Meine Creepypastas von Sky- (Paranormale (Horror) Geschichten) ================================================================================ Der Vergnügungspark von Angel Hills ----------------------------------- Es gibt unzählige Geisterstädte in den USA, die zum größten Teil noch alle aus der Goldgräberzeit stammten, oder als die Jagd nach Erdöl begann. Inzwischen sind von den einst so belebten Städten nur noch Ruinen übrig geblieben oder sie sind unter dem Sand der staubtrockenen Wüste verschwunden. Einige Städte sind bereits vollständig verschwunden, bzw. nur die alten, verrosteten Bohrtürme erinnern daran, dass hier mal vor langer Zeit etwas gewesen ist. Wie Grabsteine auf einem leeren Friedhof. Jedoch wurden ein paar der alten Goldgräberstädte wieder belebt und zu Freizeitmuseen umfunktioniert. Nun waren sie beliebte Ausflugsziele und nicht nur amerikanische, sondern auch ausländische Touristen zog es in den ehemaligen Wilden Westen. Schließlich fasste ein südkalifornischer Konzern den Entschluss, einen Schritt weiterzugehen und begann eine große Baustelle in der Geisterstadt Angel Hills zu errichten. Geplant waren ein Vergnügungspark und ein dazugehöriges Spaßbad für rund 120 Millionen Dollar, gesponsert wurde das alles von reichen Unternehmern, die sich am Gewinn beteiligen wollten. Die Idee, einen Vergnügungspark in einer alten Geisterstadt zu errichten, war ungewöhnlich aber auch viel versprechend. Geplant war, eine bekannte Hotelkette mit ins Boot zu nehmen und dort ein Hotel zu bauen, sodass Gäste von weit her auch dort übernachten konnten. Angel Hills war, wie viele andere Geisterstädte auch, in der Zeit des Goldrausches aufgebaut worden und auch relativ schnell wieder verlassen worden. Zum einen war die geographische Lage der Grund, warum Angel Hills ausstarb. Es war eine sehr staubige, heiße und trockene Ödlandschaft, in der weder viel wuchs noch dass es dort genug Wasserquellen gab. Als nächstes waren die Goldausgrabungen mehr als enttäuschend gewesen und wie sich herausstellte, hatte der Angel’s Hill höchstens ein paar Silbervorkommen, Gold war nur äußerst selten zu finden. Zuletzt gab man der hohen Kriminalität in Angel Hills die Schuld. Immer wieder kam es zu Überfällen, Schießereien und Geiselnahmen. Angel Hills war ein sehr raues Pflaster und immer mehr Einwohner verließen die Stadt. Die meisten, weil der erhoffte Goldsegen ausblieb, die anderen, weil sie vor den harten Lebensbedingungen und der hohen Kriminalität flohen, die das Goldgeschäft mit sich brachte. Angel Hills blieb gerade mal sieben Jahre bewohnt, nämlich von 1852 bis 1859. Die Geisterstadt liegt ungefähr zweieinhalb Stunden Fahrt von Sacramento entfernt und ist von den umliegenden, noch bevölkerten Städten sehr isoliert und nur schwer zu finden. Dennoch sollte eine Schnellstraße direkt dorthin führen, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen waren. Bezüglich des Bauprojekts gab es allerdings diverse Probleme, wie sich schnell herausstellen sollte. Unter dem Erdboden verliefen einige Minenschächte, die man in den Angel’s Hill gegraben hatte. Man war sich unsicher, ob unter dem Gewicht des Betons und der Achterbahnen vielleicht Gefahr bestünde, dass der Boden nachgeben und die Minen unterhalb der Stadt einstürzen könnte. Man zog Gutachter zu Rate, die zwar grünes Licht für das Projekt gaben, allerdings hegten die Bewohner der Nachbarstädte den ernsthaften Verdacht, dass dahinter Bestechungsaffären steckten. Denn viele der alten Minenschächte galten zuvor als einsturzgefährdet, da viele der Schächte damals nicht gründlich genug abgesichert worden waren. Außerdem munkelte man, dass in den Minen noch Sprengstoff gelagert war, das die Goldsucher damals zurückgelassen hatten. Nachdem der Boden geebnet war, begannen die Architekten nun damit, die ersten Pläne publik zu machen. Gezeigt wurde den Leuten ein Plan von einem großen Themenpark, der den Wilden Westen neu aufleben lassen sollte. Alte Bars, Postkutschen, Cowboys und Banditen und Saloonmusik. Das Spaßbad sollte sich eher an den sonnigen Süden Hawaiis orientieren und mit Palmen bewachsen sein. Diese hatten den Vorteil, dass sie nicht viel Wasser brauchten und sowohl die Bars als auch das ganze Ambiente sollte im Tiki Stil eingerichtet werden. Dazu gehörten Fackeln, große beschnitzte Stämme und Dächer aus Stroh. Nicht wenige zeigten sich skeptisch, als sie beide Pläne und die Miniaturmodelle sahen. Immerhin reden wir von einem Wildwestpark direkt neben einem tropischen Erlebnisbad, das den Flair Hawaiis vermitteln sollte und rein gar nichts mit dem rauen Wilden Westen zu tun hatte. Es gab sogar handfeste Streitereien zwischen den Befürwortern der beiden Bauprojekte und den Kritikern und schließlich musste die Polizei einschreiten. Dabei gelang es einem, der beide Projekte aufs Schärfste ablehnte und zu den Aufrührern gehörte, die beiden Modelle zu demolieren und den Plan zu zerreißen. Die meisten Gegenstimmen kamen von den Städten im Umkreis von Angel Hills. Die Leute waren ein ruhiges Leben gewohnt und hatten überhaupt keine Lust auf Touristenrummel. Ihre Sorge war, dass auf den Highways kilometerlange Staus entstehen und den Nahverkehr lahm