Gefangen in Bits und Pixel von Sternenschwester (AmiRus) ================================================================================ Kapitel 1: Das Spiel ohne Regeln fängt an.... --------------------------------------------- Kapi 1: Das Spiel ohne Regeln fängt an. „Fuck, Fuck…“ Wie ein Mantra murmelte Alfred das Wort, während er sich verzweifelt an die Wand presste in der Hoffnung, das …. nun ja, wie sollte man dieses Ding den nennen? Haarig, abscheulich, einfach nur grauenhaft, als hätte man einen monströsen Haarbalg zum Leben erweckt und weil das noch nicht genug war, mit rasiermesserscharfen Zähnen bestückt. Der Blonde schellte sich, ausgerechnet jetzt, in einer solchen Situation, sich über eine mögliche Beschreibung dieses Wesens gegen jede Natur, pardon gegen jegliche Programmierung, nachzudenken. Er hatte nicht vor diesen irrgeleiteten Fehler, irgendeines Programmierers, taxonomisch zu klassifizieren. Neben ihn versuchte Russland so flach wie möglich zu werden, um sich regelrecht in die Wand reinzuschmiegen. Wenn es sein Wille alleine zugelassen hätte, würde er nun auch die scheußlich rote Farbe der Mauer annehmen. Doch so blieb ihm nichts anderes übrig als zu hoffen, dass das Biest in seiner Hässlichkeit auch zusätzlich noch taub war, oder das nachdem dieser Pixelfehler Amerikas permanentes Gefluche vernommen hatte, ihm einen genügenden Vorsprung ließ, und sich in der Zwischenzeit einen amerikanischen Imbiss genehmigte. Warmes Blut floss ihm über den rechten Arm und färbte dessen beigen Ärmel in dunkles Rot. Die Stelle, wo ihn das Vieh an der Schulter oberflächig erwischt hat, schmerzte unaufhörlich. „Jetzt halt endlich die Klappe.“, zischte er so nahe wie möglich in Amerikas Ohr. Dieser zuckte merklich zusammen und sah ihn mit vor Schrecken geweiteten Augen an. Doch wenigstens endete das „Fuck“ in Endlosschleife, was für Ivans Ohren Balsam war. Wiederum hörten sie jedoch jetzt dafür umso besser dieses unangenehme Knistern und Knacken, welches die Präsenz des Vieches ankündigte. Alfreds Kopf schnellte wieder zu Seite, dennoch wagte er es nicht einen Blick um die Ecke zu wagen. Sie saßen in der Falle, sie waren in eine Sackgasse gelaufen. Wie in einem schlechten Film. Der Enthusiasmus über seine amerikanische Filmproduktion bekam einen gehörigen Dämpfer. Er hatte diese Filme, wo der Held oder die Heldentruppe sich in solch ausweglosen und vollkommen realitätsfremden Situationen wiedergefunden hatte, deswegen so gemocht, da er immer fest geglaubt hatte, ihm konnte das nie passieren. Doch nun saß er hier und sein Heldenmut hatte ihm seit dem Eintritt in diese Welt, welche jeglicher Gesetzte, um die sich seine Welt gedreht hatte, spottete, ausgerechnet in der Anwesenheit einer seiner schlimmsten Feinde verlassen. Das Knacken und Knistern kam näher und folterte amerikanische, wie auch russische Ohren gleichermaßen. Angstschweiß bildete sich unter dem blonden Pony und durchnässte sein Unterhemd, während er verzweifelt das Näherkommen ihres Grauen zuhörte, unfähig was dagegen zu setzten. Selbst der russische Riese neben ihn hatte begonnen hektischer zu atmen, verkrampft bemüht die aufkommende Panik in seinem Inneren unter Kontrolle zu bekommen. Das auch die Vodkabirne mit der Contenance rang, war für Alfred wenigstens ein kleiner Trost. Fragte sich wer zuerst die Beherrschung verlor, Er… oder Ivan, welche in ihren Kampf gegen die tiefe Angst versagen würden… oder das Ungeheurer, welches einfach genug hatte vom Katz und Maus-Spiel und nun gekommen war das zu beenden, was sie durch ihre bis dahin erfolgreiche Flucht nicht zu Ende haben kommen lassen. Nun ja, offenbar traf „Russe, kunstvoll in Textil eingepackt und einem Hauch von Eisen“ genau den Geschmack dieses Teil. So wie Hook dem Krokodil aus Peter Pan so sehr geschmeckt hatte, das dieser den Piraten überall hin verfolgte. Und statt der Uhr hatte dieses Wesen offenbar gleich ein paar Hornissennester verschluckt. Nur allzu gerne hätte er lieber sich mit diesem tickenden Reptil, aus dieser britischen Kindergeschichte auseinander gesetzt als mit diesem summenden Etwas hinter der Ecke, welches geschätzt nur noch fünf Meter von ihnen entfernt war. Der Anfang von einem unförmigen Schatten zeigte sich zögerlich und jeder verstrichene Augenblick indem der Verfolger ihnen beide näher kam, flog in Sekunden an ihnen vorüber. Ivan sah das vergangene Jahrhundert vor seinen Augen vorüberziehen und fand, dass er wenigstens erhofft hatte, bei seinem nächsten Tod einen erfreulicheren Filmriss in den letzten Momenten seines aktuellen Lebens genießen zu können. Er hasste es zu sterben. Jedes Mal war einmal zu viel und von einem greifbaren Signalhaufen zerrissen zu werden, geöhrte eindeutig nicht auf seine Liste von Todesarten, welche er in seiner langen Karriere als Nation unbedingt noch durchleben musste. Immer länger wurde der Schatten und Alfred rückte immer näher an den Russen, da geschah das unfassbare, obwohl dieses Element so oft in schlechten, wie weniger schlechten Filme aufgegriffen worden war. Egal ob es nun russische Steifen waren oder welche mit „Made in USA“. Einen Augenblick hielt der Schatten