Freundschaft ist das Wichtigste auf der Welt von Monoceros (OneShot-Sammlung zu Metal Fight Beyblade) ================================================================================ Kapitel 5: Eines Tages werde ich soweit sein -------------------------------------------- Sie blickte aus dem Fenster und seufzte leise. Draußen bladeten viele Kinder miteinander und hatten dabei unglaublich viel Spaß. Das Mädchen nahm ihren Bey Aquario in die Hand und blickte ihn nachdenklich an. Wenn sie ehrlich war, hätte sie auch gerne ein paar Kämpfe ausgetragen, doch etwas hinderte sie daran. »Ob ich es wohl jemals überwinden kann?«, fragte sich die Blauhaarige und wandte ihren Blick von den jungen Bladern. Sie ging vom Fenster weg und setzte ihren Weg fort. Das Mädchen befand sich gerade in der Zentrale der WBBA. Seit Battle Bladers und dem Niedergang der Dark Nebula Organisation setzen die wahren Liebhaber des Beybladens auf eine Vereinigung, die die Beyblader von heute und morgen in ihrem größten Hobby unterstützen. Aus diesem Grund suchte die WBBA, deren Leitung nun von Ryo Hagane übernommen wurde, nach engagierten neuen Mitarbeitern, die sie bei ihrer Aufgabe tatkräftig unterstützen. Die Blauhaarige hatte sich entschlossen, bei dieser Sache mitzuwirken und arbeitete nun seit wenigen Tagen für die WBBA. Da war sie also nun, vor dem Büro des Präsidenten und atmete noch einmal tief durch. Als sie sich bereit fühlte, klopfte sie schließlich an der Tür. „Herein!“, hörte sie es von Innen. Das Mädchen öffnete die Tür und trat herein. Ryo schien sie schon erwartet zu haben. „Hikaru, schön dich zu sehen.“ „Die Freude ist ganz meinerseits“, entgegnete die Blauhaarige freundlich und setzte sich dem Präsidenten gegenüber an den Schreibtisch. Dieser blickte sie nun neugierig an. „Warum so förmlich?“, fragte er nach und deutete dabei auf ihre neue Kleidung. Bis vor kurzem trug Hikaru noch ein weißes T-Shirt in Wickeloptik und darüber eine kurzärmlige, rote Jacke im Safari-Stil. Dazu trug sie kurze beige Shorts mit zwei braunen Nietengürteln. Nun trug sie eine weiße Bluse mit goldenen Knöpfen, eine kurze blaue Jacke und einen dazu passenden Rock in derselben Farbe. „Nun ja“, begann das Mädchen zu erklären. „Es wirkt etwas seriöser. Schließlich werde ich nun Ihre Assistentin sein, Direktor.“ „Nicht doch.“ Ryo stand auf Hikaru schaute verwirrt auf, als dieser die verrücktesten Verrenkungen machte. „Bitte nenn mich ‚den unsterblichen Phönix‘!“ „Wie bitte?“ Die Blauhaarige sah den Präsidenten an, als hätte dieser sie nicht mehr alle. Sie wusste nicht so recht, ob das lustig oder peinlich finden sollte, doch sie entschied sich letzten Endes dazu, nicht näher darauf einzugehen. „Wie Sie meinen… Ich werde es mir merken.“ „Gut… Wo waren wir eigentlich stehengeblieben?“ „Bei der Begrüßung, schätze ich“, meinte Hikaru und zwang sich ein Lächeln auf. Wenn sie ehrlich sein sollte konnte sie sich kaum vorstellen, wie jemand wie Ryo die WBBA vernünftig leiten sollte. Es mag zwar sein, dass der Mann ein starker Blader mit Kampfgeist war, aber es fehlte ihm manchmal etwas an Ernsthaftigkeit. „Da hast du wohl Recht… Ich dachte, wir wären schon weiter gewesen.“ Dem Rothaarigen war das wohl etwas peinlich und lachte nervös. „Wie dem auch sei, wir haben eine Menge Arbeit vor uns. Wir sollten uns also langsam die Arbeit machen!“ „Richtig, Herr Direktor.