Baby, you're kidding me von Sunset- (SasuNaruSasu) ================================================================================ Kapitel 20: Prisoner of your own pride. [Special] ------------------------------------------------- Aloha & herzlich Willkommen zur Premiere meines ersten Specials! *3* Ich hatte ehrlich gesagt nie vorgehabt eines zu schreiben, aber jemand hatte mich mal darauf angeschrieben, dass sie doch gerne näher gewusst hätte was damals auf der Party von Deidara bzw. zwischen Gaara und Sasuke geschehen war & das am liebsten aus Sasukes Sicht. Ich habe wirklich lange gegrübelt, ob ich dieses Special hier schreibe. Ich hatte zwar vorgehabt euch zu erzählen was damals geschehen war, aber nicht so ausführlich. Außerdem hatte es mich ziemlich abgeschreckt, aus Sasukes Sicht zu schreiben, weil .... es einfach schwer ist! ôo Ich hab versucht ihn möglichst IC darzustellen, aber naja. /: Dass alles etwas geheimnisvoller und blinder geschrieben ist, hat jedoch einen Grund. Die Situation und die Tatsache, dass es aus Sasukes Sicht geschrieben ist, wirken sich darauf aus. Wenn ihr so weit gelesen habt, dann könnt ihr das auch sicherlich verstehen. Ich will ja nichts vorweg nehmen. Um aber Missverständnisse zu verhindern: Die beiden zu Anfang des Kapitels sind Sasuke und Gaara! & es handelt alles in der Vergangenheit. Das heißt, dass ihr in eine Art Flashback geworfen werdet. Also, viel Spaß? =3 • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • „Du verlogenes Arschloch!“ Der Griff um den Kragen meines schwarzen Hemdes wurde fester. Er drückte mich mit mehr Kraft gegen die kalte Wand des überfüllten Nachtclubs und presste mir unsanft die Luft aus der Lunge, als sein Ellenbogen gegen meinen Brustkorb schlug. Seine grünblauen Augen bohrten sich in meine schwarzen und funkelten mich mit einem ungewohnten Zorn an. Doch ich erwiderte diesen durchbohrenden Blick nicht. Ungerührt und ergebend schaute ich gen Decke, den Kopf in den Nacken gebettet. Ich wollte ihn nicht ansehen. Ich wollte nicht in die Seelenspiegel des Menschen schauen, den ich gerade bis ins Mark erniedrigt hatte. Erniedrigt. Betrogen. Verletzt. Erzürnt. Verraten. Etwas, das ich nicht wieder gut machen konnte. Doch das Verachtenswerteste an dieser surrealen Situation war, dass ich es nicht rückgängig machen wollen würde, wenn ich könnte. Ich würde es wieder tun, denn ich bereute es nicht. „Wieso zur Hölle hast du das getan!?“ Die Faust meines Gegenübers ballte sich enger um die eigenen Finger und fing an vor Wut zu zittern. Sein schneller Atem glich dem eines zornigen Stiers; eines wilden Tieres, das man mit unbewusster Absicht bis an die innerlichen Grenzen getrieben hatte. Eingeengt und in die Ecke gescheucht, bis es sich zur Wehr setzen müsste. Ausgemerzt, durch die bloße Anwesenheit und dem sündhaften Schweigen, welches einem hämischen Grinsen glich. » Du gehst zu weit. « Das war mir durchaus bewusst. Es war mir klar. Von Anfang an. Doch trotz diesem Wissen hatte ich mich nicht davon abhalten lassen etwas zu tun, was so offensichtlich falsch gewesen war. Ich hatte es getan und das ohne auch nur den leisesten Schimmer eines schlechten Gewissens oder Reue zu verspüren. Das einzige, das ich in diesem einen Moment deutlich gespürt hatte, war das Adrenalin, das mir durch die Adern schoss. Das Adrenalin, geleitet von dem Wissen, eine Grenze überschritten und seine einzige Schwäche bewusst-provokant ausgenutzt zu haben. Die einzige Schwäche – seine Schwester. „Ich dachte wir wären Freunde, verdammt!