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Wintersterne

Ein Panem Adventskalender
von

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Winterküsse


 

12. Dezember – Winterküsse
 

Clove
 

Cato
 

*
 

Lachend fiel sie in den Schnee, blieb dort liegen und ließ sich die Flocken in das Gesicht wirbeln. Der Himmel über ihr erstrahlte weiß und es war, als würden die zarten Schneeflocken einen merkwürdig choreografierten Tanz ausüben, während sie zur Erde fielen, um sie unter noch mehr weißer Winterpracht zu verbergen. Mit den Armen und Beinen fuhr sie durch den Schnee, der ihre Jacke durchnässte und in die Ärmel und Schuhe gelangte, wo er schmolz, doch das kümmerte sie nicht. Es fiel Schnee!

„Schau, schau, ich habe einen Schneeengel gemacht!“, rief das Mädchen fröhlich, während sie aufstand, die dunklen, fast schwarzen Haare voller Schnee und ein breites Strahlen im Gesicht, als sie ihr Werk betrachtete. Der Junge den sie angesprochen hatte jedoch, blickte ihren Schneeengel nur an und grinste.

„Wetten ich kann einen größeren machen?“, prahlte er, woraufhin sie missbilligend das Gesicht verzog.

„Fordere mich doch heraus!“, pfefferte sie ihm entgegen. Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen und er ließ sich lachend in den Schnee fallen, Arme und Beine weit von sich gestreckt.

„Haha, schau mal, wie viel größer meiner ist!“, rief er lachend.  Da bückte das Mädchen sich und formte mit den Händen einen Schneeball, den sie mit voller Kraft nach ihm warf.

„Cato Ludwig, du bist doof!“, rief sie aus.

Der Ball traf den lachenden, blondhaarigen Jungen namens Cato und fluchend sprang dieser auf, ebenfalls Schnee zu einem Ball formend. Er zielte auf das Mädchen und brüllte:

„Das bekommst du zurück, Clove!“

Flink wie ein Wiesel rannte sie fort, den langen Pferdeschwanz hinter sich herfliegend.

„Mich holst du niemals ein, Cato!“

Johlend jagten die zwei sich um die wenigen Häuser herum, die am Fuße der Canyons standen und den Saum des Distriktes Nummer zwei bildeten.

Es war schon immer so gewesen und es sollte auch immer so sein. Seit frühester Kindheit kannten Clove und Cato einander, sie waren zusammen aufgewachsen, seit mittlerweile zwölf Jahren. Seit all diesen Jahren führten sie diese Rivalität, die sie gerade im Schnee auslebten, in dem sie einander mit Schneebällen bewarfen, sodass das pulvrige Weiß sie bereits völlig bedeckte.

Lachend schüttelte Clove ihre dunklen Haare und Wassertropfen flogen von dannen. Eiskristalle hatten sich in ihren Haaren gebildet und in Catos Blick sah es so aus, als würden ihre Haare funkeln.

Diabolisch lächelte sie ihn an und entblößte dabei die Zahnlücke zwischen ihren Vorderzähnen, an der er Schuld war, doch dies tat ihrer Schönheit keinen Abbruch.

„Fang mich doch!“

Mit diesen Worten streckte sie ihm die Zunge raus und rannte weiter, den feinen Schnee aufwirbelnd, dicht gefolgt von Cato.

„Clove!“, rief es in diesem Moment aus Richtung einer der Hütten.

„Das Mittagessen ist fertig!“

Freudig bremste Clove ab und grinste.

„Revanche gibt es später“, mahnte Cato sie noch, dann umarmte er seine Spielkameradin zum Abschied. Schüchtern drückte er ihr ein kleines Abschiedsküsschen auf die eisige Wange, was Clove bis zum Haaransatz erröten ließ. „Pass lieber auf, dass ich dir nicht vorher den Hals umdrehe, Cato Ludwig!“
 

~
 

Auch Jahre später fiel der Schnee wieder in Distrikt zwei und bedeckte das rötliche Gestein der Canyons.

Nachdenklich saß Clove auf einer Bank am Rande des Canyons, den Blick auf den Rest von Distrikt zwei gerichtet, der im weiß verschneiten Tal zu ihren Füßen lag.