“ Hikaru stand nun auf und hoffte, dass er nichts weiter dazu sagen würde. Sie hatte nicht besonders viel Verlangen danach, dem Mann mit irgendwelchen unsinnigen Sondertiteln anzusprechen. Dann bemerkte sie allerdings, dass Ryo sie nun plötzlich etwas nachdenklich ansah. „Genau. Da ist noch etwas, was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte…“ Hikaru horchte auf und blickte ihr Gegenüber aufmerksam an. „Bist du dir sicher, dass du nun nicht mehr kämpfen möchtest?“ „Huh?“ Mit dieser Frage hatte Hikaru gerade am wenigsten gerechnet. Sie hielt einen kurzen Moment inne, bevor sie antwortete. „Ja, ich habe meine Entscheidung bereits getroffen. Ich denke, ich möchte mich erst einmal von Battle Bladers erholen.“ „Das kann ich natürlich verstehen“, meinte Ryo daraufhin verständnisvoll. Wenig später war auch schon der für Hikaru etwas neue Arbeitsalltag angebrochen. Sie war gerade alleine und ordnete irgendwelche Akten. Sie erledigte ihre Aufgaben stets gewissenhaft und ordentlich, aber dennoch versank sie dabei öfters in Gedanken. So wie jetzt. Die Blauhaarige musste an das denken, was Ryo sie vorhin gefragt hatte und seufzte leise. Ja, das Beybladen… Natürlich würde sie gerne kämpfen wie früher, doch das ging nicht. Dazu war ihre Furcht viel zu groß, auch wenn sie es nicht offen zugeben wollte. Das Schicksal schien es wirklich nicht gut mit Hikaru gemeint zu haben. Schon seit ihrer frühster Kindheit war sie eine Bladerin und stellte sich oft in Turnieren auf die Probe, doch damals blieb der große Erfolg oft aus. Dabei wollte sie doch ihre kranke Mutter stolz machen, indem sie die stärkste Beybladerin wird. Sie schämte sich oft für ihre Niederlagen, doch ihre Mutter wollte, dass sie weitermacht. Sie riet ihr, trotz allem immer gegen stärkere Gegner zu kämpfen, um sich selbst zu verbessern. Das war nicht ganz so falsch, denn was nützte es ihr schon, wenn sie immer gegen Schwächlinge haushoch gewinnt? Richtig, eigentlich niemandem. So ging sie also ihren Weg weiter und wurde besser. Und merkte nicht, dass sie dabei etwas Wichtiges vergessen hatte. Dann kam sie jedoch nach Metal Bey City und lernte Gingka und seine Freunde kennen. Zunächst waren die Leute für sie nur Gegner, die sie besiegen wollte. Das galt vor allem für Gingka. Sie hatte von seinem Können gehört und war deswegen in die Stadt gekommen, um gegen ihn zu kämpfen. Trotzdem musste sie aufgrund eines Missverständnisses erst einmal vorlieb mit dessen Freund Kenta nehmen, der anscheinend kein Gegner für sie war. Viele Male hintereinander hatte sie gegen den Grünhaarigen gewonnen, ohne sich große Mühe zu geben. Umso größer war dann später für Hikaru der Schock, als Kenta dann ein Unentschieden und daraufhin sogar einen Sieg gegen sie erlangen konnte. Das hatte die Blauhaarige damals etwas nachdenklich gestimmt. Woher hatte der Kleine auf einmal diese Stärke genommen? War das etwa das, was die anderen Blader auf als Kampfgeist bezeichneten? Ja, aber nicht nur das… Kenta hatte alles für seinen Freund Gingka gegeben, gegen den sie eigentlich hatte antreten wollen. Später, als dieser wieder gesund war, konnte sie tatsächlich gegen den Rothaarigen antreten und danach wurde ihr so einiges klar. Obwohl sie gegen Gingka verloren hatte, wollte dieser gerne nochmal gegen sie kämpfen. Hikaru hatte eigentlich gedacht, dass sie nach ihrer Niederlage gar nicht das Recht dazu hätte, aber ihr Gegner konnte sie vom Gegenteil überzeugen. Denn schließlich geht es beim Beybladen nicht ums Gewinnen, sondern in erster Linie um Spaß… Da wurde es Hikaru klar. Sie glaubte, sie sei eine gute Bladerin, doch