legen würden. Die kleinen Städte würden von der riesigen Touristenwelle überrollt werden, so lautete das größte Gegenargument. Dieses fand allerdings kein wirkliches Gehör und Fakt war auch, dass solch ein Argument kein entscheidendes Gewicht hatte. Also begann man mit den Bauarbeiten. Da für den Verkehr nach Angel Hills eine neue Straße gebaut werden musste, kam es gleich zu den nächsten Schwierigkeiten: Das Material hatte man, aber nicht das nötige Land. Dieses gehörte den unzähligen Farmern, die dort ihre Rinder züchteten und es gab alte Wohnsiedlungen außerhalb der City. Der Besitzer des kalifornischen Konzerns bestach daraufhin mehrere Politiker, die daraufhin die Farmer zum größten Teil enteignen und die alten Häuser abreißen ließ. Es wurden mehrere Klagen eingereicht, die jedoch allesamt abgeschmettert wurden. Den Farmern blieb nichts anderes übrig, als ihre Häuser zu verlassen und ihre Rinderbestände an die Mastbetriebe zu verkaufen. Einige wurden durch diese Enteignung an den Rand des Ruins getrieben. Durch die Klagen verzögerte sich der Bau des Highways um zwei Monate, wurde aber schließlich doch noch begonnen. Durch den Highway war es auch für die vielen Laster umso einfacher, Material und Maschinen zur Baustelle zu liefern, da die Straße zuvor nur löchriger und unebener Asphalt war, der so gut wie unbefahrbar war. Die Bewohner der Nachbarstädte gaben ihren Widerstand nicht auf und protestierten weiterhin. Da die Politik voll und ganz hinter dem Bauprojekt steckte, ging die Polizei rigoros gegen die Demonstranten vor. Die Hälfte der Demonstranten wurde verhaftet, weitere Proteste und Märsche wurden seitens der Regierung verboten. Um dem ganzen Widerstand einen Riegel vorzuschieben, entschloss man sich dazu, ein Exempel zu statuieren und die festgenommenen Demonstranten wurden schließlich zu Haftstrafen verurteilt. Als Gründe nannte man illegale Demonstrationen, Vandalismus, üble Nachrede, Widerstand gegen Polizeibeamte, Beleidigung und noch andere unzählige Delikte. Man kann sich schon denken, dass die ganze Sache vor Gericht noch mal extra aufgebauscht wurde, um aus solch einer Bagatelle ein Schwerverbrechen zu machen. Als die Demonstranten schließlich einen anderen Weg einschlugen und sich stattdessen an die Medien wandten, hagelte es erneut Klagen wegen übler Nachrede und Rufmord seitens des Konzerns. Was die Medien betraf, so war der Einfluss des Konzerns so groß auf die Politik, dass sogar ein Verbot erlassen wurde, jegliche verleumderischen Berichte über das Bauprojekt in den Nachrichten bzw. in den Zeitungen zu melden. Die Meinung der lokalen Medien wurde klein gehalten, die Journalisten zum Schweigen gebracht. Zwar trauten sich die Leute im Umkreis von Angel Hills nicht mehr, öffentlich gegen das Bauprojekt vorzugehen, aber inzwischen war überall von Korruption und Verletzung von Grundrechten die Rede. Der Unmut der Nachbarstädte wuchs und als es zu massiven Verzögerungen der Bauarbeiten kam, war das natürlich ein gefundenes Fressen. Die Leute begannen sich die wildesten Geschichten zu erzählen. Aber dann ereignete sich schließlich eine entsetzliche Tragödie, die umliegenden Städte erschütterte: Die Minenschächte unterhalb von Angel Hills waren eingestürzt und mehrere Menschen seien dabei lebendig begraben oder schwer verletzt worden. Ursache waren die schweren Bagger und Planierraupen, die eine zu große Gewichtsbelastung waren, und die durch die Arbeiten verursachten Erschütterungen hatten ebenfalls einen Beitrag zu dieser Katastrophe geleistet. Insgesamt kamen fünf Menschen ums Leben, sieben wurden schwer verletzt. Da zu viel Geld bereits in dieses Projekt gesteckt wurde, konnten die Arbeiten nicht eingestellt werden und so fasste man den Entschluss, die Minenschächte durch gezielte Sprengungen zum Einsturz zu bringen. Dies war allerdings nur die Spitze des Eisberges, denn es kam immer wieder zu Zwischenfällen. Arbeiter stürzten von den Gerüsten und brachen sich beim Sturz das Genick, Leitungen wurden nicht gesichert oder Bagger rollten davon und rammten die Mauern. Inzwischen nannten die Menschen den Park schon längst nicht mehr „Angel Hills“ sondern „The Hell’s Resort“. Die Serie tödlicher Unfälle begann das Bauprojekt zu überschatten und insgesamt verzögerten sich die Arbeiten um fast zwei Jahre. Der Park wurde schließlich doch fertig gebaut und es reiste tatsächlich eine Vielzahl von Touristen an, doch dann wurde der Park einfach geschlossen. Es geschah so schnell, dass die Leute gar nicht wussten, wie ihnen geschah. Zuerst bemerkte es niemand, da in den Medien nichts davon berichtet wurde und immer noch Touristen anreisten. Aber schließlich sahen es die Leute aus den umliegenden Städten mit eigenen Augen. Sowohl der Vergnügungspark als auch das Spaßbad waren verschlossen worden. Das ganze Gelände wurde abgeriegelt und der Konzern wollte sich über die Schließung nicht äußern. Das alles geschah in den späten Achtzigern und inzwischen ist der Vergnügungspark von Angel Hills in Vergessenheit geraten. Der Highway blieb unbenutzt und durch verschiedene schwere Witterungen erlitt er schwere Schäden, weswegen er schließlich gesperrt wurde. Da ich aus Sacramento stamme, habe ich