“ Er schrie mir ins Gesicht, ungeachtet der schaulustigen Leute, die sich um uns herum versammelt hatten und wie die Geier auf einen ersten Schlag warteten. Einen Schlag, der nur Sekunden darauf eintraf. Ein zischender Windzug, ein leises Knacken und das Geräusch, wenn Knochen auf Knochen trafen. Mit derselben Wucht, die der Schlag seiner Faust hatte, wurde mein Kopf zur Seite geschleudert. Mein Kiefer knackste dumpf und eine metallische, warme Flüssigkeit breitete sich in meinem Mund aus. „Beste Freunde, Sasuke. Wir waren beste Freunde!“, brüllte Gaara mir entgegen und zog mich mit halber Kraft zu sich, nur um mich kurz darauf wieder hart gegen die Wand zu stoßen. Aber ich tat nichts. Ich wusste, dass ich es verdient hatte. Ich wusste, dass ich etwas Falsches getan hatte. Ich wusste, dass er mir das nicht verzeihen würde. Aber ich wusste auch, dass ich es nicht bereuen würde. Das war der Grund, weshalb ich schwieg und es stumm ertrug. Würde ich etwas sagen, mich verteidigen oder versuchen es zu rechtfertigen, so würde dieser Streit eskalieren. Solange er nur einseitig war, müsste ich mir nichts vorwerfen. Und das war gut so. Ich hatte nichts Schlimmes getan. Nichts Unverzeihliches. Nicht so, wie er dachte. „Wie konntest du nur mit meiner Schwester schlafen? Meiner Schwester, du Arschloch!“ Sein Speichel traf ungeachtet meine Wangen, die von der Wucht seiner Faust gerötet waren. Das warme Blut lief aus meinem Mundwinkel hinaus und tropfte meinen Hals entlang, bis es sich in dem Saumen meines Hemdes sog und dort rötlich verfärbte. „Hast du dazu nichts zu sagen, gar nichts?“ Seine Stimme verlor an Stärke und wurde leiser. Einen Hauch von Flehen konnte ich offen heraus hören. Er wollte, dass ich mich verteidigte. Dass ich ihm sagte, dass es mir leid tat. Dass es nur ein Ausrutscher war und er mir verzeihen sollte. Doch ich war niemand der Lügen unterstützte, nur um für den einen Moment Erleichterung und Genugtuung zu verspüren. Es war kein Ausrutscher, denn ich hatte es bewusst getan. Würde ich versuchen ihn zu besänftigen, würde er noch wütender werden und wir wären wieder am Anfang angelangt. Es war ein Teufelskreis und ich würde ihm nicht entkommen, wenn ich meinen Mund jetzt öffnete. Also ließ ich es bleiben. „Na schön“, zischte er kraftlos und ließ von mir ab. Sein Blick blieb auf mir haften und er entfernte sich nur zwei Schritte von mir. Genug Abstand, um mir nicht sofort wieder an den Kragen zu springen und die eigene Selbstbeherrschung zu bewahren, aber zu wenig Abstand, um einen klaren Schlussstrich zu ziehen. Ich schluckte kehlig, um dem Kloß und das angestaute Blut aus meiner Mundhöhle zu bekommen. Der widerliche metallische Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus und überspielte den süßen Duft von Kirschen, den ich seiner Schwester zu verdanken hatte. Er wurde überdeckt, von dem Blut, welches er mir ausgelockt hatte. Welch Ironie das doch war. „Ich will nach Hause.“ Er wandte sich von mir ab, doch blieb an Ort und Stelle stehen. Die zahlreichen Schaulustigen waren mit der Zeit verschwunden und um uns herum war es wieder stiller geworden. Die lauten Bässe des DJs hatte ich schon seit geraumer Zeit aus meinem Gehörgang verbannt, nahm sie nicht mehr wahr. „Okay.