Zuckerschnecke von Niekas ================================================================================ Kapitel 7: Heute ist Miracoli-Tag! Nein, Moment. ------------------------------------------------ Die Tür zum Restaurant (Monaco -> Monique, Kamerun -> Emile) Der Gang, in den Gilbert ihn führte, war nicht zerstört und tatsächlich gut beleuchtet. Beinahe hätte Matthew vergessen, dass sie sich in einem Gebäude befanden, das aus irgendeinem Grund menschenleer war bis auf die Nationen und den geheimnisvollen Randalierer. „Sacrament“, zischte Matt plötzlich. „Wir sind im Arsch, Kleiner. Schau mal, da links.“ „W-was?“ „Die Schaufensterpuppe. Mintgrün ist wieder in Mode? Das ist ja ekelhaft.“ „Matt! Ich war gerade dabei, mich zu entspannen!“ „Du wirst mir noch dafür danken, dass ich dich wachsam halte, wenn dieses Ding dir erst einmal hinterrücks den Schädel eingeschlagen hat!“ „Gerade dann werde ich dir vielleicht nicht mehr danken.“ „Ach, hau doch ab“, knurrte Matt. Matthew hätte gern gesagt, dass es grotesk war, wenn eine Stimme in seinem Kopf ihn dazu aufforderte, abzuhauen. Er tat es nicht, da Matt es vermutlich ohnehin gehört hatte, und wandte sich an Gilbert, der neben ihm lief. „Wie weit ist es noch?“ „Wir sind gleich da. Siehst du den Eingang da vorne? Da ist es schon. Ach ja, ich sollte vielleicht erwähnen, dass Francis eine... Nichte oder so mitgebracht hat.“ „Eine Nichte?“ „Monique. Ich kenne sie nur entfernt. Ganz liebes Mädchen.“ „Oh... das ist seine Schwester.“ „Du kennst sie?“ „Natürlich kenne ich mich mit Francis' Verwandtschaft aus. Ich gehöre selbst dazu!“ „Ach, stimmt ja.“ Gilbert lachte kurz auf. „Ganz vergessen, sorry.“ Matthew seufzte leise. „Wenigstens vergisst du meine Existenz nicht komplett.“ „Eben! Ich bin großartig. So, da wären wir!“ Gilbert stieß eine gläserne Tür auf und trat in ein kleines Schnellrestaurant – offenbar ein italienisches, wie Matthew mit einem Blick auf die an den Wänden hängenden Speisekarten feststellte. Es gab eine Theke, die allerdings nicht besetzt war, und mehrere kleine Tische. An einem davon saßen drei Personen, von denen eine sofort aufstand. Es war Francis. „Da bist du ja endlich! Wir hatten schon überlegt, ob wir uns Sorgen machen sollten.“ „Um mich?“, fragte Gilbert grinsend. „Um mich doch nicht.“ „Oh, du hast Mathieu mitgebracht!“, stellte Francis überrascht fest, trat auf Matthew zu und drückte ihn an sich. „Wie schön, dich zu sehen, Mathieu! Was machst du hier?“ „Ich war einkaufen. Aber es ist... etwas dazwischen gekommen.“ „Du meinst den Stromausfall? Ja, ich finde diese ganze Angelegenheit auch sehr rätselhaft. Monique, Emile und ich... oh, sicher kennst du Emile noch? Er kam zufällig vorbei.“ Der dritte am Tisch, ein junger Mann mit kurzen, dunklen Haaren und einem freundlichen Gesicht, hob grüßend die Hand. „Wir überlegen die ganze Zeit schon, was passiert sein könnte.“ „Aber wir kommen zu keinem Schluss.“ Das Mädchen, das ebenfalls am Tisch saß, sah kurz auf. Es trug eine Brille und eine Schleife in den hellbraunen Haaren, die ihm in einem geflochtenen Zopf über die linke Schulter nach vorn hingen. „Und ich weiß auch nicht, ob es so klug war, die Küche zu plündern.“ „Wir haben sie nicht geplündert“, korrigierte Francis. „Wir hatten die Pizza bestellt und bezahlt, aber bevor sie serviert werden konnte, kam dieser kurze Stromausfall.