Zwillingstod von Annabeth ================================================================================ Kapitel 2: Boris ---------------- Kapitel 2 Boris Golden strahlte die Sonne in das Zimmer Lord Melsads. Der blaue Ritter richtete sich auf und fragte sich, was ihn geweckt hatte, als jemand sanft an die Tür klopfte. „Ja, so trete ein“, gab der Blonde ungehalten von sich. Ein kleiner Junge von kräftiger Statur betrat zögernd das Zimmer. „Mylord, Eure Schwägerin bittet Euch, die heutigen Bittsteller zu empfangen, da sie heute unpässlich ist. Sie bittet Euch, alles von Servenus protokollieren, damit sie sich ein Urteil machen kann“, sagte Janor Trief, sein Knappe. Müde und ausgelaugt schwang sich aus dem Bett und nickt beiläufig zu Bestätigung des Gehörten. Die Tür schloss sich hinter ihm und Lord Melsad zog ein beiges ärmelloses Wams über ein silber-weißes Hemd, an dessen Ärmel blaue Stickereien in Form von Fischen eingestickt waren. Dazu wählte er eine dunkelbraune lange Hose und legte sich den Schwertgurt um. Er trat an eines seiner Fenster und zog hinter einem Bild ein schmales Kästchen hervor. Darin lagen ein silberner Dolch, sowie eine Strähne blonden Haars. Beides gehörte zu einer Attentäterin, die ihn in Oent überfallen hatte. Es klopfte erneut und ertappt schob er das Kästchen zurück in das Versteck. An der Tür stand Ser Orme Rin, der Hauptmann der Burgwache und ehemaliger Knappe Lord Anthony Melsads. Der blaue Helm mit dem Fischkamm trug er auf dem Kopf, sowie ein Schuppenkettenhemd über seinem Wams. Lord Melsad folgte der stummen Aufforderung und lief mit ihm die Treppe des Turms hinauf, der sich zwei Stockwerke in die Höhe und Eines in die Tiefe hinab erstreckte. Boris’ Zimmer lag im untersten Stockwerk, nahe dem Rauschen des Flusses, der den Berg, auf dem die Burg errichtet wurde, vom Mortal trennte. Der Gang zu Audienzsaal war leer und tot, doch bald würde er sich mit Bittstellern und Hilfesuchenden füllen. „Geht und schickt die ersten herein. Und stellt gefälligst die Bänke an die Wände, die Leute sollen sich setzten dürfen“, befahl der Lord den zwei Wachen vor den Türen barsch. Eilig verneigten sich die Männer und verschwanden hinter ihnen durch eine Tür mit niedrigem Sturz, wobei sie sich bücken musste, sonst hätten ihre hohen Helme nicht hindurch gepasst. Der Audienzsaal war von den bunten Bannern von Melsad beherrscht, neben jedem Banner mit dem Wappen der alten Familie hingen Kleinere, die die Farben und Symbole der Vasalen zierten. Lord Frey und Lord Wormt hatten auf dem niedrigen Podest an der Kopfseite des Raumes platzt genommen und erhoben sich, als Lord Melsad sich auf den mächtigen Ratsstuhl nieder ließ. „Mylord, ihr habt Euren Mantel vergessen“, bemerkte der pummelige Lord Wormt. „Ich habe heute darauf verzichtet, da man mich wohl so oder so als Provinzlord erkennt oder?“, gab er erhitzt zurück. Der Herr von Groin zuckte zurück und senkte den Blick. Ein junger Herold verneigte sich und verkündete zwei Ritter an, die einen Verbrecher gefasst hatten. Der etwas zerlumpte Mann in der Mitte der gepanzerten Krieger sah sich verzweifelt um, doch niemand beachtete ihn, bis einer der Krieger vor trat, sich verbeugte und seinen Helm abnahm. „Mylord Wormt, Mylord Frey, Provinzlord Melsad. Dieser Man wurde in Pyrz gefangen, als er gerade dabei war, ein Pferd zu stehlen. Wir wagten es nicht, Hand an ihn zu legen, da man uns gesagt hatte, er würde von Euch gesucht“, sprach der Ritter, dessen Gesicht von Sorge und Alter zerfurcht war. „Ich danke Euch, doch leider müsst Ihr Euch die Belohnung teilen. Als Zeichen meines Dankes, lade ich Euch auf eine Nacht ihn der Sicherheit meiner Burg ein“, sagte Lord Melsad freundlich, auf dessen Wink zwei Wachen von der Wand traten und den Verbrecher in den Kerker brachten. Er begann zu schreien, bis ihm einer der Männer die gepanzerte Faust in den Bauch rammte, woraufhin er dich schluchzend krümmte und sie ihn rücksichtslos hinter sich her schleppten. Ein Diener eilte auf die Ritter zu und führte sie durch eine andere Tür in die Gästezimmer. Lord Melsad ließ die Zweiten vor, während Servenus das Urteil in einem dicken Buch festhielt, in das zu jeder Ratssitzung und Audienz Protokol zu führen war. Eine bleiche Frau wurde an einem Arm herein gezerrt. Der Mann der sie vor den Stuhl stieß, war ein einfacher Bürger. Ein kleines Kind stolperte zu seiner Mutter. „Wer hat was verbrochen?“, fragte Lord Wormt gemächlich „Dieses Weib dort, hat den Bastard geboren, der meinen Hund getötet hat. Ich verlange, dass Mutter und Kind bestraft werden“ Die Stimme des Mannes überschlug sich und klang im Boris Ohren misstönend. „Was hat sie zu ihrer Verteidigung zu sagen?