das Wichtigste hatte sie die ganze Zeit nicht bedacht. Bei Beybattles geht es um viel mehr als um das Siegen, sondern auch um Gefühle wie Freude, Freundschaft und Vertrauen. Dies wurde Hikaru in der darauffolgenden Zeit immer mehr bewusst. Egal wo sie war, ob es der Überlebenskampf oder eines der Qualifikationsturniere für Battle Bladers war. Immer wieder sah sie, wie wichtig diese Dinge waren. Die Blauhaarige hatte wohl viel zu lange nur für sich alleine gekämpft und daher vorher nie großartig darüber nachgedacht, doch seitdem wusste sie es. Es lohnt sich, für seine Freunde einzustehen und sich auf sie zu verlassen. Dieses Gefühl machte sie sehr glücklich, auch wenn ihr dies erst jetzt bewusst geworden war. Doch dann kam Battle Bladers… Ja, das Schicksal war ihr da tatsächlich nicht besonders wohlgesonnen. Sie war stolz, dass sie sich für dieses bedeutende Turnier qualifizieren konnte und so einen Schritt näher daran war, den Traum ihrer Mutter zu verwirklichen. Und sie musste in der ersten Runde ausgerechnet gegen Ryuga antreten… Hikaru wusste eigentlich schon damals, dass sie gegen diesen Kerl keine Chance hat, aber sie wollte nicht davonrennen und zeigen, dass sie nicht aufgibt. Außerdem glaubten ihre Freunde an sie. Hikaru lief es nun eiskalt den Rücken hinunter. Sie musste gerade an ihren Kampf gegen Ryuga nennen. Beziehungsweise, wenn man das als solchen bezeichnen konnte… Der Dragon Emperor hatte sie gleich zu Beginn mühelos in Grund und Boden gestampft und ihr keine Chance gelassen. Die dunkle Macht war einfach zu groß… und hatte all ihren Kampfgeist zunichte gemacht. Hikaru hatte seitdem keinen einzigen Kampf mehr bestritten. Dieses Ereignis hatte sie zu sehr davor abgehalten. Sie wollte nie wieder etwas so Vernichtendes erleben… „Hikaru, bist du fertig?“ Die Blauhaarige schreckte auf, als plötzlich nach ihr rief. „Ähm… ja, einen Augenblick noch!“ Sie war glücklicherweise schon fertig mit ihrer Arbeit und musste die Akten nur noch verstauen. Die Sonne war nun schon untergegangen und Hikaru hatte Feierabend. Sie machte sich auf den Heimweg und dachte wieder über das nach, was ihr schon heute Nachmittag durch den Kopf schwirrte. »Warum habe nur ich diese Panik?« Die Blauhaarige war schließlich nicht die Einzige, der die Begegnung mit Ryuga bei Battle Bladers alles andere als gut bekam. Auch Tsubasa und Kyoya wurden von diesem vom rechten Weg abgekommenen Beyblader vernichtend geschlagen, aber trotzdem schien es bei ihnen anders zu sein… Warum bloß hatte Hikaru anscheinend so viel mehr Probleme mit diesem Ereignis als diese anderen beiden Blader? Lag es daran, dass sie ein Mädchen war oder war sie einfach so viel schwächer als die beiden Jungs? Hikaru wusste es selbst nicht. Etwas niedergeschlagen ging sie weiter und erschrak, als plötzlich jemand nach ihr rief. „Hallo, Hikaru!“ Die Blauhaarige drehte sich überrascht um und stand nun vor Gingka. „Guten Abend, Gingka. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“ Sie lächelte den Rotschopf freundlich an. „Was führt dich hierher?“ „Ich war gerade zusammen mit Kenta bei Madoka und nun werde ich meinem Dad einen Besuch abstatten“, erzählte er. „Wie macht er sich denn so als Präsident der WBBA?“ „Er bemüht sich sehr“, sagte sie kurz und ersparte ihm die peinlichen Einzelheiten über das Benehmen, welches sein Vaters des Öfteren an den Tag lag. „Wir legen uns alle sehr ins Zeug, damit jeder Blader ehrliche und faire Kämpfe austragen kann.“ „Das finde ich großartig.