“ Meine Augen glitten langsam zu meinem besten Freund Gaara hinüber. Seine Körperhaltung war angespannt. Seine Faust war noch immer geballt und zitterte unter seinem vergeblichen Versuch, sich wieder zu beruhigen. Man sah ihm an, wie offensichtlich abgeneigt er von dieser Situation war. Doch er hatte keine andere Wahl, als sich an mich zu hängen. Wir waren mit dem Auto meines großen Bruders in diese Disco gefahren, weit weg von unserem Zuhause. Und ich hatte die Schlüssel. Er war auf mich angewiesen. Ohne mich konnte er hier nicht weg. „Ich fahre, du hast zu viel getrunken“, waren die letzten Worte, die er von sich gab, ehe er sich kommentarlos umdrehte und auf den Ausgang zusteuerte. Ohne etwas zu erwidern, folgte ich ihm stumm. Die Tatsache, dass wir beide mindestens gleich viel getrunken hatten, ließ ich leer im Raum stehen. ~*~*~ Die lauten Bässe des Metall Songs, welcher im Radio spielte, dröhnten mir bis ins Mark und ließen die Einrichtung des dunklen Autos vibrieren. Die schrillen Klänge des Sängers versuchte ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr zu verstehen, nur ein unverständliches Gebrüll drang an meine Ohren. Ein Gebrüll, dass mich schier wahnsinnig machte, denn es war der einzige Geräuschfaktor, der diese unsagbar erdrückende Stille zwischen Gaara und mir übertünchte. Ich saß in dem Auto meines Bruders, neben mir saß der Sabakuno auf dem Fahrersitz und verkrampfte seine Hand um die Gangschaltung, sein Blick starr auf die vor ihm liegende Straße gerichtet. Es war eine viertel Stunde, in der wir bereits unterwegs waren und keine einzige Sekunde von ihr hatten wir auch nur den Hauch eines Wortes miteinander gewechselt. Etwas, das mich doch viel mehr störte als mir lieb sein dürfte. Sonst war mein bester Freund stets auf Reden bedacht, hatte immer irgendein sinnloses Thema, über das man stundenlang streiten konnte. Doch dieses Mal war es anders. Und diese Tatsache machte mich wütend. Das, und der unerträglich laute Metall Song, der mich von klaren Gedanken abhielt. „Kannst du das Radio mal leiser machen?“ Barsch verließen diese Worte meine Lippen, während ich mich in meinem eigenen Zorn hineinsteigerte. Der laute Bass, die beklemmende Stimmung und der draußen wütende Sturm trieben meine benebelten Sinne um den Verstand. Gaara schwieg für einige endlos wirkende Sekunden. Sein Kopf erhob sich zögerlich, nachdem er beschlossen hatte mich stumm an zu starren. Unter seinem durchdringenden Blick fühlte ich mich auf einmal wie nackt. Ungewohnt. Es machte mich zusätzlich wütend. „Mach doch einfach. Du tust doch sonst auch immer das was du willst.“ Er warf mir einen vernichtenden Blick zu, der die unzuverleugnende Absicht hatte mich einzuschüchtern. Doch das funktionierte nicht, nicht bei mir und das wusste er, weshalb er sich so schnell wieder von mir abwandte, wie er sich zu mir gedreht hatte. Ein säuerliches Schnauben verließ seine Lippen, ehe er seinen Griff um das Lenkrad wieder verfestigte. „Sei nicht so kindlich eingeschnappt“, kam es dann von mir, während ich meinen Blick kurzweilig aus dem Autofenster schweifen ließ. Es war stockdunkel draußen. Nur schemenhaft konnte man wage Umrisse einer verlassenen Landstraße erkennen. Wir waren irgendwo im Nirgendwo, aber auf dem richtigen Weg. Das wusste ich, da bald eine längere Brücke kommen würde. Auf der Hinfahrt hatten Gaara und ich rumgewitzelt, was passieren würde, wenn sie auf einmal unter uns einkrachte und wir mitsamt dem Auto baden gehen würden. Harsche, naive Gedankengänge, über die man sich nicht lustig machen sollte, doch im Eifer der Glückseligkeit tat man nun einmal Dinge, die man sonst nicht tun würde. „Ich darf so eingeschnappt sein wie ich will, klar, Arschloch?