von dieser Geschichte rein zufällig erfahren und war verwundert, warum der Park so urplötzlich verlassen darüber nichts berichtet worden war. Immerhin wurden 120 Millionen Dollar für dieses Projekt ausgegeben und ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass dies nicht für Aufsehen gesorgt hatte. Und auch, als ich über den Vergnügungspark im Internet recherchierte, fand ich keine genauen Einträge dafür. Dies erklärte sich zum einen daraus, dass in den Achtzigern das Internet noch in den Kinderschuhen steckte und man höchstens in den Zeitungen Berichte finden konnte und zum anderen gab es genügend Möglichkeiten, entsprechende Webseiten auf Anfrage sperren zu lassen. Außerdem war der Vergnügungspark in Vergessenheit geraten und kaum jemand, der es nicht selbst miterlebt hatte, konnte sich daran erinnern. Aber mein Interesse war geweckt und ich dachte mir, dass ich vielleicht mit dieser Geschichte als Journalist groß rauskommen würde, wenn ich die ganze Geschichte aufdeckte. Zugegeben, es war ein wenig schwierig, an Informationen zu kommen, da die Leute selbst sich an so gut wie nichts Besonderes erinnern konnten, was die Schließung betraf. Stattdessen konnte ich mehr über die Probleme während der Bauarbeiten in Erfahrung bringen und war erstaunt, wie viele Zwischenfälle es dort gegeben hatte. „Wenn Sie mich fragen“, sagte einer der Zeitzeugen in meinem Interview „es hat sich sicherlich noch ein Vorfall im Park ereignet und deswegen musste er geschlossen werden. Diese ganze Sache hat die Touristen sicherlich vergrault.“ Dass ein weiterer Vorfall dahinter stecken könnte, war nicht ganz auszuschließen. Immerhin hatte der Park eine längere Serie an Unfällen aufzuweisen, als irgendein anderer Vergnügungspark sonst. Sei es ein tragischer Unfall auf einer Achterbahn oder ein Kind, das vom Poolsauger erwischt wurde und daraufhin ertrank. Es war alles möglich, aber niemand wusste genau, was der Grund für die Schließung der Anlage war. Als ich mich telefonisch beim zuständigen Konzern erkundigen wollte, hängte man mich sofort in die Warteschleife, um mich loszuwerden oder versuchte mich mit Ausreden abzuspeisen. Auch Bemühungen meinerseits, persönlich vorbeizuschauen und mich durchzufragen, endeten letztendlich damit, dass ich vom Sicherheitspersonal rausgeschmissen wurde und Hausverbot erteilt bekam. Allein das zeigte mir, dass da etwas ganz schön faul war und irgendetwas verheimlicht wurde. Da die Bewohner der umliegenden Städte nichts wussten und die Beteiligten sich ausschwiegen, blieb mir schlussendlich nichts anderes übrig, als selbst nach Angel Hills zu fahren, um mir ein eigenes Bild zu machen. Vielleicht fand ich ja so heraus, was damals geschehen war. Vielleicht würde ich aber in eine Sackgasse laufen und mit leeren Händen dastehen. Aber die Geschichte wurde immer interessanter, je weiter ich nachbohrte und so einfach wollte ich mich nicht geschlagen geben. Also bereitete ich alles für meine „Expedition“ zur alten Geisterstadt vor. Da die Navigationsgeräte Angel Hills nicht erkannten und auch auf der Karte der Ort nicht verzeichnet war, blieb mir nur, auf gut Glück loszufahren, in der Hoffnung, den gesperrten Highway zu finden. Dieser war meine einzige Möglichkeit, auf direktem Weg nach Angel Hills zu gelangen. Am Morgen fuhr ich schließlich los und machte mich auf die Suche. Tatsächlich gestaltete es sich unsagbar schwer, die Absperrung am Highway zu umfahren und auf anderem Wege auf die Hauptstraße zu gelangen. Außerdem funktionierte die Klimaanlage nicht, was bei dem heißen und trockenen Wetter die Fahrt zur Tortur machte. Ich brauchte knapp drei Stunden, um endlich in der Ferne den riesigen Vergnügungspark zu erkennen, dessen Konturen in der heißen Mittagssonne flimmerten. Ich konnte die riesige Achterbahnen erkennen und auch das Riesenrad. In der Ferne sah es nicht nach einem verlassenen Vergnügungspark aus, sondern als wäre er im Betrieb, als sei es niemals anders gewesen. Ich fragte mich, wie es wohl von nahem aussehen würde und so fuhr ich bis zum Eingang weiter. Praktischerweise stand der Parkplatz nicht weit entfernt, sodass ich problemlos parken konnte. Mir fiel allerdings schon auf, dass überall das Unkraut aus den Fugen herauswuchs, sogar Büsche und Bäume wucherten überall, da sie niemand daran hinderte. Das Schwierigste war jedoch, einen Eingang zu finden, da die Mauern des Vergnügungsparks ziemlich hoch und die für Besucher zugänglichen Eingänge abgesperrt waren. Ich merkte schnell, dass ich die beste Chance hatte, mir Zutritt zu verschaffen, wenn ich über das Spaßbad eindringe und dann über den Zweiteingang zum Vergnügungspark gelangen konnte. Tatsächlich war der Personaleingang des Spaßbades nicht abgeschlossen und so konnte ich ungehindert hinein. Gleich drin überkam mich ein seltsamer Geruch und ich befürchtete, dass ich nicht als Einziger auf die Idee gekommen war, durch den Personaleingang zu gehen und hier Penner lebten, die in den Ecken ihr Geschäft verrichteten und mich sogar angreifen würden. Und ich hatte keine Waffe dabei, mit der ich mich hätte zur Wehr setzen können. Als ich mich umsah, bezweifelte ich schließlich, dass wirklich Penner hier lebten und ich