inne und auch das Knacksen hörte sich nun anderes an, während das Knistern gleich blieb. Es schien so als würde das Monster überlegen und sich dann in einen der anderen Gänge entfernte . Alfred und Ivan jedoch blieben in der gleichen Position und atmeten erst dann erleichtert auf, als die Geräusche kaum vernehmbar in der Ferne verklangen. Nun etwas mutiger, lugte der Blonde um die Ecke und fand zu seiner größten Erleichterung nichts vor, was seine schlimmsten und von schlechtesten Horrorfilmen verseuchten Erwartungen erfüllt hätten. Ivan indes, rutschte an der Mauer entlang zu Boden, mehr als nur erleichtert. Doch nur Sekunden später griff er sich mit schmerzverzehrten Gesicht zu seinem Oberarm. Wenigstens hatte er sich nicht vor Amerika die Blöße gegeben, vor pochenden Schmerz, aufzustöhnen. Blut klebte am schwarzen Leder seiner Handschuhe als er die Finger zurückzog. Sein jüngerer Begleiter hatte sich ihm wiederzugewandt, doch Russland konnte in den Augen des anderen sehen, das seine Anspannung nicht nachgelassen hat. Kritisch betrachtete er den Riesen, welcher so einen ungewohnten hilflosen Eindruck machte und er hätte diesen Anblick genießen können, würden sie sich in einer anderen Situation befinden. Doch nun war ihm sehr wohl bewusst, dass er Ivan brauchen würde, um aus diesem Irrsinn rauszukommen. So sehr es ihm auch wiederstrebte. Mit ungewohntem Ernst in der Minne begann er seine Bomberjacke aufzuziehen, und vorsichtig auf den Boden gleiten zu lassen. Seinem Lieblingsstück folgten der Waffengurt mit seiner Pistole und seine beige Uniformjacke, wie auch das weiße Hemd inklusive Krawatte. Als er auch sein Unterhemd über den Kopf zog, erntete er von Russland einen verwirrten Blick, welcher mit Skepsis die Ausziehprozedur verfolgte hatte. Alfred ignorierte jedoch vehement seine frühere Nemesis und begann in seiner Hosentasche nach seinem Feitl (Taschenmesser, bwz Klappmesser) zu kramen. Kaum hatte er es rausgezogen und aufgeklappt, zog er die Klinge schon durch den Stoff und riss so sein Unterhemd in lange Bahnen. Der Stoff war nicht Mal feucht, obwohl der Amerikana beschwören hätte können, das er seine Kleidung am Rücken vor Angst durchgeschwitzt hatte. Als er fertig war, sein Kleidungsstück in Fetzten zu schneiden, sah er forsch zum anderen. „Auf was wartest du den Oberkörper frei zu machen? Falls du es noch bemerkt hast, du blutest wie eine abgestochene Sau. “, fuhr er leicht entnervt seinen östlichen Nachbarn an, welcher überrumpelt über solch weitschauendes Handeln von seitens des Brillenträger, der Aufforderung ohne Klage nachging und begann sich aus seinem Mantel zu schälen. Ohne Distanz zu wahren kam der Amerikaner Ivan zu Hilfe, wobei ihre frühere intensive Feindschaft wohl dazu beitrug, dass der Blonde nicht sonderlich sanft mit dem Verletzten umging. Nachdem sie, mehr schlecht als Recht, die Wunde an der Schulter versorgt hatten, zog sich der Amerikaner wieder an.Nun saßen sie beide ungewöhnlich friedlich nebeneinander, was bei ihnen nur hieß, das sie eben nicht beschäftigt waren ,sich gegenseitig, ob nun mit Taten oder Worten die Hölle vorzuheizen, und ließen den Flachmann des Russen umhergehen. Vom Vodka ein wenig beruhigt, obwohl ein großer Teil von der klaren Flüssigkeit missbraucht worden war, um die Wunde zu säubern, sah Alfred zum anderen und sprach die Frage aus, welche sich auch der Russe ,seit sie in dieser Welt aus Bits und Pixel gefangen genommen wurden, stellte. „By God, was war das für ein Teil und wo sind wir da gelandet?“ Kapitel 2: Ein weißer König und sein freilaufender Fehler… ---------------------------------------------------------- Salute, Aber gut, ich habe noch eine Frage/Bitte. Nachdem ich selber schon lange nicht mehr PC-Spiele gespielt habe, und auch sonst in diese Richtung Konsolen-, bwz. Computerspiele, eher Erfahrungen mit Nitendo gemacht habe, würde ich euch bitten wenn ihr Ideen oder Vorschläge habt an Elementen, bzw. Klischees aus dieser Kategorie der Freizeitbeschäftigungen, welche sich gut in den Plot einbauen lassen, wäre ich euch sehr verbunden es mir zukommen zulassen. Auf jeden Fall wünsche ich mit dem zweiten Kapitel noch viel Spaß. Kapitel 2 :Ein weißer König und sein freilaufender Fehler… „Gut fassen wir es noch mal zusammen…“ Alfred strich sich sein blondes Pony nachhinten, was jedoch nur einen kurzandauernden Effekt hatte, da ihm die sandfarbenen Strähnen bald darauf erneut ins Gesicht hingen. „Du bist nicht beim Treffen der G8 erschienen…“, versuchte der Russe zu beginnen, wurde jedoch gleich vom anderen unterbrochen. „Und sie haben dich geschickt, um mich zu suchen?“ Der Amerikaner legte den Kopf schief und erhielt somit wieder diesen naiv-dümmlichen Ausdruck auf den Gesicht, welches Russland von ihm gewohnt war. „Aber warum ausgerechnet dich? Warum nicht Iggy oder Francis?