“, keifte er mir von der Seite aus entgegen und knurrte fast animalisch. Seine Augen funkelten mich angriffslustig an und die rötlichen Augenbrauen zogen sich zusammen. Er wollte Streit? Den konnte er haben. „Tu nicht so, als ob du dich auf einmal für das Leben deiner Schwester interessieren würdest. Das hast du zuvor schließlich auch nie getan.“ Meine Stimme klang nüchtern, obwohl ich alles andere als das war. Mein Kopf dröhnte und ich konnte nicht einmal genau sagen, ob es von der lauten Musik oder den massigen Alkohol kam. Vermutlich zahlte beides seinen Tribut aus. „Sie ist meine Schwester, natürlich interessiere ich mich für sie!“ Er gestikulierte wütend mit seinen Händen umher, als er sie kurz darauf wieder ans Lenkrad führte. Seine Stimme wurde lauter, mit jedem Wort das er von sich gab. Seine Ekstase pushte mich noch mehr auf, machte mich zorniger und engte meine Selbstkontrolle weiter ein. Meine Hand ballte sich zur Faust. „Das hast du nie. Du bist genau so ein Heuchler, wie alle anderen auch. Als sie bekifft und betrunken von einem Wildfremden nach Hause gebracht wurde, hast du dich auch nicht dafür interessiert. Warum jetzt? Warum ausgerechnet bei mir?“, fragte ich und erhob ebenfalls meine Stimme. Meine Hände zitterten und ich drehte mich zur Seite, damit ich Gaara besser anschreien konnte. Ich wusste nicht wieso ich auf einmal so außer Fassung geriet, doch er tat es mir gleich. Ein Fehler. „Halt’s Maul, Verräter! Das alles ist eine völlig andere Sache, wenn es dem besten Freund betrifft. Kapierst du das nicht oder ist dir das wirklich egal? Du hast meine Schwester gefickt, verdammte Scheiße!“ Er löste eine Hand vom Lenkrad, um sie in den Kragen meines schwarzen Hemdes zu krallen. Es kam mir vor, als hätte ich ein Déjà vu. » Du gehst zu weit. « Meine innere Stimme warnte mich abermals davor, weiter zu reden und unsere Ekstasen weiter auszumerzen. Doch ich konnte nicht mehr zurück. All diese Dinge waren Sachen, die ich ihm schon so lange an den Kopf werfen wollte und jetzt, wo ich nicht ganz bei Sinnen war, ließ ich es einfach heraus. Unbeachtet der Konsequenzen, die unser Handeln haben würde. Es war mir egal, zumindest für diesen Augenblick, denn es war die gnadenlose Wahrheit. „Du glaubst immer noch, dass sie die unschuldige, eiserne Jungfrau ist, oder?“ Meine Stimme klang unbewusst provokant und spöttisch. „Deine Schwester ist eine Schlampe. Ich bin bei weitem nicht der einzige, der sie flachgelegt hat. Mach die Augen auf, du hast keine Ahnung wie sie wirklich ist.“ Der Griff um meinen Kragen wurde so fest, dass mir der gespannte Stoff die Luftzufuhr am Hals abschnürte. Gaaras Hand krallte sich krampfhaft an mir fest und seine matten Augen versuchten mich zu malträtieren. Ich spürte seinen beschleunigten, flachen Atem gegen mein Gesicht schlagen, so nahe war er mir. So nahe, dass ich eine feine Wutader auf seiner Stirn pochen sah. „Rede nie wieder so über meine Schwester!