Meine Creepypastas von Sky- (Paranormale (Horror) Geschichten) ================================================================================ Das Wiligut-Projekt ------------------- In den frühen 20ern war Okkultismus ein großes Thema in Deutschland und erfreute sich einer immer weiter steigenden Beliebtheit. Die Faszination der Magnetheiler, Handleser und Astrologen erreichte schließlich sogar die damalige NSDAP und auch sehr bekannte Nazi-Politiker wie Heinrich Himmler und Rudolf Heß. Die okkultistische Auffassung der Nationalsozialisten unterschied sich jedoch stark vom eigentlichen Okkultismus. Die damaligen Arisophen verbanden die Lehre des Übernatürlichen mit dem damals vorherrschenden Rassismus und den Glauben an die überlegene Rasse der Arier. Das Ganze artete schließlich in der Lehre der Wurzelrassen aus und in dem Glauben, dass die arische Rasse übermenschlichen Ursprungs sei. Nach der Machtübernahme Hitlers wandelte sich jedoch die Offenheit der Deutschen gegenüber den okkultistischen Lehren. Es wurden Verbote ausgesprochen und die Bruderschaften zu Sekten erklärt. Es wurden Gefängnisstrafen verhängt und besonders überzeugte Anhänger des Kreises wurden gefoltert und in die Konzentrationslager gebracht. Jedoch führten einige Nazigruppen, darunter auch eine unter der Leitung des Arisophen Karl Maria Wiligut auf der Wewelsburg einige Experimente und Zeremonien durch. Darunter auch das wenig bekannte „Wiligut-Projekt“. Entgegen der sonstigen Forschungen der Arisophen konzentrierte sich Wiligut auf die Erforschung von anderen Welten und Portalen zu anderen Dimensionen. Als persönlicher Magier von Heinrich Himmler wurden ihm die nötigen Gelder und Gerätschaften zur Verfügung gestellt. Dass solche Experimente nur äußerst schwer bzw. gar nicht durchführbar waren, erklärt sich von selbst, da die Technologie damals bei weitem nicht so fortgeschritten war wie in der heutigen Zeit. Trotzdem wollte Wiligut den Versuch wagen, als erster Mensch ein Fenster zu einer anderen Welt zu öffnen und eines Tages seine Forschungen so weit zu bringen, dass er die arische Rasse zum perfekten Menschen machen konnte. Monate dauerten die Vorbereitungen und Testläufe, bis es Wiligut schließlich tatsächlich gelang, ein stabiles Energiefeld aufzubauen, welches ähnlich wie ein Wurmloch eine Öffnung im Raumzeitgefüge reißen und sich mit einer anderen Welt verbinden konnte. Der Kontakt dauerte jedoch gerade mal eine halbe Minute und brach daraufhin zusammen. Dabei wurde eine Explosion ausgelöst, die die nötigen Gerätschaften zerstörte als auch mehrere Mitarbeiter verletzte. Dr. Hellwein, der das Wiligut-Projekt ebenfalls betreute, fand nahe des Zentrums der Explosion unter den Trümmern einen Organismus unbekannten Ursprungs. Er beschrieb es in seinen Aufzeichnungen als eine „formlose Masse“ und „Zellklumpen“, der offenbar während der Öffnung des Portals in diese Welt gekommen sei. Dies bedeutete einen revolutionären Fortschritt der Wissenschaft und der Parapsycholgie. Dr. Hellwein sicherte die Lebensform und führte im Paderborner Labor eine Reihe von Experimenten durch, wie aus den folgenden Aufzeichnungen hervorgeht. Wir schreiben den 12. Januar 1937, Forschungszentrum A. in Paderborn. Unter der Leitung von SS-Brigadeführer Karl Maria Wiligut und Reichsführer SS Heinrich Himmler wurde der Organismus sichergestellt und ins Labor