“ „Hier war er also nur kurz“, murmelte Matthew. „Natürlich war das nicht das Ungewöhnlichste, was passiert ist. Dass sämtliche Kellner verschwunden waren, nachdem es wieder hell geworden ist, irritiert mich doch etwas mehr. Toni hat sich selbstverständlich riesige Sorgen gemacht und Romano angerufen, der sich nämlich ebenfalls in diesem Kaufhaus befand, zusammen mit Feliciano. Beiden war nichts passiert, also haben wir sie hierher gelotst, wo sie mit Freude die Küche übernommen haben...“ Francis holte tief Luft. „Und so sind wir doch noch zu unserer Pizza gekommen.“ „So weit die ganze Geschichte im Schnelldurchlauf. Respekt, Francis.“ Matthew betrachtete den geleerten Teller auf dem Tisch. Auf dem zweiten lag noch ein Rest Pizza, das Monique bearbeitete, indem sie winzige Stücke mit dem Messer auf die Gabel verfrachtete und sie sich in den Mund schob. Ihre Tischmanieren waren noch besser als die, die Francis ihm beigebracht hatte, dachte Matthew. „Wo stecken sie eigentlich?“, fragte Gilbert und sah sich suchend um. „Toni und die beiden Italiener, meine ich.“ „Romano hat sich an einem heißen Blech verbrannt und ist mit Antonio zur Toilette gegangen, um die Hand zu kühlen. Feliciano ist auch mitgegangen.“ „Klar. Erst will er uns beweisen, was für ein begnadeter Pizzabäcker er ist, und dann... musste ja so kommen.“ „Möchtest du vielleicht auch eine Pizza, Mathieu? In der Küche müsste noch eine stehen. Romano macht sie ausgezeichnet, das muss man ihm lassen!“ „Nein, danke“, erwiderte Matthew. „Ich möchte lieber zuerst herausfinden, was passiert ist. Macht ihr euch alle gar keine Sorgen?“ „Essen muss man eben“, sagte Monique und zuckte die Achseln. „Und so richtig gefährlich scheint es ja nicht zu sein... nur ein wenig seltsam.“ „Es ist gefährlich“, widersprach Emile. Er hatte bisher still zugehört und mit einem Bierdeckel gespielt, legte jetzt aber besorgt die Stirn in Falten. „Ich habe Teile des Gebäudes gesehen, die völlig verwüstet wurden. Ich weiß zwar nicht, wieso, aber vielleicht... hat es ein Erdbeben gegeben, das niemand von uns wahrgenommen hat, oder so. Deswegen auch der Stromausfall.“ „Ich habe es auch gesehen!“, platzte Matthew heraus. „Dass Einrichtung zerstört wurde. Irgendjemand ist dafür verantwortlich – jemand in diesem Gebäude, meine ich. Hier ist... irgendein Ding oder... jemand, der sich hier herum treibt.“ „Du machst mich wahnsinnig!“, knurrte Matt. „Sag ihnen doch einfach, es ist ein Monster, dann könnt ihr alle kurz in Panik geraten, und dann halten wir gefälligst Kriegsrat!“ „Ein Ding?“, wiederholte Gilbert. „Was für ein Ding?“ „Na ja, ich... ich habe immer wieder gehört, wie Glas zerschlagen wurde und so weiter. Noch lange, nachdem der Strom schon ausgefallen war, meine ich.“ „Du meinst“, sagte Francis langsam, „irgendjemand läuft hier herum und zerstört sinnlos Einrichtungsgegenstände?“ „Es sieht so aus. Ich weiß es nicht.“ „Aber das ist furchtbar!“, rief Monique aus. „Endlich hat einer es kapiert“, murmelte Matt. „Was ist furchtbar, meine Liebe?“ „Er hat Tunfisch an die Pizza getan!“ „Wirklich?“, fragte Francis überrascht und roch daran. „Oh... ja, ich glaube auch.“ „Sag mal, Kleiner – besteht die Hoffnung, dass dieser Hühnerhaufen irgendwann noch einmal zu Potte kommt?“ „Ich weiß es nicht“, murmelte Matthew. „Vielleicht, wenn...“ Bevor er den Gedanken zu Ende führen konnte, erklang eine fröhliche Stimme hinter ihnen. „Da sind wir wieder!“ Matthew drehte sich um und sah Romano und Antonio in der Tür stehen. „Na super“, hörte er Matt knurren. „Die sehen ebenfalls sehr kompetent aus.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)