“ Voller Zorn und außer Rage gebracht, knirschte er mit seinen Zähnen. Unter seiner Hand konnte ich ihn zittern spüren und bemerkte, dass er nervös wurde. Als bester Freund sollte ich ihm wohl geheißen beistehen, doch ich könnte mich nie als einen Freund bezeichnen, wenn ich ihn anlügen würde, nur um sein Gewissen zu beruhigen. Er wusste, dass seine Schwester nicht diejenige war, für die sie sich ausgab. Und es mag auch sein, dass er es als Bruder nicht gerne hörte, aber so waren nun einmal die Fakten und vor ihnen konnte man nicht einfach weglaufen. Ich setzte zu einer Erwiderung an, doch unterbrach ich mich selbst, als ich an meiner eigenen Sauerstoffnot für kurze Zeit keine Luft mehr in die Lunge bekam. Meine Hand klammerte sich wie von selbst um das Handgelenk Gaaras, um seinen eisernen Griff um mich zu lockern. Doch er blieb stur, wollte mich partout nicht loslassen. Ich wurde hektischer, unachtsamer und schlug ihn in meinem Wahn gegen die Schläfe, sodass er aus Reflex losließ und schmerzvoll aufstöhnte. Es vergingen nicht einmal zwei Sekunden, in denen ich mich in Sicherheit wiegen wollte, als ich denselben Schlag nur wenige Augenblicke später noch kräftiger zurück bekam. Mit zielsicherer Faust und dem festen Willen, ihn seine fehlende Vernunft eigenhändig wieder einzuprügeln, erhob ich meine Hand. Doch als ich beiläufig hinter Gaara durch das Autofenster der Fahrertür linste, erstarrte ich sofort. Abhang. Leitplanke. Bande. Wasser. Tiefe. Brücke! Ein schrilles, alles durchdringendes Geräusch erfüllte die plötzliche Atemlosigkeit von uns beiden. Die Reifen des dunklen Autos quietschten einen verhängnisvollen Klang und versuchten zwecklos das Tempo des Fahrzeuges zu hemmen. „Gaara, die Brücke!“, schrie eine Stimme. Ich wusste nicht, ob es meine eigene war oder ob sie vielleicht nur in meinen Gedanken präsent war. Aber sie ging mir durch Mark und Bein. Hysterisch und voller verzweifelter Kraft trat der Sabakuno auf die Bremse ein. Immer wieder und wieder. Doch sie wollte einfach nicht mehr reagieren. Mit Entsetzen geweiteten Augen starrte ich aus dem Fenster. Wir fuhren auf sie zu. Wir fuhren direkt auf die Leitplanke der Brücke zu! Gaara hatte durch unseren Streit nicht mehr auf die Straße geachtet. Keiner von uns hatte dies mehr getan. Und das würde unser Verhängnis werden. Würde ich jetzt sterben? „Scheiße, brems' endlich!“, brüllte dieselbe Stimme von vorhin und dieses Mal wusste ich, dass es meine eigene war. Sie klang panisch, angsterfüllt und verzweifelt. Gaaras Blick lag wie in Trance auf der Absperrung der Brücke vor uns, die wir drohten runterzufahren, wenn er nichts tun würde. Ihr sterbt. Ihr sterbt. Ihr sterbt. Wie in einem Mantra wiederholten sich diese Wörter in einer endlosen Schleife der puren Verzweiflung. Alles schien wie in Zeitlupe zu verlaufen – surreal und unwirklich. Aus reinem Reflex heraus schnellten meine zittrigen Hände zu dem unkontrolliert herumwirbelnden Lenkrad. Ich ergriff es mit halber Kraft und versuchte zügellos die Richtung des Autos von den Leitplanken abzuwenden. Ohne auch nur ansatzweise das zu realisieren, was ich im Begriff war zu tun, riss ich an dem Lenkrad herum. Ich spürte kalte, eisige Schweißtropfen meine Schläfe hinunter gleiten, wie sie sich ihren Weg an meinen Wangen hinunter bahnten und in meinen Augen brannten. Doch ich nahm es gar nicht richtig