ging eher davon aus, dass der Geruch aus dem Schwimmbad kommen musste. An den Fliesen waren überall schwarze Flecken und zum Teil war das Dach durch schwere Gewitter beschädigt worden, sodass Wasser hineinlief. Auf dem Boden lagen stinkende Pfützen von abgestandenem Wasser, in welchem sich schon Algen bildeten. Überall lag Staub und die Pflanzen in der Empfangshalle waren vertrocknet und ein Paradies für Ungeziefer und Fliegen. Ich nahm die Abkürzung durch das Restaurant und gelangte somit ins Innere des Spaßbades. Wie ich schon befürchtet hatte, war das Wasser in den Becken Ursache für diesen unangenehmen Geruch. Es erstaunte mich, dass die Becken nicht längst abgepumpt worden waren, obwohl die Anlage seit Ewigkeiten nicht mehr in Betrieb war. Das Wasser war mit der Zeit schmutzig geworden, da es kein einziges Mal seit der Schließung der Anlage gereinigt worden war. Allerdings gab es keine Algenteppiche auf der Oberfläche, da das Chlor nach wie vor noch eine desinfizierende Wirkung hatte. Trotzdem war das Wasser abgestanden und die ganze Anlage war völlig verwahrlost. Die Palmen, die man hier gepflanzt hatte, waren vertrocknet und halb verwest und lagen inmitten heruntergefallener Kokosnüsse. Fliesen waren zersprungen und in den Fugen wucherte der Schimmel. Interessanterweise waren die Tiki Bars in genau demselben Zustand wie damals, außer dass sie voller Staub waren. Es standen sogar noch Getränke und Cocktails auf dem Tresen, die aber allesamt längst verdorben waren. Das alles wirkte mehr wie ein Evakuierungsszenario, als hätten die Leute damals alles stehen und liegen gelassen. Erst viel später bemerkte ich auch, dass die Elektrizität einwandfrei funktionierte, obwohl mir dies schon längst hätte auffallen sollen, da der überdachte Teil des Spaßbades beleuchtet war. Selbst die Becken waren beleuchtet und hätten damals ein tropisches himmelblau abgegeben, aber inzwischen war es ein trübes gelbgrün. Komisch, warum zum Teufel funktionierte hier noch die Elektrizität? Das machte doch überhaupt keinen Sinn. Ich begann die Bar zu fotografieren, die verwaisten Liegestühle, auf denen noch Handtücher lagen und auch die Schwimmbecken. Schließlich kam ich am Sportbecken vorbei, wo man noch vor einiger Zeit noch Bahnen ziehen konnte. Mir fiel nämlich auf, dass sich das Wasser ganz leicht bewegte. So als würde sich etwas durchs Wasser bewegen. Zuerst glaubte ich, dass etwas vom Dach heruntergefallen wäre, aber ich hatte kein Platschen gehört und es gab auch keine Fische im Becken. Und trotzdem hatte sich das Wasser auf einmal in Bewegung gesetzt. Ich ging näher heran, um mir das mal genauer anzusehen und tatsächlich konnte ich einen Schatten direkt unter dem Sprungbrett ausfindig machen. Ich ging näher ran und nutzte den Zoom meiner Kamera, um genauer hinsehen zu können. Der Schatten sah irgendwie merkwürdig aus. Es sah nicht danach aus, als hätten sich da mehrere Fliesen herausgelöst. Nein, es sah mehr nach… einem toten Körper aus. Schnell schoss ich ein paar Fotos, wagte es aber nicht, ins Wasser zu gehen. Es hätte genauso gut ein großer Dreckklumpen sein können, das war in dem Wasser nicht so einfach zu erkennen. Aber ich war mir hundertprozentig sicher, dass da eine Leiche auf dem Grund des Sportbeckens lag. Aber trieben tote Körper nicht für gewöhnlich auf dem Wasser und warum zum Teufel hatte man ihn nicht rausgeholt? War es vielleicht ein Unfall gewesen und war der Poolsauger nicht ausreichend abgedeckt gewesen? So etwas passierte immer wieder und dann war es unmöglich, aus eigener Kraft herauszukommen. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und ich beschloss, lieber weiter zu gehen. Doch als ich mich einige Schritte vom Pool entfernt hatte, drehte ich mich noch einmal um und sah zum Becken zurück. Wieder war da eine ganz seichte Welle, als hätte sich im Pool etwas in Bewegung gesetzt. Mir wurde es allmählich unheimlich und ich machte mich schließlich auf die Suche nach der Tür für den Außenbereich. Über die Freibadanlage würde ich zum Vergnügungspark gelangen, soweit ich die Karte über den Aufbau der ganzen Anlage richtig gelesen hatte. Diese hatte ich von einer Interviewten bekommen, die selbst einmal im „Angel Hills“ Vergnügungspark gewesen war. Ich fand die mehr oder weniger versteckte Tür und spürte direkt, dass mir ziemlich unbehaglich zumute wurde. Mein ganzer Körper versteifte sich und ich spürte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Mit einem Male hatte ich nur Angst. Ich drehte mich noch mal zurück und sah in die riesige überdachte Anlage und hörte nur Stille. Alles sah wie vorher aus, aber mich ließ das Gefühl nicht los, als hätte sich etwas verändert. Ich eilte zurück zum Sportbecken, wo ich den Schatten gesehen hatte und erschrak, als ich erkannte, dass er mit einem Male weg war. Er war einfach verschwunden. Die Leiche war weg…. Zitternd hob ich die Kamera und hielt diese furchtbare Entdeckung fest. Sie erschreckte mich sogar noch mehr als den Fund der Leiche, falls es eine gewesen war. Irgendetwas Seltsames ging hier vor sich, da war ich mir ganz sicher. Immerhin hatte ich eindeutig Fotos davon, dass dieser Schatten da gewesen war und nicht bloß Einbildung. Irgendwo