“ Gingka war ziemlich begeistert davon, dass die WBBA nun wieder von vorne begonnen hatte. Zuvor hatte die WBBA zugelassen, dass die Dark Nebula Organisation das Battle Bladers Turnier manipuliert und so die Zukunft des Beybladens gefährdet. Da so etwas nicht noch einmal geschehen sollte, gaben nun alle ihr Bestes. „Es ist echt klasse von dir, dass du so gut mithilfst.“ „Vielen Dank.“ Natürlich freute sich Hikaru sehr über das Lob, aber irgendwo war da auch ein bitterer Nachgeschmack. Schließlich tat sie das nur, um nicht vollkommen nutzlos zu sein. „Was wirst du nun eigentlich tun?“ „Hm?“ Gingka war sichtlich überrascht über diese Frage, aber er verstand was die Blauhaarige meinte. Nachdem er Ryuga im Finale von Battle Bladers geschlagen hatte, verschwand sein Bey Pegasus. „Wenn ich ehrlich sein soll… Ich weiß es noch nicht.“ „Oh… es tut mir leid. Ich hätte das lieber nicht fragen sollen.“ Das Mädchen wusste, wie sehr Gingka an seinem Partner gehangen hatte und bereute es, ihn danach gefragt zu haben. „Schon okay.“ Es war dem Rothaarigen anzumerken, dass er ein wenig traurig war. Aber dennoch gab er sich zuversichtlich. „Mag zwar sein, dass Pegasus gerade nicht hier ist, aber er wird in meinem Herzen immer bei mir sein. Außerdem vertraue ich darauf, dass er eines Tages wieder zurückkommen wird.“ Hikaru war ziemlich beeindruckt von dem, was ihr Gegenüber sagte. „Du bist sehr viel tapferer als ich“, musste sie zugeben. „Was? Das stimmt doch gar nicht.“ Gingka blickte sie irritiert an. „Einige von den anderen hatten sich erst Sorgen gemacht, du könntest nach dieser schweren Niederlagen der Beybladewelt den Rücken kehren. Aber du hast es nicht getan und stehst nun für uns alle ein. Ich finde, das zeugt auch von Stärke.“ „Meinst du das wirklich?“ Ihre Wangen erröteten dezent. „So habe ich das noch nicht betrachtet…“ „Dann wird es aber mal langsam Zeit, dass du das tust. Jeder Blader sollte stolz auf sich selbst sein können.“ „Aber Gingka, ich blade doch im Moment gar nicht mehr…“ „Das mag sein“, unterbrach der Rotschopf sie nun. „Aber du bist noch immer ein Blader. Alle Blader helfen sich gegenseitig, und du gehörst noch immer dazu.“ Nun lächelte er ihr zuversichtlich zu. „Außerdem ist es ja nicht vollkommen ausgeschlossen, dass du irgendwann wieder bladest. Oder?“ „Natürlich, da hast du wohl Recht.“ Hikaru war ziemlich überrascht, dass Gingka die Dinge so sieht. „Vielen Dank, das bedeutet mir wirklich eine Menge. Aber nun solltest du vielleicht weitergehen, sonst lässt du deinen Vater nur unnötig warten.“ „Verdammt, da erinnerst du mich an etwas!“ Der Rothaarige hatte anscheinend während ihrem Gespräch total vergessen, dass er eigentlich auf dem Weg zu seinem Dad war. „Tut mir leid, aber ich muss jetzt sofort los! Man sieht sich!“ Er nahm seine Beine in die Hand und rannte los. Hikaru konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Die Unterhaltung mit Gingka hatte der Blauhaarigen neuen Mut gegeben. »Womöglich hat Gingka mit seinen Worten Recht«, dachte sie nun etwas optimistischer. „Mag zwar sein, dass ich momentan nicht beyblade, aber das eine muss ja das andere nicht ausschließen. Ich habe die wichtige Aufgabe, anderen Beybladern zu helfen ihr Selbstvertrauen zu entwickeln und sie zu unterstützen. Und wer weiß… vielleicht kann ich eines Tages wirklich meine Ängste überwinden und tatsächlich wieder selbst aktiv bladen.« Mit diesen positiven Aussichten ging Hikaru nun nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)