wahr. Ich nahm nichts mehr wahr. Alles zog an mir vorbei. Still. Dumpf. Ein ohrenbetäubendes Krachen riss mich aus meiner Apathie und ich spürte, wie mir Gaara panisch etwas zurief, doch ich konnte es nicht hören. Erst viel zu spät bemerkte ich, wie das Auto ins Schleudern geriet und an der Leitplanke der Brücke anstieß. Es wurde von ihr abgefedert und schlitterte an ihr entlang. Die Bande kratzte durch den Lack des Autos, verbeulte die Türen an der Fahrerseite und riss jene an Gaaras Seite aus ihren Angeln. Mit jedem Meter, den das Auto an der Planke entlang streifte, wurde das Fahrzeug immer enger und ich hatte das Gefühl erdrückt zu werden. Vielleicht geschah das auch wirklich – dass ich erdrückt wurde. Oder aber ich war schon tot. Denn ich spürte nichts mehr. Ich hörte nichts. Ich sah nichts. Ich fühlte nichts. Nichts, außer einem lauten Aufknall und einer anschließenden dunklen und erlösenden Ohnmacht. ~*~*~ „Mr. Uchiha? Mr. Uchiha, können Sie mich hören?“ Mein Körper fühlte sich träge an, verkrampft und es pochte überall. Jede Zelle meines Seins verlangte meine volle Aufmerksamkeit, als ich mich dazu trieb, innerliche Ordnung in mir zu schaffen. Schwermütig versuchte ich zu blinzeln, doch meine Augen fühlten sich um Tonnen schwerer an, als ich es in Erinnerung hatte. Ich hatte das Gefühl es vergingen mehrere Stunden, bis ich es schaffte meine Lider vorsichtig einen Spalt breit zu öffnen. Kaum war diese Hürde überwunden, traf ein greller, unerträglich heller Lichtstrahl auf meine trüben Seelenspiegel. Eine Hand, die nicht mir gehören konnte, hielt meinen Kopf fest. Nur gemächlich und verschwommen konnte ich erkennen, dass jene Hand einem älteren Mann gehörte. Er umfasste einen länglichen Gegenstand, den er mir entgegen streckte und damit meine Augen beleuchtete. Genauer konnte ich es nicht erkennen, doch das war mir egal, er sollte nur noch damit aufhören. Es blendete und brannte auf meiner Netzhaut. „Wie fühlen Sie sich?“ Wieder ertönte diese Stimme, die ich nicht kannte. Sie kam von dem Mann. Er umfasste mein rechtes Handgelenk und wenig später tastete er meinen Hals ab. Ich wusste nicht, was er damit bezwecken wollte und fühlte mich unwohl. Das Brennen in meinen Lungen, der Schmerz in meinem Körper, die Ungewissheit, wo ich war und wer der fremde Mann war, ließen mich vor den Händen zurückschrecken. Ich wandte meinen Kopf zur Seite, so ruckartig, dass ich im nächsten Moment wieder dieses ekelhafte Pochen in meinem Schädel spürte. Ein heiseres Keuchen entwich meinen trockenen Lippen. „Wo …“, versuchte ich zu Wort zu kommen, doch meine Stimme versagte. Sie klang kratzig und heiser und jede Silbe fiel mir ungewohnt schwer. Ich traute mich, meinen Blick wieder dem Fremden zu zuwenden, als der blendende Strahl verschwunden war. Er trug einen langen, weißen Kittel und schaute mich mit beruhigender Miene an. Ein Doktor. „Sie befinden sich im Krankenhaus. Sie hatten einen Autounfall und wurden hierher gebracht“, antwortete mir der Arzt, ohne dass ich meine unvollendete Frage richtig realisieren konnte. Ich schluckte kehlig. Ein vergeblicher Versuch, meine trockene Lunge wieder zu befeuchten. Nur langsam und bruchstückhaft nahm ich wahr, dass ich auf einem Krankenbett lag und die weiße Wand vor mir unverkennbar jene der Sorte war, wie sie es nur in Krankenhäusern gab. Ein klarer, alles durchzuckender