gebracht. Gemeinsam mit Dr. Hinrich werde ich die bislang unbekannte Lebensform untersuchen und mehr über ihren Ursprung herausfinden. Jegliche Bemühungen, Kontakt zu ihr aufzunehmen, scheiterten, da die Kreatur augenscheinlich nicht über die nötigen Sinnesorgane verfügte oder offenbar unsere Sprache nicht verstand. Auch Versuche, auf Russisch, Englisch und Französisch mit dem Wesen zu sprechen, brachten keinen Erfolg. Dennoch ist es bereits erwiesen, dass es sich um einen lebendigen Organismus handelt, da es eine konstante Körpertemperatur von ca. 37,4°C aufweist (was der durchschnittlichen Temperatur eines ausgewachsenen Menschen entspricht). Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wurde die sichergestellte Lebensform hierher gebracht, da bislang noch nicht feststeht, ob ein Körperkontakt zu der Kreatur gefährlich sein könnte. Zunächst haben wir eine nähere Untersuchung des Körpers vorgenommen, um mehr über die Anatomie zu erfahren. Hierzu führten wir einen exakten Y-Schnitt durch und öffneten das Subjekt. Hierbei zeigte sich sehr schnell, dass das Wesen durchaus Schmerzen empfinden konnte und versuchte, sich den Schnitten zu entziehen. Wir fixierten die unbekannte Lebensform mit Gurten am Operationstisch und begannen mit der Sektion. Dabei konnten wir Folgendes feststellen: Die Kreatur verfügt weder über Organe noch über ein Gehirn oder ein Verdauungssystem. Es besitzt auch keine Extremitäten, Nervenstränge oder Sinnesorgane. Das Einzige, was diesen Organismus ausmacht, ist eine blasse fleischartige Masse, die selbst keine feste Struktur besitzt. Stattdessen wird diese Masse durch diese hautähnliche Außenschicht zusammengehalten. Zudem sonderte die Lebensform ein schwarzes Sekret ab, als wir die Sektion durchführten. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Flüssigkeit, die ähnliche Zwecke wie unser Blut erfüllt. Dabei besitzt dieses Wesen weder Adern noch Venen. Nach Beendigung der Sektion begannen wir damit, die Wunden wieder zuzunähen. Allerdings verheilten die Schnitte binnen weniger Minuten und nicht einmal Narben blieben zurück. Es ist erstaunlich, wie schnell sich dieses Wesen sich regenerieren kann. Sein Heilungsprozess ist hundert Mal schneller als der eines anderen bekannten Lebewesens auf der Erde. Selbst Verbrennungen und Schussverletzungen verheilten in einer enormen Geschwindigkeit. Versuche zeigten, dass das Wesen sehr empfindlich auf Hitze reagiert und sein Heilungsprozess verlangsamt wird, sobald es Temperaturen unter -10°C ausgeliefert ist. Als Nächstes werden wir überprüfen, inwiefern es auf äußere Reize reagiert. Es ist bereits der zweite Tag und bis jetzt wissen wir immer noch nichts Konkretes über die gesicherte Lebensform. Zwar haben wir in Erfahrung bringen können, dass es weder über Organe noch Nervenstränge geschweige denn über Sinnesorgane verfügt, noch dass es in der Lage ist, zu kommunizieren. Dafür verfügt der Organismus über die Fähigkeit, sich binnen weniger Minuten selbst von den schwersten Verletzungen zu heilen. Heute bemerken wir, dass der Organismus zu zucken begonnen hat. Er scheint zu pulsieren wie ein Herz. Dr. Hinrich war sehr beunruhigt und riet dazu, ihn sofort zu verbrennen. Es hat einige Überzeugungskunst gebraucht, bis wir ihn zur Weiterarbeit bewegen konnten. Dennoch müssen wir die Kreatur im Auge behalten und vorsichtig sein. Als Erstes stellte sich