese Gedanken wieder. Dann war Jenna eben viel zu kindlich heute, warum auch nicht? Sie freute sich eben, mich nach diesen vier Monaten wiederzusehen und da benahm sie sich eben wie ein Kind. „Sag mal Jenna“, begann ich schließlich und nahm dankend ein Glas Cola an, das sie mir reichte. „Seit wann sind deine Eltern eigentlich weg?“ „Seit fast fünf Monaten.“ „Was? Schon fast ein halbes Jahr? Wow, nicht schlecht. Dafür hast du echt großartige Arbeit geleistet. Vor allem der Rasen!“ Etwas verlegen kratzte sich Jenna hinterm Ohr, eine Angewohnheit, die ich schon seit Jahren an ihr kannte. „Um ehrlich zu sein, ist das Meiste davon Rollrasen.“ „Und wovon bezahlst du das alles?“ „Von meinen Ersparnissen. Mir ist egal, was meine Eltern deswegen sagen, ich bleibe bei meinem Entschluss, eine Ausbildung zur Gärtnerin zu machen. Da können sie sich ruhig auf den Kopf stellen.“ Diese Aussage hatte etwas so trotziges an sich, dass Jenna wieder wie ein kleines Kind auf mich wirkte. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag zusammen und als es schließlich langsam dunkel wurde, verabschiedete ich mich von Jenna und versprach ihr, die Tage wieder bei ihr reinzuschauen. Ich ging nach Hause und dachte über dieses kindliche Verhalten von ihr nach. Kaum war ich über die Türschwelle meines Hauses getreten, schon stürmte hechelnd unser Hund Forrest auf mich zu und sprang mich an. Forrest war ein Labrador und dumm wie ein Meter Feldweg. Es ist traurig, aber leider stimmt das. Forrest rannte immer wieder gegen Türen, begann vor Angst zu winseln, wenn es dunkel im Haus wurde und egal wie oft wir ihm versuchten, Tricks beizubringen, Forrest vergaß es nach spätestens drei Tagen wieder. Er erkannte lange Freunde nicht wieder und hätte sogar uns vergessen, wenn wir nicht jeden Tag in seiner Nähe wären. Forrest ließ sich von der Nachbarkatze ärgern, er ließ sich sogar von dem sprechenden Papageien meines Bruders Befehle geben. Eigentlich wollte meine Mutter ihn Sonny nennen, aber mein Vater meinte, er solle Forrest heißen. Nach Forrest Gump, den einfältigen aber herzensguten Glückspilz. Und schließlich waren wir uns alle einig, dass „Forrest“ ein guter Name für einen dummen aber trotzdem liebenswerten Hund war. Ich brachte Forrest wieder ins Wohnzimmer, wo er einen Schlafplatz hatte und gab ihm den Befehl, sich dorthin zu setzen. Doch Forrest sah mich nur mit einem fragenden Blick an und schien nicht zu verstehen, was ich ihm sagen wollte. Ich gab es nach drei Versuchen auf und setzte mich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein. Mein Vater kam in dem Moment rein und fragte mich nach meinem Tag. Also erzählte ich ihm von Jennas Garten und vom Auslandsaufenthalt ihrer Eltern. Mein Vater war erstaunt, denn davon hatte er noch gar nichts gehört, aber andererseits hatte er sowieso kein sonderlich gutes Verhältnis zu den Mansons gehabt. Mein Vater war übrigens Hausmann, während meine Mutter ganztägig arbeiten ging. Sie hatten sich kurz nach meiner Geburt darauf geeinigt, dass derjenige, mit dem besser bezahlten Job, zuhause bleiben sollte. Und da meine Mutter als Maklerin sehr gut verdiente und mein Vater als Gelegenheitsjobber eher schlecht als recht durchkam, war die Sache schnell beschlossen worden. Und wir lebten ganz gut mit dieser Entscheidung. Mein Vater war zum Glück kein Macho. Mein Vater setzte sich zu mir und fragte, wie es denn Jenna eigentlich ginge und ob sie sich irgendwie verändert habe. Zuerst verstand ich seine Frage nicht und erklärte schließlich, Jenna sei so wie immer nur war sie oft übertrieben fröhlich und benehme sich manchmal wie ein Kind. „Ach so“, sagte er schließlich nach einigen Überlegungen. „Da bin ich ja erleichtert.“ „Wieso?“ fragte ich und sah ihn an. Doch mein Vater schien nicht ganz sicher zu sein, ob er nun weiterreden sollte. Schließlich aber antwortete er „Man hat da so… Gerüchte gehört. Gerüchte bezüglich Jenna und den Mansons. Weißt du, die Mansons sind sehr konservativ geprägt und ich habe mal zum Scherz zu deiner Mutter gesagt, dass die Mansons sogar die Hexenverfolgung wieder eingeführt hätten, wenn man sie gelassen hätte. Zwar war sie von diesem Kommentar nicht sehr begeistert, aber ich sah ihr an, dass sie ähnlich dachte.“ „Was willst du mir damit sagen?