in der Nähe der Bar Glas zersprang. Ich fuhr erschrocken zusammen und spürte, wie mein Herz raste. Sofort beschloss ich, dieses Schwimmbad sofort zu verlassen und nach dem Ausgang zu suchen. Dieser lag etwas versteckt und war mit einer schweren Kette verschlossen. Es benötigte einige kräftige Fußtritte, bis die verrostete Kette zersprang und die Tür sich öffnete. Kaum war sie offen, ging ich sofort in den Außenbereich und war heilfroh, endlich draußen zu sein und die warme Sonne auf meiner Haut zu spüren. Da drin war es einfach nur unheimlich gewesen und selbst als ich draußen war, zitterten meine Hände noch. Der Freibadbereich war ziemlich groß und ebenso luxuriös eingerichtet wie der Innenbereich. Es gab zwei Tiki Bars, der Weg wurde mit Fackeln gesäumt und auch hier wuchsen Palmen, die schon vor Jahren ihr Leben ausgehaucht hatten. Die Swimming Pools waren verdreckt und hatten ein ungesundes Grün angenommen. Über den Pool hinweg führte eine Holzbrücke, die bereits völlig marode war und bereits bei der kleinsten Belastung kaputt ging. Zusätzlich gab es noch eine künstliche Grotte, wo man es sich im Schatten gemütlich machen und ein wenig allein sein konnte. Genau dort schwamm in dieser leicht grünen Brühe noch etwas dunkles, aber nichts Festes. Es konnte eine Flüssigkeit von unbestimmter Herkunft sein. Aber… nach meinem grausigen Fund im Sportbecken begann meine Fantasie bereits verrückt zu spielen und in der Grotte überall Blut zu sehen. Sogar an den Wänden klebten dunkle Flecken. Da ich selbst nicht mehr so wirklich glauben konnte, was ich da sah, machte ich auch davon Fotos und sah mir die Rutsche an. Zu Zeiten, als sie noch in Betrieb war, hatte sie in einem schönen Gelb geleuchtet, aber inzwischen war sie von einem hässlichen dunkelgrün überzogen und war nur noch schmutzig und alles andere als einladend. Das Gleiche galt auch für den Pool, auf dessen Oberfläche sogar Vogelkadaver trieben. Auch alles andere sah völlig verwahrlost aus. Aus dem Boden wucherte Unkraut und aus den Ecken an der Mauer wuchsen sogar Büsche, die allerdings auch schon völlig vertrocknet waren. Die Tiki Statuen, deren Gesichter ein wenig wie eine Karikatur aussahen, waren mit Vogelscheiße überzogen und manche Fackeln waren geschwärzt, so als hätten sie noch gebrannt, als das Spaßbad geschlossen wurde. Offenbar hatte man es fluchtartig verlassen und nie wieder betreten. Aber warum? Ich schoss immer mehr Fotos und sah auch schon das Tor, das direkt zum Vergnügungspark führte. Über dem Tor, wo in großen Worten „Welcome“ stand, hatte jemand darunter mit dunkelroter Farbe (die vielleicht sogar Blut sein konnte) geschrieben „to the Hell’s Resort“. Ich gelangte durch die Drehtür ins Innere des Vergnügungsparks und sah auf die Karte. Im Osten lag der Eingang, den man von der Straße aus erreichen konnte. Im Zentrum des Parks stand das Riesenrad, zusammen mit der Spiegelkammer. Insgesamt gab es vier verschiedene Areale, die es zu erkunden gab. Das Erste war das Indianerreservat, in denen Marterpfähle, Zelte, Lagerfeuer und Statuen von Indianern mit Federkopfschmuck ausgestellt waren. Dort gab es einen Spielplatz für die Kleinen, sowie Fahrgeschäfte für die Kinder unter zehn Jahren. Das nächste Areal war die Goldgräberstadt, in der alles der historischen Stadt Angel Hills nachempfunden worden war. Es gab einen künstlichen Berg, durch den eine Achterbahn führte als auch eine künstliche Quelle, in der man falsches Gold aus dem Wasser heraussieben konnte. Außerdem fand man dort diverse Souvenirshops, Imbissbuden und Restaurants. Im dritten Areal gab es ausschließlich Wildwasserattraktionen, da es um den vor Jahrhunderten längst ausgetrockneten „Rattlesnake River“ ging, der Angel Hills damals am Leben erhielt. Der Fluss hatte seinen Namen nicht nur daher, dass er wie eine Schlange aussah. Der berühmte Goldsucher Joe Ratt hatte dort trotz der Seeschlangengefahr mit seinem Sieb den Fluss durchkämmt. Nachdem er es schaffte, mit bloßen Händen eine Klapperschlange zu töten, nannte man ihn „Rattlesnake“ Joe. Er setzte sich gegen Banditen und anderen Goldsuchern zur Wehr und galt als einer der berühmtesten Goldgräber in Kalifornien. Als er schließlich einen plötzlichen Herzinfarkt erlitt und in den Fluss stürzte, wurde nur sein Hut gefunden, seine Leiche aber nicht. Man nannte den Fluss schließlich den „Rattlesnake River“. Das letzte Areal hatte eigentlich wenig mit Western zu tun sondern sollte einen vollkommen neutralen Vergnügungspark darstellen. Dort konnte man mit der Geisterbahn fahren, durch Labyrinth mit durchsichtigen Glaswänden gehen und mit den üblichen Attraktionen fahren, die man auch auf den Jahrmarkt fand. Offenbar war es auch Ziel gewesen, einen Kontrast zur Westernstadt mit einzubringen, um den Besuchern auch mal Abwechslung zu gönnen. Da die Areale alle im Kreis angeordnet lagen und das Riesenrad sozusagen das Zentrum bildete, beschloss ich, im Uhrzeigersinn vorzugehen. Folglich würde das Indianerreservat meine erste Station sein. Inzwischen war es Nachmittag geworden und bald würde die Sonne untergehen. Zum Glück hatte ich vorgesorgt und eine Taschenlampe sowie Ersatzbatterien eingepackt. Nach einem kurzminütigen