für uns die Frage, wie der Organismus am Leben blieb und wovon er sich ernährte. Dazu tischten wir verschiedene Lebensmittel auf, darunter auch Pflanzen und Tierkadaver. Keines davon rührte das Wesen an, selbst nicht, nachdem wir es den halben Tag alleine ließen. Braucht es etwa keine Nahrung? Woher nimmt es dann die nötige Energie, die es zum Leben braucht? Immer mehr Fragen werfen sich auf und schließlich begannen wir mit dem Reiztest. Da wir bereits festgestellt hatten, dass das Wesen durchaus Schmerz empfinden kann, wollten wir als nächstes in Erfahrung bringen, auf welche Reize es noch reagiert. Dazu stellten wir als erstes einen Schallplattenspieler auf und begannen Marschkapellen zu spielen. Es war allerdings nicht feststellbar, ob das Wesen die Musik tatsächlich hörte, da es keine Reaktionen von sich gab. Allerdings scheint es sehr wohl auf Lichtreize zu reagieren und wir konnten feststellen, dass es Schatten und Dunkelheit bevorzugte und starke Licht- und Sonneneinstrahlung mied. Offenbar schien es kein Licht zu vertragen. Dabei hatte es nicht einmal Augen, geschweige denn etwas anderes, womit es sehen konnte. Diese Kreatur gibt uns immer mehr Rätsel auf und selbst am dritten Tag nahm es keine Nahrung auf. Selbst Flüssigkeiten nimmt es nicht auf und hält trotzdem eine konstante Temperatur von 37,4°C. Dr. Hinrich ist allerdings aufgefallen, dass das Wesen gewachsen ist. Zunächst ist es uns nicht aufgefallen, aber tatsächlich hat sich der Durchmesser um 3cm vergrößert. Es pulsiert immer stärker, so als dehne sich etwas in seinem Inneren aus. Tatsächlich sah es stark danach aus, als würde sich etwas unter der Haut bewegen. Wir entschieden uns dazu, einen erneuten Einschnitt durchzuführen. Tatsächlich waren Veränderungen bemerkbar, dass sich der Organismus langsam veränderte. Wies er zu Beginn der Untersuchungsreihen noch keine feste Innenstruktur oder ein Gewebe auf, so waren jetzt deutlich festere Strukturen zu erkennen. Das Fleisch im Inneren wurde fester und es scheint so, als wäre das Wesen im Wachsen begriffen und beginne langsam Organe zu entwickeln. Dies müssen wir weiterhin beobachten und Reichsführer-SS Himmler und SS-Brigadeführer Wiligut umgehend Bericht erstatten. Dr. Helmholtz ist seit gestern wie vom Erdboden verschluckt. Weder zuhause noch in seinem Büro ist er erreichbar und niemand hat eine Ahnung, wo er steckt. Dabei sind seine persönlichen Sachen, die er mitgebracht hatte, noch hier. Ich habe eine SS-Truppe damit beauftragt, ihn zu suchen. Nicht, dass er noch Probleme macht oder etwas von unserer Entdeckung an die Öffentlichkeit durchsickern lässt. Sollte die Truppe ihn finden, wird er erst einmal befragt und wenn er abhauen wollte, wird er schnellstmöglich beiseite geschafft. Solche Leute können wir hier gar nicht gebrauchen. Dabei stehen wir kurz vor dem entscheidenden Durchbruch. Die allgemeine Lage ist unruhiger geworden. In manchen Munden hört man schon Gerüchte über einen bevorstehenden Krieg mit den Franzosen oder den Sowjets. Vielleicht auch sogar mit den Engländern. Ich persönlich beschäftige mich nicht mit derlei Gerüchten, die einen nur von der Arbeit ablenken. Die Erforschung dieser einzigartigen und völlig unbekannten Lebensform hat allerhöchste Priorität. Wenn es uns gelingt, ihren rasanten Heilungsprozess auf Menschen zu übertragen, könnten wir eine unbesiegbare Armee schaffen, die