Wieder einmal hatte sich Schnee in ihren Haaren verfangen und bildete einen funkelnden Kontrast zu den dunklen Haaren und Augen. Ihre Lippen waren aufgesprungen von der Kälte und ihr Atem tanzte vor ihr in der Luft. Alles in allem war sie ihrer Meinung nach der Inbegriff eines viel zu gewöhnlichen, ja gar langweiligen Mädchens.

Es nahte wieder einmal Weihnachten und sie musste daran denken, wie es all die Jahre zuvor gewesen war, als sie sich noch mit Cato durch den Schnee gejagt hatte. Mittlerweile waren sie älter geworden, sie zu dem langweiligen Mädchen, Cato zu dem allseits beliebten Schwarm, doch ihre Rivalität hatten sie nie vollständig beigelegt. Angesichts dieser Tatsache fragte sie sich, warum sie überhaupt hier in der Kälte auf ihn wartete. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass sie in ihrer Tasche ein Geschenk für ihn bei sich trug, auch wenn sie Angst hatte, sich seinen Spott dafür anhören zu müssen.

Ihre Mutter war im vergangenen Jahr verstorben und so hatte sie zum ersten Mal selber Weihnachtsplätzchen gebacken – was ihr nicht wirklich lag. Obwohl sie fürchtete, dass Cato lachen würde, so wollte sie ihm diese dennoch schenken, wie in den guten alten Zeiten, als sie immer die Kekse ihrer Mutter gegessen hatten, wenn sie vom Spielen durchnässt und müde heimgekehrt waren.

„Hey Clover“, ertönte da der tiefe Bass Catos hinter ihr.

„Ich habe dir doch gesagt, nenn mich nicht Clover!“

Sie hasste es, wenn er sie so nannte, in Anlehnung an ein Kleeblatt. Seit sie als Kind ein vermeintlich vierblättriges Kleeblatt zu finden geglaubt hatte und Cato ihr hatte zeigen müssen, dass es doch nur dreiblättrig war, nannte er sie scherzhaft Clover – sein dreiblättriges Glückskleeblatt.

Eine Mütze tief in das Gesicht gezogen, stand er da, noch in Arbeitskleidung und blickte sie einen Moment an, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Doch plötzlich spürte Clove, wie ein eiskaltes Etwas an ihre Schulter klatschte und empört schreiend sprang sie auf, um ihm seinen heimlichen Schneeball heimzuzahlen.

Wie in den guten alten Zeiten rannte sie kreischend durch den Schnee, als wäre es nie anders gewesen – was auch nicht wirklich der Fall war, auch wenn die Beiden das von Zeit zu Zeit vergaßen.

Eine Weile später ließen sie sich seufzend in den Schnee fallend, völlig verausgabt. „Wetten, ich kann einen schöneren Schneeengel machen?“, forderte Cato Clove lautstark heraus. Müde lachte diese.

„Das versuchst du jedes Jahr, schaffst es aber nicht!“

Lachend beugte Cato sich über sie.

„Werden wir hochnäsig?“, fragte er spaßig, „Ich glaube, es wird Zeit, dich einmal ordentlich einzuseifen!“

Kreischend versuchte sie zu fliehen, doch Cato warf sich auf sie und sie rangelten miteinander.

„Erbarmen“, keuchte Clove schließlich und Cato ließ von ihr ab. Nur Zentimeter waren ihre Gesichter noch voneinander entfernt und plötzlich verstummt blickten sie einander an.

Cato hatte seine Mütze verloren und Schnee bedeckte seine Haare, ebenso wie Cloves, die schöner aussah, als sie es sich je eingestanden hätte. In Catos Augen jedoch war sie die perfekte Versinnbildlichung einer Eisprinzessin, wie sie da so im Schnee lag und ihr mitunter eisiges Gemüt begünstigte das nur.

„Ich habe übrigens noch ein Geschenk für dich“, presste Clove schließlich peinlich berührt hervor.

Cato lächelte.

„Das ist aber lieb… Nur was mache ich jetzt?“

Gespielt überlegte er, ehe er sich zu ihr beugte, um das zu tun, was er sich vor all den Jahren noch nicht getraut hatte.

Er küsste sie sanft auf die Lippen, mit einem Kuss, der nach Schnee und Winter schmeckte, aber dennoch voller Wärme war.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Albus_Potter
2012-12-14T22:04:22+00:00 14.12.2012 23:04
ich bin kein Cato x Clove fan aber dieser One Shot ist mega süß <3 <3
die idee ist richtig toll und mega kitschig
sowas mag ich sehr

<3


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