“ Er wollte sich nicht länger mit dieser Lappalie beschäftigen. „Er ist doch erst vier, er weiß nicht was er getan hat“ Die Augen der Frau blickten ihn direkt und ohne Scham an. „So versteht doch, es lag nie im meiner oder seiner Absicht, jemanden zu verärgern. Ich bin nur eine einfache Bäuerin“ Sie weinte nicht, blieb kühl und beherrscht. Lord Melsad erhob sich, trat vor die Frau, half ihr auf und schickte sie mit ihrem Kind hinaus. Nun wandte er sich dem Mann zu. „Ihr habt die Beiden mit Gewalt hier her geschafft, dafür müsst ihr eine Schuld von neun silbernen Ären an die Frau zahlen. Geht nun und unterlasst es meine Zeit erneut zu verschwenden“ Alle im Saal hoben den Blick, senkten ihn aber sofort. Acht silberne Ären waren eine hohe Summe, doch sie vertrauten Lord Melsad. Der Mann wollte Einspruch erheben, doch die Wachen geleiteten ihn nach draußen und kontrollierten, dass das Schuldgeld an die Frau weiter gegeben wurde. Erst als der Provinzlord die Bestätigung erhalten hatte, ließ er sich wieder auf dem Stuhl nieder und rüstete sich für die Nächsten. Nach zwei Stunden hatte er einen steifen Hals und ließ eine Pause veranlassen. Er hatte Hunger und schickte nach Frühstück für die Ratsherren und Brot für die Wartenden draußen. Während der Mahlzeit unterhielten sich die Männer über die Ernte der letzten Jahre und diskutierten, wie man am Besten das kommenden Erntejahr nutzten könne. Doch Lord Melsad spürte, wie unruhig Lord Frey mit der Zeit wurde. Schließlich hob er die Tafel auf und gestattete den Soldaten, die Nächsten herein zu führen. Ein Gruppe Dörfler tappte mit staunenden Augen durch die Halle. Doch auf den zweiten Blick wirkten einige Mädchen starr wie Stein. Mit leeren Augen stolperten sie hinter ihren Müttern her. Ein muskulöser Kerl, der einen bandagierten Arm hatte, trat vor und verneigte sich linkisch. „M’lords. Danke für die Zeit, die sie uns geben. Wir hatten einen weiten Weg. Unser Dorf steht.... stand an der Grenze zu Bormag. Wir waren nie eine Bedrohung für irgendwen, doch vor .. vor einigen Wochen, da kam ein Mann ins Dorf. Rotes Haar, kräftig und gutaussehend. Er.. übernachtet in meinem Haus und am nächsten Morgen zog er weiter. Doch kaum zwei Tage später überfielen Soldaten des Königs unsere Männer auf dem Feld und raubten die Ernte. Sie gingen ins Dorf, plünderten, vergewaltigten und jagten alle auf den Marktplatz. Der rote Mann trat zu ihnen und“ seine Stimme brach und er begann zu zittern. Erschreckt erhob sich Boris, eilte zu ihm und sah in seine Augen. Angst und Verzweiflung. Der Mann fiel zu Boden, Diener lief vor und kümmerten sich um ihn, der Medicus schickte nach seinen Kräuterknaben. Einer der Dorfbewohner richtete den Sprecher auf und half ihm durch eine Tür zum Turm des Heilers. Einer der Schriftgelehrten ließ sich auf den Platzt des Medicus nieder und Lord Melsad setzte sich auf den Stuhl. Eine der Frauen erzählte in knappen Worten das Geschehene. Der rote Kerl hatte die Häuser niedergebrannt, ohne Fackel oder Öl. Danach wären die Männer abgezogen und die Dorfbewohner flohen über die Felder hierher. Bei diesem Bericht spannten sich die Ratsherren und wechselten beunruhigte Blicke. „Ich danke euch dafür. Eure Verletzten dürfen von unserem Heiler versorgt werden, die anderen werden im städtischen Gasthaus übernachten. Ich werde alle Kosten übernehmen“ Dankbar verneigten sich alle vor Lord Melsad und verließen den Raum. Boris Melsad erhob sich und ging zu einer der Türen. „Lord Wormt, Lord Frey. Wäret ihr so freundlich und übernehmt die restliche Fälle. Ich habe anderweitig zu tun“ Träges Nicken war die Antwort. Er hörte das leise Murmeln, als er den Raum verließ. Die Tür klappte laut hinter ihm zu, der Schlag hallte in dem kahlen Flur nach. Seine gestrafften Schultern sackten zusammen und er seufzte laut. Nie war er dafür bestimmt, den Provinzlord zu spielen, das war Aufgabe seines Bruders. Schnell schüttelte er den Gedanken ab, so wollt er nicht über Anthony denken. Eine Dienstmagd hüpfte aus seinem Weg. „Verzeiht“ Und schon huschte sie weiter. Die kleinen fleißigen Ameisen nannte seine Schwägerin sie. Für ihn waren sie nie sichtbar, dennoch begegnete er ihnen auf seinen Streifzügen durch die Burg. Die Türflügel der Bibliothek bäumte sich wie Pferde vor ihm auf. Nie hatte er verstanden, wozu diese riesige Tür gebraucht werden sollte. Keiner der Lords von Fluss und Berg waren je sonderliche Bücherfanatiker gewesen, dennoch hatte es jeder als wichtig erachtet, die Regale mit wertvollen Bücher und Schriftrollen zu füllen. ‚Man