Fußmarsch erreichte ich das „Reservat“ und fand eine großflächige Ebene vor, in der es sehr übersichtlich war, da ja keine Besucher außer mir da waren. In der Mitte stand der Schauplatz, wo mehrere Zelte standen und um ein längst erloschenes Lagerfeuer große Baumstämme als Sitzgelegenheit aufgestellt waren. Überall gab es Totempfähle, die bunt bemalt worden waren, allerdings war die Farbe längst verblichen oder abgeblättert und die Pfähle waren mit Vogelscheiße bedeckt. Außerdem hatten die Termiten bereits gewütet und große Löcher ins Holz gefressen. Die Indianerfiguren sahen auch längst nicht mehr so überzeugend aus wie vor über zwanzig Jahren. Teilweise waren die Federn und Finger abgebrochen und dem Häuptling hatte man eine Axt in den Schädel geschlagen. Das Bizarre daran war aber, dass an der Axt Blut klebte und auf dem Boden mehrere dunkle Flecken klebten. Ich war mir nicht ganz sicher, was das zu bedeuten hatte, aber es sah irgendwie danach aus, als hätte hier ein echter Kampf stattgefunden, wo auch Menschen verletzt wurden. Und dann hatte man die blutige Axt in den Schädel des hölzernen Häuptlings geschlagen. Allmählich beschlich mich das Gefühl, dass hier damals nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war und dass dies nicht der letzte unheimliche Fund war, den ich noch finden würde. Sofort hielt ich alles mit meiner Kamera fest und sah mir das Lagerfeuer an, welches komplett zentral im Areal war. An der Feuerstelle lag noch Holzkohle und ich vermutete stark, dass sie bis zur plötzlichen Schließung des Parks noch gebrannt hatte. Mit Kohle hatte man Angel Hills geschrieben, dann aber mit einem X durchgestrichen und darunter „Hell’s Resort“ geschrieben. Inmitten der Feuerstelle konnte ich schließlich etwas ausmachen, was da nicht hingehörte. Etwas Glattes, Großes und Rundes. Neugierig griff ich hinein und bekam das Ding zu fassen. Als ich es herausholte, ließ ich es gleich wieder vor Schreck fallen, als ich sah, dass es ein menschlicher Schädel war. Dieser zerbrach auf dem gepflasterten Boden rund um die Feuerstelle und nur ein Teil des Gesichts blieb erhalten. Ich war so erstarrt, dass ich auch noch beinahe die Kamera hätte fallen lassen. Was zum Teufel suchte ein menschlicher Schädel in einer Feuerstelle? Und wo war der Rest geblieben? Es brauchte eine Weile, bis ich mich wieder gesammelt hatte und schnell zwei Fotos schoss und mich dann in den Zelten umsah. Etwas Schreckliches musste vor zwanzig Jahren geschehen sein, was diesen… Mord zur Folge hatte. Jetzt wusste ich wenigstens, woher das Blut an der Axt stammte. Aber leider beruhigte mich dies auch nicht wirklich. Der Spielplatz im Indianerreservat wirkte im Lichte der Abendsonne irgendwie unheimlich und allmählich begann ich mir auch schon Dinge einzubilden. Denn ich hätte schwören können, dass sich die Schaukel noch nicht bewegt hatte und das Drehkarussell, das sich jetzt langsam im seichten Wind drehte, zuvor still stand. Ein leises Quietschen ertönte und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Irgendwie klang dieses Quietschen der rostigen Geräte wie ein schrilles, leises Kichern. Die Zelte waren allesamt leer und da ich außer dem Schädel und der Axt nichts Ungewöhnliches fand, machte ich mich auf den Weg zur Goldgräberstadt. Inzwischen war der ganze Park bereits ins Licht der Abendsonne getaucht und die Schatten wurden immer länger. Die Goldgräberstadt bestand aus mehreren Häusern. Es gab ein Restaurant, einen einfachen Imbiss, einen Showsalon, wo echte Wildwestshow gezeigt wurde. Dann gab es einen Souvenirladen und eine riesige Holzachterbahn und noch eine weitere, die durch einen künstlichen Berg führte und den Namen „Wild Mine Ride“ trug. Überall standen Figuren von Cowboys, die ins Leere starrten und winkten. In der Abendsonne wirkten sie irgendwie unheimlich und die lastende Stille war beunruhigend. Ich hatte schon immer gedacht, dass es in verlassenen Vergnügungsparks gruselig sein kann aber es selbst zu erleben, war etwas völlig anderes. Mich überkam eine Gänsehaut und als Erstes sah ich mich im Restaurant um. Alles war sehr stilgerecht für den Wilden Westen eingerichtet. An den Wänden hingen falsche Stierschädel, Bilder von Cowboys und Frauen bei einer Tanzshow. In der Ecke stand ein Piano und die Bar, wo man bestellen konnte, wurde auch einem Western Saloon gerecht. Auf den Regalen standen Schnaps- und Wodkaflaschen aufgereiht und ich konnte mir wirklich einen Barkeeper am Tresen vorstellen, der gerade Gläser wischte. Das Restaurant trug den Namen „Charlie’s Saloon“ und es war wirklich ziemlich groß. Sicherlich wurde hier zu Zeiten, wo der Laden noch im Betrieb war, Musik zur Unterhaltung gespielt. Das Pianola war eines dieser selbst spielenden Pianos mit einer sich drehenden Walze, die sozusagen den Großvater der Jukebox darstellte und nach dem ähnlichen Prinzip funktionierte, wie eine Music Box. Nachdem ich ein paar Fotos schoss, ging ich in die Küche, um mich dort umzusehen. Was mich dort erwartete, war ein widerlicher Gestank von uraltem Essen, das seit einer Ewigkeit verschimmelt war. Das damals noch frische Gemüse stellte nur noch einen undefinierbaren stinkenden Matsch dar und in der Spüle stapelte sich das schmutzige Geschirr. Offenbar war in der Küche noch Hochbetrieb gewesen, als der Park verlassen wurde und man hatte sich nicht die Mühe gemacht, das alles zu räumen. Das sah man auch daran, dass auf den Tischen im Restaurant noch das Geschirr stand und in einigen Gläsern sogar noch Getränke waren. Selbst einige Teller waren noch gefüllt. Ich verließ schließlich die Küche, nachdem ich alles dokumentiert hatte und schickte mich an, „Charlie’s Saloon“ zu verlassen, da begann das automatische Pianola urplötzlich „The Entertainer“ von Scott Joplin zu spielen. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als das Lied zu spielen begann und die Stille mit einem Male zerriss. Ich schnappte nach Luft und stützte mich an der Wand ab. „Scheiße“ murmelte ich und versuchte mein wie wild schlagendes Herz zu beruhigen. „Verdammte Scheiße“. Ich ging näher an das Pianola heran und beobachtete, wie sich die Walze im Inneren drehte und die Tasten gespielt wurden. Meine Beine waren plötzlich wie aus Gummi und ich befürchtete schon, gleich umzuknicken. Doch ich schaffte es, mich zusammenzureißen und so wischte ich mir den kalten Schweiß von der Stirn. Wie zum Teufel hatte das Pianola einfach so angefangen zu spielen? Warum hatte es sich plötzlich selbstständig gemacht? Mich überkam das Gefühl, dass ich nicht alleine hier war und so verließ ich das Restaurant. Das Pianola spielte immer noch und ich glaubte, so etwas wie ein Kichern zu hören. In der Goldgräberstadt fühlte ich mich unwohl und da es immer dunkler wurde, holte ich schließlich meine Taschenlampe heraus und schaltete sie an. Mir wurde mit einem Male eiskalt und ich glaubte schon, überall verdächtige Schatten zu sehen. Ich eilte in Richtung der großen Holzachterbahn und blieb am Eingang stehen. Inzwischen hörte ich die Musik des Pianolas nicht mehr, doch dieses beschissene Gefühl blieb, dass mich jemand beobachtete. Diese Goldgräberstadt… diese Geisterstadt hatte etwas Lebhaftes angenommen, obwohl dies eigentlich nicht sein durfte. Es schien so, als hätte sie all die Jahre geschlafen und war jetzt, da wieder ein menschlicher Besucher hier herumstreifte, wieder zum Leben erwacht. Vielleicht auch nicht der Park selbst, sondern etwas ganz Bestimmtes. Etwas, vor dem die Leute geflohen waren und „Angel Hills“ für immer verließen. Schnell verließ ich die Goldgräberstadt und kam dabei an der Quelle vorbei, wo man falsches Gold waschen konnte, um sich später aus den Fundstücken eine Medaille als Andenken machen zu lassen. Es war eigentlich eine große, tiefe Holzrinne, auf dessen Grund kleine Kieselsteinchen lagen. Als ich mit der Taschenlampe hinleuchtete, fiel mir auf, dass das Wasser dunkel verfärbt war. Der Grund war, dass die Holzrinne bis kurz unter dem Rand mit Blut gefüllt war. Und wieder hörte ich aus der Ferne ein leises Kichern. Für einen Moment glaubte ich auch, einen Schatten vorbeihuschen zu sehen. Mich packte die Angst und ich verließ auf dem schnellsten Wege die Goldgräberstadt in Richtung „Rattlesnake River“. Dort lag auch der Eingang zur Mine, der aber durch schwere, massive Eisentore verschlossen war. Stattdessen fand man dort ein paar Infotafeln, wo man Wissenswertes über die historische Goldgräberstadt lesen konnte. Auf dem Boden, direkt vor diesen Schautafeln, waren mehrere große dunkle Flecken, die sicherlich Blut waren. Und etwas weiter weg hatte jemand in den staubigen Boden „RUN AWAY!!!“ gekratzt. Die ganze Sache wurde immer gruseliger und ich fürchtete, dass der Vergnügungspark noch mehr Schrecken für mich bereithielt. Nach alldem, was ich inzwischen gesehen hatte, konnte ich mir folgendes Bild machen: Etwas Schreckliches war im Vergnügungspark geschehen, was den Tod mehrerer Menschen zur Folge hatte und weswegen man die Anlage sofort evakuieren ließ. Dabei hinterließ man alles so, wie es zum Zeitpunkt der Evakuierung gewesen war und die Zeugen schwiegen darüber. Vielleicht hatten sie ein großzügiges Schweigegeld bekommen, oder aber man hat sie zum Schweigen gebracht. Nicht etwa durch Mord, sondern durch Anwälte und die Macht der Lobbyisten. Und was auch immer für die Evakuierung des Parks gesorgt hatte, so befürchtete ich, dass es noch hier war. Vielleicht hatte es mich schon längst im Visier. Wie sich herausstellte, war das Klapperschlangenflussareal in einem Zustand, der wirklich einem „Hell’s Resort“ nahe kam. In den Waggons lagen verweste Leichenteile und alles war voller eingetrocknetem Blut. Zerrissene T-Shirts, Rucksäcke und andere Gegenstände lagen auf dem Boden, als hätten die Menschen in Panik die Flucht ergriffen und alles weggeworfen, welches ihre Flucht verlangsamen könnte. Ich sah mich nicht weiter um sondern verließ das Areal sofort wieder, als mir klar wurde, dass hier damals ein schreckliches Blutbad stattgefunden haben musste. Und ich wollte mich lieber nicht an einem Ort aufhalten, wo mehrere Menschen getötet worden waren. Ich machte nur zwei oder drei Fotos, nämlich von den Leichen im Waggon der Wildwasserbahn und den Blutspuren auf dem Boden. Ich vergaß, auf die Karte zu schauen und da es inzwischen stockfinster war, wusste ich überhaupt nicht, wohin ich gehen sollte. So lief ich