“ Ivan nahm einen weiteren Schluck Wodka aus seinem Flachmann und blickte starr auf die hässliche und schlecht aufgelöste rote Wand vor ihm. Seine ganze Umgebung erinnerte ihn an den Bildschirmschoner, welcher bei Windows 95 bis 2000 auswählbar gewesen war und ein Labyrinth in Endlosschlaufe durchlaufen hat lassen. Ungefähr genauso graphisch hochwertig war die nähre Umgebung gewesen, welche sie auf der Flucht vor diesem Ungetüm durchkehrt hatten. Der Alkohol ließ langsam seine Wirkung spüren und machte die Tatsache, dass sie offenbar in einer animierten Computerwelt gelandet waren, nicht mehr ganz so unwirklich, wie im Augenblick, wo sie beide wieder das Bewusstsein erlangt hatten. Der Aschblonde seufzte und versuchte eine möglichst schonende Sitzposition bezüglich seiner Schulter, zu finden, bevor er antwortete. „Nun nachdem sich der werte Gastgeber, wo anders begnügte, haben England und Frankreich mit einer ausgewachsenen Keilerei begonnen und dabei… nun ja du kennst sie. Dein werter Bruder hat sie inzwischen versorgt. Und nachdem er mit aller Wahrscheinlichkeit noch die weitere Zeit mit den Streithähnen beschäftigt sein würde, hat er mich und Deutschland ausgeschickt, um nach dir zu suchen.“ Ivan ließ ein wenig die Schultern sinken, soweit das mit seiner Verwundung möglich war. „Honda blieb bei deinem Bruder. Nun und ich habe dich dann nach einigen Stunden in dieser Müllhalde gefunden, wo du so einen armen Spielautomaten terrorisiertest.“ Alfred zuckte unter dem Wort, welches Terror aufwies, ein wenig zusammen. Seit 2001 reagierte er ein wenig sensibel auf Wörter dieser Gruppe. „Dann habe ich versucht dich zu Rede zu stellen, warum du deine Rolle als Gastgeber für dieses Treffen derart vernachlässigst.“, versuchte der Russe, ungeachtet auf Alfreds Reaktion, weiter zu reden. „Aber du musstest ja wieder alles abstreiten und dich in Ausreden flüchten.“ „Du hast mich wie ein Kind behandelt.“, brauste Amerika auf. „Nein, Jones, du hast dich eher verhalten, wie ein Jugendlicher mitten in der Pubertät.“, wies ihn Ivan zurecht und fügte mit höhnischen Unterton bei. „Und ebenso hast du dich geprügelt. Wie ein Halbstarker.“ „Wir können es gerne zu Ende bringen, Braginskis.“ Alfreds Gesicht verzog sich zu dem hämischen Grinsen, mit welchen Russland sich so oft während des kalten Krieges einst konfrontiert gesehen hat. Er hasste diese Mimik. Zu sehr erinnerte es ihn an die dunkle, berechnete Seite des Amerikaners. Eine Seite, die im krassen Gegensatz zu seiner sonstigen leicht naiven, aber dennoch freudescheine und enthusiastische Art stand. Die Male, wo sie mit ihrer Macht gespielt hatten, als wäre die Welt ein riesiges Schachbrett, war ihm immer wieder mulmig geworden, wenn er sich mit diesem Alfred auseinander gesetzt hatte. Denn dieser hielt dann mit seinem Auftreten und seiner Haltung einen den Spiegel vors Gesicht und das Spiegelbild was sich daraus reflektierte schockierte Ivan noch mehr. „Aber sei unbesorgt, Genosse. Ein Held wie ich, prügelt sich nicht mit kommunistischen Invaliden.“ Ivan hielt sich mit Mühe und Not zurück seine Faust in diese Grinsefratze zu schlagen. Stattdessen und zu Beruhigung der Nerven hob Ivan, mit einem wütenden Schnalzen der Zunge, seinen Flachmann an , um dann nur Augenblicke später festzustellen, dass diese nur noch ein paar Tröpfchen von der berauschenden Substanz beinhaltete. Genervt über diesen Zustand, packte er das Behältnis zurück in seine innere Manteltasche. „Gut, aber eine Prügelei, erklärt noch nicht, wie wir in dieser Welt gekommen sind.“, versuchte sich er dann so einfühlsam wie möglich sich wieder in das Gespräch einzubringen. Der Ami, welcher sich von seinem kurzen Egotrip durch das Bewusstwerden ihrer Situation auf dem Boden der Tatsache zurück gebracht fühlte, setzte schon an, um eine längere Vermutung zu liefern, überlegte es sich aber dann doch anders. „Nein, keine Ahnung. Ich selber weiß nur noch das ich versucht habe, dir eine reinzuwürgen, verdammter Kommunist und auf einen Augenblick, auf den anderen habe ich einen kompletten Filmriss. So als hätte mir jemand mit einem riesigen Radiergummi in meinen Gedächtnis herumgeschmiergelt.“ Aufseufzend streckte Alfred die Füße aus. „Muss eigentlich alles bei dir riesig sein?“, fragte der Russe mit ironischem Unterton. „Musst ja einen ziemlich Kleinen haben, wenn du mit anderem, die Größe zu kompensieren suchst?“ Ein wütendes Blitzen durchzog die blauen Augen des Blonden, als er schon kurz und dran war, dabei seinen Rivalen am Kragen zu packen, um ihm, angesichts der Tatsache, das ihm keine passende Antwort einfiel, welche auch dabei cool wirkte, eine ins Gesicht einzubetonieren. Ein Aufschreien in der Ferne, ließ ihn jedoch im Augenblick, wo er zuschlagen wollte, innehalten. Sein „Opfer“ hingegen hatte das Gesicht leicht vor Schmerz verzogen und bohrte seine Finger eben in den Arm, welcher ihn am Kragen festhielt. Der Laut, den kein ihnen bekanntes Tier ausstoßen würde, ließ keine Deutungen zu wie weit entfernt sich sein Verursacher von den beiden Nationen aufhielt. Augenblicklich ließ der Amerikaner den anderen los und starrte gebannt um die Ecke. Eine Weile verharrten sie regungslos, dann, drehte sich Alfred wieder um und hielt seinem Rivalen die Hand hin. „So kommen wir auch nicht weiter. Komm steh auf.“ Ivan betrachtete misstrauisch, die ihm dargebotene Hand. „Was ist denn los? Genosse.