hortete Wissen wie Gold, bis es vonnöten wird. Doch der Zeitpunkt dessen wird nie klar sein. Deswegen muss man Vorsorge treffen’ Die Stimme seines Bruder hallte warm und freundlich in seinen Gedanken, doch die Worte klangen verwaschen. Er verlor die Erinnerungen an ihn. Niedergeschlagen drückte er das schwere Tor auf. Etwas zu warm. Miefige Luft schwallte ihn entgegen und schien seine Lungen zu erdrücken. Die hohen Fenster, die zwischen den Regalen fehl am Platz wirkten, ließen zwar genügen Licht ein, doch konnte man sie nicht öffnen und frische Luft einlassen. Eine Treppe führte zu den drei Stockwerken, die sich in Form von schmalen Balustraden die Wände hochzogen. Leitern und kleinere Treppen führten zu den Bücher. Doch bei der Masse der meisten Bücher war schon das Herunterholen eine Qual. Er konnte hoch oben die Decke sehen, über der die Gemächer des Medicus und seiner Gehilfen lagen. Dennoch wagte er nicht, hinauf zu gehen und nach den Informationen zu fragen. Seine Schritte hallten nicht im Raum, sondern wurden von den Wänden verschluckt. Es beunruhigte ihn keines Wegs, doch ein befremdliches Gefühl war es alle mal. Keine Klackern, kein dumpfes Echo, dass ihn sonst umgab, egal in welchem Raum der Burg er sich befand. Er warf einen Blick auf die Karte mit der Lage der jeweiligen Themenbereiche. Zunächst machte er sich auf die Suche nach Magiern und Elementaristen. Die Treppe war staubig und knarzte gefährlich, doch das kümmert Boris wenig. In einer Burg mit solchen Ausmaßen musste man sich daran gewöhnen, dass nicht alles immer sauber gehalten werden konnte. Das Licht aus dem Fenster neben Lord Melsad blendet ihn, machten ihn für kurze Zeit blind. Er spürte die Wärme der Sonne, sah die tanzenden Punkte und ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen. Im zweiten Stock konnte er die Leseecken und Nieschen sehen, der große Arbeitstisch mit den Fischbeinen, den samtbezogenen Stuhl seines Bruders, seines Vater, seines Großvater und dessen Ahnen. Nie würde er auf jenem thronähnlichen Monstrum sitzen können, ohne sich selbst zu narren. Er nickte träge und stieg weiterhinauf, schritt eine Galerie entlang und blieb vor einem Regal alter, lederbezogener Bücher stehen, eins dicker als das andere. In metallen Lettern oder auf kleinen Lederfetzten eingebrannt standen die Titel. ‚Über die Spirituellen’-‚Große Elemtaristen’-‚Magie der nördlichen Inseln’. Sein Finger glitt über den Buchrücken, während er die Namen las. Er stoppte an einem Buch, breit wie eine Schwertklinge, das statt eines Titels das Symbol der vier Elemente trug. Fast unbewusst, halb in Trance packte ihn etwas. Eine alte Erinnerung, die verging, ehe er sie fassen konnte. Erschrocken zuckte er zurück, als ob das Buch ihn gebissen hätte. Er suchte nach dem Gedanken, der ihn gepackt hatte. Verschwunden, verloren und unwiederbringlich. Seine Finger strichen über das Leder, packten es und zogen es mit einem Ruck heraus. Das Zeichen war im dicken Einband in Form eines Wappens abgebildet. Diamantförmig und viergeteilt bedeckte es die ganze Vorderseite. Feuer, rot und lodern, Luft, gräulich verschleiert, Erde, schwer und robust, Wasser, schnell und azurblau. Wie schön das Licht in der Emalierung glänzte, die Farben hervor hob. Die Bilder schienen lebendig und er könnte es nicht realisieren, dass dies nur Abbilder sein konnten. Lord Melsad ließ sich auf einem Sessel nieder, schlug das schwere Buch auf. Die vier Elemente war in das Pergament geprägt. Er strich über die Buchstaben. Darunter etwas kleiner: und die weiße Zitadelle. Einleitung Kapitel 1: Element des Angriffs – Feuer Kapitel 2: Element des Hinterhalts – Luft Kapitel 3: Element des Schutzes – Erde Kapitel 4: Element der Verteidigung – Wasser Kapitel 5: Die weiße Zitadelle und die Dämonen Das dicke Pergament wurde feucht von seinem kalten Angstschweiß. Dennoch schlug er die Seite um. Zu Beginn ist zu sagen, dass der Volksglaube, bestimmte magische Fähigkeiten, wie Elemenstbändigen, Spirituellmagie oder Heilkünste, nur in einem bestimmten Teil unserer erforschten Welt verteilt wären, Irrsinn ist. Magier und Bändiger trifft man überall an, sei es auf dem Herzkontinent oder in nördlichen Sphären. Selbstverständlich gibt es Familien und Clans, deren Nachfahren besonders ausgeprägte Fähigkeiten besitzen. Die alte Familie der oentischen Könige, die vor Jahren schon ausgestorben sind, hat große Elementsbändiger hervorgebracht. Elemenstbändigen bezieht seine Kraft nicht aus dem Körper des Bändigers, sondern aus der nahen Umgebung. Wenn jedoch keine ausreichende Energiequelle vorhanden ist, entzieht es dem Bändiger die