unser Land zum Sieg und zum mächtigsten Reich machen wird. 20. Januar Es werden zwei weitere Mitarbeiter vermisst und weder sie noch Dr. Helmholtz sind noch auffindbar. Und das ausgerechnet jetzt, wo das Wesen sich weiter entwickelt hat. Hatte es letzte Woche noch die Form eines pulsierenden Zellklumpens von der Größe eines Säuglingskopfes, so ist es jetzt um das doppelte angewachsen und hat nun damit begonnen, sich auch äußerlich zu verändern. Es beginnt einen Auswuchs zu produzieren, der entfernt Ähnlichkeiten mit einem Armstumpf hat. Auf äußere Reize wie zum Beispiel Berührungen beginnt sich der Auswuchs zu bewegen und zeigt deutlich, dass es tatsächlich Ähnlichkeiten mit einem Armstumpf hat. Ober- und Unterarm sind bereits vorhanden, allerdings macht sich das Fehlen der Hand bemerkbar. Der Arm selbst ist nicht größer als der eines Säuglings. Ich vermute, dass sich die Kreatur im Wachstumsstadium befindet und langsam damit beginnt, humane oder animalische Form anzunehmen. Offenbar scheint sich nicht nur seine Regenerierfähigkeit deutlich von unserer zu unterscheiden, es kann sich auch äußerst schnell reproduzieren und seine Form verändern oder zumindest bestimmen, welche Form es annehmen will. Fraglich ist allerdings, ob seine zukünftige Form tatsächlich der eines Menschen ähnlich sehen soll oder ob es nur deshalb seine Gestalt verändert, um sich besser fortbewegen zu können? Eine weitere Untersuchung hat ergeben, dass der Arm mit Knochen ausgestattet ist. Offenbar beginnt das Wesen zuerst damit, eine richtige Form anzunehmen und ein Skelett zu entwickeln, um sich besser bewegen zu können. Allerdings verfügt es weder über Adern noch Sehnen oder Muskelgewebe. Rätselhaft ist überhaupt, wie es denn in der kurzen Zeit Armknochen wachsen lassen konnte. Offenbar verfügen die Zellen in seinem Körper ähnlich wie Stammzellen die Fähigkeit, sich in verschiedene Zell- und Gewebetypen ausdifferenzieren zu können. Dies würde bedeuten, dass die Kreatur in der Lage sein wird, nicht nur ein Skelett sondern auch Organe und Gewebe zu entwickeln. Ich vermute, dass, als wir diese Lebensform entdeckten, sie sich noch in ihren Anfangsstadien befand und ähnlich wie ein Embryo nun beginnt, langsam auszuwachsen. Fraglich ist nur, ob wir es riskieren sollten, zu warten, bis die Kreatur vollständig ausgewachsen ist. Vielleicht würde sie zur Gefahr werden. Vielleicht könnten wir sie aber auch zur Kriegswaffe machen und die Helden des Reiches werden. Die Sicherheitsvorkehrungen werden fürs Erste verschärft. Ich frage mich, wohin Dr. Helmholtz und die anderen verschwunden sind…. 14. Januar Als ich heute ins Labor kam, um die Lebensform erneut zu untersuchen, bekam ich beinahe einen Herzstillstand vor Schreck, als ich den entsetzlichen Anblick sah, der sich mir bot: Die Kreatur hatte seit gestern deutlich an Größe zugenommen und mehrere Arme und Beine wuchsen scheinbar unkontrolliert aus seinem Körper. Es wirkte so bizarr und abstoßend, dass viele meiner Kollegen blass wurden und fluchtartig das Labor verließen und die Sicherheitskräfte zogen schon die Gewehre. Die Arme und Beine haben nicht einmal eine logische Aufstellung sondern scheinen völlig durcheinander und chaotisch gewachsen zu sein. Allein zu sehen, wie es sich auf seinen menschlichen Extremitäten fortbewegt, ist abscheulich und entsetzlich. In meiner langjährigen Laufbahn habe