einfach drauf los und statt, dass ich den Ausgang erreichte, fand ich mich auf dem Rummelplatz wieder, dem vierten und letzten Areal. Ich wusste zuerst gar nicht, wo genau ich war, bis ich die Geisterbahn vor mir sah. Im Inneren schien eine Art Lichtquelle zu existieren und ich hörte ein Gekicher und Gelächter, das mich an Ripper Roo erinnerte. Ich weiß echt nicht, welcher verdammte Teufel mich geritten hatte, dass ich die Geisterbahn betrat. Vielleicht, weil ich mir endlich Gewissheit verschaffen wollte, was mich verfolgte, beobachtete und damals für das Blutbad verantwortlich war. Kaum hatte ich die Geisterbahn betreten, gingen ein paar Lichter an und offenbarten die schlecht gemachten Gruselgestalten. Nun, man musste zugute kommen lassen, dass der Vergnügungspark in den späten Achtzigern eröffnet worden war und da waren noch Sachen gruselig gewesen, vor denen heute kein Kind mehr Angst hatte. Das Einzige, was das wohl Unheimlichste in dem gesamten Gruselkabinett darstellte, war ein Clown. Er trug ein buntes Kostüm, ähnlich wie Pennywise aus Stephen Kings „Es“. Seine weiß behandschuhten Finger waren wie Krallen und waren mit roter Farbe bemalt worden. Das Gesicht war, wie für einen Clown typisch: vollkommen weiß mit einer großen roten Kugelnase, außerdem war es von einigen Falten durchzogen. Die Augen waren blau geschminkt worden und die Augen, diese stechend gelben und monströs dreinschauenden Augen schienen aus ihren Höhlen zu quellen. Das Gesicht zierte ein breites, widerliches Grinsen mit blutroten aufgerissenen Lippen. Das Grinsen zog sich bis zu den ebenso weißen Ohren und der Clown fletschte seine rasiermesserscharfen, gelben Zähne, die im bräunlichen Zahnfleisch steckten. Das Haar des Clowns war rosa wie Kaugummi und wuchs ausschließlich auf dem Hinterkopf. Diese langen Haare hingen fast wie Spinnwebenfäden hinunter und allein in diese grausige Fratze zu sehen, die an die Slappy Clown Maske erinnerte, ließ auch mich Angst vor Clowns haben. Neben dem Clown stand ein Schild, auf dem „Bucky the Butcher“ stand. Ein echt passender Name für den wohl gruseligsten Clown der Welt. Er sah sogar noch schlimmer als Pennywise oder der Joker aus. Langsam wagte ich mich an ihn heran und stellte fest, wie lebensecht er aussah, ganz im Gegensatz zu diesen Plastikvampiren. Vorsichtig ging ich näher ran und schoss ein Foto von ihm. In dem Moment, als der Blitz aufleuchtete, drehte Bucky den Kopf und seine hervorstehenden, riesigen gelben Augen starrten mich mit diesem monströsen Grinsen an. Ich erstarrte und brachte noch nicht einmal einen Schrei raus. Erst als der Clown sein riesiges Maul öffnete und ein schrilles Gelächter erschallen ließ, welches genau wie das klang, welches ich schon von draußen gehört hatte. Ich wich zurück und hoffte in diesem Augenblick noch, dass es nur eine Puppe war, nur eine elektronisch gesteuerte Puppe. Aber dann kam dieser Clown lachend auf mich zu und in dem Moment begriff ich, dass es keine Puppe war. Ich ergriff sofort die Flucht und stürmte sofort aus der Geisterbahn. Ich rannte, so schnell mich meine Beine trugen und ließ dabei meine Kamera fallen. Da ich in diesem Moment mehr Angst um mein Leben hatte, ließ ich sie zurück und eilte in Richtung Schwimmbad. Hinter mir hörte ich das schrille Gelächter des Clowns und es kam näher. Schließlich warf ich meinen Rucksack ab, in der Hoffnung, ihm somit ein Hindernis in den Weg zu stellen und selbst schneller vorwärts zu kommen. Als ich das Schwimmbad erreichte, versuchte ich nur noch nach vorne zu sehen, nur noch an den Fluchtweg vor mir zu denken und nicht an das, was hinter mir lag. Das war meine einzige Chance, um diese Sache zu überleben. Als ich den Wagen erreichte, hörte ich immer noch das Gelächter des Clowns hinter mir und als ich den Motor startete und in den Rückspiegel sah, konnte ich seine mörderisch funkelnden Augen sehen. Sofort trat ich das Gaspedal durch und ließ Angel Hills hinter mir. Ich kehrte nie wieder zurück, um meine Kamera zu holen, oder meine anderen Sachen. Ich sprach mit niemandem über das, was ich gesehen hatte. Man hätte mich für verrückt erklärt und mir sowieso kein Wort geglaubt. Ich selbst war mir nicht mehr sicher, was ich da eigentlich gesehen hatte und ob das wirklich real oder nur irgendeine kranke Fantasie von mir war. Nun verstand ich endlich, warum sie alle über die wahren Geschehnisse im Park geschwiegen hatten. Sie wollten verhindern, dass Neugierige wie ich dort hineingingen und das Grauen wiedererweckten. Das konnten sie nur, wenn der Park in Vergessenheit geriet und aus dem Gedächtnis der Leute verschwand. Und ich hatte diese alte Wunde wieder aufgerissen und den monströsen Schrecken des Hell’s Resorts wiedererweckt und auf die Welt losgelassen. Manchmal, wenn es dunkel und still geworden ist, da kann ich in der Ferne das Gelächter des Clowns hören… ich weiß, dass er bald zuschlagen wird. Er liegt auf der Lauer und er weiß, dass ich bereits seine Anwesenheit wahrnehme. Solltest du jemals ein schrilles Gelächter hören, wenn es nachts ist, dann lauf so schnell du kannst… und dreh dich nicht um. Und bete, dass du ihm entkommen kannst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)