Kraft. Doch die Mengen der Energie sind so gering, dass sie selten beschweren. Spirituellmagier und Heiler werden in den beiden anderen Büchern unserer Organisation behandelt. Er blätterte um, das Symbol für Feuer prangte unter den Kapitelnamen. Eine Seite weiter füllte ein Fließtext das Blatt: Feuer ist das Element des Angriffs, da es vor allem bei brutalen Schlachten zum Einsatz kommt. Es zu beherrschen ist eine schwierige Aufgabe für den jeweiligen Bändiger, da Feuer meist seinen eigenen Willen besitzt. Auch Wetterverhältnisse sind beim Gebrauch von Feuerbändigen sehr wichtig. Elementsbändiger, die die Luft beherrschen, können, ebenso wie Wasserbeherrscher, können fast unabhängig von äußerlichen Einflüssen ihre Kräfte nutzen. Feuer ist zudem das Element, dass am heftigsten bei den kleinsten Gefühlsschwankungen reagiert. Ausgeglichene Menschen können das Element ebenso gut beherrschen, wie Personen mit starkem Charakter oder großem Selbstvertrauen. Personen mit starken Rachegelüsten oder Gefühlskalten wird der Gebrauch von Feuer abgeraten. Jedem, der Feuer zu bändigen sucht, sei eine Warnung gegeben: Feuer ist wild, ungezügelt und brutal. Elementsbändiger, die wenig Erfahrung mit dieser Kraft haben, wird geraten, die ersten Versuche mit Feuer nur mit einem oder mehreren anderen Bändigern oder Mentoren durch zuführen. Ein geübter Feuerbeherrscher ist in der Lage, ein Objekt seines Beliebens mit Feuer zu zerstören oder bei feuerfesten Gegenständen, die Flammen auf dessen Oberfläche erscheinen zu lassen. Zudem sind sie in der Lage, Gegenstände, vor allem Waffen, aus Feuer entstehen zulassen. Konzentration wird von jedem Elementsbändiger erfordert, vor allem den Feuerbeherrschern. Die Tür wurde oberhalb aufgestoßen, der Medicus trappelte die Stufen hinab und blieb auf seiner Höhe stehen. „Mylord, kann ich ihnen behilflich sein?“, reif er hinüber. „Ich danke, doch kann ich mich hier sehr gut zurecht finden. Kümmert Euch besser um die Verletzten, sie benötigen mehr Hilfe als ich“, gab er freundlich zu dem freundlichen, schwarzhaarigen Mann. Der nickte, lächelte und wandte sich zum gehen. Ein Schreien dröhnte von oben: „NEIN!! NICHT MEINE VERLOBTE! NEIN, VERSCHWINDE DU BASTARD! NEeeeeeein. Nein, verschw....“ Erschrocken starrten beide Männer an die Decke. Man hörte Fußgetrappel und das Stöhnen eines Verletzten. Zwei Stufen auf einmal nehmend hechtete der Heiler wieder zu seinen Gemächern, Lord Melsad dicht auf den Fersen. Gleichzeitig stolperten sie in den Raum. Eine Mann wand sich in fürchterlichen Krämpfen auf seinem Lager, Schaum klebte vor seinem Mund, er keuchte und krümmte sich. Servenus eilte zu dem großen, zwei Wände füllenden, Kräutervorrat. Panisch warf er Bündel von getrockneten Planzenteilen zu Boden, auf der Suche nach einem Mittel für den Mann. Doch er fand nichts. Bestürzt musste er zusehen, wie einer seiner Patienten von seinen Augen verstarb. Seine Augen spiegelten Hilflosigkeit wieder, auch Angst und seltsamerweise etwas Wissendes, als könnte er erahnen, was diesen Mann so quälte. Lord Melsad bemerkte, dass die Jungen ebenfalls noch im Raum waren. Er wollte sie gerade hinaus schieben, als der Medicus die Hand hob. „Sie sollen bleiben. Es ist ein Teil ihre späteren Tätigkeit, dass sollen sie so früh wie möglich lernen. Und es ist auch eine Lebenserfahrung“ Servenus sah mehr den je wie ein alter, verbrauchter Mann aus. Lord Melsad wandte sich zur Tür und ließ die Schultern hängen. „Ich gehe jetzt besser, ich habe noch zu tun. Kümmert euch weiter um die Verwundeten und, wenn möglich, keine weitern Tote“ Servenus konnte nur nickten, dann war der Lord schon verschwunden. Nach der düsteren Atmosphäre der oberen Räume, war Boris zuerst geblendet von der Helligkeit der Bibliothek, gewöhnte sich jedoch schnell daran. Ausgelaugt stieg er die Stufen zum Regal zurück. Auf dem Galerieboden lag immer noch das Buch, mit dem Rücken nach oben. Er bückte sich und hob es auf. Las den erstbesten Absatz auf der Seite: Sie werden in jedem der vier Länder geboren, doch ihre Fähigkeiten sind nicht an die Geburtsländer gebunden. Meist sind es Kinder von politischen oder magischen Führungspersonen. Die Geschlechterverteilung ist nicht geregelt, aber Oent macht eine Ausnahme, da, Aufgrund des Schwures, Männer Tötungsverbot haben. Manchmal wissen die Träger nicht einmal, dass sie Einen von Ihnen in sich tragen, so kann es geschehen, dass die Fähigkeiten auch plötzlich auftreten können. „Boris Melsad! Wo bist du hin verschwunden? Dein Verhalten ist ungebührlich gegenüber den anderen Ratsherren, den Bürgern und Bittstellern, dazu kommt noch die Dienerschaft und die Wachen. Wir stehen wir jetzt da?