Schmerz drang plötzlich von meinem linken Arm aus, als ich mich versuchte etwas aufzurichten. Doch das unerträgliche Stechen hielt mich von dieser Leichtsinnigkeit ab. Das Stechen und die fremde Hand, die mich bestimmend wieder in das weiße Bett zurück drückte. „Ihr Arm wurde während des Aufpralls zwischen den Sitzen eingeklemmt und mehrmals gebrochen. Sie müssen ihn schonen und Medikamente nehmen. Aber ansonsten haben sie wirklich unglaubliches Glück gehabt, dass Ihnen nichts Weiteres geschehen ist. Das Airbag hat Ihnen das Leben gerettet.“ Der Doktor hatte ein solch zuverlässiges und glückverbreitendes Lächeln auf den Lippen, dass es mir eiskalt den Rücken hinunter lief. Ja, ich war froh und ich war auch erleichtert, dass ich noch lebte. Jedoch durchzuckte mich ein weitaus beunruhigenderer Gedanke, der von einem brennenden Stechen unter meiner Brust begleitet wurde. Gaara. „Was ist …“, krächzte ich hervor, erpicht darauf, die Kontrolle über meine eigene Stimme wieder zu erlangen und das Kratzen in ihr zu verdrängen. „Was ist mit Gaara?“ Mit Mühe und Anstrengung erreichte ich es, dass man mich halbwegs gut verstehen konnte. Für eine viel zu lange Zeit schaute mich der ältere Arzt stumm an und sah so aus, als ob er mir meine berechtigte Frage nicht beantworten konnte oder gar wollte. „Er ist mein Freund“, ächzte ich hervor und musste kurz darauf heiser aufhusten. Der Griff um meinen schmerzenden Arm wurde fester. Ein schweres, tiefes Seufzen ertönte, ehe der Doktor seinen inneren Schatten überwand und zur Antwort ansetzte. „Durch die längere Zeitspanne, in der Mr. Sabakunos Bein eingeklemmt war, haben sich die Verletzungen intensiviert. Das abgebrochene Autogerüst hat sich in seinen Schenkel und von dort aus bis zu seinen Knien gebohrt. Seine Gelenkstrukturen weisen mehrere, kritische Schäden auf. Sie –“ Ich hörte der fremden Stimme des Doktors nur mehr mit einem halben Ohr zu, während ich abwesend auf die weiße Wand vor mir starrte. Mein Herz raste mit jeder Sekunde schneller und heftiger gegen meinen Brustkorb. Kritische Schäden? Von der einen bis zur anderen Sekunde vergaß ich meine momentanen Schmerzen. Sie wurden unwichtig, nebensächlich. Das einzige, das mich in diesem Augenblick interessierte war, wie es Gaara ging. Er hatte an der Fahrerseite gesessen. An der Seite, die von der Leitplanke komplett malträtiert wurde. Und dort saß er nur wegen mir. Wegen mir. „Durch die mehrfache Beschädigung des Kniegelenkes kann Mr. Sabakuno sich nicht mehr optimal und uneingeschränkt bewegen. Die Schäden sind gravierend, sodass sie bei zu hoher Anstrengung wieder zum Vorschein kommen würden. Das bedeutet, dass sie chronisch werden würden und er im schlimmsten Falle sein Gelenk kaum mehr bewegen könnte. Außer, er schont sie mit angemessener Vorsicht.“ Der Doktor sah von den Zetteln in seiner Hand auf und bedachte mich abermals mit diesem Blick, unter dem ich mich wie ein Eingewiesener in einer Irrenanstalt fühlte. Doch seine Miene wurde schlagartig ernster. „Ich will nichts von Ihrem Fachchinesisch hören. Sagen Sie mir einfach, was das zu bedeuten hat!“ Meine Stimme fand langsam aber sicher ihre alte Stärke wieder und mit großer Mühe schaffte ich es, das kurzweilig wieder aufkeimende Adrenalin zu benutzten, um mich aufrecht hinzusetzen. Ich hielt mir mit einer Hand den verletzten Arm, während ich mich mit der anderen am Bett abstützte. „Er wird nie wieder Sport betreiben dürfen.