“ „Jenna hat es nicht leicht mit solchen Eltern. Als ich mal vom Einkaufen zurückkam, sah ich Jenna an einer Bushaltestelle sitzend und weinen. Sie wollte mir aber nicht sagen, was passiert ist und warum sie so weine. Ich glaube, sie hat sich geschämt.“ „Und was glaubst du, ist mit Jenna passiert?“ „Vielleicht haben ihre Eltern sie unter Druck gesetzt, ihr eine Ohrfeige gegeben… ich weiß es nicht. Man kann nur spekulieren. Aber wenn es Jenna jetzt wieder besser geht, freut mich das natürlich. Ich mag sie. Sie ist ein gutes Mädchen.“ Die Worte meines Vaters verfolgten mich noch den ganzen Abend und ich verspürte auch beim Abendessen nicht den geringsten Anflug von Appetit. Mir war nie aufgefallen, dass Jenna unter ihren Eltern zu leiden hatte. Wenn ich sie getroffen hatte, war sie stets fröhlich und wirkte so unbeschwert, dass man schon fast neidisch werden konnte. Sie musste sich immer zusammengerissen haben, weil sie nicht wollte, dass irgendjemand Verdacht schöpft. In dieser Nacht schlief ich sehr unruhig. Ich träumte davon, dass Jennas Eltern mitten in der Nacht zurückkamen, den Garten sahen und daraufhin so in Wut verfielen, dass sie auf Jenna losgingen und sie schlugen. Sie selbst lag am Boden und schrie und weinte. Ich wachte schreiend aus diesem Alptraum auf und war schweißgebadet. Den Rest der Nacht konnte ich kein Auge zumachen und am nächsten Morgen beschloss ich, Jenna noch mal zu besuchen. Zu meiner Erleichterung schien es ihr ganz gut zu gehen. Sie war gerade dabei, ein Loch zuzubuddeln, in welchem sie Bambus gepflanzt hatte. Fröhlich grüßte sie mich und fragte, ob ich ihr nicht vielleicht helfen wollte. Sie musste nämlich noch ein paar Löcher graben und würde dafür noch lange brauchen. Natürlich wollte ich ihr helfen und sogleich gab Jenna mir ihre Schaufel und entschuldigte sich kurz, da sie durch die viele Arbeit Blasen an den Händen hatte, die sie verarzten musste. Während sie weg war, beschloss ich, schon mal ein wenig Vorarbeit zu leisten, um Jenna eine Freude zu machen. Ich hatte sowieso nichts Besseres zu tun. Nach und nach begann ich immer mehr Erde auszuheben und kam erstaunlich gut und schnell voran. Schließlich aber stieß ich auf etwas Hartes, das viel zu hohl für einen Stein klang. Vorsichtig klopfte ich mit der Schaufel darauf und hörte wieder dieses hohle Geräusch, als würde es sich um Holz handeln. Ich buddelte weiter und tatsächlich kam ein Brett zum Vorschein, welches an einem Baumerhaltungsschlauch angeschlossen war. Da ich keine Lust hatte, das ganze Ding auszubuddeln, brach ich das Brett mit gezielten Schlägen in Stücke und entfernte diese. Durch die Feuchtigkeit und die Erde war das Brett sowieso schon etwas morsch und gab schnell nach. Doch kaum hatte ich die Bruchstücke entfernt, offenbarte sich mir das Unfassbare: Das, was ich für ein Brett gehalten hatte, war der Deckel einer Kiste. Und darin lag eine verrottende Leiche. Überall war Blut und neben der Leiche lagen ausgerissene Fingernägel. Und die Leiche war niemand anderes als Mrs. Manson, Jennas Mutter. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, als ich diese kindliche Stimme hinter mir hörte. „Ach wie dumm, jetzt hast du Mommy aufgeweckt.“ Bevor ich auf Jennas Worte reagieren konnte, wurde mir von hinten etwas Hartes gegen den Kopf geschlagen und ich verlor für eine lange Zeit das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, war es stockfinster und ich war an Händen und Füßen gefesselt. Ich wollte mich aufsetzen, doch ich schlug sofort mit der Stirn gegen irgendetwas und musste mich wieder hinlegen. Es war eng, die Angst stieg in mir hoch und als ich versuchte, meine Umgebung irgendwie tastend zu erforschen, wurde mir bewusst, dass ich in einem Sarg lag. Nun wurde meine Angst zu Panik und ich versuchte zu schreien, doch meine Lippen waren mit Sekundenkleber festgeklebt worden. Ich schlug mit aller Macht um mich, aber der Klang des Holzes verriet mir die grausame Wahrheit, dass ich bereits unter der Erde lag. Jenna hatte mich lebendig begraben und dieses gottverdammte Rohr war die einzige Sauerstoffzufuhr, die mir verblieb. Draußen an der Oberfläche hörte ich Jenna singen und als ich versuchte, auf mich aufmerksam zu machen, hielt sie inne und rief „Ach, das ist ja schön, dass du endlich wach bist. Du hast ja auch lange genug geschlafen, findest du nicht?