“ Die Stimme seiner Schwägerin schnitt durch die Stille wie ein Schwert durch Stoff. Verärgert legte er das Buch beiseite und beugte sich hinab, um zu sehen, warum sie denn einen solchen Aufruhr machte. Hinter hier, ein diskretes Gesicht aufsetzend, stand Orme Rin. Lady Melsad stand am Fuße der Haupttreppe und starrte fast denkrecht nach oben. „Pass auf, meine Liebe, sonst brichts du dir noch den Hals, wenn du so nach oben blickst!“, rief er spöttisch hinab. „Du solltest aufpassen, was du sagts, sonst kannst du b...“ Ser Rin hob beschwichtigend die Hand. Lady Melsad schloss genervt die Augen. Vorsichtig, um nicht eines der Bücher mit dem langen Schwert an seiner Seite zu beschädigen, schritt der Hauptmann der Wache die Treppe hinauf. Erst, als er direkt vor dem jüngeren Mann stand, fing er zu sprechen an und zwar so leise, dass man unten nichts mehr verstehen konnte. „Mylord, verzeiht diese Störung, doch man hat am Fischtor und am Westtor hat man viele Tote gefunden. Ihr solltet euch darum kümmern, da die Leute verstört sind. Auf Euch werden sie hören und auf Euer Wort vertrauen “ „Warum nicht meine Schwägerin, sie ist doch die rechtmäßige Provinzherrin?“ „Sie hat doch ein solch schwaches Gemüt! Die Leichen wurden entstellt und sind dementsprechend abschreckend. “ Boris Melsad konnte es nicht fassen. Es gab unten in der Stadt Tote und er hatte noch so viel zu tun. Mit einer wütenden Bewegung unterbrach er den Redeschwall des Mannes. „Kümmert euch um sie während ich mich mit den Toten auseinandersetzte!“, befahl er unwirsch. Ohne auf eine Antwort zu warten schob er sich am Ritter vorbei und lief eilig die Treppe hinab. Lady Melsad am untersten Ende der Treppe wurde auch ignoriert und ohne einen Blick zurück, entfloh er der seltsamen Stimmung der Bibliothek und ließ sein Pferd satteln. Nach dem er aufgestiegen war, richtete er den, ihn begleitenden Wachen, seine Ordern aus. Der Hauptweg war stark befahren, doch der Weg zum Fischtor lag verlassen und unbeachtet da. Auf dem langsamen Ritt nach unten fielen ihm tiefe Hufspuren auf, als ob jemand so wahnsinnig gewesen wäre und den Hang hinab galoppiert wäre. Als er jedoch den Blutsee von Weitem sah, vergas er die Spuren und trieb sein Pferd zu schnellem Trab an. Steinchen stieben auf, als er vor den Toten hielt. Jemand hatte ein blutiges Massaker angerichtet, zwei von den verdreckten Gestalten hingen die Gedärme aus dem Bauch. Nun verstand er, warum Orme Rin diesen Anblick lieber vor der Witwe seines Herren verbarg. Die Soldaten versuchten mit Mühe, die aufgebrachten und verängstigten Bürger vom blutdurchtränkten Kampfplatz fern zu halten. Erst, als Boris sich gemeinsam mit einem anderen Ritter Melsads hinüber zu einem Gasseneingang begab, beruhigten sie sich etwas. „Niemand hat etwas gehört oder gesehen, es war anscheinend sehr spät und der Nachtwächter war wieder mal...“ Der Soldat, der gesprochen hatte beendete seinen Satz nicht, da der Provinzlord durchaus im Bild war, dass der Nachtwächter nicht immer seinen Pflichten nach ging. „Bitte beruhigen sie sich, ich werde mich um den Vorfall kümmern, ich bitte sie wieder in ihre Häuser zu gehen. Wer etwas gesehen oder gehört hat, soll bitte morgen ins Schloss kommen. Ich verspreche, so schnell wie möglich den Täter zu finden und über ihn zurichten“ Langsam, wich die Masse zurück und verstreute sich langsam. „Mit leeren Floskeln konntet Ihr schon immer gut umgehen, müsst ihr wohl von Eurer Schwägerin haben“, scherzte der Ritter. Wütend drehte er sich um, sein Blick allein reichte schon aus, um ihn zum schweigen zu bringen. Boris rannte an ihm vorbei zu den Toten. Eine Wache trat an ihn heran, etwas nervös und beunruhigt. „Es sieht aus, als ob alle mit derselben Technik getötet worden sind. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass das eine einzelne Person getan haben könnte. Und diese dort“ Seine Hand, mit der er auf die Leichen deutete, zitterte „sehen aus, als ob man sie mit dicken Spießen getötet hat, aber eine solche Waffe kann nicht existieren. Am Westtor sieht es jedoch so aus, dass es zwei waren, mindestens“ Der Man blickte ihm ins Gesicht, sie Augen von Sorge getrübt. Lord Melsad klopfte ihm auf die Schulter und ging zurück zu seinem Pferd. Er bedeutete seinen Wachen, ihm zu folgen. Sie ritten die Gasse entlang, die zum Westtor führte. Das Klappern der Hufe vertrieb die Leute, die kurz vor dem kleinen Platz standen. Das Massaker war nicht so groß wie auf dem Fischplatz, dennoch nicht minder blutig. „Wer könnte eine solche Gräueltat begangen haben, Mylord?