“, spottete der Amerikaner, indem er sich besonders darauf konzentrierte das letzte Wort mit einer heuchlerischen Stimmlage zu unterstreichen. „Du wirst doch nicht Angst vor mir haben?“ „Als ob ich mich vor den Vereinigten Staaten fürchten müsste.“, schnaubte Ivan verächtlich, nahm jedoch trotzdem die ihm gebotene Hilfe an. „Du bist und bleibst ein verdammter kapitalistischer Possenreißer, Jones.“ ---------------------------------------- England war gerade dabei durch sein ständiges Auf- und Abgehen, eine Schneise in den Fußboden zu stanzen. Frankreich sah ihm von der Couch skeptisch zu, wobei er die Füße auf die Polsterung gezogen hatte und sich ein wenig mit vollem Oberkörper auf die hohe Lehne stützte. Auf den kleinen Beitischchen neben der Garnitur, stand eine leere Tasse, wo Minuten davor noch der Inhalt Tee war. „Arthur, assie toi (Setzt dich hin). Ich bitte dich. Du machst mich noch ganz con (verrückt) mit deinem Hin und her Gerenne.“ Ohne den Blonden anzusehen, setzte sich der Brite neben ihm und knotete die Hände zusammen, um sich dann nach einigen Minuten wieder zu erheben. Doch da ging die Tür auf und Kiku schritt zögerlich ins Zimmer. „Deutschland und Italien suchen immer noch, aber haben noch nichts gefunden. „, begann der zierliche Japaner. Arthur hob eine Augenbraue. Er kannte den Asiaten schon lang genug, um zu spüren das dieser ihnen noch was vorbehielt. Auch der verdammte Franzose auf dem Sofa, schien was zu wittern. „Das ist aber noch nicht alles, oder Kiku?“ Der Angesprochene sah betreten zu Boden. „Nun, Matthew-san, macht sich Sorgen um Russland-san.“„Matthieu-san, wenn schon…“, grummelte Francis und bekam durch diese Aussage einen strafenden Blick seitens des Briten. „Dafür haben wir keinen Nerv, Weinsäufer.“, zischte der englische Blonde, gefährlich. Kiku hob beschwichtigend die Arme. „Bitte, auch für Streitereien ist die Zeit nicht geeignet.“ Arthur hörte auf, den Franzosen wütend nieder zu starren und wandte sich von diesem ab. „Na gut was ist jetzt mit Ivan. Hat der auch noch nichts gefunden?“ „Nun ja,… Matthieu-san, machte sich Sorgen, da Russland-san sich schon lange nicht mehr gemeldet hat und nach den zweiten Anruf von Deutschland hat er ihn angerufen.“ Eine kurze Pause entstand, in der die anderen beiden Nationen, Japan gespannt beobachteten. „Jetzt komm schon Kiku-san, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.“, meinte der Brite in einem erzwungenen geduldigen Ton, obwohl ihm die Situation langsam gehörig auf den Zeiger ging. „Russland-san hebt nicht ab. Es kommt nur immer die Sprachbox. Also ist auch Matthieu-san auf die Suche gegangen.“ „Warte, du willst sagen das wir hier in diesen amerikanischen Kaff, Russland, dieses flächenmäßige großes Land, einfach verloren haben?“, fragte Arthur mit genervten Tonfall. „Mon cher, ich erinnere dich an die Tatsache, dass wir Russland in Form eines Russen verloren haben. Äußerlich dem eines einfachen Menschen.“, warf Francis ein und wurde darauf gleich mit einem englischen Blick erdolcht. Der Franzose korrigierte sich sofort. „Bon, in Form eines sehr großen Russen…“ „Das ist keine Zeit zum Scherzen. Bloody Frog!“, zischte der Brite und überlegte sich, ob er dem eleganten Blonden zu Beruhigung seiner Nerven, nicht noch ein zweites Veilchen verpassen sollte, damit alles seine Symmetrie hatte, da schallte die „La vie en rose“ durch den Raum. Während England versuchte seine blutigen Instinkte, aus der Zeit, wo er noch als Schrecken der sieben Meere bekannt gewesen worden war, zu unterdrücken, zog der Franzose sein Handy aus der hinteren Hosentasche und hob ab. „Oui, Matthieu? Y’a t’il du nouveau? Non, aaa--attends…“ , verhaspelte er sich, als er die bedrohliche Aura spürte, welche vom anderen Blonden ausging, da er in einer solchen Situation noch weiter seine angespannten Nerven überdehnte. Schnell legte er sein Mobiltelephon auf den Schoß und schaltete den Lautsprecher ein. „Nun wiederhole noch Mal, was du gesagt hast.“ , nahm Francis auf English den Faden wieder auf und dachte sogar an die Minimierung seines französischen Akzent. --------------------------------------------- ER stand an einem der zahllosen Fenster SEINES Palastes. Zugegeben die Inneneinrichtung ließ noch zu wünschen übrig und auch die Auflösung der Wände, war noch minderer Qualität, aber für die Tatsache, das ER erst seit einer Stunde an SEINER neuen Residenz herumwerkelte, konnte sich der Rohbau schon sehen lassen. Wenn SEIN Gast eintreffen würde, würde die Realitätsdichte schon hoch genug sein, um SEINEM Gast eine beinahe perfekte Illusion präsentieren zu können. ER lachte SEIN eisiges Lachen. Doch nach kurzer Zeit hörte ER damit auf. Es klang noch nicht authentisch genug, darüber wird ER sich wohl noch mal setzen müssen. Aus Überdruss zu der Position dieses Fenster, wischte ER es mit einer Handbewegung fort und setzte einen Spiegel an dessen Stelle. So wurde IHM zwar die Sicht auf SEIN Reich genommen, aber ER konnte dafür SEIN Spiegelbild bewundern. Doch nach kurzer Zeit, war ER der Posiererei überdrüssig und ER begann SEIN Äußeres zu verändern. Zuerst nicht viel, dort ein wenig die Wangen straffen, da ein Paar neue Hörner, ein neuer Haarschnitt gefällig? Abermals verging nicht viel Zeit und IHM wurde diese neue Art der Beschäftigung langweilig. Mit einem abrupten fallen lassen der Arme, entriss ER sich SEINER äußerlichen Hülle und besah sich im Spiegel. Nein, wozu an sich rumexperimentieren… ER würde so bleiben… Ein gestaltgewordener Schatten, erfüllt von schwarzem Rauch, mit menschlichen Konturen und gelben schwebenden Lichtern als Augen. Nannte ER sich etwa nicht der WEIßE KÖNIG? … Gut, das ergab keinen Sinn, außer für IHN und es war SEINE Meinung, welche in dieser Welt zählte. Somit gab es einen Sinn in dieser Aussage. Ein hüfender, schwarzer Ball, kam auf ihn zu und blieb dann immer wieder aufspringen vor ihm zu stehen. „HERR über alle Welten, höchster Stern an meinen….