ich viel gesehen aber der Anblick dieser Monstrosität aus Armen und Beinen jagt mir ein Schauer über den Rücken. Ich gebe es nur ungern zu, aber noch nie hatte ich vor irgendetwas solch eine Angst wie bei diesem Anblick. Kaum hatte ich den Raum betreten, in welchem wir die Kreatur eingeschlossen hatten, bewegte es sich, so schnell es konnte, auf mich zu und ich ergriff sofort die Flucht. Es bekam mich am Bein zu fassen und krallte sich an mir fest, als wolle es sich an mir hochziehen. Ich zog meine Pistole und schoss mehrfach auf das Ding, woraufhin es sofort von mir abließ. Daraufhin verließ ich den Raum wieder. Heute Nachmittag, knapp vier Stunden nachdem die Kreatur versuchte, mich anzugreifen, erfuhr ich, dass nun auch Professor Meerbusch spurlos verschwunden ist. Die Zahl der Verschwundenen häuft sich immer weiter und inzwischen beschleicht mich das Gefühl, dass diese im Zusammenhang mit dem rasanten Wachstum der Kreatur stehen. Doch wie sollte diese Monstrosität für das Verschwinden der Wissenschaftler verantwortlich sein, wenn es sich offenbar gar nicht zu versorgen brauchte? Es besitzt ja nicht einmal über ein Verdauungssystem oder ein Maul. 15. Januar Aus unerfindlichen Gründen sind die Wachmänner heute nicht zur Arbeit erschienen und auch zuhause waren sie nicht auffindbar. Dafür aber hatte sich die Kreatur ihren Körper neu geformt und besitzt nur noch jeweils zwei Arme. Allmählich beginnt sich auch langsam ein Kopf zu formen, jedoch fehlt die komplette untere Körperhälfte und auch ein Rumpf ist nicht vorhanden. Der Kopf ist noch unförmig, auch Hautfalten oder Fingerabdrücke besitzt dieses Wesen nicht. Entweder ist es nicht in der Lage, so feine Details bei seiner Entwicklung anzuwenden oder aber es verzichtet schlicht und einfach auf alles Überflüssige, auf welches es nicht angewiesen ist. Dafür aber sind die Hände und besonders die Finger sehr gut entwickelt, allerdings sind die Arme allzu dünn und viel zu lang für einen normalen Menschen. Mithilfe seiner langen Arme versucht die Kreatur, fortzukriechen, jedoch haben wir sie wieder in die Zelle gesperrt, um einen Ausbruch zu verhindern. Der Kopf ist inzwischen vollständig ausgebildet und auch Gesichtskonturen scheinen sich langsam zu bilden. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Nasenknochen vollständig ausgewachsen waren. Durch weitere Untersuchungen konnten wir erkennen, dass die Kreatur bereits über ein vollständiges Oberskelett verfügt und sich auch Muskelgewebe gebildet hat. Jedoch verfügt es nicht über eine Lunge, da es offensichtlich nicht auf eine angewiesen ist. Die Haut des Wesens ähnelt stark der eines Menschen, allerdings sind keinerlei Pigmente vorhanden, weshalb es eine äußerst blasse Haut hat, die beinahe ins Weiß übergeht. Es könnte ein Anzeichen von Albinismus sein. Inzwischen sind auch Nervenstränge vorhanden, die direkt zum Gehirn führen. Lediglich die Gesichtsknochen als auch die untere Körperhälfte sind noch nicht vollständig ausgeprägt. Außerdem fiel Dr. Hinrich auf, dass das Wesen bereits über einen Unterkiefer verfüge, da es beständig seine Kiefer auseinanderdrücke, als wolle es seinen bislang noch nicht vorhandenen Mund öffnen. Obwohl es bislang noch nicht über Sinnesorgane verfügt, zeigt es durchaus Reaktionen auf Geräusche und anwesende Personen. Meine Einschätzungen: Die Kreatur ist sehr fixiert auf Menschen und