“, fragte einer der Wachen, als er vom Pferd abstieg und den Platz begutachtete. „Ich würde sehr viel darum geben, es zu wissen. Doch auf jeden Fall muss die Person oder bessergesagt die Personen extrem gefährlich sein“ „Wie kommt Ihr auf die Annahme, dass es mehrere Personen sind?“, fragte der Ritter neben ihm. „Zum einen, weil der letzte Tot von hinten erstochen wurde, was kein normaler Mensch geschafft hätte. Und zum Anderen, weil in einer der Leichen ein Pfeil steckt“ Er beugte sich vor und zog den langen Schaft aus dem Toten. Er war aus pechschwarzem Holz, hatte eine schwarzgefärbte Metallspitze und blauschwarze Federn am Ende. Nervös spielte er mit dem Pfeil. Solche hatte er auf de Märkten gesehen, jenseits des Kanals. Ein Schauer, wie tausend kleiner, eiskalter Finger, rann ihm langsam wie Wasser über den Rücken und seine Arme und Beine hinab. Einer der Männer hatte ein riesiges, klaffendes Loch im Rücken und lag auf dem Bauch. Vorsichtig drehte der Provinzlord den Toten um. Fettes, aufgedunsenes Fleisch mit starren, glasigen Augen und einem Mund, der mit abgebrochenen und schlechten Zähnen gefüllt war. An seiner Stirn war ein Zeichen. Es war rund und mit eckigen Symbolen verziert. Er winkte einem Soldaten. „Ja Herr?“ „Holt einen Zeichner, der das hier auf ein Stück Pergament bindet! Ich will mir das Genauer ansehen, doch...“ Er machte eine vage Handbewegung. Der Soldat schickte sich an, sofort den Zeichner zu finden. Lord Melsad lief von Totem zu Totem und besah sich die Gesichter. An Allen fanden seine Männer dasselbe Zeichen, nur an verschiedenen Stellen. Jemand stand plötzlich hinter ihm. „Mylord, Ihr habt nach mit schicken lassen?“, fragte eine barsche Stimme. Boris drehte sich um und erblickte den städtischen Maler, der neben seinem verängstigten Burschen stand. „Ich danke für Euer Kommen. Wäret ihr so freundlich, dieses Zeichen abzumalen?“ Er deutete auf einen Toten. Mit krauser Nase beugte sich der Maler vor und besah sich das Zeichen. Er nickte, wiederwillig. Der Provinzlord bedankte sich und bat, dass ihm die Zeichnung zugestellt werden sollte. Er wollte hinauf zum Schloss, er hatte genug von Toten, genug von diesem Tag, der ihm nur Ärger bereitet hatte. „Räumt hier auf, bringt mir Waffen und Ausrüstung. Verbrennt die Toten außerhalb!“ Er fühlte sich unwohl, wie eine alte Erinnerung, die langsam zurück kehrte, musst er an den Pfeil denken und auch an den filigranen Dolch, die Haarsträhne. Er ritt in der Grupp der Wachleute den Berg hinauf und bemerkte erneut die Spuren. Plötzlich hielt er an. „Sind Pferde aus den Ställen entwendet worden?“ „Nein, M`lord, soweit ich weiß nicht“ „Keine verschwunden Dienstboten oder Wächter?“ „Nein, der Haushofmeister hat heute erst alle gezählt und eingetragen“ „Seht in den Ställen nach, ob leere Boxen sind, in denen Pferde gestanden haben!“ „Ja M`lord“ Die Männer ritten weiter und Lord Melsad hing seinen Gedanken weiter nach. Ein seltsamer Gedanke bildete sich in ihm. Was wenn der Dolch, das Zeichen und das Buch, das er heute angelesen hatte, in Verbindung standen? Doch er schüttelte die unsinnige Idee ab. Warum sollte es denn so sein? Er hatte sich auf Wichtigeres zu konzentrieren und musste sich um seine Schwägerin sorgen, da konnte er sich solchen Hirngespinsten nicht hin geben. Es war noch nicht mal Mittag und er hasste diesen Tag schon jetzt. Die Sonne brannte in seinen Augen, als sie aus dem dunklen Wald hinaus und mitten ins Sonnenlicht ritten. Die Soldaten am Tor richteten sich ein Stücken aus, als die Kolone unter dem Fallgitter hindurch ritt, und dahinter in den ersten Vorhof kamen. Die zweiten Burgmauern ragten hoch neben ihnen auf, als sie von den Pferden stiegen und den herbeigeeilten Stallburschen die Zügel übergaben. Das zweite Tor war nicht so stark befestigt, dafür verzierter und erhabener. Gemeißelte Fische schwammen in verschnörkelten Wellen rund um den Bogen und auch am Tor waren Angeln, die ein Schmied in Fischform geschmiedet hatte, samt Schuppen und Flossen. Hinter diesem Tor wartet das kleine Gasthaus für die hochwohlgeborenen Besucher und die wichtigeren Boten, daneben eine kleine Schmiede und diverse Haushaltsgebäude. Dort traf er auf Orme Rin, der mit einem Diener sprach. „Wo befindet sich meine Schwägerin, Ser?