“ Stillstand. Alles in mir fing an sich zusammen zu ziehen und ich verspürte das Gefühl, wie mein Herz aussetzte. Weit aufgerissene Augen und ein offenstehender Mund waren das einzige, das ich zu Stande brachte. Gaara liebte Sport - Leistungssport. Er tat nichts lieber in seinem Leben, als Stunden lang durch die alten, vermieften Hallen der Sporthäuser zu laufen, oder durch das Wasser zu schwimmen. Gar nichts. Und das schon sein ganzes Leben lang, seitdem er ein kleines Kind war. Es war sein Lebensinhalt gewesen. „Es tut mir aufrichtig leid, Mr. Uchiha. Ich wünschte, ich hätte erfreulichere Nachrichten.“ » Du bist zu weit gegangen. « ~*~*~ „Bastard, hau bloß ab!“ Sein von Schmerz verzerrtes Gesicht wurde von stummen Tränen begleitet, die sich geräuschlos den Weg über seine Wangen bahnten. Einst grünblaue Augen waren von einer roten Schicht bedeckt, die seine Lider anschwellen ließ. Sein blasses Gesicht wurde von Schrammen und Kratzern versteckt, während sich ein langes und schmales Pflaster über seiner Stirn erstreckte. „Verschwinde!“, schrie er mir abermals entgegen. Er klang verzweifelt, flehend und verwirrt zugleich. Sein Blick sendete mir Abscheu und Verachtung entgegen. Er hasste mich. Gaara hasste mich aus tiefsten Herzen. Ich wusste, dass es eine fatale Idee war, mich in meinen noch schwachen Zustand zu ihm zu schleifen, doch mein Inneres brauchte eine Vergewisserung, dass er noch lebte. Die Ärzte hatten mir dies zwar mehrfach versichert, aber ich musste es einfach mit eigenen Augen sehen. Ich brauchte es, ich verlangte es. Nur noch einmal würde ich vor ihn treten wollen. Nur noch einmal und dann nie wieder. Nicht nachdem, was geschehen war. Mein Mund öffnete sich für eine Erwiderung, jedoch schloss er sich nur wenige Augenblicke danach wieder. Stumm und wortlos. Keine Worte dieser Welt konnten das beschönigen, was in den vergangenen Stunden oder vielleicht sogar Tagen geschehen war. Nichts konnte die unumstrittene Tatsache verleugnen, dass es nie wieder wie zuvor sein würde. Ich konnte gar nichts, rein gar nichts sagen, was jetzt noch helfen würde. Also schwieg ich, so wie ich es auch damals getan hatte. „Hättest du mich nicht vom Fahren abgelenkt; hättest du mir nicht ins Lenkrad gegriffen, dann wäre diese ganze Scheiße nicht passiert!“ Seine Tränen waren die pure Verzweiflung. Die Angst vor dem, das noch kommen würde – dem Ungewissen. „Es ist deine schuld! Du bist daran schuld, dass ich nie wieder richtigen Sport machen kann!“, keuchte er mit kehliger Stimme. Seine im Krankenhausbettlaken verkrallten Hände zitterten und sein Brustkorb hob und senkte sich auf eine unnatürliche Art und Weise. „Du hast mein Leben zerstört, Sasuke!“ » Bin ich zu weit gegangen? « • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • ~ • Ehm ... tja, das war das 'kleine' Special. :D Ich hoffe inständig, dass es euch ein kleinwenig gefallen hat. Ich für meinen Teil finde es ganz in Ordnung. (: Alle Fragen die bezüglich des Kapitelinhaltes auftauchen, werden im folgenden Kapitel dann hoffentlich noch geklärt. Nicht das ihr denkt, damit wäre das Thema komplett abgehackt. Das nächste Kapitel ist dann auch wieder ganz normal in der gegenwärtigen Zeit und kein Flashback. Eure Evergreen! :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)