“ Was nun kam war eine recht farbenfrohe, wie auch sehr ausführliche Beschreibung und Lobpreisungen SEINER großartigen Gestalt. „Ich unscheinbarer Fleck in eurem Glanze,…“, quiekte es mit hoher Stimme weiter, doch wurde es mit einer barschen Handbewegung unterbrochen. „Ja, ja, komm zu Sache.“ Am Anfang hatte es IHN amüsiert, wie sich diese Kleinen, nach einer langen Eloge auf SEINEN Ruhm, verbal erniedrigten, doch nun war IHM dieser kleiner Tick lästig geworden. „Wir haben den GAST gefunden…“ Erfreut hob ER die Arme. „und wieder verloren.“, beendete das Ding quiekend. Wütend ließ ER einen Schrei los und trat nach dem schwarzen Ball, welcher mit einer irrsingen Wucht die nächste Wand küsste. „WASSSSS?“, kreischte ER durch die virtuellen Gänge SEINES Domizils. Der kleine Hüpferich kam zu IHM zurück und sprang weiterhin auf und ab, als ob bei ihm die Bekanntschaft mit der Mauer, keinerlei Spuren hinterlassen hatte. „Nun, HERR meines Lebens, meines Herzen…“, versuchte es wieder zu beginnen doch wurde es erneut unterbrochen. „FASS dich endlich zusammen.“, schrie ER das kleine Geschöpf an. „Oder du kommst wieder in PAPIERKORB.“ Der Ball hüpfte darauf hin nur noch hektischer. „Oh bitte nicht in den Papierkorb, HERR aller Gnade…“, flehte es. „N°5 war es. N°5 hat den Gast angegriffen und durch das Labyrinth der ausweglosen Prozesse gejagt. N°5 hat sich abermals den HERR aller Güte und Großartigkeit und…“ Ab da hörte ER nicht mehr zu. N°5 also war noch am Leben. ER verfluchte innerlich diesen Prototyp und seine Zähheit sich noch nicht löschen zu lassen. Dieser Fehler SEINER Vergangenheit, war einfach zu gefährlich, um es in freien Speicherplätzen sein Unwesen treiben zu lassen. Doch warte, da fiel IHM eine andere Frage ein. „Lebt unser Gast den noch?“, blaffte ER den schwarzen Punkt an. „Natürlich HERR, Gast wurde nicht Opfer N°5. Nein, nein wir dafür gesorgt haben.“ ER sah wieder zum Spiegel und lächelte, auch wenn ER keinen klar definierten Mund besaß. Gut, nicht über die genaue Position SEINES Gastes Bescheid zu wissen, mochte vielleicht ein leichter Rückschlack sein. Aber dieser Jemand war da und das war alles was zählte. Oh ja, es wird IHM siecher Spaß bereiten diesen Wicht zu finden… --------------------- Über Kommis und Ähnlichen freue ich mich immer, vor allem wenn es mir hilft die Schwächen und die Stärken meiner FF einzuschätzen. Kapitel 3: Damen haben den Vortritt… ------------------------------------ Wie lange sie nun einen Ausweg aus dem virtuellen Labyrinth suchten, wussten sie beide nicht. Der Umstand ihrer Situation verlangte dies aber auch nicht. Es konnte schon eine Ewigkeit her sein oder erst eine halbe Stunde. Die Landschaft hingegen begann sich eindeutig zu verändern. Alles begann nun eine bessere Auflösung zu bekommen. Einzelne Backsteine zeichneten sich auf der roten Wand ab und auch das Gras zu ihren Füßen glich nicht mehr so sehr einer linearen Ansammlung von grünen Strichen, sondern bog sich sogar leicht unter ihren Füßen. Auf zwei Punkte waren sich jedoch die einstigen Rivalen einig geworden. Erstens, sie waren in einer Computerwelt gelandet. Gut, nicht gerade sehr realitätsnah für einen Unbeteiligten, aber für Ivan war es Realität genug, dass er dem grausigen Schicksal entgangen war, aufgefressen zu werden. „Hey, Bolschewik!“ Alfred zupfte ungeduldig am gesunden Arm Russlands. „Falls es dir nicht aufgefallen ist, Jones, ich bin im Besitz eines Namens.“ Unwirsch schlug Ivan die Hand seines unfreiwilligen Begleiters weg. Alfred ignorierte wie immer seine Aussagen und wedelte mit dem anderen Arm in Richtung eines Fleckes in der Ferne. Ivan kniff die Augen zusammen und erst allmählich verstand er, was er sah. Nicht zu weit entfernt bewegte sich ein Schatten über eine einfarbig gehaltene Fläche. „Das wäre doch einmal ein Anhaltspunkt, oder nicht?“ Der Russe runzelte die Stirn und sah den Amerikaner mit einem misstrauischen Blick an, welcher von diesem gewohnheitsmäßig ignoriert wurde. „Ein Anhaltspunkt für was, Jones?“ „Keine Ahnung… aber besser, man hat etwas, an dem man sich orientieren kann, oder nicht?“ Sein sonst so sonniges Lächeln bekam etwas Verschlagenes. „Aber war ja mal klar, dass du ja jemanden brauchst, der dir vorschreibt, an was du dich zu orientieren hast, Genosse.“ Augenblicklich versteifte Ivan seine Körperhaltung und zog die Augenbrauen zusammen. „Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt und du bist der Letzte, der mir zu befehlen hat, was und wem ich folgen soll.