“, fragte Boris harsch. „Sie ist im Garten spazieren“, antwortete der Ritter kühl, ehe er sein Gespräch wieder auf nahm. Lord Melsad ging am zweiten Wehrgang entlang, auf dem nur hie und da Wachen standen und träge auf den steilen Hügel und die Wälder starrten. Als er einmal halb um den Hauptkomplex herum gegangen war, verwehrte ihm ein niedriges Tor den Einlass in den Garten. Als er klopfte, öffnete eine alte Gesellschafterin seiner Schwägerin eine winzige Pforte, durch die er sich zwängen musste. Dahinter erwarte ihn ein riesenhafter Garten der von einer Seite vom zweiten Wehrgang und von der Anderen durch die Hauptburg abgegrenzt wurde. Der niedrige Wasserturm, der das Zimmer Boris` barg, stand fast einsam an einem Ende des Gartens. Er seufzte, als sein Blick über die üppige Blumenpracht und die fast endlosen Hecken und Sträucher glitt, die sein törichter Bruder für seine geliebte Gemahlin hatte anlegen lassen. Die Alte hatte sich mit einem Krug Bier am Tor niedergelassen und beobachtet ihn aus kleinen, kritischen Augen. Häufig wurde der Lord auf diese Weise gemustert und er hasst es jedes Mal. Wie als wenn man einen Hund oder ein Pferd maß und abwägte, ob man es kaufen, oder doch lieber lassen sollte und ein Anderes wählen solle. Immer waren es die alten Bediensteten seines Bruders, die ihm mit Missbilligung begegneten und ihm vorführten, was für in schlechter Ersatz für seinen Bruder sei. Nie sahen sie, was er leistet, doch alle seine Fehlentscheidungen zählten sie ihm auf, und seien es Dinge, die sich vor Jahren zu getragen hatten. Er war es leid, immer im Schatten seines Bruders leben zu müssen. Verärgert lief er über die sauberen Kieswege und über den ordentlichen Rasen auf den großen, weißen Pavillon zu, indem er die Lady erwartet. Mit müdem Blick sah sie über die Blumen, den Teich und bis hin zu den Mauern aus hellem, gelben Sandstein. „Was ist untern geschehen?“, fragte sie, kaum dass er unter dem Dach stand. „Mehrere tote Räuber oder der gleichen. Ich weiß nichts genaueres, vor allem nicht, wer sie ermordet hat. Auf der Seitenstraße waren tiefe Hufspuren, doch wie es aussieht fehlen weder Pferde noch Dienstboten. Ich mache mir ernstliche Sorgen um unsere Stadt“ Er seufzte, fühlte sich plötzlich um Jahre gealtert. Die Falten um Augen und Mund seiner Schwägerin waren noch tiefer und ihre Gesichtsfarbe noch grauer als sonst. Einige grauen Haare stahlen sich wie Diebe in ihre wallende Mähne. Zittrig atmete sie aus und drehte sich um. „Kümmere dich bitte darum, ich fühle mich nicht in der Lage dazu“ Ihre Haltung war aufrecht, das Kinn gerade vorgestreckt und erhaben, doch ihre Augen sprachen mehr Wahrheiten aus, als sie sollten. Ihre Hand zuckte nervös an ihrer Seite, krallte sich in den feinen Stoff des Kleides. Boris verneigte sich und wandte sich langsam ab. Er spürte ihren Blick im Nacken, als er die Treppe hinauf stieg und die schwere Tür entriegelte und aufdrückte. Im Inneren war es fast kalt und er fror etwas, doch er mochte die dunklen, breiten Gänge, die schweren, bunten Wandbehänge von Jagdszenen und wichtigen Kämpfen. Die Treppe war ausgetreten und schimmert im Licht einer verglasten Schießscharte. Seine Gemächer waren aufgeräumt worden und das Bett aufgeschüttelt. Das Rauschen des Flusses war eine Art Hintergrundgeräusch, an die er sich in den Jahren gewöhnt hatte, die er schon in diesem Zimmer wohnte. Eigentlich gebat es die Pflicht ihm, in die Gemächer des Lord zu ziehen, die im Nordturm lagen. Doch dann hätte er seine Schwägerin aus ihrer angestammten Wohnung verdrängt, was sie bestimmt nicht gern gesehen hätte. Er hatte Respekt vor der Witwe seines Bruders, obwohl sie kaum älter war als er. Der Blick vom Fenster aus, hatten eine Farbenpracht an sich, die man nur selten sehen konnte. Die Burg lag hoch, dass man zuweilen die darunterliegenden Flächen vor lauter Wolken nicht mehr sah. Doch bei solch klarer Sicht und des kräftigen Frühlingssonne trübten keine Schleier die Sicht. Das gesamte Zimmer war vom trüben Licht erfüllt, dass die Fenster spendeten. Der nördliche Hang fiel steil ab und ihm zu Füßen lag der schäumende, wütende Fluss. Dichte Wälder breiteten sich östlich seines Blickes aus, bis sie Steinen und Geröll weiter oben auf den windumtosten Gipfeln des Mortals wichen. Felder mit gelben Ären und grünem Gras erstreckten sich nach Westen und Norden, immer wieder durchbrochen von Straßen, Wegen und dem gepflasterten Botenweg nach Nürgart. Er schloss die Augen und spürte das Brennen der gereizten Seeorgane. Blind drehte er sich um und schritt durchs Zimmer, bis er mit den Knien gegen das Bett stieß und sich einfach auf die Matratze fallen ließ. Müdigkeit wallte in ihm hoch und er sank in tiefen Schlaf. Sein Traum war seltsam. Hoch oben auf einem Thron aus blutigen Köpfen saß ein Mann, ihm gegenüber eine junge Frau, die Waffen und Rüstung trug. Ihre Haare waren unter einem schlichten Helm versteckt und in der Hand hielt sie eine Maske aus Stahl. Armschoner