Schokoladendiebe von FreeWolf (Ein Adventskalender (2012)) ================================================================================ Kapitel 5: Weihnachtliche Waschmaschine --------------------------------------- Weihnachtliche Waschmaschine Glaubte man kitschigen Liebesfilmen, in deren Gesellschaft seine Mutter in regelmäßigen Abständen auf der Couch einschlief, waren Waschsalons Treffpunkt von jungen, heißen Singles, die nur darauf warteten, erobert zu werden. Besonders an Weihnachten. Dann hatten nämlich auch Santa Claus' sexy Weihnachtselfen Wäsche. Gehörte man zur Realität und benutzte Waschsalons, statt bloß Filme darüber zu schauen, wusste man, dass die einzigen willigen Singles, welche sich vor ihren Waschmaschinen platzierten, Rentnerinnen auf der Suche nach Aufmerksamkeit waren. Der Rest gehörte zum männlichen Geschlecht an, die zunächst in der blinden Hoffnung durch die automatischen Türen herein gestolpert waren, weil sie monatlich gerade zu viel Geld für zwei Waschsalon-Besuche, aber nicht genug für eine Waschmaschine hatten. Rick hatte anfangs noch auf Wunder gehofft – vielleicht hatten die Weihnachtselfen ja mehr Unterwäsche und Kleidung, als gedacht? Nach zwei Jahren allerdings, in denen ihm keines der scheuen schönen Wesen über den Weg gelaufen war, war er drauf und dran, aufzugeben. Er hatte sogar schon überlegt, seinen ursprünglichen Weihnachtswunsch in eine Waschmaschine umzuwandeln. Der Weißhaarige hatte sich in einer Ecke auf einen der wenigen wackeligen Klappstühle gelümmelt – es war erwiesenermaßen der einzige, welcher halbwegs stabil war – und nickte im Takt zur Musik, die durch seine Kopfhörer in seine Ohren dröhnte. Seine Waschmaschine war gerade fertig geworden, und er platzierte das Magazin der Men's Health auf seinem Stuhl, damit kein Anderer auf die Idee kam, ihn ihm wegzunehmen. „Wie viele Socken hast du heute wieder gefressen?“, erkundigte er sich bei seiner Stamm-Waschmaschine, Nummer fünf. Das Gerät schwieg wie immer, doch Rick ließ sich davon nicht täuschen. Diese Waschmaschine ließ jedes Mal ein paar Socken verschwinden. Zumindest ging er davon aus – er legte seine Wäsche nicht in aller Öffentlichkeit zusammen, am wenigsten seine Socken. Vielleicht musste er auch den kleinen Socken-Staat unter seinem Bett wieder einmal etwas entvölkern und die Staubmäuse, die dorthin emigriert waren, vernichten. Er trug den kleinen Haufen, welchen er in seinen Armen gesammelt hatte, zum Trockner, stopfte ihn hinein, warf Münzen ein und wandte sich wieder seinem Klappstuhl zu. Er fröstelte und rückte den Stuhl etwas näher an den schmalen Heizkörper an der Fensterfront des Salons. Er hatte den schmalen Streifen blauen Himmel eindeutig als zu gutes Zeichen gedeutet, als er ausnahmsweise einen Blick nach oben geworfen hatte. New York im Dezember war kalt, das hätte er eigentlich wissen sollen. „Es sind ja nur ein paar Meter die Straße runter“, grummelte er vor sich hin, „Da braucht's keine Jacke..“ Rick nahm seine Zeitung wieder auf und fröstelte erneut als ein kalter Windstoß durch die automatische Tür drang. Er lehnte sich leicht ärgerlich nach hinten, um zu sehen, wer sich freiwillig mit Glöckchen behängte und in einen Waschsalon verirrte. An ihrer grünen Mütze, welche schief auf ihrem Kopf saß, bimmelte ein Glöckchen bei jedem Schritt, den sie tat. Sie war jung – Rick schätzte, so etwa in seinem Alter – und trug einen grünen Mantel über einem grünen Kleid. Wow – wenn das kein Weihnachtswunder war. Obwohl diese junge Frau wohl keine Weihnachtselfe sein konnte – die schweren Springerstiefel an ihren Füßen und ihr dunkelblaues Haar sprachen anderes. Außerdem zog sie ein ziemlich griesgrämiges Gesicht, während sie sich kurz umwandte. Ricks Blick traf kurz ihren, und sie verdrehte die grünen Augen als er ihr verschmitzt zuzwinkerte. Ihr Begleiter war genauso groß wie sie – also klein – und schleppte einen enormen Wäschekorb vor sich her. „Warum muss ich das Schleppen übernehmen?“, beschwerte er sich, „Es ist nicht so als wär das meiste von dem nicht deins!“ - „Du hast die Waschmaschine zerlegt, erinnerst du dich?“, erwiderte sie süffisant, und ihr Blick fiel abermals auf Rick, welcher ihr abermals zuzwinkerte, „Das geschieht dir nur recht!“ Vielleicht überlegte er es sich mit der weihnachtlichen Waschmaschine noch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)