“ , schnauzte er den Amerikaner dann an und rieb sich vorsichtig über die notbedürftigen Verbände. Was würde er nun geben, einfach aus diesem Alptraum rauszukommen. Doch dann folgte er einfach dem anderen, denn wenn er ehrlich war, was blieb ihm denn für eine Wahl? Sie gingen auf diesen markanten Punkt im grünen Pixelmeer zu. Je näher sie kamen, umso deutlicher schälte sich der Schemen von seiner Umgebung ab und nach kurzer Zeit konnte Ivan einen Mann erkennen, der mit einem Pflug einen virtuellen Acker pflügte. Dann endeten auch die roten Wände links und rechts von ihnen und sie standen am Ausgang des Irrgartens. Vor ihnen breitete sich der digitale Abklatsch einer Agrarlandschaft, die bis zum Horizont reichte. Ivan fand nicht Mal die Zeit sich ihre neuen Umgebung näher anzuschauen, da ging Alfred , mit einem seiner breitesten Grinser auf den Mann zu und breitete die Arme aus. „Mein lieber Freund!“, begrüßte der Amerikaner den programmierten Bauern, welcher durch seine Auflösung ein höchst grobes und eckiges Gesicht besaß. Abermals fragte sich der Russe, mit was er das hier verdient hatte, während zu allem Überfluss sein Arm wieder höllisch zum schmerzen begonnen hatte. --------------------------- Matthew versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren, da nun das seit dem Nachmittag angekündigte schwere Unwetter vollends über sie hereinbrach. Heftige Regengüsse trommelten gegen die Windschutzscheibe und die Straße vor ihnen konnte bald als neues fließendes Gewässer eingetragen werden. Neben ihm auf dem Beifahrersitz saß Ludwig und machte nicht eben den Eindruck, die Fahrt zu genießen. Außerdem fror er leicht. Der Grund für sein körperliches Unbehagen schlummerte einstweilen seelenruhig auf dem Rücksitz. Italien hatte wieder einmal seine Regenkleidung vergessen, somit Ludwig ihm ohne zu fragen einfach die seinige übergestülpt hatte, kaum waren die ersten Regentropfen gefallen. Warum musste er zu dieser halben Portion immer so zuvorkommend sein? Dieser kleine, zierliche Braunhaarige war ja schließlich ein Mann und kein Fräulein oder eine Dame, welche man der Etikette gemäß zuvorkommend behandeln sollte. Außerdem lebten sie im 21. Jahrhundert, da hatten sich auch die Manieren in diesem Punkt geändert. Der Deutsche schnaubte leicht. Nun war er dafür nass bis auf die Haut und ihm war bis in die Knochen klamm, während sein „Mädchen“ dahinten trocken geblieben war. Wahrscheinlich würde Felicinano sich trotz allem bei seiner Konstitution einen Schupfen holen. Der Kanadier machte einen für Ludwig ungewöhnlichen ernsten Eindruck. So verkrampft kannte er den Blonden nicht. Gut, normalerweise übersah er ihn auch zu oft. „Weißt du, eigentlich kann Alfred ein sehr netter Kerl sein. Das Problem mit ihm und seinen Ego beginnt dann, wenn ein dritter anwesend ist.“ Der Deutsche sah den Fahrer mitleidvoll an. Ihm kam das Problem nur zu bekannt vor und für eine Weile hatte er auch das arrogante Grinsen seines Bruders vor Augen. Er seufzte mitfühlend. „Glaub mir, das kann ich sogar sehr gut verstehen.“ Er bemerkte, wie Matthew sich zusammenriss, nicht zu ihm zu schauen. „Stimmt, du hast ja Mister Awesome in der Familie.“ Ein sanftes Grinsen stahl sich über die zuvor krampfhaft verschlossenen Lippen des Kanadiers. „Ich liebe nun mal Al wie einen Bruder. Ich meine, wir mögen vielleicht nicht der gleichen Nationalität sein, aber immerhin rennen wir mit dem gleichen Gesicht herum.“ Matthew seufzte. „Obwohl wir zuerst voneinander getrennt aufgewachsen sind, hat er mich vom ersten Tag an wie den jüngeren Bruder behandelt. Er war immer für mich da, und damit meine ich nicht seinen leicht überdrehten Heldenkomplex, sondern hat sich immer gleich Zeit für mich genommen, wenn ich einen Freund gebraucht habe.“ Eine kleine Pause trat ein, wobei Ludwig nicht das geringste Interesse zeigte, diesen Monolog zu unterbrechen. Erstens war er in solchen Situationen, in denen das Talent der Empathie verlangt wurde, einfach überfordert. Da war ausnahmsweise Italien ihm um mindestens tausend Nasenlägen voraus. Und zweitens fand er es faszinierend, wie diese Nation, welche dieser unscheinbare junge Mann verkörperte, in wenigen Augenblicken einen selbstsicheren Eindruck machte, von dem sich der Deutsche wünschte, er würde ihn auch öfters auf Konferenzen rauskehren. „Nun ja, Al hat schon vor Wochen begonnen, sich seltsam zu verhalten. Weißt du, seit Jahren hat es sich bei uns eingebürgert, dass, wenn ein G8-Gipfel oder eine andere wichtige Konferenz stattfindet, der eine beim anderen die Wochen davor verbringt. Einmal ist er bei mir und dann beim nächsten Mal komme ich zu ihm.“ Der Ausdruck auf dem Gesicht des Kanadiers wurde ernst und nachdenklich, als würde er versuchen sich eine ganz bestimmte Erinnerung in seinem Geiste zu beschwören. „Diesmal war er dran, den Gastgeber zu spielen. Doch von Anfang an hat er mir das Gefühl gegeben, dass etwas nicht stimmt. Ich meine, sonst erwartet er mich überfreudig am Flughafen und diesmal musste ich nach vier Stunden Warten ein Taxi rufen. Er war ja nicht einmal zu Hause oder am Handy erreichbar.