und Beinschienen aus dem selben blanken Metall wie Helm und Maske. Ein Kettenhemd, dass fast so aussah, als ob es gesponnen wäre, bedeckte Schultern, Hals, Oberkörper und die Arme bis zum Schutz. Der Mann auf dem Thron hatte ein hartes, kaltes Gesicht und ein blindes Auge. Das Andere war im Schatten seiner Nase versteckt. Dunkles, blutrotes Haar hing zottelig von seinem Kopf. Um Beide herum war ein Sturm, in dem Stahl blitzte, Blut auf den Boden tropfte und Flammen Menschen zerfraßen. Schreie, dumpfes Waffengeklirr und Kriegsrufe schallten im Raum herum. Und plötzlich, hob die Frau die Hand und der Thron zerfiel in seine Einzelteile. Geister erhoben sich und erstachen den Mann. Jemand hämmerte gegen die Tür. „Mylord, wir haben Gäste, öffnen Sie, es eilt!“ Janor Triefs Stimme war höher als sonst und als Boris die Tür öffnete, huschten die Augen des Jungen hin und her, als jagten sie etwas. „Was für Gäste?“, grummelte Lord Melsad ungehalten. „Ein Sandlord mit einer kleinen Gefolgsschaft. Er hat sich als Lord Cermla von den Winden vorgestellt. Die Lady hat veranlasst, ein Fest vorzubereiten. In zwei Stunden müssen Ihr Euch vorstellen!“ Er hasste Stress. Er hasste Feste. Er hasst alles, was ihn von seiner Geruhsamkeit abhielt und unnötige Zeit verschwendete. Lieber würde er weiter in den Büchern lesen, die er heute früh gefunden hatte. Doch er war der Pronvinzlord und er musste wieder mal vorführen, wie gastfreundlich freranische Häuser waren. „Lass Wasser bringen, ich gedenke zu Baden. Aber nicht so warm, es ist draußen so schwül. Und holt meine Schwägerin, sie soll mir sagen, was ich tragen soll“ Janor beeilte sich und kaum zehn Minuten später, klopfte es gegen die Badezimmertür und er durfte ins kühle Wasser steigen. Wasser beruhigte ihn immer. Manchmal dachte er, er könne nur richtig leben, wenn er Wasser um sich hatte. Nie war er müde, den Fluss zu beobachten und sich zu fragen, warum das Wasser ausgerechnet aus den Bergen kam oder wieso es überhaupt floss. Er hörte kurze Zeit später die verärgerte Stimme der Lady Melsad im Nebenzimmer und beeilte sich, so schnell wie möglich aus der Wanne zu steigen und sich abzutrocknen. Nur in einem dünnen Hemd und alten Hosen kam er herüber. „Ich danke dir für dein Kommen, wärst du so freundlich, mir zu sagen, was ich anziehen soll, bevor du wieder rummeckerst?“ Sie warf ihn einen wütenden Blick zu und wühlte in seinem Schrank. Schließlich reichte sie ihm eine einfache, beige Hose, ein hellblaues Hemd und ein kurzärmliges Wams in kräftigem orange. „Zieh das an!“ Damit verschwand sie wieder. Orange, die Farbe, die er am meisten hasste. Wiederstrebend kleidete er sich an, gürtete sein Schwert und verließ sein Zimmer. Im Garten war es noch angenehm, doch die drückende Schwüle war geblieben, machte das Atmen schwer und ließ sogar auf den hitzeabgehärteten Stirnen der Iluntrer Schweißtropfen stehen. Der muskelbepackte Kerl, der sich als Cermla von den Winden vorstellte, schien das jedoch nicht zu stören, er war vollauf begeistert von den wunderschönen Blumen zu schwärmen, die es hier im Garten zu sehen gab. „In der Wüste kennen wir solch dauerhafte Blumenpracht nicht. Einmal pro Jahr gibt es den Sonnenregen, danach blüht alles für ein Paar Wochen und verdorrt aber sofort wieder! Dass Ihr hier kaum ein paar Meilen weiter so viele Farben in Eurem Garten hat, verwundert mich doch sehr“ Sein Gesicht war wie ein offenes Buch, doch etwas zu offen, um echt zu sein. Doch seine Schwägerin viel darauf hinein und begann von den Anstrengungen zu plappern, die vonnöten gewesen waren, um alles so herzurichten wie es jetzt war. „Wäre es nicht besser, nun Platz zu nehmen und zu essen, unsere Gäste sind sicher hungrig“, sagte Lord Melsad bestimmt und alles fand sich um den weißen Tisch. Der erste Gang wurde aufgetragen. Ein frischer, grüner Salat. Der Lord von den Winden war so überrascht, das er erst sehr spät zur Gabel griff. „Was führt euch nach Frera?“, fragte Lady Melsad. „Ich bin auf der Suche nach einer jungen Frau. Sie ist meine Verlobte und wurde von einigen Widerstandskämpfern verschleppt, weshalb ich beschlossen habe, nach Bentorez zu gehen, und sie dort zu suchen“ Cermla stopfte Salat in seinen Mund, der mit Öl verschmiert war. Boris ließ die Antwort auf sich wirken. „Wäre es Euch recht, wenn ich Euch begleiten würde. Ich wollte sowieso nach Bentorez und wenn Ihr einen Lord aus Frera bei Euch habt, werdet ihr ernster genommen“ Sein Gast hob den Kopf, ein listiger Blick in den Augen. „Selbstverständlich, es wäre mir eine Ehre und Freude“ Er grinste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)