“ Ich schrie verzweifelt durch meine verklebten Lippen, schlug gegen den Deckel des Sarges und begann schließlich in meiner Panik zu weinen. Warum? Warum tat Jenna nur so etwas? „Weißt du“, sagte sie schließlich, als sie nah genug am Rohr stand, damit ich sie auch gut genug hören konnte „meine Eltern waren sehr grausame Menschen. Du warst die Einzige, die mir Halt gegeben hat in dieser harten Zeit. Dank dir konnte ich immer durchhalten und versuchen, das alles zu ertragen. Aber dann hast du einfach den Kontakt zu mir abgebrochen. Ich bin dir völlig egal geworden. Das konnte ich dir einfach nicht verzeihen. Du hast mich einfach weggeworfen, um mich gegen eine neue Freundin einzutauschen. Aber das ist nun vorbei. Jetzt wirst du dich auch für immer schlafen legen, und zwar für immer.“ Ein wahnsinniges Lachen war zu hören und ich erkannte, dass Jenna vollkommen verrückt geworden war. Sie hatte völlig den Verstand verloren. Es war ein reiner Glücksfall, dass die Polizei zwei Tage später zu Jennas Haus kam, um mit ihr wegen eines kleinen Auffahrunfalls an der Straße zu sprechen. Ich war zu dem Zeitpunkt völlig dehydriert, schwach und hatte immer wieder das Bewusstsein verloren. In meinen Fingern steckten Holzsplitter und ich hatte in einer klaustrophobischen Panikattacke meine Fingernägel ausgerissen, indem ich sie immer wieder ins Holz geschlagen habe. Zwar waren meine Lippen zusammengeklebt, doch die Aussicht auf meine letzte Rettung war einmalig und so schaffte ich es unter unfassbaren Schmerzen, meine Lippen auseinanderzureißen und meinen Mund zu öffnen. Das Blut lief mir in Strömen in den Mund und der Schmerz war heftig, doch er wirkte aufputschend. Ich schrie aus voller Kehle um Hilfe und betete, dass mich irgendjemand hören würde. Tatsächlich konnte ich nach einer ganzen Weile befreit werden und wurde direkt ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei ließ daraufhin das gesamte Grundstück umgraben und förderte insgesamt zehn Leichen ans Tageslicht, darunter auch Jennas Eltern. Sie alle waren auf die gleiche Weise getötet worden: Zuerst wurden sie betäubt, dann lebendig begraben mit einer Sauerstoffzufuhr, um einen Erstickungstod zu vermeiden. Die Münder der Toten wurden ebenfalls zusammengeklebt und sie alle waren verhungert, verdurstet oder starben durch einen plötzlichen Schock. Aber das war längst nicht alles, was noch gefunden wurde: Im Keller des Hauses befand sich ein Käfig. Er war klein und in der Ecke des Käfigs standen eine Futter- und eine Wasserschüssel. Man ging zuerst davon aus, dass dieser Käfig für den Hund der Mansons bestimmt waren. Aber die Mansons hatten niemals einen Hund besessen, geschweige denn überhaupt ein Haustier. Als ich davon erfuhr, konnte ich nichts sagen, außer nur zu weinen. Hätte ich gewusst, was sie Jenna angetan hatten, dann hätte ich sie nicht alleine gelassen. Dann hätte es nicht so kommen müssen. Jenna kam in eine geschlossene Anstalt, da sie als nicht schuldfähig eingestuft wurde. Ich erklärte mir immer wieder selbst, dass man sich gut um Jenna kümmern und dass man ihr helfen würde. Die ganze Zeit redete ich mir ein, dass diese Entscheidung die beste für Jenna war. Aber manchmal ist das Leben heimtückisch und grausam. Knapp letzte Woche erfuhr ich von einem Polizeibeamten, dass Jenna aus der Anstalt geflohen war. Sie hatte ihre Therapeutin mit einer Vorhangkordel erdrosselt und konnte mit ihrem Wagen entkommen. Der Polizeibeamte hatte mich kurz danach angerufen, um mir zu sagen, dass ich Polizeischutz bekäme und meine Familie vorerst wegziehen sollte. Ich weiß, dass Jenna ihren Plan nicht aufgeben kann. Sie wird alles daran setzen, mich zu töten. Inzwischen ist es fast vier Wochen her, seit ich mit meiner Familie umgezogen bin und noch immer hat die Polizei keine Spur von Jenna. Meist sitze ich am Fenster und schaue hinaus in den Garten. Als wir ankamen, war dort nichts außer verwilderten Rasen und Unkraut. Inzwischen ist dieser Garten richtig aufgeblüht, dabei hat sich aber nie jemand von uns um ihn gekümmert. Es ist windig geworden und die Rosen, Sonnenblumen und Chrysanthemen schaukeln leicht vor und zurück. Sie sehen schön aus, sie leuchten richtig in ihren schönsten Farben. Aber der Scheint trügt. Denn es sind keine einfachen Zierblumen für den Garten. Nein, diese Blumen sind Grabblumen… meine Grabblumen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)