“ Eine kurze Pause trat ein, als Matthew kurzerhand ein Auto überholte und sich wieder einreihte. Doch kaum war das Manöver gelungen, sprach er einfach weiter. „Als ich nun endlich beim ihm zu Hause ankam, war das ganze Haus leer. Es hat wie aus Kübeln geschüttet und ich war froh zu wissen wo Al seine Reserveschlüssel aufbewahrt. Hat nämlich öfters die Intention, seine zu verlieren. Als dann mein Bruder, immerhin nach weiteren zwei Stunden, völlig grantig nach Hause kam, folgte erstmals ein Riesenkrach, da er sich weder bei mir entschuldigte, noch einen Grund für sein Versäumnis sagen wollte.“ Ludwig runzelte die Stirn, er konnte sich nur schwer vorstellen, wie die unscheinbare Nation neben ihm einen Streit vom Zaun brach. „Am nächsten Tag hatte er sich soweit wieder beruhigt und ich mich auch. Doch da wollte er mir immer noch nicht sagen, wo er sich rumgetrieben hat.“ Ein erneutes Seufzen verließ die Lippen des Blonden, während er gekonnt eine enge Kurve, bei kaum reduzierten Tempo, nahm. „In den nächsten Tagen herrschte ständig eine gewisse Anspannung zwischen uns. Außerdem verließ er immer am Abend das Haus, um dann angefressener nach Hause zu kommen. Tagsüber bekam ich ihn kaum zu Gesicht, denn entweder sperrte er sich in seinem Zimmer ein oder er kramte in seinem Keller herum. Ich meine, ich fand auch kaum Zeit, mich näher mit ihm zu beschäftigen, da ich mit dem Putz des Hauses belastet war. Ich weiß nicht, wie lange Al die Hausarbeiten aufs Minimum beschränkt hatte, aber es sah im ganzen Haus grauenhaft aus. Nicht unhygienisch oder unappetitlich dreckig, aber einfach extrem vernachlässigt.“ Das Auto hielt vor einer einsamen roten Ampel. „Hast du nie zu dieser Zeit Arthur oder Francis angerufen, oder einen der anderen amerikanischen Staaten?“ Ludwig kannte sich nicht sonderlich gut bei den Familienbeziehungen zwischen den englischsprachigen Staaten aus. Aber er wusste, dass, ähnlich wie er, Alfred der Repräsentant eines Bundes war und unter sich mehre weitere Länder hatte. Matthew legte die Arme aufs Lenkrad und stützte seinen Kopf auf. „Natürlich habe ich zuerst die Staaten angerufen. Die meisten hatten zu diesem Zeitpunkt eine fürchterliche Wut auf Alfred, da dieser seinen Pflichten nicht nachkam und sich auch bei landesweiten Konferenzen nicht sonderlich sozial verhalten hatte. Nur Texas hat mich was Seltsames gefragt.“ Die violetten Augen starrten in sich gekehrt auf den roten Schein der Ampel. Ludwig fühlte sich bemüßigt etwas zu sagen. „Und was war das?“ Nachdenkliche Falten tauchten auf der Stirn des Brillenträgers auf. „Als ich ihr erzählte, dass Alfred sich beinahe den ganzen Tag mit seinem geschichtlichen Kram im Keller oder in seinem Zimmer einschloss, da fragte sie mich, mit welchem Abschnitt seiner Geschichte er sich beschäftigte.“ Die Ampel schaltete auf grün und Matthew fuhr sanft an, ohne jedoch beim Schalten den Monolog zu unterbrechen. „Als ich ihr sagte, dass ich glaubte, Alfred dabei beobachtet zu haben, wie er die alten Unformen aus Zeiten des Bürgerkrieges rausholte, meinte sie, ich solle sofort Arthur Bescheid gegeben.“ Plötzlich hupte der Kanadier, wobei er dabei Deutschland aus seiner leichten Lethargie schreckte und Italien aus seinem Schlummer holte. Ein Auto war aus einer Nebenfahrbahn scharf auf die Straße eingebogen und wäre mit ihnen beinahe kollidiert, wäre Matthew nicht geistesgegenwärtig genug gewesen, rechtzeitig auf die Bremse zu springen. Wütend ließ er das Fenster runter und sprach Verwünschungen aus, für die der Deutsche dem Anderen die Kenntnis abgesprochen hätte. Gut, der Ausbruch ähnelte dem von Francis, als damals ein anderer seinem Auto eine hübsche Beule verpasst hatte und Ludwig einst das Pech besaß, Zeuge dieser Auseinandersetzung zu werden. Aber er hätte nie gedacht, dass die französische Erziehung in diesem Punkt so prägend ausgefallen war. „Sind wir schon da?“ Ludwig drehte sich um und sah, wie Feliciano mit seinen braungoldenen Augen völlig verschlafen zu ihm aufblinzelte. Etwas tief Vergrabenes in der deutschen Seele zog sich bei diesem Anblick zusammen. Doch bevor der Blonde die Natur dieses Etwas ergründen konnte, begann der Italiener zu niesen. Er hatte es doch kommen sehen, er war nass bis auf die Knochen und sein „Mädchen“ würde sich an seiner Stelle erkälten… ------------------------------------- Sie lachte und ließ ihre grazilen Arme schwingen, während sie weiterhin binomische Codes an sich vorbeidirigierte. Der helle Raum war erfüllt mit einer schieren Masse von ihnen. Elegant griff sie sich eine der endlos scheinenden Zahlenschlangen raus und ließ sie tänzerisch um sich herumwirbeln. Die helle Schnur aus Mathematik und Energie verdichtete sich und ließ Umdrehung für Umdrehung eine immer feinere Form erkennen. Als sich langsam eindeutige Konturen eines Pferdes mit Reiter herausbildeten, schnippte sie gekonnt die restlichen Datenfaden ab. Der Ritter ließ sein Ross vor ihr steigen. Entzückt klatschte sie die Hände zusammen und knickste. Doch bevor sie ein digitales Portal zu einer ihrer Welten öffnen konnte, flog die einzige, aber dafür umso prächtigere Tür