scheint sie genau zu beobachten und zu studieren. Vermutlich sucht es sich eine ideale Lebensform, die es kopieren kann, um sich dann ihrer Anatomie anzupassen. Und so wie es scheint, hat es sich den Menschen als Vorbild ausgesucht und beginnt nun damit, langsam Gestalt anzunehmen. Aber wieso hatte es vor zwei Tagen noch eine so abscheuliche Erscheinung, die rein gar nichts mit einem Menschen gemeinsam hatte? Ich vermute, dass es seine Fähigkeiten austestet und erst damit begonnen hat, menschliche Extremitäten zu kopieren, da diese wohl den schwierigsten Teil ausmachen. Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Körperoberfläche des Wesens zwar deutlich Ähnlichkeiten mit der Haut eines Menschen aufweist, allerdings macht sich hier deutlich das Fehlen von Haaren, Poren oder Falten bemerkbar. Die Haut des Wesens ist vollständig glatt, allerdings erinnert sie trotzdem von Gefühl her an Leder. Auch von Fingerabdrücken oder Muttermalen ist nichts zu erkennen. Zudem besitzt die Kreatur keine Fingernägel bzw. Krallen, mit dem es angreifen könnte. Zeichen von Aggressivität oder Feindseligkeit sind bis dato noch nicht erkennbar, trotzdem weigert sich Dr. Hinrich, dem Wesen zu nahe zu kommen. In einem Vieraugengespräch vertraute er mir an, dass er sich von der Kreatur verfolgt und beobachtet fühle. Auch einige andere Mitarbeiter fühlen sich in der Gegenwart dieses Wesens unwohl und meiden es größtenteils. Ich hab diesem Geschwätz natürlich keinerlei Beachtung geschenkt. So etwas ist doch lächerlich! 16. Januar Dr. Hinrich, der die Nachtwache übernehmen sollte, rief mich heute Morgen um 5 Uhr an und bat mich, sofort ins Labor zu kommen. Er klang sehr durcheinander und beunruhigt, also habe ich mich trotz der frühen Morgenstunde auf den Weg gemacht. Im Labor angekommen erzählte mir Dr. Hinrich, dass die Kreatur es irgendwie geschafft hatte, aus ihrer Zelle auszubrechen. Sie war plötzlich an der Türschwelle zu seinem Büro und starrte ihn an. Dann habe sie ihre Kiefer auseinandergedrückt, woraufhin die Haut aufriss und dann sei ein riesiges mit Zähnen bestücktes Maul zum Vorschein gekommen. Mit mehreren Schüssen wurde die Kreatur außer Gefecht gesetzt und in eine andere Zelle gebracht. Es ist uns ein Rätsel, wie sie aus der Zelle entkommen konnte, da sich diese nur mit einem Schlüssel öffnen ließ. Und es sind keinerlei Spuren eines gewaltsamen Ausbruchs erkennbar. Die Sicherheitsvorkehrungen werden weiter verschärft und Dr. Hinrich ist fürs Erste beurlaubt worden. Er weigerte sich, auch nur noch einen Fuß ins Labor zu setzen, solange dieses Ding ihn verfolgte. Das Maul, welches die Kreatur offensichtlich bereits gebildet hatte, war bereits wieder geschlossen. Vermutlich sind die Lippen wieder zusammengewachsen und es ist wohl nicht zum Atmen gedacht. Wir begannen das Wesen wieder zu untersuchen und stellten fest, dass es bereits über Adern und Venen verfügte und dass es auch ein schlagendes Herz besaß. Allerdings scheint das Herz keine bedeutenden Funktionen zu erfüllen, da ein Herzschuss keinerlei Wirkung zeigte. Auch die anderen Organe dienen allein zu dem Zweck, sich der Anatomie der Menschen anzupassen. Inzwischen hat sich nun der Rumpf und der Unterleib gebildet, allerdings verfügt das Wesen nicht über Geschlechtsteile, sodass sich unmöglich feststellen lässt, ob es männlich oder weiblich ist. Dies wirft die Frage