des Raumes auf und eine dunkle Gestalt hechte von ihrer Arbeitsfläche. Durch den ungewohnten lauten Knall der Türe schrak sie zusammen. Was zufolge hatte, dass ihre Konzentration in sich zusammen brach, ebenso wie der neu erschaffene Ritter, welcher anfing mit seinem Reittier zu zerfließen. Während sie ungläubig auf die leuchtende Lache sah, welche sich vor ihren Füßen bildete, hastete der unerwartete Eindringling zu ihr. Kurz vor ihr angekommen ging er auf die Knie. Es war einer ihrer schwarzen Bauern, welchem sie einst das Aussahen einer schlichten Bauernfigur aus dem Schachspiel gegeben hatte, jedoch mit dem Unterschied, dass sie einen Mund besaßen, um zu sprechen und kurze dünne Beinchen hatten, um zu laufen. Grundsätzlich übernahmen sie die Verwaltungstätigkeiten hier. Hielten die zahlreichen Räume ihres Domiziles von unnötigen Daten sauber, eigneten sich hervorragend als Laufburschen und so weiter… Mit anderen Worten ausgedrückt: Die Bauern, egal ob nun schwarz oder weiß, waren hier „Mädchen für alles“. Im Normalfall versuchte sie eine gute Herrscherin zu sein, wobei sie mahnend immer vor Augen ihr schwarzes Pendant hatte. Doch nun musste sie sich sehr anstrengen, nicht wütend aufzustampfen und den Bauern anzufahren. Sie nahm sich einen Moment Zeit, ihre Contenance wiederzuerlangen, bevor sie sich ihrem Untertan zuwandte. Doch sie hatte nicht einmal ein Wort an diesen gerichtet, da ging die Türe erneut auf und zwei weitere Gestalten betraten ihr privates Schaffungszimmer. Ein schwarzes Pferd und noch ein Bauer, diesmal ein weißer, knieten nur Augenblicke später vor ihr. Sie hob überrascht ihre entzückenden, zarten Augenbrauen. Dann breitete sie die Arme aus und sprach würdevoll. „So sprecht, was ihr zu sagen habt.“ Einen Moment später erfuhr sie, dass dies ein Fehler war. Alle drei hatten zur gleichen Zeit begonnen auf sie einzureden. Sie griff sich an ihre weiße Stirn und schüttelte den Kopf. Gut, so ging das nicht. „Ruhe!“, befahl sie bestimmt und deutete auf die Pferdefigur. „Du sollst als erster deine Meldung vortragen.“ Augenblicklich war es still und der Angesprochene stellte sich wieder auf seine dürren Beine, bevor er ehrerbietig vor seiner weißen Königin salutierte. „Herrin, unsere Einheit meldet sich von der Kundschaftsmission zurück.“ Sie deutete mit einer Armbewegung an, dass der Springer weiterreden konnte. „Und?“, fragte sie in zuckersüßem Ton. Der Pferdeschädel sprach weiter. „Wir haben Hinweise gefunden, dass der Feind einen Fleischling nach WeitWeitNetz geholt hat.“ Wieder legte sie ihre Stirn in Falten. Sie hatte zwar geahnt, dass ER sich wahrscheinlich auf kurz oder lang nicht mit dieser Welt zufriedengeben würde, aber gleich dafür eine arme Seele aus Fleisch und Blut zu entführen, war eine andere Sache. Aber gut, damit würde sie sich später beschäftigen. „Gut, hat der schwarze Wicht den Fleischling in der Hand?“, fragte sie mit Besorgnis nach. Der Kundschafter schüttelte gemütslos den Kopf. „Nein, MyLady09.“ „Das ist gut“ Sie räusperte sich und versuchte so klar wie möglich sprechen. Dabei gab sie einen großen Wert auf die Artikulation jeder einzelnen Silbe. „Ihr sollt weiterhin diese Umtriebe im Auge behalten und nach dem Fleischling suchen. Jeder noch so kleine Hinweis soll mir zugetragen werden.“ Sie machte eine Pause. Die dunklen, matten Pferdeaugen sahen sie weiterhin ausdruckslos an. „EXEKUTION“ Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, drehte sich der Springer um und zische aus den Raum. „Nun zu dir.“ Mit Anmut deutete sie auf den anderen Bauern. Dieser stand auf und knickste vor ihr. „Herrin, im Raum der Energie gehen seltsame Prozesse vor sich.“ Sie konnte einen erschrockenen Aufschrei nicht unterdrücken. Der Raum der Energie war der heiligste Raum ihres Reiches und das nicht ohne Grund. Dieser digitale Raum war mit der URMATRIX aller elektronischen Prozesse ihrer Welt verbunden. Jede noch so kleine Programmierung hatte seinen Ursprung in dieser Suppe. Sie, jeder ihrer Untertanen, ja selbst der „Weiße König“, hatten ihr Leben einst aus dieser Ansammlung an rohen Prozessen geschenkt bekommen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Seit sie ein Bewusstsein erlangt hatte, kannte sie nur ein weiteres Programm, welches fähig war aus der URMATRIX neue Prozesse zu erstellen. Sie stürmte den lichten Gang entlang, bis sie im Innersten ihres Palastes war. Eine mächtige Tür schützte das Allerheiligste von ihr. Mit dem Ausbreiten ihrer Arme schwangen die schweren Pforten auf und legten den Blick auf eine große Halle frei. Der Mittelpunkt dieser Halle bestand aus einer einzigen riesigen Kugel, welche im Raum schwebte. Sie schien völlig aus Licht zu bestehen und ständig von Datenfäden durchzogen zu sein, welche in ihrem Inneren wuselten. Für Laien konnte man zu ihrem üblichen Zustand keinen Unterschied feststellen. Aber für sie waren die Zeichen, welche sie sah, unheilverkündend. Jemand machte sich bewusst an der Matrix ihrer Welt zu schaffen. „Das kann nicht sein…“, stammelte sie. „Es ist nicht ER, daran bestehen keine Zweifel… aber wer ist es dann?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)