aus, wie sich das Wesen vermehren will? Dr. Eichendorffs Theorie zufolge pflanzt sich die Kreatur asexuell durch einen ähnlichen Prozess wie der Zellteilung fort, wenn sie vollständig ausgewachsen ist. Ob sie sich tatsächlich fortpflanzen wird, ist noch ungewiss. Uns bleibt nichts anderes übrig, als den Verlauf dieser Entwicklung abzuwarten und Vorsicht walten zu lassen. Gerade eben hörte ich laute Schreie und bin der Quelle dieses Lärms gefolgt um herauszufinden, was denn los sei. Und was ich sah, ließ mich beinahe erstarren. Die Kreatur war aus ihrer Zelle ausgebrochen und plötzlich war sie direkt vor mir. Sie war mit einem Male plötzlich da und die grinste mich mit diesem abscheulichen Maul an, als wolle sie mich verspotten. Wie zum Teufel war sie nur aus ihrer Zelle entkommen, die sich nur von außen öffnen ließ? Ich rief sofort um Hilfe und zum Glück kam das Sicherheitspersonal und schoss auf die Kreatur. Die Kugeln zeigten jedoch kaum Wirkung. Zwar verletzten sie das Wesen, allerdings würden sie nicht tödlich sein. Ich floh aus meinem Büro und aktivierte den Alarmschalter, woraufhin das Gebäude vorsichtshalber evakuiert werden sollte. Während nach und nach alle nach draußen eilten, hörten wir Schreie und Schüsse. Ich wollte mir lieber nicht ausmahlen, welcher Horror sich da drin abspielte. Aber so viel kann ich sagen: Als wir wieder zurückkehrten, war die Kreatur sowie mehrere Sicherheitsmänner verschwunden. Wir fanden weder Blutspuren noch sonstige Hinweise, wo sie sein könnten. Sie waren einfach verschwunden. 19. Januar Reichsführer SS Himmler reagierte auf unsere schrecklichen Nachrichten sehr empört und gewährte uns nur noch eine Dreitagesfrist, bevor uns allen der Prozess gemacht wird. Wir haben das gesamte Gebäude abgesucht und Suchtrupps losgeschickt. Dr. Hinrich, der inzwischen benachrichtigt wurde, klang am Telefon sehr aufgewühlt und schien große Angst zu haben. Er war so fertig mit den Nerven, dass er fast weinte. Auf meine Fragen, was denn mit ihm sei, konnte er nicht vernünftig antworten. Er brachte nur ein leises Gestammel hervor, welches ich allerdings kaum verstehen konnte. Aber ich konnte so viel heraushören, dass er um sein Leben fürchtete. Er hatte Angst vor der Kreatur, dass sie ihn töten würde. Manchmal sah er sie, wie sie unter seinem Bett hervorlugte und nach ihm schnappte. Ich hatte alle Mühe, ihn zu beruhigen und sogleich kam mir ein großartiger Plan. Wenn die Kreatur tatsächlich Dr. Hinrich im Visier hatte, konnten wir ihn doch als lebenden Köder benutzen. Ich versprach ihm am Telefon, dass ich alles unternehmen würde, um ihm zu helfen. Der arme Trottel wusste gar nicht, was wirklich geschah. Unser Team war bereit, die Kreatur wieder einzufangen und den Fehler wieder auszumerzen. Eine SS-Staffel wurde beauftragt, Dr. Hinrichs Haus zu überwachen. Die Kreatur würde wahrscheinlich in der Dunkelheit angreifen. 20. Januar Kein Zeichen von der Kreatur. Wir bekamen allerdings Meldung von einer weiteren SS-Staffel, dass ein menschenähnliches, monströses Wesen sich in der Nähe der Wohnhäuser herumgetrieben und eine Gruppe von Buben der HJ verfolgt hat. Die Anwesenheit der Kreatur wurde von den Kindern nicht bemerkt, sie scheint sich inzwischen perfekt den Menschen angepasst zu haben. Zeugen gaben eine detaillierte Beschreibung ab, die tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten mit der unbekannten Lebensform aufweist. Die Stadt wird vollständig durchkämmt, doch außer, dass zwei weitere Menschen als vermisst gemeldet wurden, haben wir rein gar nichts gefunden. Unsere einzige Hoffnung bleibt also Dr. Hinrich. Ich schreibe dies hier am Abend des 20. Januars. Wir haben erneut Position gezogen und sind bereit, die Kreatur unschädlich zu machen. Es ist inzwischen finster geworden, nur die Laternen leuchten schwach. Die Luft wirkt wie elektrisiert und es herrscht eine gewisse Anspannung. Und ich habe aus unerklärlichen Gründen Angst. Ich spüre, dass dies vielleicht meine letzte Nacht sein könnte. Doch seltsamerweise ist es nicht das, was mir Angst macht. Nein, es ist die Angst vor dem, was mich erwarten wird, wenn die Kreatur mich jagen wird. Dieses abscheuliche Wesen macht mir mehr Angst als vor den Gaskammern oder der Folterung. Es ist eine Angst, die man spürt, wenn man weiß, dass etwas einen töten wird, allerdings nicht wann oder wo. Es könnte jederzeit und überall geschehen. Und das ist unerträglich für mich. Ich glaube nun zu wissen, was Dr. Hinrich in den letzten Tagen durchlitten hat. Auch den SS-Soldaten geht es nicht anders. Sie haben auch Angst, trotz ihrer Gewehre. Großer Gott, ich… ich habe sie gesehen. Ich habe die Kreatur gesehen. Sie ist einfach wie aus dem Nichts aufgetaucht und starrte uns an. Es ist allerdings so dunkel, dass ich kaum etwas sehen kann und nur mit Mühe kann ich diese Zeilen schreiben. Ich sitze im Wagen und habe mich zwischen den Sitzen versteckt. In der Ferne höre ich Schreie, die Soldaten schießen…. Ich wage es kaum, aus dem Fenster zu sehen, da es mich sonst bemerken würde. Nur einen kurzen Blick konnte ich auf das Wesen erhaschen, welches nun seinen Körper vervollständigt hat. Und das Ergebnis ist erschreckend. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas dermaßen Bizarres und Entsetzliches gesehen. Es sieht einem Menschen immer ähnlicher, und dann wiederum nicht. Ich vermag es kaum zu beschreiben, ich kann meinem Verstand nicht mehr trauen. Was soll ich tun? Soll ich mich weiter hier verstecken, selbst auf die Gefahr hin, dass es mich finden und töten wird? Nein, ich werde nicht hier auf meinen Tod warten. Ich werde fliehen! Und zwar so weit weg wie möglich. Ich schließe hiermit meine Aufzeichnungen. Sollte ich sie nicht wieder aufnehmen, so wisse, dass ich in diesem Falle längst nicht mehr unter den Lebenden weilen werde. Als die Verstärkung eintraf, fehlte von der SS-Staffel als auch von Dr. Hinrich und Dr. Hellwein jede Spur. Man fand die Aufzeichnungen Dr. Hellweins im Wagen und sicherte sie als Beweismaterial. Nach dem Eintreffen der Amerikaner und der Roten Armee wurden die Aufzeichnungen beschlagnahmt und tauchten zuletzt in den Anfängen der 70er Jahre im Besitz der Paderborner Universität wieder auf. Den Aufzeichnungen Hellweins liegt ein Foto bei, welches offenbar erst viel später hinzugefügt wurde. Diese sehr unscharfe Schwarzweißaufnahme zeigt eine große schwarze Gestalt im Lichte einer Straßenlaterne. Nähere Gesichtszüge waren kaum zu erkennen und so schickte man das Foto ins Labor, wo es schließlich bearbeitet wurde. Doch der Grafiker erklärte, dass es ihm nicht möglich sei, die Gestalt auf dem Foto identifizierbar zu machen, aus dem einfachen Grund, weil sie gar kein Gesicht besäße. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)